Unruhen in Frankreich

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Tacitus
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Unruhen in Frankreich

Beitrag von Tacitus »

Bild

Steinewerfende Jugendliche, brennende Autos, Schüsse auf Polizisten - Integration á la Paris 2005.
Die politische Linke findet die Ursache im Rassismus der Franzosen und in der liberalen Wirtschaftspolitik der Regierung, die Rechte im schwachen Rechtsstaat (SPON, FAZ). Und natürlich ist wieder mal die Schule schuld ...

Was mich nachdenklich stimmt, ist die Aussage des französischen Innenministers Sarkozy, der meint, die Unruhen seien von langer Hand vorbereitet und keinesfalls spontan. Samuel P. Huntingtons Clash of Civilsations?

Wenn Sarkozy recht hat, dann können Unruhen, wie wir sie derzeit in Paris sehen, auch in Berlin, Dortmund oder einer anderen deutschen Stadt ausbrechen! Ehrenmorde finden in Deutschland schon statt!

Raphael

Beitrag von Raphael »

Nun, Henry Miller hatte Clichy da etwas anders in Erinnerung. Bei ihm war es eher still .......... 8)

CNR

Petra
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Beitrag von Petra »

Vichy ist auch eher still ...... ;)

CANR

Tacitus hat geschrieben:Was mich nachdenklich stimmt, ist die Aussage des französischen Innenministers Sarkozy, der meint, die Unruhen seien von langer Hand vorbereitet und keinesfalls spontan. Samuel P. Huntingtons Clash of Civilsations?

Wenn Sarkozy recht hat, dann können Unruhen, wie wir sie derzeit in Paris sehen, auch in Berlin, Dortmund oder einer anderen deutschen Stadt ausbrechen! Ehrenmorde finden in Deutschland schon statt!
"Von langer Hand vorbereitet" ist wohl eine Fehleinschätzung. Seit längerem, hier oder da in F., geschehen solche Ausschreitungen, meist in Vierteln mit extrem hoher Jugendarbeitslosigkeit. In den letzten Jahren wurde versucht, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. M.W. mit Erfolg.

Ehrenmorde gab es schon immer, auch in D. Selbst in katholischsten Gebieten.

Herrn Sarkozys Sprüche halte ich eher für Wahlkampf und Wählerberuhigung. Er hat seit Jahren als franz. Innenminister die Mittel etwas zu unternehmen. Die Vorfälle haben ja nicht im Herbst aus heiterem Himmel angefangen.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Petra hat geschrieben:Ehrenmorde gab es schon immer, auch in D. Selbst in katholischsten Gebieten.
Wie bitte?

Wann? Wo?

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

@Tacitus

Um in Europa zu bleiben. Schau nach Irland, dort war sowas noch bis ins letzte viertel des 20. Jhdts., das ja no net so lange her ist, nix ungewöhnliches (genauso wie Magdalensheime)

LG
Fiore
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Einer der reichsten Staaten der Welt hat offensichtlich Probleme Menschen andere Herkunft zu ,,integrieren". Diesen Bürgerkrieg führen ja keine Franzosen französischer Herkunft.
Jedoch wird man diese Bilder auch in Deutschland sehen können. Und danach kommt die Autonomie türkischer Gebiete.

Petra
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Beitrag von Petra »

Knecht Ruprecht hat geschrieben: Jedoch wird man diese Bilder auch in Deutschland sehen können. Und danach kommt die Autonomie türkischer Gebiete.
Hast du eine Glaskugel und kannst in die Zukunft schauen? :shock:

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Petra
Petra hat geschrieben:Vichy ist auch eher still ...... ;)

CANR
Trinkt lara (oder war es mara?! 8) ) etwa stille Wasser aus Vichy oder ist sie ein solches? ;)

*neugierigegrüße*
Raphael

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Jedoch wird man diese Bilder auch in Deutschland sehen können. Und danach kommt die Autonomie türkischer Gebiete.
Naja wenns nach Leuten wie dir geht sind das aber bei unserer demographischen Entwicklung eher "Seniorenrevolten"

