Katholische Demokraten?

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overkott
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Katholische Demokraten?

Beitrag von overkott »

Gibt es katholische Demokraten? Was denken katholische Demokraten heute?

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Maurus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Maurus »

ad 1: Ja, gibt es.
ab 2: So alles mögliche.

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cantus planus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von cantus planus »

Solange Demokarten außerhalb der Kirche denken, ist es für mich in Ordnung. Demokratie innerhalb der Kirche ist ein Zeichen der Zersetzung.
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Linus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Linus »

Jetzt gibts schon Einlaßkarten für Demos? Mann ihr Deutschen neigt doch schon sehr zur Bürokratisierung :D
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cantus planus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von cantus planus »

Demokraten! Ich meinte doch DEMOKRATEN! :freude:
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julius echter
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von julius echter »

overkott hat geschrieben:Gibt es katholische Demokraten? Was denken katholische Demokraten heute?
Warum soll es die nicht geben; beides - Katholisch und Demokratie - schliessen sich doch nicht aus. Was soll diese Frage?
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regina 32
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von regina 32 »

overkott hat geschrieben:Gibt es katholische Demokraten? Was denken katholische Demokraten heute?
bezeichnest Du Dich denn nciht als Demokraten, gehst Du nicht zur Wahl? äusserst Du nicht frei Deine Meinung????

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Maurus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Maurus »

cantus planus hat geschrieben:Solange Demokarten außerhalb der Kirche denken, ist es für mich in Ordnung. Demokratie innerhalb der Kirche ist ein Zeichen der Zersetzung.
Vor allem muss man die Balztänze der Mächtigen in der Kirche wirklich nicht haben. Auf Staatsebene ist es ein Übel, mit dem man leben kann, Wahlkämpfer und Profilneurotiker in der Kirche braucht keiner.

Im Prinzip sieht das übrigens auch der Staat so.
Denn: Es ist völlig egal, ob das Amt des Ministerpräsidenten durch Wahlkampf, Wahltaktik oder Amtsführung beschädigt ist. Es ist wichtig, weil der Inhaber Macht hat. Das Ansehen spielt keine Rolle,

Anders der Bischof. Der Bischof hat nur die Macht, die er aufgrund seiner Weisheit und Hirtenbefähigung bei der Herde geltend machen kann (seine Funktion gegenüber dem Klerus mal außen vor). Es ist eine geistliche Gewalt. Zwang wie eine Behörde kann er nicht ausüben. Dieses Amt kann also sehr wohl durch den Inhaber beschädigt werden, auch durch ein eventuelles öffentliches Geschachere um die Wahl.

Beim deutschen Bundespräsidenten steht auch genau das im Vordergrund. Macht hat der Präsident nicht. Er kann nur durch seine Person wirken und seine Stellung als Staatsoberhaupt. Der Posten würde durch einen aggressiven Wahlkampf völlig unmöglich gemacht, der erfolgreiche Kandidat von einem großen Teil der Bevölkerung abgelehnt (genau wie beim Ministerpräsidenten, nur dass man sich dessen Macht eben beugen müsste). Das Amt wäre behindert. Deshalb wird der Bundespräsident nur von einer Versammlung gewählt, der Bundesversammlung. Wenn schon der Staat zu dieser Einsicht gekommen ist, dann sollte die Kirche bei dieser Einsicht bleiben.

Noch etwas ist gewichtig: Die Bürger wählen in der Demokratie ihre Vertreter für die Teilhabe an der Staatsgewalt. Das ist etwas völlig anderes, als die Wahl eines Geistlichen in ein Amt. Dieser Amtsträger wird zum Hirten bestellt, nicht zum Vertreter der Gläubigen. Schon deswegen sind beide Systeme kaum vergleichbar.

