Freimaurerei

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Giosuè Carducci hat geschrieben:Ich den armen Mann bedauern. Ein Großmeister ist net mit nem Papst zu vergleichen.
Das ist mir schon klar, es wäre mir aber neu, daß ich das getan hätte.
Ich könnte auch schreiben wer/was auch immer irgendeine Autorität besitzt, es würde aber eigentlich keinen Unterschied machen. Und wenn Sie mir jetzt erzählen, daß es das nicht gibt, muß ich wohl davon ausgehen, daß die netten bisher zitierten Dokumente, in denen Glaubensfreiheit als höchste Werte der Freimaurerei angepriesen werden, für den Papierkorb sind.

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Leguan hat geschrieben:Und wenn Sie mir jetzt erzählen, daß es das nicht gibt, muß ich wohl davon ausgehen, daß die netten bisher zitierten Dokumente, in denen Glaubensfreiheit als höchste Werte der Freimaurerei angepriesen werden, für den Papierkorb sind.
Was soll es nicht geben? :shock:

Ach Sie meinen geistige Autoritäten innerhalb der Freimaurerei!
Keine offiziellen. Mir persönlich bedeutet die Freundschaft zu Alfried Lehner viel. Er schrieb einige äußerst bemerkenswerte Bücher. Teilweise auch über FM. Gehörte einmal dem Ritualkollegioum der AFAMvD an. Ein lupenreiner Bergkristall von Geist. Edler Lyriker.
Aber was Sie zu meinen scheinen - ein Mensch, der anderen etwas vorschreibt, gibt es in der FM nicht.

* Alfried Lehner: Sagt es niemand, Essays und Betrachtungen. 200 Seiten, ISBN 3-87354-183-1

* Alfried Lehner: Die Esoterik der Freimaurer. ISBN 3-87354-188-2

* Lehner, Alfried: DAS RITUAL ALS PSYCHOLOGISCHES PHÄNOMEN TEXTE ZUR FREIMAUREREI herausgegeben von Rolf Appel und Hans-Joachim Jung Ringheftung

* Lehner, Alfried: ICH BIN EINE STUFE Gedichte, 112 Seiten, gebunden

* Lehner, Alfried: WINKELMASS UND ZIRKEL ALS AUSDRUCK DES FREIMAURERISCHEN UMGANGS MIT DER POLARITÄT TEXTE ZUR FREIMAUREREI herausgegeben von Rolf Appel und Hans-Joachim Jung Ringheftung

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pierre hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:....... den einzig wahren Glauben!
Diese Aussage ist zweifellos für einen Christen richtig, sollte aber immer die persönliche Meinung wiedergeben, denn allgemein gültig gesprochen setzt sie alle anderen Weltreligionen herab und ist somit Auslöser von Problemen.
Ohne allgemeine Gültigkeit kann sie auch individuell nicht gültig sein.
Im übrigen ist das Christentum keine „Religion“, sondern ein Volk
und eine Geschichte. Dies Volk hat – oder besser: übt – eine Religion,
den Kult des einen, einzigen, wahren Gottes, der um unseretwillen
eingefleischt ist, geboren von einer Jungfrau, gestorben für uns am
Kreuz und am dritten Tage auferstanden von den Toten.

Alle andern religiösen Systeme der Menschen sind, da sie den Heiland
nicht anerkennen, selbstverständlich insgesamt unwahr, unbeschadet
mancher Körnlein Wahrheit, welche man in ihnen hier oder da finden
mag.

Was du dagegensetzt, Pierre, die klassische Ansicht der Freimaurerei,
ist dagegen die boshafte Lüge der Ringparabel.
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: die klassische Ansicht der Freimaurerei,
ist dagegen die boshafte Lüge der Ringparabel.
Wieso soll Lessings Ringparabel boshaft sein?
Worin besteht ihre Lüge?
Was ist die klassische Ansicht der Freimaurerei?

Könnte innerhalb der Freimaurerei eine Toleranz gegen sämtliche religiöse Vorstellungen bestehn?
I. Von Gott und der Religion



Der Maurer ist als Maurer verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen; und wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder ein engstirniger Gottesleugner, noch ein bindungsloser Freigeist sein. In alten Zeiten waren die Maurer in jedem Land zwar verpflichtet, der Religion anzugehören, die in ihrem Lande oder Volke galt, heute jedoch hält man es für ratsamer, sie nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen Übereinstimmen, und jedem seine besonderen Überzeugungen selbst zu belassen. Sie sollen also gute und redliche Männer sein, von Ehre und Anstand, ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder darauf, welche Überzeugungen sie sonst vertreten mögen. So wird die Freimaurerei zu einer Stätte der Einigung und zu einem Mittel, wahre Freundschaft unter Menschen zu stiften, die einander sonst ständig fremd geblieben wären.
Alte Pflichten

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Giosuè hat geschrieben:Extrem häßlicher Freimaurerring mit Piratensymbol (Meistergrad) und der lateinischen Inschrift: Was die Tugend verband, wird der Tod nicht trennen.

Links außen das http://de.wikipedia.org/wiki/Auge_der_Vorsehung mit Akazienzweig darüber (Pflanzensymbol des Meistergrades), rechts außen Winkel & Zirkel in Gloriole mit Buchstaben G. Darüber wieder der Akazienzweig.
Die Übersetzung müßte genauer heißen: »Die Tugend hat verbunden.
Der Tod wird nicht trennen.« Ansonsten fragte ich nach der Bedeutung
der Symbole. Sehen und lesen kann ich selber.

Also, was soll das „allsehende “Auge vorstellen? Wozu der Zweig? Wo-
für steht das „G“? Und was sagt uns der Schädel?
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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Alle andern religiösen Systeme der Menschen sind, da sie den Heiland
nicht anerkennen, selbstverständlich insgesamt unwahr, unbeschadet
mancher Körnlein Wahrheit, welche man in ihnen hier oder da finden
mag.
Recht sehr zu wünschen, daß es in jedem Staate Männer geben möchte, die dem Vorurteile ihrer angeborenen Religion nicht unterlägen; nicht glaubten, daß alles notwenig gut und wahr sein müsse, was sie für gut und wahr erkennen.
Ernst und Falk - Gespräche für Freymäurer, Zweites Gespräch

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Giosuè hat geschrieben:Extrem häßlicher Freimaurerring mit Piratensymbol (Meistergrad) und der lateinischen Inschrift: Was die Tugend verband, wird der Tod nicht trennen.

