Kein Aufschrei hier im Kreuzgang?

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Sakristan
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Kein Aufschrei hier im Kreuzgang?

Beitrag von Sakristan »

Seit Tagen gehen Bilder und Statements von den unglaublichen Vorgängen im Kossovo Nachtrag: und Afgahnistan durch Presse Funk und Fernsehen. :shock:

Hier in den Foren keine Zeile, rein garnichts!
:hmm:

Das wundert mich schon ein wenig.
Zuletzt geändert von Sakristan am Samstag 28. Oktober 2006, 20:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Möglicherweise ist mir da was entgangen. Erzähl.
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johann
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Re: Kein Aufschrei hier im Kreuzgang?

Beitrag von johann »

Sakristan hat geschrieben:Seit Tagen gehen Bilder und Statements von den unglaublichen Vorgängen im Kossovo durch Presse Funk und Fernsehen. :shock:

Hier in den Foren keine Zeile, rein garnichts!
:hmm:

Das wundert mich schon ein wenig.
Von Dir hat man aber auch nix gelesen.
(Und vom Kosovo hab ich nix mitbekommen. Was war denn?)

Sakristan
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Re: Kein Aufschrei hier im Kreuzgang?

Beitrag von Sakristan »

johann hat geschrieben: (Und vom Kosovo hab ich nix mitbekommen. Was war denn?)
Ich habe in der Eile vergessen Afghanistan mit anzuführen.

Ich meine die Schändung der Totenruhe.

Ich finde es unglaublich, dass Menschen hingehen und so mit den sterblichen Überresten umgehen.
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johann
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Beitrag von johann »

Ich wüsste gerne, wo die Schädel herkommen, und warum sie die Afghanen bisher nicht würdig beerdigt haben, sondern einfach so rumliegen lassen.

Und wieso so viele Leute Bildzeitung lesen, um sich über die (Un-)Sitten der Soldaten zu wundern, die doch nix Neues sind.

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Pelikan
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Re: Kein Aufschrei hier im Kreuzgang?

Beitrag von Pelikan »

Sakristan hat geschrieben:Ich habe in der Eile vergessen Afghanistan mit anzuführen.

Ich meine die Schändung der Totenruhe.

Ich finde es unglaublich, dass Menschen hingehen und so mit den sterblichen Überresten umgehen.
Wo war eigentlich deine Aufregung, als Archäologen alte Ägypter aus ihren Gräbern ins Museum gezerrt haben, um sie dort begaffen zu lassen? Im Gegensatz zu den armen Schweinen, die irgendwer in 'ne afghanische Kiesgrube geworfen hat, haben die Pharaonen immerhin in irgendeinem Sinne geruht. Überhaupt könnte man von studierten Wissenschaftlern mehr Pietät erwarten als von einfachen Soldaten im Kriegseinsatz.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ach, Afghanistan meinst du. Na, das liegt ein bißchen woanders. – Zur
Sache: Mich kotzt die Heuchelei der gespielten öffentlichen Empörung
an. O Schreck, da stimme was mit der „Ausbildung“ der Soldaten
nicht. Als ob man durch Ausbildung Herzensbildung erreichen könnte.

Abgesehen davon stehen an unsern Schulen in den Biologieräumen
auch Skelette herum. Wird damit vielleicht kein Blödsinn getrieben?
Ist das an sich schon nicht Leichenschändung?

Und was geschieht an den pathologischen Instituten? (Da wird wirk-
lich übler Schabernack mit Toten getrieben, jenseits aller Wissenschafts-
und Studienzwecke.)

Die Verhaltensweisen der Bundeswehrsoldaten da hinten gegenüber
den im freien Feld gefundenen Totenschädeln sind insgesamt relativ
normal.

Soll hier von der viel wichtigeren Frage abgelenkt werden, was unsere
Sonderkommandos dort eigentlich tun? Foltern und morden sie nun
gemeinsam mit den amerikanischen Henkersknechten?

Man halte einmal neben die aktuellen Bilder aus Afghanistan diejeni-
gen aus Abu Ghraib, Falludscha oder Marwahin. Das rückt vielleicht
einiges zurecht.
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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Ich denke, dass unsere Soldaten da mal ein bisschen näher und "auf spielerische Weise" mit Tod und so konfrontiert worden sein wollten, so als eine Art Bewältigungstherapie. Die haben da bestimmt ganz schön Bammel am Hindukusch.....von daher kann ich schon verstehen, dass sie da gar nicht mehr wissen, wie sie sich verhalten sollen, denn der Tod wird in Deutschland ja doch sehr verdrängt. Dagegen haben die Muslime früher sogar Moscheen aus Totenschädeln errichtet (auch in Spanien). Gutheißen tue ich solche makabren Spiele aber natürlich nicht.

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Tja und Kosovo Polje / Amselfeld ist für mich eher Kindergarten. Albaner und Serben sind keine wichtigen Völker, in keiner Beziehung, weder bevölkerungsmäßig, noch wirtschaftlich, noch kulturell, Balkan halt...

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Pit
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Beitrag von Pit »

Also, wenn es die sterblichen Überreste von "richtigen" Völkern gewesen wären, wäre es nicht akzeptabel, aber so handelte es sich ja "nur" um "Balkanesen", um einen - wie ich finde - reichlich dämlichen Begriff zu benutzen.

Gruß, Pit
Uwe Schmidt hat geschrieben:
Albaner und Serben sind keine wichtigen Völker, in keiner Beziehung, weder bevölkerungsmäßig, noch wirtschaftlich, noch kulturell, Balkan halt...
carpe diem - Nutze den Tag !