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Pelikan
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Pelikan »

Maurus hat geschrieben:Noch etwas ist gewichtig: Die Bürger wählen in der Demokratie ihre Vertreter für die Teilhabe an der Staatsgewalt.
Das ist so ganz und gar nicht stimmig. Demokratie bedeutet: Alle herrschen. Die Tatsache, daß überhaupt Vertreter ins Spiel kommen, und nicht jeder seine Teilhabe persönlich ausübt, ist bereits sehr problematisch für einen demokratischen Staat. Ein repräsentatives System wäre vielleicht praktibel, wenn der Vertreter an ein imperatives Mandat gebunden wäre (allerdings selbst dann kaum in großen Massen). Aber ein Mann, der in beinahe jeder Frage in der Versammlung anders abstimmt, als ich abstimmen würde, mag vieles sein, aber mein Vertreter ist er sicherlich nicht. Ihn so zu bezeichnen ist blanker Euphemismus. Folglich kann Teilhabe in einem solchen System nur Illusion sein.

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Maurus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Maurus »

Pelikan hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Noch etwas ist gewichtig: Die Bürger wählen in der Demokratie ihre Vertreter für die Teilhabe an der Staatsgewalt.
Das ist so ganz und gar nicht stimmig. Demokratie bedeutet: Alle herrschen.
In der Theorie vielleicht. In der Praxis gibt es - auch ohne parlamentarisch-repräsentatives System - immer Alpha-Tierchen.
Die Tatsache, daß überhaupt Vertreter ins Spiel kommen, und nicht jeder seine Teilhabe persönlich ausübt, ist bereits sehr problematisch für einen demokratischen Staat.
Es gäbe auch Probleme, wenn immer jeder direkt seine Teilhabe ausüben würde.
Ein repräsentatives System wäre vielleicht praktibel, wenn der Vertreter an ein imperatives Mandat gebunden wäre (allerdings selbst dann kaum in großen Massen). Aber ein Mann, der in beinahe jeder Frage in der Versammlung anders abstimmt, als ich abstimmen würde, mag vieles sein, aber mein Vertreter ist er sicherlich nicht. Ihn so zu bezeichnen ist blanker Euphemismus. Folglich kann Teilhabe in einem solchen System nur Illusion sein.
So kann man die Mandatschaft mE nicht interpretieren. Eine Vielzahl politischer Fragen stellen sich im Wahlkampf nicht, oder sind von untergeordneter Bedeutung. Sie fließen gar nicht in die Wahl ein. Zudem entsendet nicht jeder seinen persönlichen Vertreter (dann hätte das Parlament in D 82 Mio Sitze). Jeder Abgeordnete steht aus quasi für einen Teil des Volkes, dessen Willen er zum Ausdruck bringen soll. Das kann er nicht, wenn er immer nur Vertreter der Interessen eines Einzigen sein soll.

Insgesamt jedoch befolgen die Abgeordneten dem Willen des Wählers, täten sie es nicht, verschwänden ihre Parteien von der politischen Bildfläche, wie es ja auch schon geschehen ist. Nehmen wir die SPD. Offenbar ist es so, dass die SPD den Willen derer, die sie noch vor 12 Jahren gewählt haben nicht mehr adäquat zu Ausdruck bringt. Folglich fehlen ihr viele Wähler. Es ist unwahrscheinlich, dass all diese Wähler schon früher mit der Stellvertretung durch die SPD immer zu 100% einverstanden waren. Aber zu sehr durfte sie eben dann doch nicht von dem abrücken, was ihre Wähler von ihr verlangen. Also kommt im Niedergang der SPD sehr wohl der Wille der Wähler zum Ausdruck und damit auch seine Teilhabe an der Staatsgewalt. Viel direkter wäre diese auch in einer direkten Demokratie nicht, denn auch dort würde die Stimme des Einzelnen allein ja noch nichts ausrichten.

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julius echter
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von julius echter »

cantus planus hat geschrieben:Solange Demokarten außerhalb der Kirche denken, ist es für mich in Ordnung. Demokratie innerhalb der Kirche ist ein Zeichen der Zersetzung.

