Demut - Hochmut - Mut

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
maria reinecke

Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von maria reinecke »

Abgesehen von der Befremdlichkeit der Aussage, auf die ich in einem der Threads hier getoßen bin: nämlich dass Gedanken gedemütigt werden sollen (!) - nur die Haltung eines Menschen, der bestimmte Gedanken äußert, kann möglicherweise gedemütigt werden - möchte ich den moralischen Zeigefinger, der in einer solchen Aussage mitschwingt, kurz antippen:

Demut ist in der Tat eine vorbildliche Haltung, und unser Herr hat sie in vollendeter Form vorgelebt. Wegen dieser Tugend jedoch, die auch in anderen religiösen, philosophischen und esoterischen Bewegungen Thema ist, bedurfte es nicht des ganzen gewaltigen christlichen Szenariums.
Weder um Hochmut noch um Demut gehe es eigentlich, sagte einmal ein Franziskaner-Pater, sondern um Mut!
Ja, der christliche Glaube an die alles verwandelnde und sprengende Wirklichkeit der Liebe Gottes erfordert ein hohes Maß an Mut in dieser Welt. Die höchst anspruchsvolle Wahrheit des Herrn zu glauben, zu erahnen, zu begreifen versuchen und dann ihr zu folgen, sie im täglichen Leben umzusetzen, für sie einzustehen und sie zu verkünden, so gut wir können, wo immer wir sind, gelegen oder ungelegen: darauf käme alles an.

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Der Mut gegenüber den Zumutungen der Welt wächst aus der Demut.Je mehr ich meinen Hochmut ablege,der mich glauben lässt ,ich könne aus eigener Erkenntnis und Fähigkeit Befriedigung erlangen durch materielle,geistige Güter oder die Anerkennung durch andere sondern demütig begreife,daß auch alle meine Fähigkeiten letztlich geschenkte Gabe Gottes sind-je mehr ich mich vertrauensvoll Seinem Plan unterwerfe,statt immer meine eigenen Vorschläge durchsetzen zu wollen-je mehr ich Seine hingebende Liebe mit der meines eigenen Lebens beantworte-desto mehr wächst mir aus Seiner Liebe der Mut zu und wahre Freiheit.Wenn ich mich selbst an Ihn ganz weggegeben habe-dann kann ich mich von Seinem Licht ganz erfüllen lassen-und was ich dann tue-nicht mehr in Furcht etwas Welt-gegebenes verlieren zu können- erscheint der Welt als sehr mutig.Diesen Weg sind die Heiligen gegangen und dazu sind letztlich alle Christen aufgerufen,um das Leben in Fülle zu erfahren.Die einzige Furcht der Heiligen ist und war,die Liebe Gottes aus eigener Schuld zu verlieren.Manche hielten sich zeitweise schon für verloren.Diese dunkle Nacht dann geistlich ausdauernd durchzustehen-den Mut bewundere ich besonders.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

maria reinecke hat geschrieben:
Abgesehen von der Befremdlichkeit der Aussage, auf die ich in einem der Threads hier getoßen bin: nämlich dass Gedanken gedemütigt werden sollen (!) - nur die Haltung eines Menschen, der bestimmte Gedanken äußert, kann möglicherweise gedemütigt werden....
....das Gedanken gedemütigt werden sollen...., das muß man aber auch richtig verstehen und aus dem Beispiel im von maria reinecke angesprochenen Thread kam dies auch deutlich rüber.

Hochmut, bzw. fehlende Demut liegt z. B. vor, wenn jemand zum Ausdruck gibt, dass er froh darüber ist, dass er nicht so ein Sünder ist wie 'der' da drüben.
Der Gedanke sollte dann verdemütigt werden (das kann nur durch den Betroffenen selbst geschehen), wenn man dazu neigt, innerlich stolz auf seine nach außen hin sichtlich erkennbare christliche Haltung zu sein.
Da andererseits von vielen Heiligen bekannt ist, dass sie sich, aufgrund ihrer intensiveren Sündenerkenntnis, als die größten Sünder gefühlt haben (wir wissen alle, wir übertreffen diese wohl mehrere tausendmal), haben sie damit aus sich heraus vermutlich unwissentlich schon alles getan, um jede Art von Zufriedenheit oder gar Stolz über ihre tatsächliche Glaubensintensität zu vermeiden. D. h., die Demut hat ihnen geholfen, nicht hochmütig zu sein.
Es ist die Frage - wird die Haltung des Denkenden in diesem Falle verdemütigt oder der entsprechende Gedanke an sich? Ich denke, beides kann nicht voneinander getrennt werden; der Gedanke bestimmt die Haltung.

weiter:
Weder um Hochmut noch um Demut gehe es eigentlich, sagte einmal ein Franziskaner-Pater, sondern um Mut!
Der Franziskaner-Pater irrt. Er gebraucht den Begriff 'Mut' in einer gewissermaßen verbotenen Anwendung. Kann eine selbstverständliche Korrektur, um einen Mißstand zu beheben, mutig sein? Mut = Verpflichtung?

Hochmut ist das eine, Demut das andere. Was hat Mut damit zu tun? Will man es als mutig bezeichnen, sich selbst in seiner Sündenhaftigkeit zu erkennen und evtl. noch als größeren Mut, seine Sünden zu bereuen, zu bekennen und zukünftig ein besseres Leben führen zu wollen? Ich betrachte dies als selbstverständliche Pflicht der Menschen, besonders der gläubigen Christen, ihrem Schöpfer gegenüber.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

EinChrist
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Beitrag von EinChrist »

ad_hoc hat geschrieben:
(...)

Hochmut ist das eine, Demut das andere. Was hat Mut damit zu tun? Will man es als mutig bezeichnen, sich selbst in seiner Sündenhaftigkeit zu erkennen und evtl. noch als größeren Mut, seine Sünden zu bereuen, zu bekennen und zukünftig ein besseres Leben führen zu wollen? Ich betrachte dies als selbstverständliche Pflicht der Menschen, besonders der gläubigen Christen, ihrem Schöpfer gegenüber.

Gruß, ad_hoc
Das ist alles richtig.

Vielleicht meinte der Franziskaner Pater:

- Mut zur Demut. -

Mutig grüßt,
EinChrist
Ave Maria
Totus tuus

maria reinecke

Beitrag von maria reinecke »

"....Ja, der christliche Glaube an die alles verwandelnde und sprengende Wirklichkeit der Liebe Gottes erfordert ein hohes Maß an Mut in dieser Welt. Die höchst anspruchsvolle Wahrheit des Herrn zu glauben, zu erahnen, zu begreifen versuchen und dann ihr zu folgen, sie im täglichen Leben umzusetzen, für sie einzustehen und sie zu verkünden, so gut wir können, wo immer wir sind, gelegen oder ungelegen: darauf käme alles an...."


Mut in diesem Zusammenhang meint zunächst ganz konkret den Mut - einst und heute und morgen - seinen Glauben öffentlich/offen, wahrhaftig, klar, eindeutig, fest, unbeirrt etc. zu bekennen, zu verteidigen, zu leben, zu bewahren... aber das ist vielleicht tatsächlich nicht so ohne weiteres nachvollziehbar für jemanden, der nicht in der Diaspora lebt.

Natürlich gibt es Mut auf vielen Ebenen, in vielen Situationen, in allen möglichen Bereichen der Wirklichkeit - so auch auf dem Glaubens- und Gebetsweg eines jeden Menschen und sicher ganz besonders bei den Heiligen und Mystikern, obwohl ich bei dem, was Sie da mit der dunklen Nacht anschneiden, nicht von Mut sprechen würde - aber das ist ein anderes Thema. Das sollten wir mit großer Sorgfalt angehen.

(Obwohl, mit Verlaub, ich die "verklausulierte" Kommunikation in diesem Forum mit sich hinter Kunstnamen versteckenden Personen nicht förderlich finde. Warum ist das so? Da beginnt sie doch die Offenheit, der Mut. Ich freue mich daher immer besonders, wenn ab und zu ein richtiger Name und manchmal sogar ein richtiges Foto von Teilnehmern auftauchen. Dass ich selber noch nicht mein Foto hochgeladen habe, beruht schlichtweg auf meiner Unfähigkeit, es auf das angegebene Maß zu verkleinern. Ich habe es x-mal versucht.)

------------------------------------------------------

Der Pater irrt hier nicht, denn er stellt keine theologische Behauptung auf, sondern er spricht als Seelsorger. Mit seiner sprachlichen Wendung Hochmut-Demut-Mut lenkt er die Aufmerksamkeit der Zuhörer überraschend von einer besetzten Terminologie auf etwas, was ihm in diesem Augenblick, in dieser Gemeinde, an diesem Ort möglicherweise wesentlich und existenziell dringlicher erscheint für die Menschen...

