Wie verhaltet Ihr Euch Bettlern gegenüber?

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ar26
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Beitrag von ar26 »

sebastian hat geschrieben:@ar26: wir reden hier über bettelnde Obdachlose und ich fragte, ob Du im Vorbeilaufen rein äusserlich erkennen vermagst, ob jemand in der Lage sei sich selbst zu helfen, oder nicht. Ich kann es nicht und ganz ehrlich, solche fragen stelle ich mir auch gar nicht.
Ich wähnte, wir reden hier über Bettler im Allgemeinen. Daß jemand ohne Obdach in der Regel sich nicht selbst durch Arbeit versorgen kann, ist auch eine Binsenweisheit. Um es noch mal deutlich zu sagen: Meine Einschränkung bezieht sich auf aggressives Betteln junger gesunder Männer mit Fremdsprachenkenntnissen, was ich hier in Polen oft genug erlebt habe.
Ewald hat geschrieben:Basta.
OK, das überzeugt mich jetzt. Du hast Recht! :mrgreen:

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

ar26 hat geschrieben:
sebastian hat geschrieben: Ich wähnte, wir reden hier über Bettler im Allgemeinen. Daß jemand ohne Obdach in der Regel sich nicht selbst durch Arbeit versorgen kann, ist auch eine Binsenweisheit.
[
und wie hältst Du es mit diesen???

... und wie, wenn sie auch noch eine Flasche Bier neben sich haben, weil sonst ihr Leben gar nicht mehr zu ertragen ist???

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ar26
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Beitrag von ar26 »

Soweit mich niemand aggressiv anbettelt, geb ich häufig was. Wie gesagt, in D hab ich das als Phänomen nie so recht wahrgenommen, da es dort seltener auftritt. Hier sind es vor allem Alte und Mütter/Väter mit Kindern, die betteln.

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Linus hat geschrieben:
ar26 hat geschrieben:Blödsinn Ewald! Jemand der bettelt, obwohl er arbeiten könnte, versündigt sich. Ein anderer der dies erkennt und ihm trotzdem Almosen gibt, willigt in die Sünde des Ersten ein bzw. stimmt ihr zumindest zu.
Einwilligung bzw. Zustimmung zu fremder Sünde stellt wiederum eine eigene Sünde dar.

Das ist so katholisch wie das Ite Missa est!
Der gute Ewald hat so unrecht nicht
Wie kann man tatsächlich ermessen, ob das vis á vis Notleidet oder "berufsmäßig" bettelt, wenn man es nicht kennt? Daher: Die rechte soll nicht wissen, was die Linke tut, ist ein Probates Mittel. Oder wenns heißt ich hab Hunger: Einladung zum Würstelstand.
Ganz einfach: Indem man ihm Arbeit anbietet. Dies hat mein Vater, der selbständig war mal gemacht. Er hat einen guten Stundenlohn geboten. Der Bettler lehnte ab mit den Worten: "Da verdiene ich mit dem Betteln mehr!" Er muss ziemlich viel pro Stunde bekommen haben...

ieromonach
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Das Brauhaus

Beitrag von ieromonach »

Ihr Lieben,
meine kleine Kapelle ist in einem Haus für Obdachlose. Viele sind Drogenabhängige oder Alkis. Solll ich urteilen? Bemüh mich einfach den Leuten ein "Mitmensch" zu sein, ohne Wertung, einfach den Alki oder Abhängigen als meinen gefallenen Bruder in Adam oder in Christo zu sehen. Aber, bin ich deshalb ein besserer Mensch (Christ) als die Obdachlosen? Meine Fehler und Schwächen -vielleicht auch Abhängigkeiten- kenn nur ich und mein Beichtvater. Deshalb bemühe ich mich "uneigennützig" zu sein. Robert K. hat dazu ja auch schon einiges geschrieben. Unser Christentum ist nur dann glaubhaft wenn wir aufhören zu analysieren und einfach dem Bettler helfen. Noch einmal: Wenn der Bettler uns täuscht dann holt sich der Bettler das Gericht und nicht der Gebende.

+P.Theodoros

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Peti
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Re: Das Brauhaus

Beitrag von Peti »

ieromonach hat geschrieben:Ihr Lieben,
meine kleine Kapelle ist in einem Haus für Obdachlose. Viele sind Drogenabhängige oder Alkis. Solll ich urteilen? Bemüh mich einfach den Leuten ein "Mitmensch" zu sein, ohne Wertung, einfach den Alki oder Abhängigen als meinen gefallenen Bruder in Adam oder in Christo zu sehen. Aber, bin ich deshalb ein besserer Mensch (Christ) als die Obdachlosen? Meine Fehler und Schwächen -vielleicht auch Abhängigkeiten- kenn nur ich und mein Beichtvater. Deshalb bemühe ich mich "uneigennützig" zu sein. Robert K. hat dazu ja auch schon einiges geschrieben. Unser Christentum ist nur dann glaubhaft wenn wir aufhören zu analysieren und einfach dem Bettler helfen. Noch einmal: Wenn der Bettler uns täuscht dann holt sich der Bettler das Gericht und nicht der Gebende.