Christian
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Beitrag von Christian »

Es ist eine Sauereiei wie unsere Truppe durch den Dreck gezogen wird .

"Springer-Presse" ist wieder willfähriger Erfüller
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

Inquisitio Haereticorum
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Beitrag von Inquisitio Haereticorum »

Ich find auch das die Presse in Deutschland so was nicht machen sollte.
Soldaten haben ihren Job da unten, einer muss die scheisse ja weg machen.
Arschäologen machen auch Fotos von schädel und keiner sagt was.

Jeder Soldat möchte bestimmt auch mal ein abknallen.
Und wenns nix zum Abknallen gibt macht man halt nen Foto Von denen die Abgeknallt worden sind.

Jeder Soldat hatt sein eigenes Video zuhause oder Fotos wenn das alles zur presse kommen würde

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Die Verhaltensweisen der Bundeswehrsoldaten da hinten gegenüber
den im freien Feld gefundenen Totenschädeln sind insgesamt relativ
normal.
Naja, sein Gemächte an einen gefundenen Totenschädel halten, halte ich für relativ unnormal. :shock:

Ansonsten stellt sich auch mir die Frage: Wieso lagen da einfach Skelette rum? Warum haben die Afghanen diese nicht begraben, wenn ihnen die Totenruhe doch so heilig ist?
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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WiTaimre
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Totenschaedel - nutzen lebendige den eignen Inhalt?

Beitrag von WiTaimre »

Nun ja, in unserm Land stolpert man nicht unbedingt unterwegs ueber Bestandteile anderer Leute - denn wenn, dann wird das sogleich weggebracht und sortiert:
- ist es ein "Oetzi - dann ab zum Archaelogen (Kopie an die Presse)
- ist es ein vermutlicher Homo austhralopithecus - dann in ein palaeo-anthriopologisches Spezial-Institut (Kopie an die Fachpresse)
- ist es vermutlich ueber 100 Jahre her - hm - dann einfach gesittet wo begraben, dass da nicht einer drueber stolpert
- ist es vermutlich unter 100 Jahre, dann sollte man nach historischen Unwettern, Ueberschwemmungen, Kriegen, Seuchen und so etwas orientierend rumfragen - dann wie gesagt, woanders gesittet begraben
- ist es noch deutlich "frischer", mit etwas mehr vom Lebendigen dran - dann haett keiner damit rumgespielt, denn so abgebrueht sind auch unsere eigenen Satanisten vermutlich nicht
- zumal, wenn man selbst dem das-da gewiss nicht angetan haben kann - da informiert man den weg der Instanzen, rein vorsichtshalber - und filmz sich auf keinen Fall eher mit dem zusammen, bevor nicht sicher ist, dass nachher keiner sagt, man haette da irgendwie selbst wen gekillt

Ansonsten geb ich Robert Ketelhorn hierin mal recht:
Welcher Idiot setzt so etwas auf die Titelseite eines Massenblatts, wenn das nicht irgendwas Anderes "zuendeln" soll?
Soldaten pflegen zu bloedeln, sicherlich, und sich dabei noch zu filmen - das geht ja jetzt erst. Zu meiner Zeit musste man das verbal weitertragen - war sehr viel charmanter...
Skelette werden oft nicht mehr gedanklich mit Toten verbunden, dass das Leute waren und man selbst auch mal so aussehen koennte
- und in der Halakha wird schon festgestellt:
blanke Skelette sind wieder-rein, selbst die eines schlimmsten Verbrechers koennten dann eben doch ins Familiengrab rein, als nur noch Punkt einer Bezeugung, dass da einer mal lebte, sonst gaebs keine Reste. Daher bestattete man wesentlich engagierter die von Archaeologen gefundenen Toten aus der Festung Massada - denn das haben die Roemer nicht fuer sie getan. Von diesen, obwohl im Jahre 135ndZ umgekommen, kennt man naemlich noch das Geschehen ihrer letzten Tage dort. Das ist daher nicht sooo lange her.

Zur Erwaehnung der Alte-Aegypter-Funde : man muss es der Gerechtigkeit halber erwaehnen: als damals die ersten grossen Funde zum Museum nach Kairo den Nil herab gefahren wurden, in einer gut bewachten Schiffsprozession, hatten auch die Briten selber es allen im Lande gemeldet und die Aegypter, die Muslime, die Kopten-Christen und die Jung-Kommunisten, reich und arm einig, standen dicht gedraengt beidseits des Nil in stiiller Ehrfurcht und staunend, als an die 30 Koenige aus grauer Vorzeit ihre selbst gebaute Ruhe verliessen und zum Museum und in eine unruhigere Zukunft uebertragen wurden
- in dreierlei Richtung entstand sowas wie heiliger Respekt :
die Briten haetten das nicht von Aegyptern erwartet,
die Aegypter den Briten nicht zugetraut,
und gemeinsam beide nicht dem Rang solch uralter und doch jahrtausendelang schon "so cool und abgebrueht staendig beklauter und geflederter" Pharaonen angesehen.

Kann ja sein, dass nicht vorher, nicht seinerzeit, als die begraben wurden, und auch nicht nachher der Respekt vor dem Menschen - dass unsereins so lange schon da ist und sich irgendwie aeussert - wieder die Norm sein koennte oder ueberhaupt oft in der Welt vorkaeme - aber das ist einn wirkliches Ereignis gewesen

Wenn ein Soldat in schamverletzender Weise das, wo der wohl sein Gehirn hat, einem leeren echten Totenschaedel nahebringt, der verdient etwa eine Woche 40km-Nacht-Gepaeckmarsch mindestens dafuer, sich ueberhaupt wo so auzufuehren - nicht wegen des Totenschaedels, sondern um sein eignes Gehirn auch mal wieder an den vorgesehenen Ort zu versetzen und beleben.