Links außen das http://de.wikipedia.org/wiki/Auge_der_Vorsehung mit Akazienzweig darüber (Pflanzensymbol des Meistergrades), rechts außen Winkel & Zirkel in Gloriole mit Buchstaben G. Darüber wieder der Akazienzweig.
Die Übersetzung müßte genauer heißen: »Die Tugend hat verbunden.
Der Tod wird nicht trennen.« Ansonsten fragte ich nach der Bedeutung
der Symbole. Sehen und lesen kann ich selber.

Also, was soll das „allsehende “Auge vorstellen? Wozu der Zweig? Wo-
für steht das „G“? Und was sagt uns der Schädel?
Woher sollte ich das ahnen? :shock:

Schädel und gekreuzte Knochen weisen auf Vergänglichkeit hin.
Die Akazie erinnert an die Legende von Baumeister Hiram.
Auge der Vorsehung: Siehe Wikipedia!
Zirkel: Umfassende Liebe. Winkel: Gerechtigkeit. G: Geometrie

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Giosuè Carducci
Giosuè Carducci hat geschrieben:Was bedeutet bei Ihnen 'Indifferenz' ?
Indifferenz

Alle Klarheiten beseitigt? :roll:

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Giosuè Carducci hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben: die klassische Ansicht der Freimaurerei,
ist dagegen die boshafte Lüge der Ringparabel.
Wieso soll Lessings Ringparabel boshaft sein?
Worin besteht ihre Lüge?
Was ist die klassische Ansicht der Freimaurerei?

Könnte innerhalb der Freimaurerei eine Toleranz gegen sämtliche religiöse Vorstellungen bestehn?

I. Von Gott und der Religion

Der Maurer ist als Maurer verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen; und wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder ein engstirniger Gottesleugner, noch ein bindungsloser Freigeist sein. In alten Zeiten waren die Maurer in jedem Land zwar verpflichtet, der Religion anzugehören, die in ihrem Lande oder Volke galt, heute jedoch hält man es für ratsamer, sie nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen Übereinstimmen, und jedem seine besonderen Überzeugungen selbst zu belassen. Sie sollen also gute und redliche Männer sein, von Ehre und Anstand, ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder darauf, welche Überzeugungen sie sonst vertreten mögen. So wird die Freimaurerei zu einer Stätte der Einigung und zu einem Mittel, wahre Freundschaft unter Menschen zu stiften, die einander sonst ständig fremd geblieben wären.
Alte Pflichten
Das Zitat aus den »Alten Pflichten« enthält ja bereits die Antwort auf
die zuvor gestellten Fragen. Die Redlichkeit und Sittlichkeit, von wel-
cher da die Rede ist, ist reine Illusion. Dazu bist du außerstande. Dei-
ner Natur nach – der gefallenen – bist du eine Drecksau. Wie ich. Und
diese Drecksau bleibst du in Ewigkeit, wenn kein Stärkerer von oben
kommt, dich zu retten.

Darum ist es in der Tat bösartig, diesen Retter und seinen Dienst in
eine Reihe zu stellen mit den Religionen der Völker, den Heilslehren
der Philosophen und der Verblendung der geistlich erstorbenen Syn-
agoge.

Die Idee sittlicher Vervollkommnung aus eigner Kraft ist die Urlüge,
die falsche Verheißung des Menschenmörders, man könne sein wie
Gott. Die Relativierung des rettenden Gottes dagegen ist die Zurück-
weisung des eigenen Heils.

Ach, ich sehe, da kommt noch ein Zitat, das natürlich wieder in die-
selbe Richtung geht:
Lessing hat geschrieben:Recht sehr zu wünschen, daß es in jedem Staate Männer geben möchte, die dem Vorurteile ihrer angeborenen Religion nicht unterlägen; nicht glaubten, daß alles notwenig gut und wahr sein müsse, was sie für gut und wahr erkennen.
An dem Problem mit der angeborenen Religion ist zwar was dran; ich
kenne das aus der eigenen Familie, in welcher auch ich einst in den
Irrtum hineingeboren wurde. Doch darf man das nicht gegen den wen-
den, dem die unverdiente Gnade zuteil ward, schon als Säugling in die
heilige Mutter Kirche hinein getauft zu werden.

Gut und wahr ist nichts, weil wir es dafür halten, sondern gut und
wahr ist unser Herr Jesus Christus, der von den Toten auferstanden
ist. Er ist wahrhaftig auferstanden. Neben ihm gibt es keine andern
Gottes und keine andern Wege. Keine Möglichkeit anderer Wahrhei-
ten, keine Unmöglichkeit der Erkennbarkeit.

Damit ist eigentlich alles gesagt, und wir können die Diskussion been-
den. Wir haben den Punkt klar herausgestellt, welcher die Unverein-
barkeit von Maurertum und Kirche begründet.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Raphael hat geschrieben:@ Giosuè Carducci
Giosuè Carducci hat geschrieben:Was bedeutet bei Ihnen 'Indifferenz' ?
Indifferenz

Alle Klarheiten beseitigt? :roll:
Ich verstehe jetzt, dass es Ihnen nicht möglich zu sein scheint, den Begriff zu deuten. Danke.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Giosuè Carducci hat geschrieben:Woher sollte ich das ahnen?
Ja, Verstellung ist in der Welt wohl auch eine königliche Kunst.
Giosuè Carducci hat geschrieben:Schädel und gekreuzte Knochen weisen auf Vergänglichkeit hin.
Das paßte vor allem immer dann, wenn mal wieder eine eurer Revolu-
tionen ihre Kinder fraß. Ja, zu Zeiten leben Schürzenbrüder auch ge-
fährlich, das ist bekannt.
Giosuè Carducci hat geschrieben:Die Akazie erinnert an die Legende von Baumeister Hiram.
Erzähl doch mal.
Giosuè Carducci hat geschrieben:Auge der Vorsehung: Siehe Wikipedia!
Wo ich nachschlagen kann, weiß ich selber. Ich habe dich gefragt.
Giosuè Carducci hat geschrieben:Zirkel: Umfassende Liebe. Winkel: Gerechtigkeit.
Ziemlich gesucht.
Giosuè Carducci hat geschrieben:G: Geometrie
Ach. Ich dachte immer, das stünde für Gnosis!?
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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Darum ist es in der Tat bösartig, diesen Retter und seinen Dienst in
eine Reihe zu stellen mit den Religionen der Völker,

...
Hier scheinen Sie mir eine Wertung gegen das Christentum herauszulesen, die in den Alten Pflichten und genauso wenig bei Lessing zu finden ist. Christus wird nicht in irgendeine Reihe gestellt. Nur sollten in Logen keine konfressionellen, religiösen oder parteipolitischen Streitgespräche geführt werden. Verstehen Sie?
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Die Relativierung des rettenden Gottes dagegen ist die Zurück-
weisung des eigenen Heils.
S. o.!

