Arno-Breker-Ausstellung

Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Weltgeschehen.

Soll man Werke von Künstlern, die für die Nazis gearbeitet haben, öffentlich ausstellen?

Auf jeden Fall! Das sind ja Geschichtsdokumente.
12
52%
Das kommt auf die künstlerische Qualität an.
8
35%
Nur, wenn sich der Künstler später von den Nazis distanziert hat.
2
9%
Nein, auf gar keinen Fall!
1
4%
Bin mir nicht sicher. / Keine Meinung.
0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 23

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Arno-Breker-Ausstellung

Beitrag von cantus planus »

Nach viel Getöse im Vorfeld hat nun die Ausstellung der Skulputern Arno Brekers - Hitlers Lieblingsbildhauer - begonnen.

Hier z.B. der Bericht vom ZDF: Body-Building als Staatsbildhauerei.

Soll man Nazi-Kunst zeigen dürfen? Oder gehören die Werke eines Künstlers, der für das III. Reich gearbeitet hat, prinzipiell in den Keller (wenn nicht woanders hin)?

Wie ist eure Meinung?
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Christian
Beiträge: 1801
Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2003, 13:27
Wohnort: duisburg

Beitrag von Christian »

Ich sehe keinen Grund warum auch diese Kunst nicht gezeigt werden soll. Ich fand es vor einigen Jahren "typisch deutsch " wie mit Leni Riefenstahl umgegangen worden ist , obwohl sie meiner Meinung nach einen sehr guten Film über Olympia 1936 gemacht hat . Kunst ist nunmal geschmackssache nur wir Deutschen wollen es politisch Korrekt.

christian
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Christian,

da ist etwas dran!
Heinz Rühmann hat noch in den 40er Jahren Filme in den UFA-Studios Berlin gedreht. War er deshalb ein Nazi ?
Der Punkt ist sicherlich, daß Arno Breker damals Hitler "auf den Leim gegangen" ist, sich zuwenig mit der Ideologie der Nazis beschäftigt hatte, und deren Wahn nicht wahrnahm oder nicht wahrnehmen wollte. Ob er überzeugter Nazi war, weiss ich nicht mal - ich habe mich zuwenig mit Breker befasst.
Aber es ist Fakt, daß mancher deutsche Künstler angesichts der erhofften Aufträge durch die Nazis nicht politisch genug gedacht hatte, um den Wahnsinn zu durchchauen.
Wie auch immer:
Er ist ein Teil deutscher Kunstgeschichte. Soll man etwa das Völkerkriegsdenkmal bei Leipzig oder den "Hermann" im Teutoburger Wald abreissen, weil man den Nationalismus unter Wilhelm II. ablehnt ?
Nebenbei haben die Nürnberger heute noch das "Reichsparteitags-Gelände" - als Teil der eigenen Stadtgeschichte - und hier in Münster gibt es noch heute den Hindenburgplatz, die Ostmarkallee und die Westfälische Wilhelms-Universität, ohne das sie extra umbenannt werden, weil einige Menschen nicht mit der eigenen Vergangenheit klarkommen.

Gruß, Pit
Christian hat geschrieben:Ich sehe keinen Grund warum auch diese Kunst nicht gezeigt werden soll. Ich fand es vor einigen Jahren "typisch deutsch " wie mit Leni Riefenstahl umgegangen worden ist , obwohl sie meiner Meinung nach einen sehr guten Film über Olympia 1936 gemacht hat . Kunst ist nunmal geschmackssache nur wir Deutschen wollen es politisch Korrekt.

christian
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Beitrag von cantus planus »

Ja, Riefenstahl ist wohl auch so ein Beispiel. Interessanterweise wird ja kaum ein Wort über die Begabung dieser Künstler verloren.

