Jesus als Weisheitslehrer

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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overkott
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Jesus als Weisheitslehrer

Beitrag von overkott »

Jesus scheint im Paulusjahr etwas unterzugehen.

Welche Stellen im Evangelium sind für seine Lehre besonders markant?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Jo 19,30.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Genesis bis Offenbarung.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

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overkott
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Beitrag von overkott »

Nehmen wir das Evangelium nach Markus.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Mc 15,37.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Wie verstehst du das, Robert?

Raphael

Beitrag von Raphael »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Mc 15,37.
Also doch filioque!

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Mc 15,37.
Also doch filioque!
Natürlich.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raphael hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Mc 15,37.
Also doch filioque!
Zusammenhang?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

overkott hat geschrieben:Wie verstehst du das, Robert?

I Cor 1,22-24
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Mc 15,37.
Also doch filioque!
Zusammenhang?
Mc 15,37:
Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.
Die Formulierung "Dann hauchte er den Geist aus." könnte man jetzt rein synonym verstehen; dann sind es halt andere Worte für den Prozeß des Sterbens.
In diesem Falle sagt die Stelle nicht mehr aus, als daß Jesus danach eben tot war; so tot wie jeder andere Mensch auch, wenn er gestorben ist.

Man kann das Wort Geist jedoch auch synonym für das Wort "Leben" verstehen. Dann ist Jesus zwar am Kreuz gestorben, hat jedoch seinen Geist noch im letzten Atemzug in diese Welt gehaucht. Wenn auch Jesus (für diese drei Tage zwischen Karfreitag und Ostern) tot ist, so ist doch noch sein Geist in dieser Welt. In etwas gewagter Weise könnte man sagen, daß diese Aushauchung des Geistes am Kreuz von Golgatha eine Vorwegnahme des Pfingstfestes ist. Wobei der Geist am Kreuz nur als ein Hauch wahrzunehmen ist, im Gegensatz zum feurigen Auftreten bei Pfingstfest selber.

Der von Jesus ausgehauchte Geist blieb demzufolge in der Welt, obwohl Jesus am Kreuze starb und sich auf seine Höllenfahrt begab. Welchen Geist sollte Jesus also ausgehaucht haben außer dem Hl. Geist selber, der auch jedes der Worte begleitete, die Jesus zu seinen Lebzeiten gesprochen hatte?
Ich glaube, es war der Hl. Geist, von dem ER auch sein ganzes Leben lang erfüllt war und der unsterblich ist.

Wird das "filioque" nun klarer?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Verstanden, was du meinst. – Aber der Vers ist keinesfalls so
zu deuten: ὁ δὲ ᾽Ιησοῦς ἀϕεὶς ϕωνὴν μεγάλην ἐξέπνευσεν.
Ἐξέπνευσεν! Das heißt einfach: „er hauchte aus“. Meinetwe-
gen: „er tat seinen letzten Atemzug“, oder auch: „er verröchel-
te“. Mehr steht da nicht.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Verstanden, was du meinst. – Aber der Vers ist keinesfalls so
zu deuten: ὁ δὲ ᾽Ιησοῦς ἀϕεὶς ϕωνὴν μεγάλην ἐξέπνευσεν.
Ἐξέπνευσεν! Das heißt einfach: „er hauchte aus“. Meinetwe-
gen: „er tat seinen letzten Atemzug“, oder auch: „er verröchel-
te“. Mehr steht da nicht.
Natürlich. Aber du weißt, wie das mit dem vielfachen Schriftsinn ist. Du kannst das Wörtliche wörtlich nehmen. Ich halte Raphaels geistliche Lesung jedenfalls für legitim, zumal es ja auch sehr erbauliche Parallelstellen gibt.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die verschiedenen Sinnebenen muß man aus dem Text aber heraus-
lesen können. Hier wurde der Sinn hineingelesen. Er steckt nicht drin,
das ist schon rein sprachlich ganz ausgeschlossen. Darum ist’s in die-
sem Fall nicht legitim.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Lc 23,46

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

;D Ja, da steht der „Geist“ drin: καὶ ϕωνήσας ϕωνῇ μεγάλῃ ὁ ᾽Ιησοῦς
εἶπεν,  Πάτερ,  εἰς χεῖράς σου παρατίϑεμαι τὸ πνεῦμά μου· τοῦτο δὲ
εἰπὼν ἐξέπνευσεν.