Diesen Satz bezeichne ich als dummes geschwätz; die Kirche hat schon ganz andere Dinge überlebt und eine gewisse Form von Demokratie hat es in der Kirche immer schon gegeben, erinnert sei nur an die Konzilien der Vergangenheit.
Ein Konklave z.B. ist eine demokratische Wahl, jedenfalls in bestimmten Grenzen.
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martin v. tours
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von martin v. tours »

natürlich ist ein konklave eine wahl. aber der papst muss sich nicht nach vier jahren der wiederwahl stellen .gott sei es gedankt.
wenn es um den glauben geht,hat für mich demokratie in der kirche nichts zu suchen.
ausserhalb der kirche betrachte ich mich als demokraten auch wenn du zugeben musst:
demokratie ist die diktatur des mittelmasses. das muss nicht immer schlecht sein-ist es aber oft.

martin v. tours
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
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julius echter
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von julius echter »

Dass in der Kirche in vielen Dingen demokratisch diskudiert werden muss ist doch wohl klar, ebenso klar ist, dass es dann am Ende zu einer klaren Entscheidung kommen muss, wohl auch. Eine Demokratie wo am Ende die Dinge zerredet werden lehne ich in der Kirche auch ab.
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overkott
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von overkott »

cantus planus hat geschrieben:Solange Demokarten außerhalb der Kirche denken, ist es für mich in Ordnung. Demokratie innerhalb der Kirche ist ein Zeichen der Zersetzung.
Wie denkt ihr Gott? Als Herrscher? Als Vater? Als Bruder? Als Diener?

Wie denkt ihr die Kirche? Als Staat? Als Stadt? Als Stamm? Als Stumpf?

Wie denkt ihr die Regeln Gottes? Als Gesetz? Als Gebot? Als Gnade?

Die Theologie Christi ist die der Selbsterniedrigung Gottes: Der Herrscher ließ sich herab und wurde zum Diener aller. Der Staat wurde zum Senfkorn. Das Gesetz wurde zum Geschenk.

Daher ist Christus der erste Demokrat im Volk Gottes, der erste Bruder in der Familie Gottes, der erste Diener der Diener aller.

Darum wurde Christus über alle erhöht und zum Präsidenten gemacht, vom Vater und vom Volk, von Gott und der Gesellschaft.

Raphael

Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Wie denkt ihr Gott? Als Herrscher? Als Vater? Als Bruder? Als Diener?
Christus vincit, christus regnat, Christus imperat!
overkott hat geschrieben:Wie denkt ihr die Kirche? Als Staat? Als Stadt? Als Stamm? Als Stumpf?
Die Kirche ist das aus den Völkern herausgerufene Volk Gottes!
overkott hat geschrieben:Wie denkt ihr die Regeln Gottes? Als Gesetz? Als Gebot? Als Gnade?
Die Tora des Neuen Bundes baut auf der Tora des Alten Bundes auf; damit ist die Tora des Alten Bundes nicht obsolet, sondern durch eine neue Tora überhöht.
overkott hat geschrieben:Die Theologie Christi ist die der Selbsterniedrigung Gottes: Der Herrscher ließ sich herab und wurde zum Diener aller. Der Staat wurde zum Senfkorn. Das Gesetz wurde zum Geschenk.
Nein, das Geschenk ist Jesus Christus selber!
Damit wurde nicht das Gesetz des Alten Bundes verschenkt!
overkott hat geschrieben:Daher ist Christus der erste Demokrat im Volk Gottes, der erste Bruder in der Familie Gottes, der erste Diener der Diener aller.
Könntest Du bitte anhand der Schrift belegen, daß Jesus Christus sich selber als Demokrat verstanden hat?
overkott hat geschrieben:Darum wurde Christus über alle erhöht und zum Präsidenten gemacht, vom Vater und vom Volk, von Gott und der Gesellschaft.
Christus ist niemals Präsident gewesen, sondern hat sich selbst als Opfer verstanden, dahingegeben für alle, die an IHN glauben!