Robert Ketelhohn hat geschrieben: Ach, ich sehe, da kommt noch ein Zitat, das natürlich wieder in die-
selbe Richtung geht:[/align][/color]
Lessing hat geschrieben:Recht sehr zu wünschen, daß es in jedem Staate Männer geben möchte, die dem Vorurteile ihrer angeborenen Religion nicht unterlägen; nicht glaubten, daß alles notwenig gut und wahr sein müsse, was sie für gut und wahr erkennen.
An dem Problem mit der angeborenen Religion ist zwar was dran; ich
kenne das aus der eigenen Familie, in welcher auch ich einst in den
Irrtum hineingeboren wurde. Doch darf man das nicht gegen den wen-
den, dem die unverdiente Gnade zuteil ward, schon als Säugling in die
heilige Mutter Kirche hinein getauft zu werden.

Gut und wahr ist nichts, weil wir es dafür halten, sondern gut und
wahr ist unser Herr Jesus Christus, der von den Toten auferstanden
ist. Er ist wahrhaftig auferstanden. Neben ihm gibt es keine andern
Gottes und keine andern Wege. Keine Möglichkeit anderer Wahrhei-
ten, keine Unmöglichkeit der Erkennbarkeit.

Damit ist eigentlich alles gesagt und wir können die Diskussion been-
den. Wir haben den Punkt klar herausgestellt, welcher die Unverein-
barkeit von Maurertum und Kirche begründet.
Genau an diesem Punkt zeigen Sie, und das ist völlig in Ordnung, warum Sie für Liberalismus oder Freimaurerei ungeeignet wären. Sie möchten nicht andersgläubige Menschen neben sich gelten lassen. Das wäre Ihnen unerträglich, weil sie vermutlich darin eine Beleidigung Ihrer religiösen Gefühle sähen. Das ist zwar vom Strandpunkt des Grundgesetzes mit Artikel 4, 1-2 bedauerlich, weil Sie sich damit außerhalb der geltenden Gesetze unseres Landes zu stellen scheinen, aber selbstverständlich als Ausdruck Ihrer persönlichen Überzeugungen (GG, Artikel 2, 1; 3, 3) unbedingt zu akzeptieren.

Ich vermute, Sie haben Lessing mit seinem von mir für Sie eigens fettgesetzten Satz nicht ganz verstanden. Es geht dort eben nicht um Relativierung eigener Glaubenslehren, sondern um Toleranz für fremde. Man hält fest an seinen Überzeugungen, aber gesteht anderen Menschen ihre eigenen zu.

Zu anspruchsvoll?

Petra
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Beitrag von Petra »

Ich versuch mich mal in Robert-Exegese. Samstagsabend werd ich manchmal kess :mrgreen:

Wahrscheinlich ist gemeint, dass man eine einmal erkannte Wahrheit nicht einer Mehrheitsmeinung unterwerfen darf, wie es wohl in den Logen der Fall ist.
Persönliche Überzeugungen sollten der Grund fürs Handeln sein. Wie es ja bei den FM durch die caritative Arbeit geschieht. Das "Werk" wird Ausdruck des "Geglaubten".

Wer seine erkannte Wahrheit zurückstellt wegen eines Mehrheitsvotums, dem ist die "Harmonie" als Wert höher als die Überzeugung.
Daher geht nicht beides gleichzeitig, christlicher Glaube und FM.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Giosuè Carducci hat geschrieben:Verstehen Sie?
Ich verstehe euch sehr gut.
Giosuè Carducci hat geschrieben:Sie möchten nicht andersgläubige Menschen neben sich gelten lassen.
Ihr versteht wahrscheinlich auch, du wenigstens, Timotheus eher nicht.
Aber du tust, als verstündest du nicht. Wie gesagt: die königliche Kunst
der Verstellung …

Insofern gilt meine Klarstellung eher der mitlesenden Allgemeinheit:
Ungläubige oder Andersgläubige sind für uns gläubige Kinder der
Kirche durchaus kein Problem, solange sie uns in Ruhe lassen, mit an-
dern Worten: die libertas Ecclesiæ, die Freiheit der Kirche, nicht anta-
sten.

Die Maurerei und ihre tatsächlichen oder geistigen Adepten erwarten
jedoch von der Kirche, daß die ihren exklusiven Heils- und Wahrheits-
anspruch aufgebe.

Dies ging ja auch aus den obigen Zitaten klar genug hervor. Es hilft
dir also nichts, daß du die Sachlage sophistisch umzudrehen versuchst.
Jesus Christus ist die Wahrheit. Für alle Menschen, einerlei ob Jude,
Lama oder Muselmann, ob Müller, Meyer oder Maurer.
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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Die Maurerei und ihre tatsächlichen oder geistigen Adepten erwarten
jedoch von der Kirche, daß die ihren exklusiven Heils- und Wahrheits-
anspruch aufgebe.
Aaaaah! Ich zitierte pausenlos Regeln für Freimaurer, nicht für Katholiken. Freimaurer erwarten doch nicht etwa etwas von Katholiken. Bitte legen Sie einmal Schablonendenken ab. Es ging um verschiedene Auffassungen des Begriffs Toleranz und daraus abgeleitet, um Ihre Vorstellung einer angeblichen Einflussnahme auf christliche Grundüberzeugungen durch Aufklärer wie Lessing.

Ich erwarte bestimmt nicht von Ihnen, dass Sie Ihre Vorstellungen mit meinen in Einklang bringen. Aber wir kommunizieren. Da ist es nicht auszuschließen, dass man voneinander lernt. :)

Übrigens zitierte ich zuletzt das Grundgesetz. :ja: Gelesen?

Herzlich
GC

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Petra hat geschrieben:Ich versuch mich mal in Robert-Exegese. Samstagsabend werd ich manchmal kess :mrgreen:

Wahrscheinlich ist gemeint, dass man eine einmal erkannte Wahrheit nicht einer Mehrheitsmeinung unterwerfen darf, wie es wohl in den Logen der Fall ist.
*heul: Gestern hatte ich den sicheren Eindruck, Sie hätten mich verstanden, dass in Logen keine allgemein gültigen Meinungen gebildet werden. Jeder soll denken und glauben und sich frei äußern, was er denkt und glaubt.

