Wo kommen wir her?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Interior
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Wo kommen wir her?

Beitrag von Interior »

Hallo Miteinander,

ich bin Neuling hier und habe gleich eine brenzlige Frage. Wo kommen wir her?
Aus Gen. 25,22-26; Jer. 1,5 und Luk. 1,13-17 ist zu entnehmen, dass wir Menschen bereits mit Vorprägungen auf die Welt kommen, die für unser weiteres Schicksal von Bedeutung sind.
Wenn die Anlagen gut sind, könnte man sie von Gott verursacht ansehen. Das scheitert aber bei schlechten Anlagen. Diese könnten wir nur unserer Sündhaftigkeit zuschreiben.
Eine Erbsünde im Sinne genetischer Vererbung scheitert, da man dann Geistig-Seelisches als Epiphänomen der Materie ansehen müsste. Man wäre dann zwar in Übereinstimmung mit einer materialistischen Weltanschauung aber sicher nicht mit der "biblischen Wahrheit".
Was meint ihr?

LG
interior

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Idiota
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Beitrag von Idiota »

Hallo Interior,
Wir kommen von Gott, woher sonst ?
Wir haben unterschiedlich viele Talente mitbekommen. Das sagt Jesus im Gleichnis. Damit müssen wir leben ( wuchern ).
Wir haben auch Schwächen und Mängel. Die haben wir als Aufgabe bekommen. Daran müssen wir arbeiten.
Wo ist das Problem ?
Gruß Idiota
Ich kreise um Gott den uralten Turm und ich kreise ...

Henry44
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Beitrag von Henry44 »

Das Problem ist, dass die Talente, die wir haben oder nicht haben, für extrem unterschiedliche Sozialchancen verantwortlich sind. Wer gamz gut ausgestattet ist, kann ja zufrieden sein, wer schlecht dran ist, hat vielleicht sein ganzes Leben eine Randexistenz. Armut wird weitgehend vererbt, das ist einfach so.

Henry44
Und wenn ich auch wandere durchs finstere Tal, so fürcht ich kein Unglück, denn du, Herr, bist bei mir.

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Samuel
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Beitrag von Samuel »

Henry44 hat geschrieben:Das Problem ist, dass die Talente, die wir haben oder nicht haben, für extrem unterschiedliche Sozialchancen verantwortlich sind. Wer gamz gut ausgestattet ist, kann ja zufrieden sein, wer schlecht dran ist, hat vielleicht sein ganzes Leben eine Randexistenz. Armut wird weitgehend vererbt, das ist einfach so.
Ich würde sagen, das Ziel unseres Lebens ist, grob gesagt, ein guter Mensch zu werden, um dann in den Himmel zu passen. Und hier sind die Chancen relativ gleich verteilt: Wem viel gegeben wurde, von dem wird auch viel verlangt werden.

Ansonsten kann ich nur bestätigen, was Idiota gesagt hat: Wir kommen von Gott, in dem Sinne, dass Gott will, dass ich da bin.
Meine Vorprägungen kommen auch von Gott, insofern er der Schöpfer von allem ist, aber sie sind auch auf innerweltliche Ursachen zurückzuführen, die auch von (z.T. bösen) Freiheitsentscheidungen geprägt sind.
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Folgenden Satz habe ich mal in einer Dokumentation über den Vatikan gehört:

"Aus der Ewigkeit kommen wir - In die Ewigkeit gehen wir".


Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Interior
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Beitrag von Interior »

Idiota hat geschrieben:Hallo Interior,
Wir kommen von Gott, woher sonst ?
Wir haben unterschiedlich viele Talente mitbekommen. Das sagt Jesus im Gleichnis. Damit müssen wir leben ( wuchern ).
Wir haben auch Schwächen und Mängel. Die haben wir als Aufgabe bekommen. Daran müssen wir arbeiten.
Wo ist das Problem ?
Gruß Idiota
Henry44 hat geschrieben:Das Problem ist, dass die Talente, die wir haben oder nicht haben, für extrem unterschiedliche Sozialchancen verantwortlich sind. Wer gamz gut ausgestattet ist, kann ja zufrieden sein, wer schlecht dran ist, hat vielleicht sein ganzes Leben eine Randexistenz. Armut wird weitgehend vererbt, das ist einfach so.