Ich hätte hinzufügen sollen, dass es sich um eine Sonntagspredigt handelte. Sorry.

ieromonach
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Das Scriptorium

Beitrag von ieromonach »

Ein hochgebildeter Priester, Prof. für Theologie - Moraltheologe-, sah einen Studenten der bekannt war für seinen sündhaften Lebenswandel, als dieser Prof. den Studenten sah wurde jener aus seinem Seminar gewiesen. Ein anderer Student, bekannt für seine Keuschheit und Frömmigkeit,stand auf und sagte zum Prof: "auch ich bin ein Sünder".

+P.Theodoros

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

War das jetzt Demut oder Mut, oder beides?
Ich habe zwar nur mit "weltlichen" Professoren zu tun gehabt, aber die meisten schätzen das überhaupt nicht, wenn man solche Bemerkungen macht.
???

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Seitens des Professors war es sicher Hochmut. Seitens des Studenten war es sicher Mut, den Professor indirekt auf dessen abhanden gekommene Demut hinzuweisen, da dieser sich eine Verurteilung anmaßte, die nur Gott zustand, der Einblick in die Herzen eines jeden Menschen besitzt, ganz besonders auch in solche, die sich trotz ihrer Sünden sichtlich um die richtige Erkenntnis zu bemühen scheinen.

Andererseits frage ich mich, wie es denn um die Demut bzw. um den Hochmut einer Person bestellt sein kann, die sich über die "verklausulierte Kommunikation" einiger User dieser Forums mokiert und damit einen leisen Vorwurf unter Hinweis auf das eigene vermeintlich korrekte Verhalten erteilt; in einer Verfahrensweise, die einmal üblich und zum anderen durch die Administration gedeckt ist.
;) :D


Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

maria reinecke

echte Kommunikation

Beitrag von maria reinecke »

P.S.

(...Korrektheit den Korrekten...
Mir ist echte Kommunikation wichtig, so wichtig, dass ich selbst in einem Internet-Forum - noch dazu in einem so besonderen - gern alles "über den Haufen werfen" würde, was jene behindern könnte.
Das scheint nicht so einfach zu gehen, offenbar gibt es gute Gründe für ein Sich-Verbergen, Gründe, von denen ich nichts verstehe.
Schade finden darf ich das.)


Was aber ist echte Kommunikation?
Folgendes Zitat hat mir das vor vielen Jahren bewusst gemacht:

"... Wirklicher Dia-log findet ja doch nicht statt, wo Menschen nur über etwas reden. In seine Eigentlichkeit kommt das Gespräch der Menschen erst, wo sie nicht mehr etwas, sondern sich selbst auszusagen versuchen, wo Dialog zur Kommunikation wird. Wo aber das geschieht, wo der Mensch sich selbst zur Sprache bringt, da ist in irgendeiner Form auch von Gott die Rede, der das eigentliche Thema des Streitgesprächs der Menschen untereinander seit Anfang der Geschichte ist..."
(J. Ratzinger, Einführung ins Christentum, München 1968, S. 65)


M.R.

Paul Heliosch
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Re: echte Kommunikation

Beitrag von Paul Heliosch »

maria reinecke hat geschrieben:...
Was aber ist echte Kommunikation?
Folgendes Zitat hat mir das vor vielen Jahren bewusst gemacht:

"... Wirklicher Dia-log findet ja doch nicht statt, wo Menschen nur über etwas reden. In seine Eigentlichkeit kommt das Gespräch der Menschen erst, wo sie nicht mehr etwas, sondern sich selbst auszusagen versuchen, wo Dialog zur Kommunikation wird. Wo aber das geschieht, wo der Mensch sich selbst zur Sprache bringt, da ist in irgendeiner Form auch von Gott die Rede, der das eigentliche Thema des Streitgesprächs der Menschen untereinander seit Anfang der Geschichte ist..."
(J. Ratzinger, Einführung ins Christentum, München 1968, S. 65)


M.R.
Danke, Frau Reinecke. Jeder Dia-log benötigt also die "Dritte Person" um Kommunikation zu sein

Elisabeth
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Antwort auf Demut-Hochmut-Mut

Beitrag von Elisabeth »

Hallo Maria Reineke,
eine interressante Erklärung des Wortes "Demut" kommt von ihrem lateinischen Ursprung "Humilitas"-"der Erde zugehörig/von der Erde stammend.
Große Theologen wie Karl Rahner, den ich sehr schätze, haben daraus folgenden Schluss gezogen:
Begreift der Mensch, das er von der Erde ist, erkennt er daraus, das er nicht Gott sein muss: Also kann er ganz entspannt tuen, was ihm möglich ist und muss sich keinen Kopf machen, wenn er was versemmelt. Also wie jener jüdische Rabbi, der mal so schön sagte: "Beim jüngsten Gericht wird Gott mich nicht fragen: "Warum bist Du nicht Moses gewesen?" Sondern:"Warum bist du nicht Rabbi "" gewesen?"
Da wir, wie es im Exsultet der Osternacht so schön heisst, "nicht aus Verdienst, sondern aus reiner Gnade berufen sind", wäre es in meinen Augen eine Sünde, sich Stress zu machen, ob wir vor Gott bestehen können. Dies wäre die Nummer von Martin Luther selig,: "Wie kriege ich einen gnädigen Gott?"
Da dieser alte Hut spätestens seit dem Konzuil von Trient 15ebbes wiederlegt ist, ist es nach meinem Dafürhalten unsere einzige Aufgabe, uns in Gottes Erbarmen fallen zu lassen.
Wenn wir dann erkennen, das wir uns mega-vergeigt haben, hilft ein aufrichtiges "Kyrie eleison" und das Neubeginnen mehr als Gedanken über unsere Würdigkeit vor Gott. Jeder nüchterne und realistische Beichtvater wird das empfehlen.
Kannst Du damit nichts anfangen, dan bete das Herzensgebet: "Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünderin" Bet den Rosenkranz und liebe Deinen Nächsten.
Immer mit der Ruhe! Auch der Gedanke, der schlimmste Sünder zu sein, geht in Richtung Hochmut. Auch Papa Ratzi sagt: "Wer glaubt, hat keine Angst."
Gruss Elisabeth

meggisusi
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Beitrag von meggisusi »

:ja: :ja: :ja:

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Jakobgutbewohner
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Jakobgutbewohner »

maria reinecke hat geschrieben:
Samstag 19. Juli 2008, 15:11
Ja, der christliche Glaube an die alles verwandelnde und sprengende Wirklichkeit der Liebe Gottes erfordert ein hohes Maß an Mut in dieser Welt.
:)
Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Dienstag 3. Januar 2023, 11:17
Stefanro hat geschrieben:
Dienstag 3. Januar 2023, 10:19
Welche Rolle spielt Demut in deinem nicht-katholischen Glauben?
Da wäre vielleicht ersteinmal eine Definition angebracht, an verschiedenen Punkten kommen wir aber vielleicht nun tatsächlich langsam vom Thema ab.
Dazu dies bei Interesse hinsichtlich meiner katholischen (nicht spalterischen) Herangehensweise an das Christentum abzuklären, wirkt dieser Thread auf mich gut geeignet. Ich füge noch ein Zitat an.
P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Ein Hilfsbuch für die Christenlehre und katechetische Predigt, 2. Band Lehre von den Geboten, 1912, S. 385 hat geschrieben:Dem Laster der Hoffart ist entgegen gesetzt die Tugend der Demut. Während der Hoffärtige sich Vorzüge beilegt, die er nicht besitzt, und auch von andern dementsprechend geachtet und geehrt zu werden verlangt, erkennt der Demütige sich als das an, was er in Wahrheit ist, und wünscht auch von andern so angesehen und behandelt zu werden.
https://katholischglauben.info/die-chri ... -der-demut
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Stefanro
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Stefanro »

Vollkommene Demut bei Johannes vom Kreuz

Zitate aus The Ascent of Mount Carmel [Engl. Übersetzung der Karmeliten Kieran Kavanaugh, 0. C. D. und Otilio Rodriguez, O.C.D.]
Die Zitate sollen das Verständnis des höchsten Grades von "Demut" des Johannes vom Kreuz skizzieren.
...
desire satisfaction in nothing.
...
desire the possession of nothing.
...
desire to be nothing.
...
desire the knowledge of nothing.
...
you must go by a way in which you enjoy not.
...
you must go by a way in which you know not.
...
you must go by a way in which you possess not.
...
you must go by a way in which you are not.

you must deny yourself of all in all.

