Gewalt und Erziehung/Pädagogik - vereinbar?

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Hönnetaler
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Beitrag von Hönnetaler »

Hallo,

was ist denn hier mit "Gewalt" gemeint? Jemanden gegen seinen Willen zu etwas zu bringen, ist natürlich eine Form von Gewalt. Doch ich glaube, hier geht es mehr um das körperliche Misshandlung, die natürlich abzulehnen ist.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Die Frage ist doch, ob nicht die Form der willensbrechenden Gewalt nicht mitunter wesentlich schlimmer sein kann, als eine leichte körperliche Bestrafung.

Dies wurde vor einigen Seiten hier ja schon einmal angesprochen. Jemand hatte die Frage aufgeworfen, wer bei der Wahl zwischen beispielsweise einigen Monaten Gefängnis oder einigen Stockhieben auf die Fußsolen nicht eher letztere nehmen würde.
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Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Die "willensbrechende Gewalt" ist ja nichts Schlimmes, da der Katholizismus davon ausgeht, dass der menschliche Wille dem göttlichen gegenübersteht.
Die "willensbrechende Gewalt" des Menschen ist dem Mitmenschen gegenüber etwas sehr Schlimmes und gegenüber dem weitaus schwächeren Kind ist es etwas ganz Schlimmes. Weil der Wille des anderen, Schwächeren nicht geachtet wird. Es ist also Mißachtung.

Daher kann nicht pauschal Gewalt befürwortet werden, sondern muss im konkreten Einzelfall aufgezeigt und begründet werden oder sein. Wenn ich meinem Kind klar mache, dass der Sicherheitsgurt angelegt werden muss, dann geht das auch ohne Gewalt.

Gott selbst bricht nicht den Willen des Menschen.

Letztlich wird Gottes Wille geschehen, aber vor allem deshalb, weil Gott den Menschen und seine Schöpfung liebt und die Liebe siegt.

Davon zu unterscheiden ist die Führung und Verantwortung, die ein Erwachsener hat, als Aufgabe und Verpflichtung den Kindern und auch anderen, schwächeren Menschen gegenüber. Dies ist ein Dienst, der nicht mittels Gewalt durchgesetzt werden kann.
Ja, dienen und Gewalt stehen in einem Widerspruch. Ein Mensch, der einem Menschen oder/und einer Sache dient, tut diesem/er keine Gewalt an, sondern ist mit dem Menschen und für ihn.

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Anmerkung an die Moderation - schaut mal die Rechtschreibung der Umfrage an :-)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Aletheia hat geschrieben:
Die "willensbrechende Gewalt" ist ja nichts Schlimmes,
da der Katholizismus davon ausgeht, dass der mensch-
liche Wille dem göttlichen gegenübersteht.
Die "willensbrechende Gewalt" des Menschen ist dem
Mitmenschen gegenüber etwas sehr Schlimmes und
gegenüber dem weitaus schwächeren Kind ist es
etwas ganz Schlimmes. Weil der Wille des anderen,
Schwächeren nicht geachtet wird. Es ist also Mißach-
tung.
[/color]
Die „willenbrechende Gewalt“ ist das Verlangen nach Gehorsam.
Das ist, was zu lernen uns vielleicht am schwersten fällt – und
dennoch genau das, was jeder Gläubige lernen muß, will er in den
Himmel kommen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:
Die "willensbrechende Gewalt" ist ja nichts Schlimmes,
da der Katholizismus davon ausgeht, dass der mensch-
liche Wille dem göttlichen gegenübersteht.
Die "willensbrechende Gewalt" des Menschen ist dem
Mitmenschen gegenüber etwas sehr Schlimmes und
gegenüber dem weitaus schwächeren Kind ist es
etwas ganz Schlimmes. Weil der Wille des anderen,
Schwächeren nicht geachtet wird. Es ist also Mißach-
tung.
[/color]
Die „willenbrechende Gewalt“ ist das Verlangen nach Gehorsam.
Das ist, was zu lernen uns vielleicht am schwersten fällt – und
dennoch genau das, was jeder Gläubige lernen muß, will er in den
Himmel kommen.
Das "Verlangen" nach Gehorsam kommt nur demjenigen zu, dem etwas gehört. Die Menschen gehören Gott - und gerade die Kinder gehören nicht ihren Eltern, sondern Gott - manche Eltern vergessen das.
Wer aber von sich selbst weiß, was Gehorsam bedeutet, der wird ihn auf keinen Fall mit Gewalt fordern, sondern durch Liebe und Gebet erbitten.

Um das mal auf das angemessene Maß runter zu brechen: zwischen Kindern und Eltern geht es um relativ kleine Sachen - wenn die Kinder klein sind. Schon da sind viele nicht bereit oder in der Lage oder willens, die Geduld, Langmütigkeit und Sanftmütigkeit aufzubringen, die die Liebe bedeutet. So erfahren eben Kinder genau das, was sie dann selbst weiter geben - Ungeduld, Ärger und Angst der Erwachsenen und Kinder beziehen das auf sich. Sie empfinden sich dann als nicht geliebt. Und um der Liebe willen, also um geliebt zu werden, werden sie dann "brav". Das ist aber nicht das, worum es im Gehorsam Gott gegenüber geht.

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

was ist denn hier mit "Gewalt" gemeint? Jemanden gegen seinen Willen zu etwas zu bringen, ist natürlich eine Form von Gewalt. Doch ich glaube, hier geht es mehr um das körperliche Misshandlung, die natürlich abzulehnen ist.
Es geht hier nicht darum, Kindesmisshandlungen zu befürworten. Dagegen hat sich jedes Forenmitglied in diesem Strang ausdrücklich ausgesprochen. Vielmehr geht es darum, ob die Anwendung angemessener physischer Gewalt bei der Kindeserziehung auch mal notwendig sein kann. So ist z. B. ein Klaps auf dem Allerwertesten mit Sicherheit etwas anderes als sein Kind „grün und blau“ zu schlagen. Letzteres wäre in der Tat Kindesmisshandlung, die erste Alternative hingegen wohl kaum. Eine Familie ist eine Gemeinschaft. Und in jeder Gemeinschaft gibt es Spielregeln, die auch beachtet werden müssen, da dies sonst zwangsläufig in der Anarchie enden würde. Und um die Beachtung dieser Regeln durchzusetzen, ist gegen Regelverstöße auch adäquat vorzugehen.