Aber welcher Geist ist gemeint? Des Menschen Geist oder jener der
Gottheit?
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: ;D Ja, da steht der „Geist“ drin: καὶ ϕωνήσας ϕωνῇ μεγάλῃ ὁ ᾽Ιησοῦς
εἶπεν, Πάτερ, εἰς χεῖράς σου παρατίϑεμαι τὸ πνεῦμά μου· τοῦτο δὲ
εἰπὼν ἐξέπνευσεν.

Aber welcher Geist ist gemeint? Des Menschen Geist oder jener der
Gottheit?
Wer solche Fragen stellt, sollte die Antwort kennen! ;D

Hatte Jesus denn zwei Geister, einen menschlichen und einen göttlichen?
Oder hatte er zwei Naturen, eine menschliche und eine göttliche?
Ist Natur und Geist denn ein und dasselbe oder schafft (genauer: schöpft) der Geist die Natur?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:;D Ja, da steht der „Geist“ drin: καὶ ϕωνήσας ϕωνῇ μεγάλῃ ὁ ᾽Ιησοῦς
εἶπεν, Πάτερ, εἰς χεῖράς σου παρατίϑεμαι τὸ πνεῦμά μου· τοῦτο δὲ
εἰπὼν ἐξέπνευσεν.

Aber welcher Geist ist gemeint? Des Menschen Geist oder jener der
Gottheit?
Wer solche Fragen stellt, sollte die Antwort kennen! ;D

Hatte Jesus denn zwei Geister, einen menschlichen und einen göttlichen?
Oder hatte er zwei Naturen, eine menschliche und eine göttliche?
Ist Natur und Geist denn ein und dasselbe oder schafft (genauer: schöpft) der Geist die Natur?
Betrachten wir dazu das höchste Sein als principium paternitatis, als Urheber des Lebens, den wir als Gott den Vater unser verehren. Gott erweist sich als Urheber des Lebens, indem er die zweite Person hervorbringt und sie mit Atem belebt. Das ist mit Zeugung und Hauchung ausgedrückt. Die zweite Person lebt, weil sie den Geist des Vaters haucht.

Wie aber können wir den Geist personal verstehen? Bonaventura sagt: Wenn es eine nicht hervorgebrachte, aber hervorbringende Person gibt, eine hervorgebrachte und nicht hervorbringende, dann - was fehlt? - eine mittlere Person, die hervorgebracht ist und hervorbringt.

Diese Logik ist nicht zwingend, sondern einfach umwerfend. Bonaventura sagt selbst: Diese Wahrheit ist nur in dem Geist verständlich, in dem die Engel, die Propheten und die Philosophen für wahr halten, was sie sagen.

Wenn also der Sohn den Lebensgeist des Vaters haucht und seinen Lebensgeist dem Vater wieder in die Hände legt, haben wir das filioque erwiesen.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Sollen wir den Threadtitel jetzt umbennen in "Bonaventura als Weisheitslehrer"? :hmm:

Ich glaube: Nein, obwohl Giovanni Fidanza schon sehr weise ist! :)

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overkott
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Beitrag von overkott »

:)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raphael hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben: ;D Ja, da steht der „Geist“ drin: καὶ ϕωνήσας ϕωνῇ μεγάλῃ ὁ ᾽Ιησοῦς
εἶπεν, Πάτερ, εἰς χεῖράς σου παρατίϑεμαι τὸ πνεῦμά μου· τοῦτο δὲ
εἰπὼν ἐξέπνευσεν.