In this nakedness the spirit ... is in the center of its humility. When it covets something, by this very fact it tires itself.
Das Zentrum der Demut ist also die Abwesenheit jeglichen Begehrens (nach Befriedigung, Besitz, Sein, Wissen, Genuß ... demzufolge kein Interesse an irgendwas, weder an sich selbst noch an anderem).
... the greatness of the work they accomplish will be measured by their annihilation of themselves for God in the sensory and spiritual parts of their souls. When they are reduced to nothing, the highest degree of humility, the spiritual union between their souls and God will be an accomplished fact.
Der Grad der Auslöschung von sich selbst für Gott im sinnlichen und spirituellen Teil der Seele ist also der Maßstab für die spirituelle Praxis. In dem Maße wie die Seelen zu Nichts werden (der höchste Grad der Demut), werden sie eins mit Gott.

Es finden sich auch (moderatere) Aussagen zur Demut (geringeren Grades) bei Johannes, jedoch scheinen grade diese Aussagen zum "Zentrum" oder "höchsten Grade" das zu sein, was Johannes vom Kreuz von anderen unterscheidet, weil er diesen höchsten Grad der Demut de facto gleichsetzt mit der Einswerdung mit Gott, dem Ziel, welchem er sich verschrieben hat. Die "ungeregelte Selbstliebe" als Ursache jeglicher Sünde bei Thomas von Aquin (in summa theol., I-II, q77, a4) erscheint im Kontext der spirituellen Praxis des Johannes irrelevant, weil eine Praxis mit dem Ziel der Selbstauslöschung wohl auch nicht an einer "geregelten Selbstliebe" interessiert sein kann.

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Jakobgutbewohner
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Stefanro hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 07:47
Das Zentrum der Demut ist also die Abwesenheit jeglichen Begehrens (nach Befriedigung, Besitz, Sein, Wissen, Genuß ... demzufolge kein Interesse an irgendwas, weder an sich selbst noch an anderem).
... the greatness of the work they accomplish will be measured by their annihilation of themselves for God in the sensory and spiritual parts of their souls. When they are reduced to nothing, the highest degree of humility, the spiritual union between their souls and God will be an accomplished fact.
Der Grad der Auslöschung von sich selbst für Gott im sinnlichen und spirituellen Teil der Seele ist also der Maßstab für die spirituelle Praxis. In dem Maße wie die Seelen zu Nichts werden (der höchste Grad der Demut), werden sie eins mit Gott.
Deutsch:
Buch 2, Kapitel 7 hat geschrieben:11 [...] Und solches geschah, wie gesagt, in dem Zeitpunkt, als unser Herr zumeist in allem vernichtet
war; nämlich hinsichtlich seines Rufes bei den Menschen: denn da sie ihn sterben sahen, spotteten
sie seiner, ohne ihn im geringsten zu achten; und hinsichtlich der Natur, die ja durch den Tod dem
Nichts verfiel; und hinsichtlich des Schutzes und der Tröstung des Geistes durch den Vater, der ihn zu
dieser Stunde verließ, damit er, zunichte geworden und wie aufgelöst, voll die Schuld bezahle und den
Menschen mit Gott vereinige. Darum sagt David: Ad nihilum redactus sum ct nescivi. - Ich bin zunichte
geworden und weiß nicht wie (Ps 72, 22).

Dem möge der gut im Geiste Strebende das Geheimnis der Türe und des Weges Christi zur Verei-
nigung mit Gott entnehmen und erkennen, daß er sich um so inniger mit Gott vereint und um so
Größeres wirkt, je mehr er sich in bei den Bereichen, im sinnlichen und im geistigen, vernichtet. Und
gelangte er zur Auflösung in nichts, was höchste Demut wäre, so wäre die geistige Vereinigung der
Seele mit Gott vollendet. Dies ist der erhabenste Stand, den die Seele in diesem Leben erreichen kann.
Er besteht also nicht in geistiger Lust und Freude und Empfindung, sondern im erlebten Kreuzestod,
sinnlich und geistig, nämlich innerlich und äußerlich.
Ergänzend:
Buch 3, Kapitel 13 hat geschrieben:... immerhin erneuert sich im Gedenken die Liebe
und das Gemüt erhebt sich zu Gott, besonders beim Innewerden übernatürlicher Gestalten, Bilder
oder Empfindungen, die sich der Seele so einzusiegeln und einzuprägen pflegen, daß sie lange Zeit
anhalten oder gar der Seele nie mehr entschwinden. Fast jedesmal, wenn sich die Seele deren erinnert,
die ihr so eingeprägt sind, bemerkt sie in sich göttliche Wirkungen der Liebe, der Milde, des Lichtes
usw., manchmal mehr, manchmal weniger; denn dazu wurden sie ihr eingeprägt. So aber erweist Gott
ihr eine große Gnade, da sie in sich einen Schacht voll von Schätzen hat.

7 Gestalten, die solche Wirkung üben, wohnen der Seele lebendig inne. Sie gleichen nicht den
von der Phantasie bewahrten Bildern und Formen. Darum hat die Seele es nicht nötig, sich an diese
Fähigkeit zu wenden, wenn sie sich jener erinnern will. Sie findet sie ja in sich und schaut sie wie ein
Bild im Spiegel. Ist es einer Seele verliehen, solche Gestalten formell in sich zu haben, so darf sie sich
ihrer wohl entsinnen um der besagten Liebeswirkung willen. Dadurch wird ihre Liebesvereinigung im
Glauben nicht behindert, da sie sich nicht an der Gestalt entzücken, sondern in der Liebe fördern will,
während sie die Gestalt gleich wieder läßt. So wird sie ihr eher helfen.
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Stefanro
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Stefanro »

Stefanro hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 07:47
... Die "ungeregelte Selbstliebe" als Ursache jeglicher Sünde bei Thomas von Aquin (in summa theol., I-II, q77, a4) erscheint im Kontext der spirituellen Praxis des Johannes irrelevant, weil eine Praxis mit dem Ziel der Selbstauslöschung wohl auch nicht an einer "geregelten Selbstliebe" interessiert sein kann.
Auf der anderen Seite kommt die Frage auf, was jemanden wie Johannes vK antreibt, sowas zu schreiben. Belegt er nicht dadurch, dass er seine Empfehlungen an/für andere niederschreibt, dass er alles andere als demütig ist? Denn er scheint zu glauben, dass er weiß (und also Wissen besitzt), was andere nicht wissen, und dass dieses vermeintliche Wissen ihn qualifizieren würde, andere zu (be-)lehren, obgleich er doch schreibt
desire the possession of nothing.
...
desire to be nothing.
...
desire the knowledge of nothing.
Das scheint ein ganz grundsätzliches Problem bzgl. aller Schriften von Theologen (ob vom asketischen oder mystischen Schlage sei dahingestellt) zu sein, dass sie durch ihre eigene Tätigkeit den Prinzipien, die sie lehren, widersprechen. Auch ein Thomas vA schreibt ja unentwegt von Dingen, die er gemäß seinen eigenen Aussagen zur Unzulänglichkeit des natürlichen Verstandes bzgl. des Übernatürlichen eigentlich gar nicht schreiben sollte. Jeder Theologe, der die Unterscheidung natürlich/übernatürlich macht, widerspricht sich selbst, wenn er sich auf das Gebiet der spekulativen Theologie vorwagt. Ganz grotesk wird es, wenn solch ein Theologe das nicht nur im stillen Kämmerchen für sich selbst tut, sondern seine Gedanken auch noch publiziert, denn dann keimt nicht nur der Verdacht fehlender kritischer Selbstschau auf, sondern auch der Verdacht von anmaßender Eitelkeit ("ungeregelte Selbstliebe").

Auf diese Weisen könnte man das Ganze also auch sehen ... man muss es aber nicht so sehen, sondern könnte es auch anders sehen ... und dann vielleicht ein Buch drüber schreiben, weil's ja erst so wenige Bücher gibt und die Welt sicher drauf wartet, zu erfahren, was man selbst alles weiß.