Natürlich kann es nicht Sinn und Zweck der Erziehung sein, jedes Fehlverhalten seiner Kinder gleich mit physischer Gewalt zu ahnden. Andererseits müssen Kindern auch Grenzen gesetzt werden, wenn sie zu verantwortungsbewussten Christen und Staatsbürger heranwachsen sollen. Letztens im Zug musste ich miterleben, wie der vielleicht 7-jährige Sohn völlig durchdrehte, indem er rumschrie und mit Gewalt gegen die Tür und Wand trat. Die Mutter (dem äußeren Erscheinungsbild nach bestimmt eine Grüne) war mit ihrem Sohn absolut überfordert und versuchte ihn freundlich ins Gewissen zu reden, was bei ihm überhaupt nicht fruchtete. Ich hätte mir das als 7-jähriger jedenfalls nicht erlauben können und dürfen. Bei mir hätte es zuerst eine deutliche Ermahnung gegeben. Hätte das nicht gefruchtet, wäre mit Sicherheit einer meiner Erziehungsberechtigten mit mir auf die Toilette gegangen, um mich dort nach „preußischer“ Manier wieder auf den Pfad der Tugend und des Anstandes zu führen. Meine Eltern haben mich zwar auch nahezu gewaltlos zu erzogen, wenn es aber nötig war (kam ganz selten vor), dann gab halt auch mal „Popoklatsch“ und bei provokativen Äußerungen eine Ohrfeige. Die Sache war anschließend bereinigt und schnell vergessen und ich wusste, dass ich mich künftig anders zu verhalten habe, sowohl gegenüber meinen Eltern als auch gegenüber meinen Mitmenschen. Von den heutigen modernen Bestrafungen wie Liebesentzug machten meine Eltern hingegen niemals Gebrauch, so dass ich als von meinen Eltern immer geliebtes und immer voll umsorgtes Kind heranwachsen konnte und durfte.

Zur Zeit meiner Kindheit gab es zwar auch schon Eltern, die ihre Kinder antiautoritär erzogen, viele lehnten sie damals aber noch ab. Man konnte auch beobachten, dass sich nicht-autoritär erzogene Kinder im Regelfall viel schlechter anpassen und unterordnen konnten als traditionell erzogene Kinder.

Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

Marcus hat geschrieben:Vielmehr geht es darum, ob die Anwendung angemessener physischer Gewalt bei der Kindeserziehung auch mal notwendig sein kann.
Unzählige Familien beweisen, dass es auch ohne "angemessene" physische Gewalt gegen Kinder geht.



Marcus hat geschrieben:So ist z. B. ein Klaps auf dem Allerwertesten mit Sicherheit etwas anderes als sein Kind „grün und blau“ zu schlagen.
Klar ist es was anderes - aber beides ist zu verurteilen! Das eine weniger, das andere mehr.



Marcus hat geschrieben:Eine Familie ist eine Gemeinschaft. Und in jeder Gemeinschaft gibt es Spielregeln, die auch beachtet werden müssen, da dies sonst zwangsläufig in der Anarchie enden würde. Und um die Beachtung dieser Regeln durchzusetzen, ist gegen Regelverstöße auch adäquat vorzugehen.
Das geht auch ohne körperliche Züchtigung von Kindern.



Marcus hat geschrieben:Andererseits müssen Kindern auch Grenzen gesetzt werden, wenn sie zu verantwortungsbewussten Christen und Staatsbürger heranwachsen sollen.
Wenn sie zu verantwortungsbewussten Staatsbürgern erzogen werden sollen, dann sollten sie auch lernen, dass körperliche Gewalt gegen Kinder staatlicherseits verboten ist. Da wäre doch auch ein Klaps total kontraproduktiv. ;D


Letztens im Zug musste ich miterleben, wie der vielleicht 7-jährige Sohn völlig durchdrehte, indem er rumschrie und mit Gewalt gegen die Tür und Wand trat. Die Mutter (dem äußeren Erscheinungsbild nach bestimmt eine Grüne) war mit ihrem Sohn absolut überfordert und versuchte ihn freundlich ins Gewissen zu reden, was bei ihm überhaupt nicht fruchtete.
Das ist das andere Extrem - das auch sowas nicht richtig und gut ist, ist wohl klar.


Ich hätte mir das als 7-jähriger jedenfalls nicht erlauben können und dürfen. Bei mir hätte es zuerst eine deutliche Ermahnung gegeben. Hätte das nicht gefruchtet, wäre mit Sicherheit einer meiner Erziehungsberechtigten mit mir auf die Toilette gegangen, um mich dort nach „preußischer“ Manier wieder auf den Pfad der Tugend und des Anstandes zu führen.
Einfach widerwärtig ... :würg:


Marcus hat geschrieben:Von den heutigen modernen Bestrafungen wie Liebesentzug machten meine Eltern hingegen niemals Gebrauch, so dass ich als von meinen Eltern immer geliebtes und immer voll umsorgtes Kind heranwachsen konnte und durfte.
Wie kommst du darauf, dass solche Bestrafungen modern sind?


Marcus hat geschrieben:Zur Zeit meiner Kindheit gab es zwar auch schon Eltern, die ihre Kinder antiautoritär erzogen, viele lehnten sie damals aber noch ab. Man konnte auch beobachten, dass sich nicht-autoritär erzogene Kinder im Regelfall viel schlechter anpassen und unterordnen konnten als traditionell erzogene Kinder.
Es ist zwar schon einige Male geschrieben worden, aber manche begreifen es wohl nicht (bzw. wollen es nicht begreifen):
Sein Kind nicht zu schlagen, bedeutet nicht, es antiautoritär zu erziehen !
Autorität und das Beachten von Regeln - das geht auch ohne körperliche Gewalt!
Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben. (Mt. 5,5,)

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Magnifikat hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:Vielmehr geht es darum, ob die Anwendung angemessener physischer Gewalt bei der Kindeserziehung auch mal notwendig sein kann.
Unzählige Familien beweisen, dass es auch ohne "angemessene" physische Gewalt gegen Kinder geht.

Marcus: „Unzählige Familie“ scheint mehr doch ein wenig übertrieben zu sein. Einige geben es sicherlich vor Angst gesellschaftlicher Ächtung auch nicht zu. Es ist zwar auch möglich, Kinder ohne leichte körperliche Bestrafungen zu erziehen, doch dann blieben als Sanktionsmöglichkeiten nur die Anwendung psychischer Gewalt (rechtswidrig) sowie die Beschränkung der Handlungsfreiheit (hierzu gibt es auch Reglementierungen) übrig. Ehrlich gesagt: 10 Hiebe mit der Hand auf dem Popo empfinde ich als weniger hart als einen ganzen Tag oder noch länger von meinen Eltern ignoriert zu werden oder mit einer Woche Stubenarrest bestraft zu werden
Marcus hat geschrieben:So ist z. B. ein Klaps auf dem Allerwertesten mit Sicherheit etwas anderes als sein Kind „grün und blau“ zu schlagen.
Klar ist es was anderes - aber beides ist zu verurteilen! Das eine weniger, das andere mehr.

Marcus: 50 % Zustimmung. Einen Klaps nach vorausgehenden fruchtlosen Ermahnungen empfinde nicht als verurteilenswert.
Marcus hat geschrieben:Eine Familie ist eine Gemeinschaft. Und in jeder Gemeinschaft gibt es Spielregeln, die auch beachtet werden müssen, da dies sonst zwangsläufig in der Anarchie enden würde. Und um die Beachtung dieser Regeln durchzusetzen, ist gegen Regelverstöße auch adäquat vorzugehen.
Das geht auch ohne körperliche Züchtigung von Kindern.