Aber welcher Geist ist gemeint? Des Menschen Geist oder jener der
Gottheit?
Wer solche Fragen stellt, sollte die Antwort kennen! ;D

Hatte Jesus denn zwei Geister, einen menschlichen und einen göttlichen?
Oder hatte er zwei Naturen, eine menschliche und eine göttliche?
Ist Natur und Geist denn ein und dasselbe oder schafft (genauer: schöpft) der Geist die Natur?
Ich kenne freilich die Antwort, o Raphaël, und wollte dich durch meine
sokratische Frage ebendahin leiten. Leider muß ich’s jetzt abkürzen.
Der Gottheit nach hat Jesus nicht einen Geist, Er ist Geist. Erstens.

Zweitens: Wäre der Heilige Geist gemeint, Gott in Person, könnte Jesus
nicht sagen: In deine Hände, Vater, befehle ich meinen Geist. Es sei denn,
du wolltest die neue Lehre begründen, der Heilige Geist gehe zuvörderst
vom Sohn aus.

Doch natürlich geht es hier, drittens, um die Menschheit Jesu. Näherhin
um deren Tod. Davon redet hier der Herr. Denn nur Seiner Menschheit
nach hat Christus einen Geist, und zwar die gottebenbildliche Geistseele,
die Form des Leibes, welche Er am Kreuze aushaucht.

Overkott hat geschrieben:Wenn also der Sohn den Lebensgeist des Vaters haucht und seinen Lebensgeist dem Vater wieder in die Hände legt, haben wir das filioque erwiesen.
Der Sohn haucht hier keinen Lebensgeist, Er stirbt. Meine Herren. Nun
laßt doch mal diese Micky-Maus-Exegese.

Das Hauchen des Lebensgeists hat seinen Platz bei der Schöpfung. Dar-
an hat der Logos teil, denn durch Ihn ist alles erschaffen. Daran hat teil
auch der Schöpfer Geist. Aber das Hauchen des Lebensgeists ist nicht die
Ausgießung des Heiligen Geistes. Und selbst die Ausgießung des Heiligen
Geistes ist eine Sache der Ökonomie, nicht des innergöttlichen Hervor-
gangs.

Also bitte, blamiert uns Westler nicht, indem ihr auf solch verfehlte Weise
das filioque zu erweisen sucht.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Overkott hat geschrieben:Wenn also der Sohn den Lebensgeist des Vaters haucht und seinen Lebensgeist dem Vater wieder in die Hände legt, haben wir das filioque erwiesen.
Der Sohn haucht hier keinen Lebensgeist, Er stirbt. Meine Herren. Nun
laßt doch mal diese Micky-Maus-Exegese.
Aber, Robert, wenn der Geist doch die leibliche Hülle verlässt, nennt man das sterben. Ich bitte euch. Wer liest denn hier zu viel Comics?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Was du da mit „Lebensgeist“ meintest, ist sehr wolkig. Fast hätte
ich gesagt: Windhauch. Was jedenfalls Jesus Christus am Kreuz aus-
hauchte, war nicht „Lebensgeist“ des Vaters, sondern seine eigene,
menschliche Geistseele.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Du weißt, dass Windhauch nur eine poetisch-metaphorische Übersetzung von vanitas (= Leere, Nichtigkeit, Vergeblichkeit, Eitelkeit) ist.

Also trinitarisch-theologisch hat Christus keine zusätzliche menschliche Geistseele. Denn der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft und sie empfing vom Heiligen Geist. Also mit der Empfängnis kam der Heilige Geist als Seele auf Jesus herab, den er am Kreuz aushauchte.

Alles andere ist eine wörtliche Lesart der Bibel, der der geistliche Schriftsinn fehlt.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

