Unsere „älteren Brüder“

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
gc-148
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von gc-148 »

Fragesteller hat geschrieben:Ich weiß auch nicht, was daran diskussionswürdig sein soll.
gc-148 hat geschrieben:der alte besteht weiterhin ..... der alte war ein "nationaler Bund" ... der neue ist "katholisch = weltumfassend"
Wenn Gott im Fleisch erscheint, wenn das auch noch als Erfüllung der alttestamentlichen Hoffnungen zu werten ist, dann ist doch klar, dass weder Juden noch Heiden einfach weitermachen dürfen wie bisher. Wo nimmt man da die Legitimation her?
woher sollen Juden und Heiden wissen, was sie nicht einfach mehr weitermachen dürfen?

Fragesteller
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Fragesteller »

gc-148 hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:Ich weiß auch nicht, was daran diskussionswürdig sein soll.
gc-148 hat geschrieben:der alte besteht weiterhin ..... der alte war ein "nationaler Bund" ... der neue ist "katholisch = weltumfassend"
Wenn Gott im Fleisch erscheint, wenn das auch noch als Erfüllung der alttestamentlichen Hoffnungen zu werten ist, dann ist doch klar, dass weder Juden noch Heiden einfach weitermachen dürfen wie bisher. Wo nimmt man da die Legitimation her?
woher sollen Juden und Heiden wissen, was sie nicht einfach mehr weitermachen dürfen?
Naja, dann liegt halt unter Umständen ein bedauerlicher Irrtum vor, und der Herr wird Wege kennen, dem gerecht zu werden. Es macht hier ja auch niemand einem konkreten Juden einen Vorwurf daraus. Aber dass es legitim sein soll, weiterhin den "Schattenbildern der himmlischen Dinge" (Hebr. 9,23) anzuhängen, wenn diese selbst zu uns gekommen sind, scheint mir nicht einsichtig.

Thomas_de_Austria
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Fragesteller hat geschrieben:
gc-148 hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:Ich weiß auch nicht, was daran diskussionswürdig sein soll.
gc-148 hat geschrieben:der alte besteht weiterhin ..... der alte war ein "nationaler Bund" ... der neue ist "katholisch = weltumfassend"
Wenn Gott im Fleisch erscheint, wenn das auch noch als Erfüllung der alttestamentlichen Hoffnungen zu werten ist, dann ist doch klar, dass weder Juden noch Heiden einfach weitermachen dürfen wie bisher. Wo nimmt man da die Legitimation her?
woher sollen Juden und Heiden wissen, was sie nicht einfach mehr weitermachen dürfen?
Naja, dann liegt halt unter Umständen ein bedauerlicher Irrtum vor, und der Herr wird Wege kennen, dem gerecht zu werden. Es macht hier ja auch niemand einem konkreten Juden einen Vorwurf daraus. Aber dass es legitim sein soll, weiterhin den "Schattenbildern der himmlischen Dinge" (Hebr. 9,23) anzuhängen, wenn diese selbst zu uns gekommen sind, scheint mir nicht einsichtig.
St. Johannes Chrysostomus, [i]In epistula ad Romanos commentarius[/i], 19. Homilie. Cap. X, V. 14—21 u. Kap. XI. V. 1—6. 2 hat geschrieben:
Nachdem der Apostel gezeigt hat, daß man den Propheten immer glauben müsse, die ja im Auftrage Gottes sprechen, und daß dazu nichts weiter erforderlich sei als das Anhören, setzt er die Kette von Einwänden, von der ich oben sprach, weiter fort, indem er sagt:

V. 18: „Aber sage ich: Haben sie etwa nicht gehört?“

— Aber wie, will der Apostel sagen, wenn zwar Prediger geschickt wurden und auch verkündeten, was ihnen aufgetragen war, wenn sie aber die Juden nicht hörten? Er löst sofort den Einwand mit einer gewissen Übertreibung:

„Aber ja; ging ja doch der Schall ihrer Stimme über die ganze Erde, und bis ans Ende des Erdkreises erschollen ihre Aussprüche.“— Was sagst du? will der Apostel sagen; sie haben es nicht gehört? Die ganze Erde und die Enden des Erdkreises haben es gehört, und ihr, bei denen die Prediger (der Heilsbotschaft) so lange Zeit zubrachten, ihr, aus deren Mitte sie ausgingen, ihr habt es nicht gehört? Was hätte ein solcher Einwand für einen Sinn? Wenn es die Enden des Erdkreises gehört haben, um so mehr doch wohl ihr. — Dann kommt wieder ein anderer Einwand:

V. 19: „Aber soll ich sagen: Israel hat nicht verstanden?“

— Wie aber, will der Apostel sagen, wenn sie zwar gehört, aber das Gesagte nicht verstanden, vielleicht nicht einmal gewußt haben, daß die Apostel wirklich von Gott gesandt waren? Verdienen sie dieser Unwissenheit wegen keine Verzeihung? — Nein! Hat sie ja doch bereits Jesaias gekennzeichnet, wenn er spricht: „Wie willkommen die Füße derer, die den Frieden verkünden!“ Ja, vor ihm sogar die Gesetzgeber des Alten Bundes. Darum heißt es weiter:

„Schon Moses sagte es zuerst: Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Nichtvolk; durch ein ganz unwissendes Volk will ich euch zum Zorne reizen“. [1]

— Also auch daran konnte man die Prediger des Evangeliums als solche erkennen; nicht bloß daran, daß die Juden ihnen nicht glaubten, nicht bloß daran, daß sie eine Friedensbotschaft brachten und jenes Heil verkündeten, nicht bloß daran, daß ihr Wort sich über den ganzen Erdkreis verbreitete, sondern auch daran, daß sie die Heiden, die früher tief unter ihnen standen, jetzt auf einmal über sie hinaus auf eine höhere Ehrenstufe emporgehoben sahen. Was weder sie noch ihre Voreltern jemals zu hören bekommen hatten, das bekamen jetzt auf einmal die Heiden zu wissen. Diese höhere Ehrung der Heiden mußte die Juden eifersüchtig machen, sie in den Harnisch bringen und sie an die Weissagung des Moses erinnern, der da gesagt hatte: „Ich werde sie eifersüchtig machen auf ein Nichtvolk.“ Aber nicht bloß die Größe der Ehre, welcher die Heiden gewürdigt wurden, mußte die Juden in den Harnisch bringen, sondern auch der Umstand, daß dieses Volk, welches jetzt eine solche Auszeichnung genoß, früher so unansehnlich gewesen war, daß es nicht einmal den Namen eines Volkes verdient hatte. „Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Nichtvolk, durch ein ganz, unwissendes Volk will ich euch zum Zorne reizen.“ Denn was war unwissender als die Heiden? Was unansehnlicher (in den Augen der Juden)?
Siehst du, wie Gott den Juden auf jede Weise im voraus deutliche Erkennungszeichen und Merkmale gegeben hatte, an denen sie die Zeit erkennen konnten, um so ihre Blindheit zu erleuchten? Denn das alles trug sich ja nicht in irgendeinem versteckten Erdenwinkel zu, sondern angesichts der ganzen Welt, zu Wasser und zu Lande; Leute, die früher von den Juden verachtet worden waren, sahen diese nun im Besitze ungemessener Güter. Sie mußten daher doch wohl daran denken, daß dies jenes Volk sein könne, von dem Moses gesagt hatte: „Ich werde euch eifersüchtig machen auf ein Nichtvolk; durch ein ganz unwissendes Volk will ich euch zum Zorne reizen.“ Hatte aber Moses allein dies gesagt? Keineswegs, sondern auch Jesaias nach ihm; darum sagt Paulus auch: „Moses zuerst.“ Damit deutet er an, daß ein zweiter kommen werde, der dasselbe noch ausdrücklicher und deutlicher sagen werde. Wie er oben gesagt hat: „Jesaias ruft“, so hier:

V. 20: „Jesaias aber nimmt sich den Mut und spricht.“

— Der Sinn dieses Satzes ist dieser: Er tut sich Gewalt an, er bemüht sich nicht dunkel zu sprechen, sondern auch ganz unverhüllt die Tatsachen vor Augen zu stellen; er will lieber eine Gefahr auf sich nehmen, die ihm aus seiner unverblümten Sprechweise erwachsen konnte, als, auf sein eigenes Heil bedacht, euch auch nur einen Schatten von Entschuldigung für eure Undankbarkeit zu lassen. Es lag eigentlich gar nicht in der Natur einer Weissagung, so klar zu sprechen; aber er wollte euch vollständig den Mund stopfen; darum hat er alles ganz deutlich vorausgesagt „Alles“? Was ist darunter zu verstehen? Eure Verwerfung und die Aufnahme der andern. Er sagt:

„Ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten; ich wurde offenbar denen, die nicht nach mir fragten.“

— Wer sind denn die, welche ihn nicht suchten? Wer die, welche nicht nach ihm fragten? Offenbar nicht die Juden, sondern die Heiden, die ihn nicht kannten. Wie sie Moses gekennzeichnet hat, wenn er sie „ein Nichtvolk“, ein „ganz unwissendes Volk“ nannte, so macht sie hier Jesaias durch dasselbe Merkmal kenntlich, nämlich ihre hochgradige Unwissenheit (von Gott). Das war die schwerste Anklage der Juden, daß solche, die Gott nicht gesucht, ihn gefunden, dagegen sie, die ihn gesucht, verloren hatten.

V. 21: „Zu Israel dagegen spricht er: Den ganzen Tag streckte ich meine Hände hin zu einem Volke, das sich nichts sagen läßt und widerspenstig ist.“

— Siehst du, wie jener scheinbar widersinnige und von vielen angezweifelte Satz sich bereits lange vorher in den Reden der Propheten deutlich ausgesprochen findet? Welcher Satz ist das? Nun, du hast ja oben Paulus sagen hören: „Daß die Heiden, die nicht der Gerechtigkeit nachstrebten, Gerechtigkeit empfingen, Gerechtigkeit aber aus dem Glauben; Israel dagegen, welches durch das Gesetz der Gerechtigkeit gerecht werden wollte, nicht zum Gesetz der Gerechtigkeit gelangte.“ Dasselbe spricht an dieser Stelle Jesaias aus. Denn wenn er spricht: „Ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten, und ich wurde offenbar denen, die nicht nach mir fragten“, so ist das gleichbedeutend mit jenem andern Worte von den Heiden, die nicht der Gerechtigkeit nachjagten und sie doch empfingen. Dann gibt er zu verstehen, daß dies nicht durch die Gnade Gottes allein so geschehen sei, sondern auch durch die freie Willensentscheidung derer, die zu Gott gekommen seien, wie andererseits die Verwerfung der Juden eine Folge ihres Eigensinns und ihrer Widerspenstigkeit gewesen sei. Höre, wie er fortfährt: „Zu Israel dagegen spricht er: ‚Den ganzen Tag streckte ich meine Hände hin zu einem Volke, das sich nichts sagen läßt und widerspenstig ist.’“ Unter „Tag“ ist die ganze Zeit vorher zu verstehen. Das Hinstrecken der Hände bedeutet das Rufen, das Versuchen, sie an sich zu ziehen, das Ermahnen. Schließlich nennt er sie, um auszudrücken, daß die Schuld an ihnen liege, „ein Volk, das sich nichts sagen läßt und widerspenstig ist“.