Es gab im III. Reich ja auch unzählige Emporkömmlinge, die sich dem Régime angebiedert haben um Posten zu bekommen, für die sie einfach nicht die notwendige Qualifikation und Qualitäten hatten. (Man denke an die ganzen, dem Führer gewidmeten, Lieder, Gedichte... - diese Auswüchse sind ja später sogar ausdrücklich verboten worden.)
Einige haben da in ungesunder Selbstüberschätzung "ihre" große Stunde kommen gesehen, und waren sich für nichts zu schade. Es ist wohl gut, dass deren Machwerke in der Versenkung verschwunden sind.

Und auf der anderen Seite? Wer wollte wohl Furtwängler oder Karajan missen? Oder Strauss? Es ist ja bemerkenswert, dass diese staatlich protegierten Künstler zum Régime an sich gelegentlich ein eher ambivalentes Verhältnis hatten.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Die Nazis haben die Autobahn gebaut und ich fahre trotzdem auf der Autobahn. Früher bin ich sogar in einem Volkswagen auf der Autobahn gefahren.

In Lüneburg kann man eine Gebäudefassade von Breker bewundern. Soll sie abgerissen werden? Und die diversen Bauten aus der Zeit zwischen 33 und 45 - soll das auch alles gesäubert werden?
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Übrigens, was ist überhaupt "Nazi-Kunst", und wie unterscheidet sich "Kunst" von "Nazi-Kunst" und ist "Nazi-Kunst" überhaupt Kunst?

Was ist heute noch "Kunst"?

Wenn Kunst etwas mit Genie und Können (Wollen & Wünschen reicht nicht, dann müßte man es "Wünst" oder "Wonst" nennen) zu tun hat, dann hat Arno Breker auf jeden Fall Kunst geschaffen.

Wer befindet über Ästhetik? Politiker, Medien, Volkspädagogen?
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Ewald,

das ist im Grunde "mein Reden".
Natürlich gab es damals auch Künstler, die überzeugte Nazis waren und aus dieser Ideologie heraus gearbeitet haben - ob Breker soeiner war, weiss ich nicht, da ich mich mit ihm zuwenig beschäftigt habe.
Aber unabhängig, ob die Künstler NS-Ideologen waren oder nicht, die entsprechenden Kunstwerke (!?) im öffentlichen Raum in Form von Denkmälern oder Gebäuden bestehen nun einmal !
Und sie alle abzureissen, da sie aus der NS-Zeit stammen, wäre nur eine andere Form der Flucht vor der eigenen Geschichte.
Ein Bekannter fragte mich einmal, ob ich Runen ablehnen würde.Meine Antwort: eindeutig nein, da die Runen zur Kultur unserer keltisch-germanischen Vorfahren gehören und damit zu unserem geschichtlichen Erbe. Das die Runen von den NS-Ideologen missbraucht wurden, ist schrecklich, liegt aber nicht an den Runen selber.

Und was z.B. das (im Stil und seiner Aussage sicher nationalistisch geprägte) "Völkerschlachts"-Denkmal betrifft, sagt man ja auch nicht, es soll abgerissen werden, weil es unter dem Nationalismus von Wilhelm II gebaut wurde, oder ?

Gruß, Pit
Ewald Mrnka hat geschrieben:Die Nazis haben die Autobahn gebaut und ich fahre trotzdem auf der Autobahn. Früher bin ich sogar in einem Volkswagen auf der Autobahn gefahren.

In Lüneburg kann man eine Gebäudefassade von Breker bewundern. Soll sie abgerissen werden? Und die diversen Bauten aus der Zeit zwischen 33 und 45 - soll das auch alles gesäubert werden?
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Die Nazis haben die Autobahn gebaut und ich fahre trotzdem auf der Autobahn. Früher bin ich sogar in einem Volkswagen auf der Autobahn gefahren.
KDF Wägen und Autobahnen gehören verboten, du Alt33er ;) :D
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Beitrag von cantus planus »