Henry44
Liebe Idiota, was Du sagst muss tatsächlich im Zusammenhang mit dem gesehen werden, was Henry sagt, und dann wird´s doch etwas problematisch. Weshalb sollte es Gott manchem Menschen so schwer machen und anderen „kinderleicht“?
Gerade mit unseren Talenten oder Defiziten, mit der Weltgegend in die wir geboren wurden usw. hängen ja die vielen Ungerechtigkeiten zusammen. Oder denken wir an Kinder, die bereits von Geburt an seelisch oder körperlich geschädigt sind.
Freilich kommen wir alle „von Gott her“, allgemeiner kann man es ja gar nicht ausdrücken!
Aber willst Du angesichts der Tatsachen sagen, dass Gott so ungerecht sei?
Im Paradies hat er uns einen physischen Leib zur Verfügung gestellt, dann begann individuelles Leben und damit die Sünde. Also dürften alle Defezite und Veranlagungen nur vom Menschen verursacht sein, und nicht von Gott.

Interior
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Beitrag von Interior »

Samuel hat geschrieben: Ich würde sagen, das Ziel unseres Lebens ist, grob gesagt, ein guter Mensch zu werden, um dann in den Himmel zu passen. Und hier sind die Chancen relativ gleich verteilt: Wem viel gegeben wurde, von dem wird auch viel verlangt werden.
Gewiß ist das das Ziel. Aber sind wirklich die Chancen so gleich verteilt? Was ist z.B. mit diesem Kinderschänder - Franzl heißt er wohl? Seine Kindheit war versaut, und er sagt von sich selbst, dass er nichts Gutes tun könne.
Ansonsten kann ich nur bestätigen, was Idiota gesagt hat: Wir kommen von Gott, in dem Sinne, dass Gott will, dass ich da bin.
Meine Vorprägungen kommen auch von Gott, insofern er der Schöpfer von allem ist, aber sie sind auch auf innerweltliche Ursachen zurückzuführen, die auch von (z.T. bösen) Freiheitsentscheidungen geprägt sind.
Dass die Vorprägungen von Gott kommen habe ich oben schon bezweifelt. Wie meinst Du aber, sie seien auch auf innerweltliche Ursachen und Freiheitsentscheidungen zurückzuführen? - Wann sollten diese Ursachen gewirkt, die Entscheidungen gefällt worden sein? - In einem früheren Erdenleben?

Interior
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Beitrag von Interior »

ad_hoc hat geschrieben:Folgenden Satz habe ich mal in einer Dokumentation über den Vatikan gehört:

"Aus der Ewigkeit kommen wir - In die Ewigkeit gehen wir".


Gruß, ad_hoc
Ja, dem Satz ist zuzustimmen, Aber was besagt er in seiner Allgemeinheit?

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Interior hat geschrieben:Weshalb sollte es Gott manchem Menschen so schwer machen und anderen „kinderleicht“?
Gerade mit unseren Talenten oder Defiziten, mit der Weltgegend in die wir geboren wurden usw. hängen ja die vielen Ungerechtigkeiten zusammen. Oder denken wir an Kinder, die bereits von Geburt an seelisch oder körperlich geschädigt sind.
Freilich kommen wir alle „von Gott her“, allgemeiner kann man es ja gar nicht ausdrücken!
Aber willst Du angesichts der Tatsachen sagen, dass Gott so ungerecht sei?
Ich weise nochmal auf den Hinweis von Samuel hin: wem viel gegeben wurde, von dem wird auch viel verlangt werden. Insofern kann ich keine Ungerechtigkeit erkennen.
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Allons
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Beitrag von Allons »

HeGe hat geschrieben:Ich weise nochmal auf den Hinweis von Samuel hin: wem viel gegeben wurde, von dem wird auch viel verlangt werden. Insofern kann ich keine Ungerechtigkeit erkennen.
Zudem: Eher geht ein Kamel in den Himmel als ein Reicher durchs Nadelöhr.. also es ist auf alle Fälle schwerer mit viel Talenten im Gepäck.

Gruß, Allons!

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Fachtheologisch heißt die gegenwärtige Streitfrage:
Kreatianismus (nicht -tion-!)
gegen
Traduzianismus.

