Feindbilder -

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Esperanto
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Beitrag von Esperanto »

Stirner hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben: Was geht da nur hinter Deiner Stirn (sic!) vor? :roll:
Nicht hinter, auf: Hörndln. :ja: :roll:
Ich fürchte Du hast recht! :shock:

Aber wenigstens haben sich Bob und sein Handlanger jetzt geoutet: Erst scheißfreundlich nach dem Abbau von Feindbildern fragen, um dann umso heftiger den Fundamentalismus - welcher Couleur auch immer - als Feindbild hinzustellen.
Gequirlte Schlaumeiereien von Dialektikern!
Ich denke ihr irrt beide und es ist zu billig Bob und mich in eine Kiste zu stecken ...

Die Eskalation geht nicht von mir aus (eher die Verzweiflung). Ich frage nach "miteinander reden" und "miteinender leben können", ohne dass ich dabei missioniert werden muss oder ihr von euren Wahrheiten lassen müsstet und ich bekomme "Sündenfall" als Antwort - das ist doch hochgradig absurd!

Grundlage dessen worauf man sich vielleicht einigen kann ist niemals das erzwungene Übernehmen von dem was man eben nicht teilt!

Ich stelle eure Wahrheiten doch gar nicht in Frage, ich will nur wissen wo die Übersetzung eurer Wahrheiten in Gesellschaft und Zusammenleben zu Konflikten führen kann und wie diese vermeidbar und vermittelbar sein könnten? Zur Beantwortung dieser Frage muss ich selbst keinem "Lager" angehören und ihr nicht "das eigene" mit Zähnen und Klauen verteidigen - da ist kein Angriff.

Aber vielleicht ist es für euch ja tatsächlich eine "Endsiegfrage" (wie einer aus "eurem Lager" hier sprachlich so unschön einbrachte) und dann ist tatsächlich jedes Gespräch sinnlos, weil das eine faschistische Terminologie und Zuordnung wäre, die tatsächlich indiskutabel ist.

Allerdings lasse ich mir ungern unterstellen - ich hätte es nicht redlch und ergebnisoffen versucht ...

Stirner

Nein, die vollkommene Übersetzung kirchlicher Werte in gesellschaftliche Normen würde im Gegenteil den Himmel auf die Erde bringen, das Reich Gottes auf der Erde errichten! Jesus hat uns ja gesagt, wie wir leben sollen.

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Esperanto
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Beitrag von Esperanto »

Naja, friedlich und lammfromm sollen die Christen ja auch laut Jesus nicht sein: er hat gesagt, er bringe das Schwert (also die Trennung, die Unterscheidung), nicht den weltlichen Frieden, sondern den himmlischen Frieden.
Wie unterschiedliche Konfessionen friedlich zusammenleben können, wissen wir doch in Europa seit dem Westfälischen Frieden: getrennt (cuius regio, eius religio). Wenn das nicht geht, muss man halt, wie im Vorderen Orient, tolerant sein, seinen eigenen Glauben relativieren.....was natürlich schlecht für den Glauben ist! Andererseits können wir aber auch Andersgläubige durch unser Zusammenleben mit ihnen missionieren.

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Bob hat geschrieben:Klar - das ist ja das Charakteristische von Fundamentalisten: Ohne ihr "Fundament" sind sie haltlos, und "eigene" Ideen sind ihnen fremd ... :P




PS: Bach, Beethoven und die meisten anderen Kreativen waren (und sind) zum Glück keine Fundamentalisten - ansonsten wäre unsere menschliche Kultur sehr viel ärmer ... 8)
Eigene Ideen sind im Christentum, vor allem bei trad.Katholiken nicht gerne gesehen.

Pierre
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Bob
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Beitrag von Bob »

Paul Heliosch: (...) Es ist unter bestimmten Umständen notwendig, bestimmte Stilmittel anzuwenden, die auf den ersten Blick unbehaglich erscheinen, so z.B. die perfekt positionierte Meta-Provokation. Diese fördert bei gewissen hartnäckig unter ihrem Stein bleiben wollenden Zeitgenossen diverse Outings zutage, derart,
a) daß es dem (noch-) Beobachter leichter fällt zu entscheiden, ob er in die bestehende Dialoggemeinschaft einsteigen will, oder ob er es lieber bleiben lassen sollte ...
b) daß es dem (noch-)Teilnehmer leichter fällt zu entscheiden, ob er die Dialoggemeinschaft verlassen will, oder ob er lieber dabei bleiben sollte ...

Bob: Was heißt hier "Dialoggemeinschaft"? Wie es hier wieder bestätigt wurde, ist ein offener und freilassender Dialog mit Fundamentalisten (siehe Seite 21 ganz oben) vollkommen unmöglich - womit ich nicht nur den katholischen Fundamentalismus meine: In Pakistan wollte mir mal einer mit ganz ähnlicher Konditionierung (ein fanatischer Islamist) die Ohren abschneiden; er fuchtelte schon mit 'nem Schwert rum - nur weil ich eine Mala um den Hals trug, die buddhistische Gebetskette mit 108 (die Zahl für Unendlichkeit) Holzperlen, das Geschenk eines Mönches ...
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Bob hat geschrieben:In Pakistan wollte mir mal einer mit ganz ähnlicher Konditionierung (ein fanatischer Islamist) die Ohren abschneiden; er fuchtelte schon mit 'nem Schwert rum - nur weil ich eine Mala um den Hals trug, die buddhistische Gebetskette mit 108 (die Zahl für Unendlichkeit) Holzperlen, das Geschenk eines Mönches ...
Was für ein Glück, dass es im Internet nicht geht, das Ohrenabschneiden, sonst ......... würde mir schon lange einiges fehlen.

Pierre mit einem Lächeln
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Stirner
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Beitrag von Stirner »

Esperanto hat geschrieben: Nein, die vollkommene Übersetzung kirchlicher Werte in gesellschaftliche Normen würde im Gegenteil den Himmel auf die Erde bringen, das Reich Gottes auf der Erde errichten! Jesus hat uns ja gesagt, wie wir leben sollen.
Lieber Esperanto,

Was für dich der Himmel ist mag für mich die Hölle sein und umgekehrt und beides hätte dann seine Berechtigung. So wie ich dir meine Vorstellung nicht afdrücken würde was dies angeht, so erwarte ich dies Entgegenkommen auch von dir bis zu einem gewissen Grade.

Wir könne aber immer darüber reden - wie jeder von uns seine Vorstellung davon leben und anstreben kann, selbst wenn wir nie zur gleichen Erkenntnis kommen werden. Wir können die Grezen des jeweils anderen respektieren.

Das Absolute in deinem Entwurf (oder dem, den du mit anderen Menschen deines Glaubens teilst -) sei dir also völlig gegönnt. Nur musst du eben auch anerkennen, dass nicht alle Menschen nach deinem Glauben streben und deiner Vorstellung vom göttlichen und himmlischen und vor allem deiner Vorstellung was dies hienieden konkret bedeutet. ;-)

Du magst dir noch so sicher sein, dass alleine du selbst "die Wahrheit" kennst, du darfst sie nicht anderen ausfzwingen. Genau das ist der Punkt und darüber rede ich, wenn ich nach Feindbild und Koexistenz im Andersartigen frage.

Die Frage bleibt also die, wie "deine Wahrheit" meine Grenzen wahren kann im tägichen Miteinander und im Hinblick auf eine Kirche, die konkret Einfluss nimmt auf Gesellschaft und den Alltag und eben das Miteinander der Kulturen, nicht aber was diese Wahrheit sei?