overkott hat geschrieben:Also trinitarisch-theologisch hat Christus keine zusätzliche menschliche Geistseele.
Dann wäre Er aber auch nicht "wahrer Mensch", nicht "Mensch geworden", wie es im Credo heißt. Sicher hast Du Dich mal mit Apollinarius beschäftigt? Christus wäre so, wie Du es oben schreibst, unmöglich der Erlöser der Menschen. "Was nicht [von Ihm] angenommen ist, das ist auch nicht durch Ihn geheilt; was aber mit Gott vereint ist, das ist erlöst" (so in etwa der hl. Gregor von Nazianz zu diesem Thema). Und es ging ja sicher nicht um die Erlösung des Leibes, wie es auch nicht der Leib ist, der durch den Fall beschädigt wurde.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Nietenolaf hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Also trinitarisch-theologisch hat Christus keine zusätzliche menschliche Geistseele.
Dann wäre Er aber auch nicht "wahrer Mensch", nicht "Mensch geworden", wie es im Credo heißt. Sicher hast Du Dich mal mit Apollinarius beschäftigt? Christus wäre so, wie Du es oben schreibst, unmöglich der Erlöser der Menschen. "Was nicht [von Ihm] angenommen ist, das ist auch nicht durch Ihn geheilt; was aber mit Gott vereint ist, das ist erlöst" (so in etwa der hl. Gregor von Nazianz zu diesem Thema). Und es ging ja sicher nicht um die Erlösung des Leibes, wie es auch nicht der Leib ist, der durch den Fall beschädigt wurde.
Der BBKL informiert in folgender Weise:
APOLLINARIS von Laodicea in Syrien, einer der bedeutendsten Theologen seines Zeitalters, Begründer des Apollinarismus, Apologet des Christentums gegen den Neuplatoniker Porphyrius, fruchtbarer exegetischer und dogmatischer Schriftsteller, um 310 in Laodicea als Sohn eines Grammatiklehrers und Presbyters, † um 392. - A. wurde in Laodicea Lehrer der Beredsamkeit, dann Lektor und um 362 Bischof. Er mußte wegen seiner Christologie um 375 sein Amt aufgeben und wirkte dann als freier Lehrer. - A. war anfangs orthodoxer Kirchenlehrer und Vertreter des nicänischen Symbols. Bekannt wurde er durch seine christologische Spekulation, die die griechische dogmengeschichtliche Entwicklung aufs stärkste beeinflußt hat. Ihm ging es darum, das Verhältnis zwischen Gottheit und Menschheit in Christus zu klären, nachdem im trinitarischen Lehrstreit endgültig die Gottheit des Logos festgestellt worden war. Auf Grund der platonischen trichotomischen Auffassung des Menschen lehrte A., der Logos habe bei seiner Menschwerdung nur die Seele und den Leib, nicht aber den Geist des Menschen angenommen; an die Stelle des Geistes sei der Logos getreten. Mit seinem Versuch, das Problem, wie die reale Vereinigung des Göttlichen und Menschlichen in Christus möglich sei, zu lösen, erkannte A. zwar die Vollkommenheit der göttlichen Natur in Christus an, leugnete aber die Vollkommenheit der menschlichen Natur Christi. Athanasius sprach sich schon 362 auf der Synode zu Alexandrien gegen A. aus. Auch die »drei großen Kappadozier«, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa und Basilius der Große, traten gegen ihn auf. Die Synode zu Rom 375 und 382, die zu Antiochien 378 und die zweite ökumenische Synode zu Konstantinopel 381 haben die Lehre des A., den Apollinarismus, offiziell verurteilt. A. ist der Vorläufer des großen im 5. Jahrhundert beginnenden christologischen Streites.
Diese als Häresie verurteilte Ansicht des Apollinarius ist also nicht mit der vom Bonaventura-Verehrer Overkott geäußerten Ansicht deckungsgleich.