Der Kreatianismus lehrt, dass jede Seele bei der Empfängnis neu geschaffen wird (katholisch, seit Scholastik),

der Traduzianismus lehrt, dass der Mensch immer schon durch seine Ahnen (nicht aber, Interior, durch frühere Leben!) vorgeprägt ist (das lehrte unten "Samuel").

Soviel weiß ich.
Nicht weiß ich allerdings, welche Rolle diese Unterscheidung heute in der katholischen Theologie spielt.
Rein gefühlsmäßig sehe ich auch keinen zwingenden Widerspruch zwischen den beiden Modellen.
Ich meine: Die Seelen, nein besser: Persönlichkeiten, werden neu geschaffen, sind dann aber auch hinsichtlich ihrer Leiblichkeit (nicht: Materie) vom Erbe ihrer Ahnen geprägt.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »


Interior
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Beitrag von Interior »

Clemens hat geschrieben:Fachtheologisch heißt die gegenwärtige Streitfrage:
Kreatianismus (nicht -tion-!)
gegen
Traduzianismus.

Der Kreatianismus lehrt, dass jede Seele bei der Empfängnis neu geschaffen wird (katholisch, seit Scholastik),

der Traduzianismus lehrt, dass der Mensch immer schon durch seine Ahnen (nicht aber, Interior, durch frühere Leben!) vorgeprägt ist (das lehrte unten "Samuel").

Soviel weiß ich.
Nicht weiß ich allerdings, welche Rolle diese Unterscheidung heute in der katholischen Theologie spielt.
Rein gefühlsmäßig sehe ich auch keinen zwingenden Widerspruch zwischen den beiden Modellen.
Ich meine: Die Seelen, nein besser: Persönlichkeiten, werden neu geschaffen, sind dann aber auch hinsichtlich ihrer Leiblichkeit (nicht: Materie) vom Erbe ihrer Ahnen geprägt.
Beides kann m.E. nicht stimmen. Würde Gott jede Seele neu schaffen (Kreatianismus), so müsste sie rein, wie vor dem Sündenfall sein, also eine tabula rase. Das ist offensichtlich nicht der Fall. denn die Wirklichkeit zeigt, dass Menschen mit seelischen oder körperlichen Beeinträchtigungen auf die Welt kommen können.
Auch der Traduzianismus scheint mir unhaltbar zu sein. Mein physischer Leib kann durchaus durch die physischen Ahnen geprägt sein, aber nicht meine Seele. Wäre Letzteres der Fall, dann wäre die Seele ein Epiphänomen der Materie.
Zuletzt geändert von Interior am Donnerstag 13. November 2008, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.

Interior
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Beitrag von Interior »

Nietenolaf hat geschrieben:Lesenswert zu diesem Thema: http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?t=3266 Bild




Lieber Nietenolaf

Ich habe mal kurz reingeschaut. Da kann einiges gut in Verbndung gebracht werden mit dem Thema hier. Deshalb habe ich gleich etwas rüberkopiert:

Gott "ruhte am siebten Tage von all Seinem Werk, das Er gemacht hatte." (Gen 2:1) Die Kirche deutet das seit jeher so, daß die Schöpfung abgeschlossen ist: Gott schafft nichts neues mehr. Sind die Menschenseelen dann Ausnahmen?
Wenn Gott jede Menschenseele eigens neu schafft, wie erklärt sich die Übertragung der Ursünde auf die neuen Seelen? Wie erklärt sich überhaupt die relative Schwäche einer jeden Menschenseele gegenüber dem Bösen? Die Ursünde besteht ja eben nicht nur in der Sterblichkeit des Leibes und seiner Anfälligkeit für Krankheiten. Die Seele ist ja auch betroffen.
Ist mit dieser Annahme nicht eine gewisse "Nötigung" Gottes verbunden? Denn das hieße ja, wir veranlassen Gott zum Schöpfertum in Abhängigkeit von unseren körperlichen Trieben. Kann das sein?