---
[1] Vgl. 5 Mos. 32, 21.
Wozu im Übrigen noch einen "natonalen" Bund, wenn es einen "internationalen" Bund gibt und der alte Bund nicht rettet, es aber genau darum geht?
Zuletzt geändert von Thomas_de_Austria am Donnerstag 1. Januar 2015, 22:50, insgesamt 1-mal geändert.

Thomas_de_Austria
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Thomas_de_Austria »

St. Thomas von Aquin, [i]Super Rom.[/i], Cap. 11 l. 2 hat geschrieben:
Dicit ergo, quaestionem movens, numquid sic offenderunt ut caderent? Quod potest dupliciter intelligi. Uno modo sic: numquid Deus permisit eos offendere solum ut caderent, id est propter nullam aliam utilitatem inde consequentem, sed solum volens eos cadere? Quod quidem esset contra bonitatem divinam, quae tanta est, ut Augustinus dicit in Enchiridion, quod numquam permitteret aliquid mali fieri nisi propter bonum, quod ex malo elicit. Unde et Iob XXXIV, 24 dicitur: conteret multos et innumerabiles, et stare faciet alios pro eis. Et Apoc. III, 11 dicitur: tene quod habes, ne alter accipiat coronam tuam, quia scilicet Deus aliquos sic permittit cadere, ut quorumdam casus sit aliorum salutis occasio. Alio modo potest intelligi sic: numquid sic offenderunt ut caderent? Id est perpetuo in casu remanerent? Ps. XL, 9: numquid qui dormit non adiiciet ut resurgat? Deinde cum dicit absit, etc., solvit quaestionem. Et primo secundum primum intellectum ostendens casum Iudaeorum fuisse utilem; secundo solvit quaestionem quantum ad secundum intellectum, ostendens casum Iudaeorum esse reparabilem, ibi quod si delictum illorum, et cetera. Dicit ergo primo absit, ut scilicet inutiliter caderent. Sed, magis, illorum, scilicet Iudaeorum, delicto, salus gentibus facta est occasionaliter. Unde et dominus dicit Io. IV, 22: salus ex Iudaeis est. [Etc.]
St. Johannes Chrysostomus, [i]In epistula ad Romanos commentarius[/i], 20. Homilie, Cap. XI. Verse 7 – 36. 2 hat geschrieben:
V. 11: „Ich sage demnach: Sind sie etwa angestoßen damit sie (ganz) zu Falle kommen? Das sei ferne!“

— Paulus hat den Juden vor Augen gestellt, daß sie (wegen ihres Unglaubens) unsagbarem Elend verfallen seien; nun spricht er ihnen wieder Trost zu. Beachte dabei sein kluges Vorgehen! Als Anklage hat er Prophetenworte angeführt, zur Tröstung bedient er sich eigener. Daß die Juden schwer gefehlt haben, will er sagen, wird niemand in Abrede stellen; aber laßt uns sehen, ob diese Verfehlung untilgbar ist und keine Verbesserung zuläßt! Nein, so liegt die Sache nicht. — Siehst du, wie er ihnen wieder zu Herzen redet und ihnen in Erwartung des Trostes ihre zugestandenen Verfehlungen nochmals vor Augen hält? — Laßt uns sehen, was er ihnen zum Troste zu sagen weiß! Worin besteht der Trost? — Wenn einmal die Vollzahl der Heiden, meint er, zum Glauben gekommen sein wird, dann wird auch Israel das Heil erlangen. Das wird der Fall sein zur Zeit der zweiten Ankunft (Christi) und des Weltendes. Aber sofort sagt er das nicht, sondern erst nachdem er sie scharf angelassen, nachdem er eine Anklage auf die andere gesetzt, einen Propheten nach dem andern angeführt hat, die alle gegen sie ihre Stimme erheben: den Jesaias, den Elias, den David, den Moses, den Oseas, einmal, zweimal und noch öfter. Er will aber die Juden dadurch nicht in Verzweiflung stürzen und ihnen den Weg zum Glauben nicht verlegen; andererseits will er die gläubig gewordenen Heiden nicht zum Hochmut verleiten, weil sie dadurch die Predigt des Glaubens schädigen könnten; darum tröstet er nun wieder die Juden, indem er spricht:

„Sondern durch ihren Fall ward den Heiden das Heil.“

— Wir dürfen diese Worte nicht einfach hören, sondern müssen auch die Absicht und das Ziel dessen, der sie spricht, erfassen und was er damit ausdrücken will. Dazu ermahne ich euch ja immer, meine Lieben. — Wenn wir das Gesagte in diesem Sinne nehmen, dann werden wir sehen, daß keine Schwierigkeit darin liegt. Was der Apostel jetzt beabsichtigt, ist, die Überhebung der Heidenchristen, die etwa aus dem Gesagten erfolgen könnte, niederzuhalten; sie sollten Bescheidenheit lernen und auf diese Weise um so sicherer dem Glauben erhalten bleiben. Die Juden wieder sollten der Verzweiflung entrissen werden und um so hoffnungsfreudiger sich der Gnade zuwenden. Diesen Zweck im Auge, wollen wir hören, was an dieser Stelle gesagt ist. Was sagt also der Apostel? Woher nimmt er den Erweis, daß die Juden nicht rettungslos gefallen seien und nicht bis ans Ende ausgestoßen sein werden? Im Hinblick auf die Heiden sagt er:

„Durch ihren Fall ward den Heiden das Heil, um jene zur Eifersucht zu reizen.“

Das ist nicht bloß ein Wort von ihm, sondern auch die Parabeln in den Evangelien wollen dasselbe sagen. Auch der Mann, der seinem Sohne Hochzeit hielt, rief die an den Wegen herein, nachdem die Geladenen nicht kommen wollten [1]. Und der den Weingarten gepflanzt hatte, übergab ihn andern, nachdem seine Winzer den Erben ermordet hatten [2]. Auch ohne Gleichnis hat Christus selbst gesagt: „Ich bin gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ [3]. Ja, als die Syro-Phönizierin ihm mit flehentlichem Bitten zusetzte, sagte er zu ihr noch etwas mehr: „Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hunden zu geben“ [4]. Und Paulus sprach zu den aufrührerischen Juden: „Zu euch mußte zuerst das Wort Gottes gesprochen werden; da ihr euch aber (des ewigen Lebens) nicht wert achtet, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden“ [5].

Überall kommt der Gedanke zum Ausdruck, daß die Reihenfolge die sein soll: Zuerst kommen die Juden, dann erst die Heiden. Weil aber die Juden ungläubig blieben, wurde die Reihenfolge umgekehrt. Der Unglaube und die Verwerfung der Juden brachte es mit sich, daß die Heiden vor ihnen kamen. Darum heißt es: „Durch ihren Fall ward den Helden das Heil, um jene zur Eifersucht zu reizen.“ Wenn der Apostel das, was in der Folge geschah, als früher geschehen darstellt, darf auch dich das nicht wundern. Er will ja nur den verwundeten Herzen der Juden Trost zusprechen. Der Sinn seiner Rede ist folgender: Jesus kam zu den Juden; diese nahmen ihn nicht auf, trotzdem er unzählige Wunder wirkte, sondern kreuzigten ihn. Er zog darum nunmehr die Heiden an sich heran, damit die diesen erwiesene Ehre das stumpfe Empfinden der Juden reize. Er versuchte, ob er sie nicht durch Eifersucht auf die andern dazu bringen könnte, zu ihm zu kommen. Sie hätten ja zuerst kommen sollen, dann erst wir. Darum spricht er oben von einer „Kraft Gottes zum Heile für jeden, der daran glaubt, für den Juden zuerst und dann für den Griechen“. Weil aber jene versagten, darum wurden die Zweiten die Ersten. — Siehst du, was der Apostel damit den Juden für eine Ehre antut? Einmal dadurch, daß er sagt, wir seien erst dann berufen worden, als sie selbst nicht mochten; und dann dadurch, daß er sagt, wir seien berufen worden, nicht (in erster Linie), damit wir das Heil erlangen, sondern damit sie auf unser Heil eifersüchtig werden und sich bessern sollten. Was will er also damit sagen? Daß wir nur der Juden wegen berufen und gerettet worden seien? Nein; nur nicht vor ihnen, sondern in der gehörigen Reihenfolge. Darum sprach auch Jesus nicht, als er seinen Jüngern den Auftrag gab (zu predigen), einfach: Gehet zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel, sondern: „Gehet zuerst zu den Schafen ...“ Damit gab er ihnen zu verstehen, daß sie nachher zu den andern gehen sollten. Auch Paulus sagte nicht: Zu euch mußte das Wort Gottes gesprochen werden, sondern: „Zu euch mußte zuerst das Wort gesprochen werden“, um anzudeuten, daß dann zu uns. Das ist so geschehen und so gesagt worden, damit die Juden sich nicht unverschämt damit ausreden konnten, sie seien übergangen worden und darum seien sie nicht gläubig geworden. Darum war auch Christus, der alles voraus weiß, zuerst zu ihnen gekommen.
---
[1] Matth. 22, 9.
[2] Ebd. 21, 38.
[3] Ebd. 15, 24.
[4] Ebd. 15, 26.
[5] Apg. 13, 46.

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lifestylekatholik
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von lifestylekatholik »

Tarquin hat geschrieben:Das heutige Judentum als mosaische Religionsgemeinschaft weist … samt ihrer Praxis auf das Kommen des Erlösers hin. Wie Dr. Obenauer schreibt, negiert aber das gerade das Gekommen-Sein des Erlösers. Was einst auf Christus hingeordnet ist, ist nach Christi Ankunft geradewegs von ihm weggeordnet.

[zum ganzen Artikel]
Wer ist Tarquin eigentlich?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Raphael

Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Raphael »

Maurus hat geschrieben:Die juristische Analogie stößt doch auf einige Grenzen.
Das hat ja auch bislang niemand bestritten; nichtsdestoweniger ist die juristische Analogie gut geeignet, den Charakter eines Bundes zwischen Gott und den Menschen zu verdeutlichen.
Daß man sich dabei bestimmte Restriktionen zu vergegenwärtigen hat, wird jedem vernünftigen Menschen einleuchten.
Maurus hat geschrieben:Zum einen wollte der Vertragspartner in dem Beispiel gar nicht kündigen.
Hier meinst Du wahrscheinlich den Vertragspartner Gott, oder? :hmm:

Für IHN besteht ja schließlich auch überhaupt keine Veranlassung, den Vertrag zu kündigen. Schließlich ist ER ja immer treu seinen Verpflichtungen nachgekommen, selbst nach eklatanten Vertragspflichtverletzungen durch den Menschen.