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overkott
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wie denkt ihr Gott? Als Herrscher? Als Vater? Als Bruder? Als Diener?
Christus vincit, christus regnat, Christus imperat!
Jeder bringt natürlich mit seiner Theologie seine Wertigkeit zum Ausdruck. So hat auch römischer Imperialismus seinen Ausdruck in theologischen Formeln und Formen gefunden. Auch die Theologen des vergangenen Jahrhunderts sprechen die Sprache ihres Jahrhunderts und spiegeln und reflektieren darin ihre Erfahrungen. Daher ist sie älteren Menschen vertraut, während jüngere Menschen häufig ihren Glauben an Gott und ihre Erfahrungen mit dem Guten in der überkommenen Sprache nicht mehr adäquat ausgedrückt finden. Aber das ist nichts Neues, sondern war schon immer so.

Raphael

Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wie denkt ihr Gott? Als Herrscher? Als Vater? Als Bruder? Als Diener?
Christus vincit, christus regnat, Christus imperat!
Jeder bringt natürlich mit seiner Theologie seine Wertigkeit zum Ausdruck.
Sollen wir das Christkönigsfest abschaffen?
overkott hat geschrieben:So hat auch römischer Imperialismus seinen Ausdruck in theologischen Formeln und Formen gefunden.
Ich sehe in der oben zitierten Aussage keinen römischen Imperialismus. Könntest Du bitte erklären, wie Du auf derlei Abwegiges kommst?
overkott hat geschrieben:Auch die Theologen des vergangenen Jahrhunderts sprechen die Sprache ihres Jahrhunderts und spiegeln und reflektieren darin ihre Erfahrungen.
Theologie ist lediglich die Spiegelung von mehr oder weniger subjektiven Erfahrungen?
Und ich dachte immer, daß Theologie den Zugang zu Gott erleichtern soll ................
overkott hat geschrieben:Daher ist sie älteren Menschen vertraut, während jüngere Menschen häufig ihren Glauben an Gott und ihre Erfahrungen mit dem Guten in der überkommenen Sprache nicht mehr adäquat ausgedrückt finden.
Manche irren sich in ihrer Zeit und finden trotzdem den richtigen Weg in die Ewigkeit.
overkott hat geschrieben:Aber das ist nichts Neues, sondern war schon immer so.
Dann wollen wir doch 'mal die Apokalypse zu Wort kommen lassen:
Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr. (Offenbarung des Johannes 21,5)

Seit wann sitzt ein Präsident auf einem Thron? :hae?:

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Meißner
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Meißner »

Bedenkt man, welch Unheil die Demokratie in den protestantischen Kirchen angerichtet hat, kann man nur inständig beten, daß es der römischen Kirche weiterhin gelingt, dieses grausame Werkzeug des Teufels abzuwehren.
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overkott
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wie denkt ihr Gott? Als Herrscher? Als Vater? Als Bruder? Als Diener?
Christus vincit, christus regnat, Christus imperat!
Jeder bringt natürlich mit seiner Theologie seine Wertigkeit zum Ausdruck.
Sollen wir das Christkönigsfest abschaffen?
Ich bin kein Bilderstürmer. Aber wenn es abgeschafft würde, würde ich sagen: Ok. Es ist doch gerade mal 80 Jahre alt. Es wurde eingeführt nach dem Zusammenbruch der Monarchien in Europa und ist für die ewig Gestrigen am Ende des Kirchenjahres ganz gut plaziert.

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cantus planus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von cantus planus »

julius echter hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Solange Demokarten außerhalb der Kirche denken, ist es für mich in Ordnung. Demokratie innerhalb der Kirche ist ein Zeichen der Zersetzung.
Diesen Satz bezeichne ich als dummes geschwätz; die Kirche hat schon ganz andere Dinge überlebt und eine gewisse Form von Demokratie hat es in der Kirche immer schon gegeben, erinnert sei nur an die Konzilien der Vergangenheit.
Es steht dir frei, meine Aussage pauschal abzuqualifizieren. Ich bin deshalb nicht gram. Aber ich will es noch einmal etwas präzisieren.