Dass er damit seine Kameraden noetigt, hierbei noch "cool" zu erscheinen, um diese zu uebertrumpfen, das verdient ne Woche mehr.

Dass er das iin einem fremden Land in der Oeffentlichkeit tut, verdient bei so einer heiklen "Mission" nochmal pro Monat Dienst im Namen meines Personalusweises, der mich zwingt, Nation = deutsch einzutragen, eine Woche Gepaeckmarsch, aber hier und wenns schoen heftig regnet.
Die Idioten, die da als erste mitlachten, duerfen sich aussuchen, in welcher Woche sie ihn dabei begleiten.

Diejenigen, die das filmten, kann ich nicht beurteilen, denn dafuer kann es auch anstaendige Motive geben.
- wer aber so einen Film nicht der Bundeswehr-Zentrale schickt, damit die Instrukteure fuer Auslandsdienste es ueberhaupt erfahren, worauf sie noch aufmerksam machen muessen, "dass wir das nicht tun", (auch wenn wir in Landser-Version noch so koestlich in Pubertaetslaune sind und ausserdem echt nervoes),
- wenn der dann auch noch mit solchen Filmchen nachher Freunde und Feinde zuhause beeindrucken will - dessen Freunde wird das hierzulande sicher zuegig verringern, ausser die sind auch so hirn-amputiert, sowas komisch oder kuehn zu finden

In der nervosen Situation kennt man sich ja oft selber kaum wieder, ok, ich koennt vielleicht "Bruder Unbekannt" dann auch noch ganz erfreut kuessen, wenn ich druebergestolpert waere und froh bin, dass er nicht gewuerzt war mit Sprengstoff
- oder einfach aus Ueberraschung, dass bei andern Voelkern so einfach gar nichts daran auffaellig ist, wenn im Kies mal Gebeine von Leuten auftauchen - und dass die sie da lassen ...
Doch gefilmt haett ich mich nicht extra dafuer - nee.

Was aber soll ich mir wuenschen fuer die Riesen-Gehirne, die
a) so ein Filmchen der BILD-Zeitung spenden - sei er/sie schon vor 3 Jahren oder eben erst vorgestern listig an den Film gekommen - ?

- Hat man nicht schon genug Presse-missbrauchende Verbal-Attentate im Umlauf?

und b) ich widerspreche einer hier gesagten Meinung:
das war nicht aus der Natur der Redaktion dieses Blatts-das-die-die-lesen-koennen-dann-ja-nicht-mehr-lesen-wuerden, sich dazu aus Gruenden der Bigotterie zu Schlagzeilen aufzuraffen, andere haetten es sicher gar nicht gebracht, sondern dafuer einen ziemlichen Muelleimer
- oder bestenfalls eine Notiz ohne Bild unter "Das Letzte - das Letzte - das wirklich ober-Letzte!" in der Kuriositaeten-Spalte unter Erwaehnung der anscheinend doch nicht so guten Nerven unserer Sonder-Einsatz-Truppen
- "Springer-Presse" ist es doch gar nicht, die den Ruf der Bundeswehr laecherlich machen wollen wuerde, soviel ich mitgekriegt habe, Biigotterie war das diesmal eher nicht

- aber drucken sie nicht soeben Ex-Kanzlers Memoiren-Seitenhiebe ab, der sie vor nicht so langer Zeit nie mehr beehren wollte, der Haarfarben wegen? - hatte er nicht unsere Soldaten fuer geeignet befunden, sie in fremde Laender sozialistischen Respekt von allem was lebt und beschuetzt werden sollte vor notfalls sich selber, zu demostrieren?
- hat er sich vorher auch darueber Gedanken gemacht, was fuer Jungs /Maedels unser Land denn inzwischen erzogen hat, schamlos bis zum geht-nicht-mehr mit allem umzugehn, das irgendwem noch heilig sein koennte - inclusive der eigenen traurigen Gestalt, wenn sie so stellenweise entbloesst nackich ist?
Aus wem sonst kann unsere Truppe bestehn?

Die USA steht vor einem aehnlichen Problem, das wenigstens koennte man hier daraus lernen. Die feinsinnigen Schichten, die versprechhen eine flaechendeckend sittlich gleich erzogene Bevoelkerung zur Verfuegung zu haben, egal fuer welches Amt, in dass es jemand schafft - aber menschlich? - in realo?
- und wieviel kann man vorher noch Niveaus auswaehlen fuer welchen Job?
- taeuscht man sich diesbezueglich nicht schon elegant durch die Schulzeit voran, um wieviel mehr beruflich?
- "Misch dich nicht ein in meine Dinge!" kraehen einem schon Kindergarten-Sproesslinge entgegen und die eignen Muetter kuschen glatt davor.

Wieso sollte nicht mitten unter uns der Homo-prae-neandertalensis et-anti-sapiens gut untergemischt wieder zu entdecken sein?

Wenn Politiker dieses so ganz naiv ignorieren, das ist kein gutes Zeichen fuer ihre eigene Kenntnis vom Volk, das sie zu regieren glauben - etwa "so-welche-nicht", die "sowas" machen, kann man nicht erwarten, denn ich kenn sowas nicht?

- ach je, sogar ich frommes Schaf kenne Leute, die mit sehr toten Koepfen kichernd hantierten und auch noch einen doofen Grund dafuer nannten - was solls, die hab ich angegeigt, weil das so meine Art ist - und das war deren Art - schau an, es hatte gewirkt - sie brachten es "in Ordnung". - Das staunte damals eher mich, und ok war's schon.