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Jakobgutbewohner
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Mittwoch 4. Januar 2023, 11:49
P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Ein Hilfsbuch für die Christenlehre und katechetische Predigt, 2. Band Lehre von den Geboten, 1912, S. 385 hat geschrieben:Dem Laster der Hoffart ist entgegen gesetzt die Tugend der Demut. Während der Hoffärtige sich Vorzüge beilegt, die er nicht besitzt, und auch von andern dementsprechend geachtet und geehrt zu werden verlangt, erkennt der Demütige sich als das an, was er in Wahrheit ist, und wünscht auch von andern so angesehen und behandelt zu werden.
https://katholischglauben.info/die-chri ... -der-demut
Es ist vielleicht die Frage, was jemand in Wahrheit ist. Wenn jemand etwas gut kann und auch andere das meinen und es sich in der Praxis immer wieder so herausstellt ohne daß dabei Geltungsbedürfnis vor allem treibende Motivation wäre, dann könnte es auch aus Demut sein sich bereit zum Dienst an anderen in manchem fähig oder sehend zu zeigen, gerade dann wenn das auch immer wieder vielfältige leichtfertige und hochmütige Anfeindungen anderer mit sich bringt?
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Peduli
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Peduli »

Stefanro hat geschrieben:
Donnerstag 2. März 2023, 06:44
Stefanro hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 07:47
... Die "ungeregelte Selbstliebe" als Ursache jeglicher Sünde bei Thomas von Aquin (in summa theol., I-II, q77, a4) erscheint im Kontext der spirituellen Praxis des Johannes irrelevant, weil eine Praxis mit dem Ziel der Selbstauslöschung wohl auch nicht an einer "geregelten Selbstliebe" interessiert sein kann.
Auf der anderen Seite kommt die Frage auf, was jemanden wie Johannes vK antreibt, sowas zu schreiben. Belegt er nicht dadurch, dass er seine Empfehlungen an/für andere niederschreibt, dass er alles andere als demütig ist? Denn er scheint zu glauben, dass er weiß (und also Wissen besitzt), was andere nicht wissen, und dass dieses vermeintliche Wissen ihn qualifizieren würde, andere zu (be-)lehren, obgleich er doch schreibt
desire the possession of nothing.
...
desire to be nothing.
...
desire the knowledge of nothing.
Das scheint ein ganz grundsätzliches Problem bzgl. aller Schriften von Theologen (ob vom asketischen oder mystischen Schlage sei dahingestellt) zu sein, dass sie durch ihre eigene Tätigkeit den Prinzipien, die sie lehren, widersprechen. Auch ein Thomas vA schreibt ja unentwegt von Dingen, die er gemäß seinen eigenen Aussagen zur Unzulänglichkeit des natürlichen Verstandes bzgl. des Übernatürlichen eigentlich gar nicht schreiben sollte. Jeder Theologe, der die Unterscheidung natürlich/übernatürlich macht, widerspricht sich selbst, wenn er sich auf das Gebiet der spekulativen Theologie vorwagt. Ganz grotesk wird es, wenn solch ein Theologe das nicht nur im stillen Kämmerchen für sich selbst tut, sondern seine Gedanken auch noch publiziert, denn dann keimt nicht nur der Verdacht fehlender kritischer Selbstschau auf, sondern auch der Verdacht von anmaßender Eitelkeit ("ungeregelte Selbstliebe").

Auf diese Weisen könnte man das Ganze also auch sehen ... man muss es aber nicht so sehen, sondern könnte es auch anders sehen ... und dann vielleicht ein Buch drüber schreiben, weil's ja erst so wenige Bücher gibt und die Welt sicher drauf wartet, zu erfahren, was man selbst alles weiß.
Texte aus der negativen Theologie einzuordnen ist niemals einfach. :hmm:

Ganz allgemein gesprochen ist es so, daß Mystiker in einer "eigenen Sprache" sprechen. Diese ist sehr subjektiv gefärbt und kann nicht so ohne weiteres übertragen werden.

Dies gilt insbesondere für Johannes vom Kreuz, dessen theologische Texte niemals losgelöst von seinen existentiellen Erfahrungen betrachtet werden sollten. Wer sich in das Thema vertiefen will, dem sei folgendes Werk anempfohlen: Kreuzeswissenschaft!
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Stefanro
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Stefanro »

Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 2. März 2023, 08:54
Texte aus der negativen Theologie einzuordnen ist niemals einfach. :hmm:

Ganz allgemein gesprochen ist es so, daß Mystiker in einer "eigenen Sprache" sprechen. Diese ist sehr subjektiv gefärbt und kann nicht so ohne weiteres übertragen werden.

Dies gilt insbesondere für Johannes vom Kreuz, dessen theologische Texte niemals losgelöst von seinen existentiellen Erfahrungen betrachtet werden sollten. Wer sich in das Thema vertiefen will, dem sei folgendes Werk anempfohlen: Kreuzeswissenschaft!
Als singulärer Beitrag zu "negativen Theologie" oder "Texte von Mystikern" wäre das ok. Als Antwort auf meinen Beitrag jedoch habe ich Schwierigkeiten einen Zusammenhang herzustellen.

Peduli
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Peduli »

Stefanro hat geschrieben:
Donnerstag 2. März 2023, 11:03
Als singulärer Beitrag zu "negativen Theologie" oder "Texte von Mystikern" wäre das ok. Als Antwort auf meinen Beitrag jedoch habe ich Schwierigkeiten einen Zusammenhang herzustellen.
In Deinem Posting meinte ich, ein Paradox zu erkennen:
Einerseits gehen Theologen wie Thomas von Aquin und Johannes vom Kreuz hin und publizieren ihre Gedanken in schriftlicher Form - vulgo: sie schreiben Bücher - und andererseits dokumentieren sie mit deren Publikation ihre eigene Unbescheidenheit, weil sie offenbar der Ansicht sind, derlei publizierte Gedanken wären irgendwie relevant. Dabei wäre Letzteres eigentlich zu verdammen, weil es eben keine demütige Haltung ist.

Die Frage ist nun, wie kann dieses (vermeintliche) Paradox aufgelöst werden. :hmm:

Sollen die Theologen aufhören, Bücher zu schreiben, weil sie ja eigentlich demütig sein sollten?
Oder sollen sie ihre Gedanken für sich behalten, damit sie demütig sein können?

Mein Vorschlag wäre eine Einordnung in den katholischen Rahmen wie ihn bereits Aurelius Augustinus vorgeschlagen hat:
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus autem caritas.
Im Notwendigen Einheit, im Zweifelhaften Freiheit, in allem aber Liebe.
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Stefanro
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Stefanro »

Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 2. März 2023, 11:39
Stefanro hat geschrieben:
Donnerstag 2. März 2023, 11:03
Als singulärer Beitrag zu "negativen Theologie" oder "Texte von Mystikern" wäre das ok. Als Antwort auf meinen Beitrag jedoch habe ich Schwierigkeiten einen Zusammenhang herzustellen.
In Deinem Posting meinte ich, ein Paradox zu erkennen:
Einerseits gehen Theologen wie Thomas von Aquin und Johannes vom Kreuz hin und publizieren ihre Gedanken in schriftlicher Form - vulgo: sie schreiben Bücher - und andererseits dokumentieren sie mit deren Publikation ihre eigene Unbescheidenheit, weil sie offenbar der Ansicht sind, derlei publizierte Gedanken wären irgendwie relevant. Dabei wäre Letzteres eigentlich zu verdammen, weil es eben keine demütige Haltung ist.
Ich habe lediglich beschrieben "Auf diese Weisen könnte man das Ganze also auch sehen", von "verdammen" war nicht im Entferntesten die Rede, wenn auch die Weisen wie man das auch sehen könnte die Urteile "fehlende kritischer Selbstschau" und "anmaßende Eitelkeit" beinhalteten könnten.

Bei Johannes vK ist der Selbstwiderspruch bzgl. Demut direkt (s. Zitat oben), bei Thomas vA wurde zwar eine Selbstwiderspruch insinuiert, aber nicht bzgl. Demut wurde dieser insinuiert, und so ist fraglich, ob er dem eigenen Verständnis von Demut (das Verständnis eines anderen - wie zB Johannes vK - kann ja nicht zum Maßstab genommen werden) überhaupt widerspricht, wenn er mit seinem natürlichen Verstand über Übernatürliches spekuliert. Dies gilt es zu untersuchen:
#1
Thomas (in summa theol., II-II, q161, a1) hat geschrieben:eine [Tugend], welche zügelt und zurückhält, daß man nicht maßlos zum Erhabenen strebe; das ist die Demut
#2
Thomas (in summa theol., II-II, q161, a2) hat geschrieben:der Demut Sache sei es, daß jemand sich selber erniedrigt, daß er also nicht nach zu Hohem strebe. Dazu aber ist erfordert, daß er erkenne, worin der betreffende Gegenstand im Verhältnisse zu ihm zu hoch stehe. Die Kenntnis des eigenen Mangels also gehört zur Demut, wie die leitende Regel des Begehrens.
#1 könnte durchgehen, weil sein Spekulieren über Übernatürliches nicht notwendigerweise Ausdruck eines maßlosen Begehrens ist. #2 dagegen, legt nahe entweder die Unkenntnis von Thomas vA (er erkennt nicht den eigenen Mangel hinsichtlich seines natürlichen Verstandes) oder aber die Anmaßung der Eitelkeit, wenn er die Kenntnis zwar hat, sie aber beiseite schiebt.
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 2. März 2023, 11:39
Die Frage ist nun, wie kann dieses (vermeintliche) Paradox aufgelöst werden. :hmm:
Dass Autoren/Prediger den Prinzipien widersprechen, die sie lehren, ist kein Paradox, sondern ließe auf "fehlende kritischer Selbstschau" schließen. Das bekannte Wort "Wasser predigen, aber Wein trinken" fällt da ein.

