Magnifikat/ökumenischer Gottesdienst

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Jos.Breuer
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Magnifikat/ökumenischer Gottesdienst

Beitrag von Jos.Breuer »

Gott zum Gruß!
Ich möchte mich mit folgendem Beitrag einführen:
Beim ökumenischen Gottesdienst am Tag der deutschen Einheit in Magdeburg wurde ich freudig überrascht als der evgl.Pfarrer(Bischof?) das Magnifikat öffentlich gebetet und auch für seine evgl.Teilnehmer die Mutter Gottes als Fürbitterin bei Gott empfohlen hat. Bisher habe ich andererorts von diesem überaus wichtigen Vorfall nichts gehört, zumal ja noch darüberhinaus in dieser Kirche eine Marienstatue mit Kerzenstand aufgestellt wurde. Eine Tochter hat ihre Mutter wiedergefunden. Dieses Finden zur Wurzel finde ich überaus verheißungsvoll für die Ökumene. Vielleicht kommen wir über die Mutter Jesu, die ja doch die Mutter aller Christen ist, schneller zur Einheit (aber nicht in der Vielfalt).

Mit herzl.Grüßen, JB

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ich denke mit dem Magnificat sollten die evangelischen Christen keine Probleme habe, da es ein Text aus dem NT ist.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Das ist zwar korrekt, Juergen, aber ich finde den Vorgang dennoch bemerkenswert.
Denn es ist noch längst nicht so, dass bei Protestanten biblische Belege für die Marienfrömmigkeit auch benannt werden - geschweige denn im Gottesdienst. Je nach "Prägung" machen nicht wenige einen weiten Bogen um die Gottesmutter, vielleicht weil es typisch katholisch ist.
Insofern finde ich es gut, wenn - wie hier - eine gewisse Unbefangenheit zum marianischen auch von evangelischer Seite an den Tag gelegt wird. Danke für den Hinweis, Jos.Breuer!

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umusungu
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Re: Magnifikat/ökumenischer Gottesdienst

Beitrag von umusungu »

Jos.Breuer hat geschrieben:Vielleicht kommen wir über die Mutter Jesu, die ja doch die Mutter aller Christen ist, schneller zur Einheit (aber nicht in der Vielfalt).
Für die Einheit der Christen sollte gelten:
"In necessariis unitas - in dubiis libertas - in omnibus caritas"
im Notwendigen Einheit
im Zweifel Freiheit
in allem die Liebe

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Niels
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Beitrag von Niels »

Und wer sagt mir, ob etwas notwendig ist oder nicht?
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Lucia

Beitrag von Lucia »

Niels hat geschrieben:Und wer sagt mir, ob etwas notwendig ist oder nicht?
Wie wär's mit der Not?

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Ich hatte mal in meinem Nebenfach Bayerische Geschichte zu meiner Überraschung über ein Mariengebet Luthers u.a. ein Referat zu halten. Leider weiß ich nicht mehr wo es sich findet und wie es genau lautete.

Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

von Luther selber gibt es eine bekannte Magnificat-Auslegung aus dem Jahr 1521: http://www.winbibel.de/Leseecke/magni.html

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Heike
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Beitrag von Heike »

Es stimmt schon, dass viele evangelische/evangelikale Christen einen großen Bogen um das Thema "Maria" machen. Aber ehrlich gesagt kann ich nicht nachvollziehen, warum ein in der Bibel überliefertes Gebet ein Problem sein soll.
Mit den alttestamentlichen Psalmen tun sich protestantische Christen scheinbar leichter, als mit den neutestamentlichen Lobliedern - nicht nur das Magnifikat, sondern auch die anderen Loblieder in den ersten Kapiteln des Lukasevangeliums. Ich habe nie begriffen, wo genau das Problem liegt. :roll: Da scheint es ganz starke, um Teil irrationale Berührungsängste zu geben. Theologisch kann man das jedenfalls, auch von protestantischer Seite aus, nicht begründen.

Übrigens, wieso ist dieser Thread eigentlich nicht in der Rubrik "Ökumene", wo es doch explizit um dieses Thema geht? :kratz:

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hängt das nicht von der Hauptrichtung ab? Ich glaube, die Lutheraner haben mit Maria sowieso weniger Probleme als die Reformierten. Dennoch verstehe ich auch hier die Ablehnung nicht, da doch die Konzilien der Alten Kirche z.B. die Gottesmutterschaft lehren. Und die werden doch auch von Calvin anerkannt, oder?

Stefan

Beitrag von Stefan »

Zenit hat geschrieben:Internationale anglikanisch-katholische Kommission erstellt Dokument über die Jungfrau Maria
„Maria: Gnade und Hoffnung in Christus” soll alte Teilungen überwinden

SEATTLE, 6. Februar 2004 (ZENIT.org).- "Mary: Grace and Hope in Christ” (Maria: Gnade und Hoffnung in Christus) lautet der Titel des neuesten Dokuments der Anglican - Roman Catholic International Commission (ARCIC), das am Dienstag in Seattle fertiggestellt worden ist.