LG
Fiore
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Petra hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben: Jedoch wird man diese Bilder auch in Deutschland sehen können. Und danach kommt die Autonomie türkischer Gebiete.
Hast du eine Glaskugel und kannst in die Zukunft schauen? :shock:
Ich gehöre zu denen, die Ausländer und vor allem Türken nicht nur aus dem Fernsehen kennen. Und wenn eine Scharr Türken einen ganzen S-Bahn Wagon einnehmen, traut sich niemand mehr in diesen Wagon. So fahren Türken und Nichttürken territorial getrennt mit der S-Bahn und genauso territorial getrennt lebt auch die gesamte Gesellschaft. Und Personen, die im Staat Verantwortung tragen, kennen Ausländer erstens nur aus dem Fernsehen und zweitens leben vor allem diese Menschen in rein deutschen Gebieten, vielleicht noch mit ein paar Quotenausländern die nicht nur integriert sind sondern auch noch mega Kohle haben. Von diesem Hintergrund aus, kann man natürlich die Schönheit einer multikulturellen Gesellschaft bewerben. Zusammengehalten wird dieses ganze Gefüge nur durch drohende Gewaltexplosion. So wie im Kalten Krieg.
Zuletzt geändert von Knecht Ruprecht am Freitag 4. November 2005, 21:39, insgesamt 2-mal geändert.

Petra
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Beitrag von Petra »

Raphael hat geschrieben: Trinkt lara (oder war es mara?! 8) ) etwa stille Wasser aus Vichy oder ist sie ein solches? ;)
Lara oder mara ein stilles Wasser? Als Gott Adams Rippe bearbeitete, verlangte die Neuschöpfung eine eigene Kommunikationsmethode: die menschliche Sprache. - Und so sind die wahren Evas eben :D

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

FioreGraz hat geschrieben:
Jedoch wird man diese Bilder auch in Deutschland sehen können. Und danach kommt die Autonomie türkischer Gebiete.
Naja wenns nach Leuten wie dir geht sind das aber bei unserer demographischen Entwicklung eher "Seniorenrevolten"

LG
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Das ist nicht richtig. Denn die eingewanderten Senioren haben sich der Gesellschaftsordnung weitgehend angepasst. Die nachkommenden Generationen deintegrieren sich wieder, das begünstigt durch einen Staat der da nicht durchgreift.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Das ist nicht richtig. Denn die eingewanderten Senioren haben sich der Gesellschaftsordnung weitgehend angepasst. Die nachkommenden Generationen deintegrieren sich wieder, das begünstigt durch einen Staat der da nicht durchgreift.
Ich rede da auch nicht von "eingewanderten Senioren" sondern das ohne Zuwanderung nurmehr einheimische Senioren übrigbleiben (die dann auch revoltieren werden - Pensionen zu klein um davon zu leben).

LG
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

FioreGraz hat geschrieben:
Das ist nicht richtig. Denn die eingewanderten Senioren haben sich der Gesellschaftsordnung weitgehend angepasst. Die nachkommenden Generationen deintegrieren sich wieder, das begünstigt durch einen Staat der da nicht durchgreift.
Ich rede da auch nicht von "eingewanderten Senioren" sondern das ohne Zuwanderung nurmehr einheimische Senioren übrigbleiben (die dann auch revoltieren werden - Pensionen zu klein um davon zu leben).

LG
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je mehr Arbeitslose um so kleiner die Pensionen. Es gibt immer weniger Arbeitsplätze für immer mehr Arbeitslose.