Mir stellt sich das in Rede stehende Verhältnis eher so dar, daß die Geistseele des Menschen Jesus mit dem Hl. Geist derartig innig vereint ist, daß man keine Unterscheidung vornehmen kann.
Diese innige Vereinigung ist dann auch auf die Worte zu beziehen, die der Mensch Jesus zu seinen Lebzeiten auf Erden gesprochen hat. Sie waren schlicht und ergreifend so geisterfüllt, daß sie bis an das Ende der Zeiten den Menschen, die IHM nachfolgen, ein Licht sein werden.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
Nietenolaf hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Also trinitarisch-theologisch hat Christus keine zusätzliche menschliche Geistseele.
Dann wäre Er aber auch nicht "wahrer Mensch", nicht "Mensch geworden", wie es im Credo heißt. Sicher hast Du Dich mal mit Apollinarius beschäftigt? Christus wäre so, wie Du es oben schreibst, unmöglich der Erlöser der Menschen. "Was nicht [von Ihm] angenommen ist, das ist auch nicht durch Ihn geheilt; was aber mit Gott vereint ist, das ist erlöst" (so in etwa der hl. Gregor von Nazianz zu diesem Thema). Und es ging ja sicher nicht um die Erlösung des Leibes, wie es auch nicht der Leib ist, der durch den Fall beschädigt wurde.
Der BBKL informiert in folgender Weise:
APOLLINARIS von Laodicea in Syrien, einer der bedeutendsten Theologen seines Zeitalters, Begründer des Apollinarismus, Apologet des Christentums gegen den Neuplatoniker Porphyrius, fruchtbarer exegetischer und dogmatischer Schriftsteller, um 310 in Laodicea als Sohn eines Grammatiklehrers und Presbyters, † um 392. - A. wurde in Laodicea Lehrer der Beredsamkeit, dann Lektor und um 362 Bischof. Er mußte wegen seiner Christologie um 375 sein Amt aufgeben und wirkte dann als freier Lehrer. - A. war anfangs orthodoxer Kirchenlehrer und Vertreter des nicänischen Symbols. Bekannt wurde er durch seine christologische Spekulation, die die griechische dogmengeschichtliche Entwicklung aufs stärkste beeinflußt hat. Ihm ging es darum, das Verhältnis zwischen Gottheit und Menschheit in Christus zu klären, nachdem im trinitarischen Lehrstreit endgültig die Gottheit des Logos festgestellt worden war. Auf Grund der platonischen trichotomischen Auffassung des Menschen lehrte A., der Logos habe bei seiner Menschwerdung nur die Seele und den Leib, nicht aber den Geist des Menschen angenommen; an die Stelle des Geistes sei der Logos getreten. Mit seinem Versuch, das Problem, wie die reale Vereinigung des Göttlichen und Menschlichen in Christus möglich sei, zu lösen, erkannte A. zwar die Vollkommenheit der göttlichen Natur in Christus an, leugnete aber die Vollkommenheit der menschlichen Natur Christi. Athanasius sprach sich schon 362 auf der Synode zu Alexandrien gegen A. aus. Auch die »drei großen Kappadozier«, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa und Basilius der Große, traten gegen ihn auf. Die Synode zu Rom 375 und 382, die zu Antiochien 378 und die zweite ökumenische Synode zu Konstantinopel 381 haben die Lehre des A., den Apollinarismus, offiziell verurteilt. A. ist der Vorläufer des großen im 5. Jahrhundert beginnenden christologischen Streites.
Diese als Häresie verurteilte Ansicht des Apollinarius ist also nicht mit der vom Bonaventura-Verehrer Overkott geäußerten Ansicht deckungsgleich.

Mir stellt sich das in Rede stehende Verhältnis eher so dar, daß die Geistseele des Menschen Jesus mit dem Hl. Geist derartig innig vereint ist, daß man keine Unterscheidung vornehmen kann.
Diese innige Vereinigung ist dann auch auf die Worte zu beziehen, die der Mensch Jesus zu seinen Lebzeiten auf Erden gesprochen hat. Sie waren schlicht und ergreifend so geisterfüllt, daß sie bis an das Ende der Zeiten den Menschen, die IHM nachfolgen, ein Licht sein werden.
Das ist klar.

So wird auch verständlich, dass der Vater den Sohn im Heiligen Geist schon von Ewigkeit her gezeugt hat und ihn mit dem Heiligen Geist beseelt hat.

Raphael hat den Zusammenhang von Seele und Geist völlig richtig angesprochen. Denn der Heilige Geist ist nicht nur die Seele Gottes, sondern auch das gehauchte Wort, mit dem sich der Vater im Sohn offenbart und erklärt. Sehr schön macht der Evangelist Johannes dies deutlich mit der Stelle Io 12,28 Pater clarifica tuum nomen venit ergo vox de caelo et clarificavi et iterum clarificabo

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich bin völlig perplex und schockiert, welcher Abgrund häretischer
Ansichten sich hier auftut. Ich hätte euch das nicht zugetraut. Ihr
seid euch dessen offensichtlich nicht bewußt. Aber nehmt bitte die
Zurechtweisung ernst und versucht – bevor ihr noch weiter in die
verkehrte Richtung argumentierend voranschreitet – euch in aller
Ruhe über die christologischen und trinitarischen Definitionen der
ersten Konzilien zu informieren.