Edi/Andreas: wenn die Seelen präexistent waren, wieso sind dann alle gefallen und nicht nur die von Adam und Eva... allerdings gibt's für diesen Standpunkt Stützen nicht nur bei Plato/Origenes, sondern auch Hinweise in der Schrift (z.B.: "Ehe Ich dich im Mutterleibe bildete, habe Ich dich erkannt, und ehe du aus dem Mutterschoße hervorkamst, habe Ich dich geheiligt: zum Propheten an die Nationen habe Ich dich bestellt" (Der Herr zu Jeremia in Jer. 1:5); fragt sich nur, inwieweit das allegorisch ist).
Ich denke, Jer. 1,5 ist überhaupt keine Allegorie sondern drückt eine Tatsache aus.

Gerhard
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Re: Wo kommen wir her?

Beitrag von Gerhard »

Interior hat geschrieben:Eine Erbsünde im Sinne genetischer Vererbung scheitert, da man dann Geistig-Seelisches als Epiphänomen der Materie ansehen müsste.
Du wirst als Mensch in eine bestimmte Situation hineingeboren. Da hast Du keinen Einfluss darauf.

Es ist nicht nötig, die Genetik zu konsultieren, wenn Du über die Erbsünde nachdenkst. Der Mensch hat eine unsterbliche Seele, die bewusst an den Platz geschickt wird, die ihr Gott zugedacht hat.

Vielleicht passt das auch auch irgendwie zum Thema "Sexualität", das parallel zu diesem Strang auch noch aktuell verfolgt wird.

Was verstehst Du unter Epiphänomen?
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Idiota hat geschrieben:Hallo Interior,
Wir haben unterschiedlich viele Talente mitbekommen.
Siehe dazu das heutige Tagesevangelium!
Gott ist allmächtig.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Jawoll, Sascha. Und nicht vergraben :kiss:
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Ich denke Gott schafft unsere Seelen jeweils neu mit der Aufgabe in einem mehr oder weniger angenehmen Umfeld auf Ihn zuzugehen und Christus gleichförmiger zu werden-wobei die reell Armen es im diesseitigen Leben zwar schwerer,mit der
Gleichförmigkeit zum Gekreuzigten es aber leichter haben.Der Teufel aber versucht die Seelen von dem Weg wegzubringen,solange ihm noch Macht auf Erden gegeben ist,dh. solange der Herr es zulässt.Seit dem Sündenfall der ersten Menschen lässt ER dies zu hat über die Nachfolge Seines Sohnes aber auch einen Ausweg aus dem Dilemma geschaffen
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

HeGe hat geschrieben:
Interior hat geschrieben:Weshalb sollte es Gott manchem Menschen so schwer machen und anderen „kinderleicht“?
Gerade mit unseren Talenten oder Defiziten, mit der Weltgegend in die wir geboren wurden usw. hängen ja die vielen Ungerechtigkeiten zusammen. Oder denken wir an Kinder, die bereits von Geburt an seelisch oder körperlich geschädigt sind.
Freilich kommen wir alle „von Gott her“, allgemeiner kann man es ja gar nicht ausdrücken!
Aber willst Du angesichts der Tatsachen sagen, dass Gott so ungerecht sei?
Ich weise nochmal auf den Hinweis von Samuel hin: wem viel gegeben wurde, von dem wird auch viel verlangt werden. Insofern kann ich keine Ungerechtigkeit erkennen.
Genau dies darf man nicht vergessen, wenn man zu denjenigen gehört, denen viel gegeben wurde. Und auch dies sollte man bedenken, daß das Schwache dem Starken an die Seite gegeben ist, damit er nicht hochmütig werden kann. Gerade die Behinderung eines Kindes oder ein Unfall, der aus der geplanten Lebensbahn wirft, sind keine "Ungerechtigkeiten" Gottes.
Es sind die Ungerechtigkeiten der Menschen, die sich davon abwenden.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Aletheia hat geschrieben:Genau dies darf man nicht vergessen, wenn man zu denjenigen gehört, denen viel gegeben wurde.
Der Herr wird wissen, wie er die Talente verteilt. Aber glaube nicht, dass diejenigen, die scheinbar viel haben auch wirklich viel haben.

Übrigens kommen wir vom Herrn.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Gerhard hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:Genau dies darf man nicht vergessen, wenn man zu denjenigen gehört, denen viel gegeben wurde.
Der Herr wird wissen, wie er die Talente verteilt. Aber glaube nicht, dass diejenigen, die scheinbar viel haben auch wirklich viel haben.