Hinsichtlich "kritischer Selbstschau" fällt auf, dass in der Anthropologie der summa theol. wenig steht zum Selbst und gar nichts zur Selbstwahrnehmung und wo die Wahrnehmungen des Selbst oder von "ich", "mein" etc. in den Seelenvermögen zu verorten sind und wie es zu einer Selbstbeobachtung überhaupt kommen kann. Das erstaunt, weil Thomas vA sein Werk doch "Wissenschaft" nennt.
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 2. März 2023, 11:39
Sollen die Theologen aufhören, Bücher zu schreiben, weil sie ja eigentlich demütig sein sollten?
Oder sollen sie ihre Gedanken für sich behalten, damit sie demütig sein können?
Ich habe nur geschrieben wie man es sehen könnte und nicht behauptet, dass es auch so sei. Ich muss deshalb hier keine Empfehlungen für irgendjemanden geben. Ich habe geschrieben "Auf diese Weisen könnte man das Ganze also auch sehen ... man muss es aber nicht so sehen, sondern könnte es auch anders sehen " ohne darauf einzugehen wie man es "auch anders sehen" könnte.
Peduli hat geschrieben:
Donnerstag 2. März 2023, 11:39
Mein Vorschlag wäre eine Einordnung in den katholischen Rahmen wie ihn bereits Aurelius Augustinus vorgeschlagen hat:
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus autem caritas.
Im Notwendigen Einheit, im Zweifelhaften Freiheit, in allem aber Liebe.
Das ist jetzt aber - im theologisch-wissenschaftlichen Sinne - nicht sehr klärend.

Peduli
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Peduli »

Stefanro hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 07:47
Jeder Theologe, der die Unterscheidung natürlich/übernatürlich macht, widerspricht sich selbst, wenn er sich auf das Gebiet der spekulativen Theologie vorwagt. Ganz grotesk wird es, wenn solch ein Theologe das nicht nur im stillen Kämmerchen für sich selbst tut, sondern seine Gedanken auch noch publiziert, denn dann keimt nicht nur der Verdacht fehlender kritischer Selbstschau auf, sondern auch der Verdacht von anmaßender Eitelkeit ("ungeregelte Selbstliebe").........
Da muß ich noch einmal einen Schritt zurück machen, denn eigentlich ging es mir um den ersten Teil der nun zitierten Passage!

Dem ersten Satz stimme ich völlig zu und meines Erachtens müsste diesem Satz jeder katholische Theologe zustimmen. Ob er das wirklich tut, ist heutzutage schwer auszumachen, weil theologische Texte im höchsten Maße komplizierte Texte sind.

Dem zweiten Satz kann ich nur bedingt zustimmen, weil meines Erachtens die Theologie auch von der Spekulation lebt. Spekulation in dem Sinne, daß es sich um eine geistige Tätigkeit des Subjektes handelt, der auf der Grundlage der gemachten Voraussetzungen zu (ggf. auch neuen) Denkergebnissen kommt. Diese Denkergebnisse können dann mit anderen Denkern der Theologie abgestimmt werden und so können sich bspw. Präzisierungen der katholischen Lehre ergeben.
Die Spekulation ist manchmal sogar notwendig, um Grenzen erkennen zu können. Man geht also sozusagen denkerisch über die Grenze hinaus, um dann eben feststellen zu können: Bis hierhin und nicht weiter!

Insgesamt muß dieses spekulative Denken aber immer in das katholische Lehramt eingebunden sein.
Mithin gibt das Lehramt das Paradigma des Denkens vor.

Der Theologe, der in seinen Spekulationen nicht von ungeregelter Selbstliebe getrieben wird, würde demzufolge seine Spekulationen als unverbindlich anerkennen, wenn sich das Lehramt gegen Selbige ausspricht.

Katholisch wäre demzufolge: Spekuliert fleißig, aber lasst Euch vom Lehramt dann auch 'mal Contra geben! :)
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Stefanro »

Peduli hat geschrieben:
Freitag 3. März 2023, 09:48
Stefanro hat geschrieben:
Freitag 24. Februar 2023, 07:47
Jeder Theologe, der die Unterscheidung natürlich/übernatürlich macht, widerspricht sich selbst, wenn er sich auf das Gebiet der spekulativen Theologie vorwagt. Ganz grotesk wird es, wenn solch ein Theologe das nicht nur im stillen Kämmerchen für sich selbst tut, sondern seine Gedanken auch noch publiziert, denn dann keimt nicht nur der Verdacht fehlender kritischer Selbstschau auf, sondern auch der Verdacht von anmaßender Eitelkeit ("ungeregelte Selbstliebe").........
Da muß ich noch einmal einen Schritt zurück machen, denn eigentlich ging es mir um den ersten Teil der nun zitierten Passage!

Dem ersten Satz stimme ich völlig zu und meines Erachtens müsste diesem Satz jeder katholische Theologe zustimmen. Ob er das wirklich tut, ist heutzutage schwer auszumachen, weil theologische Texte im höchsten Maße komplizierte Texte sind.

Dem zweiten Satz kann ich nur bedingt zustimmen, weil meines Erachtens die Theologie auch von der Spekulation lebt.
Da meine Aussagen sich bewegen in dem begrifflichen Rahmen "Auf diese Weisen könnte man das Ganze also auch sehen ... man muss es aber nicht so sehen, sondern könnte es auch anders sehen ..." sind sie keine Aussagen, denen man entweder zustimmen oder sie ablehnen müsste. Im Grunde sind meine Aussagen ebenfalls spekulativer Natur, denn ob die Sache sich so verhält wie man sie sehen könnte, ist notwendigerweise vollkommen offen.
Die Theologen spekulieren ja viel über Gnade (entwickeln sogar Lehren über die Arten und Wirkungsweisen der Gnaden) und die sog. Gaben des Heiligen Geistes. Was aber, wenn diese spekulativen Lehren die Realität angemessen beschreiben? Dann könnte es ja auch sein, dass der ein oder andere Theologe einen "besonderen Draht" zu Gott hat und seine Spekulationen deshalb gar keine sind! Es läuft wiederum auf Glaubensfragen hinaus: Letztendlich muss jeder für sich entscheiden wie er es mit der spekulativen Theologie hält. Ich würde empfehlen theologische Aussagen nicht so sehr als Dogma, sondern als Meditationsobjekte zu sehen und auszuprobieren, wohin diese Meditationen führen.
Peduli hat geschrieben:
Freitag 3. März 2023, 09:48
Spekulation in dem Sinne, daß es sich um eine geistige Tätigkeit des Subjektes handelt, der auf der Grundlage der gemachten Voraussetzungen zu (ggf. auch neuen) Denkergebnissen kommt. Diese Denkergebnisse können dann mit anderen Denkern der Theologie abgestimmt werden und so können sich bspw. Präzisierungen der katholischen Lehre ergeben.
Die Spekulation ist manchmal sogar notwendig, um Grenzen erkennen zu können. Man geht also sozusagen denkerisch über die Grenze hinaus, um dann eben feststellen zu können: Bis hierhin und nicht weiter!

Insgesamt muß dieses spekulative Denken aber immer in das katholische Lehramt eingebunden sein.
Mithin gibt das Lehramt das Paradigma des Denkens vor.

Der Theologe, der in seinen Spekulationen nicht von ungeregelter Selbstliebe getrieben wird, würde demzufolge seine Spekulationen als unverbindlich anerkennen, wenn sich das Lehramt gegen Selbige ausspricht.

Katholisch wäre demzufolge: Spekuliert fleißig, aber lasst Euch vom Lehramt dann auch 'mal Contra geben! :)
Vielleicht sollte man - um Häresien zu vermeiden - einschränkender formulieren: Spekuliert fleißig da, wo es noch Freiheitsgrade gibt, aber tastet bereits gesetzte Dogmen nicht an!