Christus hat seine Kirche auf den Aposteln gebaut, und ihnen einen klaren Leitungsauftrag gegeben. Als Katholik ist es mir eine heilige Pflicht, den Nachfolgern der Apostel Gehorsam zu erweisen, solange sie nichts anordnen, was gegen das Gewissen, den rechten Glauben und die überlieferte Tradition ist.

Wer als Belege für Demokratie in der Kirche Konzilien anführt, leugnet damit, dass die aus diesen Versammlungen hervorgehenden rechten Entscheidungen nach altem Glauben durch den Heiligen Geist bewirkt werden, der sich - wie wir hoffen - in der Entscheidung der jeweiligen Mehrheit Gehör verschafft. Ein weiterer Beleg für "demokratische" Strukturen sind angeblich auch die Ordensregeln (man vergleiche nur die der Heiligen Benedikt von Nursia und Franz von Assisi). Hier wird jedoch als grober Fehler immer wieder die entscheidende Rolle des Oberen übersehen, der für den Konvent Christus vertritt.

Es ist gute katholische Tradition, den Nachfolgern der Apostel und anderen rechtmäßigen Oberen im Gehorsam mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen. Es ist ganz und gar gegen die Tradition, Gremien zu bilden, in denen jedermann bar von Kompetenz, Erfahrung und Auftrag über alles diskutieren kann, und in denen sogar Glaubensgrundsätze und die heilige Liturgie zur Disposition gestellt werden. Merke: ein Pfarrgemeinderat ist ein Rat, und kein basisdemokratisches Entscheidungsgremium. Anders gewichtet ist die Sache beim Kirchenvorstand, dessen Wirken ist jedoch eher als Notwendigkeit in rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht sehe, denn als originär kirchliche Institution.

Nein, was in der Kirche demokratisch wirkt, ist immer ein demütig gegebener Rat. Dort, wo in der Kirche hemmungslose Demokratie im eigentlichen Sinne propagiert wird, geht diese Entwicklung immer mit einem Niedergang der Gottesdienstkultur und des Glaubens einher.

Wahrheiten sind Wahrheiten. Darüber kann man nicht mit einfacher Mehrheit abstimmen.
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Aletheia
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Aletheia »

Meißner hat geschrieben:Bedenkt man, welch Unheil die Demokratie in den protestantischen Kirchen angerichtet hat, kann man nur inständig beten, daß es der römischen Kirche weiterhin gelingt, dieses grausame Werkzeug des Teufels abzuwehren.
Ich bin mir noch nicht klar, ob ich über diese Aussage weinen oder lachen soll - ich lass es mal in der schwebe.

Der Teufel bedient sich jeden Zeugs für sein Werk, da hat er keine Berührungsängste.
Die Demokratie entspricht dem Christentum, denn sie geht von der Gleichheit aller Menschen VOR Gott aus - Es ist gut, dass Freimütigkeit möglich ist und dass wir nicht wegen Präsidentenbeleidigung ins Gefängnis gehen müssen.
Es ist gut, dass wir uns um Offenheit und Transparenz bemühen, dass wir voreinander auch Rechenschaft ablegen müssen und nicht nur VOR Gott - der weiss das sowieso.
Bei den Evangelischen sind die Aufgaben weitaus gerechter verteilt und die Verantwortlichkeit fürs Ganze ist da eben auch viel größer - bei uns Katholiken ist das noch ziemlich rückständig. Aber auch hier ist die Komeptenz der Laien so groß geworden, dass sie jederzeit die Kirche in die Hand nehmen können.