Stirner

Bob
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Beitrag von Bob »

Linus hat geschrieben:
Bob hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Stirner - Gott ist nicht, wie Bob glauben machen möchte, ("die Idee Gott") verhandelbar ...
Bob: Mir braucht NIEMAND zu "glauben", lieber Linus. Wer meine Beiträge jedoch richtig und unvoreingenommen liest, wird vielleicht zum Nachdenken über seine eigenen Positionierungen angeregt. Wenn mir das gelänge, wäre das schon viel - unabhängig davon, zu welchem Ergebnis er/sie nach intelligenter Hinterfragung kommt ... :P
Ich lese die Einträge ganz unvoreingenommen, und meine du bist der Sohnemann von Pierre - auch wenn er da seeeeeehr früh mit der Fortpflanzung begonnen haben müßte. Genauso relativistisch (des einen Fußboden ist des anderen Decke) und ganz klar: durch dein gemeinsames Credo mit ihm "Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich" genauso verwirrt wie jener.
Bob: Naja, mein lieber Linus - als (hoffentlich! :mrgreen: ) leiblicher Vater der "Erz(b)engel"-Söhne Michael und Gabriel scheinst du wenigstens noch nicht ganz deinen restlichen Humor verloren zu haben. Aber sonst - vielleicht täte es dir ganz gut, dich und das, was du hier schreibst, nicht zuu ernst zu nehmen ... :P

Dass mir Pierre sympathisch ist, stimmt natürlich - der mir übrigens sehr viel "jünger" als du scheint, nicht nur im Kopf, sondern auch bei der Gegenüberstellung eurer Avatare:
Pierre ist viel "ehrlicher und menschlicher" anzuschau'n (und zu lesen) - während deine pseudolässige und aufgesetzte Pose (ich weiß natürlich nicht, ob du das bist), mit der du per Avatar kokettierst, mich eher an einen zynisch, arroganten Sektenführer aus den Staaten, womöglich einen "wiedergeborenen" Pseudo-Christen a la Bush erinnert ...
Zuletzt geändert von Bob am Freitag 16. Mai 2008, 02:04, insgesamt 4-mal geändert.
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Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

Bob hat geschrieben:...
Bob: Was heißt hier "Dialoggemeinschaft"? Wie es hier wieder bestätigt wurde, ist ein offener und freilassender Dialog mit Fundamentalisten (siehe Seite 21 ganz oben) vollkommen unmöglich - womit ich nicht nur den katholischen Fundamentalismus meine: In Pakistan wollte mir mal einer mit ganz ähnlicher Konditionierung (ein fanatischer Islamist) die Ohren abschneiden; er fuchtelte schon mit 'nem Schwert rum - nur weil ich eine Mala um den Hals trug, die buddhistische Gebetskette mit 108 (die Zahl für Unendlichkeit) Holzperlen, das Geschenk eines Mönches ...
Jeglicher Dialog ist zunächst "Dialoggemeinschaft", ganz unabhängig davon, ob es ein - subjektiv empfunden - "glücklicher" oder "trauriger" Dialog ist.

Bob, Sie haben unbestreitbar gewisse Erfahrungen gemacht, die Sie (verständlicherweise) der Einfachheit halber pauschal unter den Begriffen "Fundamentalismus" = "schwarz" / "Relativismus" = "weiss" einordnen. Ich möchte demgegenüber dazu ermutigen auch hier wenigstens temporäre Perspektivwechsel zuzulassen hinsichtlich der Erfahrung, daß es innerhalb der Kirche wesentlich mehr zu entdecken gibt, als nur "Farben"...!

Bob
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Beitrag von Bob »

Linus hat geschrieben:
Bob hat geschrieben:die sind mir zu limitiert - wobei die Grenze das dicke Brett vor dem Kopf ist ... :mrgreen:
Du solltest den Perspektivwechsel vollziehen - sie gehen vor dir - für dich ist es ein Brett vorm Kopf für sie ist es ihr Kreuz am Rücken.

Linus: Lieber ein Kreuz am Rücken, als ein Brett vorm Kopf.

Bob: Du sagst es :P ... aber wenn beides zusammenkommt, ist's schon ein schweres Los - gell? ;D Kann man dir irgendwie helfen? :roll:
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Bob
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Beitrag von Bob »

Linus hat geschrieben:
Bob hat geschrieben:Ich glaube, dass alle Religionen dieser Welt letztendlich das gleiche beschreiben.
da magst du recht haben - alle religionen beschreiben etwas, wovon sie keine ahnung haben.

Der Glaube an Jesus den Christus, Gott der Mensch wurde, um uns zu erlösen - das ist hochgradig erfahrenes Wissen. Da wird nichts beschrieben, da werden erfahrungen mit Ihm selbst mitgeteilt.

Wenn's auch so bei dir ist, lieber Linus, habe ich damit keinerlei Probleme - wie dürfte ich auch ... 8)
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Esperanto
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Beitrag von Esperanto »

Stirner hat geschrieben:
Esperanto hat geschrieben: Nein, die vollkommene Übersetzung kirchlicher Werte in gesellschaftliche Normen würde im Gegenteil den Himmel auf die Erde bringen, das Reich Gottes auf der Erde errichten! Jesus hat uns ja gesagt, wie wir leben sollen.
Lieber Esperanto,

Was für dich der Himmel ist mag für mich die Hölle sein und umgekehrt und beides hätte dann seine Berechtigung. So wie ich dir meine Vorstellung nicht afdrücken würde was dies angeht, so erwarte ich dies Entgegenkommen auch von dir bis zu einem gewissen Grade.

Wir könne aber immer darüber reden - wie jeder von uns seine Vorstellung davon leben und anstreben kann, selbst wenn wir nie zur gleichen Erkenntnis kommen werden. Wir können die Grezen des jeweils anderen respektieren.

Das Absolute in deinem Entwurf (oder dem, den du mit anderen Menschen deines Glaubens teilst -) sei dir also völlig gegönnt. Nur musst du eben auch anerkennen, dass nicht alle Menschen nach deinem Glauben streben und deiner Vorstellung vom göttlichen und himmlischen und vor allem deiner Vorstellung was dies hienieden konkret bedeutet. ;-)

Du magst dir noch so sicher sein, dass alleine du selbst "die Wahrheit" kennst, du darfst sie nicht anderen ausfzwingen. Genau das ist der Punkt und darüber rede ich, wenn ich nach Feindbild und Koexistenz im Andersartigen frage.

Die Frage bleibt also die, wie "deine Wahrheit" meine Grenzen wahren kann im tägichen Miteinander und im Hinblick auf eine Kirche, die konkret Einfluss nimmt auf Gesellschaft und den Alltag und eben das Miteinander der Kulturen, nicht aber was diese Wahrheit sei?

Stirner

Also ich würde nie jemanden zu meinem Glauben zwingen. Aber ein reiner Katholikenstaat wäre halt schon herrlich!
Außerdem ist deine Sicht der Dinge sogar von Jesu Gleichnis über den Schnitter gedeckt (wo es ja heißt, dass das Unkraut zusammen mit den edlen Pflanzen wachsen soll bis zur Ernte, d.h. bis zum Endgericht).

Bob
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Beitrag von Bob »

Paul Heliosch hat geschrieben:
Bob hat geschrieben: Bob: Was heißt hier "Dialoggemeinschaft"? Wie es hier wieder bestätigt wurde, ist ein offener und freilassender Dialog mit Fundamentalisten (siehe Seite 21 ganz oben) vollkommen unmöglich - womit ich nicht nur den katholischen Fundamentalismus meine: In Pakistan wollte mir mal einer mit ganz ähnlicher Konditionierung (ein fanatischer Islamist) die Ohren abschneiden; er fuchtelte schon mit 'nem Schwert rum - nur weil ich eine Mala um den Hals trug, die buddhistische Gebetskette mit 108 (die Zahl für Unendlichkeit) Holzperlen, das Geschenk eines Mönches ...
Jeglicher Dialog ist zunächst "Dialoggemeinschaft", ganz unabhängig davon, ob es ein - subjektiv empfunden - "glücklicher" oder "trauriger" Dialog ist.

Bob, Sie haben unbestreitbar gewisse Erfahrungen gemacht, die Sie (verständlicherweise) der Einfachheit halber pauschal unter den Begriffen "Fundamentalismus" = "schwarz" / "Relativismus" = "weiss" einordnen. Ich möchte demgegenüber dazu ermutigen auch hier wenigstens temporäre Perspektivwechsel zuzulassen hinsichtlich der Erfahrung, daß es innerhalb der Kirche wesentlich mehr zu entdecken gibt, als nur "Farben"...!
Ich habe hier durchaus auch die mehr oder weniger "feinen" bzw. "groben" Unterschiede realisiert, wie sich der eine oder andere in eine Beziehung zur katholischen Kirche und die Welt setzt. Und ich selber praktiziere "Streitkultur" so, wie sie auch der Vater meiner Sara lebt, der Jude ist. Dazu was aus meinem Roman:

(...) Mit dem Christentum und dem Islam entstanden Kulturen, die irdisches Leid sublimieren, „vergeistigen“ - und gleichzeitig als „unvermeidbar“, weil „von Gott gewollt“ definieren. Was den Selbstgerechten jeder dieser beiden Religionen, die solches bei anderen Menschen verursachen, sehr zupass kommt. Denn die konnten und können meist mit einer „wohltätigen“ Spende in die Schatullen der jeweiligen religiösen und weltlichen Gerichtsbarkeit die unangenehmeren Folgen ihres Tuns vermeiden – die „Christen“ unter ihnen schon darum, weil Jesus auf seinem Leidensweg und mit der Kreuzigung ja bereits für alle vergangene und künftige menschliche Fehlbarkeit und irrige Sünde gelitten, und Gott ohnehin das letzte Wort habe.