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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Ohne mich zur konkreten Person und deren Wirken zu positionieren, einfach mal zum Thema zitiert:
Pfarrer Hugo Holzamer bringt es auf den Punkt, wenn er seine theologische Würdigung mit der Schlußbemerkung ziert: Möge die Zeit wiederkehren, wo dem Glanze der Heiligkeit und dem Wehen des Heiligen Geistes auch in unserem Vaterlande wieder freie Bahn geschaffen ist. Dazu ist notwendig, daß sich vor allem unsere Priester und Theologen erinnern, daß sie sich befähigen müssen, nicht etwa die Verfolger, sondern die geistlichen Führer frommer und begnadigter Seelen zu sein. Diese Befähigung erlangen sie aber nicht an den Pfützen des Rationalismus und bei den Trebern des Modernismus, sondern nur bei der gesunden und reichen Kost des Vaterhauses, wie sie auch in der Mystik nur die Tradition der katholischen Kirche bietet. Anstatt mit dem Abhub einer fälschlich sogenannten Wissenschaft des Irr- und Unglaubens mögen unsere Priester mit den großen Meistern der mystischen Theologie der Vorzeit sich mehr und mehr beschäftigen. Dann werden uns Irrwege und Ärgernisse, wie sie in der Bekämpfung der Sache von Schippach wieder offenbar wurden, erspart bleiben.

„Nachdem ich arme und unwürdige Magd des Herrn vom Jahre 1886 bis 1894 in der Stadt Mainz unaussprechlich viele Gnaden vom Herrn empfangen habe, will ich aus Dankbarkeit gegen Ihn wenigstens dieses Jahr 1894 anfangen, einiges aufzuschreiben, daß ich die Danksagung nicht vergesse“. Mit diesen demütigen Worten beginnt Barbara Weigand die Aufzeichnungen ihrer inneren Erlebnisse seit dem Jahre 1894. Von da an schrieb sie über ihr Leben und ihre seelischen Zustände bis herauf in ihr Greisenalter Notizen. Eine von unzählig vielen Zuschriften und Zeugnissen für das heiligmäßige Leben und Wirken der Schippacher Jungfrau und Seherin Barbara Weigand sei hier wiedergegeben:

Prälat Kleiser in der Schweiz war bis zu seinem Tode ein überzeugter und eifriger Freund von Schippach, des Eucharistischen Liebesbundes und der Sakramentskirche. Sein Bruder war der bekannte und auch heute noch sehr verehrte erblindete Pfarrer Engelbert Kleiser von Bickesheim (1891-1931) in Baden, von dem auch heute noch viel gutes berichtet wird wegen seines überzeugenden Einsatzes und Ganzhingabe als Diener Gottes am Altar und vor allem als Segenspriester. Am 11. Oktober 1914 schrieb er Barbara Weigand folgenden Brief: „Ich verfolge schon Jahre lang Ihre Schriften und lasse sie mir vorlesen, weil mein Augenlicht erloschen ist, denn ich bin schon 8 Jahre ganz blind. Bin jetzt 75 Jahre alt, habe als Theologe viele Bücher gelesen und studiert, aber zu Ihrem Troste sei es gesagt, ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Buch gelesen, das mich so hingerissen hätte zur Liebe Gottes als Ihre Schriften, und ich bedauere sehr, daß man sie dem Volke, besonders den Priestern so lange vorenthält. Ich möchte die Verantwortung nicht übernehmen. Ich habe gelehrte Bücher gelesen, die von heiligmäßigen Männern geschrieben sind, die einem wegen ihrer Strenge mehr Furcht als Liebe zu Gott in die Seele bringen. Aber in Ihren Schriften wird eine Sprache gesprochen, wo ich mir Wort für Wort sagen muß, so muß der Heiland sprechen. Ja, das ist der Heiland, Der da spricht, diese Güte, diese Liebe, diese unergründliche Barmherzigkeit! zu uns armen, sündigen Menschen. Ebenso erbaue ich mich an der Gebetsweise Ihrerseits, was unmöglich der arme Mensch aus sich selbst fertig bringen kann. Bleiben Sie ruhig, Der Herr rechtfertigt Sie selbst, wenn es Zeit ist. Aber die Kirche, des Herrn Denkmal, muß gebaut werden! Viel Heil und Segen muß ausgehen von diesem Tempel: alle Kräfte sollen aufgeboten werden, daß er fertig wird. Auch ich will mein Scherflein noch dazu legen. Engelbert Kleiser, Pfarrer von Bickesheim.“

Daß Barbara Weigand zeitlebens eine demütige Person gewesen ist, wird ihr von allen, die sie kannten, freudig bezeugt; sie offenbarte in ihrer ganzen Geistes- und Sittenhaltung allezeit die gewinnenden Züge ungekünstelter Einfachheit, außergewöhnlicher Anspruchslosigkeit und natürlicher Bescheidenheit, die ihr rasch die Herzen gewann und, wie wir wissen, schon ihrem Mainzer Beichtvater P. Alphons sowie Bischof Haffner angenehm aufgefallen waren.
https://barbara-weigand.de/seligsprechung.html
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Stefanro
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Stefanro »

Ein Merkmal, welches im Kontext der Demut oft genannt wird, ist die Selbstverachtung. So schreibt Johannes vK:
First, try to act with contempt for yourself and desire that all others do likewise.
Second, endeavor to speak in contempt of yourself and desire all others to do so.
Third, try to think lowly and contemptuously of yourself and desire that all others do the same.
Wobei diese Selbstverachtung nur bei niedrigeren Graden der Demut auftreten kann, weil beim höchsten Grad der Demut (s.o.) gar nichts mehr da ist, was verachtet werden könnte.

Diese Selbstverachtung findet sich auch beim Demut-Verständnis von Thomas vA, weil er die "Zwölf Stufen der Demut" des heiligen Benedikts annimmt und es da heißt:
Thomas (in summa theolog., II-II, q161, a6) hat geschrieben:... 6. glauben, man sei niedriger als alle und dies auch aussprechen; — 7. sich für Alles als unnütz und wertlos erachten ... Auf die Erkenntnis der eigenen Schwächen beziehen sich ... die siebente, daß man sich nicht als hinreichend betrachte für Größeres; die sechste, daß man sich nicht anderen vorziehe.
Dabei ergibt sich die dialektische Herausforderung wie das Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, unter der Maßgabe dieser Selbstverachtung realisierbar sein soll. Aber diese dialektische Herausforderung ergibt sich auch im höchsten Grade der Demut gemäß Johannes vK, denn wenn kein Selbst mehr vorhanden ist, kann es auch keine Selbstliebe mehr geben und also erscheint das Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, in gleichem Maße unrealisierbar.
Beachtet man aber, dass es heißt "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand." dann bleibt nach dem diesem ersten Gebot für die Selbst- und Nächstenliebe des zweiten Gebotes eh nichts mehr übrig, denn wenn das ganze Herz, die ganze Seele und der ganze Verstand für die Liebe Gottes reserviert ist, ist logischerweise für das Selbst und die Nächsten nichts mehr übrig. Mit dem zweiten Gebot muss es also rücksichtlich des ersten Gebotes eine ganz andere Bewandtnis haben als es einem nach oberflächlichem Lesen erscheinen mag.

Peduli
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Peduli »

Auf diesem Hintergrund halte ich einen Aphorismus der Hl. Franz von Sales für sehr zielführend, in dem kurz zusammengefaßt alles Wesentliche gesagt wird: :hmm:
"Vor den Menschen ein Turm, vor Gott ein Wurm!" :doktor:

Das heißt:
In der Verkündigung des Wortes soll der Mensch keinen Zentimeter - oder wie der Engländer sagt: not an inch :emil: - zurückweichen, sondern ruhig und solide wie ein Turm bleiben. Gleichzeitig ist er sich dessen vollkommen bewußt, daß er dieses Turm-sein-können der zuvorkommenden Gnade Gottes verdankt. Dieses Bewußtsein schützt ihn vor Überheblichkeit und/oder Arroganz.

Ein Beispiel von Vielen aus der Kirchengeschichte ist der Hl. Athanasius!
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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Ich zitiere diese angesprochenen 12 Stufen der Demut mal in etwas kompakter gemachter Form aus dem Forenfundus hierher:
Stefan hat geschrieben:
Dienstag 28. April 2020, 06:41
Brüder, wollen wir daher den Gipfel der vollkommenen Demut erreichen und zu jener Erhöhung im Himmel rasch gelangen, zu der die Erniedrigung in diesem Leben emporführt, so müssen wir durch unsern aufwärtsstrebenden Wandel jene Leiter errichten, die Jakob im Traum erschien, woran, wie ihm gezeigt wurde, Engel auf- und niederstiegen.