In einem Anatomiesaal den wir besuchten, warf der flapsig nervoese Assistent als erstes jemandem einen Brustkorb rueber, nicht ganz frisch, aber genug konserviert zum Erschrecken, das sollte wohl abhaerten? - den hab ich auch sofort da angemeckert, dass dieser Brustkorb zu jemand gehoerte, der ihm nicht gehoerte - oder sowas - ich dachte, nun flieg ich gleich raus? - nee - der Assi hat sowas zu meiner Zeit nie mehr gemacht. - Und ich meine, zur Bestattung der Anatomie-Toten "hinterher", denn dann geht es immer noch um reale Leute, die nach dem Dienst fuer Lebende nun auch zur Ruhe kaemen - da traf ich den dann auch.

Haett ich etwa diesen gefilmt und einer Zeitung zum Anprangern-Lassen das Foto gespendet? - Wozu? - Es liess sich doch mit 1-entschiedenem "Lassen Sie das!" regulieren.
Und da war ich "niemand" fuer den, sogar abhaengig.

Also doch wieder zu der Frage: wer lanciert solche Bilder in die Nachrichten rein? War doch toll eingefaedelt: keine Redaktion, die ich kenn, haette so Bilder als erste oder einzige bringen moegen, denn einerseits weiss man, wie bloede mal auch die Soldaten sein koennen und dass man heutzutage ja alles mal filmt, auch Geschmacklosigkeiten
- und Brutalo-Szenen mit Doppelgewinn, diese noch zu verkaufen, weshalb das denn auch nur von Naiven in echt getan wird, denn es laesst sich szenisch bestimmt besser vorspiegeln mithilfe von Laienspiel, Schminke und Film-Schnitt.

Wetten, dass die Redaktionen nun bald mit einer Flut solchen Unsinns und fiktiven noch tolleren Aufnahmen bombardiert werden, weil es der eine geschafft hat, so nun in allen Nachrichten zu kommen und Kanzler(in) zum Kommentieren zu noetigen - und wen noch alles?
- dafuer gibt es bestimmt schon eine Pflichtliste, wer sich zu was-noch zu aeussern hat (die sie bestimmt grad mal wieder erweitern)

Bild hin oder her, ob echt oder gemacht
- es kommt hinzu, das die Redaktion dazu textet - au weia, jaja.
Wem stellt sie die Vorlage, sich bittschoen jetzt aber wirklich mal zu entruesten?
Den Michel-Normal-Terroristen? - das gliche Brandstiftung, und auch das muss bedacht werden, sollte es das?
Den sogenannten "Top-Terroristen"? - aber die lassen sich doch nicht die Themen vom eigenen Opfer anbieten, das ist doch der halbe Witz an deren Vorgehn.
Den Taetern und ihren Freunden?
- Wie sagte noch der kluge Knabe, der so ungern beichten ging, wenn etwas etwa peinlich waere, es sich einzugestehen?
*Strahlen-on*- "Och, ich tu dann einfach sowas nicht, dann brauch ich's nie zu beichten *Strahlen-off*
- die meisten Leute taeten "sowas" an den meisten Tagen im Leben auch sowieso nicht. Was sollte das also beheben?

Mir geht da schon oefters der Ausdruck durch den Sinn "etwas getuerkt haben", einen "Tuerken bauen" - bitte die echten Tuerken, das nicht auf sich heute oder sonst zu beziehen, es hat aber mal historische Wurzeln, warum es so eine Floskel gibt: die Kunst etwas hinzustellen, wo gar nicht war oder ist, damit sich die Angreifer umsonst abmuehen. Waehrenddessen kann man naemlich woanders ......

Also auch das ist sicher: Nachrichten streichen immer was raus, um noch schnell etwas Aufregenderes in dieselbe Zeit zu zwaengen.
Etwa: es werden grad wieder mal unpopulaere Gesetze verabschiedet, aber das Volk kaut noch an denen davor ....
- oder: jemand will in die Nachrichten und haette gewissermassen ein altes Recht darauf - aber ....
Mr.GraSS verdraengte wirksam die Nachricht, dass Israel betreffs des Hizbolla-Entwaffnungs-Feldzugs einlenken wird. Der ach so im Gewissen mit dem langen Verschweigen so belastete Poet stellte sodann in alter Frische und der gewoehnlichen Grobheit, als war nix sein neueres Buch vor.

War vielleicht auch so etwas im Spiel?

Und denn noch, wem auch ein paar Runden Liegestuetz bei Platzregen gut anstuenden: Wo haben die Ghistschreiber unserer Prominenz diese alles-verschlimmernden Fehlformulierungen fuer ihre - nein, MEINE, naemlich der Vertreter auch meiner in diesem Volk - offiziellen "bedauernden Kommentare"!
- "missbraeuchlicher Umgang mit Leichenteilen!" - au weia - das klingt ja wie Hitchcock!
- "pietaetlose Unerhoertheit!" oder so, ich krieg so Sprueche nichtmal zur Andeutung, was ich reden gehoert habe hin

- und denn geh mal mit www.babelfish.com rasch so ein Statement uebersetzen....