Bei dem Vertragspartner Mensch sieht die Sache allerdings anders aus: Er ist seinen Verpflichtungen eher rudimentär nachgekommen. In der Tötung des Gottessohnes am Kreuz kann man IMHO sogar eine Vertragskündigung durch konkludentes Handeln sehen.
Maurus hat geschrieben:Zum anderen bedeutet Erfüllung in diesem Fall eben "Erlöschen durch Leistung".
Ein "Erlöschen durch Leistung" als juristischer terminus technicus bedeutet jedoch nicht, daß der Vertrag niemals Bestand hatte.
Man könnte sich hier dann höchstens darüber unterhalten, was denn eine einseitige Vertragskündigung durch den Menschen (des Alten Bundes) für Auswirkungen auf den Vertrag selber haben kann.
Präziser: Hatte er überhaupt ein Kündigungsrecht?
Maurus hat geschrieben:Mit der Leistung sind die vertraglichen Pflichten erfüllt und das Schuldverhältnis erlischt (hier von einer "Schuld" zu sprechen ist eine weitere Grenze der Analogie, denn Gott schuldet im eigentlichen Sinne natürlich nichts). Zurückübertragen bedeutet das also das Ende des Bundes.
Dieser Schluß wird mir ein wenig zu voreilig gezogen; siehe oben!
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Weiter überlegt: Beim Alten Bund handelt es sich um einen einseitig erfüllten Vertrag, denn der Vertragspartner Gott ist nicht im Verzug und auch nicht im Obligo. Im Obligo ist der Vertragspartner Mensch des Alten Bundes.
In einer juristischen Analogie müsste man aber konsequenterweise die Entsendung des Retters und Heilandes als weiteres (Heils-)Angebot werten. In diesen Vertrag wäre das Judentum dann durch Nichtannahme nicht eingetreten.
Das kann man in der Tat so sehen! :daumen-rauf:
Maurus hat geschrieben:Mit dem früheren Vertrag aber hätte das überhaupt nichts zu tun.
Das wiederum geht mir ein wenig zu schnell:
Die Nichtannahme durch die Menschen (des Alten Bundes) hat sehr wohl etwas mit dem früheren Vertrag zu tun, denn die Entsendung des Messias ist gleichsam Vertragspflicht Gottes gewesen. Diese Entsendung führt also keineswegs zu einem Wegfall der Geschäftsgrundlage oder geschieht völlig unabhängig von diesem früheren Vertrag.

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Peti
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Peti »

Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Die juristische Analogie stößt doch auf einige Grenzen.
Das hat ja auch bislang niemand bestritten; nichtsdestoweniger ist die juristische Analogie gut geeignet, den Charakter eines Bundes zwischen Gott und den Menschen zu verdeutlichen.
Wenn man den Bund Gottes nicht einfach als Vertrag versteht,
sondern als die "Selbstmitteilung Gottes in seiner ewigen Liebe" (G.L. Müller in seiner Dogmatik),
wird man leichter verstehen, dass der einst mit Abraham und Mose geschlossene Bund für immer und ewig gilt.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Firmian
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Firmian »

Ich behaupte mal, die Aussage, der Alte Bund sei beendet, brauchte man zur Begründung, warum die Beschneidungs- und Speisevorschriften für Christen nicht mehr gelten.

Wobei zu Lebzeiten der Apostel wohl mehr oder weniger unstrittig war, daß für die aus dem Judentum kommenden Gläubigen auch die mosaischen Gesetze noch gelten, strittig war's ja nur für die Heidenchristen.

Da könnte man noch sagen "Alter Bund gilt eh nur für das Volk Israel". Und später sah man es dann so (wie es die Juden ja heute noch sehen), daß man mit der Taufe automatisch aus dem Judentum ausscheidet, so daß das mosaische Gesetz auch für jüdische Konvertiten nicht mehr gälte.

Raphael

Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Raphael »

Peti hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Die juristische Analogie stößt doch auf einige Grenzen.
Das hat ja auch bislang niemand bestritten; nichtsdestoweniger ist die juristische Analogie gut geeignet, den Charakter eines Bundes zwischen Gott und den Menschen zu verdeutlichen.
Wenn man den Bund Gottes nicht einfach als Vertrag versteht,
sondern als die "Selbstmitteilung Gottes in seiner ewigen Liebe" (G.L. Müller in seiner Dogmatik), wird man leichter verstehen, dass der einst mit Abraham und Mose geschlossene Bund für immer und ewig gilt.
Welche Begründung/Belege/Dokumente kannst Du für den ewigwährenden Bestand des Alten Bundes beibringen? :detektiv:

Aus einer "Selbstmitteilung Gottes in seiner ewigen Liebe" folgt nämlich nicht in logischer Weise, daß der Alte Bund für immer und ewig Bestand haben muß ..........

CIC_Fan

Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von CIC_Fan »

gc-148 hat geschrieben:der alte besteht weiterhin ..... der alte war ein "nationaler Bund" ... der neue ist "katholisch = weltumfassend"
mit welcher Stellungnahme des Vorkonziliaren Lehramtes ist das den zu belegen

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Peti
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Peti »

Raphael hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Die juristische Analogie stößt doch auf einige Grenzen.
Das hat ja auch bislang niemand bestritten; nichtsdestoweniger ist die juristische Analogie gut geeignet, den Charakter eines Bundes zwischen Gott und den Menschen zu verdeutlichen.
Wenn man den Bund Gottes nicht einfach als Vertrag versteht,
sondern als die "Selbstmitteilung Gottes in seiner ewigen Liebe" (G.L. Müller in seiner Dogmatik), wird man leichter verstehen, dass der einst mit Abraham und Mose geschlossene Bund für immer und ewig gilt.
Welche Begründung/Belege/Dokumente kannst Du für den ewigwährenden Bestand des Alten Bundes beibringen? :detektiv:

Aus einer "Selbstmitteilung Gottes in seiner ewigen Liebe" folgt nämlich nicht in logischer Weise, daß der Alte Bund für immer und ewig Bestand haben muß ..........
Ich hab von einem erleichterten Zugang gesschrieben, nicht von einem logischem Beweis.

Aber ich folge da mal G.L. Müller, ausgehend von Jer 31,3:

"Die Neustiftung des Bundes bedeutet,
dass Gott selbst auf der Seite des menschlichen Bundespartners eine Wandlung bewirkt.
Durch Sündenvergebung und die Neuschaffung der Herzen bewegt er den menschlichen Willen,
im Gehorsam das Gesetz zu erfüllen. Gott gießt dazu seinen Geist in die Herzen seines Volkes und
befähigt sie durch diese innere Präsenz zur Gerechtigkeit des Neuen Bundes
in Glaube und Liebe."
"Neutestamentlich wird der ewige Bund
durch den Sohn Gottes und eschatologischen Bundesvermittler Jesus Christus
definitiv und von universaler Geltung konstituiert."
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Raphael

Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Raphael »

Peti hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Die juristische Analogie stößt doch auf einige Grenzen.
Das hat ja auch bislang niemand bestritten; nichtsdestoweniger ist die juristische Analogie gut geeignet, den Charakter eines Bundes zwischen Gott und den Menschen zu verdeutlichen.
Wenn man den Bund Gottes nicht einfach als Vertrag versteht,
sondern als die "Selbstmitteilung Gottes in seiner ewigen Liebe" (G.L. Müller in seiner Dogmatik), wird man leichter verstehen, dass der einst mit Abraham und Mose geschlossene Bund für immer und ewig gilt.
Welche Begründung/Belege/Dokumente kannst Du für den ewigwährenden Bestand des Alten Bundes beibringen? :detektiv:

Aus einer "Selbstmitteilung Gottes in seiner ewigen Liebe" folgt nämlich nicht in logischer Weise, daß der Alte Bund für immer und ewig Bestand haben muß ..........
Ich hab von einem erleichterten Zugang gesschrieben, nicht von einem logischem Beweis.

Aber ich folge da mal G.L. Müller, ausgehend von Jer 31,3:

"Die Neustiftung des Bundes bedeutet,
dass Gott selbst auf der Seite des menschlichen Bundespartners eine Wandlung bewirkt.
Durch Sündenvergebung und die Neuschaffung der Herzen bewegt er den menschlichen Willen,
im Gehorsam das Gesetz zu erfüllen. Gott gießt dazu seinen Geist in die Herzen seines Volkes und
befähigt sie durch diese innere Präsenz zur Gerechtigkeit des Neuen Bundes
in Glaube und Liebe."
"Neutestamentlich wird der ewige Bund
durch den Sohn Gottes und eschatologischen Bundesvermittler Jesus Christus
definitiv und von universaler Geltung konstituiert."
Die Antwort verfehlt leider die gestellte Frage, die da lautete:
Raphael hat geschrieben:Welche Begründung/Belege/Dokumente kannst Du für den ewigwährenden Bestand des Alten Bundes beibringen? :detektiv:

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Edi
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Edi »

gc-148 hat geschrieben:dies ist alles immer nur für unsere antijudastischen Fundamentalisten diskussionswürdig
War nicht Jesus selber auch antijudaistisch? Oder wie soll man seine Aussagen gegen die Phärisäer und Schriftgelehrten werten. Deren Nachfolger sind ja zum Teil auf deren Fundament aufgebaut und haben manches noch mehr als diese übertrieben in Richtung Gesetzlichkeit.
Gewiss muss man unter den heutigen Juden auch noch die verschiedenen Richtungen unterscheiden. Es gibt ja Ultraorthodoxe, Orthodoxe und andere mehr, auch sehr liberale. Ergo: Es wird schwierig.
Freilich war Jesus nicht antijudaistisch in dem Sinne, daß er den jüdischen Glauben an sich ablehnte, denn er hat ihn ja selber erfüllt.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Firmian
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Firmian »

Und bei den Reden gegen die Pharisäer ging's nicht um das Judentum und Gesetzestreue an sich, sondern das Vernachlässigen der eigentlich zentralen Dinge der Religion. (Das Liebensgebot zB ist aus dem AT).

Das kann sich analog sicher mancher Christ auch ins Stammbuch schreiben lassen.