+P.Theodoros
Danke für diesen Beitrag

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Wow! Danke für diese rege und fruchtbare Beteiligung an dieser Diskussion. :jump:

Es ist schon manchmal eigenartig.

Ich habe vor einigen Tagen diesen Thread eröffnet, weil es mich etwas nachdenklich gemacht hat, von jemanden direkt angesprochen zu werden, der um Geld bittet. Das ist mir in dieser Form bisher kaum passiert, klar sieht man sonst auch oft bettelnde Personen, aber die sitzen distanziert, anonym und meist "stumm" da. Heute, wenige Tage später, in einer ganz anderen Stadt passiert wieder das Gleiche. Ein Mann spricht mich direkt an ("Entschuldigung, ich hätte eine Frage - ja? - hätten Sie etwas Geld für mich...."). Dieses mal habe ich gegeben.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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Granuaile
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Beitrag von Granuaile »

overkott hat geschrieben:Wir sind mal auf der Autobahn nach Dresden liegengeblieben kurz nach der Wende.

Typen wie du sind vorbeigefahren.

Aber es gab einen barmherzigen Polen.

Dein Beispiel, overkott, zeigt, dass es Situationen geben kann, wo Hilfe nötig und sinnvoll ist. Raimund Josef H. hat aber, wenn ich ihn richtig verstehe, bei seiner Anfrage nicht die Person oder die Familie im Blickfeld, welche in eine spontane Notsituation geraten ist, die ausserhalb des Anwendungsbereichs der Sozialhilfe liegt.

Was einfach nach Geld bittende Bettler, allenfalls noch mit einem "Ich habe Hunger, ich bin krank"-Schild vor sich, angeht, bin ich der Meinung, dass die Sozialhilfesysteme in Westeuropa ausreichen, um solch Bedürftigen eine Unterkunft, das Essen und die medizinische Grundversorgung zu sichern. Solchen Bettlern gebe ich daher nichts.

Etwas anders ist es mit bettelnden Strassenkünstlern (z.B. Musikanten). Diese bringen eine Leistung, und wenn die Leistung für mich einigermassen stimmt, bin ich durchaus bereit, die eine oder andere Münze springen zu lassen. Dies im Bewusstsein, dass der Unterschied zwischen "blossen Bettler" und dem "musizierenden Bettler" letztlich sehr klein sein kann.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Bei mir ist es unterschiedlich. Einseits bin ich auch der Meinung, dass die Sozialsysteme bei den meisten Leuten ganz gut greifen. Leider bestätigen Ausnahmen die Regel. Und wer einmal durch das Netz fällt, kommt nur schwer wieder rein.

Rund um den Dom kenne ich einige Bettler ganz gut, und habe schon öfter mit ihnen gesprochen oder ihnen etwas Geld gegeben. Den jugendlichen Punks, die dort herumlungern, gebe ich grundsätzlich nichts. Allergisch bin ich bei Bettlern, die sich auffallend unauffällig anschleichen, überflüssigerweise fragen, ob sie eine Frage stellen dürften, einen fünf Minuten lang mit ihrer Lebensgeschichte aufhalten (die ich eh nicht überprüfen kann) und dann... endlich... mit der entscheidenden Frage rausrücken. An diesem Punkt bin ich schon dermaßen genervt, dass das Portemonaie ganz fest zugeklappt ist.

Liegt aber in einem meiner negativen Charakterseiten begründet. Ich bin ein Mensch des klaren und knappen, aber ehrlichen Wortes. Ich kann langatmig-lamentierende Menschen, die nie zum Punkt kommen, einfach nicht ausstehen.
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Linus
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Beitrag von Linus »

cantus planus hat geschrieben:Liegt aber in einem meiner negativen Charakterseiten begründet. Ich bin ein Mensch des klaren und knappen, aber ehrlichen Wortes. Ich kann langatmig-lamentierende Menschen, die nie zum Punkt kommen, einfach nicht ausstehen.
Wie hast dus dann solang in Wien Ausgehalten? Die Wiener haben ja grad die Goldmedaille im Hundert Meter suderngemacht.... :D


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ar26
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Beitrag von ar26 »

:ikb_lol: Auf d'Nacht wirds finster :( :ikb_lol1:

Das Leben in Österreich ist schon echt hart!