Nicht anders ohne Zweifel können wir dieses Auf- und Niedersteigen deuten, als daß man durch Selbsterhebung abwärts sinkt und durch Demut aufwärts steigt.

Die aufgerichtete Leiter selbst ist aber unser Leben auf Erden, dem Gott die Richtung zum Himmel gibt, wenn das Herz demütig ist. In den beiden Seiten dieser Leiter sehen wir unsern Leib und unsere Seele; in diese Seiten hat der Gnadenruf Gottes verschiedene Sprossen der Demut und des geistlichen Lebens eingefügt, die man hinaufsteigen soll.

Die erste Stufe der Demut ist nun, die Gottesfurcht stets vor Augen haben und sich vor allem hüten, sie je zu vergessen, vielmehr jederzeit all dessen eingedenk bleiben, was Gott befohlen hat.

Darum soll sich der Mensch im Geiste stets gegenwärtig halten, wie das Feuer der Hölle die Gottesverächter wegen ihrer Sünden brennt, aber auch ewiges Leben den Gottesfürchtigen bereitet ist.

So wird er allezeit Sünden und Fehler meiden, Fehler in Gedanken, mit der Zunge, mit Händen und Füßen oder Fehler des Eigenwillens, meiden wird er auch Fleischesbegierden.

Er denke daran, daß Gott immerdar vom Himmel auf ihn herniederschaut, daß sein Tun und Lassen allerorten klar vor Gottes Auge steht und von den Engeln zu jeder Zeit ihm gemeldet wird. Darauf macht uns der Prophet aufmerksam, wenn er uns belehrt, daß Gott immer bei unsern Gedanken zugegen ist, indem er sagt: „Gott durchforscht Herz und Nieren“. Und wiederum: „Der Herr kennt die Gedanken der Menschen“, und anderswo: „Von ferne durchschaust Du meine Gedanken, und: “Das Sinnen des Menschen ist Dir bekannt„.

Um sorgsam zu wachen über seine verkehrten Gedanken, spreche ein braver Bruder immer zu sich: „Dann wandle ich makellos vor Dir, wenn ich mich vor meiner Bosheit in acht nehme“.

Dem Eigenwillen aber zu folgen, ist uns verwehrt, da uns die Schrift sagt: „Wende dich ab von dem Begehren deines Herzens“. Auch flehen wir zu Gott im Gebete, daß sein Wille an uns geschehen möge. Mit Recht werden wir also davor gewarnt, unserm Eigenwillen zu folgen, denn so entgehen wir dem, was die Schrift sagt: „Es gibt Wege, die den Menschen recht erscheinen, deren Ende aber bis zur Tiefe der Hölle hinabführt“.

Dann hält uns auch das Urteil in Angst und Furcht, das über die Nachlässigen gefällt ist: “Sie sind verderbt und zum Abscheu geworden in ihren Gelüsten. Was aber die Begierden des Fleisches anlangt, sollen wir Gott immer gegenwärtig wissen; betet doch der Prophet zum Herrn: „Vor Dir ist all das Verlangen meines Herzens“.

Man muß sich also deshalb vor der bösen Begierde hüten; denn der Tod lauert vor der Pforte der Lust. Daher befiehlt uns die Schrift und sagt: „Deinen Gelüsten gehe nicht nach“.

Wenn demnach die Augen des Herrn auf Gute und Böse gerichtet sind und „der Herr immerdar vom Himmel auf die Menschenkinder niederschaut, um zu sehen, ob einer weise sei und Gott suche“, und wenn die Engel, die uns an die Seite gegeben sind, täglich bei Tag und Nacht dem Herrn unser Tun und Lassen melden, dann sollen wir uns, meine Brüder, jederzeit davor in acht nehmen, daß Gott nicht, wie der Prophet im Psalme sagt, zu irgendeiner Stunde sehen müsse, wie wir dem Bösen zuneigen und zu unnützen Knechten geworden sind; sonst könnte er, während er unser in diesem Leben schont, da er barmherzig ist und auf unsere Besserung wartet, später zu uns einmal sagen müssen: „Das hast du getan, und ich habe dazu geschwiegen“.

Die zweite Stufe der Demut ist, den eigenen Willen nicht lieben und sich in der Befriedigung seiner Wünsche nicht gefallen, vielmehr jenes Wort des Herrn zur Richtschnur nehmen: „Ich bin nicht gekommen, meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“. Es steht ferner geschrieben: „Ungebundenheit zieht Strafe nach sich, die Bande des Zwanges bringen den Siegeskranz“.

Die dritte Stufe der Demut ist, aus Liebe zu Gott in vollkommenem Gehorsam sich dem Obern unterwerfen und so den Herrn nachahmen, von dem der Apostel sagt: „Er ward gehorsam bis in den Tod“.

Die vierte Stufe der Demut ist, in diesem Gehorsam bei herben und widrigen Dingen, ja sogar bei angetaner Unbill mit Stillschweigen und Selbstbeherrschung die Geduld bewahren, ausharren, nicht ermatten oder sich entziehen, sagt doch die Schrift: „Wer ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden“, und wiederum: „Laß stark sein dein Herz und harre auf den Herrn“.

Um uns zu belehren, daß der Gläubige dem Herrn zulieb alles, selbst Widriges ertragen muß, sagt die Schrift im Namen der Dulder: „Um Deinetwillen werden wir hingemordet den ganzen Tag, werden geachtet wie Schlachtschafe“. Und felsenfest in der Hoffnung auf göttliche Vergeltung fügen sie freudig hinzu: „Allein in all dem obsiegen wir um dessentwillen, der uns geliebt hat“.

Auch sagt die Schrift an einer anderen Stelle: „Du hast uns, o Gott, geprüft, im Feuer geläutert, gleichwie man Silber im Feuer läutert, Du hast uns in die Schlinge geraten lassen, hast Drangsal auf unsere Schulter gelegt“. Und um zu zeigen, daß wir unter einem Vorgesetzen stehen müssen, fährt sie fort: „Menschen hast Du über unser Haupt gesetzt“.

Aber auch in Widerwärtigkeiten und Unbilden erfüllen sie durch Geduld das Gebot des Herrn: auf eine Wange geschlagen, bieten sie auch die andere dar, des Rockes beraubt, geben sie auch den Mantel dazu, zu einer Meile genötigt, gehen sie gleich zwei, ertragen mit dem Apostel Paulus falsche Brüder und segnen, die sie schmähen.

Die fünfte Stufe der Demut ist, alle schlimmen Gedanken, die im Herzen aufsteigen, und das im Verborgenen begangene Böse in demütigem Bekenntnis seinem Abte bekennen. Dazu mahnt uns die Schrift mit den Worten: „Offenbare dem Herrn deinen Weg und vertrau auf ihn“. Und wiederum: „Bekennet dem Herrn, denn er ist gut, ewig währet seine Barmherzigkeit“. Und ebenso sagt der Prophet: „Mein Vergehen habe ich Dir kund getan und meine Ungerechtigkeit nicht verborgen; ich spreche: als mein Ankläger will ich mein Unrecht dem Herrn bekennen; Du aber verzeihst den Frevel meines Herzens“.

Die sechste Stufe der Demut erreicht der Mönch, wenn er sich mit dem Allerniedrigsten und Geringsten zufrieden gibt und bei allem, was man ihm aufträgt, in sich einen schlechten und untauglichen Arbeiter sieht, indem er zu sich selber mit dem Propheten sagt: „Zunichte geworden bin ich, und es war mir verborgen; wie ein Lasttier ward ich vor Deinem Angesicht, und doch bin ich immer bei Dir“.

Die siebte Stufe der Demut ist, sich nicht bloß mit Worten als den letzten und geringsten bezeichnen, sondern auch im tiefsten Herzensgrund hiervon überzeugt sein und in Demut mit dem Propheten sprechen: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott und die Verachtung des Volkes“. „Erhoben hab ich mich, ward aber gedemütigt und bin zuschanden geworden“. Und abermals: „Gut war's mir, daß Du mich demütigtest, damit ich Deine Gebote lerne“.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sonntag 10. Mai 2020, 16:32
Die achte Stufe der Demut erreicht der Mönch, wenn er nur tut, wozu ihn die gemeinsame Klosterregel und das Beispiel der älteren Brüder anhalten.