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Peti
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Peti »

Raphael hat geschrieben:Welche Begründung/Belege/Dokumente kannst Du für den ewigwährenden Bestand des Alten Bundes beibringen? :detektiv:
Die theologische Diskussion über den von Gott nie gekündigten Alten Bund ist hier im 3. Kapitel gut zusammengefasst:
http://www.nostra-aetate.uni-bonn.de/th ... aeltnisses
(Der Verfasser H.H. Henrix ist der von Papst Johannes Paul II. ernannte Konsultor der Kommission für die religiösen Beziehungen zu den Juden.
Papst Benedikt XVI. hat ihn erneut in dieses Amt berufen. Auf eigenen Wunsch von Henrix hat Papst Franziskus von einer weiteren Berufung abgesehen.)
"In der Theologie kann die Ungekündetheit des Alten Bundes als allgemein anerkannt gelten.
Auch wenn diese theologische Grundeinsicht für die Lehrbücher katholischer Fundamentaltheologie und Dogmatik
nicht zu einem zentralen Orientierungspunkt bzw. Strukturprinzip geworden ist,
so kann ihre grundsätzliche Rezeption für das Gesamt der Theologie konstatiert werden."

Bischof Oster war ja unser Ausgangspunkt. Und wenn da so ein großer Konsens mit den letzten drei Päpsten herrscht,
müsstest eigentlich du Argumente bringen.
Zuletzt geändert von Hubertus am Freitag 2. Januar 2015, 22:27, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat gem. Forenregel formatiert.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Raphael

Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Raphael »

Peti hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Welche Begründung/Belege/Dokumente kannst Du für den ewigwährenden Bestand des Alten Bundes beibringen? :detektiv:
Die theologische Diskussion über den von Gott nie gekündigten Alten Bund ist hier im 3. Kapitel gut zusammengefasst: ...........
Und schon wieder weichst Du aus! :daumen-runter:
Was soll das? :detektiv:

Daß Gott den Alten Bund nie gekündigt hat, habe ich doch mittlerweile selbst geschrieben.
Wieso versuchst Du also, mich über meine eigene Schreibe zu belehren? :vogel:

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Maurus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Maurus »

Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Zum einen wollte der Vertragspartner in dem Beispiel gar nicht kündigen.
Hier meinst Du wahrscheinlich den Vertragspartner Gott, oder? :hmm:
Auch.
Raphael hat geschrieben:Bei dem Vertragspartner Mensch sieht die Sache allerdings anders aus: Er ist seinen Verpflichtungen eher rudimentär nachgekommen.
Das ändert am Bestand des Vertrags nichts.
Raphael hat geschrieben:In der Tötung des Gottessohnes am Kreuz kann man IMHO sogar eine Vertragskündigung durch konkludentes Handeln sehen.
Von "konkludentem Handeln" habe ich noch nie etwas gehört, ich kenne nur die konkludente Willenserklärung. Für eine Willenserklärung bedarf es notwendigerweise Handlungswille und Erklärungsbewusstsein; der Geschäftswille kann zwar fehlen, dann aber kann der Vertrag angefochten werden.

Handlungswillen hat der Hohe Rat jedenfalls besessen, beim Erklärungswillen dagegen hapert es, denn er wollte sicherlich nicht den Bund mit Gott willentlich aufkündigen sondern glaube womöglich sogar, aufgrund des Gesetzes zu seiner Handlung verpflichtet zu sein. Wie auch immer: Trotz fehlendem Erklärungsbewusstsein kann ein Vertragsschluss zustande kommen, wenn nämlich der Abgeber einer Willenserklärung durch sein Verhalten beim Empfänger gerechtfertigterweise den Eindruck erweckt, eine Willenserklärung abzugeben. Dieser Vertragsschluss aufgrund eines Missverständnisses kann aber nie auftreten, wenn der Empfänger allwissend ist.

Konkret: Im berühmten Trierer Weinversteigerungsfall durfte der Auktionator das Winken eines Mannes im Publikum als Abgabe eines Angebots werten (obwohl dieser gar kein Angebot abgeben wollte und folglich auch kein Erklärungsbewusstsein hatte). Wäre der Auktionator aber allwissend gewesen wie Gott, dann hätte er auch gewusst, dass der Mann in Wahrheit kein Angebot abgeben wollte. Sein Vertrauen auf die Rechtswirksamkeit der vermeintlichen Erklärung wäre dann nicht mehr schutzwürdig.

Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Zum anderen bedeutet Erfüllung in diesem Fall eben "Erlöschen durch Leistung".
Ein "Erlöschen durch Leistung" als juristischer terminus technicus bedeutet jedoch nicht, daß der Vertrag niemals Bestand hatte.
Das behauptet ja auch keiner.
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Mit dem früheren Vertrag aber hätte das überhaupt nichts zu tun.
Das wiederum geht mir ein wenig zu schnell:
Die Nichtannahme durch die Menschen (des Alten Bundes) hat sehr wohl etwas mit dem früheren Vertrag zu tun, denn die Entsendung des Messias ist gleichsam Vertragspflicht Gottes gewesen. Diese Entsendung führt also keineswegs zu einem Wegfall der Geschäftsgrundlage oder geschieht völlig unabhängig von diesem früheren Vertrag.
Wenn es die Erfüllen einer Vertragspflicht war, dann kann es nicht gleichzeitig ein neues Angebot sein. Von einem Wegfall der Geschäftsgrundlage hat keiner bislang etwas gesagt, ich wüsste auch nicht, wo diese in der Analogie zu finden wäre. Warum der neue Vertrag vom alten abhängig sein soll, ist mir nicht schlüssig. Insbesondere ist unklar, wieso der alte Vertrag aufgelöst oder sonstwie hinfällig geworden wäre, nur weil das neue Vertragsangebot (vorerst) nicht angenommen wurde.

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Maurus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Maurus »

Raphael hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Die juristische Analogie stößt doch auf einige Grenzen.
Das hat ja auch bislang niemand bestritten; nichtsdestoweniger ist die juristische Analogie gut geeignet, den Charakter eines Bundes zwischen Gott und den Menschen zu verdeutlichen.
Wenn man den Bund Gottes nicht einfach als Vertrag versteht,
sondern als die "Selbstmitteilung Gottes in seiner ewigen Liebe" (G.L. Müller in seiner Dogmatik), wird man leichter verstehen, dass der einst mit Abraham und Mose geschlossene Bund für immer und ewig gilt.
Welche Begründung/Belege/Dokumente kannst Du für den ewigwährenden Bestand des Alten Bundes beibringen? :detektiv:

Aus einer "Selbstmitteilung Gottes in seiner ewigen Liebe" folgt nämlich nicht in logischer Weise, daß der Alte Bund für immer und ewig Bestand haben muß ..........
Warum beispielsweise mussten sich denn die Judenchristen an das Gesetz halten?

Raphael

Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Raphael »

Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:In der Tötung des Gottessohnes am Kreuz kann man IMHO sogar eine Vertragskündigung durch konkludentes Handeln sehen.
Von "konkludentem Handeln" habe ich noch nie etwas gehört, ich kenne nur die konkludente Willenserklärung.
Dann ist es ja gut, daß selbst Du noch etwas dazulernen kannst! :roll:

"Konkludentes Handeln" bedeutet, daß die Abgabe einer Willenserklärung durch die Ausübung einer bestimmten Tätigkeit erfolgt, die nicht notwendigerweise mit Sprechen verbunden ist: Ein Arzt, der eine blutende Wunde verbindet, will helfen, ohne daß er dies dem Patienten zusätzlich noch verbal mitteilt.
Maurus hat geschrieben:Für eine Willenserklärung bedarf es notwendigerweise Handlungswille und Erklärungsbewusstsein; der Geschäftswille kann zwar fehlen, dann aber kann der Vertrag angefochten werden.

Handlungswillen hat der Hohe Rat jedenfalls besessen, beim Erklärungswillen dagegen hapert es, denn er wollte sicherlich nicht den Bund mit Gott willentlich aufkündigen sondern glaube womöglich sogar, aufgrund des Gesetzes zu seiner Handlung verpflichtet zu sein.
Hier kommen wir der Sache doch schon näher:
Eine willentliche Aufkündigung seitens des Sanhedrin ist nämlich nicht so einfach vom Tisch zu wischen, wie Du offenbar meinst. Jesus beschreibt diesen Umstand im Gleichnis von den untreuen Winzern in Markus 12, 1 ff.
Maurus hat geschrieben:Wie auch immer: Trotz fehlendem Erklärungsbewusstsein kann ein Vertragsschluss zustande kommen, wenn nämlich der Abgeber einer Willenserklärung durch sein Verhalten beim Empfänger gerechtfertigterweise den Eindruck erweckt, eine Willenserklärung abzugeben. Dieser Vertragsschluss aufgrund eines Missverständnisses kann aber nie auftreten, wenn der Empfänger allwissend ist.
Genau wegen dieser Allwissenheit kann es ja sein, daß es eben zu einer Beendigung (!) des Alten Bundes gekommen ist.
Was sonst hat Jesus mit den Aussagen des erwähnten Gleichnisses gemeint? :hmm:
Maurus hat geschrieben:Konkret: Im berühmten Trierer Weinversteigerungsfall durfte der Auktionator das Winken eines Mannes im Publikum als Abgabe eines Angebots werten (obwohl dieser gar kein Angebot abgeben wollte und folglich auch kein Erklärungsbewusstsein hatte). Wäre der Auktionator aber allwissend gewesen wie Gott, dann hätte er auch gewusst, dass der Mann in Wahrheit kein Angebot abgeben wollte. Sein Vertrauen auf die Rechtswirksamkeit der vermeintlichen Erklärung wäre dann nicht mehr schutzwürdig.
Das Winken bei einer Auktion hat eine andere Qualität (auch Erklärungsqualität) als das schändliche Zutodebringen des eingeborenen Gottessohnes.
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Zum anderen bedeutet Erfüllung in diesem Fall eben "Erlöschen durch Leistung".
Ein "Erlöschen durch Leistung" als juristischer terminus technicus bedeutet jedoch nicht, daß der Vertrag niemals Bestand hatte.
Das behauptet ja auch keiner.
Dann sind wir uns ja hier zumindest einig ............
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Mit dem früheren Vertrag aber hätte das überhaupt nichts zu tun.
Das wiederum geht mir ein wenig zu schnell:
Die Nichtannahme durch die Menschen (des Alten Bundes) hat sehr wohl etwas mit dem früheren Vertrag zu tun, denn die Entsendung des Messias ist gleichsam Vertragspflicht Gottes gewesen. Diese Entsendung führt also keineswegs zu einem Wegfall der Geschäftsgrundlage oder geschieht völlig unabhängig von diesem früheren Vertrag.
Wenn es die Erfüllen einer Vertragspflicht war, dann kann es nicht gleichzeitig ein neues Angebot sein.
Nun da kann man doch gut juristisch sagen, das hängt davon ab: Schließlich ist der Überbringer des Angebotes kein Erfüllungsgehilfe des alten Vertragspartners, sondern der Vertragspartner selber (Johannes 14, 9).
Maurus hat geschrieben:Von einem Wegfall der Geschäftsgrundlage hat keiner bislang etwas gesagt, ich wüsste auch nicht, wo diese in der Analogie zu finden wäre. Warum der neue Vertrag vom alten abhängig sein soll, ist mir nicht schlüssig. Insbesondere ist unklar, wieso der alte Vertrag aufgelöst oder sonstwie hinfällig geworden wäre, nur weil das neue Vertragsangebot (vorerst) nicht angenommen wurde.
Hinfällig ist doch in diesem Zusammenhang ein passender Begriff:
Der alte Vertrag wurde durch einen neuen Vertrag ersetzt. Zeitlich gesehen gilt jedoch jeweils nur ein einziger Vertrag, vor Christus eben der alte und nach Christus schlußendlich der neue.
Um in der juristischen Analogie zu verbleiben, kann man sich das wie eine Verschmelzung vorstellen: Der Alte Bund geht im Neuen Bund auf, Ersetzung durch Umformulierung des Bundestextes durch den Vertragspartner Gott!