Für die Anhänger des mosaischen Glaubens aber ist das kein „göttliches Gesetz“. Sie wollen Gerechtigkeit – „Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn“ – in diesem einen Leben, und zwar noch vor dem „Fegefeuer". Für alttestamentarische wie moderne Juden sind Gut und Böse zwei Seiten der selben Medaille, beides steht in einer Beziehung zueinander. Und nicht nur der dem eigentlichen Wesen der Spiritualität verpflichtete Mensch sollte sich mühen, zuerst in sich selber für den Sieg des Guten zu wirken, nicht einem aus irrationalen Ängsten und Machtopportunismus entstandenen Feindbild oder dem „Teufel“ die Verantwortung für bösartiges Handeln in die Schuhe schieben.

So hat es mir der Vater von Sara erklärt. Die jüdische Art des Denkens - die mich mit ihrer intellektuellen Kraft und ihrem mystischen Geheimnis seit langem fasziniert, vor allem die des europäischen Judentums - hat mich gelehrt, die Dinge dialektisch, in ganzheitlich, komplexen Zusammenhängen zu sehen. Es ist kein Zufall, dass es Juden sind, die beim Finden und Suchen von Antworten für die Zukunft Erfolg haben, in Kultur wie Wissenschaft. Für das Überleben in der Diaspora mussten sie lernen, sich in ihre Umgebung, in das Andere hineinversetzen zu können. Daraus entstand – korrespondierend mit der Denkschule alter Griechen wie etwa Sokrates - das didaktische Instrumentarium von These und Antithese, das zur Synthese führt. Und dieser Weg, etwas verstehen und kommunizieren zu wollen, hat sie dann zwangsläufig der Aufklärung verpflichtet und zu Demokraten gemacht – auch eine Konsequenz aus der Tatsache, dass es fast immer die Tyrannen waren, unter deren Machtpolitik sie in den vielen Jahrhunderten ihrer Diaspora zu leiden hatten, deren Opfer sie wurden. Die Despoten aller Coleur waren es, die die Fähigkeiten, die Kenntnisse der Juden für ihre Interessen zu instrumentalisieren suchten, vor allem in Geldwesen und Handel. Und wenn dann der jüdische Bankier oder Goldschmied sein Geld und vielleicht sogar etwas Zinsen zurückhaben wollte, veranlasste der selbstgerechte Herrscher ganz einfach ein Pogrom.

Ich erinnere mich gerne an die Gespräche mit Saras Vater, dessen Familie mit dem Diamantenhandel wohlhabend wurde. Besonders neugierig war ich, wenn er mich in die mystischen Bedeutungen von Zahlen, in die Kabbalah einzuweihen versuchte – obwohl es doch letztlich bei Andeutungen bleiben musste. Weil dafür „ein Menschenleben zu kurz“ ist, wie er sagte. Seitdem habe ich tiefen Respekt vor der große menschliche Weisheit integrierenden Kraft des Judentums – das mir trotzdem ein manchmal sehr fremdes, ein codifiziertes Geheimnis blieb. Vielleicht – wenn ich überhaupt von mir auf andere schließen darf - ist das einer der Gründe, weshalb die Beziehung von Juden und Nichtjuden oft so ambivalent ist, so widersprüchlich ... (Ende des Auszugs)


Schön, dass es hier in diesem Forum auch Menschen wie Sie gibt, mit denen ein Gedankenaustausch interessant ist ... 8)
Zuletzt geändert von Bob am Freitag 16. Mai 2008, 02:13, insgesamt 2-mal geändert.
"Religions have promised many roses - but you end up with only thorns." (U. G. Krishnamurti)

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Bob hat geschrieben:
Dir glaube ich, dass du ein Christ bist, der Bergpredigt verpflichtet. Mit Leuten wie ad_hoc oder Raphael kann ich nichts anfangen; die sind mir zu limitiert - wobei die Grenze das dicke Brett vor dem Kopf ist ...
Bob glaubt hier dem User Paul Heliosch, nachdem der dessen um Unverbindlichkeit bemühten Äußerungen zunächst mal nicht als Angriff erkannt hat. Lieber Paul Heliosch. Damit wirst Du zwar kurzfristig in solchen Kreisen geduldet, aber keineswegs anerkannt. Etwas Falsches von Dir, siehe die frühere und spätere Beurteilung der Äußerungen des Users Linus, mit der dieser das zumindest zeitweise anerkennende Urteil eines Bob erfahren durfte und kurz danach die spätere Abkühlung.

Ich beschaue mir schon die Art und Weise Deines Schreibens, Bob, und vor allem achte ich auf Deine Wortwahl. Deshalb weiß ich natürlich, aus welcher Ecke Du kommst. Es ist die Sprache der Psychologie und vor allem die Sprache der Soziologie, die Dich verrät und es erlaubt, Dich entsprechend einzuordnen und Dich als jemanden auszuweisen, der nichts anderes besitzt als die Seichtigkeit eines oberflächlichen und scheinbar intellektuellen Tiefgangs, den Du hier zu erwecken suchst.

Ansonsten hast Du nichts und ich oder ein anderer könnte tage- und wochenlang mit Dir diskutieren, es käme immer nur das gleiche heraus: das öde und langweilende und ständig wiederholte gleiche Textgefüge deines psycho-soziologisch geformten Hintergrunds, mit dem Du Eins geworden bist und dem Du Dich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert hast. Und damit bist Du unfähig geworden, andere Wahrnehmungen als die Deinen oder der in die gleiche Richtung blasenden gleichgestalteten Typen überhaupt noch empfinden zu können. Dein daraus resultierendes Unverständnis, bezeichnest Du als Brett vor dem Kopf eines anderen, ohne zu erkennen, dass in Wirklichkeit das von Dir erkannte Brett sich unmittelbar vor Deinem eigenen Kopf befindet.
Einen möglichen Schlüssel hierfür hast Du ja unbewußt gegeben:
Dale limosna, mujer, que no hay en la vida nada como la peňa de ser ciego en Granada!
Du bist bereits blind, aber nicht nur in Granada. Und die Almosen (ich denke, dass ich richtig übersetzt habe) solltest Du Dir selbst zukommen lassen, in Form von Offenheit gegenüber anderen Meinungen, und dem sich Beschäftigen mit den Auffassungen anderer, die mit Sicherheit sogar deutlich besser begründet sind, sowohl in der Ursache als auch in der Weiterentwicklung, als das, was man von Dir und Stirner so zu hören bekommt.

Wenn ich auf Stirner hier nicht eingegangen bin, dann allein deshalb, weil es mich zu einer Antwort noch nicht gedrängt hat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Grundsätzlich bin ich aber aufgrund eingängiger Erfahrungen der Meinung, dass es sich nicht lohnt, mit derartig geprägten Personen wie Bob und Stirner zu diskutieren. Man muß sie einfach ignorieren, dann laufen sich deren Argumente, sofern man überhaupt von solchen sprechen kann, von selber tot und sie suchen sich ein neues Schlachtfeld.
Denn neue Erkenntnisse aufzunehmen, ist ihnen wesenfremd.

Wer weiß, vielleicht seid ihr doch die geistigen Ziehsöhne einer bestimmten Richtung, wie Linus hat anklingen lassen.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Hallo Bob

Gerade eben Deinen Buchauszug gelesen, den Du zwei Minuten zuvor eingestellt hast.

Das sagt natürlich alles. Vor allem, dass Du selbst nicht frei bist, sondern Dich schon wiederr abhängig machst von Dingen, die Du in ihrer Gefährlichkeit scheinbar noch gar nicht begriffen hast.
Du kannst einem wirklich leid tun. Auf der einen Seite alles bekämpfen zu wollen, was man als traditionell und damit als antiaufklärerisch bezeichnet, andrerseits sich aber in die Fänge einer Vorstellungswelt zu begeben, aus der es nicht einfach ist, sich dieser wieder zu entreißen.

Das ist das Gute daran: Früher oder später kommt automatisch das, was Euch wirklich bewegt. Und alles von Euch zuvor Gesagte ist auf einmal null und nichtig für denjenigen, der noch in der Lage ist, zu denken und zu erkennen. Gott sei Dank.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Bob
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Beitrag von Bob »

Pierre hat geschrieben:
Bob hat geschrieben:Klar - das ist ja das Charakteristische von Fundamentalisten: Ohne ihr "Fundament" sind sie haltlos, und "eigene" Ideen sind ihnen fremd ... :P




PS: Bach, Beethoven und die meisten anderen Kreativen waren (und sind) zum Glück keine Fundamentalisten - ansonsten wäre unsere menschliche Kultur sehr viel ärmer ... 8)
Eigene Ideen sind im Christentum, vor allem bei trad. Katholiken, nicht gerne gesehen ...