Die neunte Stufe der Demut ersteigt der Mönch, wenn er seine Zunge beim Reden bezähmt, im Schweigen verharrt und nicht redet, bis man eine Frage stellt; versichert uns doch die Schrift: „Beim vielen Reden entgeht man der Sünde nicht“, und: „Ein geschwätziger Mensch hat keinen Bestand auf Erden“.

Die zehnte Stufe der Demut ist, nicht schnell und gern zum Lachen bereit zu sein, weil geschrieben steht: „Der Tor bricht in schallendes Gelächter aus“.

Die elfte Stufe der Demut erreicht der Mönch, wenn er beim Reden ruhig und ohne zu lachen, bescheiden und ernst, nur wenig und wohlbedacht spricht und mit der Stimme nicht lärmt, wie es heißt: „Der Weise gibt sich an gemessener Rede zu erkennen.“

Die zwölfte Stufe der Demut ersteigt der Mönch, wenn er nicht bloß im Herzen demütig ist, sondern auch in seiner Körperhaltung vor aller Augen Demut bekundet; wenn er also beim Gotteslob, im Oratorium, im Kloster, im Garten, auf der Straße, auf dem Felde, oder mag er sonst irgendwo sitzen, gehen oder stehen, jederzeit das Haupt geneigt hält und mit niedergeschlagenem Blicke sich immer wegen seiner Sünden voll Schuld weiß und im Geiste schon vor dem schrecklichen Gerichte Gottes sieht. Er bete immer in seinem Herzen, wie jener Zöllner im Evangelium mit niedergeschlagenen Augen gesprochen hat: „Herr, ich Sünder bin nicht würdig, meine Augen zum Himmel zu erheben.“ Und wiederum sagt er mit dem Propheten: „Gebeugt bin ich und gedemütigt für und für.“

Hat also der Mönch alle diese Stufen der Demut erstiegen, dann wird er bald zu jener Gottesliebe gelangen, die in ihrer Vollkommenheit die Furcht vertreibt. In der Kraft dieser Liebe wird er dann alles, was er früher nur unter dem Drucke der Furcht einhielt, von jetzt an mühelos, aus Gewohnheit beobachten, als wäre es ihm zur zweiten Natur geworden, nicht mehr aus Furcht vor der Hölle, sondern aus Liebe zu Christus, aus guter Angewöhnung und aus Freude an der Tugend. Das wird der Herr in seiner Huld an seinem Diener durch den Heiligen Geist offenbaren, wenn er sich gereinigt hat von Fehlern und Sünden.
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Benedikt hat geschrieben:Dem Eigenwillen aber zu folgen, ist uns verwehrt, da uns die Schrift sagt: „Wende dich ab von dem Begehren deines Herzens“. Auch flehen wir zu Gott im Gebete, daß sein Wille an uns geschehen möge. Mit Recht werden wir also davor gewarnt, unserm Eigenwillen zu folgen, denn so entgehen wir dem, was die Schrift sagt: „Es gibt Wege, die den Menschen recht erscheinen, deren Ende aber bis zur Tiefe der Hölle hinabführt“.

Dann hält uns auch das Urteil in Angst und Furcht, das über die Nachlässigen gefällt ist: “Sie sind verderbt und zum Abscheu geworden in ihren Gelüsten. Was aber die Begierden des Fleisches anlangt, sollen wir Gott immer gegenwärtig wissen; betet doch der Prophet zum Herrn: „Vor Dir ist all das Verlangen meines Herzens“.

Man muß sich also deshalb vor der bösen Begierde hüten; denn der Tod lauert vor der Pforte der Lust. Daher befiehlt uns die Schrift und sagt: „Deinen Gelüsten gehe nicht nach“.
Sirach hat geschrieben:27 Ein weiser Mensch wird in allem bedächtig sein / und in Tagen der Sünden wird er sich vor einem Vergehen hüten.
28 Jeder Kluge hat Weisheit erkannt, / und wer sie findet, dem wird Anerkennung zuteil.
29 Die klug reden, sind auch selbst weise geworden / und quellen über vor treffenden Sprüchen.
Besser ist Vertrauen einem einzigen Herrscher gegenüber, / als mit totem Herzen bei einem Toten ausharren.

Geld, Alkohol, Frauen und die Zunge: 18,30-19,17

30 Selbstbeherrschung
Folge nicht deinen Begierden! / Von deinen Gelüsten halte Abstand!
31 Wenn du deiner Seele das Begehrte gewährst, / macht dich das zum Gespött deiner Feinde.
32 Freu dich nicht über großen Genuss! / Verlange nicht nach Umgang mit ihm!
33 Werde nicht arm durch Gelage aus geliehenem Geld! / Dann hast du nichts mehr im Beutel, / denn du setzt dein eigenes Leben aufs Spiel.
https://katholisch.de/bibel/28-sirach-18#30

Dort wird Sir 18,30 zitiert? In dieser EU, steht es aber nicht so wie oben zitiert und zwar inhaltlich deutlich anders. Bei Benedikt aber zudem:
Alle sollen demnach durchweg der Regel als Meisterin folgen; keiner darf vermessen von ihr abgehen. Niemand folge im Kloster dem Begehren des eigenen Herzens, noch erdreiste sich einer, mit seinem Abt in kecker Weise oder gar außerhalb des Klosters zu streiten.
https://www.kathpedia.de/index.php?titl ... ._Benedikt

So wie es oben zitiert wird, könnte gedacht werden es werde grundsätzlich als problematisch betrachtet dem Begehren des Herzens zu folgen, jedoch:

"Der gute Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens und der schlechte Mensch bringt Schlechtes hervor aus dem schlechten Schatz seines Herzens; denn aus dem Überfließen des Herzens redet der Mensch.
Was heißet ihr Mich aber: Herr, Herr! und tuet nicht, was Ich sage?" Lk 6,45+46

Ich meine im letzten Vers geht es im Kontext gerade um ein Tun aus Begehren des (aus geistigem Antrieb guten) eigenwilligen Herzens.

"Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen." Mt 5,8
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Peduli »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Samstag 4. März 2023, 12:33
Ich meine im letzten Vers geht es im Kontext gerade um ein Tun aus Begehren des (aus geistigem Antrieb guten) eigenwilligen Herzens.
Und warum wirst Du dann nicht katholisch? :hmm:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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Re: Demut - Hochmut - Mut

Beitrag von Jakobgutbewohner »

Jakobgutbewohner hat geschrieben:
Samstag 4. März 2023, 12:33
Dort wird Sir 18,30 zitiert?
Laut dieser Version ja:
Dem Eigenwillen aber zu folgen, ist uns verwehrt, da uns die Schrift sagt: "Wende dich ab von dem Begehren deines Herzens"[114] .

[...]

[114]Sir. 18, 30.
https://kath-zdw.ch/maria/benedikt.regel.des.hl.html

Eine neuere englische Übersetzung?
We are thus forbidden to do our own will, since the Scripture saith to us: "And turn away from thy evil will" (Sir 18:30).
https://www.ecatholic2000.com/benedict/rule8.shtml

Möglicherweise ist die Regel des Benedikts wegen solcher soweit zu erkennen vorhandener Unschärfen also ein Ursprung etlicher fragwürdiger Vorstellungen hinsichtlich "Eigenwillen"?

Vergleichend:
Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:
Mittwoch 26. August 2020, 11:02
20. De reuerentia orationisÜber die Ehrfurcht beim Gebet
  1. Si, cum hominibus potentibus uolumus aliqua suggerere, non praesumimus nisi cum humilitate et reuerentia,
    Wenn wir, da wir mächtigen Menschen etwas unterbreiten wollen, es nicht wagen als mit Demut und Ehrfurcht,
  2. quanto magis domino deo uniuersorum cum omni humilitate et puritatis deuotione supplicandum est.
    wieviel mehr muß man zum Herrn, dem Gott des Alls, in aller Demut und reiner Ehrerbietung flehen.
  3. Et non in multiloquio, sed in cordis et compunctione lacrimarum nos audiri sciamus.
    Und wir sollen wissen, daß wir nicht bei vielen Worten, sondern bei Reinheit des Herzens und Erschütterung unter Tränen erhört werden.
  4. Et ideo breuis debet esse et pura oratio, nisi forte ex affectu inspirationis diuinae gratiae protendatur.
    Und deshalb soll das Gebet kurz und rein sein, wenn es nicht gerade aus dem Zustand der Eingebung durch die göttliche Gnade ausgedehnt werden mag.
  5. In conuentu tamen omnino breuietur oratio et facto signo a priore omnes pariter surgant.
    In der Versammlung jedoch soll das Gebet ganz und gar kurz gehalten werden, und auf das Zeichen des [Kloster-]Vorstehers sollen sich alle zugleich erheben.
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

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