Oder versuchen Sie nur Roberts Haltung zusammenzufassen?

:P

Christian
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Beitrag von Christian »

Giosuè Carducci hat geschrieben:Übrigens zitierte ich zuletzt das Grundgesetz. :ja: Gelesen?

Herzlich
GC
Lieber Freund ,

für mich persönlich ist die hl. Schrift verbindlicher als jedes Gesetz ( sei es die franz. Verfassung oder das Grundgesetz). Ich wandere vielleicht 60/70 Jahre auf dieser Welt , jedoch erlöst werden wir nur durch Jesu Christus.

Lieben Gruß

Christian
Erst das Lazarett zeigt was Krieg ist.
Erich Remaque

Petra
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Beitrag von Petra »

Giosuè Carducci hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Ich versuch mich mal in Robert-Exegese. Samstagsabend werd ich manchmal kess :mrgreen:

Wahrscheinlich ist gemeint, dass man eine einmal erkannte Wahrheit nicht einer Mehrheitsmeinung unterwerfen darf, wie es wohl in den Logen der Fall ist.
*heul: Gestern hatte ich den sicheren Eindruck, Sie hätten mich verstanden, dass in Logen keine allgemein gültigen Meinungen gebildet werden. Jeder soll denken und glauben und sich frei äußern, was er denkt und glaubt.
Hallo G.C.

Sie* haben nicht alles zitiert. (Hoffentlich ist Folgendes verständlich ausgedrückt. :hmm: )
Persönliche Überzeugungen sollten der Grund fürs Handeln sein. Wie es ja bei den FM durch die caritative Arbeit geschieht. Das "Werk" wird Ausdruck des "Geglaubten".

Wer seine erkannte Wahrheit zurückstellt wegen eines Mehrheitsvotums, dem ist die "Harmonie" als Wert höher als die Überzeugung.
Daher geht nicht beides gleichzeitig, christlicher Glaube und FM.
Wenn eine Überzeugung überhaupt einen Sinn hat, dann ist sie Grundlage des Handelns. Ist sie es nicht, dann ist sie für die Tonne.

Dies habe ich bereits gestern verstanden, aber in den Beiträgen nicht ausgedrückt:
Die Bischofskonferenz beschloß nach dem Grundsatz: du kannst nicht zwei Herren dienen.

Lieben Gruß
Petra
*Siezen oder Duzen ist mir egal. Nur, wir waren beim Du. :)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Giosuè Carducci hat geschrieben:Ich zitierte pausenlos Regeln für Freimaurer, nicht für Katholiken.
Na, Gott sei Lob! Und ich hatte schon Angst …
Giosuè Carducci hat geschrieben:Freimaurer erwarten doch nicht etwa etwas von Katholiken. Bitte
legen Sie einmal Schablonendenken ab.
Nun laß mal das Heucheln. Ihr verbreitet die Quintessenz der Ringpara-
bel als neuestes Evangelium der letzten Tage. Ihr versucht die Menschen
mit diesem Gift zu betäuben und ihrem Heiland zu entfremden.

Darum ist Feindschaft gesetzt zwischen unsern Samen und euern Samen.
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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Petra hat geschrieben:
Hallo G.C.

Sie* haben nicht alles zitiert. (Hoffentlich ist Folgendes verständlich ausgedrückt. :hmm: )
Persönliche Überzeugungen sollten der Grund fürs Handeln sein. Wie es ja bei den FM durch die caritative Arbeit geschieht. Das "Werk" wird Ausdruck des "Geglaubten".

Wer seine erkannte Wahrheit zurückstellt wegen eines Mehrheitsvotums, dem ist die "Harmonie" als Wert höher als die Überzeugung.
Daher geht nicht beides gleichzeitig, christlicher Glaube und FM.
Wenn eine Überzeugung überhaupt einen Sinn hat, dann ist sie Grundlage des Handelns. Ist sie es nicht, dann ist sie für die Tonne.

Dies habe ich bereits gestern verstanden, aber in den Beiträgen nicht ausgedrückt:
Die Bischofskonferenz beschloß nach dem Grundsatz: du kannst nicht zwei Herren dienen.

Lieben Gruß
Petra
*Siezen oder Duzen ist mir egal. Nur, wir waren beim Du. :)
Liebe Petra,

das "Sie", weil einige Poster jede Form der Höflichkeit vergaßen. Und damit ich nun nicht einige sieze und andere duze, siezte ich dich aus Gründen der Gleichbehandlung, damit sich niemand durch ein Sie zurückgesetzt fühlt.

Bei unserem immer freundlichen Gedankenaustausch halte ich ein Du für angebracht und bleibe gern dabei.
Wenn eine Überzeugung überhaupt einen Sinn hat, dann ist sie Grundlage des Handelns. Ist sie es nicht, dann ist sie für die Tonne.
Darin liegt der Punktus Knackus. Wenn man nicht bereit ist, möglichst vorurteilsfrei in FM-Logen mit allen Mitgliedern unabhängig davon, welche Überzeugungen sie vertreten, zu kommunizieren, ohne sie von eigenen Ansichten überzeugen zu wollen!, dann sollte man Freimaurerei auf gar keinen Fall versuchen.

Ich sehe dabei nicht das geringste Problem für Aufrechterhaltung eigener Wahrheiten. Nur wird man durch derlei geistige Betätigung logischerweise automatisch verständnisvoller in Hinblick auf ganz andere Geisteshaltungen.

Das führt zumindest bei mir zu einer Harmonisierung der Persönlichkeit. Ob man jedoch nicht lieber nur im Umfeld von Gleichgesinnten (religiösen, politischen, sonstigen) kommunizieren sollte, ist eine Geschmacksfrage, die jeder für sich beantworten muss.

Mir haben immer Mehrheitenmeinungen weniger zugesagt und ich hatte von Kindheit an das Bedürfnis, eigene Ansichten zu entwickeln und zu vertreten.

Deshalb ist eine Gemeinschaft der Ungleichen, also von relativ großen Individualisten in der Freimaurerei für mich das Richtige.
Ich kann Menschen bestens verstehen, die sich lieber nicht mit fremden Kulturen, Anschauungen, Sprachen, Interessen und Menschen beschäftigen möchten. Eben 'Normale'. Das ist ganz in Ordnung.

Herzlich
GC
Zuletzt geändert von Giosuè Carducci am Sonntag 2. Juli 2006, 00:04, insgesamt 1-mal geändert.