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Firmian
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Firmian »

Sozusagen neue AGBs. Denen die meisten Juden innerhalb der Widerspruchsfrist widersprochen haben, wodurch für sie die alten AGBs weitergalten ;)

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Peregrin
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Peregrin »

Firmian hat geschrieben:Sozusagen neue AGBs. Denen die meisten Juden innerhalb der Widerspruchsfrist widersprochen haben, wodurch für sie die alten AGBs weitergalten ;)
Nein, sie haben den alten gebrochen und sind dem neuen nicht beigetreten.
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Maurus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Maurus »

Raphael hat geschrieben: Was sonst hat Jesus mit den Aussagen des erwähnten Gleichnisses gemeint? :hmm:
Nach dem Vorhergesagten ist allein entscheidend, ob der Sanhedrin erkannt hat, dass er durch die Auslieferung Jesu an die römische Obrigkeit und das erwartete Urteil den Bund Gottes kündigt. Dass er ihn durch ein gleichwohl rechtserhebliches Handeln sozusagen "versehentlich" (aber wirksam) gekündigt hat, haben wir aufgrund des Erfahrungshorizonts des Empfängers (= nämlich des allwissenden Gottes) ja soeben ausgeschlossen.
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Konkret: Im berühmten Trierer Weinversteigerungsfall durfte der Auktionator das Winken eines Mannes im Publikum als Abgabe eines Angebots werten (obwohl dieser gar kein Angebot abgeben wollte und folglich auch kein Erklärungsbewusstsein hatte). Wäre der Auktionator aber allwissend gewesen wie Gott, dann hätte er auch gewusst, dass der Mann in Wahrheit kein Angebot abgeben wollte. Sein Vertrauen auf die Rechtswirksamkeit der vermeintlichen Erklärung wäre dann nicht mehr schutzwürdig.
Das Winken bei einer Auktion hat eine andere Qualität (auch Erklärungsqualität) als das schändliche Zutodebringen des eingeborenen Gottessohnes.
Sorry, aber du vermengst hier moralische und juristische Wertungen. Ich bin nicht der Urheber dieser Analogie. Wenn da nicht mehr dabei bleiben willst, bitte.

Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Wenn es die Erfüllen einer Vertragspflicht war, dann kann es nicht gleichzeitig ein neues Angebot sein.
Nun da kann man doch gut juristisch sagen, das hängt davon ab: Schließlich ist der Überbringer des Angebotes kein Erfüllungsgehilfe des alten Vertragspartners, sondern der Vertragspartner selber (Johannes 14, 9).
Das ist richtig, aber inwiefern das hier weiterhilft, ist mir nicht ersichtlich.
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Von einem Wegfall der Geschäftsgrundlage hat keiner bislang etwas gesagt, ich wüsste auch nicht, wo diese in der Analogie zu finden wäre. Warum der neue Vertrag vom alten abhängig sein soll, ist mir nicht schlüssig. Insbesondere ist unklar, wieso der alte Vertrag aufgelöst oder sonstwie hinfällig geworden wäre, nur weil das neue Vertragsangebot (vorerst) nicht angenommen wurde.
Hinfällig ist doch in diesem Zusammenhang ein passender Begriff:
Der alte Vertrag wurde durch einen neuen Vertrag ersetzt.
Was du hier als gegeben voraussetzt, ist gerade die strittige Frage. Woher nimmst du denn das?
Raphael hat geschrieben:Zeitlich gesehen gilt jedoch jeweils nur ein einziger Vertrag, vor Christus eben der alte und nach Christus schlußendlich der neue.
Auch das ist zunächst einmal ein reines Postulat. Bekanntlich können beliebige Verträge nebeneinander existieren, sogar solche, deren Zwecke einander widersprechen oder die sich in ihrer Wirkung gegenseitig aufheben.
Raphael hat geschrieben:Um in der juristischen Analogie zu verbleiben, kann man sich das wie eine Verschmelzung vorstellen: Der Alte Bund geht im Neuen Bund auf, Ersetzung durch Umformulierung des Bundestextes durch den Vertragspartner Gott!
Ob das so ist, ist wiederum genau die Frage. Gelten Gottes Bundeszusagen etwa nichts? Nach dem Zeugnis der Bücher Genesis und Exodus kann kein Zweifel daran liegen, dass Gottes Bundeszusage eine ewige ist. Und noch Paulus schreibt im 2. Timotheusbrief: "sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen". Der Mensch kann dem Bund vielleicht untreu werden, Gott aber nicht.

Raphael

Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Raphael »

Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Was sonst hat Jesus mit den Aussagen des erwähnten Gleichnisses gemeint? :hmm:
Nach dem Vorhergesagten ist allein entscheidend, ob der Sanhedrin erkannt hat, dass er durch die Auslieferung Jesu an die römische Obrigkeit und das erwartete Urteil den Bund Gottes kündigt. Dass er ihn durch ein gleichwohl rechtserhebliches Handeln sozusagen "versehentlich" (aber wirksam) gekündigt hat, haben wir aufgrund des Erfahrungshorizonts des Empfängers (= nämlich des allwissenden Gottes) ja soeben ausgeschlossen.
Nun, die Auslieferung Jesu an die römische Obrigkeit erfolgte doch bewußt und gewollt.
Oder willst Du das abstreiten? :achselzuck:

Daß eine derartige Auslieferung auf die Tötung des Delinquenten hinauslief, wird nicht nur in der Hl. Schrift bezeugt, sondern entspricht schon einer realistischen Einschätzung der damaligen politischen Lage.
Oder muß Dir dies noch deutlicher erklärt werden? :hmm:
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Konkret: Im berühmten Trierer Weinversteigerungsfall durfte der Auktionator das Winken eines Mannes im Publikum als Abgabe eines Angebots werten (obwohl dieser gar kein Angebot abgeben wollte und folglich auch kein Erklärungsbewusstsein hatte). Wäre der Auktionator aber allwissend gewesen wie Gott, dann hätte er auch gewusst, dass der Mann in Wahrheit kein Angebot abgeben wollte. Sein Vertrauen auf die Rechtswirksamkeit der vermeintlichen Erklärung wäre dann nicht mehr schutzwürdig.
Das Winken bei einer Auktion hat eine andere Qualität (auch Erklärungsqualität) als das schändliche Zutodebringen des eingeborenen Gottessohnes.
Sorry, aber du vermengst hier moralische und juristische Wertungen. Ich bin nicht der Urheber dieser Analogie. Wenn da nicht mehr dabei bleiben willst, bitte.
Nö, keineswegs! 8)
Es geht ausschließlich um die juristische Wertung zweier unterschiedlicher Handlungen in zwei völlig verschiedenen Handlungszusammenhängen.
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Wenn es die Erfüllen einer Vertragspflicht war, dann kann es nicht gleichzeitig ein neues Angebot sein.
Nun da kann man doch gut juristisch sagen, das hängt davon ab: Schließlich ist der Überbringer des Angebotes kein Erfüllungsgehilfe des alten Vertragspartners, sondern der Vertragspartner selber (Johannes 14, 9).
Das ist richtig, aber inwiefern das hier weiterhilft, ist mir nicht ersichtlich.
Nun, Papst Benedikt XVI. hat Jesus Christus einmal als "lebendige Tora" bezeichnet. Vielleicht wird's nun klarer ...........
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Von einem Wegfall der Geschäftsgrundlage hat keiner bislang etwas gesagt, ich wüsste auch nicht, wo diese in der Analogie zu finden wäre. Warum der neue Vertrag vom alten abhängig sein soll, ist mir nicht schlüssig. Insbesondere ist unklar, wieso der alte Vertrag aufgelöst oder sonstwie hinfällig geworden wäre, nur weil das neue Vertragsangebot (vorerst) nicht angenommen wurde.
Hinfällig ist doch in diesem Zusammenhang ein passender Begriff:
Der alte Vertrag wurde durch einen neuen Vertrag ersetzt.
Was du hier als gegeben voraussetzt, ist gerade die strittige Frage. Woher nimmst du denn das?
Das hatte ich doch in dem diesem zerschnippelsten Zitat Folgenden erläutert. :achselzuck:
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Zeitlich gesehen gilt jedoch jeweils nur ein einziger Vertrag, vor Christus eben der alte und nach Christus schlußendlich der neue.
Auch das ist zunächst einmal ein reines Postulat. Bekanntlich können beliebige Verträge nebeneinander existieren, sogar solche, deren Zwecke einander widersprechen oder die sich in ihrer Wirkung gegenseitig aufheben.
Damit unterstellst Du implizit dem Vertragspartner Gott Zweideutigkeiten. Wie kommst du dazu? :detektiv:
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Um in der juristischen Analogie zu verbleiben, kann man sich das wie eine Verschmelzung vorstellen: Der Alte Bund geht im Neuen Bund auf, Ersetzung durch Umformulierung des Bundestextes durch den Vertragspartner Gott!
Ob das so ist, ist wiederum genau die Frage. Gelten Gottes Bundeszusagen etwa nichts? Nach dem Zeugnis der Bücher Genesis und Exodus kann kein Zweifel daran liegen, dass Gottes Bundeszusage eine ewige ist. Und noch Paulus schreibt im 2. Timotheusbrief: "sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen". Der Mensch kann dem Bund vielleicht untreu werden, Gott aber nicht.
Genau deswegen sprach ich ja - in juristischer Analogie - von Verschmelzung, d.h. der Alte Bund ist in dem Neuen Bund aufgegangen.
Zum besseren Verständnis kann Dir möglicherweise auch das weiter oben gebrachte Zitat von Robert Ketelhohn (hier) dienen ............

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holzi
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von holzi »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Tarquin hat geschrieben:Das heutige Judentum als mosaische Religionsgemeinschaft weist … samt ihrer Praxis auf das Kommen des Erlösers hin. Wie Dr. Obenauer schreibt, negiert aber das gerade das Gekommen-Sein des Erlösers. Was einst auf Christus hingeordnet ist, ist nach Christi Ankunft geradewegs von ihm weggeordnet.

[zum ganzen Artikel]
Wer ist Tarquin eigentlich?
der Name eines Kommentators in der verlinkten Webseite.