Pierre

Die werden von mir nicht gefragt, wenn ich kreativ arbeite! :mrgreen: Doch die mehr oder weniger bewusste Konfrontation mit dem "Katholischen" ganz allgemein hat im Abendland schon größte künstlerische und geistig, sublimative Kreativität bewirkt - man denke nur an die oben genannten Komponisten, auch an Michelangelo, Leonardo da Vinci und viele andere Künstler und Wissenschaftler, und sehr viele jüdische Schriftsteller und Literaten, die in Europa lebten ...

Schön, dass es dich gibt, Pierre! Alles Liebe dir ... 8)
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the man who wasn`t there
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Beitrag von the man who wasn`t there »

Thema: Feindbilder

Ich nehme mal einfach an, daß dieses Thema im Kontext dieses speziellen Forums hauptsächlich auf religiös motivierte Feindbilder abzielt. Sonst sehe ich da irgendwie keinen Sinn drin das ausgerechnet hier zu diskutieren.

Der aktuelle Zeigeist sagt uns allen: Feindbilder sind schlecht. Man wird nur wenige finden, die Gegenteiliges behaupten. Ich werde hier auch nicht Gegenteiliges behaupten, ich möchte gerne mal in aller Kürze aufzeigen, wie viel an solchen Ideen Zeitgeist ist und wie wenig das mit Logik zu tun hat.

Nehmen wir uns mal ganz unvoreingenommen die Evolutionstheorie vor, respektive die Natur vor. Da wurde aus einigen Einzellern im Laufe der Entwicklung das große Reich der wilden Tiere inklusive Mensch.

Vergleichen wir das mal mit der hier geäußerten Idee, es hätte "anfangs" in der Geschichte der Menscheit wirklich so etwas gegeben wie eine allgemeine spirituelle Basis (das ungefähr vermutete ja der Threadersteller hier irgendwo). Später haben sich dann daraus unzählige Religionen und sprirituelle Konzepte entwickelt, die irgendwann sogar begannen miteinander zu konkurrieren. So in etwa, wie beispielsweise im grossen Reich der wilden Tiere Jäger und Gejagte miteinander konkurrieren und dabei sogar noch ihre genetische Prädisposition immer weiter "verfeinern".

Kurz gesagt: Der Naturbegriff ist heute zeitgeistig so positiv geprägt - bis hin zum Pantheismus - daß niemand etwas größer daran auszusetzen hat, daß der Löwe die Antilope reißt. Daß sich jedoch die Religionen so entwickelt/diversifiziert haben, daß sich ihre Konzepte oftmals deutlich voneinander unterschieden, daß soll nun nicht so gut sein (wegen Kriegem und ähnlichem, vermutlich). Das ist eben alles nur dem aktuellen Zeitgeist geschuldet. Und ich habe hier extra keine "katholischen" Implikationen vorausgesetzt.

Thema Feinbilder.

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

ad_hoc hat geschrieben:...Lieber Paul Heliosch. Damit wirst Du zwar kurzfristig in solchen Kreisen geduldet, aber keineswegs anerkannt. Etwas Falsches von Dir, siehe die frühere und spätere Beurteilung der Äußerungen des Users Linus, mit der dieser das zumindest zeitweise anerkennende Urteil eines Bob erfahren durfte und kurz danach die spätere Abkühlung.
...
( ...verstehe... Aberkennende Abkühlungen sind m.E. sehr erfrischend, gesund sogar, ...egal ob mit oder ohne Duldung solcher ausser- und/oder innerkirchlichen Kreise, ... Danke, ad_hoc )
Zuletzt geändert von Paul Heliosch am Freitag 16. Mai 2008, 01:18, insgesamt 1-mal geändert.

Bob
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Beitrag von Bob »

Esperanto hat geschrieben:Naja, friedlich und lammfromm sollen die Christen ja auch laut Jesus nicht sein: er hat gesagt, er bringe das Schwert (also die Trennung, die Unterscheidung), nicht den weltlichen Frieden, sondern den himmlischen Frieden.
Wie unterschiedliche Konfessionen friedlich zusammenleben können, wissen wir doch in Europa seit dem Westfälischen Frieden: getrennt (cuius regio, eius religio). Wenn das nicht geht, muss man halt, wie im Vorderen Orient, tolerant sein, seinen eigenen Glauben relativieren.....was natürlich schlecht für den Glauben ist! Andererseits können wir aber auch Andersgläubige durch unser Zusammenleben mit ihnen missionieren.
Toleranz ist eine positive menschliche Tugend, lieber Esperanto. Und zur Missionierung gehört nicht nur das positive Ideal "Jesus Christus". Sondern auch, WIE dessen Bergpredigt in die Welt getragen und vorgelebt wird. Und da ist die abendländische Historie und sogar immer noch die Gegenwart (wie man es hier sehen kann) eher abschreckend, soweit es die katholische Kirche und viele ihrer Anhänger betrifft - wie es ein aufgeklärter Mensch nicht ignorieren kann. Wirkliche Spiritualität (siehe auch Franz von Assisi und andere), wie ich sie verstehe, kann sehr gut auch ohne Kirchen erfahren und gelebt werden ...
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Hallo Paul Heliosch

Diesen einen folgenden Satz hättest Du ebenfalls zitieren müssen; sonst weiß mancher vielleicht gar nicht, worauf ich mich bezogen hatte:
Bob glaubt hier dem User Paul Heliosch, nachdem der (Bob) dessen um Unverbindlichkeit bemühten Äußerungen (also des Heliosch) zunächst mal nicht als Angriff erkannt hat.
Jetzt isses verständlicher. Und Deine Aussage natürlich auch. 8)

Gruß, ad_hoc
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Bob
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Beitrag von Bob »

Pierre hat geschrieben:
Bob hat geschrieben:In Pakistan wollte mir mal einer mit ganz ähnlicher Konditionierung (ein fanatischer Islamist) die Ohren abschneiden; er fuchtelte schon mit 'nem Schwert rum - nur weil ich eine Mala um den Hals trug, die buddhistische Gebetskette mit 108 (die Zahl für Unendlichkeit) Holzperlen, das Geschenk eines Mönches ...
Was für ein Glück, dass es im Internet nicht geht, das Ohrenabschneiden, sonst ......... würde mir schon lange einiges fehlen.

Pierre mit einem Lächeln

Ja - zum Glück ist hier alles nur virtuell! :P Ich kann mir aber ganz gut vorstellen, welcherart Probleme der eine oder andere von hier im "real life" hat, der ein engstirniger und intoleranter Fundamentalist ist. Solche kommen aber in meinem wirklichen Leben nicht vor ... ;D
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Bob
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Beitrag von Bob »

the man who wasn`t there hat geschrieben:Thema: Feindbilder

(...) Nehmen wir uns mal ganz unvoreingenommen die Evolutionstheorie, respektive die Natur vor. Da wurde aus einigen Einzellern im Laufe der Entwicklung das große Reich der wilden Tiere inklusive Mensch.

Vergleichen wir das mal mit der hier geäußerten Idee, es hätte "anfangs" in der Geschichte der Menscheit wirklich so etwas gegeben wie eine allgemeine spirituelle Basis (das ungefähr vermutete ja der Threadersteller hier irgendwo). Später haben sich dann daraus unzählige Religionen und sprirituelle Konzepte entwickelt, die irgendwann sogar begannen, miteinander zu konkurrieren. So in etwa, wie beispielsweise im grossen Reich der wilden Tiere Jäger und Gejagte miteinander konkurrieren und dabei sogar noch ihre genetische Prädisposition immer weiter "verfeinern".

Kurz gesagt: Der Naturbegriff ist heute zeitgeistig so positiv geprägt - bis hin zum Pantheismus - daß niemand etwas größer daran auszusetzen hat, daß der Löwe die Antilope reißt. Daß sich jedoch die Religionen so entwickelt/diversifiziert haben, daß sich ihre Konzepte oftmals deutlich voneinander unterschieden, daß soll nun nicht so gut sein (wegen Kriegem und ähnlichem, vermutlich). Das ist eben alles nur dem aktuellen Zeitgeist geschuldet. Und ich habe hier extra keine "katholischen" Implikationen vorausgesetzt.

Thema Feinbilder.

Zunächst braucht "Leben" immer, dass etwas anderes dafür stirbt, ob Pflanze oder Tier - die also dafür "geopfert" werden. Das ist archaisches und auf ewig gültiges natürliches Gesetz. Es kommt also darauf an, wie man mit diesem "Opfer" umgeht: ob mit respektvoller Liebe oder maßlos und verächtlich.

