Haben Gedanken einen Einfluss auf unsere Gesundheit?

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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Haben Gedanken einen Einfluss auf unsere Gesundheit?

Beitrag von pierre10 »

Es stellt sich die Frage, in wie weit unsere innere Einstellung, unsere eher positiven oder negativen Gedanken einen Einfluss auf unser Befinden haben.

Werden wirklich Menschen mit pessimistischer Einstellung eher krank und die Optimisten, bleiben sie eher gesund?

Pierre
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Dann wäre Ewald Mrnka wohl kaum über das Säuglingsalter hinausgekommen. ;D

Aber ganz im Ernst: ich glaube nicht, dass eine pessimistische Lebenseinstellung mit einer kurzen Lebenserwartung einhergeht. Ebensowenig, wie Sport und gesunde Ernährung nicht unbedingt lebensverlängernd wirken müssen.

Es stellt sich eher die Frage, wie man die Lebenszeit nutzt. Ob man ein erfülltes Leben hatte, oder es sich selbst (und damit oft auch seinen Mitmenschen) schwer machte.
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WiTaimre
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Optimisten, bleiben sie eher gesund?

Beitrag von WiTaimre »

Hallo Pierre :)
Frage, in wie weit unsere innere Einstellung,
unsere eher positiven oder negativen Gedanken
einen Einfluss auf unser Befinden haben.
- Werden wirklich Menschen mit pessimistischer Einstellung eher krank
- und die Optimisten, bleiben sie eher gesund?

Ersteres: Ja - Letzteres: Nein.
Man kann das so nicht zusammenfassen, denn der erste Teil Deiner Anfrage ist ganz etwas Anderes.
Auf unser Befinden und Verhalten haben Gedanken und Vorstellungen Einfluss, aber was man unter "positivem Denken" versteht, wird viel verwechselt. Es bedeutet, klar strukturiert zu formulieren, waehrend man denkt.
Bei der Bundeswehr soll es eine Regel geben, dass Instrukteure sich eindeutig ausdruecken sollen, also Worte wie "nicht, ohne, kein" in Anordnungen unterlassen muessen, damit die Truppe sich nur einzupraegen braucht, was sie Ja-soll. Man zeigt dann zum Beispiel die Handgriffe, um eine Ponton-Bruecke aufzuschlagen, aber unterlaesst es, etwa auch noch kurz zu zeigen, was falsch getan waere.
Lies im Vergleich dazu irgendeine intellektuelle Darstellung und streich Dir rot an, wie oft "nicht, kein, ohne" darin vorkommen, oder versuch einen Aufsatz zu schreiben "Was ist Friede?" - wie weit kaemst Du mit "positiver" Beschreibung alleine.

Was "nicht" sein soll, ist leicht zu formulieren, verstehst Du? Aber es verschleiert, dass derjenige vielleicht kaum eine oder zwei Ideen hat, was zu tun moeglich und ratsam ist.

Hier siehst Du, dass die Kategorien Optimist und Pessimist dazu verglichen eine ganz andere Ebene betreffen.
Der Optimist sagt: Das Glas ist noch halb voll - der Pessimist jammert: Das Glas ist schon halb leer.
Der Optimist freut sich beim bergauf-steigen, dass es nachher wieder einen schoenen Ausblick gibt und dann ein flottes Abwaerts - der Pessimist seufzt schon beim leichten Abwaertswandern, dass dahinten der Weg wieder aufwaerts muehsamer sein wird.
Der Optimist sagt: Dialektisch gesehn ist dies mein weisses Hemd - es war gewaschen und ich werd es irgendwann auch wieder waschen. Der Pessimist sagt: Weisse Hemden werden doch nur wieder schmutzig.... im Grunde sind die immer dreckig.