Ich werde voraussichtlich heute leider nicht mehr zu weiteren Erläu-
terungen kommen. Vielleicht schafft es Roman oder ein anderer. Bloß
soviel noch auf die Schnelle:

Die Aussage, »daß die Geistseele des Menschen Jesus mit dem Hl.
Geist derartig innig vereint« sei, »daß man keine Unterscheidung vor-
nehmen« könne, ist abwegig und häretisch.

Ebenso sind die Aussagen, »daß der Vater den Sohn im Heiligen Geist
schon von Ewigkeit her gezeugt .. und ihn mit dem Heiligen Geist be-
seelt« habe und daß »der Heilige Geist .. nicht nur die Seele Gottes,
sondern auch das gehauchte Wort« sei, abwegig und häretisch.

Ich zweifle, ob ihr euch der Tragweite, ja überhaupt der Bedeutung
dieser Aussagen bewußt seid. Fast scheint es, als würdet ihr euch an
hochtheologisch klingenden, aber möglichst verstiegenen und unver-
ständlichen Satzkonstruktionen ergötzen, die ihr selber nicht durch-
schaut.

Und nun atmet erst mal tief durch, und dann fangt ihr an zu denken
und zu lesen (Konzilien!), bevor ihr euch auf die Hinterbeine stellt und
weitere Verstiegenheiten vom Stapel laßt. Danke.
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Beitrag von overkott »

Lieber Robert,

wir nehmen an, dass du das Konzil von Kalkedon nicht in Frage stellst, was Präexistenz, Wesensgleichheit und Doppelnatur anbelangt.

Raphael hat die unvermischte und ungetrennte Einheit der beiden Naturen von Geist und Seele Jesu Christi sehr klar zum Ausdruck gebracht.

Traditionsgemäß verstehen wir den Heiligen Geist als das gehauchte Wort, das aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht bis zum Tod am Kreuz.

Deshalb nehmen wir deine Polemik auch gar nicht so schrecklich ernst.

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Raphael hat geschrieben:
Nietenolaf hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Also trinitarisch-theologisch hat Christus keine zusätzliche menschliche Geistseele.
Dann wäre Er aber auch nicht "wahrer Mensch", nicht "Mensch geworden", wie es im Credo heißt. Sicher hast Du Dich mal mit Apollinarius beschäftigt? Christus wäre so, wie Du es oben schreibst, unmöglich der Erlöser der Menschen. "Was nicht [von Ihm] angenommen ist, das ist auch nicht durch Ihn geheilt; was aber mit Gott vereint ist, das ist erlöst" (so in etwa der hl. Gregor von Nazianz zu diesem Thema). Und es ging ja sicher nicht um die Erlösung des Leibes, wie es auch nicht der Leib ist, der durch den Fall beschädigt wurde.
Der BBKL informiert in folgender Weise:
APOLLINARIS von Laodicea in Syrien, einer der bedeutendsten Theologen seines Zeitalters, Begründer des Apollinarismus, Apologet des Christentums gegen den Neuplatoniker Porphyrius, fruchtbarer exegetischer und dogmatischer Schriftsteller, um 310 in Laodicea als Sohn eines Grammatiklehrers und Presbyters, † um 392. - A. wurde in Laodicea Lehrer der Beredsamkeit, dann Lektor und um 362 Bischof. Er mußte wegen seiner Christologie um 375 sein Amt aufgeben und wirkte dann als freier Lehrer. - A. war anfangs orthodoxer Kirchenlehrer und Vertreter des nicänischen Symbols. Bekannt wurde er durch seine christologische Spekulation, die die griechische dogmengeschichtliche Entwicklung aufs stärkste beeinflußt hat. Ihm ging es darum, das Verhältnis zwischen Gottheit und Menschheit in Christus zu klären, nachdem im trinitarischen Lehrstreit endgültig die Gottheit des Logos festgestellt worden war. Auf Grund der platonischen trichotomischen Auffassung des Menschen lehrte A., der Logos habe bei seiner Menschwerdung nur die Seele und den Leib, nicht aber den Geist des Menschen angenommen; an die Stelle des Geistes sei der Logos getreten. Mit seinem Versuch, das Problem, wie die reale Vereinigung des Göttlichen und Menschlichen in Christus möglich sei, zu lösen, erkannte A. zwar die Vollkommenheit der göttlichen Natur in Christus an, leugnete aber die Vollkommenheit der menschlichen Natur Christi. Athanasius sprach sich schon 362 auf der Synode zu Alexandrien gegen A. aus. Auch die »drei großen Kappadozier«, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa und Basilius der Große, traten gegen ihn auf. Die Synode zu Rom 375 und 382, die zu Antiochien 378 und die zweite ökumenische Synode zu Konstantinopel 381 haben die Lehre des A., den Apollinarismus, offiziell verurteilt. A. ist der Vorläufer des großen im 5. Jahrhundert beginnenden christologischen Streites.
Diese als Häresie verurteilte Ansicht des Apollinarius ist also nicht mit der vom Bonaventura-Verehrer Overkott geäußerten Ansicht deckungsgleich.