Marcus: Die Alternativen siehe weiter oben.
Marcus hat geschrieben:Andererseits müssen Kindern auch Grenzen gesetzt werden, wenn sie zu verantwortungsbewussten Christen und Staatsbürger heranwachsen sollen.
Wenn sie zu verantwortungsbewussten Staatsbürgern erzogen werden sollen, dann sollten sie auch lernen, dass körperliche Gewalt gegen Kinder staatlicherseits verboten ist. Da wäre doch auch ein Klaps total kontraproduktiv. ;D

Marcus: Vor allem sollten Kinder nicht nur über ihre Rechte, sondern über ihre Pflichten aufgeklärt werden, die z. T. aus göttlichem Recht resultieren (z. B. das 4. Gebot). Ferner sollte jeder Staatsbürger wissen, dass nicht alle Gesetze immer verfassungsgemäß zustande gekommen sind und noch viel häufiger inhaltlich im Widerspruch zum Grundgesetz stehen. § 1631 II BGB widerspricht mit der von der damaligen Rot-Grünen-Bundesregierung dahinterstehenden Intention Art. 6 II S.1 GG. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit resultiert zwar aus Art. 2 II S.1 Alt. 2 GG vorbehaltlich eines gesetzlichen Eingriffes (Art. 2 II S. 3 GG). Doch gibt es diesen Artikel seit dem 23.05.1949. Darüber dass gegen Kindesmisshandlungen vorzugehen ist, bestand selbstverständlich schon damals Konsens. Die Väter des Grundgesetzes stellten damit aber niemals das Erziehungsrecht der Eltern infrage, und zwar samt dem Recht, ihre Kinder zur Not auch zu züchtigen, natürlich ohne sie dabei zu misshandeln. Für mich liegt hier jedenfalls ein unzulässiger staatlicher Eingriff vor, gegen den ich notfalls auch den gesamten Instanzenweg gehen werde, um anschließend eine Verfassungsbeschwerde einreichen zu können. Außerdem sollte man auch bedenken, dass einige Mitglieder der damaligen rot-grünen Bundesregierung einst alles andere als staatstreue Bürger waren. Vielmehr kämpften sie z. T. mit militanter Gewalt gegen die freiheitliche und demokratische Grundordnung unseres Staates an. Solch „vaterlandslose Gesellen“ hätte auf Lebenszeit das Recht aberkannt werden müssen, ein öffentlich Amt im Staate zu bekleiden.
Letztens im Zug musste ich miterleben, wie der vielleicht 7-jährige Sohn völlig durchdrehte, indem er rumschrie und mit Gewalt gegen die Tür und Wand trat. Die Mutter (dem äußeren Erscheinungsbild nach bestimmt eine Grüne) war mit ihrem Sohn absolut überfordert und versuchte ihn freundlich ins Gewissen zu reden, was bei ihm überhaupt nicht fruchtete.
Das ist das andere Extrem - das auch sowas nicht richtig und gut ist, ist wohl klar.

Marcus: Schön, dass Du ein solches Verhalten zumindest ein Extrem nennst.
Ich hätte mir das als 7-jähriger jedenfalls nicht erlauben können und dürfen. Bei mir hätte es zuerst eine deutliche Ermahnung gegeben. Hätte das nicht gefruchtet, wäre mit Sicherheit einer meiner Erziehungsberechtigten mit mir auf die Toilette gegangen, um mich dort nach „preußischer“ Manier wieder auf den Pfad der Tugend und des Anstandes zu führen.
Einfach widerwärtig ... :würg:

Marcus: Für einen modernen Gutmenschen sicherlich. Damals galt das im Regelfall noch als adäquates Handeln der Eltern. Wie sich die Zeiten doch ändern...
Marcus hat geschrieben:Von den heutigen modernen Bestrafungen wie Liebesentzug machten meine Eltern hingegen niemals Gebrauch, so dass ich als von meinen Eltern immer geliebtes und immer voll umsorgtes Kind heranwachsen konnte und durfte.
Wie kommst du darauf, dass solche Bestrafungen modern sind?

Marcus: Für Christen gilt: Wer sein Kind liebt, der züchtigt es zur Not auch. Züchtigung resultiert daher aus Liebe zu seinem Kind und nicht aus Hass. Auf die Idee, sein Kind die elterliche Liebe und Fürsorge vorzuenthalten, wären früher vielleicht ein paar gottlose Kommunisten ganz nach dem Vorbild der DDR gekommen, wo man ab ca. 1960 auf die Idee kam, den Menschen besonders psychisch statt physisch fertig machen zu müssen. In anständigen christlichen Familien herrschte ein derartiges Denken allerdings nicht vor.
Marcus hat geschrieben:Zur Zeit meiner Kindheit gab es zwar auch schon Eltern, die ihre Kinder antiautoritär erzogen, viele lehnten sie damals aber noch ab. Man konnte auch beobachten, dass sich nicht-autoritär erzogene Kinder im Regelfall viel schlechter anpassen und unterordnen konnten als traditionell erzogene Kinder.
Es ist zwar schon einige Male geschrieben worden, aber manche begreifen es wohl nicht (bzw. wollen es nicht begreifen):
Sein Kind nicht zu schlagen, bedeutet nicht, es antiautoritär zu erziehen !
Autorität und das Beachten von Regeln - das geht auch ohne körperliche Gewalt!
Marcus: Alternativen siehe oben.

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Peti
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Beitrag von Peti »

Und wenn man seine Kinder ohne Klapse und Ohrfeigen erzieht, dann heißt das nicht , daß man "Liebesentzug" einsetzen muß.

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Peti
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Beitrag von Peti »

Eine Zwischenfrage:Was würdet ihr machen , wenn ihr einen schwierigen Alzheimerkranken in der Familie pflegen müßt, der weitaus mehr anstellen kann, als ein Kind es schafft ? Auch Klapse?

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Aletheia hat geschrieben:Anmerkung an die Moderation - schaut mal die Rechtschreibung der Umfrage an :-)
Warum die Moderation? - Derjenige/diejenige, der diesen Tread eingestellt hat, hat die Umfrage gestellt.
Außerdem - jetzt etwas boshaft von mir - muss hier von uns keiner auf diese Art und Weise öffentlich erzogen werden. :nono:

Es braucht keiner die neue deutschen Rechtschreibung zu nehmen. Jeder darf aussuchen. :ja:

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Linus
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Beitrag von Linus »

Peti hat geschrieben:Und wenn man seine Kinder ohne Klapse und Ohrfeigen erzieht, dann heißt das nicht , daß man "Liebesentzug" einsetzen muß.
Was machst du denn sonst? Partnerschaftlich Ausdiskutieren?
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Peti
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Beitrag von Peti »

Mein Vorbild:
http://www.mein-italien.info/persoenlic ... nbosco.htm
Es gibt genug Literatur über ihn und seine Erziehungsmethoden.