Dies hat die ARCIC zu Ende des Treffens, das in der nordamerikanischen Stadt vom 28. Januar bis zum 3. Februar stattgefunden hat, bekannt gegeben. Den Vorsitz hatten Alexander J. Brunett, Erzbischof von Seattle, und Reverend Peter Carnley, Erzbischof von Perth und Primas der Anglikanischen Kirche Australiens.

Die Erklärung von Seattle, “Maria: Gnade und Hoffnung in Christus” wird nun dem Päpstlichen Rat für die Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kaspar, und dem Erzbischof von Canterbury, Seine Gnaden Rowan Williams, zusammen mit dem Anglikanischen Rat unterbreitet. Die Kommission hofft, dass beide kirchlichen Organe bald einer Veröffentlichung dieses Dokuments zustimmen werden.

Das Verständnis der Kirche über Maria “ist Gegenstand tiefgehender Kontroversen zwischen Anglikanern und Katholiken gewesen“, wird in einem Kommuniqué der Kommission festgestellt.

Die Diskussion in Seattle hat die katholischen Dogmen der Unbefleckten Empfängnis und der Aufnahme Mariens in den Himmel und die Frage, wie sie unter Umständen mit einer möglichen zukünftigen Wiederherstellung einer Gemeinschaft zusammen hängen könnten, in den weiteren Zusammenhang einer bibelbezogenen und theologischen Reflektion über Maria gestellt.

Nach einer inzwischen etablierten Methodologie hat die Kommission versucht, verhärtete Positionen zu überwinden und eine gemeinsame Herangehensweise an das zur Diskussion stehende Thema zu finden und zu artikulieren.

Die Veröffentlichung von „Maria: Gnade und Hoffnung in Christus” wird die zweite Arbeitsphase der Anglikanisch-Katholischen Kommission abschließen, die im Jahr 1982 von Papst Johannes Paul II. und den anglikanischen Erzbischof Robert Runcie in Auftrag gegeben worden war.

Im Laufe der letzten zwanzig Jahre hat die Kommission vier gemeinsame Erklärungen veröffentlicht - Salvation and the Church (Das Heil und die Kirche, 1987), The Church as Communion (Die Kirche als Gemeinschaft, 1991), Life in Christ (Leben in Christus, 1994) und The Gift of Authority (Die Gabe der Autorität, 1999). In jenem Jahr begann auch die Arbeit an der Betrachtung der Rolle der heiligen Jungfrau Maria im Leben und in der Doktrin der Kirche.

Die ARCIC-Kommission, die ihre Arbeit im Jahre 1970 begonnen hat, ist das Hauptinstrument des theologischen Dialogs zwischen der anglikanischen Gemeinschaft und der katholischen Kirche.

Die im Jahr 2001 gegründete International Anglican-Roman Catholic Commission for Unity and Mission (Internationale anglikanisch-katholische Kommission für Einheit und Mission IARCCUM) hingegen ist ein bischöflich geleitetes Gremium, das Initiativen fördern soll, die den Grad an Glaubensübereinstimmung zwischen Anglikanern und Katholiken ausdrücken.

Nach den Schwierigkeiten, die durch die Weihe eines praktizierenden Homosexuellen innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft an 25. November 2003 entstanden sind, sind Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen und Reverend Canon John L. Peterson, Generalsekretär des Anglikanischen Rates, übereingekommen, dass die laufende Arbeit der Anglican-Roman Catholic International Commission (ARCIC) bis zu ihrer Vollendung weiter gehen soll, wonach man der Planung der zukünftigen Termine und der nächsten Phase des theologischen Dialogs Aufmerksamkeit schenken wird.
ZG04020606
Quelle: Zenit

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Heike
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Beitrag von Heike »

Stefan hat geschrieben:Hängt das nicht von der Hauptrichtung ab? Ich glaube, die Lutheraner haben mit Maria sowieso weniger Probleme als die Reformierten.
Da haben wir allerdings noch das genaze andere Spektrum: Evangelikale, Pietisten, Charismatiker ... quer durch die Denominationen. Die Chrismatiker scheinen mir - zumindest mit den biblischen Berichten - noch die wenigsten Probleme zu haben (ausser die ganz extreme Ecke).
Ich gehöre selbst zu einer Freikirche und muss sagen, dass das Thema bei uns einfach ausgeblendet wird. Ich persönlich habe mit dem Magnifikat keinerlei Probleme. Ist für mich gleichberechtigt mit jedem anderen Psalm oder biblischen Gebet.

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Heike hat geschrieben:
Ich gehöre selbst zu einer Freikirche und muss sagen, dass das Thema bei uns einfach ausgeblendet wird. Ich persönlich habe mit dem Magnifikat keinerlei Probleme. Ist für mich gleichberechtigt mit jedem anderen Psalm oder biblischen Gebet.
Jetzt ist das Magnificat natürlich auch ein psalmenähnliches Gebet an Gott, und kein Gebet zu Maria. Und ist deshalb bestimmt auch leichter zu "akzeptieren", oder?

Gast

Beitrag von Gast »


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