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Leguan hat geschrieben: Was würden Sie denn tun, wenn ihr Großmeister morgen feststellte, daß Katholizismus und Freimaurerei völlig unvereinbar sind?
Diese Frage ist nicht relevant, ich habe noch nie in meinen 40 Jahren FM erlebt, dass die Zugehörigkeit eines "Impetrant" zu einer Religion ein Aufnahmehindernis sein könnte.

Im Gegenteil, mir fällt auf, dass die Mehrzahl der neuen Brüder im Alter zwischen 30 und 40 sind, meist wenig Beziehung zum Glauben haben. Nach ein paar Jahren gibt es dann einige, die einen Weg zu einer wie auch gearteten Spiritualität finden, oft natürlich zur kath. Kirche (logisch in Frankreich, hier dominiert der Katholizismus). Was sie meist nicht hindert, in ihrer Loge aktiv zu sein.

Grundsätzlich sind bei uns Diskussionen zu den Themen Politik und Religion unerwünscht, was nicht bedeutet, dass es keine Arbeiten zu diesen Themen gibt, die aber mit unseren Aufgaben eine Beziehung haben sollten.

Pierre, der nicht versteht, warum alles nur entweder so oder so sein muss.
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Darum ist Feindschaft gesetzt zwischen unsern Samen und euern Samen.[/align][/color]

und wer, bitteschön, hat diese Feindschaft gesetzt?

Pierre. der strikt gegen Feindschaftsetzen ist :nein:
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Giosuè Carducci hat geschrieben:Ich zitierte pausenlos Regeln für Freimaurer, nicht für Katholiken.

Na, Gott sei Lob! Und ich hatte schon Angst …
Na also. Alles halb so wild.

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Giosuè Carducci hat geschrieben:Freimaurer erwarten doch nicht etwa etwas von Katholiken. Bitte legen Sie einmal Schablonendenken ab.

Nun laß mal das Heucheln. Ihr verbreitet die Quintessenz der Ringparabel als neuestes Evangelium der letzten Tage. Ihr versucht die Menschen mit diesem Gift zu betäuben und ihrem Heiland zu entfremden.

Darum ist Feindschaft gesetzt zwischen unsern Samen und euern Samen.

FM ist weder freimaurerisch-jüdisch-resuitische Weltverschwörung unter strenggeheimer Leitung des Dalai Lamas zur Erlangung der Weltherrschaft mit Diktat geheimer Oberen , noch aufklärerisches Evangelium, um Religionen oder gar das Christentum zu zerschlagen. Liberalismus ist keine Krankheit, die Religionen und Kulturen vernichtet, sondern eine Lebenshaltung, die ein friedliches Zusammenleben von verschiedenen Menschen idealerweise reibungslos ermöglicht.

Würden sich kirchliche Menschen weniger mit Feindbildern beschäftigen, sondern ihre eigenen Fehler erkennen und beheben, würden viel mehr Menschen zu Gott finden. Verschwörungstheorien sind für junge Menschen nicht eben überzeugend, wenn man ihnen damit erklärt, warum die (kath.) Kirche im Lauf der Jahrhunderte immer mehr politischen Einfluss in der Welt verlor.

Überzeugender wäre man bei kritisch prüfenden jungen Leuten, wenn man Selbstkritik äußerte und Fehler der Vergangenheit möglichst nicht wiederholte. Wenn man jedoch sich als selbstkritikresistent erweist und sich bemüht, kritischen Fragen möglichst wenig Raum zu geben, muss man zwangsläufig vom Urteil junger Menschen, die sich nichts vormachen lassen, überrollt werden.

Petra
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Beitrag von Petra »

Giosuè Carducci hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:
Hallo G.C.

Sie* haben nicht alles zitiert. (Hoffentlich ist Folgendes verständlich ausgedrückt. :hmm: )
Persönliche Überzeugungen sollten der Grund fürs Handeln sein. Wie es ja bei den FM durch die caritative Arbeit geschieht. Das "Werk" wird Ausdruck des "Geglaubten".

Wer seine erkannte Wahrheit zurückstellt wegen eines Mehrheitsvotums, dem ist die "Harmonie" als Wert höher als die Überzeugung.
Daher geht nicht beides gleichzeitig, christlicher Glaube und FM.
Wenn eine Überzeugung überhaupt einen Sinn hat, dann ist sie Grundlage des Handelns. Ist sie es nicht, dann ist sie für die Tonne.

Dies habe ich bereits gestern verstanden, aber in den Beiträgen nicht ausgedrückt:
Die Bischofskonferenz beschloß nach dem Grundsatz: du kannst nicht zwei Herren dienen.

Lieben Gruß
Petra
*Siezen oder Duzen ist mir egal. Nur, wir waren beim Du. :)
Liebe Petra,

das "Sie", weil einige Poster jede Form der Höflichkeit vergaßen. Und damit ich nun nicht einige sieze und andere duze, siezte ich dich aus Gründen der Gleichbehandlung, damit sich niemand durch ein Sie zurückgesetzt fühlt.

Bei unserem immer freundlichen Gedankenaustausch halte ich ein Du für angebracht und bleibe gern dabei.
:)
Wenn eine Überzeugung überhaupt einen Sinn hat, dann ist sie Grundlage des Handelns. Ist sie es nicht, dann ist sie für die Tonne.
Darin liegt der Punktus Knackus. Wenn man nicht bereit ist, möglichst vorurteilsfrei in FM-Logen mit allen Mitgliedern unabhängig davon, welche Überzeugungen sie vertreten, zu kommunizieren, ohne sie von eigenen Ansichten überzeugen zu wollen!, dann sollte man Freimaurerei auf gar keinen Fall versuchen.

Ich sehe dabei nicht das geringste Problem für Aufrechterhaltung eigener Wahrheiten. Nur wird man durch derlei geistige Betätigung logischerweise automatisch verständnisvoller in Hinblick auf ganz andere Geisteshaltungen.

Das führt zumindest bei mir zu einer Harmonisierung der Persönlichkeit. Ob man jedoch nicht lieber nur im Umfeld von Gleichgesinnten (religiösen, politischen, sonstigen) kommunizieren sollte, ist eine Geschmacksfrage, die jeder für sich beantworten muss.

Mir haben immer Mehrheitenmeinungen weniger zugesagt und ich hatte von Kindheit an das Bedürfnis, eigene Ansichten zu entwickeln und zu vertreten.