Mir stellt sich das in Rede stehende Verhältnis eher so dar, daß die Geistseele des Menschen Jesus mit dem Hl. Geist derartig innig vereint ist, daß man keine Unterscheidung vornehmen kann.
Die Kopten (und andere Monophysiten) erklären heute es genauso. Ist aber falsch.
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

Raphael

Beitrag von Raphael »

Sebastian hat geschrieben:Die Kopten (und andere Monophysiten) erklären heute es genauso. Ist aber falsch.
Bist Du Dir sicher, daß Du das Geschriebene richtig verstanden hast? :hmm:

Raphael

Beitrag von Raphael »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ich bin völlig perplex und schockiert, welcher Abgrund häretischer
Ansichten sich hier auftut. Ich hätte euch das nicht zugetraut. Ihr
seid euch dessen offensichtlich nicht bewußt. Aber nehmt bitte die
Zurechtweisung ernst und versucht – bevor ihr noch weiter in die
verkehrte Richtung argumentierend voranschreitet – euch in aller
Ruhe über die christologischen und trinitarischen Definitionen der
ersten Konzilien zu informieren.

Ich werde voraussichtlich heute leider nicht mehr zu weiteren Erläu-
terungen kommen. Vielleicht schafft es Roman oder ein anderer. Bloß
soviel noch auf die Schnelle:

Die Aussage, »daß die Geistseele des Menschen Jesus mit dem Hl.
Geist derartig innig vereint« sei, »daß man keine Unterscheidung vor-
nehmen« könne, ist abwegig und häretisch.

Ebenso sind die Aussagen, »daß der Vater den Sohn im Heiligen Geist
schon von Ewigkeit her gezeugt .. und ihn mit dem Heiligen Geist be-
seelt« habe und daß »der Heilige Geist .. nicht nur die Seele Gottes,
sondern auch das gehauchte Wort« sei, abwegig und häretisch.

Ich zweifle, ob ihr euch der Tragweite, ja überhaupt der Bedeutung
dieser Aussagen bewußt seid. Fast scheint es, als würdet ihr euch an
hochtheologisch klingenden, aber möglichst verstiegenen und unver-
ständlichen Satzkonstruktionen ergötzen, die ihr selber nicht durch-
schaut.

Und nun atmet erst mal tief durch, und dann fangt ihr an zu denken
und zu lesen (Konzilien!), bevor ihr euch auf die Hinterbeine stellt und
weitere Verstiegenheiten vom Stapel laßt. Danke.
Das würde mich aber wirklich 'mal interessieren, welchen "Abgrund an Gottesverrat" Du bei dieser (meiner) Formulierung witterst ..............

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