Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wertverlust bedeutet weder faktisch noch theoretisch eine Enteignung. Wenn dir das Wetter die Tomatenernte verhagelt hat, bist du auch nicht enteignet. Du kannst das Zeug kompostieren oder, wenn die Braunfäule drinnen sitzt, verbrennen. Jedenfalls ist das Kraut deins.
Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, oder besser: Tomaten mit Quitten!
Das Wetter ist - in einem ökonomischen Sinne - nicht gemacht, es ist eine Naturgewalt.
Inflation jedoch ist gemacht, sogar von Menschen gemacht.
Zur Definition später ..............
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Von „Enteignung“ zu reden, bringt ein moralisches Moment ins Spiel, welches der Sache von vornherein nicht angemessen ist. Es sei denn, im konkreten Fall beruhe die Inflation tatsächlich auf Handlungen von Wirtschaftsteilnehmern, gezielt oder unter billigender Inkaufnahme Teuerung zu verursachen.
Genau das beschreibt meine These: Inflation ist gemacht, über die damit verwirklichten Absichten kann man streiten!
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das liegt etwa dann vor, wenn der Staat durch Verbrauchssteuern die Preise in die Höhe treibt. Ebenso, wenn Spekulanten Waren des täglichen Bedarfs, wie etwa Getreide oder Erdöl, in großem Stil horten, um sie durch künstliche Verknappung verteuern und so den Gewinn vervielfachen zu können.
Mit andern Worten, wenn du Inflationsverlierer und Inflationsgewinnler ausmachen kannst, dann kannst du berechtigterweise von „Enteignung“ sprechen. Aber nicht an der Teuerung allein als solcher liegt’s. (Nur nebenbei bemerkt: Inflation ist als Teuerung definiert, nicht als Vermehrung der Geldmenge. Letzteres gehört in der Bereich der Ursachen- und Folgenforschung.)
Inflation bedeutet zunächst einmal von der Wortbedeutung her "Aufblähung".
Gemeint ist die Aufblähung der Geldmenge in einer Volkswirtschaft. Eine Aufblähung der Geldmenge ist jedoch - für sich genommen - noch nicht einmal schädlich, sprich inflationär.
Erst bei
überproportionaler Aufblähung der Geldmenge kann man von Inflation sprechen. Überproportonial bedeutet hier, daß die Geldmenge stärker wächst als es für den Umtausch der in der Volkswirtschaft produzierten Güter eigentlich benötigt wird.
Die Schwierigkeit, der sich die Volkswirte im Dienste der Bundesbank ausgesetzt sehen, ist also eine korrekte Bedarfsplanung der benötigten Geldmenge.
Schwierig deshalb, weil sie
1. nicht genau wissen können, wieviel Güter in der Volkswirtschaft produziert werden und
2. die Umlaufgeschwindigkeit der Geldes schwer steuerbar ist.
Um es nicht zu theoretisch werden zu lassen, ein einfaches Beispiel:
Wenn in einer Volkswirtschaft 5 Güter produziert werden, die jeweils einen Wert von einer Geldeinheit haben, reicht bei einer Umlaufgeschwindigkeit von 5 eine Geldmenge von 1 aus, um einen Austausch der Güter zu gewährleisten.
Wird die erforderliche Geldmenge zu hoch eingeschätzt, kommt es zu inflationären Tendenzen.
Mit ins Kalkül muß hierbei gezogen werden, daß die Geldschöpfung (= sowohl Produktion als auch Vernichtung von Geld) nicht nur bei der Bundesbank geschieht, sondern die am Markt tätigen Banken die entscheidenden Akteure sind.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Keineswegs. Wer dem Wert nach zehn Millionen Mark verliert, ist praktisch überhaupt nicht geschädigt, wenn er vorher hundert hatte. Neunzig Millionen sind immer noch ein Vielfaches von dem, wessen einer je bedürfen kann. Wer zuvor aber bereits am Rande des Existenzminimums lebte und nur von der Hand in den Mund, also keinerlei Vermögen hatte, verliert an Vermögen nichts, muß nun aber womöglich Hungers leiden oder – im Extremfall – gar sterben.
Aber auch der mittelständische Bürger, an sich recht ordentlich gestellt, wenngleich ohne nennenswertes Vermögen, kann durch Inflation schnell in die Lage geraten, die Raten für sein Häuschen oder für das Betriebsfahrzeug nicht mehr zahlen zu können. Dann ist schnell alles weg, und er sitzt plötzlich in derselben Hungerfalle wie der zuvor schon Arme.
Die Besitzer großer Vermögen werden aber nicht nur von der Inflation tatsächlich kaum je existentiell getroffen, sie haben vielmehr – wie oben bereits angedeutet – hervorragende Möglichkeiten, sich nicht nur vor Wertverlusten zu schützen, sondern sich im Gegenteil noch auf Kosten der Armen und des Mittelstands zu bereichern.
Der Schaden, der durch die Inflätion im Geldvermögen angerichtet wird, orientiert sich
nicht an den Bedürfnissen der Geldvermögensbesitzer!
Wir sind uns sicher einig darin, daß es gerade in den westlichen Industrieländern (aber auch insbesondere in den ölproduzierenden Staaten) etliche Menschen gibt, die viel mehr Geld besitzen als sie benötigen oder ausgeben können.
Der Schaden ermittelt sich aus einem Vorher-/Nachher-Vergleich. D.h. wieviel konnte der Geldvermögensbesitzer vor der Inflation an Gütern erwerben und wieviel kann er nachher erwerben.