Deshalb ist eine Gemeinschaft der Ungleichen, also von relativ großen Individualisten wie die Freimaurerei für mich das Richtige.
Ich kann Menschen bestens verstehen, die sich lieber nicht mit fremden Kulturen, Anschauungen, Sprachen, Interessen und Menschen beschäftigen möchten. Eben 'Normale'. Das ist ganz in Ordnung.
Offensichtlich war mein Beitrag doch nicht verständlich genug.
Es geht nicht um den gepflegten Gedankenaustausch.
Es geht ums Handeln

Solange man mit anderen diskutiert, kann das natürlich auch ein Handeln sein. Im Sinne von Kennenlernen, Schätzenlernen und Fremdheitsabbau. (Die Fremdheit ist ja oft mit irrationalen Befürchtungen gegenüber dem Anderen verbunden.)

Aber wenn die Gruppe gemeinsam etwas unternimmt, z.B. Menschen oder Projekte fördert, dann ist dies Ausdruck der eigenen Überzeugung.

Lieben Gruß
Petra

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Petra hat geschrieben:
Aber wenn die Gruppe gemeinsam etwas unternimmt, z.B. Menschen oder Projekte fördert, dann ist dies Ausdruck der eigenen Überzeugung.
Humanitäre Preise von Freimaurerlogen sind genau wie der Menschenrechtspreis der Stadt Nürnberg nicht unbedingt mein persönlicher Ausdruck, mit denen ich mich unmittelbar identifiziere, sondern dienen zwei Richtungen. Einerseits machen dadurch die fördernden Gruppen auf sich positiv aufmerksam (Feimaurerlogen oder die Stadt Nürnberg, die endlich ihr Naziimage loswerden möchte!), andererseits stärken sie im Medieneffekt die humanitär Aktiven und ermöglichen Synenergie. Im Fall des Menschenrechtspreises oft sehr gefährdete Persönlichkeiten, die unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens Menschenrechte bewahren.

Nichtsdestotrotz hast du natürlich recht. Bei solchen Magneten des Guten wünscht man sich gern, dass man dazu seinen winzigen Teil beitragen könnte.

http://www.menschenrechte.nuernberg.de/ ... d7b15550b0

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Giosuè Carducci hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Giosuè Carducci hat geschrieben:Ich zitierte pausenlos Regeln für Freimaurer, nicht für Katholiken.

Na, Gott sei Lob! Und ich hatte schon Angst …
Na also. Alles halb so wild.

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Giosuè Carducci hat geschrieben:Freimaurer erwarten doch nicht etwa etwas von Katholiken. Bitte legen Sie einmal Schablonendenken ab.

Nun laß mal das Heucheln. Ihr verbreitet die Quintessenz der Ringparabel als neuestes Evangelium der letzten Tage. Ihr versucht die Menschen mit diesem Gift zu betäuben und ihrem Heiland zu entfremden.

Darum ist Feindschaft gesetzt zwischen unsern Samen und euern Samen.

FM ist weder freimaurerisch-jüdisch-resuitische Weltverschwörung unter strenggeheimer Leitung des Dalai Lamas zur Erlangung der Weltherrschaft mit Diktat geheimer Oberen , noch aufklärerisches Evangelium, um Religionen oder gar das Christentum zu zerschlagen. Liberalismus ist keine Krankheit, die Religionen und Kulturen vernichtet, sondern eine Lebenshaltung, die ein friedliches Zusammenleben von verschiedenen Menschen idealerweise reibungslos ermöglicht.

Würden sich kirchliche Menschen weniger mit Feindbildern beschäftigen, sondern ihre eigenen Fehler erkennen und beheben, würden viel mehr Menschen zu Gott finden. Verschwörungstheorien sind für junge Menschen nicht eben überzeugend, wenn man ihnen damit erklärt, warum die (kath.) Kirche im Lauf der Jahrhunderte immer mehr politischen Einfluss in der Welt verlor.

Überzeugender wäre man bei kritisch prüfenden jungen Leuten, wenn man Selbstkritik äußerte und Fehler der Vergangenheit möglichst nicht wiederholte. Wenn man jedoch sich als selbstkritikresistent erweist und sich bemüht, kritischen Fragen möglichst wenig Raum zu geben, muss man zwangsläufig vom Urteil junger Menschen, die sich nichts vormachen lassen, überrollt werden.


Da hast du mal Recht, die Leute sind von sich aus in der Renaissance, der Zeit des steigenden Wohlstandes und vor allem zunehmender Bildung, weniger religiös und kirchentreu geworden - seitdem geht es mit der Kirche bergab; da ist die Freimaurerei eher Folge als treibender Motor. Dennoch steht außer Frage, dass das Bündnis von Thron & Altar ohne die gewaltige Wühlarbeit der Logen nicht hätte gesprengt werden können. Ich kann dem durchaus auch positive Seiten abgewinnen, bin mir aber im Klaren, dass die führenden Maurer-Köpfe alles andere als der Wohl der Armen und Schwachen im Sinne hatten, im Gegenteil, es waren und sind bis heute gierige machtgeile Oberkapitalisten, die uns alle versklaven wollen - die Revolution haben sie lediglich gemacht, um die Macht an sich zu reißen. Es wird auf jeden Fall spannend, was auf uns zukommt.

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Uwe Schmidt hat geschrieben:
Da hast du mal Recht, die Leute sind von sich aus in der Renaissance, der Zeit des steigenden Wohlstandes und vor allem zunehmender Bildung, weniger religiös und kirchentreu geworden - seitdem geht es mit der Kirche bergab; da ist die Freimaurerei eher Folge als treibender Motor. Dennoch steht außer Frage, dass das Bündnis von Thron & Altar ohne die gewaltige Wühlarbeit der Logen nicht hätte gesprengt werden können. Ich kann dem durchaus auch positive Seiten abgewinnen, bin mir aber im Klaren, dass die führenden Maurer-Köpfe alles andere als der Wohl der Armen und Schwachen im Sinne hatten, im Gegenteil, es waren und sind bis heute gierige machtgeile Oberkapitalisten, die uns alle versklaven wollen - die Revolution haben sie lediglich gemacht, um die Macht an sich zu reißen.
Ääh... :ikb_goof: Selbstverständlich. ;D
Zuletzt geändert von Giosuè Carducci am Sonntag 2. Juli 2006, 01:32, insgesamt 1-mal geändert.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