Und hier beginnt menschliche Kultur, die das Archaische vergeistigt (sublimiert) und damit relativiert. Dazu brauchte der Mensch ein hochkomplexes Gehirn, das sich immer weiter entwickelt, sich selber in einer permanenten Evolution befindet - und eben nicht mehr nur am rein biologischen Prinzip des "survival of the fittest" orientiert ist, sondern sich selber sozusagen "kultiviert". Und daraus wiederum erwächst dem Menschen die Verantwortung für alles andere Leben auf der Erde - mal etwas "verkürzt" interpretiert ...

Zu "spirituelle Basis": Mit der Entstehung des immer komplexer funktionierenden Gehirns und der sinnlich erfahrbaren Optionen wurde es dem Menschen möglich, zu reflektieren, also zu hinterfragen und dazu zu lernen. Und irgendwann entstand auch das Bewusstsein für die Endlichkeit des eigenen Lebens - woraus wiederum diese allen Menschen gemeinsamen Fragen entstanden:

Warum gibt es Schmerzen und Leid? Warum sterbe ich - und was ist der Sinn meines Lebens? D

Diese Fragen wurden zuerst von den Schamanen beantwortet, woraus dann die Religionen entstanden ...

Ich sage also nicht "spirituelle BASIS", sondern meine das allen Menschen gemeinsame Bedürfnis, über das Jetzt und sogar das eigene Leben hinaus "erkennen" zu wollen und zu können. Und hier geben die verschiedenen spirituellen Diversifikationen verschieden formulierte Antworten - die jedoch im Kern alle gleich sind, im "inner circle" der Erkenntnis ...
Zuletzt geändert von Bob am Freitag 16. Mai 2008, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Peti
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Re: Feindbilder -

Beitrag von Peti »

Bob hat geschrieben:Grüß Gott -

es ist nicht so ganz leicht, in einen anderen "Kosmos" an Selbstverständnis und Weltsicht "einzutauchen"
Bob, ein Tipp von mir: Besuch doch mal als Gast ein Benediktinerkloster(z.b.Neresheim-einladende Internetseite-ist nicht weit von dir) Hier kannst du christliche Weltsicht und christliches Leben kennenlernen. Man wird dir ohne Fundamentalismus und Feindbilder begegnen.
Ich hab das vor fast vierzig Jahren auch getan. Als vom Religionsunterricht ausgetretener "Hesse-Jünger", "Yogananda-Fan", und an"P. Enomiya Lassalle" interessierter.Man hat mich ernst genommen. Ich hab wieder gelernt was beten heisst.

Bob
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Beitrag von Bob »

Danke Peti! Diesen Gedanken hatte ich auch schon - doch alles zu seiner Zeit eben ...

Unabhängig davon habe ich schon einige sehr glaubwürdig ihre Spiritualität lebende Menschen kennen gelernt, die mir alle etwas Wichtiges schenkten, denen ich zu danken habe - vor allem auf meinen Reisen durch die Welt.
Die stärksten und nachhaltigsten Erfahrungen machte ich im Himalaya, als Yachtmatrose auf hoher See, in der Sahara und anderen Wüsten, auch im Zusammenleben mit südmexikanischen Indios, dort mit einer sehr klugen Bruja ... :)

Ich wünsche dir einen schönen Tag, Peti! ;)


"NENNE DIE BRÜCKE ZWISCHEN DEN WIDERSPRÜCHEN WIE IMMER DU WILLST:
KUNST, ZUNEIGUNG, NÜCHTERNHEIT, LIEBE ODER AUCH FREUNDLICHKEIT." :ja:

Das sagte der Yaqui-Brujo Don Juan in Carlos Castaňeda's "Das Feuer von innen". :)
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Stirner
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Beitrag von Stirner »

ad_hoc hat geschrieben: "... Ich beschaue mir schon die Art und Weise Deines Schreibens, Bob, und vor allem achte ich auf Deine Wortwahl. Deshalb weiß ich natürlich, aus welcher Ecke Du kommst. Es ist die Sprache der Psychologie und vor allem die Sprache der Soziologie, die Dich verrät und es erlaubt, Dich entsprechend einzuordnen und Dich als jemanden auszuweisen, der nichts anderes besitzt als die Seichtigkeit eines oberflächlichen und scheinbar intellektuellen Tiefgangs, den Du hier zu erwecken suchst.

Ansonsten hast Du nichts und ich oder ein anderer könnte tage- und wochenlang mit Dir diskutieren, es käme immer nur das gleiche heraus: das öde und langweilende und ständig wiederholte gleiche Textgefüge deines psycho-soziologisch geformten Hintergrunds, mit dem Du Eins geworden bist und dem Du Dich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert hast. ..."
Diese Feststellung der Erkenntnis über Bobs - vielleicht auch vermeintlichen - Hintergrund und Ansatz als Universalargument zu “irgendwas” taugt nicht.

Das hier gezeigte Verfahren sieht etwas vereinfacht etwa so aus:
- Wer bist du? Du bist doch keiner von uns oder?
- AHAAA überführt!
- Oh man - dann bist du ja einer von den anderen …
- Die anderen sind aber schlecht, weil es ja nicht die eigenen sind!
- Wir lehnen dich und die anderen ab, weil ihr ja nicht die gleiche Grundlage habt wie wir.

Klingt das irgendwie albern? Ja - ist aber das Standartverfahren hier!

Es gibt eben verschiedenen Religionen, Philosophien, wissenschaftliche Zugänge und Erkenntniswege über das Wesen der Welt und womöglich des transzendentalen. Diese Feststellung ist doch banal und ich dachte man dürfte sie hier voraussetzen. Wenn ich mich mit jemandem im Gespräch befinde, der offensichtlich einen anderen Hintergrund hat als ich, macht es doch wenig Sinn ihn über das “offensichtlich andere” zu outen, zu brandmarken und für zu leicht zu befinden, nur weil er andere Zugänge zum Wesen der Sachen pflegt als man selbst?!!?

Das ist wirklich dumpfestes Klischeedenken und macht jeden Diskurs schlicht unmöglich, verhindert die Annäherung und punktuelle Einigung vor jeder Erfahrung. Ich habe auch Klischees über “eifrige und eifernde Christen” im Kopf aber ich nehme sie doch nicht als absolutes Ergebnis vorweg, wenn ich mich im Dialog befinde …

“HA DU BIST EIN [Punkt]”
Ja das bin ich - na und?
“PAPA HAT GESAGT MIT PSYCHOLOGEN SPRECHEN WIR NICHT!”

Ihr knüppelt jede Frage nach gemeinsamen Schnittmengen und “worauf man sich denn vielleicht einigen könnte?” mit absoluten Wahrheiten nieder und wo diese nicht ausreichen, reicht es euch anscheinend den Hintergrund anderer Zugänge fest zu stellen, als wäre es Ketzerei und damit a priori böse. Wer nicht bedingungslos eurer Suppe entspringt muss also zwangsläufig gegen euch sein und als Beweis reicht im Zweifel auch, dass jemand eben nicht eures Glaubens ist.

Das kannte ich bisher in der Form nur aus Gesprächen mit den Zeugen Jehova und einer festen Gruppe rechtsradikaler Jugendlichen, mit denen ich einmal berufsbedingt gearbeitet habe. Das ist extrem und es ist vor allem nicht dialogfähig …

Dialog und Predigt gehen nicht zusammen zeitgleich. Die Räume die ihr hier aber als Dialogräume ausweist sind alleine der Predigt vorbehalten anscheinend und man lässt nur zum “echten” Gespräch zu, was eh schon des gleichen Geistes ist als Vorraussetzung. Ich habe selten ein geschlosseneres System gesehen und halte die Selbstbeschreibung des Forums in diesem Sinne für schwer irreführend.

Ich habe versucht hier (für mich ergebnisoffen) Fragen zu formulieren. Den Fragen wurde mit Misstrauen begegnet, soweit okay. Ich bin keine Gefahr für irgendwas und trotzdem ich hier mit “offenen Karten” spiele reicht es schon fest zu stellen, dass ich anders über die Welt denke um mich schon für ein Gespräch als unqualifiziert zu erachten - man weiß ja schließlich ALLE Erkenntnisprozesse außer den eigenen sind des Teufels …

Ich hab meine Fragen hier nicht nur nicht beantwortet bekommen, abgesehen von einer Mauer an Unterstellungen, ich hab es nicht einmal geschafft mit euch einen bereich zu definieren indem man ohne zwangsläufig übergriffig zu sein, tatsächlich über solche Dinge reden kann. Als jemand dessen Profession das ja irgendwie einmal war, genau solche offenen Schnittmengen und Verhandlungsebenen zu finden, bin ich da mittelschwer entsetzt über die Verachtung und das Misstrauen, welches irgendwie immanenter Teil des Kitts eurer Gemeinschaft ist.