Übrigens kommen wir vom Herrn.
Woher wir kommen ist für mich keine Frage - .
Aber ich wüsste gerne, woran man erkennt, ob man zu den Reichen oder zu den Armen gehört?

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Ich könnte jetzt antworten mit: Frag Deinen Kreditberater. Ich könnte aber auch antworten: Wer an den Herrn glaubt, ist immer reich.

Was gefällt Dir besser?
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Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Gerhard hat geschrieben:
Aletheia hat geschrieben:Genau dies darf man nicht vergessen, wenn man zu denjenigen gehört, denen viel gegeben wurde.
Der Herr wird wissen, wie er die Talente verteilt. Aber glaube nicht, dass diejenigen, die scheinbar viel haben auch wirklich viel haben.

Übrigens kommen wir vom Herrn.
Woher wir kommen ist für mich keine Frage - .
Aber ich wüsste gerne, woran man erkennt, ob man zu den Reichen oder zu den Armen gehört?
Wobei das Gleichnis von den Talenten noch einen anderen Hintergrund hat.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Dann spann uns nicht auf die Folter, Aleth. Welchen Hintergrund haben die Talente?
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Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Gerhard hat geschrieben:Dann spann uns nicht auf die Folter, Aleth. Welchen Hintergrund haben die Talente?
Mein Kreditberater ist im Augenblick nicht erreichbar 8)

Also ich versuchs mal mit dem Reichtum und der Armut -
Bezüglich der weltlichen Dinge betrachte ich mich als reich und sollte dies den Armen verschenken - bezüglich der himmlischen Dinge betrachte ich mich als arm und Gottes bedürftig.

Das Gleichnis von den Talenten ist das dritte der Gleichnisse, die zur Wachsamkeit mahnen. Matt. 24: 37 - 44 leitet dies ein und es geht in diesen Gleichnissen vom treuen und ungetreuen Knecht, von den zehn Jungfrauen und von den Talenten um das Leben in dieser Wachsamkeit auf das Kommen Christi.
Da geht einer auf reisen - also es geht einer fort - und vertraut seinen Dienern sein Vermögen an. Das heißt es ist Christus, der weggeht und sein Vermögen seinen Jüngern während seiner Abwesenheit anvertraut. Was ist dieses Vermögen?
Vermutlich das Reich Gottes in uns.

Jeder bekommt nach seinen Fähigkeiten Talente zugeteilt.
Um welche Fähigkeiten handelt es sich?

Ich würde es als die Fähigkeiten bezeichnen, Gottes Willen zu gehorchen und sich für Gottes Werk einzusetzen. Also es ist der Glaube und die Liebe. Denn je mehr einer liebt, umso tätiger ist er, sagte Vincent van Gogh.

(Leider kann man hier nicht Entwürfe speichern und ich muß jetzt was erledigen gehen)
Fortsetzung folgt - und ich bitte um Ergänzungen und Hilfen bei der Deutung dieses für mich nicht so einfachen Gleichnisses.

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Fortsetzung -

Jeder erhält nach seinen Fähigkeiten Talente, also Anteile am Vermögen, also dem Reich Gottes. Über die Fähigkeiten wissen wir nichts genaues, nur daß sie entsprechend den Talenten sind.
Also wer viel hat, dem wird gegeben und wer wenig hat, dem wird auch das genommen, wenn er auch das wenige nicht einsetzt.
Und es geht eigentlich nur darum, daß jeder Diener, also Jünger Jesu, seine Fähigkeiten für das Reich Gottes einsetzen muß. Tut er es nicht, dann wird er deswegen in die äußerste Finsternis geworfen.

Nun hatte der Diener sich ja entschuldigt, er habe Angst vor dem strengen Herrn, der erntet, wo er nicht gesät hat und sammelt, wo er nicht ausgestreut hat.
Dies finde ich ein wenig dunkel - kann da jemand sagen, was das bedeutet?
Ich ernte, wo ich nicht gesät habe und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe.