Linus hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Die Nazis haben die Autobahn gebaut und ich fahre trotzdem auf der Autobahn. Früher bin ich sogar in einem Volkswagen auf der Autobahn gefahren.
KDF Wägen und Autobahnen gehören verboten, du Alt33er ;) :D
Also das is ja nu ein ganz dicker Hund! Ich tue das heute noch. Ich erlebe in meinem alten Polo immer noch Kraft und Freude. :ikb_boxing: ;D
Ewald Mrnka hat geschrieben:Übrigens, was ist überhaupt "Nazi-Kunst", und wie unterscheidet sich "Kunst" von "Nazi-Kunst" und ist "Nazi-Kunst" überhaupt Kunst?
Ja, das ist die Frage. Es gab ja auch Stimmen, die Breker überhaupt alles Künstlerische ansprechen. (Ich gebe gleich mal zu, dass ich nicht viele Werke von ihm kenne.) Das sei alles reines Propagandamaterial gewesen.
Ich weiß nicht recht, manche Dinge gefallen mir schon. Natürlich immer auf dem Hintergrund gesehen. Andere sind sicherlich zu sehr ins Bombastische übersteigert. Aber deshalb alles wegschließen? :hmm:

Den Begriff "Nazi-Kunst" hatte ich daher schon mit voller Absicht in Anführungszeichen gesetzt.

Könnte man also sagen, über solche Fragen geht die Geschichte souverän hinweg? Qualitätvolle Kunst bleibt, Ideologie dahinter verblasst?
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Wenn an sich mal vor Augen führt, welche Künstler für wen gearbeitet haben: David für Robespierre & Napoleon, Cellini war über Strecken selbst kriminell und einige seiner Auftraggeber waren auch nicht ohne, Eisenstein u.v.a.m. arbeitete für die Kommunisten, die mehr Menschen auf dem Gewissen haben als Hitler - die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Künstler brauchen nun mal Auftraggeber - und das sind halt nicht immer private Mäzene mit blütenreiner Weste.

Arno Breker hat sich übrigens für einige Intellektuelle & Künstler eingesetzt, die in politisch bedingte Schwierigkeiten geraten waren.

Diese ganze künstlich aufgebauschte Aufregung kommt wieder mal aus der Ecke der ewiggestrigen Berufsflaggelanten und solchen Nullen wie Staeck, die es schlicht nicht ertragen, daß ihr Mist in einem Hause zusammen mit echter Kunst gezeigt werden könnte. Die Leute hätten die Gelegenheit zu vergleichen und da käme des Kaisers Kleidermacher schlecht weg.

Festzustellen ist: Mit der Hysterie der mittlerweile angegraut-zerknitterten Berufsantifaschisten kann man nach wie vor sicher rechnen.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7882
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Beitrag von holzi »

Ich frage mich nur, was so typisch "Nazi" an den Skulpturen Arno Brekers sein soll. Als ich in Paris war und am Trocadero, also der Standort der Weltausstellung 1937(0der 38?) und diese Bauten und Skulpturen stellten genau einen gleichen heroisch wirkenden Stil dar wie die typischen Nazibauten. Auch prominente Bauten wie in New York der Grand Central Bahnhof sehen sehr "Nazi" aus. Ich glaube eher, dass hier ein internationaler Geschmack der Zeit abgebildet wurde und die Nazis halt zufällig voll auf diesen Stil abgefahren sind.

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo holzi,

dem stimme ich zu. Das Problem ist weniger die Frage, welchen Kunststil (?) er pflegte, sondern welche Haltung er zum NS-Staat einnahm. Denn - wie Du richtig schreibst - war dieser "gigantische" Kunststil (?) (im Sinne von "Gigantomanie") in der damaligen Zeit nichts ungewöhnliches - auch nicht in New York, Paris oder London !