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cantus planus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von cantus planus »

Aletheia hat geschrieben:Die Demokratie entspricht dem Christentum, denn sie geht von der Gleichheit aller Menschen VOR Gott aus.
Und doch hat er die Leitung der Kirche nicht dem Volk anvertraut, sondern den Aposteln, wie ich oben schrieb. Von der Entscheidungsfindung im Heiligen Geist oder dem rechten Rat auf "Demokratie" zu schließen, ist meiner Meinung nach unzulässig.
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overkott
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:Theologie ist lediglich die Spiegelung von mehr oder weniger subjektiven Erfahrungen?
Und ich dachte immer, daß Theologie den Zugang zu Gott erleichtern soll ................
Gott ist das höchste Gut. Gott wird geistig gedacht, weil der Geist über dem Körper steht. Er wird personal gedacht, weil Personen über Sachen stehen. Gott ist das Subjekt der Natur. Der Mensch als sein geringeres Abbild hat Teil an seiner Subjektivität.

Dabei denken wir daran, dass das Subjekt im Satz das handelnde Nomen ist. Wie sich von Theos Deus ableitet, leitet sich von Nomos Nomen ab. Der Nomos ist das Gesetz und der Raum.

Theologie ist das Bewusstsein und das Selbstbewusstsein des Menschen. Der Theologe erkennt, Gott als den höchsten Guten, höher und größer als der Mensch, und sich selbst als Teil des Guten.

Da alles von Gott kommt, ist im Prinzip alles gut. Auch der Teufel war im Prinzip gut, weil er ein Geschöpf Gottes ist. Das Böse hat also kein eigenes Sein, sondern drückt sich in der Richtung und Entfernung aus. Der Teufel hat sich von Gott abgewandt und je schlechter er ist, desto weiter ist er entfernt. Was vom Höchsten entfernt ist, ist niedrig und nichtig. Die größte Entfernung vom Sein ist das Nichts.

Raphael

Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Ich bin kein Bilderstürmer.
Es reicht ja Dein Bonavent(o)urismus ...............
overkott hat geschrieben:Aber wenn es abgeschafft würde, würde ich sagen: Ok. Es ist doch gerade mal 80 Jahre alt. Es wurde eingeführt nach dem Zusammenbruch der Monarchien in Europa und ist für die ewig Gestrigen am Ende des Kirchenjahres ganz gut plaziert.
Denn jedem Ende wohnt ein Anfang inne!

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cantus planus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von cantus planus »

Das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt. Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen.
Das Gott geistig gedacht wird, ist klar. Mit dem kleinen Zeh kann man nicht denken. Jedenfalls ich nicht.
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Meißner
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Meißner »

@Aletheia: es gibt bei uns Protestanten leider kein Ganzes mehr, da ein jeder seine Wahrheit nach persönlichem Belieben zu definieren pflegt. Selbst die Schrift wurde z.B. mit der "Bibel in gerechter Sprache" oder anderen zeitgeistigen Interpretationen der Beliebigkeit geopfert.
Es gibt kein Falsch mehr, sondern nur noch Rechtfertigungen. Rechtfertigungen vor Menschen, nicht vor Gott.
Daß es soweit kommen konnte, haben wir demokratischen Entscheidungen selbsternannter Gerechtigkeitsapostel zu verdanken.
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von cantus planus »

Meißner hat geschrieben:Es gibt kein Falsch mehr, sondern nur noch Rechtfertigungen. Rechtfertigungen vor Menschen, nicht vor Gott.
Daß es soweit kommen konnte, haben wir demokratischen Entscheidungen selbsternannter Gerechtigkeitsapostel zu verdanken.
Amen! (Übrigens gibt es diese Probleme in der katholischen Kirche auch zuhauf. Was allerdings kein Trost ist.)
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von overkott »

cantus planus hat geschrieben:Das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt. Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen.
Das Gott geistig gedacht wird, ist klar. Mit dem kleinen Zeh kann man nicht denken. Jedenfalls ich nicht.
Gott ist Geist, schreibt der hl. Johannes (Joh 4,24), der auch nicht mit dem kleinen Zeh gedacht hat.