Allons
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Beitrag von Allons »

Aletheia hat geschrieben:Nun hatte der Diener sich ja entschuldigt, er habe Angst vor dem strengen Herrn, der erntet, wo er nicht gesät hat und sammelt, wo er nicht ausgestreut hat.
Dies finde ich ein wenig dunkel - kann da jemand sagen, was das bedeutet?
Nun ja, erstaunlich ist doch, dass die anderen Knechte diese Furcht des Dritten Knechts nicht teilen, obwohl ihnen sogar noch viel mehr anvertraut wurde und sie folglich noch viel mehr zu verlieren hatten. Was unterscheidet also diese ersten zwei vom Dritten ? Gemeinsam ist ihnen, dass ihnen

* Gaben zum Gebrauch anvertraut wurden
* der Herr abwesend und für Rücksprachen nicht zu kriegen war
* der Herr Ihnen ein Vertrauen entgegenbrachte

Hier liegt zugleich der entscheidende Unterschied:

Die beiden ersten Knechte handelten in dem Vertrauen darauf, dass der Herr ihre Vorgehensweisen unterstützen und gut heißen würde. Wahrscheinlich sogar im Falle des Scheiterns. Sie haben aus der Tatsache, dass ihnen der Herr vertraute geschlossen, dass Herr und Knecht eine Gemeinschaft gleicher Interessen (nämlich einer Vermehrung der Talente) bilden und das der Herr diese Gemeinschaft auch nicht bei erstbester Gelegenheit aufkündigen und den Knecht bestrafen würde. Sie fühlten sich also durch diese Gemeinschaft beim Handeln selbst getragen und hatten vielleicht aus diesem Vertrauen heraus auch Erfolg. Ihr Vertrauen auf die Verbundenheit und Gemeinschaft mit dem Herrn wird durch das Einlösen dieses unausgesprochenen Versprechens belohnt: "geh hinein zu deines Herrn Freude!"

Anders der Dritte Knecht. Er empfindet diese Vertrauensgemeinschaft eben nicht wie die beiden ersten Knechte. Er arbeitet sozusagen auf eigenes Risiko aber fremde Rechnung, ohne den empfundenen Zuspruch. Daher vermehrt er des Herren Gut ohne dass dieser sät. Daher ist es ein strenger Herr, ein ungerechter dazu, der womöglich straft ohne dass der Knecht einen vorwerfbaren Fehler begangen hat. Bar jedes Vertrauens in sich und den Herrn ist hier Vergraben tatsächlich eine menschlich verständliche Lösung. Alles ist besser als der Verlust des Anvertrauten. Dabei verkennt der Dritte Knecht völlig: der wesentliche Aspekt ist für den Herrn (wie oben dargestellt) eben nicht das Vermehren der Talente sondern die Bewährung und das Engagement in der Nachfolge und Stellvertretung. Und so geschieht es auch: Die vom Knecht gedanklich antezipierte Trennung von Herrn und Knecht wird vom Herrn auch so vollzogen: "Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern."

Das Gleichnis sagt also zweierlei aus: Zunächst, dass man die empfangenen Gaben im Sinne des Gebers gebrauchen soll. Soweit kennt das jeder. Meines Erachtens ist aber der Zweite Aspekt viel wichtiger: Das nämlich wir alle furchtlos und vertrauensvoll darauf vertrauen können, dass unser Gebrauch der Gaben (sofern wir sie wahrhaft für ihn einsetzen und nicht dann doch irgentwie für uns) von seinem Vertrauen zu uns und seinem Segen begleitet sein wird. Unser Vertrauen auf seine Gnade bewirkt, dass auch unsere mageren 2 ct zu 1000 Talenten werden können und wir eingehen werden in die Freude unseres Herrn.

Hoffe, das ist weiterführend, Gruß Allons!

Interior
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Re: Wo kommen wir her?

Beitrag von Interior »

Gerhard hat geschrieben:
Interior hat geschrieben:Eine Erbsünde im Sinne genetischer Vererbung scheitert, da man dann Geistig-Seelisches als Epiphänomen der Materie ansehen müsste.
Du wirst als Mensch in eine bestimmte Situation hineingeboren. Da hast Du keinen Einfluss darauf.

Es ist nicht nötig, die Genetik zu konsultieren, wenn Du über die Erbsünde nachdenkst. Der Mensch hat eine unsterbliche Seele, die bewusst an den Platz geschickt wird, die ihr Gott zugedacht hat.