Waer schon besser, dann, man stellt sich nur auf den Balkon und zuckt deutlich resignierend mit den Schultern und erhobenen Armen, wie der Hl.Vater kuerzlich - der eindeutigste und charmanteste Kommentar, den ich in letzter Zeit sah
- Rom-Training tut so einem deutschen Baeren vielleicht doch recht gut, sollte man anderen Baeren auch mal ein paar Jahre verordnen *g*

mfG WiT :)

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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die »Junge Welt« (28.10.2006) hat geschrieben:[right]http://www.spiegel.de/img/0,1020,308874,00.jpg[/right]
Immer mehr Einzelfälle

NATO räumte wieder einmal Ermordung afghanischer Zivilisten ein. Kabul ordnete Untersuchung an. Für Aufsehen sorgen allerdings Totenschädel-Fotos der Bundeswehr

Von Rüdiger Göbel

Posieren NATO-Soldaten in Afghanistan mit einem Totenschädel, und die Fotos werden bei Bild oder RTL veröffentlicht, müssen sie mit Entlassung aus der Truppe rechnen. Töten NATO-Soldaten Afghanen, können sie mit Beförderung rechnen. Für die Boulevard-Medien sind sie wie die Ermordeten uninteressant. Während der Springer-Konzern am Freitag seine Wochenendausgaben mit der Ankündigung bewarb, neue Bilder von Soldaten des Afghanistan-Einsatzkommandos beim makaberen Umgang mit Leichenteilen zu zeigen, räumte die NATO-geführte Internationale Afghanistan-Truppe (ISAF) am Hindukusch ein, bei Einsätzen in dieser Woche »mindestens zwölf Zivilisten« getötet zu haben. Afghanische Behördenstellen sprachen dagegen von mindestens 60 bis 80 Zivilisten, die bei Luftangriffen in den Bezirken Pandschwaji und Paschmul in der südlichen Provinz Kandahar getötet worden seien. Sensationswert in Deutschland: null.

Hatte die NATO zunächst bestritten, daß bei den Angriffen am Dienstag überhaupt Zivilisten getötet wurden [weiter]
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holzi
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Beitrag von holzi »

Wenn man die Meldungen im Radio/Fernsehen hört, dann weiss man ja selbst, dass die Aufregung in Deutschland ungleich viel größer zu sein scheint als in Afghanistan. Aber trotzdem, unsere Bundeswehrler sollten wieder nach Hause, lasst doch die Kameltreiber einander in friedlicher Eintracht gegenseitig abschlachten. Was soll den die ganze moralistische Aufregung? Und das mit dem "die Freiheit Deutschlands am Hindukusch verteidigen" halte ich für gefährlichen Schwachsinn! Was jetzt, wenn z.B. den Chinesen einfällt, sie müssten die Freiheit Chinas an der Havel verteidigen?

sofaklecks
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Unterscheidet

Beitrag von sofaklecks »

Unterscheidet bitte:

Dass die Toten nicht würdig bestattet waren, erlaubt nicht, mit ihren Skeletten Unfug zu treiben. Es gebietet, das Versäumte nachzuhohlen.

Es ist ein Unterschied, ob ich Knochen nach der Verwesung des Fleisches ausgrabe und verwahre oder ob ich Obszönitäten damit treibe. Ich gestehe aber zu, dass gerade wir Katholiken Kirchen haben, in den Knochen und Schädel auf, na sagen wir mal, sehr seltsame Weise präsentiert werden. Mir fallen auf Anhieb mehrere Kirchen ein, in denen Skelette zu "Kunstwerken" verarbeitet wurden.

Die Aufregung ist pure Heuchelei. Die jungen Männer sind in ein Land geschickt worden, in dem sie nicht willkommen sind. Sie erreichen nichts. Die Frustration entläd sich in solchen idiotischen Handlungen. Das ist keine Entschuldigung, nur eine Erklärung. Aber dieses kollektive Entsetzen darüber k.... mich an. Keinerlei Selbstkritik bei denjenigen, die sie in der Dummheit dahin geschickt haben. Und bei dem Blatt, das das verbreitet, ist mir der Satz von Paul Mercier eingefallen: Schon eklig, das Blatt anzusehen, noch ekliger, es anzufassen.

Und diese Selbstgerechtigkeit. Unsere Bundeswehr mit dem tadellosen Ruf, die unser Volk mit dem tadellosen Ruf repräsentiert. Haben wir verdrängt, dass unser Ruf in den islamischen Ländern vor allem auf den Taten der Wehrmacht beruht?

Die einzig richtige Reaktion wäre gewesen, festzustellen, ob dort noch mehr Menchen verscharrt sind und sie würdig zu bestatten. Und zwar durch die Einheiten, die an der Schändung beteiligt waren.

sofaklecks

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johann
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Beitrag von johann »

War denn eigentlich Gunther von Hagen schon in Afghanistan? Braucht der auch eine bessere Ausbildung bei der Bundeswehr?

Bild gestrichen. MFG, SD.

Christian
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Re: Unterscheidet

Beitrag von Christian »

sofaklecks hat geschrieben: Die Aufregung ist pure Heuchelei. Die jungen Männer sind in ein Land geschickt worden, in dem sie nicht willkommen sind. Sie erreichen nichts. Die Frustration entläd sich in solchen idiotischen Handlungen. Das ist keine Entschuldigung, nur eine Erklärung. Aber dieses kollektive Entsetzen darüber k.... mich an. Keinerlei Selbstkritik bei denjenigen, die sie in der Dummheit dahin geschickt haben. Und bei dem Blatt, das das verbreitet, ist mir der Satz von Paul Mercier eingefallen: Schon eklig, das Blatt anzusehen, noch ekliger, es anzufassen.

Und diese Selbstgerechtigkeit. Unsere Bundeswehr mit dem tadellosen Ruf, die unser Volk mit dem tadellosen Ruf repräsentiert. Haben wir verdrängt, dass unser Ruf in den islamischen Ländern vor allem auf den Taten der Wehrmacht beruht?