“Bist du nicht für uns bist du gegen uns …”

Auch wenn meine Frage nicht beantwortet wurden habe ich hier doch etwas gelernt. Ein wenig über mich selbst aber vor allem über die Möglichkeit von etwas das ich vorher nie verstanden hatte.

Ich hab mich immer gefragt wie Religion sich mit anderen Extremen gemein machen konnte, wie sie missbraucht und instrumentalisiert werden kann, wo ich als Nichtgläubiger - der sich “der Schrift” aus eigenem Antrieb und ohne angeleitete Exegese zu nähern versuchte - “Agape” als so eine art Plot und Kernbotschaft eurer Grundlage dachte verstanden zu haben.

Also eine universelle Liebe, nicht universellen Hass auf das verdächtig andersartige. Das ich selbst Gott aus meinen Betrachtungen ausklammern muss, weil ich nicht diesen Glaubens bin hätte ich nie als KO Kriterium für einen Dialog gehalten.

Ich hatte trotzdem oder vielleicht auch gerade darum nie verstanden wie …

… Ein Papst Pius XII angesichts Nazideutschland Polenfeldzugs sinngemäß schreiben konnte “Wir werden zu den Waffen aus Stahl die Waffen des Wortes gesellen …”

… Wie ein Reichskonkordat mit Hitlers Schergen abgeschlossen werden konnte, das beispielweise folgende Eidesformel für Bischöfe vorsah:
Artikel 16
»Vor Gott und auf die heiligen Evangelien schwöre und versichere ich, so wie es einem Bischof geziemt, dem Deutschen Reich und Lande. Treue. Ich schwöre und verspreche, die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten und von meinem Klerus achten zu lassen. In der pflichtmäßigen Sorge um das Wohl und das Interesse des deutschen Staatswesens werde ich in Ausübung des mir übertragenen geistlichen Amtes jeden Schaden zu verhüten trachten, der es bedrohen könnte. «

… Wie ein eifriger Nationalsozialist Clemens von Galen nicht nur Kardinal werden konnte (mit obiger Eidesformel), sondern postum 2005 Selig gesprochen wurde, obschon er Dinge schrieb und sagte wie:

"Als Vaterlandsliebende stehen wir hinter dem Führer, den Gottes Vorsehung auf diesen Posten berufen hat", bei einer Ansprache im Januar 1934.

Er betete auch öffentlich für Hitlers Unterstützung wegen "der Pest des Bolschewismus", und 1941 formulierte er wörtlich: „Für ihren heroischen Opfermut lasse Gott den christlichen Soldaten ewige Herrlichkeit und Lohn zuteil werden, ganz ähnlich wie den heiligen Märtyrern". Das er neben dieser fanatischen Begeisterung auch gegen Euthanasie war und eine Brandrede hielt, reichte um „dem Löwen“ ein Denkmal zu setzen und ihn zum „Widerstandkämpfer“ um zu deuten, obwohl er glühender Anhänger der faschistischen Ideologie war und eindeutige Parallelen zum Katholischen Selbstverständnis sah, dies in seinen Schriften wiederholt formulierte …


Trotzdem schaffte es eure Kirche nicht sich der eigenen Verflechtung und Teilhabe am Greul aus eigenen Antrieb zu stellen und unterzeichnete nur eine erzwungene Erklärung dazu, von den Alliierten diktiert.

All dies habe ich nicht verstanden bisher und ich dachte es wäre Scham oder eine Frage für das innere Selbstverständnis, sich nur schwer solchen Aufarbeitungen stellen zu können. Der Geist der hier im Forum weht zeichnet ein etwas anderes Bild.

Ihr seid tatsächlich derart überzeugt “niemals irren zu können", dass immer die anderen “böse” sind und nur ihr selbst “gut” sein könnt. Der Dualismus in der Selbstdefinition scheint was eure Religion mit dem historischen Faschismus kompatibel machte und anscheinend erneut machen könnte, wenn es euch zum “politischen Vorteil" gereichen würde.

Die Grundprämisse die dies ermöglicht ist aus meiner Sicht aber eine menschenverachtende und kann nichts “göttliches“ an sich haben.

Konklusion:
Wenn der Dialog nicht möglich ist aus den genannten Gründen, dann kann man nur hoffen, dass “der Endsieg” (Zitat eines eurer Autoren hier) eben nicht der eure ist, denn ihr müsst anscheinend mit “dem Teufel” hier gemeinsame Sache machen um im Jenseits selbst Erlösung zu finden.

Das Schlimme dabei - die Konsequenzen dieser Geisteshaltung, die nichts anderes duldet als das absolute Selbst, müssen vor allem all diejenigen ausbaden, die nicht euren Glaubens sind und das scheint mir eine reale Gefahr dann.

Ich hab hier Klischees bestätigt gefunden, die ich eigentlich auflösen wollte im Gespräch und die mir vorher NICHT zueigen waren - erstaunlich …

Stirner

the man who wasn`t there
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Beitrag von the man who wasn`t there »

Bob hat geschrieben:
Warum gibt es Schmerzen und Leid? Warum sterbe ich - und was ist der Sinn meines Lebens? D

Diese Fragen wurden zuerst von den Schamanen beantwortet, woraus dann die Religionen entstanden ...
Welche Schamanen?
Die ersten religiösen Überlieferungen (egal welcher Art) stammen aus der vorschriftlichen Zeit. Und Sie sind sich jetzt sicher, daß dort Schamanen bereits die Fragen der Fragen beantwortet hätten? Waren Sie denn dabei? Nennen Sie doch bitte mal die Antworten auf die Fragen.

Bob hat geschrieben:
Ich sage also nicht "spirituelle BASIS", sondern meine das allen Menschen gemeinsame Bedürfnis, über das Jetzt und sogar das eigene Leben hinaus "erkennen" zu wollen und zu können.
Unter den menschlichen Erkenntnis-Anstrengungen habe ich noch den größten Respekt für die empirischen Naturwissenschaften. Nicht nur wegen deren Methodik, sondern vorallem, weil dort keine menschlichen Wahrheiten konstruiert werden. Dort werden Aussagen in Prozent Wahrscheinlichkeit getätigt. Das ist sehr angenehm.

Offensichtlich bleibt jedoch der Umstand, daß ein einzelner Mensch diese komplexe Welt schon rein aus Komplexitätsgründen nicht begreifen kann. Selbst in einzelnen Fachrichtungen bilden sich zunehmend Spezialisten aus (bei denen die seriösen aber keineswegs behaupten würden, sie wären im Besitz irgendeiner Wahrheit) und die Kommunikation unter den verschiedenen Spezialisten einer Fachrichtung wird zunehmend erschwert.

Kurz: Egal ob man über esoterische, naturwissenschaftliche oder religiöse Formeln argumentiert, es ist höchst zweifelhaft, daß der Mensch die Welt zu fassen kriegt. Der christliche Gott ist kein Gott der Erkenntnis, sondern ein Gott der Nächstenliebe. Ein Gott der Erkenntnis ist gar nicht recht vorstellbar, es müßte sich dabei um einen Sadisten handeln, der mit uns Menschen furchtbare Experimente macht. Der christliche Gott liebt den Menschen und erwartet ergo nicht anderes als Liebe. Das kann jeder Mensch fühlen, erfahren und verstehen, dazu braucht es kein Hochschulstudium und kein elitäres Gehabe.

Bob
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Beitrag von Bob »

Stirner schrieb: "Ich hab' hier Klischees bestätigt gefunden, die ich eigentlich auflösen wollte im Gespräch - erstaunlich … :|

Bob: Mich wundert hier fast nichts mehr; da hilft nur noch Humor ... ;D

Sehr negativ überrascht war ich, was hier alles als "Feindbild" verstanden wird; das geht weit über das von mir Nachvollziehbare hinaus - und ebenso über das, was mir eigentlich in der Moderne (so verbesserungs- und kritikwürdig auch vieles ist) schon lange allgemeiner Konsens schien ...

Trotzdem habe ich realisiert, dass man keinesfalls alle, die sich bisher am "Diskurs" (bzw. dem, was man hier darunter versteht :P ) beteiligten, "über einen Kamm scheren" darf; dem einen oder anderen glaube ich, dass er die Bergpredigt wirklich zu leben versucht - ob diese aber repräsentativ für die katholische Kirche sind, kann ich (noch) nicht wirklich beurteilen. Vielleicht trifft man solche Menschen in verschiedenen Ordens-Gemeinschaften - wo sie den Übergang in die Transzendenz suchen und zu finden hoffen ...