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Maurus
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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Maurus »

Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Was sonst hat Jesus mit den Aussagen des erwähnten Gleichnisses gemeint? :hmm:
Nach dem Vorhergesagten ist allein entscheidend, ob der Sanhedrin erkannt hat, dass er durch die Auslieferung Jesu an die römische Obrigkeit und das erwartete Urteil den Bund Gottes kündigt. Dass er ihn durch ein gleichwohl rechtserhebliches Handeln sozusagen "versehentlich" (aber wirksam) gekündigt hat, haben wir aufgrund des Erfahrungshorizonts des Empfängers (= nämlich des allwissenden Gottes) ja soeben ausgeschlossen.
Nun, die Auslieferung Jesu an die römische Obrigkeit erfolgte doch bewußt und gewollt.
Oder willst Du das abstreiten? :achselzuck:

Daß eine derartige Auslieferung auf die Tötung des Delinquenten hinauslief, wird nicht nur in der Hl. Schrift bezeugt, sondern entspricht schon einer realistischen Einschätzung der damaligen politischen Lage.
Oder muß Dir dies noch deutlicher erklärt werden? :hmm:
Raphael, du wiederholst hier, was ich bereits geschrieben habe, tust aber so, als hätte ich es bestritten. Den eigentlichen - von mir ausführlich thematisierten - Knackpunkt, nämlich das fehlende Erklärungsbewusstsein (Abgabe eine Willenserklärung in der tatsächlichen Absicht, mit ihr den Bund zu kündigen) lässt du dagegen einfach unter den Tisch fallen. Was bezweckst du denn damit?
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Sorry, aber du vermengst hier moralische und juristische Wertungen. Ich bin nicht der Urheber dieser Analogie. Wenn da nicht mehr dabei bleiben willst, bitte.
Nö, keineswegs! 8)
Es geht ausschließlich um die juristische Wertung zweier unterschiedlicher Handlungen in zwei völlig verschiedenen Handlungszusammenhängen.
Eigentlich schon, aber in deinem Beitrag nicht. Denn wir bewegen uns hier nicht auf dem Terrain des Strafrechts, sondern des allgemeinen Vertragsrechts, bzw sogar des Allgemeinen Teils des BGB und befassen uns mit der Frage, wann und wie ein Vertrag zustande kommt. Die moralischen Folgen der Ablehnung oder Annahme sind für diese Frage unerheblich. Sie werden sicher anderswo erheblich, aber das ist hier nicht Thema.
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Wenn es die Erfüllen einer Vertragspflicht war, dann kann es nicht gleichzeitig ein neues Angebot sein.
Nun da kann man doch gut juristisch sagen, das hängt davon ab: Schließlich ist der Überbringer des Angebotes kein Erfüllungsgehilfe des alten Vertragspartners, sondern der Vertragspartner selber (Johannes 14, 9).
Das ist richtig, aber inwiefern das hier weiterhilft, ist mir nicht ersichtlich.
Nun, Papst Benedikt XVI. hat Jesus Christus einmal als "lebendige Tora" bezeichnet. Vielleicht wird's nun klarer
Leider nicht. Vielleicht versuchst du es mal mit weniger Nebel und konkreterer Argumentation mithilfe der von dir selbst ins Spiel gebrachten Analogie.
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben: Der alte Vertrag wurde durch einen neuen Vertrag ersetzt.
Was du hier als gegeben voraussetzt, ist gerade die strittige Frage. Woher nimmst du denn das?
Das hatte ich doch in dem diesem zerschnippelsten Zitat Folgenden erläutert. :achselzuck:[/quote]

Nein, nirgends. Das Folgende lautete:
Raphael hat geschrieben:Zeitlich gesehen gilt jedoch jeweils nur ein einziger Vertrag, vor Christus eben der alte und nach Christus schlußendlich der neue.
Um in der juristischen Analogie zu verbleiben, kann man sich das wie eine Verschmelzung vorstellen: Der Alte Bund geht im Neuen Bund auf, Ersetzung durch Umformulierung des Bundestextes durch den Vertragspartner Gott!
Nichts davon erläutert deine Prämisse, wieso das Schließen eines neuen Vertrags den alten aufkündigt. Es ist deine Idee gewesen, hier eine Analogie zum Rechtswesen zu ziehen. Was auch immer du zeigen wolltest, es funktioniert nicht. Es können beliebig viele Verträge hintereinander geschlossen werden, ohne dass sich eine Notwendigkeit der Auflösung, Aufhebung etc eines vorausgehenden Vertrags ergibt.
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Zeitlich gesehen gilt jedoch jeweils nur ein einziger Vertrag, vor Christus eben der alte und nach Christus schlußendlich der neue.
Auch das ist zunächst einmal ein reines Postulat. Bekanntlich können beliebige Verträge nebeneinander existieren, sogar solche, deren Zwecke einander widersprechen oder die sich in ihrer Wirkung gegenseitig aufheben.
Damit unterstellst Du implizit dem Vertragspartner Gott Zweideutigkeiten. Wie kommst du dazu? :detektiv:
Ach, werd doch nicht so albern. Es handelt sich, wie leicht ersichtlich und entsprechendes Wohlwollen vorausgesetzt, um allgemeine Ausführungen zum Vertragsrecht.
Raphael hat geschrieben: Genau deswegen sprach ich ja - in juristischer Analogie - von Verschmelzung, d.h. der Alte Bund ist in dem Neuen Bund aufgegangen.
Stimmt, das hast du auch mal geschrieben. Und das:
Raphael hat geschrieben:Der alte Vertrag wurde durch einen neuen Vertrag ersetzt.
(Hervorhebung: M.)

Was ist nun gemeint?

Raphael

Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Raphael »

Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Was sonst hat Jesus mit den Aussagen des erwähnten Gleichnisses gemeint? :hmm:
Nach dem Vorhergesagten ist allein entscheidend, ob der Sanhedrin erkannt hat, dass er durch die Auslieferung Jesu an die römische Obrigkeit und das erwartete Urteil den Bund Gottes kündigt. Dass er ihn durch ein gleichwohl rechtserhebliches Handeln sozusagen "versehentlich" (aber wirksam) gekündigt hat, haben wir aufgrund des Erfahrungshorizonts des Empfängers (= nämlich des allwissenden Gottes) ja soeben ausgeschlossen.
Nun, die Auslieferung Jesu an die römische Obrigkeit erfolgte doch bewußt und gewollt.
Oder willst Du das abstreiten? :achselzuck:

Daß eine derartige Auslieferung auf die Tötung des Delinquenten hinauslief, wird nicht nur in der Hl. Schrift bezeugt, sondern entspricht schon einer realistischen Einschätzung der damaligen politischen Lage.
Oder muß Dir dies noch deutlicher erklärt werden? :hmm:
Raphael, du wiederholst hier, was ich bereits geschrieben habe, tust aber so, als hätte ich es bestritten. Den eigentlichen - von mir ausführlich thematisierten - Knackpunkt, nämlich das fehlende Erklärungsbewusstsein (Abgabe eine Willenserklärung in der tatsächlichen Absicht, mit ihr den Bund zu kündigen) lässt du dagegen einfach unter den Tisch fallen. Was bezweckst du denn damit?
Da der "Knackpunkt" in meinen Ausführungen nicht "unter den Tisch gefallen" ist, ist diese Frage unangebracht! :dudu:

Zum "Knackpunkt" hatte ich auf das Gleichnis von den untreuen Winzern verwiesen, auf dessen Inhalt (!) Du dann wohlweislich mit keinem Wort eingegangen bist. Die autoritäre Entgegnung Deinerseits, der Erkenntnishorizont des Sanhedrin sei alleinentscheidend, verkennt völlig, daß genau dieser Erkenntnishorizont des Sanhedrin in dem genannten Gleichnis dargestellt wird. :doktor:

Zu dem Rest vielleicht später .............

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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Firmian »

Peregrin hat geschrieben:
Firmian hat geschrieben:Sozusagen neue AGBs. Denen die meisten Juden innerhalb der Widerspruchsfrist widersprochen haben, wodurch für sie die alten AGBs weitergalten ;)
Nein, sie haben den alten gebrochen und sind dem neuen nicht beigetreten.
"Gebrochen" heißt ja nicht automatisch Vertragsbeendigung. Und gilt ja auch nicht für alle. Es gab und gibt sicher Juden, die sich an die mosaischen Gesetze halten und auch sonst keine "Pharisäer" (nicht als Glaubensrichtung, sondern im Sinne von "Heuchler") sind, sondern ein gottesfürchtiges Leben führen. Zu denen würde ich nicht sagen, der Bund zwischen Gott und ihnen gälte eh nicht mehr.

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Protasius
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Protasius »

Ich bringe mal ein bißchen Magisterium in diese Debatte:
Pius XII., Enzyklika [i]Mystici corporis[/i] hat geschrieben: 29 Fürs erste nämlich folgte auf den durch den Tod des Erlösers aufgehobenen Alten Bund der Neue. Damals wurde das Gesetz Christi mit seinen Geheimnissen, Satzungen, Einrichtungen und heiligen Bräuchen für den ganzen Erdkreis im Blute Christi besiegelt. Denn während der göttliche Erlöser noch in den engen Grenzen seines Landes predigte – er war ja nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt (vgl. Mt 15,24) – liefen Gesetz und Evangelium nebeneinander her (Cf. Thom., I – II, q. 103, a. 3, ad 2). Doch am Stamme des Kreuzes hob Jesus durch seinen Tod das Gesetz mit seinen Vorschriften auf (vgl. Eph 2,15), heftete den Schuldschein des Alten Bundes ans Kreuz (vgl. Kol 2,14), und gründete in Seinem Blute, das er für das gesamte Menschengeschlecht vergoss, den Neuen Bund (vgl. Mt 26,28; 1 Kor 11,25). ”Derart augenblicklich”, so sagt der heilige Leo der Große, wo er vom Kreuze des Herrn spricht, ”wurde der Übergang vom Gesetz zum Evangelium, von der Synagoge zur Kirche, von der Vielfalt der Opfer zum einzigen Opfer bewerkstelligt, dass, als unser Herr seinen Geist aufgab, jener geheimnisvolle Vorhang, der das verborgene, innerste Heiligtum des Tempels abschloss, plötzlich gewaltsam von oben bis unten zerriss” (Leo M., Serm., LXVIII 3: Migne, P. L., LIV, 334).