Die einzig richtige Reaktion wäre gewesen, festzustellen, ob dort noch mehr Menchen verscharrt sind und sie würdig zu bestatten. Und zwar durch die Einheiten, die an der Schändung beteiligt waren.

sofaklecks


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Erich Remaque

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Cosimo
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Re: Unterscheidet

Beitrag von Cosimo »

sofaklecks hat geschrieben:
Die Aufregung ist pure Heuchelei. Die jungen Männer sind in ein Land geschickt worden, in dem sie nicht willkommen sind. Sie erreichen nichts. Die Frustration entläd sich in solchen idiotischen Handlungen. Das ist keine Entschuldigung, nur eine Erklärung. Aber dieses kollektive Entsetzen darüber k.... mich an. Keinerlei Selbstkritik bei denjenigen, die sie in der Dummheit dahin geschickt haben. Und bei dem Blatt, das das verbreitet, ist mir der Satz von Paul Mercier eingefallen: Schon eklig, das Blatt anzusehen, noch ekliger, es anzufassen.

Und diese Selbstgerechtigkeit. Unsere Bundeswehr mit dem tadellosen Ruf, die unser Volk mit dem tadellosen Ruf repräsentiert. Haben wir verdrängt, dass unser Ruf in den islamischen Ländern vor allem auf den Taten der Wehrmacht beruht?



sofaklecks
Na, niemand hat diese Leute, die ja allesamt Berufssoldaten sind (Wehrpflichtige schickt man ja noch nicht aus.) , gezwungen dort hinzugehen wo die Bevölkerung ihre Präsenz ja aus verständlichen Gründen ablehnt und sich da und dort auch auf ihre Weise gut gegen sie zu verteidigen weiß. Die Armee scheint heutzutage aber ohnedies in vielen Ländern zu einem Resevoir für intelektuelle und mentale Krüppel verkommen zu sein. Denn die Verlierer der Gesellschaft ziehts dort vornehmlich hin, am besten natürlich bei den Amerikanern zu beobachten. Daher auch das große Aggressionspotential dieser Unglücklichen. Die eigene Minderwertigkeit versucht man mit den bekannten Gewaltexzessen und Perversionen dieser Art zu kompensieren um dann in der "Gruppe" einmal als etwas besonderes zu gelten. Denn gegen einen hochmotivierten Gegner haben diese Clowns sowieso keine Chance so schändet man eben die Leichname oder vergreift sich an den Frauen des Feindes.

sofaklecks
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Prozentsatz

Beitrag von sofaklecks »

Ich nehme an, der Prozentsatz der "mentalen Krüppel" in der Bundeswehr entspricht in etwa dem der entsprechenden Altersgruppe der übrigen Bevölkerung. Ganz sicher besteht die Mehrzahl nicht aus "mentalen Krüppeln". Das ist auch eine pauschale Verunglimpfung.

Aber richtig ist, das das Militär eine Pflanze ist, auf die man sehr aufpassen muss, damit sie keine Früchte treibt.

sofaklecks

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Christian hat geschrieben:Es ist eine Sauereiei wie unsere Truppe durch den Dreck gezogen wird .

"Springer-Presse" ist wieder willfähriger Erfüller

...

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WiTaimre
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Beitrag von WiTaimre »

Hallo :)
Dies ist doch grundsaetzlich anders:
Mir fallen auf Anhieb mehrere Kirchen ein, in denen Skelette zu "Kunstwerken" verarbeitet wurden.
Das geschieht aus der Lehre heraus, dass die Seele mit dem Leib, mit dem sie mal laecheln, weinen, essen oder leiden konnte, immer mit diesen Reliquien verbunden sein wird, nah genug, zu wissen, wer gemeint ist, selbst wenn derjenige posthum umgenannt wurde ("Christphorus" etwa) - man wollte handgreiflich bezeugen, dass der Tod uns nicht grundsaetzlich trennt aus der Gemeinschaft derer, die es auch sind und derer, die es noch-nicht sind. Das war mit einem ruehrenden Respekt verbunden, auch wenn es nur eine Epoche lang waehrte - am staerksten taten es doch wohl die Praemonstratenser, was ihnen zugleich bei ihrer herben Askese, an der man ja bald starb, eine Beschaeftigung in ihrer Klausur bot, naemlich in Visionen rauszufinden, wie es der zugehoerigen Seele dieser Gebeine geht. Sie kleideten sie in ihre einst eigenen schoensten Kleider ein und sahen sie nicht mehr als Knochenwerk an. Man kann lernen, das Aussehn zu verklaeren, je mehr ma von demjenigen weiss.

Das hat ja nun wirklich nichts damit zu tun, dass andere nach (Neu?)-Heidenart in Skeletten Gespenster vermuten und dass rein-knoechern gewordene Menschen-Totenschaedel umsomehr zu "schwarzen Komoedien" einfach nur zur Ausstattung gehoeren, mit denen hantiert wird, als sei das eben kein Gespenst oder "nur" ein ganz normales, weil alle drumherum ja auch ganz normale Drakulas oder Frankenstein-Monster sind.