Ich habe aber festgestellt, dass MEINE Erfahrungen und die daraus entstandenen Gewichtungen auch nach den Recherchen und Studien für den "Reise"-Roman, speziell das Kapitel "Im Namen Gottes", fast vollständig bestätigt wurden, ich davon nichts oder nur sehr wenig anders zu schreiben brauche - im Gegenteil: Einige Leute hier haben belegt, dass das finsterste Mittelalter in ihren Vorstellungen noch immer gegenwärtig ist ...
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Linus
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Beitrag von Linus »

Bob hat geschrieben:Naja, mein lieber Linus - als (hoffentlich! :mrgreen: ) leiblicher Vater der "Erz(b)engel"-Söhne Michael und Gabriel scheinst du wenigstens noch nicht ganz deinen restlichen Humor verloren zu haben.
Da weißt du mehr als ich - ich weiß weder, daß ich Kinder bisher gezeugt, noch daß meine Frau welche geboren hätte, du verwechelst da was (wenn ich "Familie" schreibe, meine ich Großfamilie - mit Eltern, Bruder, Schwester, Schwager, Schwägerin samt deren Kinder.)
während deine pseudolässige und aufgesetzte Pose (ich weiß natürlich nicht, ob du das bist), mit der du per Avatar kokettierst, mich eher an einen zynisch, arroganten Sektenführer aus den Staaten, womöglich einen "wiedergeborenen" Pseudo-Christen a la Bush erinnert ...
1. Das bin nicht ich.
2. Das ist Rolf Palfrader vulgo Robert Heinrich I. von Österreich (ORF1 "Wir sind Kaiser")
3. Ich kokettier maximal mit der Idee einer Gott gegebenen Monarchie. 90 Jahre Interregnum sind genug! :mrgreen:
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Beitrag von Linus »

Bob hat geschrieben:Toleranz ist eine positive menschliche Tugend,
Toleranz ist mißtrauen gegen ein eigenes Ideal - F.Nitzsche
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Beitrag von Linus »

Stirner hat geschrieben:...absoluten Wahrheiten
...
unqualifiziert zu erachten - man weiß ja schließlich ALLE Erkenntnisprozesse außer den eigenen sind des Teufels …
...
weil ich nicht diesen Glaubens bin hätte ich nie als KO Kriterium für einen Dialog gehalten.
...
Wahrheit hat nunmal als Eigenschaft daß sie absolut ist - relative Warheiten sind eben keine Wahrheiten, nur Mutmaßungen - daß ist die Mindestschnittmenge für Dialog, dden du offenbar nicht zu teilen imstande bist.

Es wär schön, wenn jegliche Erkenntnis von Gott stammte, allerdings fehle ich so oft, daß ich wieder und wieder bichten muß - soviel zu "meine (und nur die) Erkenntnis ist richtig"
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Bob hat geschrieben:
Ja - zum Glück ist hier alles nur virtuell! Ich kann mir aber ganz gut vorstellen, welcherart Probleme der eine oder andere von hier im "real life" hat, der ein engstirniger und intoleranter Fundamentalist ist. Solche kommen aber in meinem wirklichen Leben nicht vor ...
Bob, zum Glück wohl eher für Dich. Ich wüßte zu gerne, wie Du in einer Diskussion agierst, wo Du mit gegenwärtigen Menschen konfrontiert wirst und eben nicht die Zeit hast, entsprechende und scheinbar wohl überlegte Thesen anzuführen, Fragen so zu beantworten, wie Du sie verstehst und entsprechend dem festgelegten Wissen, welches Du Dir angeeignet haben magst.

Du erweckst den Eindruck, scheinbar turmhoch über den Kritikern zu stehen und in selbstgefälliger Art und Weise diejenigen zu verurteilen, die Deinen Auffassungen entschieden entgegen treten.
Du meinst, Du wärst im Besitz des zeitlich angesagten Wissen, was wohl für Dich gleichzeitig auch zumindest derzeit nicht bestreitbare Wahrheit ist, und deshalb sind alle, die dem neuen Wissen und der neuen Wahrheit, so wie Du sie als Verführter von Deinen Verführern empfangen hast, nicht die gleiche Geneigtheit zeigen wie Du, für Dich verurteilenswerte Fundamentalisten.

Was bedeutet für Dich die Aussage, dass das, was wahr ist, nicht zugleich unwahr sein kann?
Deinem scheinbaren Bildungshintergrund entnehme ich, dass Du wohl zu denjenigen gehörst, die eine solche Aussage eher relativ sehen.
Für einen Christen aber gilt die erwähnte Aussage absolut. Wenn also etwas wahr ist, dann muß diese Wahrheit vertreten werden und gleichzeitig geschützt werden vor Aussagen, die diese Wahrheit als Unwahrheit oder als eine Aussage unter vielen möglichen Aussagen ansehen möchten.
Die Beharrung auf der einen, erkannten Wahrheit bedeutet für Dich nichts anderes als Fundamentalismus?

Wie siehst Du denn Deine Ansichten? Sind es solche, die Du auch noch in 10, 20 oder 30 Jahren vertreten wirst? Schließt Du vollkommen aus, dass Du mit Deinen Ansichten Dich auf einem Irrweg befinden könntest?

Du wirfst anderen Engstirnigkeit und intoleranten Fundamentalismus vor und lässt vollkommen außer acht, dass Du selbst derjenige bist, der verurteilt.

weiter hast Du geschrieben:
Und hier beginnt menschliche Kultur, die das Archaische vergeistigt (sublimiert) und damit relativiert. Dazu brauchte der Mensch ein hochkomplexes Gehirn, das sich immer weiter entwickelt, sich selber in einer permanenten Evolution befindet - und eben nicht mehr nur am rein biologischen Prinzip des "survival of the fittest" orientiert ist, sondern sich selber sozusagen "kultiviert". Und daraus wiederum erwächst dem Menschen die Verantwortung für alles andere Leben auf der Erde - mal etwas "verkürzt" interpretiert ...
Ich bezweifle sehr stark, dass Dir überhaupt bewußt ist, was Du da schreibst.
Entweder hat es so etwas wie Evolution gegeben, obwohl bis heute die Vertreter dieses Gedankens jeden Beweis schuldig geblieben sind, oder es gab und gibt sie nicht.
Oder es gab anstelle einer Evolution die planmäßige Erschaffung des Universums, unserer unbelebten und belebten Welt. Eingeschlossen darin ist der logische Schluß, dass Gott von Anfang an den Mensch vollkommen erschaffen hat, an Geist, an Seele und an Körper.
Wenn der mensch also von Gott von Anfang an vollkommen erschaffen hat ("...und er sah, dass es gut war..."), dann ist jegliche Evolution ausgeschlossen.
Wenn der Mensch sich heute nicht vollkommen darstellt, dann liegt dies an der sogenannten Ursünde und damit an der ihm gegebenen Möglichkeit, sich für oder gegen Gott zu entscheiden, das Gute oder das Böse zu wählen.
Die geistigen und intellektuellen Fähigkeiten waren dem Mensch von Anfang an gegeben. Es hat demzufolge keine Entwicklung stattgefunden, die auch eine Verantwortung des Menschen in einem immer stärkeren Ausmaß hätte beinhalten können. Die Verantwortung des Menschen war von Anfang an gegeben.

Verstehe also, wenn es bestimmte Bereiche gibt, in denen Kompromisse einfach nicht möglich sind.
Wenn ich sage, Du gibst intellektuellen Müll von Dir, garniert mit Behauptungen, die zutreffend sein sollen, aber das glatte Gegenteil davon sind, dann sehe ich keine Kompromißmöglichkeit für eine weitere Unterhaltung mit Dir gegeben.
Da, wo es keine Einigkeit gibt, kann es naturgemäß auch keine Kompromisse geben, denn jeder Kompromiss beinhält schon eine gewisse Einigkeit, nämlich des Aufgebens eigener und Übernahme fremder Positionen, die den eigenen Vorstellungen zutiefst wiedersprechen.

Unterlasse doch Deine Beispiele, wenn Du eine Behauptung Deinerseits belegen willst. Denn es schaut ganz danach aus, als wären Deine Beispiele eher dazu geeignet, Deine eigenen Behauptungen als unsinnig herauszustellen.