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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Petra hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben: Jedoch wird man diese Bilder auch in Deutschland sehen können. Und danach kommt die Autonomie türkischer Gebiete.
Hast du eine Glaskugel und kannst in die Zukunft schauen? :shock:
Du sagst es, Petra. 8)

Lies dir durch, was ich heute morgen von einem der wenigen CDU Politiker die ich gut finde, im Deutschlandfunk gehört habe.
Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Jörg Schönbohm hat davor gewarnt, dass auch in Deutschland Jugendkrawalle ausbrechen könnten, wie sie derzeit Frankreich erschüttern.
[...]Solche Verhältnisse drohten aber, wenn es nicht gelinge, zugewanderte Bevölkerungsgruppen stärker zu integrieren[...]
[...]Es ist unübersehbar: Es gibt auch in Deutschland Entwicklungen in Richtung Ghettoisierung[...]
[...]Schönbohm beklagte, dass es gerade in Großstädten zum Beispiel eine hohe Zahl von Türkischstämmigen gebe, die auch in zweiter und dritter Generation in Deutschland nicht integriert seien. Als besonders problematisch wertete er Sprachdefizite und mangelnde Schulabschlüsse bei Jugendlichen.[...]
[...]Als er vor acht Jahren als Berliner Innensenator auf das wachsende Problem hingewiesen und intensivere Integration gefordert habe, sei er von Politikern und Medien "als deutschtümelnd niedergemacht" worden, so Schönbohm.[...]
http://www.neue-oz.de/information/noz_p ... 6a3234d47e

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

je mehr Arbeitslose um so kleiner die Pensionen. Es gibt immer weniger Arbeitsplätze für immer mehr Arbeitslose.
Das ist ein witschaftlstruktureles und konjunkturbedingtes Problem und wird acuh einmal besser werden. Aber desto weniger Junge oder arbeitsfähige Bevölkerung, da kannst noch so viele arbeitsplätze haben, wirst deswegen trotzdem keine Pension kriegen.

LG
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

FioreGraz hat geschrieben:
je mehr Arbeitslose um so kleiner die Pensionen. Es gibt immer weniger Arbeitsplätze für immer mehr Arbeitslose.
Das ist ein witschaftlstruktureles und konjunkturbedingtes Problem und wird acuh einmal besser werden. Aber desto weniger Junge oder arbeitsfähige Bevölkerung, da kannst noch so viele arbeitsplätze haben, wirst deswegen trotzdem keine Pension kriegen.

LG
Fiore
Bei immer weniger werdenden Arbeitsplätzen braucht nicht mehr berufsfähige Arbeitslose um noch mehr Arbeitslose zu haben.

kalinka
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Beitrag von kalinka »

hallo knecht,
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Und Personen, die im Staat Verantwortung tragen, kennen Ausländer erstens nur aus dem Fernsehen und zweitens leben vor allem diese Menschen in rein deutschen Gebieten, vielleicht noch mit ein paar Quotenausländern die nicht nur integriert sind sondern auch noch mega Kohle haben. Von diesem Hintergrund aus, kann man natürlich die Schönheit einer multikulturellen Gesellschaft bewerben. Zusammengehalten wird dieses ganze Gefüge nur durch drohende Gewaltexplosion. So wie im Kalten Krieg.
klingt als würdest du "multikulti" für unmöglich halten. ist das so?

liebe grüße,
kalinka

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Tacitus hat geschrieben:Was mich nachdenklich stimmt, ist die Aussage des französischen Innenministers Sarkozy, der meint, die Unruhen seien von langer Hand vorbereitet und keinesfalls spontan.
Das scheint auch mir offensichtlich.
Tacitus hat geschrieben:Samuel P. Huntingtons Clash of Civilizations?
Du meinst, Huntington habe das vorbereitet? Interessante Theorie.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Peter Panda
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Beitrag von Peter Panda »

So ist es halt; ein Wirtschaftssystem das einen erheblichen Teil der Bevölkerung (auch Zugewanderte) von Arbeit und damit Wohlstand und Zukunft ausschließt, kann auf Dauer keinen Bestand haben.
Der Ansturm der Afrikaner auf die spanischen Exklaven in Marokko ist die weltwirtschaftliche Variante davon.
Das sind aber nur Vorgeplänkel, wir werden noch staunen wenn wir keine gerechte Verteilung schaffen und den Konzernen freie Hand lassen.
Das von islamistischer Seite diese Situation ausgenutzt wird ist klar, der Grundkonflikt ist aber kein religiöser.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Ich bin mir da nicht sicher. Der Ruf nach mehr Geld ist irgendwie wohlfeil und muss für alles herhalten, wenn es um Terrorismus geht.
Das Problem liegt meines Erachtens in der mangelnden Integration - und da spielt die wirtschaftliche Dimension sicher eine Rolle, aber nicht die Hauptrolle. Beide Seiten - hier: Frankreich und die Ghettobewohner - sind an Integration nicht interessiert gewesen.

In der Zeit ist folgendes zu lesen:
Die jugendlichen Immigranten revoltieren nicht allein aus Armut, sondern vor allem aus Wut und Enttäuschung über die gebrochenen Versprechen der Republik. Sie fühlen sich ignoriert und verachtet und genießen es derzeit, jeden Abend in den Hauptnachrichten aller Fernsehsender aufzutauchen. Untereinander stehen die Problemquartiere geradezu in einem Wettkampf darum, wer die meisten Autos angezündet oder Gebäude verwüstet hat.
Diese seltsame Melange von Motiven führt zu Gewalt und Gewalteskalation.
Wenn's nur um Geld ginge, müsste man nur Euroscheine unters Volk mischen - und die Probleme wären gelöst. Nun, vielleicht sollte man das wirklich mal versuchen ...

Ragnar
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Beitrag von Ragnar »

Peter Panda hat geschrieben:So ist es halt; ein Wirtschaftssystem das einen erheblichen Teil der Bevölkerung (auch Zugewanderte) von Arbeit und damit Wohlstand und Zukunft ausschließt, kann auf Dauer keinen Bestand haben.
Der Ansturm der Afrikaner auf die spanischen Exklaven in Marokko ist die weltwirtschaftliche Variante davon.
Das sind aber nur Vorgeplänkel, wir werden noch staunen wenn wir keine gerechte Verteilung schaffen und den Konzernen freie Hand lassen.
Das von islamistischer Seite diese Situation ausgenutzt wird ist klar, der Grundkonflikt ist aber kein religiöser.
Das bedeutet aber,
dass Europa,
und eben auch Deutschland,
von seiner Produktivität abgeben muss,
dass die Automation zurück gefahren werden muss.

Das sag mal einer Gesellschaft,
die auf Zuwachs fixiert ist :(
Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist...

!Nichts

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spectator
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Beitrag von spectator »

Heute auf 3sat in den Nachrichten (oder war es „Kulturzeit“?) haben sich die Jugendlichen aus Frankreich geäußert:
Sie wollen nicht als Gesindel benannt werden,
sie wollen nicht arbeiten gehen, weil das Dealen mehr Geld bringt
und wenn sie schon arbeiten gehen sollen, dann wollen sie gute Jobs und zwar langfristig.


...tja leider sind die Meisten Schulabbrecher.
Fazit:
entweder gibt man ihnen gute Jobs, obwohl sie nicht ausreichend ausgebildet sind, oder sie Dealen weiter und tragen zum Wachstum der Kriminalität bei.

Und dann wundert man sich, dass man sie als Gesindel bezeichnet? – mich wundert es nicht.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Haben, die die diesen Bürgerkrieg führen Recht?

Über so einen Bürgerkrieg zu Zeiten der Kanzlerschaft Hitlers, hätte sich aus heutiger Sicht niemand aufgeregt, um nicht zu sagen, historisch gesehen, fragt man sich, wieso die Menschen keinen Bürgerkrieg in Deutschland führten um die Kanzerlerschaft Hitlers zu beenden.