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Peti hat geschrieben:Eine Zwischenfrage:Was würdet ihr machen , wenn ihr einen schwierigen Alzheimerkranken in der Familie pflegen müßt, der weitaus mehr anstellen kann, als ein Kind es schafft ? Auch Klapse?
Nein, aus Respekt vor dem Alter gebührt sich das schon nicht. Außerdem braucht man ältere Menschen nicht mehr zu erziehen. Da hat es wohl eher darum zu gehen, ihnen ihre "Letzten Tage" so angenehm und so schön wie möglich zu gestalten. Außerdem widerspräche es dem 4. Gebot, sich gerade gegenüber den eigenen Eltern/Vorfahren derart zu verhalten. Wo wir aber bei der §§-Reiterei schon angekommen sind. Schauen wir doch am besten im BGB nach, was man in so einem Fall unter welchen Voraussetzungen alles mit Betreuten machen kann (ich gehe dabei natürlich davon aus, dass ein schwer Alzheimerkranker unter Betreuung steht).
§ 1906 Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bei der Unterbringung

(1) Eine Unterbringung des Betreuten durch den Betreuer, die mit Freiheitsentziehung verbunden ist, ist nur zulässig, solange sie zum Wohl des Betreuten erforderlich ist, weil
1. auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen oder seelischen Behinderung des Betreuten die Gefahr besteht, dass er sich selbst tötet oder erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt, oder
2. eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder ein ärztlicher Eingriff notwendig ist, ohne die Unterbringung des Betreuten nicht durchgeführt werden kann und der Betreute auf Grund einer psychischen Krankheit oder geistigen
oder seelischen Behinderung die Notwendigkeit der Unterbringung nicht erkennen oder nicht nach dieser Einsicht handeln kann.

(2) Die Unterbringung ist nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts zulässig. Ohne die Genehmigung ist die Unterbringung nur zulässig, wenn mit dem Aufschub Gefahr
verbunden ist; die Genehmigung ist unverzüglich nachzuholen.

(3) Der Betreuer hat die Unterbringung zu beenden, wenn ihre Voraussetzungen wegfallen. Er hat die Beendigung der Unterbringung dem Vormundschaftsgericht anzuzeigen.

(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten entsprechend, wenn dem Betreuten, der sich in einer Anstalt, einem Heim oder einer sonstigen Einrichtung aufhält, ohne untergebracht zu sein, durch mechanische Vorrichtungen, Medikamente oder auf andere Weise über einen längeren Zeitraum oder regelmäßig die Freiheit entzogen werden soll.
So will ich, obwohl rechtlich zulässig, nicht enden. Dagegen wirkt der selbst "Klaps" nun wirklich extrem harmlos.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raphaela hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:Anmerkung an die Moderation - schaut mal die Rechtschreibung der Umfrage an :-)
Warum die Moderation? - Derjenige/diejenige, der diesen Tread eingestellt hat, hat die Umfrage gestellt.
Außerdem - jetzt etwas boshaft von mir - muss hier von uns keiner auf diese Art und Weise öffentlich erzogen werden. :nono:

Es braucht keiner die neue deutschen Rechtschreibung zu nehmen. Jeder darf aussuchen. :ja:
[/color]
(In der Frage stand: »Ist Gealt …?« – Ich habe das vorhin korrigiert.)[/size]
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Pit
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Beitrag von Pit »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:Anmerkung an die Moderation - schaut mal die Rechtschreibung der Umfrage an :-)
Warum die Moderation? - Derjenige/diejenige, der diesen Tread eingestellt hat, hat die Umfrage gestellt.
Außerdem - jetzt etwas boshaft von mir - muss hier von uns keiner auf diese Art und Weise öffentlich erzogen werden. :nono:

Es braucht keiner die neue deutschen Rechtschreibung zu nehmen. Jeder darf aussuchen. :ja:
[/color]
(In der Frage stand: »Ist Gealt …?« – Ich habe das vorhin korrigiert.)[/size]
In Ordnung Aletheia und Robert, offensichtlich war mi bei der Erstellung des Threads bzw. der dazugehörigen Umfrage ein kleiner Rechtschreibefehler unterlaufen.
Nun, ich entschuldige mich hiermit für eben diesen Fehler in aller gebotenen Form.
Diesen eher unwesentlichen Fehler finde ich allerdings nicht so gravierend, angesichts der Tatsache, daß ich vor etwa 9 1/2 Monaten einen leichten Schlaganfall erlitt und in der folgenden stationären wie auch ambulanten Reha u.A. recht mühsam wieder schreiben lernen musste und wochenlang nicht einmal eine PC-Tastatur bedienen konnte.
carpe diem - Nutze den Tag !

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Lieber Pit,
nimm es bitte nicht persönlich. Mir war es nur aufgefallen und es war mein Fehler, dir nicht eine PN zu schicken, aber ich wusste nicht, wer die Umfrage gestartet hatte.

:)

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Marcus hat geschrieben:
Hönnetaler hat geschrieben:Hallo,

was ist denn hier mit "Gewalt" gemeint? Jemanden gegen seinen Willen zu etwas zu bringen, ist natürlich eine Form von Gewalt. Doch ich glaube, hier geht es mehr um das körperliche Misshandlung, die natürlich abzulehnen ist.
Es geht hier nicht darum, Kindesmisshandlungen zu befürworten. Dagegen hat sich jedes Forenmitglied in diesem Strang ausdrücklich ausgesprochen. Vielmehr geht es darum, ob die Anwendung angemessener physischer Gewalt bei der Kindeserziehung auch mal notwendig sein kann. So ist z. B. ein Klaps auf dem Allerwertesten mit Sicherheit etwas anderes als sein Kind „grün und blau“ zu schlagen. Letzteres wäre in der Tat Kindesmisshandlung, die erste Alternative hingegen wohl kaum. Eine Familie ist eine Gemeinschaft. Und in jeder Gemeinschaft gibt es Spielregeln, die auch beachtet werden müssen, da dies sonst zwangsläufig in der Anarchie enden würde. Und um die Beachtung dieser Regeln durchzusetzen, ist gegen Regelverstöße auch adäquat vorzugehen.
Eine Familie ist eine Gemeinschaft, die auf unfreiwilliger Grundlage besteht, d.h. weder können die Kinder sich ihre Eltern aussuchen, noch die Eltern ihre Kinder. Hinsichtlich der Möglichkeiten seinen eigenen Willen durchzusetzen, gibt es da erheblich Unterschiede und genau um diese Strukturen in der familialen Gemeinschaft geht es. Die Spielregeln werden von den Erwachsenen aufgestellt und auch durchgesetzt - und die Auseinandersetzungen zwischen den Heranwachsenden und den Eltern verlaufen genau um diese Fragen. Wenn die Eltern sich gleichermaßen fair verhalten und auch flexibel sind bezüglich der Spielregeln, bedarf es überhaupt keiner Gewalt, um irgendwas durchzusetzen. Was soll das denn sein?