Also sicherlich in man in unserer Zeit schon desensibilisiert dagegen, jedes Gerippe mit Tod zu assoziieren.
Jemand erwaehnte die "Koerperwelten" - naja, mein Geschmack waer es nicht, mit meiner Figur nachher auf Jahrmaerkte des Grusel-Verlernens ausgestellt zu werden - der Veranstalter schwoert allerdings fast, es sei bei ihm mit Respekt und jeder Art Achtung vor der Person des "Spenders" gemeint, was er tut. Ist aber zu bezweifeln, ob das Publikum das auch so sieht - jedenfalls bestimmt nicht die meisten.
Dem Aussteller wird man zu Sache, die vorsichtig verpackt werden muss - dem Reinigungs-Personal etwas zum Abstauben mehr - im Publikum wird es variieren zwischen echter Neugier, wie man denn so von innerlich aussieht, schichtweise
- und es hat in der Gestaltung viel Aehnlichkeit mit den barocken Anatomie-Grafiken (Vesallius z.B.), wo die zu zeigenden Gestalten sich auch in kessen Posen darstellen.
Hm, *denk*gruebel* als ich sie erstmals sah, dacht ich aber auch, es ist adretter als das, was so ein Anatomie-Atlas anbietet. Doch es vermittelt so-oder-so nicht, dass dies "jemand" ist, egal, wie man es anstellt.

Also Respekt fuer das "Modell" zu allem drei,"Koerperwellten", Vesalius-Grafiken oder Anatomie-Atlas - oder vor einem Praeparat in einem medizinischen Institut - kommt nicht so recht auf.

Wenn, dann wird er durch eine Erklaerung dazu eingefordert und wurde auch schon verschiedentlich eingeklagt, als z.B. es endlich geschafft worden war, die vielen Praeparate, mit denen in Oesterreich noch Unterricht gegeben wurde, von Euthanasie-Ermordeten Opfern abzuliefern und diesen ein Grab und ihre Namen zurueckzugeben.

Es war ein empfindlicher Verlust fuer die Uni(s), aber das Praeparat zu werden, das war ein viel empfindlicherer Verlust fuer die Menschen, zu denen das eigentlich gehoert.

In unserm Bio-Saal der Schule stand natuerlich auch ein typischer Knochenmann, aus Plastik nachgeformt. Also fuer das Noetigste an Wissen reichte der auch. Irgendwie haben wir ihm aber auch einen Namen verliehen, Erich oder so. Wir hatten ja auch einen nicht-existenten Mitschueler, "Peter Lotzi", der musste immer herhalten, wenn wieder mal der Aufraeumdienst nichts getan hatte - der wurde so gelaeufig, dass "er" zu unserm Jubel dann auch einen Eintrag ins Klassenbuch erlangte. Haette das Kunst-Gerippe nur in unserer Klasse gestanden und nicht der ganzen Schule angehoert, waere das sicher dessen Name geworden.

Etwas ganz Eindrucksvolles aus der Barockzeit fand ich in einer Kirche zu Tallinn (=dt.Reval), worin auch der Gemaeldezyklus "Totentanz" der Luebecker Malerschule zu sehen ist. Da sind so Grabsteine, liegend, auf denen normalerweise in Halbrelief der Verstorbene abgemeisselt ist - aber auf einem ist das ein Gerippe - als sei nun hier "Der Tod von Reval" auch bestattet worden. Ein Buch dieses Titels gibt es (Werher v.Bergengruen).

Im Barock machte man auch passend halb-ernste Gedichte dazu.

Also es wird ja etwas herumgealbert damit, was vom Menschen noch eine Weile als anfassbar hinterbleibt. Andererseits ist es auch nicht irgendwas. Vagantenlieder, z.B. da hat F.Villon ein sehr ergreifendes geschrieben (von dem find ich aber nur 2 Gedichte gut, das andere handelt von dessen Maus im Knast). Da unterhaelt sich der Poet mit einem Skelett am Galgen.

Fuer ihn ist das aber noch immer auch in der Gestalt ein Mensch, wenn auch ein Unbekannter. Dem Francois Villon drohte ja zweimal die Hinrichtung auch.
Seine Clique traf sich zum Saufen auf einem Pariser Friedhof, dem der "Unschuldigen Kinder"
- mangels Platz hatte man dort die eher Begrabenen jeweils wieder ausgegraben und rund um den Friedhof senkrecht angehaengt. Dieser Ort wurde von Normalbuergern an sich kaum jemals betreten, die armen Kinder hinterliessen selten jemanden, der sie liebte. Der ganze Friedhof - Stifter: "der" Marquis de Sade... war fuer tot aufgefundene Kinder ohne Familie da. Daher trafen sich dort ab Dunkelheit abends die Gesetzlosen von Paris und Polizei schickte sie dort auch nie weg. (Das erzaehlt jemand, der das Leben von F.Villon recherchierte.) Das war im 15.Jhd.

Bairische Gebirgsschuetzen, heisst es, waren das jetzt auf den ersten Fotos aus Afghanistan - alemannische Traditionen gehn allgemein etwas anders um mit dem Tod als die noerdlicheren Deutschen. Da ist doch auch diese Sitte zuhause, auf "Marterln" (Bild-Brettern) so relativ nuechterne Texte oder Gedichte zu schreiben, wie "Hier liegt mein Weib - G0tt sei's gedankt: / ihr ganzes Leben hat sie gezankt! / Lauf, lieber Leser, schnell von hier / sonst steht sie auf und zankt mit Dir!"

Alte Pruzzen sollen ihren Verstorbenen im Moor konserviert haben und dann erst wurde er bestattet, nachdem er noch einmal mit an den Tisch gesetzt wurde und alle assen und freierten bis zu dem Grad, dass sie nicht mehr richtig registrierten, dass derjenige schon tot war. - Preussenkoenige und folglich auch der Dt.Kaiser schafften solche Sitten natuerlich(?) - jedenfalls - ab.