Gruß, Pit
holzi hat geschrieben:
Ich glaube eher, dass hier ein internationaler Geschmack der Zeit abgebildet wurde und die Nazis halt zufällig voll auf diesen Stil abgefahren sind.
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

holzi hat geschrieben:Ich frage mich nur, was so typisch "Nazi" an den Skulpturen Arno Brekers sein soll. Als ich in Paris war und am Trocadero, also der Standort der Weltausstellung 1937(0der 38?) und diese Bauten und Skulpturen stellten genau einen gleichen heroisch wirkenden Stil dar wie die typischen Nazibauten. Auch prominente Bauten wie in New York der Grand Central Bahnhof sehen sehr "Nazi" aus. Ich glaube eher, dass hier ein internationaler Geschmack der Zeit abgebildet wurde und die Nazis halt zufällig voll auf diesen Stil abgefahren sind.
Ich kann das bestätigen. In Oxford fiel mir auch so ein "Nazi"-Bau auf - selbst das Grabmal Atatürks erinnerte mich an den Stil.

Dennoch würde ich auf die Frage, ob es so etwas wie eine spezifischen Stil des Dritten Reiches gegeben habe, mit einem eindeutigen Jein antworten :mrgreen: .Ich empfinde die Architektur des Dritten Reiches als sachlich-moderne Weiterentwicklung des Klassizismus.

Im vergangenen Jahr habe ich das "Teehaus" auf dem Kehlstein besichtigt - ich hatte mir das nicht so vollkommen vorgestellt. Man hatte noch den Willen und die Kraft Gesamtkunstwerke zu schaffen.
Ein Glück, daß das den Krieg und die Bilderstürmer überdauert hat.

Man tut sich hierzulande nach zwei verlorenen Kriegen schwer mit Heroen und Heroismus; aber das gibt sich nach und nach. Vor wenigen Jahrzehnten war alles Gegenständliche verpönt. Schönheit war faschistoid oder galt als kitschig. Man favorisierte das, was der wichtigste Zionist, gleich nach Theodor Herzl, sehr zutreffend und richtig als "Entartete Kunst" charakterisiert hatte.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Was ist denn für Dich "entartete" Kunst ?

Gruß, Pit
Ewald Mrnka hat geschrieben:
Man favorisierte das, was der wichtigste Zionist, gleich nach Theodor Herzl, sehr zutreffend und richtig als "Entartete Kunst" charakterisiert hatte.
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Mich machte es stutzig, weil die Nationalsozialisten u.a. die Kunst von Emil Nolde, Max Beckmann, August Renoir, August Macke und anderen Künstlern des Impressionismus bzw. des Expressionismus als "entartet" betrachteten und in der Musik z.B. die "Negermusik" - gemeint war der Jazz.
Nun, da sich über Kunst und Kunstgeschmack bekanntlich streiten lässt, und ich nebenbei bemerkt ein grosser Verehrer der Kunst von August Macke und ein grosser Jazzfan bin, halte ich den Begriff "entartete Kunst" nicht nur für dumm und rassistisch, sondern auch für überflüssig.

Gruß, Pit
carpe diem - Nutze den Tag !

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Ich kann das bestätigen. In Oxford fiel mir auch so ein "Nazi"-Bau auf - selbst das Grabmal Atatürks erinnerte mich an den Stil.
Auch die Zentralbibliothek der Universität in Cambrigde hat diesen völkischen Touch, ebenso die Tate Modern in London am Südufer der Themse.

Bild

Benutzeravatar
FioreGraz
Beiträge: 3890
Registriert: Freitag 25. Juni 2004, 19:18
Wohnort: Graz
Kontaktdaten:

Beitrag von FioreGraz »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Die Nazis haben die Autobahn gebaut und ich fahre trotzdem auf der Autobahn. Früher bin ich sogar in einem Volkswagen auf der Autobahn gefahren.
Stimmt mein VW-Käfer ist das einizge Auto das ich bereit bin als eigenes Auto zu fahren (naja ne Iseta, eine Ente oder ein Bully wären auch toll). Mein Motto ein Käfer oder gar kein Auto.