Ganz besonders deutlich werden die Grenzen dort, wo es sich um Kinder handelt, die überhaupt nicht in der Lage sein werden, Spielregeln einzuhalten, weil sie entsprechend behindert oder krank sind. Und genau dann erfährt jeder, dass Gewalt nicht funktioniert.
Auch kein Klaps.
Natürlich kann es nicht Sinn und Zweck der Erziehung sein, jedes Fehlverhalten seiner Kinder gleich mit physischer Gewalt zu ahnden. Andererseits müssen Kindern auch Grenzen gesetzt werden, wenn sie zu verantwortungsbewussten Christen und Staatsbürger heranwachsen sollen. Letztens im Zug musste ich miterleben, wie der vielleicht 7-jährige Sohn völlig durchdrehte, indem er rumschrie und mit Gewalt gegen die Tür und Wand trat. Die Mutter (dem äußeren Erscheinungsbild nach bestimmt eine Grüne) war mit ihrem Sohn absolut überfordert und versuchte ihn freundlich ins Gewissen zu reden, was bei ihm überhaupt nicht fruchtete. Ich hätte mir das als 7-jähriger jedenfalls nicht erlauben können und dürfen. Bei mir hätte es zuerst eine deutliche Ermahnung gegeben. Hätte das nicht gefruchtet, wäre mit Sicherheit einer meiner Erziehungsberechtigten mit mir auf die Toilette gegangen, um mich dort nach „preußischer“ Manier wieder auf den Pfad der Tugend und des Anstandes zu führen.
Das Beispiel ist doch interessant - und auch deine Spekulationen über die Überforderung und die politische Farbe der Mutter - das Problem liegt doch weniger daran, dass Grenzen gesetzt werden müssen, als daran, ob sie angemessen sind - dem Kind und der Sache. Worum ging es denn dem Kind? Interessierte das denn überhaupt? Da kommt doch nur die übermäßige Reaktion in den Blick und niemand kennt die Vorgeschichte und die alltägliche Kommunikation zwischen Kind und Mutter - aber alle sind empört. Ich sehe da eher, dass das Kind öffentliche Aufmerksamkeit demonstrieren wollte und damit auch Gewalt ausübte, in dem es in der Öffentlichkeit sich gehen liess und dies sind sowohl bei Kindern, als auch Erwachsenen unbewusst ablaufende Prozesse, die zeigen, das da ein ziemlich Druck in dieser Familie besteht.
Und dann die Reaktion: auf das schwächste Glied in dieser Kette noch mal einen drauf.
Meine Eltern haben mich zwar auch nahezu gewaltlos zu erzogen, wenn es aber nötig war (kam ganz selten vor), dann gab halt auch mal „Popoklatsch“ und bei provokativen Äußerungen eine Ohrfeige. Die Sache war anschließend bereinigt und schnell vergessen und ich wusste, dass ich mich künftig anders zu verhalten habe, sowohl gegenüber meinen Eltern als auch gegenüber meinen Mitmenschen.
Unsere Kinder sind ohne Klapse und Ohrfeigen, ohne Fernseh- verbote, Hausarreste, - und was gibt es noch für Phantasien? - groß und wohl erzogen geworden. Und ihre vielen Freunde auch.
Von den heutigen modernen Bestrafungen wie Liebesentzug machten meine Eltern hingegen niemals Gebrauch, so dass ich als von meinen Eltern immer geliebtes und immer voll umsorgtes Kind heranwachsen konnte und durfte.
Auf die Idee eines Liebesentzuges käme ich auch nicht. Auf diese Ideen kommt man nur, wenn man seinen eigenen Willen durchsetzen will. Wenn man sich selbst wichtiger nimmt, als das Kind. Wenn man die Gesellschaft, ihre Regeln und der ganze Kram wichtiger nimmt, als das Kind oder den Menschen, den man liebt.
Und genau daran erkennt man, ob man liebt.
Und so brauchen viele überhaupt nicht zum Liebensentzug zu greifen, da sie ja garnichts haben, was sie entziehen könnten.
Zur Zeit meiner Kindheit gab es zwar auch schon Eltern, die ihre Kinder antiautoritär erzogen, viele lehnten sie damals aber noch ab. Man konnte auch beobachten, dass sich nicht-autoritär erzogene Kinder im Regelfall viel schlechter anpassen und unterordnen konnten als traditionell erzogene Kinder.
Es geht in einer Gemeinschaft nicht darum, dass die einen die anderen erziehen, sondern darum, friedlich zusammen zu leben. Auch in der Ehe, der Familie, der Firma, der Schule, etc. sollte das so sein. Bereits in der Firma, der Schule und sonstigen Anstalten wird aber Herrschaft ausgeübt - und die Menschen leben nicht in Gemeinschaft, sondern in Zweckverbänden, in denen die einen für die Zwecke anderer eingesetzt werden - Militär ist da so ein Beispiel - und bislang versteht sich die Kirche in gleicher Weise, als Zweckverband - was sie nicht ist, woraus sie aber ihre Herrschaft innerhalb ihrer Struktur herleitet. Daher ist es keine Frage, ob autoritäre oder anti-autoritäre Herrschaft ausgeübt wird, es ist immer Herrschaft und dies haben die, mittels anti-autoritärer Methoden Erzogenen auch immer gewusst - sie sind erzogen worden. Und Erziehung ist nicht Bildung. Natürlich wird auch Bildung vermittelt, aber im wesentlichen geht es in den Schulen, also den Erziehungs"anstalten", um die Bildung von Instrumenten, Werkzeugen. Und alle Konflikte in Familien kreisen genau darum, dass es immer der Widerstand gegen die Zurichtung ist, der gebrochen werden soll.
Das kann man am Beispiel des Militärs am besten sehen.
Heute gibt es dafür viele ausgeklügelte Psychotechniken, die natürlich auch Formen der Gewalt sind.

Als Eltern muß man sich entscheiden, will ich Kinder, weil ich Kinder liebe, oder will/ habe ich Kinder, weil ich einem kirchlichen Gebot folge. Oder anders gesagt - was ist mir wichtiger, Kinder oder Kirche?

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Ein Schlüsselbegriff in Don Boscos Vorstellung der pädagogischen Atmos­phäre ist die "Familiarität". Darunter verstand er das Erleben des "Aufgebobenseins" in einer Gemeinschaft, einem Haus, wie in einer Familie.
Neben dem Lerneifer und der Frömmigkeit gehörte die Freude unverzichtbar zu Don Boscos pädagogischen Konzept. In seinen Schriften forderte er seine Mitarbeiter auf, Freude und Fröhlichkeit zu fördern.
Don Boscos Erziehungskonzept ist ein "Präventivsystem" (Erziehung durch Milde, freundlichen Zuspruch, Liebe, Vernunft und Religion) im Gegensatz zum "Repressivsystem" (Erziehung durch Gewalt, Unterdrückung und Strafe).
Danke für den Hinweis auf Don Bosco. Es gibt viele, die ähnlich praktisch ausgerichtet waren und gedacht haben - Janusz Korczak z.B.
http://www.janusz-korczak.de/

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Linus
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Beitrag von Linus »

Es geht in einer Gemeinschaft nicht darum, dass die einen die anderen erziehen, sondern darum, friedlich zusammen zu leben.
Bloß, Aletheia, die Familie ist Gemeinschaft in der erzogen wird bzw. werden soll. Das ist der Wesenssinn der Gemeinschaft Familie. (Wohlgemerkt der Familie nicht aber der Ehegemeinschaft, wer da versucht den Partner zu erziehen ist massiv auf dem Holzweg)Die Erziehung zur Selbsterziehung hat zuvörderst in der Familie zu geschehen.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

Marcus hat geschrieben:„Unzählige Familie“ scheint mehr doch ein wenig übertrieben zu sein. Einige geben es sicherlich vor Angst gesellschaftlicher Ächtung auch nicht zu. Es ist zwar auch möglich, Kinder ohne leichte körperliche Bestrafungen zu erziehen, doch dann blieben als Sanktionsmöglichkeiten nur die Anwendung psychischer Gewalt (rechtswidrig) sowie die Beschränkung der Handlungsfreiheit (hierzu gibt es auch Reglementierungen) übrig.
Also ich kenne sehr viele Familien, in denen die Erziehung der Kinder ohne körperliche Bestrafungen sehr gut geht.