Vielleicht passt das auch auch irgendwie zum Thema "Sexualität", das parallel zu diesem Strang auch noch aktuell verfolgt wird.

Was verstehst Du unter Epiphänomen?
Gut, ich stimme Dir zu, dass die Erbsünde nicht genetisch vererbt werden kann. Das wären Geist und Seele nämlich ein Epiphänomen (Epiphänomen = Begleiterscheinung) der Materie.
Das ist, wie gesagt, mit der Bibel nicht vereinbar.

Interior
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Beitrag von Interior »

Aletheia hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:
Interior hat geschrieben:Weshalb sollte es Gott manchem Menschen so schwer machen und anderen „kinderleicht“?
Gerade mit unseren Talenten oder Defiziten, mit der Weltgegend in die wir geboren wurden usw. hängen ja die vielen Ungerechtigkeiten zusammen. Oder denken wir an Kinder, die bereits von Geburt an seelisch oder körperlich geschädigt sind.
Freilich kommen wir alle „von Gott her“, allgemeiner kann man es ja gar nicht ausdrücken!
Aber willst Du angesichts der Tatsachen sagen, dass Gott so ungerecht sei?
Ich weise nochmal auf den Hinweis von Samuel hin: wem viel gegeben wurde, von dem wird auch viel verlangt werden. Insofern kann ich keine Ungerechtigkeit erkennen.
Genau dies darf man nicht vergessen, wenn man zu denjenigen gehört, denen viel gegeben wurde. Und auch dies sollte man bedenken, daß das Schwache dem Starken an die Seite gegeben ist, damit er nicht hochmütig werden kann. Gerade die Behinderung eines Kindes oder ein Unfall, der aus der geplanten Lebensbahn wirft, sind keine "Ungerechtigkeiten" Gottes.
Es sind die Ungerechtigkeiten der Menschen, die sich davon abwenden.
Wie wir mit den Behinderungen umgehen ist eine Frage, wodurch aber Behinderungen entstehen ist eine ganz andere.
Mir geht es aber in diesem thread darum, wie etwas entsteht. Zum Beispiel eine Behinderung von Geburt an. Zum Beispiel ein mongoloides Kind.

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Interior hat geschrieben: Mir geht es aber in diesem thread darum, wie etwas entsteht. Zum Beispiel eine Behinderung von Geburt an. Zum Beispiel ein mongoloides Kind.
Du suchst nach den Ursachen?
Und was hast du davon, wenn du weisst, daß die letzte Ursache immer Gott ist? Das entschuldigt für nichts.
Es gibt immer nur zwei Möglichkeiten - entweder Gott hat dies zugelassen oder der Mensch. Entweder Gott will es oder der Mensch will was anderes oder auch er will, wie Gott will.
In deinem Fall ist das einfach - heute kann man eine Fruchtwasseruntersuchung machen und dann kann der Mensch entscheiden, ob er ein Kind mit Down-Syndrom will. Oder er kann von vornherein sagen - was immer sich da mit Gottes Hilfe entwickelt, nehmen wir an. Die Wahrscheinlichkeit, daß es behindert ist, ist ja ziemlich gering. Dann kann man sich auch die Fruchtwasser-Untersuchung sparen, die ja auch ein erhebliches Risiko darstellt.
Ich habe das damals abgelehnt, was natürlich auch Gegenreaktionen hervorruft. Ärzte haben es nicht gern, wenn man anders entscheidet, als sie es so für richtig finden.

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

@ Allons

Danke - das ist nach meinem Eindruck so richtig.
Ich fand bei Eduard Schweizer auch eine ganz interessante Deutung.
Aber deine finde ich passender.
Einfach super.

Allons
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Beitrag von Allons »

Aletheia hat geschrieben:@ Allons

Danke - das ist nach meinem Eindruck so richtig.
Ich fand bei Eduard Schweizer auch eine ganz interessante Deutung.
Aber deine finde ich passender.
Einfach super.
Danke Aletheia, ist ja schon eine halbe Predigt - jetzt interessiert mich allerdings noch die Deutung des Eidgenossen und auch die Meinung anderer Forenteilnehmer.

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