Lg
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

FioreGraz hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Die Nazis haben die Autobahn gebaut und ich fahre trotzdem auf der Autobahn. Früher bin ich sogar in einem Volkswagen auf der Autobahn gefahren.
Stimmt mein VW-Käfer ist das einizge Auto das ich bereit bin als eigenes Auto zu fahren (naja ne Iseta, eine Ente oder ein Bully wären auch toll). Mein Motto ein Käfer oder gar kein Auto.

Lg
Fiore
:mrgreen: Man muß eben keine Berührungsängste haben.
Daß man eine Ausstellung mit Arno Brekers Kunst macht, finde ich in Ordnung, und es ist ein erfreuliches Indiz für einen normalen und unaufgeregten Umgang mit Kunst & Geschichte.

Leni Riefenstahl war auch eine hochbegabte Künstlerin - der haben Gutmenschen nach dem Kriege das Leben zur Hölle gemacht.

Ehemalige Stalinisten haben und hatten es da leichter - da deckt man alles mit dem Mantel der Liebe zu, "sie kämpften für eine eigentlich "humane" Idee". Man mißt mit zweierlei Maßen.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Man muß eben keine Berührungsängste haben.
Gilt dieses Motto bei Dir auch in beide Richtungen?

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Man muß eben keine Berührungsängste haben.
Gilt dieses Motto bei Dir auch in beide Richtungen?
Ich verstehe Deine Frage nicht.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Würdest Du auch in eine Ausstellung mit Werken kommunistischer Künstler gehen? Oder ein Konzert eines mohammedanischen Sängers anhören (vorausgesetzt, es handelt sich um keine religiöse Veranstaltung)?

Gruß
SD

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Würdest Du auch in eine Ausstellung mit Werken kommunistischer Künstler gehen? Oder ein Konzert eines mohammedanischen Sängers anhören (vorausgesetzt, es handelt sich um keine religiöse Veranstaltung)?

Gruß
SD
Aber gewiß; ich halte zum Beispiel Werner Tübke für einen großen Maler. Ob ein Künstler für Hitler, Stalin, den Papst oder Lucky Luciano gearbeitet hat, ist mir völlig gleichgültig; er kann meinetwegen auch schwul sein seine Frau verhauen. Das Privatleben oder die politisch-ideologische Einstellung ist mir absolut gleichgültig.

Ich trenne zwischen Werk und Person.

Ich bin übrigens ein enthusiastischer Liebhaber islamischer Kunst & Architektur.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Benutzeravatar
FioreGraz
Beiträge: 3890
Registriert: Freitag 25. Juni 2004, 19:18
Wohnort: Graz
Kontaktdaten:

Beitrag von FioreGraz »

Ich trenne zwischen Werk und Person.
Ewald jetz wirst mir unheimlich.:hmm:

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

FioreGraz hat geschrieben:
Ich trenne zwischen Werk und Person.
Ewald jetz wirst mir unheimlich.:hmm:

LG
Fiore
Aber, aber, Fiore, wo drückt der Schuh, ich sehe kein Problem. Es gibt zahllose Kunstwerke von Rang, deren Künstler anonym geblieben sind; da fragen wir ja auch nicht nach der Biographie & dem Fragebogen.

Schau, Arno Brekers Werke gefallen mir, weil ich sie gut finde, obwohl Breker für die bösen Nazis arbeitete. Nolde und die ganze Richtung finde ich Mist, obwohl er mit den Nazis Zoff hatte. Ich hab mal ein paar Aquarelle und Zeichnungen von Hitler gesehen - die fand ich sogar ganz hübsch, obwohl sie vom bösen Addi, Deinem berühmten Landsmann :mrgreen:(nichts für ungut! :wein:) stammten.