Es kann ja sein, die offizielle Reaktion auf ein Herumspielen mit Totengebeinen - speziell Schaedeln Unbekannter - wirkt nicht so ganz realitaetsnah - aber ich denk auch, es kann keine normal-richtige Reaktion-fuer-alle geben. Alle Lebenden leben ja - daher ist das Tot-Sein nicht "normal" und wird das nie sein. Bestimmt beschaeftigt sich jede Generation mal mit dem sich-davon-Distanzieren - jedesmal auf eigene Weise. Man moecht nicht gern dazu gehoeren, nicht sofort und ueberhaupt nie. Wunschtraum aller Menschheit.

Aber unanstaendige Gebaerden dem Gebein anderer gegenueber gehoeren nicht zu dem, was immer mal eine ganze Gereration tut. Das find ich wirklich widerlich, aber auch nichts fuer die Zeitung.

Kann ja sein, dass Afghanen es besser ertragen, sich nicht mehr darum zu kuemmern. Es gab dort viel zu viel Sterben durch Gewalt, in den letzten 100 Jahren, und vielleicht auch vorher schon. Meine Mutter sagt, in der Hungersnot liess man den Anblick Toter einfach nicht an sich herankommen, um nicht auch noch zu verzagen. Man stellte fest: Nachbarzimmer kocht nicht mehr im Flur - sah nach - aha, tot - und brachte sie zum Strassenrand hinaus, ein Karren kam taeglich, sammelte sie, ein russ.Soldat sprengte eine Grube und darin wurden sie zusammen zugeschuettet. Die eigene Familie gab man dem aber trotzdem nicht ab. Die bekamen eigene Erdgraeber, egal wie schwach und muede man war.
Es ist nicht unvorstellbar, dass auch Afghanen solche Zeiten hinter sich haben, und das noch nicht so lange her ist.

Unsere Landser haetten besser dran getan, die Toten, ueber die sie selber stolpern, aus dem Kies zu suchen, damit Afghanen sie bestatten, schlicht, aber manierlich. Das waere Friedenswerk und Ausblick auf bessere Tage.

mfG WiT :)

sofaklecks
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Zur Auflockerung

Beitrag von sofaklecks »

Das Skelett aus Plastik im Arztzimmer einer Rehaklinik hier in der Umgebung wurde vom Personal liebevoll "Unsere Nulldiät" genannt.

Aber, wie gesagt, es ist etwas anderes, ob man Knochen in einem Beinhaus verwahrt oder mit ihnen geschmacklose Spielchen treibt. Die Würde des Menschen endet nicht mit dem Tod.

sofaklecks

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WiTaimre
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Beitrag von WiTaimre »

Ja, "Sofaklecks" :))
genau das ist das Wesentliche, generell.
Nur hat eben auch in der Hinsicht ein Fehlverhalten Stufen.
Das wollte ich an Beispielen ausgefaechert haben.
mfg WiT :)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Yahoo (9. März 2007) hat geschrieben:[left]http://www.cdu-nrw.de/media/fotos/cdunr ... Wimmer.jpg[/left][right]http://www.merkur-online.de/storage/pic ... weiler.jpg[/right]
Tornado-Einsatz beschlossen - Klage in Karlsruhe

Berlin (dpa) - Der Bundestag hat mit dem Tornado-Einsatz im umkämpften Süden Afghanistans eine der bisher umstrittensten Missionen der Bundeswehr beschlossen. Ob die Aufklärungsmaschinen und 500 Soldaten jedoch wie geplant Mitte April eingesetzt werden, hängt zunächst vom Bundesverfassungsgericht ab.

Unmittelbar nach der Abstimmung im Parlament reichten zwei Unionsabgeordnete am Freitag Klage beim Bundesverfassungsgericht ein. … Die Parlamentarier Willy Wimmer (CDU) und Peter Gauweiler (CSU) wollen mit einer einstweiligen Anordnung erwirken, dass die Flugzeuge bis zur Entscheidung über ihre Organklage gegen Bundestag und Bundesregierung am Boden bleiben. Ihrer Ansicht nach läuft Deutschland Gefahr, in Afghanistan «in die völkerrechtswidrige Kriegführung der Vereinigten Staaten» verstrickt zu werden. Der Tornado-Beschluss führe zu einer «stillschweigenden Änderung des NATO-Vertrages», die mit dem Völkerrecht und dem Grundgesetz unvereinbar sei. Die NATO-Führungsmacht USA verstoße ständig gegen den Vertrag. Sie nähmen für sich das Recht von Präventivkriegen in Anspruch [weiter]
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Frankfurt Allgemeine Zeitung (12. März 2007) hat geschrieben: Klage in Karlsruhe gescheitert

Weg frei für Tornado-Einsatz in Afghanistan

Drei Tage nach dem Bundestag hat auch das Bundesverfassungsgericht den Weg für den Einsatz von Tornado-Aufklärungsflugzeugen in Afghanistan freigemacht. Die Karlsruher Richter wiesen am Montagabend einen Eilantrag der Bundestags- Abgeordneten Willy Wimmer (CDU) und Peter Gauweiler (CSU) aus formalen Gründen ab - die beiden Unions-Politiker seien für eine Organklage nicht antragsberechtigt. Die Bundesregierung begrüßte die Entscheidung und sah sich in ihrer Rechtsauffassung bestätigt. Der Beschluss zur Entsendung der Maschinen werde von der großen Mehrheit des Bundestags getragen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Am Freitag hatte der Bundestag den Einsatz der Tornado-Aufklärer beschlossen. Aus Sicht der Kläger läuft Deutschland damit Gefahr, in Afghanistan „in die völkerrechtswidrige Kriegführung der Vereinigten Staaten“ verstrickt zu werden [weiter]
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