30 Am Kreuz also starb das alte Gesetz, das bald begraben und todbringend werden sollte (Cf. Hier. et August., Epist. CXLI, 14 et CXVI, 16: Migne, P. L. XXII, 924 et 943; S. Thom., I – II, q. 103, a. 3 ad 2; a. 4 ad 1; Concil. Flor., pro Jacob.: Mansi, XXXI, 1338), um dem Neuen Bund Platz zu machen, zu dessen geeigneten Dienern Christus die Apostel erwählt hatte (vgl.2 Kor 3,6). In der Kraft des Kreuzes übt unser Heiland, obwohl schon im Schoße der Jungfrau zum Haupt der gesamten Menschenfamilie bestellt, das Amt des Hauptes in seiner Kirche in vollem Umfange aus. ”Denn durch den Sieg des Kreuzes verdiente er sich” nach der Ansicht des engelgleichen, allgemeinen Lehrers, ”die Macht und Herrschaft über die Völker” (Cf. S. Thom., III, q. 42, a. 1). Durch diesen Sieg vermehrte er für uns ins Unermessliche jenen Gnadenschatz, den er glorreich im Himmel regierend seinen sterblichen Gliedern unaufhörlich austeilt. Durch sein am Kreuze vergossenes Blut beseitigte er das Hemmnis des göttlichen Zornes, so dass aus den Quellen des Heilandes alle Gaben des Himmels, zumal die heiligen Sakramente des Neuen und Ewigen Bundes zum Heile der Menschen, besonders der Gläubigen, erfließen konnten. Am Kreuzesbaum erkaufte er sich schließlich seine Kirche, das heißt alle Glieder Seines Geheimnisvollen Leibes, die durch das Bad der Taufe diesem Mystischen Leibe einzig eingegliedert werden konnten durch die heilbringende Kraft des Kreuzes, an dem sie schon in vollstem Maße Christus zu eigen geworden waren.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Re: Nachrichten aus den Bistümern IV

Beitrag von Maurus »

Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Was sonst hat Jesus mit den Aussagen des erwähnten Gleichnisses gemeint? :hmm:
Nach dem Vorhergesagten ist allein entscheidend, ob der Sanhedrin erkannt hat, dass er durch die Auslieferung Jesu an die römische Obrigkeit und das erwartete Urteil den Bund Gottes kündigt. Dass er ihn durch ein gleichwohl rechtserhebliches Handeln sozusagen "versehentlich" (aber wirksam) gekündigt hat, haben wir aufgrund des Erfahrungshorizonts des Empfängers (= nämlich des allwissenden Gottes) ja soeben ausgeschlossen.
Nun, die Auslieferung Jesu an die römische Obrigkeit erfolgte doch bewußt und gewollt.
Oder willst Du das abstreiten? :achselzuck:

Daß eine derartige Auslieferung auf die Tötung des Delinquenten hinauslief, wird nicht nur in der Hl. Schrift bezeugt, sondern entspricht schon einer realistischen Einschätzung der damaligen politischen Lage.
Oder muß Dir dies noch deutlicher erklärt werden? :hmm:
Raphael, du wiederholst hier, was ich bereits geschrieben habe, tust aber so, als hätte ich es bestritten. Den eigentlichen - von mir ausführlich thematisierten - Knackpunkt, nämlich das fehlende Erklärungsbewusstsein (Abgabe eine Willenserklärung in der tatsächlichen Absicht, mit ihr den Bund zu kündigen) lässt du dagegen einfach unter den Tisch fallen. Was bezweckst du denn damit?
Da der "Knackpunkt" in meinen Ausführungen nicht "unter den Tisch gefallen" ist, ist diese Frage unangebracht! :dudu:

Zum "Knackpunkt" hatte ich auf das Gleichnis von den untreuen Winzern verwiesen, auf dessen Inhalt (!) Du dann wohlweislich mit keinem Wort eingegangen bist. Die autoritäre Entgegnung Deinerseits, der Erkenntnishorizont des Sanhedrin sei alleinentscheidend, verkennt völlig, daß genau dieser Erkenntnishorizont des Sanhedrin in dem genannten Gleichnis dargestellt wird. :doktor:
Es wird eben nichts davon gesagt, dass der Sanhedrin den Bund kündigen wollte. Und wenn er das nicht wollte, dann wäre das nur dann unbeachtlich, wenn sein Handeln vom Erklärungsempfänger dennoch so verstanden werden durfte/musste. Aber in unserem Beispiel ist der Erklärungsempfänger der allwissende Gott. Dieser wusste also immer genau, was der Sanhedrin wirklich wollte. Er kann also nicht gedacht haben, dass der Sanhedrin nunmehr den Bund kündigen will, obwohl dieser das gar nicht wollte. Denn dann wäre er eben nicht allwissend. Ein Missverständnis wie im genannten "Trierer Weinversteigerungsfall" ist dann nicht möglich. Dort konnte der Auktionator das Winken eines Mannes im Publikum als Annahme werten, weil er eben nicht wissen konnte, was der Mann wirklich wollte und dieser durch sein Winken ein übliches Signal während einer Versteigerung aussandte. Hätte der Auktionator dagegen erkannt, dass der Mann in Wirklichkeit nur einem Freund zuwinken wollte, dann wäre sein Wissenshorizont ein anderer, dementsprechend hätte er das Verhalten des Mannes auch nicht mehr als Annahme werten dürfen. Wenn also der Sanhedrin Jesus nicht deshalb auslieferte, um den Bund zu kündigen, dann ist eine solche Willenserklärung nicht ergangen und konnte auch nicht irrtümlicherweise als eine solche angenommen werden, da ein solches Missverständnis mit dem Allwissenden als Erklärungsempfänger ausgeschlossen ist. Auch das habe ich bereits geschrieben.

iustus
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von iustus »

Ich muss gestehen, dass ich hier den Überblick verloren habe.

Was war denn genau Gegenstand des Alten Bundes (z.B. welche Verpflichtugen von Seiten Gottes und des Volkes Israel gab es) und wo steht das in der Bibel oder in anderen Dokumenten?
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

Thomas_de_Austria
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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Der hl. Apostel Paulus (Gal III,24f.) hat geschrieben:Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister [παιδαγωγός/pædagogus] gewesen auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt werden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dieser Zucht.
Der hl. Apostel Paulus (Rom III,21f.) hat geschrieben:Jetzt aber ist ohne Gesetz die Gerechtigkeit Gottes geoffenbart worden, [>]von der das Gesetz und die Propheten Zeugnis geben[<]: Gerechtigkeit Gottes nämlich mittels des Glaubens an Jesus Christus für alle und über alle, die an ihn glauben, denn das ist kein Unterschied.
Das ist letztlich der Zweck des Gesetzes[1], darauf ist es auch ausgerichtet, das ist in ihm enthalten. Der Christus wurde ja praktisch von Beginn an – im Pentateuch und weiter über die Propheten bis zur Inkarnation des Herrn – verheißen. Durch Inkarnation, Leiden, Kreuz und Auferstehung des Herrn und den Glauben an Ihn wird das Gesetz in seiner Funktion gerade erfüllt und dieses bestätigt (cf. Rom III,31), nämlich auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, hin zu erziehen, der die höchste Vollkommenheit ist. So erfüllt Er das Gesetz, ohne etwas daran aufzuheben, für die, die an Ihn glaub(t)en; Er, der gerade dem Volk Israel verheißen war. Es gehörte zum Alten Bund, das Gesetz zu halten, es war sein wesentlicher Bestandteil. Das Gesetz ist aber göttlicherseits an gewisse Bedingungen geknüpft, die mit ihrer Erfüllung durch die Menschwerdung, das Wirken, Leiden, den Tod und die Auferstehung des Messias Jesus' entfielen; es war auf diese Erfüllung hin angelegt und hat darauf vorbereitet.

Die aus freien Stücken Ungläubigen und Abgefallenen, die die Synagoge aufrichteten[2], quasi also eine Einrichtung der civitas terrena für die überwiegend abgefallenen Kinder Abrahams dem Fleische nach[3], die sich an das Gesetz (aus Zwecken der Zucht und Einübung auf Christus hin) halten sollten – das aber bekanntermaßen nicht rettet[4] –, sind nicht Israel.[5] Denn was Israel erstrebt, erhielt nur der auserwählte Teil des Volkes, an denen sich besonders Gottes Treue zeigte, der Rest aber wurde verhärtet (cf. Rom XI,7). Diese Juden, d. h. das Volk der Synagoge, halten auch nicht einfach das Gesetz, sondern das Gesetz gemäß ihrer Auslegung und ihrem Verständnis, ihren Sonderlehren, die sich im Laufe der Zeit nach ihrer endgültigen Trennung vom neuen Gottesvolk[6], der Kirche, herausgebildet haben, durchaus in Opposition zu ihr, wo es von Bedeutung war.[7] Das Gesetz ist für die ungläubigen Abgefallenen, losgelöst von ihren sie behindernden und – wo sie für diese Frage relevant sind – für diesen Zweck ersonnenen Lehren, allerdings aufgrund von Gottes Treue weiterhin eine Chance, wenn sie der Anrufung Gottes nicht widerstehen, um zum Christus Jesus zu gelangen und wieder in den Stamm eingepfropft zu werden, aus dem sie herausgebrochen wurden, damit die Heiden eingepfropft werden konnten (Rom XI,19f.); der Alte Bund hatte gegenüber dem Neuen diese vorbereitende, dienende Funktion.[8] Das wollen sie aber nicht sehen. Dennoch ist Gott treu und diese Treue zeigt sich ebenso an einer gewissen Rolle auch dieser ungläubigen Abrahamskinder, die sie am Ende der Zeiten spielen. Die Juden sind, so, wie sie als Ungläubige sind, auch Feinde um des Evangeliums willen (Rom XI,28f.), gleichzeitig sind sie Geliebte um ihrer edlen Väter willen – nicht aus sich selbst, aus ihrem gegenwärtigen Zustand heraus – , denn ohne Bereuen/unbereubar sind Gottes Gnade(ngaben) und die Erwählung.[9] Schon alleine daher kann und muss man hoffen.

---
[1] Gerade durch die Erkenntnis der eigenen Schuldhaftigkeit vor Gott, die als solche auf einen verweist, der diese Schuld von uns nehmen kann und uns rettet:

Der hl. Apostel Paulus (Rom III,19) hat geschrieben:Wir wissen aber, dass alles, was das Gesetz sagt, es zu denen redet, die unter dem Gesetz sind, damit jeder Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei.


[2]Ein Teil derer, denen der Alte Bund gehörte, die dann aber, als der eingeborene Sohn und Erbe kam, sprachen:

Der hl. Evangelist Lucas (Lc XX,14) hat geschrieben:Dieser ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten, damit das Erbe unser werde!


