Meine Worte
unter Pkt. 1 oben können nicht so stehen bleiben ohne weitere Ausführungen anzufügen, denn es bleiben mir, für den die Doktrin des Glaubens des Johannes vK oberste Priorität hat, dennoch Zweifel an der Doktrin des Glaubens des Thomas vA, die niemals ausgeräumt werden können eben weil sich die sprachlichen Ausdrücke des Johannes vK und des Thomas vA hinsichtlich des Glaubens unterscheiden.
Dazu ist anzumerken, dass sich die sprachlichen Ausdrücke des Johannes vK und des Thomas vA hinsichtlich des Glaubens notwendigerweise unterscheiden, denn die Zielrichtungen der beiden sind vollkommen unterschiedlich:
Während Johannes vK sich mit "seinem" Glauben ausschließlich als DEM angemessenen Mittel zur Einswerdung mit Gott befasst, befasst sich Thomas vA mit "seinem" Glauben (an die erste Wahrheit, Gott) ausschließlich als "der bestimmende Grund in Allem, was man glaubt" (summa theol., II-II, q1, a1). Für Thomas vA ist also "sein" Glaube (an die erste Wahrheit, Gott) das einzig valide Mittel einen begrifflichen Glauben, den Glauben an spezifische "aus Subjekt und Prädikat zusammengesetzte Sätze" (summa theol., II-II, q1, a2) zu begründen.
Es ist extrem wichtig dies klar und deutlich zu machen:
1. Thomas vA: der Glaube an die erste Wahrheit, Gott, begründet den
zustimmenden Glauben an "aus Subjekt und Prädikat zusammengesetzten Sätze".
2. Johannes vK: der Glaube (an den der natürlichen Vernunft nicht begreifbaren Gott) ist DAS angemessene Mittel zur Einswerdung mit Gott.
Diese beiden Glauben (1. und 2.) habe ich oben als "ein und dasselbe Phänomen" bezeichnet. Aber das eben kann ich ohne weitere Ausführungen nicht so stehen lassen, denn während der Glaube des Johannes vK wie Karol Wojtyla in seiner Doktorarbeit über den Glauben des Johannes vK** feststellt ein
übernatürlicher, und also "eingegossener Glaube" ist, ist das bzgl. des Glaubens des Thomas vA keineswegs sicher. Im Gegenteil, die Aussage, welche er vermeintlich gemacht haben soll***,
könnte darauf hindeuten, dass selbst der Glaube an die erste Wahrheit, Gott, des Thomas vA,
nur ein natürlicher, theologisch-philosophisch erworbener Glaube war. Träfe Letzteres aber zu, dann würden "Welten" zwischen dem Glauben des Johannes vK und dem Glauben des Thomas vA liegen!
Weil dieser Restzweifel an der Qualität des Glaubens an die erste Wahrheit, Gott, des Thomas vA nicht ausgeräumt werden kann, ist es
für mich erforderlich eine eindeutige Nomenklatur einzuführen, welche diesem Zweifel Rechnung trägt.
Die beiden Artikel a1 und a2 des Thomas vA (in summa theol., II-II, q1) ermöglichen eine Typisierung der beiden darin beschriebenen Glaubenstypen nach 'Typ a1' und 'Typ a2'. Thomas vA's Glaube an die erste Wahrheit, Gott, ist demnach eindeutig zu bezeichnen als "Thomas-Glaube Typ a1" - der Namenszusatz "Thomas" ist erforderlich, weil Zweifel hinsichtlich der Qualität in Bezug auf den Glauben des Johannes vK bestehen. In Anlehnung daran wird der Glaube des Johannes vK (an den der natürlichen Vernunft nicht begreifbaren Gott), der das angemessene Mittel zur Einswerdung mit Gott ist, als "Johannes-Glaube Typ a1" bezeichnet.
Der begriffliche Glaube an Sätze/Aussagen, der mit dem "Thomas-Glaube Typ a1" begründet wird, wird folgerichtig bezeichnet als "Glaube Typ a2" - ein Namenszusatz "Thomas" ist hier
nicht erforderlich, weil auch Johannes vK einen zustimmenden begrifflichen Glauben erwähnt (am deutlichsten in Abs. 4 von Ch. 27 im Book two seines 'Ascent to Mount Carmel') ohne jedoch den Unterschied zu seinem "Johannes-Glaube Typ a1", explizit zu erwähnen - Karol Wojtyla jedoch macht in seiner Doktorarbeit** diesen Unterschied explizit.
Die o.g. Punkte (1. und 2.) sind mit dieser eindeutigen Nomenklatur nun zu präzisieren:
1. Der "Thomas-Glaube Typ a1" begründet den "Glauben Typ a2". Es könnte sich beim "Thomas-Glaube Typ a1" um einen natürlichen, theologisch-philosophisch erworbenen Glauben handeln.
2. Der "Johannes-Glaube Typ a1" ist DAS angemessene Mittel zur Einswerdung mit Gott. Der "Johannes-Glaube Typ a1" ist ein übernatürlicher, "eingegossener" Glaube. Eine Beziehung zwischen dem "Johannes-Glaube Typ a1" und dem "Glauben Typ a2" stellt Johannes vK nicht her, seine Ausführungen zum "Johannes-Glaube Typ a1" als DEM angemessene Mittel zur Einswerdung mit Gott legen jedoch wegen der "Reinigungswirkung" des "Johannes-Glaubens Typ a1", welche eine "Entleerung" der Seele von jeglichen begrifflichen Inhalten bewirkt, nahe, dass der "Glaube Typ a2", welcher ein begrifflicher Glaube ist, der Einswerdung mit Gott eher im Wege steht.
Fortsetzung folgt
**
Doctrina de fide apud S. Joannem a Cruce, englisch übersetzt als
Faith According to Saint John of the Cross von Jordan Aumann, O.P.
***„Alles, was ich geschrieben habe, kommt mir vor wie Stroh im Vergleich zu dem, was ich gesehen habe.[22]“ (siehe auch
hier)