Und es ist einfach ein - offenbar immer noch weit verbreiteter -Irrtum, dass ohne körperliche Bestrafungen nur psychische Gewalt oder übertriebenes Einschränken der Handlungsfreiheit bleiben! Es gibt genug andere Möglichkeiten! Am sinnvollsten ist es, wenn die Sanktion in einem direkten Zusammenhang mit dem Vergehen des Kindes zu tun hat. So mussten z.B. mal zwei der vier Kinder einer befreundeten Familien sich einen Nachmittag lang mit Wasser als Getränk begnügen, weil sie vorher eine Flasche Brause beim Spielen vor dem Haus aus Jux ausgegossen hatten. Mein Sohn musste schon mal einige Zeit ohne seinen Laptop auskommen, weil er - statt die Hausaufgaben vernünftig zu machen - ständig am Rechner hing und die Hausaufgaben neben Chatten und Spielen erledigte. (Einen 15jährigen zu schlagen wäre ohnehin zu gefährlich, glaub ich. ;D )
Es gibt weiterhin die Möglichkeit, die Kinder für kaputt gemachte Sachen zum Teil mit dem Taschengeld aufkommen zu lassen, man kann für einige Zeit den Fernsehkonsum verbieten, man kann mal Süßigkeiten entziehen, einen anberaumten Ausflug verschieben, einmal einen Treffen mit Freunden verbieten ... es gibt genug Alternativen zum Schlagen!
Und wem außer psychische Gewalt keine einfallen, der kann sich ja an eine (christliche) Erziehungsberatung wenden.


Marcus hat geschrieben:Für mich liegt hier jedenfalls ein unzulässiger staatlicher Eingriff vor, gegen den ich notfalls auch den gesamten Instanzenweg gehen werde, um anschließend eine Verfassungsbeschwerde einreichen zu können.
Für mich sind solche Aussagen ein weiterer Grund, mich dafür einzusetzen, dass die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden.



Marcus hat geschrieben: Für einen modernen Gutmenschen sicherlich. Damals galt das im Regelfall noch als adäquates Handeln der Eltern. Wie sich die Zeiten doch ändern...
Ja, nicht wahr? ;D
Für den modernen Gutmenschen gilt auch die Züchtigung von Frauen durch ihre Ehemänner und das Schlagen von Schülern durch den Lehrer als widerwärtig ... auch wenn das jahrhundertelang als adäquates Handeln galt. Aber altmodische Negativmenschen finden sicher auch daran noch was Gutes. ;D
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Linus
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Beitrag von Linus »

Magnifikat hat geschrieben: So mussten z.B. mal zwei der vier Kinder einer befreundeten Familien sich einen Nachmittag lang mit Wasser als Getränk begnügen
:roll: :D :D :D :D :D :D :D Die Armen! Kennen die sonst nur die Amerikanische Besatzerbrause? (ich will damit dagen, daß das keine Bestrafung ist) Mutwillig kaputtgemachte Dinge sollen von den Kindern zur Gänze getragen werden. Und darüberhinaus eine Strafe beziehen. (denn die Erstattung kaputtgemachter Dinge ist ja nur die Wiedergutmachung)


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Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Linus hat geschrieben: die Familie ist Gemeinschaft in der erzogen wird bzw. werden soll. Das ist der Wesenssinn der Gemeinschaft Familie. (Wohlgemerkt der Familie nicht aber der Ehegemeinschaft, wer da versucht den Partner zu erziehen ist massiv auf dem Holzweg)Die Erziehung zur Selbsterziehung hat zuvörderst in der Familie zu geschehen.
Ich möchte dies anders formulieren:
als Gemeinschaftswesen bilden sich Menschen aneinander, d.h. wir werden durch Menschen zum Menschen gebildet, durch Vorbild und Beispiel. Die kleinste natürliche Gemeinschaft ist da offensichtlich die Familie, in der Ältere mit Jüngeren zusammen leben und sich die Jüngeren an den Älteren orientieren bzw. ausrichten und bilden, formen. Dass dies nicht ohne Gewalt geht bzw. gegangen ist, wissen wir und wir diskutieren hier darüber, ob das so sein muss, ob das nicht nur natürlich ist, sondern ob das auch durch den christlichen Glauben gerechtfertigt werden kann.

Ich betrachte Erziehung als eine systematische, bewußte Form der Bildung, die bereits durch konkrete Vorstellungen und Methoden gekennzeichnet ist und durch die Religion sich herausgebildet hat. Entsprechend der Gottesbilder sind die Menschenbilder und daraufhin ist dann Erziehung ausgerichtet.
In der Familie ist diese bewußte und systematische Ausprägung gering, in Schulen und anderen pädagogischen Einrichtungen entsprechend stärker. Die meisten Erziehungsprozesse verlaufen jedoch unbewußt und unsystematisch ab, auch in den Schulen.
Und die Erziehung in und durch die Kirche verläuft auch unbewußt, durch Androhung von Strafen und Liebesentzug.

Wenn wir uns darin einig sind, dass Kinder zu besseren Menschen erzogen werden sollen, dann sollten wir wissen, was wir unter besser verstehen. Ich halte es damit, dass das Beste für einen Christen die Nachfolge Christus ist. Um dorthin zu führen, muss ich allerdings selbst vorangehen. Und da sind die Seligpreisungen für mich Erziehungsratschläge: Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben.

Es geht nicht darum, dass mal die Hand ausrutscht oder man schreit.
Es geht aber darum, ob ich das bedauere und mich dafür bei einem Kind entschuldigen kann oder ob ich das rechtfertige, als notwendige Maßnahme.
Hönnetaler hat geschrieben: Die Liebe muss immer Grundlage unseres Handels sein. Dies hat Augustinus schon deutlich herausgestellt. Wenn allerdings das gemeinsame Wertefundament verlassen wird, müssen wir uns an unserem Gott orientieren.
Kannst du das mal konkreter fassen?