Immer locker bleiben: Kunst ist nämlich Kunst und Mann ist Mann. Das muß man schon auseinanderhalten und vor allem darf man nicht moralisieren - sonst wird´s verkrampft & komisch.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Benutzeravatar
FioreGraz
Beiträge: 3890
Registriert: Freitag 25. Juni 2004, 19:18
Wohnort: Graz
Kontaktdaten:

Beitrag von FioreGraz »

Aber, aber, Fiore, wo drückt der Schuh, ich sehe kein Problem.
Ich habe damit überhaupt kein Problem. Nur hätte ich solch eine Aussage nicht aus deiner Tastatur erwartet.

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

FioreGraz hat geschrieben:
Aber, aber, Fiore, wo drückt der Schuh, ich sehe kein Problem.
Ich habe damit überhaupt kein Problem. Nur hätte ich solch eine Aussage nicht aus deiner Tastatur erwartet.

LG
Fiore
Ich unterscheide auch bei Klerikern streng zwischen Amt und Person. Auch was die Pfaffen privat so tun oder lassen, will ich nicht wissen, denn es könnte meine Unbefangenheit zerstören.

Als mir einer mal erzählte, was er glaubt/nicht glaubt, konnte ich nicht mehr in seine Messen gehen, weil ich nun wußte, daß sie ungültig sind. Seither frage ich keinen Auguren mehr ;).

Nur bei Politikern moralisiere ich gelegentlich; das wird aber auch weniger, seit ich vergreise. Ich habe mir angewöhnt das meiste mit einem klinischen Wohlwollen zu betrachten.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7882
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Beitrag von holzi »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Als mir einer mal erzählte, was er glaubt/nicht glaubt, konnte ich nicht mehr in seine Messen gehen, weil ich nun wußte, daß sie ungültig sind. Seither frage ich keinen Auguren mehr ;).
Sowas wurde auch mal vom Pfarrer XY aus W. bei R. erzählt, dass der nur noch glaubt, dass "a Pfund Rindfleisch a guate Supp'n gibt!"

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

holzi hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Als mir einer mal erzählte, was er glaubt/nicht glaubt, konnte ich nicht mehr in seine Messen gehen, weil ich nun wußte, daß sie ungültig sind. Seither frage ich keinen Auguren mehr ;).
Sowas wurde auch mal vom Pfarrer XY aus W. bei R. erzählt, dass der nur noch glaubt, dass "a Pfund Rindfleisch a guate Supp'n gibt!"
Der Mann ist immerhin Dechant geworden, wirkt in C und glaubt, daß Jesus ein Mensch mit einem ganz ganz großen Gottvertrauen war. Das müßte doch auch schon reichen, der Rest ist symbolisch aufzufassen, antike Mythen, die man nicht wortwörtlich auffassen sollte.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Nur: wenn dus von den andern Priestern nicht erfrägst isst du möglicherweise auch (zugegeben, die wahrscheinlichkeit mag hier geringer sein) auch bei den FSSP(X)lern und Indultgemeinschaften bloss Backoblaten und nicht den Leib des Herrn. :nein:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich bin ehrlich gesagt geneigt, Arno Breker für einen der größten Kön-
ner seines Fachs überhaupt zu halten. Meine Bewunderung kann ich
ihm nicht versagen.

Dennoch, meine ich, fehlt seiner Kunst etwas. Das würde ich aber auch
von Michelangelo oder Phidias sagen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Beitrag von Ewald Mrnka »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ich bin ehrlich gesagt geneigt, Arno Breker für einen der größten Kön-
ner seines Fachs überhaupt zu halten. Meine Bewunderung kann ich
ihm nicht versagen.

Dennoch, meine ich, fehlt seiner Kunst etwas. Das würde ich aber auch
von Michelangelo oder Phidias sagen.
Ist es die gewisse Kälte, gar Leere? Distanz zum Gegenstand?

So empfinde ich, aber ich sehe darin kein Defizit.
Mich strengt enthusiastische Kunst an. Beethoven konnte ich nur als junger Mensch hören.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema