Maria, Heilige und die deutschen Katholiken

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Juergen
Juergen hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:Raphael, natürlich hätte Maria sündigen können, hat sie aber nicht. Ganz im Gegensatz zu uns Getauften, die wir ja, trotz Abwaschung der Ursünde mit der Taufe - was Maria als von vorneherein nicht mit der Ursünde Belastete nicht nötig hatte - , immer noch sündigen.
Weil eine Begierlichkeit, ein Zunder oder Anreiz zur Sünde trotz Abwaschung bleibt.
Dieser Hinweis auf die Konkupiszenz ist einer der Schlüssel zur Sündenfreiheit von Maria.

Da sie ohne Erbsünde empfangen wurde, benötigt sie strenggenommen noch nicht einmal - wie Ralf auch schon geschrieben hat - eine Taufe, um diese Erbsünde abzuwaschen. Ohne Erbsünde kann sie jedoch ebenfalls - aus rein denklogischen Gründen - nicht der Konkupiszenz unterliegen, da die Konkupiszenz eine direkte Folge der Erbsünde ist. Was nicht vorhanden ist, braucht auch nicht abgewaschen zu werden. :)
Ihr fehlt also aufgrund der besonderen Gnadengabe durch den HEILIGEN GEIST sogar die Neigung zur Sünde. Diese fehlende Neigung zur Sünde wirkt sich jedoch zunächst einmal nur passiv aus, da der Mensch wegen der Befähigung zur Ausübung seines freien Willens auch gegen seine eigenen Neigungen handeln kann.

Ins Aktive gewendet wird diese „passive Sündenfreiheit“ jedoch durch ihr „Mir geschehe nach Deinen Worten!“ in Lukas 1, 38. Anders gesprochen: Sie ruht sich nicht auf ihrer natürlichen Sündenfreiheit aus, sondern bejaht aktiv das Heilshandeln des einen und dreifaltigen GOTTES; sogar beim Tod ihres Sohnes am Kreuz von Golgatha (Johannes 19, 25).

Auf diesem Hintergrund ist die Einschätzung der Kirchenväter, daß Maria tatsächlich eine sündenfreies Leben geführt hat, IMHO gut nachvollziehbar und damit auch dem rational denkenden Gläubigen zugänglich.

GsJC
Raphael

Ralf

Beitrag von Ralf »

Für Nichtexperten: Konkupiszenz ist die Begierlichkeit.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

… nhd. auch „Begehrlichkeit“ genannt … ;D
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Sorry, für den unverständlichen Fachterminus. :roll:

Bei den angebotenen Übersetzungen ist IMHO die „Begierlichkeit“ der „Begehrlichkeit“ vorzuziehen. Die „Begierlichkeit“ ist die angemessenere Variante, weil darin das Wort „Gier“ klar und deutlich enthalten ist. Das „Begehren“ ist nur eine abgeschwächte Form der Gier, welches daher auch leichter zu bekämpfen ist, falls es in die falsche Richtung ziehen sollte.
Der Kampf mit der „Gier“ ist da schon deutlich schwerer zu bestehen, wie auch schon der Apostel Paulus im Römerbrief schreibt:
Denn ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich will, sondern das, was ich hasse. (Römer 7, 15)

GsJC
Raphael

Sr. Franziska OP
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Beitrag von Sr. Franziska OP »

Die "katholische Lehre" ist (als Aktualisierung der biblischen Botschaft) alles andere als "logisch aufgebaut"! Was für eine Logik ist es, dass Gott seinen einzigen Sohn dahingab, um die Welt zu erlösen? Liebe hat niemals etwas mit Logik zu tun! Und Gottes Liebe zu uns übersteigt unser Fassungsvermögen. Alles, was die Kirche, was Theologen, was Christen tun können, ist, sich dem Geheimnis anzunähern. Mit unserer Sprache stoßen wir dabei recht schnell an die Grenze des Sagbaren. Von Logik keine Spur :P !

Sr. Franziska

florian3
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Beitrag von florian3 »

Nun aber sobald irgendeine Aussage über irgendwas gemacht wird, ist implizit darin schon eine logische Struktur enthalten. Sicherlich stimmt es, dass man das Geheimnis nicht mit der Sprache und dem Verstand volllständig erfassen kann. Aber bis man an die Grenze stößt - und das setzt immer gedankliche bzw. sprachliche Reflexion voraus - ist alles durch und durch logisch aufgebaut - nur darf man das halt nicht mit einer strengenFormallogik oder mathematischen Formeln verwechseln, die von konkreten Inhalten abstrahiert. Und wenn Das Wort Gottes selbst der Logos ist das sich offenbart, wird damit das Heilsgeschehen offenbar und für den Verstand erfaßbar. Wenn die Schöpfung wohlgeordnet ist, dann liegt dem eine geradezu göttliche Logik zugrunde... und der Mensch kann, wenn er sich ein wenig anstrengt, das auch auf den Begriff bringen.

Sr. Franziska OP
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Beitrag von Sr. Franziska OP »

florian3 hat geschrieben:Nun aber sobald irgendeine Aussage über irgendwas gemacht wird, ist implizit darin schon eine logische Struktur enthalten. Sicherlich stimmt es, dass man das Geheimnis nicht mit der Sprache und dem Verstand volllständig erfassen kann. Aber bis man an die Grenze stößt - und das setzt immer gedankliche bzw. sprachliche Reflexion voraus - ist alles durch und durch logisch aufgebaut - nur darf man das halt nicht mit einer strengenFormallogik oder mathematischen Formeln verwechseln, die von konkreten Inhalten abstrahiert. Und wenn Das Wort Gottes selbst der Logos ist das sich offenbart, wird damit das Heilsgeschehen offenbar und für den Verstand erfaßbar. Wenn die Schöpfung wohlgeordnet ist, dann liegt dem eine geradezu göttliche Logik zugrunde...
Bis hierher würde ich Dir noch zustimmen...
und der Mensch kann, wenn er sich ein wenig anstrengt, das auch auf den Begriff bringen.
... hier nicht mehr. Der Mensch kann sich - wenn er sich anstrengt - dem Geheimnis der göttlichen Logik annähern. Auf den Begriff bringen kann er sie sicherlich nicht, denn sonst wäre sie keine "göttliche". :kratz:

Vielleicht bin ich da als Theologin ein gebranntes Kind: Wir glauben immer, alles erklären und definieren zu können. In Wirklichkeit können wir die Dinge "nur" annähernd beschreiben - was ja auch schon was ist, oder ;) ?

Sr. Franziska

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Pit
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Re: Privatglauben?

Beitrag von Pit »

Hallo Bruno-Maria Schulz,

nun, das Thema sehe ich etwas anders

1. Wenn der Glaube an die "Aufnahme Mariens in den Himmel" christliche Glaubenslehre ist, warum steht davon nichts in der Hl. Schrift, warum haben sich nicht schon die Apostel darauf berufen, und - warum ist dieser Glaubenssatz erst sein 1950 (!) "festgelegt" per Dogma ?

2. Wenn die Glaubenslehre der röm.-katholischen Konfession nicht der Bibel widerspricht - und wenn sie durch Gott gegeben ist, dürfte sie das nicht - ;warum findet sich dann in der Hl. Schrift kein Hinweis auf die "Himmelfahrt" Mariens ?

Über eine (biblisch-begründete) Antwort würde ich mich freuen.

Gruß

Pit
Bruno-Maria Schulz hat geschrieben:danke Spectator für diese Klarstellung; obwohl jedem gefirmten Katholiken diese Dogma geläufig sein müsste.

Erschreckend sind Sätze wie
>............da sie mit meinem Glauben wenig zu tun haben<

haben da Katholiken ihren ganz persönlichen Privatglauben? Was ist mit der absolut bindenden Kirchenlehre?