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Linus
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Beitrag von Linus »

ar26 hat geschrieben::ikb_lol: Auf d'Nacht wirds finster :( :ikb_lol1:

Das Leben in Österreich ist schon echt hart!
Sowieso. Ich sags ehrlich: ich schaff das problemlos länger!
Vom schreibn im Kreuzgang dan ma die Finga weh, der Pc foaht wieda solangsam hoch, heit gibts ka Mitagessn,..
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ieromonach
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Das Brauhaus

Beitrag von ieromonach »

Ja, lieber Linus,
man merkt Du wirst alt. Du denkst an Mittagessen. Kann ich kapieren. Essen ist die Erotik der alten Männer :mrgreen:

Theodoros p.

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Linus
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Re: Das Brauhaus

Beitrag von Linus »

ieromonach hat geschrieben:Ja, lieber Linus,
man merkt Du wirst alt. Du denkst an Mittagessen. Kann ich kapieren. Essen ist die Erotik der alten Männer :mrgreen:

Theodoros p.
Sag das nicht zu laut - sonst kriegt meine Frau die Frasen. Sie will ja noch von mir gezeugte Nachkommen gebären.... :D
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overkott
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Re: Das Brauhaus

Beitrag von overkott »

Linus hat geschrieben:
ieromonach hat geschrieben:Ja, lieber Linus,
man merkt Du wirst alt. Du denkst an Mittagessen. Kann ich kapieren. Essen ist die Erotik der alten Männer :mrgreen:

Theodoros p.
Sag das nicht zu laut - sonst kriegt meine Frau die Frasen. Sie will ja noch von mir gezeugte Nachkommen gebären.... :D
Es gibt halt Takt und Linus...

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Linus
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Re: Das Brauhaus

Beitrag von Linus »

overkott hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:
ieromonach hat geschrieben:Ja, lieber Linus,
man merkt Du wirst alt. Du denkst an Mittagessen. Kann ich kapieren. Essen ist die Erotik der alten Männer :mrgreen:

Theodoros p.
Sag das nicht zu laut - sonst kriegt meine Frau die Frasen. Sie will ja noch von mir gezeugte Nachkommen gebären.... :D
Es gibt halt Takt und Linus...
Ich seh da keinen Unterschied :mrgreen:
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Marcus
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Re: Das Brauhaus

Beitrag von Marcus »

ieromonach hat geschrieben:Ihr Lieben,
meine kleine Kapelle ist in einem Haus für Obdachlose. Viele sind Drogenabhängige oder Alkis. Solll ich urteilen? Bemüh mich einfach den Leuten ein "Mitmensch" zu sein, ohne Wertung, einfach den Alki oder Abhängigen als meinen gefallenen Bruder in Adam oder in Christo zu sehen. Aber, bin ich deshalb ein besserer Mensch (Christ) als die Obdachlosen? Meine Fehler und Schwächen -vielleicht auch Abhängigkeiten- kenn nur ich und mein Beichtvater. Deshalb bemühe ich mich "uneigennützig" zu sein. Robert K. hat dazu ja auch schon einiges geschrieben. Unser Christentum ist nur dann glaubhaft wenn wir aufhören zu analysieren und einfach dem Bettler helfen. Noch einmal: Wenn der Bettler uns täuscht dann holt sich der Bettler das Gericht und nicht der Gebende.

+P.Theodoros
Lieber Pater Theodoros!

Dazu fand ich erst kürzlich m.o.w. durch Zufall diesen Artikel. Das hat mich sehr bewegt. Daher alles Gute und Gottes reichen Segen im christlichen Dienst am Nächsten!

Herzliche Grüße

Marcus

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incarnata
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Registriert: Mittwoch 8. November 2006, 01:11

Beitrag von incarnata »

Wenn ich Zeit habe,unterhalte ich mich mit den Bettlern;dafür sind sie meist wesentlich dankbarer als für die"schnelle Mark",da sie sich als Menschen ernstgenommen fühlen.Oft hab ich leider einen Termin im Nacken,wenn ich auf Bettler stosse;da gibt´s dann ein bisschen nach Stimmung, Gefühl und rascher Erreichbarkeit des Geldbeutels machmal was und manchmal nix;das Geld für die angestammten Kirchenbettler steck ich mir vor dem Messgang schon leicht erreichbar lose in dieJackentasche,damit ich nicht erst das Portmonnaie suchen muss.Aggressiv auf Tränendrüse machende offensichtlich per Mafia eingeschleuste,oft zu zweit auftretende Bettler/innen
kriegen mit der Bemerkung,ich füttere keine Mafia bewusst nichts;bei solchen
hat man auch manchmal den Eindruck,sie wollen mit dem Betteln nur ablenken,um zu sehen,wo die Börse sitzt und einen in Wirklichkeit beklauen.
Letztlich sind auch die oft selbst arme Teufel,da sie aus Ländern mit miesen Sozialsystemen kommen.Und auch durch unser gutes kann man fix rutschen,wenn`s blöd läuft.Also wirklich am besten :möglichst wenig urteilen,wie schon Pater Theodorus meinte.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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