@Rosenzweig

Sie haben geschrieben:
Sehen Sie lieber ad_hoc genau das meinte ich mit der Häme und Sie sind voll drauf angesprungen! Sicherlich mögen die Beiträge meiner Brüder interessanter sein, es war aber die Frage welche Zielsetzung hat die Freimaurerei?
Wenn Sie nun einen Roman als Antwort erwartet haben tut es mir leid, ich sehe die Frage als beantwortet an. Und sprechen Sie doch bitte nicht von hohen Ansprüchen, durch Ihre vorangegangenen Kommentare haben Sie sich ja wohl klar aus der Liga des hohen Anspruchs verabschiedet…. sorry das war jetzt polemisch!
Ich bin auf gar nichts angesprungen. Tatsache ist, daß diese Diskussion gerade ein bestimmtes Thema hatte und Ihr Beitrag zu diesem Thema im Moment unangebracht war. Oder wollen Sie behaupten, sie hätten bewußt so verfahren wollen um mich damit aus einer vermeintlichen Reserve zu locken?
Was meine vorherigen Aussagen anbelangt, so stehe ich nach wie vor zu diesen und sehe keinen Anlaß, davon irgendetwas zu streichen. auch wenn ich im Moment das von Ihnen angesprochene Thema nicht weiter erörtere.
Sie ahnen gar nicht, wie versöhnlich ich sein kann. Probieren sie es doch einfach aus und antworten Sie sachbezogen.


@Pierre

Seien Sie bitte nachsichtig mit mir, wenn ich Ihnen mitteile, daß mir Ihr ständiger stoischer Gleichmut auf den Geist geht.
Haben Sie denn irgendein Thema, wofür Sie bereit wären, echt auf die Barrikaden zu gehen?



@Giosuè Carducci

Ich staune immer wieder, wie Sie sich drehen. Sie gehen auf wichtige Äußerungen entweder gar nicht oder nur im Vorüberstreifen ein und belegen dann mit irgendwelchen Zitaten, aus welchen Bereichen auch immer, irgendetwas, das am eigentlichen Thema vorbeischrammt.

Der Moderatorin Petra haben Sie u. a. geantwortet:

Das führt zumindest bei mir zu einer Harmonisierung der Persönlichkeit. Ob man jedoch nicht lieber nur im Umfeld von Gleichgesinnten (religiösen, politischen, sonstigen) kommunizieren sollte, ist eine Geschmacksfrage, die jeder für sich beantworten muss.

Mir haben immer Mehrheitenmeinungen weniger zugesagt und ich hatte von Kindheit an das Bedürfnis, eigene Ansichten zu entwickeln und zu vertreten.

Deshalb ist eine Gemeinschaft der Ungleichen, also von relativ großen Individualisten in der Freimaurerei für mich das Richtige.
Ich kann Menschen bestens verstehen, die sich lieber nicht mit fremden Kulturen, Anschauungen, Sprachen, Interessen und Menschen beschäftigen möchten. Eben 'Normale'. Das ist ganz in Ordnung.


Ich bin davon überzeugt, daß diese Aussagen Ihre ersten Aussagen sind, die Sie nicht von anderen bzw. von freimaurerischem Gedankengut übernommen haben (auch wenn diese davon beeinflußt sein mögen); es sind Ihre eigenen Gedanken, die Sie hier ausgedrückt haben.

Und damit kommen wir zu einem Punkt, dessen Klärung uns womöglich weiterbringen könnte.

Sie haben in Ihrer Antwort an Petra auch geschrieben:

Ich sehe dabei nicht das geringste Problem für Aufrechterhaltung eigener Wahrheiten.

Was wollen sie damit sagen: daß sie im Besitz eigener Wahrheiten sind und daß Sie anderen ebenfalls zugestehen, im Besitz ihrer jeweils eigenen Wahrheiten zu sein?

Was verstehen sie unter Wahrheit?
Schließt eine Wahrheit eine dieser Wahrheit entgegenstehende Aussage als Wahrheit aus oder kann diese entgegenstehende Aussage ebenfalls als Wahrheit angesehen werden?

Vielleicht hilft es ja, wenn wir uns zunächst über Grundsätzliches einigen können und dazu gehört auch die Einigung über die Bedeutung der hier gebrauchten Begriffe.

ad_hoc
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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

ad_hoc hat geschrieben:
Sie haben in Ihrer Antwort an Petra auch geschrieben:

Ich sehe dabei nicht das geringste Problem für Aufrechterhaltung eigener Wahrheiten.

Was wollen sie damit sagen: daß sie im Besitz eigener Wahrheiten sind und daß Sie anderen ebenfalls zugestehen, im Besitz ihrer jeweils eigenen Wahrheiten zu sein?

Was verstehen sie unter Wahrheit?
Schließt eine Wahrheit eine dieser Wahrheit entgegenstehende Aussage als Wahrheit aus oder kann diese entgegenstehende Aussage ebenfalls als Wahrheit angesehen werden?

Vielleicht hilft es ja, wenn wir uns zunächst über Grundsätzliches einigen können und dazu gehört auch die Einigung über die Bedeutung der hier gebrauchten Begriffe.

ad_hoc
Sowohl den http://de.wikipedia.org/wiki/Satz_des_Pythagoras , also wissenschaftliche Entdeckungen, die logisch beweisbar und anwendbar sind, als auch eine persönliche Offenbarung Gottes.
Kurz könnte man sagen, ich verstehe unter Wahrheit all das, was sich meinem Bewusstsein erschließt. "Realität" wäre ein anderer Begriff dafür. In meiner Realität ist Christus auferstanden, kann mir mein Großvater über das Grab hinaus private Botschaften zukommen lassen, es wäre mit meinem Verständnis von Wirklichkeit ohne Weiteres vereinbar, dass sich gleich Maria offenbart. Dabei hätte ich nicht die geringsten Schwierigkeiten, sowohl mich als auch jeden anderen, der mir von seinem Kontakt mit dem verstorbenen Großvater und einer Erscheinung Marias erzählt, unter gewissen Umständen für nervenkrank, unter anderen nicht zu halten.

Gibt es absolute Wahrheiten? Beim Satz des Pythagoras drängt sich das geradezu auf. Bei Christi Tod und Auferstehung würde ich kühn vermuten, für mich ist es eine. Aber als Glaubenswahrheit fällt es mir trotz eidetischer Veranlagung schwer, einen für jedermann gültigen Beweis zu erbringen.

Wenn jemand an das fliegende Spaghettimonster vorgibt zu glauben, finde ich das wenigstens amüsant. Dies kann ich leider nicht der Mehrheit Religiöser zugestehen, denen Humor oft ein Fremdwort blieb.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Ich wußte, daß ich den Hinweis einer philosophischen Klärung versäumt hatte. So eilig haben wir es ja nicht, festzustellen, was wir gemeinsam glauben können und was nicht.