Wenn ein Ungläubiger hier rein liest, sieht er nur Meinungen, Privatansichten, Zweifel, Vorwürfe
aber felsenfesten Glauben? wo ist der zu finden?..........
Es scheint eher Sitte, die kath.Kirche der weit über ihr stehenden absoluten Meinungsfreiheit zu unterwerfen.

Es gibt aber das Evangelium, das Wort Gottes und die alleinberechtigte von Jesus Christus dazu autorisierte und von Ihm gegründete Kirche. Es stünde uns somit weit besser an, Privatmeinungen vor Äußerungen mit der Lehre der Kirche abzugleichen, bevor wir Glaubenssuchenden Unsinn erzählen.
carpe diem - Nutze den Tag !

Ralf

Re: Privatglauben?

Beitrag von Ralf »

Pit hat geschrieben:Hallo Bruno-Maria Schulz,

nun, das Thema sehe ich etwas anders

1. Wenn der Glaube an die "Aufnahme Mariens in den Himmel" christliche Glaubenslehre ist, warum steht davon nichts in der Hl. Schrift, warum haben sich nicht schon die Apostel darauf berufen, und - warum ist dieser Glaubenssatz erst sein 1950 (!) "festgelegt" per Dogma ?

2. Wenn die Glaubenslehre der röm.-katholischen Konfession nicht der Bibel widerspricht - und wenn sie durch Gott gegeben ist, dürfte sie das nicht - ;warum findet sich dann in der Hl. Schrift kein Hinweis auf die "Himmelfahrt" Mariens ?

Über eine (biblisch-begründete) Antwort würde ich mich freuen.

Gruß

Pit
Tja, die Schrift gibt ja selbst mannigfaltige Hinweise darauf, dass nicht alles in ihr enthalten ist. Außerdem ist Gott ja nicht Buchstabe, sondern Mensch geworden, insofern ist das ausschließliche Geltenlassen der Schrift ein Verkennen der christlichen Offenbarung, finde ich.

Konkrete Widersprüche gegen den kath. Glauben bezüglich Marias wirst Du in der Tat vergeblich suchen - seit fast 2000 Jahren lesen und vor allem beten Katholiken die Schrift, die ist uns gut bekannt. ;)

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Juergen
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Re: Privatglauben?

Beitrag von Juergen »

Pit hat geschrieben:Über eine (biblisch-begründete) Antwort würde ich mich freuen.
Schonmal was von dem Grundsatz "Schrift und Tradition" gehört?
Gruß Jürgen

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Dr. Dirk
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Re: Privatglauben?

Beitrag von Dr. Dirk »

Pit hat geschrieben:Hallo Bruno-Maria Schulz,

nun, das Thema sehe ich etwas anders

1. Wenn der Glaube an die "Aufnahme Mariens in den Himmel" christliche Glaubenslehre ist, warum steht davon nichts in der Hl. Schrift, warum haben sich nicht schon die Apostel darauf berufen, und - warum ist dieser Glaubenssatz erst sein 1950 (!) "festgelegt" per Dogma ?

2. Wenn die Glaubenslehre der röm.-katholischen Konfession nicht der Bibel widerspricht - und wenn sie durch Gott gegeben ist, dürfte sie das nicht - ;warum findet sich dann in der Hl. Schrift kein Hinweis auf die "Himmelfahrt" Mariens ?

Über eine (biblisch-begründete) Antwort würde ich mich freuen.

Gruß

Pit
Lies mal in der Offenbarung und in den Psalmen nach und behalte dabei im Hinterkopf, dass Maria die Lade des neuen Bundes ist:

Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet und in seinem Tempel wurde die Lade seines Bundes sichtbar: Da begann es zu blitzen, zu dröhnen und zu donnern, es gab ein Beben und schweren Hagel. Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. (Offb 11, 19 - 12,1)

Erheb dich, Herr, komm an den Ort deiner Ruhe, du und deine machtvolle Lade! (Ps 132, 8 )

Warum Maria die Lade des neuen Bundes ist, sollte biblisch klar sein, oder?

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