Es hilft dem Verhalten, Befinden und der Grundgesundheit, wenn wir Dinge sehn, wie sie sind. Das spart Energie, wenn wir etwas entscheiden muessen, und es kann zur Laehmung fuehren, wenn wir ohne Entscheiden zu koennen festhaengen, das gilt schon im Tierreich.
Watzlawik schrieb ein Buch zur Thematik des Paradoxons als krankmachendem Faktor. Da schildert er eine Versuchs-Anordnung, bei der das Tier eine Belohnung findet, wenn es durch ein Tuerchen springt, wodrauf ein Kreis gemalt ist, aber es bekommt einen kleinen Stromschlag, wenn das Tuerchen eine Ellipse zeigt. Dann machten sie den Kreis immer etwas laenglicher und die Ellipse immer etwas runder, und das Tier strengte sich an und waehlte erfolgreich weiter - bis der Tag erreicht war, dass rein optisch nicht mehr zu entscheiden war, welches "noch" Kreis war und welches "noch" Ellipse.
Da setzte es sich hin, waehlte nicht mehr, riss sich die Haare aus - und war innerlich gelaehmt - es starb. Sie wollten das ja gar nicht, sie versuchten einiges, das Tier zu troesten und zu retten - aber es war so im Schock, dass es einging.

Siehst Du den Zusammenhang?
Der eine Hauptpunkt an diesem Phaenomen ist der: dies Tier war vorher erfolgreich im Unterscheiden gewesen und hatte die Kunst schon sehr weit getrieben, "Gut und Boese" zu unterscheiden, es kam dadurch in eine Art Zugzwang, immer "richtig" waehlen zu muessen. Normalerweise haette es sich kaum um so Feinheiten gekuemmert und waere unbeschwert drueber hinweggegangen, ob Kreise oder Ovale an Tuerchen stehn oder was dazwischen.

Nun nimm mal das, was ich ueber intellektuelle Ausdrucksweise sagte: die Formulierungen wimmeln von "nicht, kein, ohne" Saetzen im schnellen Wechsel - ganz akrobatisch - man balzt und spreizt sich gewissermassen sprachlich. Da kann passieren, dass man vor lauter Kunst etwas sagt, was kaum jemand bemerkte.

Aktuelles Beispiel aus der Morgenandacht gestern oder so: "Wer ist der Naechste, den ich lieben soll?" (Geschichte vom Mann, der unter die Raeuber fiel und der Samaritaner stoesst drauf und rettet den) - ich hab es kontrolliert in Griechisch und in diversen Uebersetzungen.
Die Antwort ist eindeutig: es ist der Samaritaner, der Naechste, nach dem gefragt war - und den liebt der, der unter die Raeuber fiel, eigentlich nun automatisch, weil der ihm das Leben rettete. Das ist etwas Machbares, was das Gebot da verlangt /verheisst (im Alt-Hebraeischen ist Du sollst = Du wirst).
Alle Ausleger, die ich hoerte und las, drehn es jedoch um: was der kleine "Seitenhieb" auf Priester und Levit - die den da nicht liegen sahen - bzw.ihn nicht retteten - so viel reizvoller als die wichtige Lehre?
(wir werden lieben den, der uns rettet: Menschen und auch G0TT)

Dass wir hingehn und helfen sollen, ist ein Erfordernis der Gerechtigkeit, weil alle Menschen Kinder EINES Vaters im Himmel sind und wir nach Seinem Bild und Gleichnis IHM damit die Liebe zeigen, die auch uns zusteht, sie zu erhalten - und ein Naturtalent, sich ueber einen Einzelfall auch zu erbarmen.

Fuer das psychische Wohlbefinden ist es sehr wichtig, dass wir fliessend waehlen koennen, was wir tun oder lassen. Es ist einfach, zu waehlen zwischen klar-boese und klar-gut, zwischen einfachem Vorteil und eindeutigem Nachteil. Hier zum Beispiel ist es moeglich, aus ethischen Ruecksichten seinen sonstigen Nachteil zu waehlen - zu manchen Zeiten wird einem genau das aber sehr schwer.

Wir leben in einer Phase, die generell vieles als "gut" verteidigt, und ein gewissenhafter Typ, der es allen recht machen moechte, kann dann in so ein Paradoxon geraten
- Watzlawik wuerde daraus ableiten, dass das schizogen sei, d.h.es geht ne Weile gut, sich durchzuwinden, indem ma nicht-entscheidet, sondern etwas Drittes tiut - und dann erkennt man gar nichts mehr ganz unbefangen, nichtmal das eigne Ich.

Bei manchen rettet sich dies Dilemma noch etwas in koerperliche Symptome, bei andern erfolgt eine Derealisation und ein sozialer Schaden. Dann sind noch die am gesuendesten, die einfach wuerfeln, was sie lassen oder tun wollen....

mfG WiT

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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Beitrag von pierre10 »

Stimmt schon, nur wenn wir auf der Leiter weiter nach oben steigen, sehen wir unser Leben globaler..... und bei weitem nicht so schwierig, wie es von unten ausschaut.

Pierre
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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Welche Leiter? Ich habe am liebsten Boden unter den Füssen.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Beitrag von pierre10 »

Als ich vor 40 Jahren mein Haus bauen wollte, hatte ich die Wahl, im Rheintal oder in der Höhe in den Vogesen zu bauen. Toll war schon der Blick von oben, aber.... im Grunde gab es nur 2 Ansichten, entweder war es klar und man sah das Tal, oder aber es war trübe und man sah.... nichts.

Aus dem Tal dagegen mit Blick auf die Berge, Abstand vielleicht 15 km, gibt es jeden Tag ein neues Bild, denn über den Bergen ist immer eine mehr oder weniger dramatische Wolkenformation, dazu die untergehende Sonne..... einfach toll.

Also habe ich im Tal gebaut, wie Du schreibst, mit dem Boden unter den Füssen.

Pierre, der glaubt, dass auch der Platz an dem wir Leben einen Einfluss auf unsere Gesundheit haben kann.
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Pierre hat geschrieben: Pierre, der glaubt, dass auch der Platz an dem wir Leben einen Einfluss auf unsere Gesundheit haben kann.
Zumindest auf unser Wohlbefinden. Es ist schön wenn man weiß, wo man seinen Platz hat.

"Heute hier, morgen da" ist ein sehr schönes Lied (gesungen von Hannes Wader) dass mich schon immer sehr angesprochen hat.
Manchmal träume ich schwer,
und dann denk‘ ich, es wär‘
Zeit zu bleiben und nun was ganz andres zu tun.
So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar,
daß nichts bleibt, daß nichts bleibt wie es war
.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Beitrag von pierre10 »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Zumindest auf unser Wohlbefinden.
Früher waren in der Schweiz die ältesten Bewohner meist Bergbauern. Sie hatten eine besondere Art und Weise, "gesunde" Stellen zu finden, an denen sie ihre Höfe bauten.

Hatte ein Bauer einen Platz gefunden, an dem er bauen wollte, dann wurde ein großes Grundstück eingezäunt und die Kühe darauf getrieben. Nach ein paar Wochen sah man deutlich, an welcher Stelle sich die Tiere zum Schlafen legten und dort wurde dann das Haus gebaut. Später fand man heraus, dass es an diesen Stellen keine negativen Störungen wie Wasseradern, Radongase usw. gab.

Das zum Thema Wohlbefinden. Und heute bauen wir lustig drauflos, ganz gleich wo, wenn es nur Geld bringt.

Als ich unserem Bürgermeister davon sprach, gerade als er ein Siedlungsgebiet anlegen lies, war er entsetzt. Dann gäbe es ja vielleicht Grundstücke, die niemand kaufen wolle, dass könne sich die Gemeinde nicht leisten.

Es lebe der Merkantilismus.

Pierre :/
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