St. Johannes Chrysostomus, [i] In epistula ad Romanos commentarius[/i], 17. Homilie, Cap. IX, V. 1—33, 3 hat geschrieben:Wenn er nämlich sagt: „Denen die Kindschaft, die Herrlichkeit, der Bund, die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen gehören“, so will er damit nichts anderes sagen, als daß Gott den Willen gehabt hat, sie zu retten. Diesen Willen hat Gott zum Ausdruck gebracht durch das, was er ihnen im Alten Bunde tat, dadurch, daß er Christus von ihnen abstammen ließ und daß er ihren Vätern Verheißungen gab. Die Juden aber haben in undankbarer Weise dieses ganze Wohlwollen unbeachtet gelassen. Der Apostel erwähnt jene Wohltaten Gottes als ebensoviele Beweise seiner Gnade, nicht aber um die Juden zu erheben. Denn die Gotteskindschaft ist eine Gnade, ebenso die Herrlichkeit und die Verheißungen und das Gesetz. Bei Betrachtung alles dessen und bei dem Gedanken, welche Mühe sich Gott im Verein mit seinem Sohne gegeben hat, um sie zu retten, ruft der Apostel laut aus: „Der da hochgelobt sei in Ewigkeit; Amen.“ Damit spricht er dem eingeborenen Sohne für alles den Juden erwiesene Gute seinen Dank aus.

[3] Die Abstammung ist im Herrn, in der Kirche, nicht mehr relevant:

Der hl. Evangelist Matthäus (Mt III,9) hat geschrieben:Und maßt euch nicht an, bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater! Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Und die Axt ist schon an die Wurzel gelegt. Ein jeder Baum also, der keine gute Frucht bringt, wird ausgehauen und ins Feuer geworfen.


Der hl. Apostel Paulus (Rom IX,8) hat geschrieben:Nicht die Kinder des Fleisches, diese sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommen gerechnet


St. Johannes Chrysostomus, [i] In epistula ad Romanos commentarius[/i], 17. Homilie, Cap. IX, V. 1—33.4 hat geschrieben: V. 8: „Das heißt: Nicht die Kinder des Fleisches, die sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung, die werden als Nachkommenschaft verstanden.“

Beachte da den Scharfsinn und den hohen Standpunkt der Betrachtungsweise des Paulus! In seiner Erklärung sagt er nicht, daß nicht die Kinder des Fleisches Kinder Abrahams sind, sondern daß sie nicht „Kinder Gottes“ sind. Er stellt eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart her und zeigt, daß auch Isaak nicht ein Kind Abrahams schlechtweg war. Der Sinn seiner Worte ist der: Alle die, welche nach Art des Isaak (von Abraham) abstammen, die sind Kinder Gottes und zugleich Nachkommen Abrahams. Denn deswegen hat Gott gesagt: „In Isaak wird dir Nachkommenschaft zuteil werden.“ Du sollst daraus ersehen, daß nur die, welche in derselben Weise Abraham zum Vater haben wie Isaak, im eigentlichen Sinne die Nachkommenschaft Abrahams sind. Wie hatte nun Isaak den Abraham zum Vater? Nicht nach dem Gesetze der Natur, nicht infolge der Zeugungskraft des Abraham, sondern kraft der Verheißung Gottes. Was heißt: „Kraft der Verheißung Gottes“?

V. 9: („Die Worte der Verheißung sind diese:) Um diese Zeit werde ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben“ [1]

Diese Verheißung aus dem Munde Gottes war es, die Isaak Sein und Leben gab. Aber die weiblichen Gebärorgane wirkten doch auch mit? Ja, aber nicht ihre Lebenskraft, sondern die Kraft der Verheißung Gottes brachte das Kind zur Welt. — In derselben Weise sind auch wir (wieder) geboren worden durch das Wort Gottes. Auch im Taufbade ist die zeugende und gebärende Kraft das Wort Gottes; denn „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes“ sind wir getauft worden. Das ist eine Geburt nicht nach den Gesetzen der Natur, sondern kraft der Verheißung Gottes. Ebenso wie er die Geburt des Isaak vorausverkündigte und sie dann erst geschehen ließ, hat er auch unsere (Wieder-) Geburt durch alle Propheten lange Zeit voraus angekündigt und sie dann erst verwirklicht. Siehst du da, wie groß sich Gott gezeigt hat und wie er seine großen Verheißungen mit aller Leichtigkeit hat in Erfüllung gehen lassen?

Wenn aber die Juden behaupten sollten, jenes: „In Isaak wird dir Nachkommenschaft zuteil werden“ besage, daß alle, die von Isaak abstammen, zur Nachkommenschaft Abrahams gerechnet werden, so würde daraus folgen, daß auch die Idumäer und alle anderen Abkömmlinge Abrahams als seine Söhne gelten mußten; denn ihr Stammvater Esau war ein Sohn des Isaak. Nun gelten aber die Idumäer nicht nur nicht als Abrahams Kinder, sondern sie sind ein ihm ganz und gar fernstehendes Volk. Siehst du, daß nicht die Kinder, die dem Fleische nach von Abraham abstammen, deswegen schon Kinder Gottes sind, und daß durch die Art der natürlichen Abstammung (der wahren Kinder Abrahams) die Wiedergeburt durch die Taufe vorgebildet war? Was dort das natürliche Gebärorgan, ist hier das Wasser. Aber wie hier alles eine Wirkung des Hl. Geistes ist, so dort alles eine solche der Verheißung. Kälter als Wasser war das mütterliche Gebärorgan der Sara infolge der Unfruchtbarkeit und des Alters. — Führen wir was also den hohen Adel unserer Abstammung recht zu Gemüte, und erweisen wir uns seiner würdig durch unser Leben! Nichts Fleischliches, nichts Irdisches hat daran teil. Also wollen auch wir nichts dergleichen an uns tragen. Denn weder Beischlaf noch fleischliche Begierde noch Umarmung noch Sinnenlust, sondern einzig: die Liebe Gottes war die wirkende Ursache dieser unserer Wiedergeburt. Wie dort im hoffnungslosen Alter der Sara, so tritt hier im eingetretenen Greisenalter der Sünde der neue Isaak zutage, und alle sind wir Kinder Gottes und Nachkommenschaft Abrahams geworden.

---
[1] 1 Mos 18,10


[4]
Der hl. Apostel Paulus (Rom III,20) hat geschrieben:Denn durch die Werke des Gesetzes wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt; denn durch das Gesetz kommt die Erkenntnis der Sünde.


Der hl. Apostel Paulus (Col II,14) hat geschrieben:... als er ausgetilgt hat, die/den uns entgegenstehende(n) Handschrift/Schuldschein, in Geboten, die gegen uns waren, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte.

[5]
Der hl. Apostel Paulus (Rom IX,6f.) hat geschrieben:Denn nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel; auch nicht alle, weil sie Nachkommen Abrahams sind, sind deshalb schon seine Kinder

[6]
Der hl. Apostel Petrus (I Petr II,9f.) hat geschrieben:Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid


Gott der Herr hat sich ein neues Volk gemacht, wie er sich auch das alte Volk gemacht hat.
[7] Gerade in Hinsicht auf Zweck, Nutzen und Erfüllung des Bundes.
[8]
Der hl. Apostel Paulus (Rom IX,12 – und die vorhergehenden Verse) hat geschrieben:Der Ältere wird dem Jüngeren dienen; wie geschrieben steht: Jakob habe ich geliebt, Esau habe ich gehasst

[9] Cf. Rom XI,28f. — Das sagt nun über das Weiterbestehen des Bundes noch gar nichts aus. Die Erklärung Nostræ ætate sagt, was das angeht, m. E. nichts, was der oben zitierten Passage von S. Hl. Papst Pius XII. widerspricht.

St. Johannes Chrysostomus, [i]In epistula ad Romanos commentarius[/i], Cap. XI. V. 7—36., 7 hat geschrieben:Aber gleichwohl hat Gott ihre Berufung nicht ganz und gar fallen gelassen, sondern er wartet die Zeit ab, bis alle Heiden, die willens sein werden, zu glauben, zum Glauben gelangt sein werden; dann werden auch die Juden dazu kommen. Hierauf sagt ihnen der Apostel noch etwas anderes zu Gefallen: „In Hinsicht auf die Tatsache ihrer Auserwählung dagegen sind sie Gottes Lieblinge um der Väter willen.“ Was soll das heißen? Sind sie einmal Gottes Feinde, dann bleibt ihnen die Strafe nicht aus; sind sie aber seine Lieblinge, dann nützt ihnen auch die Tugend ihrer Vorfahren nichts, wenn sie nicht glauben. Aber immerhin sind es tröstliche Worte, die da der Apostel, wie ich schon sagte, zu den Juden spricht, um sie für sich zu gewinnen. [...] — Hier weist der Apostel darauf hin, daß die Heiden zuerst berufen gewesen, und dann erst, als sie nicht wollten, die Juden auserwählt worden seien, und daß sich dasselbe nachher wiederholt habe. Denn erst, als die Juden nicht glauben wollten, kam Gott wieder zurück auf die heidnischen Völker. Aber dabei bleibt der Apostel nicht stehen. Er läßt die ganze (Heilsgeschichte) nicht auf die Verwerfung der Juden hinauslaufen, sondern gibt ihr eine solche Wendung, daß diese wieder das Erbarmen (Gottes) erfahren. Sieh, wieviel er den Heiden einräumt! Ebensoviel hat er früher den Juden eingeräumt. Als ihr, die ihr einstmals Heiden waret, spricht er, euch ungehorsam gegen Gott zeigtet, da kamen die Juden an die Reihe; als aber wieder diese ungehorsam waren, kamet ihr daran. Die Juden sind aber nicht endgiltig verloren. „Gott hat sie alle in Ungehorsam verstrickt“, d. h. er hat zugelassen, daß sie sich als ungehorsam erwiesen, nicht damit sie ungehorsam blieben, sondern um die einen durch die Eifersucht auf die andern zu retten: die Juden durch die Heiden und die Heiden durch die Juden. Sieh nur: Ihr waret ungehorsam, und die Juden sind gerettet worden; dann waren wieder diese ungehorsam, und ihr wurdet gerettet. Aber nicht dazu seid ihr gerettet worden, daß ihr auch wieder abtrünnig werdet wie die Juden, sondern daß ihr durch euren anhaltenden Eifer diese wieder heranzieht.
Zuletzt geändert von Thomas_de_Austria am Samstag 3. Januar 2015, 22:14, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Unsere „älteren Brüder“

Beitrag von lifestylekatholik »

Firmian hat geschrieben:"Gebrochen" heißt ja nicht automatisch Vertragsbeendigung. Und gilt ja auch nicht für alle. Es gab und gibt sicher Juden, die sich an die mosaischen Gesetze halten und auch sonst keine "Pharisäer" (nicht als Glaubensrichtung, sondern im Sinne von "Heuchler") sind, sondern ein gottesfürchtiges Leben führen. Zu denen würde ich nicht sagen, der Bund zwischen Gott und ihnen gälte eh nicht mehr.
Ist nicht der Glaube der Synagoge auf das Kommen des Messias ausgerichtet? Und wenn der Messias nun gekommen ist (das Gesetz und die Propheten zu erfüllen), aber jemand ihn nicht als Messias anerkennt, ist dieser jemand dann dem Gesetze treu?

Ich kann mir das nicht recht vorstellen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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