Zunächst interessiert nur der Begriff "Wahrheit". Diese Frage sollte also nicht anhand von Beispielen erklärt werden, sondern als Begriff. Und in diesem Zusammenhang gleich mit die Frage: Ist es möglich, daß eine als Wahrheit begründete und als solche erkannte Aussage die Existenz einer Wahrheit akzeptieren kann, welche die gleiche Aussage anders interpretiert? Zur Sicherheit die gleiche Frage anders gestellt: Wenn etwas als Wahrheit erkannt ist, schließt dies eine dieser Wahrheit entgegenstehende Annahme oder Gegebenheit aus oder nicht?

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

ad_hoc hat geschrieben: Wenn etwas als Wahrheit erkannt ist, schließt dies eine dieser Wahrheit entgegenstehende Annahme oder Gegebenheit aus oder nicht?

ad_hoc
Für diese interessante Frage benötigte man erheblich mehr Intelligenz als mir zur Verfügung steht.

Die Frage, ob Yin und Yang sich gegenseitg ausschließen, oder ewig zusammengehören, beantworteten bereits die Chinesen im Taoismus, rationaler wurden alle denkbaren Möglichkeiten der Prinzipien und ihrer Vereinbarkeit im I Ging durchexerziert.

Betrachtet man Yin und Yang, kommt man zu der Erkenntnis, Polaritäten bedingen sich. :ikb_yinyang:

Demzufolge gäbe es im Bereich der Erkenntnis nicht nur ein Ja oder Nein, sondern auch ein Jein, ebenso ein Na.

Auf die Farbsymbolik heruntergefahren wäre dies Weiß, Schwarz, Weißschwarz und Schwarzweiß, je nachdem, ob man ein Schachbrett mehr von den dunklen oder hellen Feldern betrachtet.

Der Welle-Teilchen-Dualismus der Quantenmechanik beschreibt ein zunächst absurd erscheinendes Sowohl-als-auch.

http://de.wikipedia.org/wiki/Welle-Teilchen-Dualismus

Aber wir bewegen uns hier im Bereich religiöser Wahrheiten.
Gott ist größer als unsere Erkenntnisfähigkeit, weshalb ich die Beantwortung Ihrer wirklich guten Frage gern ihm überlasse.

Danke für Ihre anregende Gute-Nacht-Frage. Schlafen Sie gut.

:)
Zuletzt geändert von Giosuè Carducci am Sonntag 2. Juli 2006, 06:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Giosuè Carducci
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Beitrag von Giosuè Carducci »

Raphael hat geschrieben:@ Giosuè Carducci
Giosuè Carducci hat geschrieben:Verzeihung.
So ein Pech aber auch! :roll:
Giosuè Carducci hat geschrieben:Diesen Nachsatz hatte ich weggelassen, Herr Lucifer.
Abgesehen von dem Zustand der Geisteskrankheit, können sich aber auch bei gesunden Menschen irrtümliche Ideen durch zufällige Einwirkungen festsetzen, an denen die Person stetig festhält.
Das Problem ist nur, daß es sich bei der Gesamteinschätzung der Freimaurerei nicht um eine "fixe Idee" meinerseits handelt, sondern um eine höchstoffizielle "Warnung" - um es ganz höflich zu formulieren - der katholischen Kirche.
Seltsamerweise entstand die nachhaltigste "Warnung" im Jahre des Heils 1884 am 20. Tag des Herrn und Monats April aus einer seltsam klingenden Schrift namens "Humanum Genus", was gar nichts mit Genuss zu tun hat.

Der damals dies unterzeichnende verantwortliche Papst hörte auf den Namen Leo XIII. http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_XIII. Dieser große Mann erwarb sich auf verschiedene Weisen Verdienste. So reformierte er das katholische Theologiestudium und brachte dabei Thomas von Aquins Theologie wieder zu größerem Ansehen. Er selbst beendete durch diplomatische Intervention unter Bismarck den sogenannten "Kulturkampf", wofür ihm ebenfalls zu danken ist. In Sachen der Ökumene konnte er im Gegensatz zur Unterordnung bei Bismarck weniger Erfolge vorweisen. Leider verstand er wie viele Katholiken heute ebenfalls unter Ökumene eine Anerkennung des Papsttumes und Subalternation sämtlicher Weltkirchen, was ihm nicht zu größerem Einfluss bei diesen verhalf.
Der neugotische Kirchenbau dieser Zeit verdankt ihm viel.

Das Dokument http://de.wikipedia.org/wiki/Humanum_genus ließ nichts Gutes ahnen. Demnach beförderten die Freimaurer das Reich Satans. Trotz vermiedener Nennung des jüdischen Volkes begünstigte diese Bulle den darauf in Frankreich durch zahllose Flugschriften angestachelten Antisemitismus in Europa. Für möglichst helles Licht braucht man große Dunkelheit. Wenn man großes Kino sehen will, muss man zuvor das Licht ausmachen. Es ist jedoch ernsthaft zu befürchten, dass dieser Papst aufrichtig glaubte, was er durch diese Bulle der Welt verkündete.

Konnte es noch schlimmer kommen? Es kam schlimmer.

Taxil-Schwindel

1885 veröffentlichte der findige Journalist Léo Taxil sein erstes Buch „Les frères Trois-Points“ (1885) das eine vierbändige erfundene Geschichte der Freimaurerei, die fiktive Augenzeugberichte über ihre Beteiligung am Satanismus enthielt.

1891 warf er das Werk „Les Sœurs Maçonnes“ über den Bestseller gierig auflesenden Buchmarkt, in der er „palladistische Satanslogen“ ersann und den von Eliphas Lévis erfundenen Baphomet des Jahres 1854 aufgriff, eine Gestalt eines Götzenbildes mit Bocksfüßen, weiblichen Brüsten und Fledermausflügeln. Eine erfundene Sophie Walder sei die palladistische Großmeisterin und „Urgroßmutter des Antichrist“.

Diese fabulösen Großtaten erwirken ihm eine Audienz bei Papst Leo XIII. , der die erlogenen Geschichten für bare Münze nahm.

Nach Enthüllung am 19. April 1897, dass dies ein Schwindel war, um die Katholische Kirche und Freimaurerei zu beschämen, ergab sich die größte Blamage der Katholischen Kirche, die nie vorher einem derartigen Unsinn auch nur im Entferntesten aufsaß.

Aber auch Freimaurer kamen durch diese boulevardjournalistische Märchentour eines geborenen Fabulierers nachhaltig in Verruf.

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