Auf der anderen Seite müßte geklärt werden, ob Menschen dazu das Recht haben, gegen Gesetze anzukämpfen. Und da man gegen Gesetze nur schwer auf gerichtlichem Wege vorgehen kann. Da zum Teil die Politik die Gesetze bestimmt und zum Teil, Politik und Gericht in Abhängigkeit und Beziehung zu einaderstehen, gibt es nur den einen Weg, des Ungehorsams. Die Kirche zum Ungehorsam klar Stellung genommen, in dem sie Katholiken aufrief, alles nur erdenkliche zu tun, um die antichristlichen Gesetze der sozialistischen spanischen Regierung zu bekämpfen.

Darum müßte die Fragestellung dahingehen, ob der Bürgerkrieg, der Ungehorsam jetzt aktuell in Frankreich angebracht ist? Das Ungehorsam an sich gegen den Staat erlaubt ist, hat die Kirche bejaht.

Man kann jetzt auch Parallen zum Irak, zu den Palestinnensergebieten etcpp ziehen. Ungehorsam gegen den Staat ist erlaubt, nur in welchen Fällen ist er das?

Haben Arbeitslose in Deutschland die Legitimation genauso einen Bürgerkrieg zu beginnen, wie dieser in Frankreich geführt wird? Arbeitslose sind vom Wohlstand der Gesellschaft ausgeschlosen. Arbeitslose sind vom großen Teil des gesellschaftlichen Lebenss ausgeschlossen. Demzufolge müßte jemand entscheiden, ob diese Gründe ausreichen, um gegen den Gesetzgeber Krieg zu führen und einen Bürgerkrieg anzufangen.

Mit dieser Vorgehensweise könnte man allerdings alles rechtfertigen wie Mord, Raub und was weiß ich noch alles.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Interessante Frage, lieber Knecht Ruprecht.
Warum werden Menschen Terroristen?
Im Spiegel hat Hans Magnus Enzensberger dazu einen interessanten Essay verfasst.
Bild
Enzensberger hält z.B. Selbstmordattentäter für radikale Verlierer, die ihren Mangel an Selbstbewusstsein durch die Allmachtsphantasie andere einfach so in den Tod reißen zu können kompensieren. Aus dem Essay:
"Es liegt an mir." - "Die anderen sind schuld." Diese beiden Momente schließen sich nicht aus. Im Gegenteil, sie steigern einander nach dem Modell des Circulus vitiosus. Aus diesem Teufelskreis kann der radikale Verlierer sich durch keine Reflexion befreien; aus ihm zieht er seine unvorstellbare Kraft.

Der einzige Ausweg aus dem Dilemma ist die Fusion von Zerstörung und Selbstzerstörung, Aggression und Autoaggression. Einerseits erlebt der Verlierer im Moment seiner Explosion eine einmalige Machtfülle. Seine Tat ermöglicht es ihm, über andere zu triumphieren, indem er sie vernichtet. Andererseits trägt er der Kehrseite dieses Machtgefühls, dem Verdacht, dass sein Dasein wertlos sein könnte, dadurch Rechnung, dass er ihm ein Ende macht.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ein interessantes Interview mit dem Parteivorsitzendem der LPR. Das gut zum aktuellen Thema passt.
[...]
DIE WELT: Wie sehen Sie die Zukunft Deutschlands?

Giertych: Ein Problem, das Deutschlands Politik in Zukunft noch viel stärker beeinflussen wird, ist die Immigrantenbombe, die ihr euch selbst gelegt habt. Es geht um den Islam, der in der deutschen Gesellschaft gut Fuß gefasst hat. Zwar sprechen Medien und Parteien derzeit noch im Sinne der political correctness. Aber was wird sein, wenn nicht mehr jedes vierte, sondern jedes zweite Kind muslimisch ist?
http://www.welt.de/data/2004/07/12/304332.html?s=2
[...]