Du hast weiterhin geschrieben:
Unabhängig davon habe ich schon einige sehr glaubwürdig ihre Spiritualität lebende Menschen kennen gelernt, die mir alle etwas Wichtiges schenkten, denen ich zu danken habe - vor allem auf meinen Reisen durch die Welt.
Die stärksten und nachhaltigsten Erfahrungen machte ich im Himalaya, als Yachtmatrose auf hoher See, in der Sahara und anderen Wüsten, auch im Zusammenleben mit südmexikanischen Indios, dort mit einer sehr klugen Bruja ...
Diese Aussagen sprechen wiederum für sich selbst.
Wenn Dir christliche Werte so wenig bedeuten, dass Dich Aussagen und Verhaltensweisen von Nichtchristen stärker und nachhaltiger beeindrucken können, dann mußt Du Dich schon mal fragen, ob Du tatsächlich in irgendeiner Weise dafür die geeignete Person bist, christliches Glaubensgut und Christen, hier Katholiken, beurteilen bzw. verurteilen zu können.

Ich gehe jedenfalls davon aus, dass Du vollkommen andersgelagerte Beurteilungskriterien besitzt, mit denen Du Dir Dein eigenens Weltbild kreiert hast (natürlich nicht ganz Dein eigenes Weltbild, sondern das Weltbild, welches aufgrund ganz bestimmter neuzeitlicher philosophischer und theologischer Vorgaben, mit der Wirklichkeit schon lange nicht mehr unbedingt und überall übereinstimmt.
Es würde mich doch mal interessieren (keine Bange, ist nur eine rhetorische Frage), welches für Dich die wesentlichen Merkmale sind, um beurteilen zu können, was Sache ist. Bedienst Du Dich da eines rein humanistischen Denkens oder schließt Du dirgendeine Transzendenz in Deine Überlegungen mit ein, und wenn ja, welche?


Stirner hat geschrieben:
Es gibt eben verschiedenen Religionen, Philosophien, wissenschaftliche Zugänge und Erkenntniswege über das Wesen der Welt und womöglich des transzendentalen. Diese Feststellung ist doch banal und ich dachte man dürfte sie hier voraussetzen. Wenn ich mich mit jemandem im Gespräch befinde, der offensichtlich einen anderen Hintergrund hat als ich, macht es doch wenig Sinn ihn über das “offensichtlich andere” zu outen, zu brandmarken und für zu leicht zu befinden, nur weil er andere Zugänge zum Wesen der Sachen pflegt als man selbst?!!?
Warum bist Du dann nicht auf einem rein humanistischen und weltanschaulichen Forum? Willst Du hier überzeugen oder überzeugt werden und bist enttäuscht darüber, dass beides wohl nicht so verläuft, wie Du es Dir in Deinen Vorstellungen erträumt hast?
Vielleicht ist Dir gar nicht bewußt geworden, dass Du Dich über die Werte und Überzeugungen der Mehrheit der auf diesem Forum verkehrenden Menschen hinweggesetzt hast und zum Teil diese eben wegen ihrer Ansichten zu diskriminieren versuchst.
Fällt Dir Dein eigenes Be-/Verurteilungsverhalten hier auf?
Sowohl Du als auch Bob geben sich derart gönnerhaft überlegen und ihr spürt beide nicht, dass Euer Verhalten aufgrund spezifischer Erfahrungen deutbar ist, und nicht unbedingt zu Eurem Vorteil.

Von welchen Zugängen zu welchem Wesen der Sachen sprichst Du überhaupt??

Stirner hat weiter geschrieben:
Das ist wirklich dumpfestes Klischeedenken und macht jeden Diskurs schlicht unmöglich, verhindert die Annäherung und punktuelle Einigung vor jeder Erfahrung. Ich habe auch Klischees über “eifrige und eifernde Christen” im Kopf aber ich nehme sie doch nicht als absolutes Ergebnis vorweg, wenn ich mich im Dialog befinde …
Merkst Du eigentlich nicht, dass Du selber einem Klischee verhaftet bist, einem Klischee nämlich, dass keine anderen Klischees zuläßt?
Was soll das gönnerhafte und Verständnis heischende Gesülze überhaupt? Ist das eine neue Methode, glaubwürdig zu erscheinen, trotz der sinn- und aussagefreien Formulierungen, die Du so gerne anwendest? Vielleicht nimmst Du ja an, Du hättest schon dann Zustimmung in allen Bereichen, wenn Deine Einlullungsversuche nicht kommentiert werden.

Stirner hat geschrieben:
“HA DU BIST EIN [Punkt]”
Ja das bin ich - na und?
“PAPA HAT GESAGT MIT PSYCHOLOGEN SPRECHEN WIR NICHT!”
Oh je, oh je....

Stirner hat geschrieben:
Ihr knüppelt jede Frage nach gemeinsamen Schnittmengen und “worauf man sich denn vielleicht einigen könnte?” mit absoluten Wahrheiten nieder….
Du willst es nicht begreifen, was?
Ist es für Dich so unvorstellbar, dass es Fragen nach gemeinsamen Schnittmengen gibt und "worauf man sich denn vielleicht einigen könnte", die gar nicht beantwortet werden können, weil es weder Schnittstellen oder Einigungsmöglichkeiten aufgrund der unterschiedlichen Inhalte und Gewichtungen gar nicht geben kann?
In was für einer Vorstellungswelt lebst Du eigentlich, dass Du annimmst, man könne grundsätzlich über alles reden und eine für beide Seiten akzeptable Einigung unter Aufgabe bzw. Verzicht bestimmter Positionen erzielen?

Stirner hat geschrieben:
Ich hab mich immer gefragt wie.....

Ich hatte trotzdem oder vielleicht auch gerade darum nie verstanden wie …

Ich hab hier Klischees bestätigt gefunden, die ich eigentlich auflösen wollte im Gespräch und die mir vorher NICHT zueigen waren - erstaunlich …
Das weis ich mittlerweile: Wenn Sätze bei Stirner derart beginnen, kommt nur etwas Unüberlegtes oder eine haltlose Hypothese, oder ganz einfach allgemeinen zur Kenntnis gegebenes Unverständnis heraus.

Ich weiß schon jetzt in etwa, was als Antworten von Euch zu vernehmen sein wird: Haltloses, Inhaltsloses, persönlich gefärbte Annahmen und Beurteilungen, Überlegenheit darstellenwollendes Geschwätz ect. ect. Nur, Glaubwürdiger und überzeugender werdet Ihr damit nicht.

Deshalb: wenn's irgendwie möglich ist, verschont mich damit.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Peti
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Beitrag von Peti »

Bob hat geschrieben:Stirner schrieb: "Ich hab' hier Klischees bestätigt gefunden, die ich eigentlich auflösen wollte im Gespräch - erstaunlich … :|

Bob: Mich wundert hier fast nichts mehr; da hilft nur noch Humor ... ;D

Sehr negativ überrascht war ich, was hier alles als "Feindbild" verstanden wird; das geht weit über das von mir Nachvollziehbare hinaus - und ebenso über das, was mir eigentlich in der Moderne (so verbesserungs- und kritikwürdig auch vieles ist) schon lange allgemeiner Konsens schien ...

Trotzdem habe ich realisiert, dass man keinesfalls alle, die sich bisher am "Diskurs" (bzw. dem, was man hier darunter versteht :P ) beteiligten, "über einen Kamm scheren" darf; dem einen oder anderen glaube ich, dass er die Bergpredigt wirklich zu leben versucht - ob diese aber repräsentativ für die katholische Kirche sind, kann ich (noch) nicht wirklich beurteilen. Vielleicht trifft man solche Menschen in verschiedenen Ordens-Gemeinschaften - wo sie den Übergang in die Transzendenz suchen und zu finden hoffen ...

Ich habe aber festgestellt, dass MEINE Erfahrungen und die daraus entstandenen Gewichtungen auch nach den Recherchen und Studien für den "Reise"-Roman, speziell das Kapitel "Im Namen Gottes", fast vollständig bestätigt wurden, ich davon nichts oder nur sehr wenig anders zu schreiben brauche - im Gegenteil: Einige Leute hier haben belegt, dass das finsterste Mittelalter in ihren Vorstellungen noch immer gegenwärtig ist ...
Bob ,jetzt bin ich enttäuscht von dir.Aus einen Forum kann man sich kein Bild über die ganze Kirche machen.Alle weltanschaulichen Foren haben eine Tendenz zu Extrempositionen.Auch kontemplative Klöster alleine sind nicht die ganze Kirche.Schau in eine Gemeinde,in charitative Einrichtungen und sprich mit den Menschen.
Du wirst weniger Vorurteile und Fundamentalismus finden als du glaubst.
Lies gute Theologen,du wirst mehr Hoffnung finden als in der Literatur und Philosophie der Gegenwart.(Seit der Aufklährung hat sich da einiges geändert.)

Raphael

Beitrag von Raphael »

Peti hat geschrieben:(Seit der Aufklährung hat sich da einiges geändert.)
Das liest sich so als hättest Du Aufblähung schreiben wollen! ;D

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