Es geht in der Familie nicht darum, dass der Wille des einen geschieht und die anderen gehorsam dem zu folgen haben. Es geht darum, dass gelernt wird, vom Eigenwillen loszukommen und dem anderen Raum zu geben zu leben und zu atmen. Und da ist es eben so, dass das Kind im Zentrum steht. Die Würde dieser Person ist das Wertefundament und dieses ist in Gott begründet - nur, wenn man sich nicht ganz von Gott geliebt weiß, dann ist die Liebe auch nicht ganz die Grundlage unseres Handelns. Ich erfahre dies immer dann, wenn mein Wille mißachtet wird - das empfinde ich als Kränkung und Ablehnung und erst, wenn ich fähig bin zur Einsicht, kann ich dies dann durch den Glauben an die Liebe Gottes überwinden. Dann befreit mich der Glaube von meinem Eigenwillen und ich kann entsprechend aufatmen und beten: Dein Wille geschehe.

Magnifikat
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Beitrag von Magnifikat »

Linus hat geschrieben:
Magnifikat hat geschrieben: So mussten z.B. mal zwei der vier Kinder einer befreundeten Familien sich einen Nachmittag lang mit Wasser als Getränk begnügen
:roll: :D :D :D :D :D :D :D Die Armen! Kennen die sonst nur die Amerikanische Besatzerbrause? (ich will damit dagen, daß das keine Bestrafung ist)
Für sie war es eine Strafe - und eine, wie ich finde, zum Vergehen passende. Wer Getränke aus Spaß verschüttet (egal ob Brause, Saft, Tee oder sonst was), muss sich eben mit Wasser begnügen. Und da die Brause wohl weniger als € 1,-- kostete, ist ein Nachmittag wohl auch mehr als ausreichend dafür.

Schön, dass du sowas zum Lachen findest - aber ich meine, dass eine Familie mit vier Jungen und einer Mutter, die als Tagesmutter noch weitere Kinder betreut, sich mit Erziehung viel besser auskennt als Kinderlose. ;D


Linus hat geschrieben:Mutwillig kaputtgemachte Dinge sollen von den Kindern zur Gänze getragen werden. Und darüberhinaus eine Strafe beziehen. (denn die Erstattung kaputtgemachter Dinge ist ja nur die Wiedergutmachung
Es kommt wohl auf die Höhe des Taschengeldes und auf den Wert der kaputtgemachten Sache an. Klar, ein 15jähriger mit - sagen wir mal - € 40,-- Taschengeld im Monat kann einen zerschmissenen Teller komplett ersetzen. Ein viel jüngeres Kind mit - sagen wir mal - € 1,50 Taschengeld pro Woche wird kaum die vor Wut zerdepperte Blumenvase im Wert von € 30,-- komplett ersetzen. Das hielte ich jedenfalls für völlig übertrieben.

Und was die zusätzliche Strafe angeht: Find ich innerhalb einer Familie hirnrissig. Ich würde noch nicht mal von einem Fremden mehr als die Erstattung des zerstörten Gegenstandes einfordern - geschweige denn von meinem Kind.


Aletheia hat geschrieben:Ich halte es damit, dass das Beste für einen Christen die Nachfolge Christus ist. Um dorthin zu führen, muss ich allerdings selbst vorangehen. Und da sind die Seligpreisungen für mich Erziehungsratschläge: Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben.
:ikb_thumbsup:
Amen !

Aletheia hat geschrieben:Es geht nicht darum, dass mal die Hand ausrutscht oder man schreit.
Es geht aber darum, ob ich das bedauere und mich dafür bei einem Kind entschuldigen kann oder ob ich das rechtfertige, als notwendige Maßnahme.
So ist es ! :ja:
Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben. (Mt. 5,5,)

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Linus
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Beitrag von Linus »

Magnifikat hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Mutwillig kaputtgemachte Dinge sollen von den Kindern zur Gänze getragen werden. Und darüberhinaus eine Strafe beziehen. (denn die Erstattung kaputtgemachter Dinge ist ja nur die Wiedergutmachung
Es kommt wohl auf die Höhe des Taschengeldes und auf den Wert der kaputtgemachten Sache an. Klar, ein 15jähriger mit - sagen wir mal - € 40,-- Taschengeld im Monat kann einen zerschmissenen Teller komplett ersetzen. Ein viel jüngeres Kind mit - sagen wir mal - € 1,50 Taschengeld pro Woche wird kaum die vor Wut zerdepperte Blumenvase im Wert von € 30,-- komplett ersetzen. Das hielte ich jedenfalls für völlig übertrieben.
ich hatte Taschengeldenzug für einenhalb Jahre, ich weiß wovon ich rede (es ging um einen Sachschaden von 7000 Schilling (500 €)
Von den 500 Schilling Taschengeld im Monat waren da 388 komma irgendwas "pötzlich weg"
Und was die zusätzliche Strafe angeht: Find ich innerhalb einer Familie hirnrissig. Ich würde noch nicht mal von einem Fremden mehr als die Erstattung des zerstörten Gegenstandes einfordern - geschweige denn von meinem Kind.
Dann ist der Lerneffekt gleich null.
Zuletzt geändert von Linus am Sonntag 14. Dezember 2008, 20:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Linus hat geschrieben:Dann ist der Lerneffekt gleich null.
Also ich will mich nicht auf diese Frage einlassen, im Detail, aber wenn ein Mensch aus Wut und Absicht mir wertvolle Dinge kaputt macht - dann ist das nicht etwas, was sich aus heiterem Himmel ereignet.
Und da ist eine Strafe nur eine Bestätigung für eine völlig verfahrene Kiste.

Über den Lerneffekt bestimmt nicht der Lehrende, sondern nur derjenige, der den Willen hat, eine Lehre anzunehmen.

Ich würde gerne wissen, was denn gelernt werden soll?

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Magnifikat hat geschrieben: Und wem außer psychische Gewalt keine einfallen, der kann sich ja an eine (christliche) Erziehungsberatung wenden.

Am besten für die Aufnahme der staatlichen Oberhoheit über die Kinderbetten ins Grundgesetz plädieren. Alternativ könnte jedem Erwachsenen auch der Erwerb eines Erziehungsführerscheins zur Auflage gemacht werden. Wer die Prüfung nicht besteht oder bei dem aus anderen Gründen erhebliche Zweifel an seiner Eignung als Erziehungsberechtigten bestehen, der darf aufgrund einer hierfür extra vorgenommen Grundgesetzänderung dann auch zwangssterilisiert werden. Gleiche wird auch als Sanktionsmöglichkeit für ungeeignete Eltern vorgesehen. Ihre Kinder kommen in staatliche Obhut, wo sie staatsingdoktrinär erzogen werden. Zur flächendeckenden Errichtung von diesen staatlichen Erziehungsanstalten werden im Haushalt neue Planstellen für neu zu schaffende pädagogische Stellen geschaffen. Für deren sachliche und personelle Unterhaltung dürfen die sogenannten „Negativmenschen“ aufkommen, die als Hauptgrund für die flächendeckende Einführung betrachtet werden. Wie Kinder innerhalb der Familie zu erziehen sind, legt eine zum Bundesfamilienministerium gehörige staatliche Zentralerziehungsstelle fest. Zur Überwachung und staatlicher Ahndung bei Verstößen werden besonders qualifizierte Pädagogen und Kinderschutzkommissare ausgebildet und eingesetzt. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Eltern ohne den erfolgreichen Abschluss eines erziehungswissenschaftlichen Studiums an einer Universität, pädagogischen Hochschule oder einer anderen wissenschaftlichen Hochschule zur Kindeserziehung nicht hinreichend qualifiziert sind.