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

Allerliebst: Iran fordert Frankreich zu Einhaltung der Menschenrechte auf, so der Wiener Standard
Angesichts der schweren Krawalle in Frankreich hat der Iran von der französischen Regierung die Beachtung der Menschenrechte verlangt. "Wir hoffen, dass die Regierung friedlich auf die Anliegen ihres Volkes reagiert", sagte der Sprecher der Außenministeriums in Teheran, Hamid Reza Asefi, am Sonntag. Der Iran sei beunruhigt über die Situation in Frankreich. Regierung und Polizei müssten die Minderheiten mit Respekt behandeln.
BARBA NON FACIT PHILOSOPHUM
Der Bart (allein) macht (noch) keinen Philosophen.
Plutarch, Quaestiones conviviales, 709b

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Allerliebst: Iran fordert Frankreich zu Einhaltung der Menschenrechte auf, so der Wiener Standard
:D

Der beste chmäh seit langem. Ist echt grotesk.

LG
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Beitrag von Tacitus »

Vive la France!
So mag es der Franzose nicht, wenn man schlecht über sein Land spricht. Ergo: Auch die französischen Medien halten sich mit der Berichterstattung über die Krawalle zurück. Dazu die FAZ:
Am meisten hat das Frühstücksfernsehen profitiert. Es verbucht neue Rekordquoten. Aber die Franzosen mußten erst einmal zur Kenntnis nehmen, daß jede Nacht Hunderte von Autos angezündet wurden. Die Krawalle begannen mit den Ferien (der Ramadan war bereits im Gange) und gingen über das lange Wochenende zu Allerheiligen weiter. Ende vergangener Woche, nach fast zehn Tagen Ausschreitungen, hat sie keines der großen Nachrichtenmagazine auf die Titelseite gebracht. Der „Nouvel Observateur” protestierte in der Titelgeschichte über die Zustände in den Gefängnissen, bei „Le Point” ist Google das Thema, und in „L'Express” geht es um Jacques Attalis Erinnerungen an Mitterrand. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß es sich um vorproduzierte Konserven handelt - die jetzt ziemlich schwer in den Auslagen der Kioske liegen.

In den audiovisuellen Medien lief das Programm nach Ansage: Man berichtet, man kommentiert - es hat jedoch, Irrtum vorbehalten, im gesamten Fernsehen und Radio keine Sondersendung gegeben. Gestern, Montag, war „France Inter” zu Gast bei der Zeitung „Le Monde”, die am Nachmittag erstmals im neuen Kleid erschien. Eines der Themen war die französische Verblüffung über die Berichterstattung in den ausländischen Medien.
Vielleicht ändert sich das, wenn jetzt der Ausnahmezustand verhängt wird.

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Mon cher Fronkraisch.

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

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Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

"Das Gute tief in uns allen" - ein lesenswerter Beitrag von Michael Holmes in Freunde der offenen Gesellschaft:
Michael Holmes hat geschrieben:Das vielleicht größte Problem unserer Kultur der Selbstviktimisierung ist, dass sie Unverantwortlichkeit belohnt. Wer seine Probleme auf vernünftige, friedliche, demokratische, kompromissbereite, differenzierte und ruhige Art zu lösen versucht, findet keine Beachtung. Wer Autos und Kirchen in Brand steckt, beweist in den Augen vieler linksliberaler Europäer nur, dass er eben unter furchtbaren sozialen Bedingungen und in unglaublicher seelischer Verzweiflung leben muss. Er braucht also mehr Geld, eine schönere Wohngegend und eine teure Psychotherapie.
Diese Logik schafft natürlich Anreize für Gewalt.
...

Tacitus
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Beitrag von Tacitus »

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Wo bleibt eigentlich der Kommentar von Gerhard Schröder. Vielleicht kennt einer von Euch den Herrn noch. Er ist deutscher Bundeskanzler und konnte nicht schnell und hämisch genug die Ereignisse in den USA kommentieren, als Hurricanes dem Land zu schaffen machten.
Wo bleiben Gerds arroganten Kommentare gegenüber dem engsten europäischen Verbündeten Deutschlands? War nicht die französische Integrationspolitik :D Vorbild für die nämliche von rot-grün?
Vermutlich wartet man im Elysee auf luzide Ratschläge aus Berlin.
Los Gerd, sach ma was!

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