Natürlich soll auch in dir das Wort Fleisch werden. Denn weißt du nicht, dass dein Körper der Tempel Gottes ist? Der hl. Paulus jedenfalls wusste es. Und wenn du entsprechend lebst, wirst du auch zur ewigen Ehre des Guten, Gottes, gelangen.

Was vergänglich ist, vergeht. Deshalb wirst du nicht mit deinem vergänglichen Auge schauen. Sondern du wirst eine neue Form bekommen. Denn der Körper ist die Form des Geistes. Der auferstandene Leib aber wird die ewige Form der auferstandenen Seele sein.

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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von cantus planus »

Lieber Overkott, das klingt schon wieder ganz anders, und ich kann diesen Beitrag mit Freude lesen.
Leider neigst du gelegentlich zu mißverständlicher Formulierung. Tut mir leid!
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Linus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Linus »

regina 32 hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Gibt es katholische Demokraten? Was denken katholische Demokraten heute?
bezeichnest Du Dich denn nciht als Demokraten,
Nein.
gehst Du nicht zur Wahl?
Doch aber ich wähle ungültig.
äusserst Du nicht frei Deine Meinung????
klar doch. und stoße idR auf wenig Gegenliebe
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Maurus
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von Maurus »

julius echter hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Solange Demokarten außerhalb der Kirche denken, ist es für mich in Ordnung. Demokratie innerhalb der Kirche ist ein Zeichen der Zersetzung.

Diesen Satz bezeichne ich als dummes geschwätz; die Kirche hat schon ganz andere Dinge überlebt und eine gewisse Form von Demokratie hat es in der Kirche immer schon gegeben, erinnert sei nur an die Konzilien der Vergangenheit.
Ein Konklave z.B. ist eine demokratische Wahl, jedenfalls in bestimmten Grenzen.
Sorry, aber eine Papstwahl ist nicht demokratisch. Die Wähler besitzen keinerlei demokratische Legitimation. Nur weil es irgendwo eine Abstimmung nach Mehrheitsprinzip gibt, existiert noch keine Demokratie.

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overkott
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Re: Katholische Demokraten?

Beitrag von overkott »

cantus planus hat geschrieben:Lieber Overkott, das klingt schon wieder ganz anders, und ich kann diesen Beitrag mit Freude lesen.
Leider neigst du gelegentlich zu mißverständlicher Formulierung. Tut mir leid!
Das freut mich. Denn ich bemühe mich, immer wieder Brücken zu bauen. Gott sei Dank, dass es hin und wieder gelingt. Gerade für uns katholische Christen bleibt der Bezug zur Bibel sehr wichtig. Gleichzeitig wollen wir auch anderes Denken verstehen.

@Maurus
Demokratie etwa scheint innerkirchlich immer noch nicht von allen verstanden zu sein, wenn auch die Frage der Legitimation theologisch längst beantwortet ist. Es ist die Frage, ob wir die himmlische Hierarchie von oben nach unten oder von unten nach oben denken. Geht also alle Macht von Gott oder vom Volke aus. Die Frage ist theologisch und politisch längst beantwortet. Denn unser Grundgesetz bringt zum Ausdruck, dass das Volk alle Macht von Gott hat. Höffner weist in seiner Gesellschaftschaftslehre darauf hin, dass dies katholischer Auffassung entspricht, besonders der spanischen Naturrechtslehrer des 16. Jahrhunderts (Höffner, 254). Auch hat die Kirche schon immer politische Begriffe der staatlichen Ordnung auf sich selbst angewandt. Daher können wir mit Recht feststellen, dass Gott auch in der Kirche alle Macht seinem Volk anvertraut hat. Der Papst als Diener der Diener aller, Minister der Minister und Generalminister ist der gewählte oberste Repräsentant des Volkes Gottes, deren Basisgemeinde die Kardinäle bilden. Tatsächlich haben nach dem Konzil auch in weiteren Kreisen der Kirche, sprich: in den Ortskirchen und Gemeinden, Möglichkeiten der Mitsprache und Mitentscheidungen zugenommen.

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