Für mich sind solche Aussagen ein weiterer Grund, mich dafür einzusetzen, dass die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden.
Soll auch ein Abtreibungsverbot ins Grundgesetz aufgenommen werden oder sind sich die Initiatoren etwa darüber einig, dass die Würde des Menschen erst bei seiner Geburt beginnt und ungeborenes Leben als Leibesfrucht und Bestandteil des Körpers der Frau angesehen wird, über den sie nach Belieben verfügen kann? Das ist zumindest bei Grünen und Linken, die sich üblicherweise für den Schutz von Kindern einsetzen, herrschende Meinung. Man braucht sich nur die Wahlprogramme durchzulesen.

Für den modernen Gutmenschen gilt auch die Züchtigung von Frauen durch ihre Ehemänner und das Schlagen von Schülern durch den Lehrer als widerwärtig ... auch wenn das jahrhundertelang als adäquates Handeln galt. Aber altmodische Negativmenschen finden sicher auch daran noch was Gutes. ;D
Es hat sich niemand dafür ausgesprochen, seine Frau zu schlagen, auch nicht dafür, seine Kinder von fremdem Leuten züchtigen zu lassen. Das ist auch nicht das Thema hier.

Erziehung ist für mich in erster Linie Sachen der Eltern. Diese haben auch das natürliche Recht zu bestimmen, wie ihr Kind erzogen werden soll, welche Werte vermittelt werden und welche Spielregeln in der Familie samt Sanktionen gelten sollen. Wie Du Deine Kinder erziehst, ist somit Dein Gutes Recht. Ich habe übrigens auch nie gesagt, dass ich meine Kinder gleich bei jedem Regelverstoß körperlich bestrafen würde. Das hat auch nach meiner Meinung den Ausnahmefall darzustellen. Wenn aber das „Ins-Gewissen-Reden“ und vorausgehende Ermahnungen nicht fruchten, behalten ich mir dieses Recht allerdings vor. Sicherlich kann ich meine Kinder auch mit Fernsehverbot sanktionieren oder ihnen verbieten auf Partys zu gehen. Was ist aber, wenn sie sich dem widersetzen und mich als Vater überhaupt nicht ernstnehmen? Soll ich ihnen dann etwa damit drohen, dass ich ihr Fernsehverbot um zwei Wochen verlängere, obwohl das ihnen ohnehin egal ist, weil sie wissen, dass der Papa nichts weiter unternimmt? Oder soll ich ihnen mit dem Internat drohen? Teure Sachen. Der (finanziell) Geschädigte bin dabei dann wohl ich. Du setzt nämlich voraus, dass Du mit im Grunde anständigen Kindern zu tun hast. Liebe und anständige Kinder braucht man auch bestenfalls nur mal ins Gewissen zu reden. Es gibt allerdings auch Draufgänger, die wirklich schauen, wie weit sie gehen können und denen man zur Not auch zeigen muss, wer der Stärkere ist. Aber wie gesagt, Du kannst gerne die Erziehungsmethode wählen, die Du für richtig hältst. Mich stört es nur mehr als unerheblich, wenn Dritte meinen, mit ihrem Aktionismus in weltverbesserischer Manier anderen zunächst ein schlechtes Gewissen machen zu müssen, bei Ablehnung gleich mit dem Gesetz zu drohen und zur Not ihre Anschauung noch politisch durchsetzen zu müssen. Ich breche an dieser Stelle auch die Diskussion mit Dir ab.
Zuletzt geändert von Marcus am Sonntag 14. Dezember 2008, 17:44, insgesamt 1-mal geändert.

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Peti
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Beitrag von Peti »

Aletheia hat geschrieben:Es geht nicht darum, dass mal die Hand ausrutscht oder man schreit.
Es geht aber darum, ob ich das bedauere und mich dafür bei einem Kind entschuldigen kann oder ob ich das rechtfertige, als notwendige Maßnahme.
Die Katholische Kirche hat in Don Bosco einen großen Heiligen der Neuzeit. Er hat sich sein ganes Leben lang mit Erziehung beschäftigt und lehnte jede Art von körperlicher Züchtigung ab. Das kann doch nicht ganz ohne Bedeutung sein. Ich habe noch keine Widerlegung seiner Gedanken gelesen, nur Rechtfertigungsversuche eigener Erziehungsschwächen. Auf welche große Gestalt der Neuzeit kann man sich berufen, wenn man anderer Meinung ist?
Ich habe mich mit den Gedanken dieses großen Heiligen eigentlich erst im Nachhinein beschäftigt. Aber nachdem unsere Kinder jetzt erwachsen sind, kann ich sagen:Sein Erziehungsmethoden sind richtig.

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Beitrag von Peregrin »

Magnifikat hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:Es geht nicht darum, dass mal die Hand ausrutscht oder man schreit.
Es geht aber darum, ob ich das bedauere und mich dafür bei einem Kind entschuldigen kann oder ob ich das rechtfertige, als notwendige Maßnahme.
So ist es ! :ja:
Genauso ist es nicht, im Gegenteil zeigt sich (wieder einmal), daß die Oberlehrer der "sanften" Erziehung Schwierigkeiten haben, Zucht und Kindesmißhandlung auseinanderzuhalten. Denn "Hand ausrutschen" und "Schreien" sind Beispiele für unbeherrschte Gewaltausbrüche, die in der Erziehung nichts verloren haben.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Aletheia hat geschrieben:Ich würde gerne wissen, was denn gelernt werden soll?
Grenzen - eigene und fremde. Innerhalb dieser Grenzen ist die Freiheit die Christus schenkt.

oder ums mit Chesterton zu sagen, es geht bei der Erziehung um Freiheit
G.K. Chesterton hat geschrieben: Ich könnte nie eine Utopie ersinnen noch gutheissen, die mir nicht diejenige Freiheit einräumte, an der mir am meisten liegt: die Freiheit, mich zu binden.
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Peti
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Beitrag von Peti »

Peregrin hat geschrieben:
Genauso ist es nicht, im Gegenteil zeigt sich (wieder einmal), daß die Oberlehrer der "sanften" Erziehung Schwierigkeiten haben, Zucht und Kindesmißhandlung auseinanderzuhalten. Denn "Hand ausrutschen" und "Schreien" sind Beispiele für unbeherrschte Gewaltausbrüche, die in der Erziehung nichts verloren haben.
Aber auch die Oberlehrer der Zucht sollten ehrlich bei sich selbst überlegen, ob sie ihre Klapse und Kopfnüsse ruhig und abgeklährt verteilen.

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