Herrenleib - wie dürfen wir uns das vorstellen?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Benedikt

Re: Herrenleib - wie dürfen wir uns das vorstellen?

Beitrag von Benedikt »

Protasius hat geschrieben:
Montag 4. März 2019, 09:38
Nach meinem Verständnis des Begriffes Transsubstantiation hört bei der Wandlung die Substanz des Brotes und Weines auf zu existieren und wird in die Substanz des Fleisches und Blutes verwandelt. Die Akzidentien bleiben dabei gleich, also sieht es noch aus wie Brot und Wein und schmeckt auch so, aber es ist keiner mehr. Was du hier mit der Formulierung „auf materieller Ebene“ meinst, ist mir nicht recht klar.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Materie_(Physik) Durch die Transsubstantiation ändert sich die materiellen Eigenschaften nicht, es bleibt Brot und Wein "auf materieller Ebene". Nichts anders schreibt Müller.

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Arsenius
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Registriert: Samstag 21. Juli 2018, 14:44

Re: Herrenleib - wie dürfen wir uns das vorstellen?

Beitrag von Arsenius »

Benedikt hat geschrieben:
Montag 4. März 2019, 09:29
Arsenius hat geschrieben:
Samstag 2. März 2019, 15:45
Nun ergeben sich an dem Begriff “Leib und Blut” Mißverständnisse, wenn man meinte, Fleisch und Blut stünden hier für die physischen und biologischen Bestandteile des historischen Menschen Jesus. [...] so haben wir jetzt Gemeinschaft mit Jesus Christus, vermittelt durch das Essen und Trinken des Brotes und des Weines.
Quelle: "Die Messe: Quelle christlichen Lebens" (St. Ulrich Verlag, Augsburg, 2002)

Das ist die "zeitgemäße" offizielle Antwort. Man ißt und trinkt Brot und Wein, und betet ggf. auch Brot und Wein an.
Ich finde das zwar etwas unglücklich formuliert, aber nicht häretisch.
Essen ist ein Vorgang auf materieller Ebene. Auf materieller Ebene essen wir beim Empfang des Sakramentes tatsächlich Brot und Wein.
Müller sagt, das allerheiligste Altarssakrament sei nicht im eigentlichen Sinne Fleisch und Blut des Herrn. Physik und Biologie handeln von sichtbaren, geometrisch ausgedehnten Dingen.
amen amen dico vobis nisi manducaveritis carnem Filii hominis et biberitis ejus sanguinem non habetis vitam in vobis. qui manducat meam carnem et bibit meum sanguinem habet vitam æternam et ego resuscitabo eum in novissimo


Benedikt hat geschrieben:
Montag 4. März 2019, 10:22
Protasius hat geschrieben:
Montag 4. März 2019, 09:38
Nach meinem Verständnis des Begriffes Transsubstantiation hört bei der Wandlung die Substanz des Brotes und Weines auf zu existieren und wird in die Substanz des Fleisches und Blutes verwandelt. Die Akzidentien bleiben dabei gleich, also sieht es noch aus wie Brot und Wein und schmeckt auch so, aber es ist keiner mehr. Was du hier mit der Formulierung „auf materieller Ebene“ meinst, ist mir nicht recht klar.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Materie_(Physik) Durch die Transsubstantiation ändert sich die materiellen Eigenschaften nicht, es bleibt Brot und Wein "auf materieller Ebene". Nichts anders schreibt Müller.
Doch, Müller schreibt etwas anderes. Die Rede von "materiellen Eigenschaften" stammt hier von Dir und nicht von Müller.

Müller schreibt, daß es Brot und Wein sei, was er konsumiert, während ein Katholik bei einer echten Messe Fleisch und Blut konsumiert.
Sempre ✝️ idem

Benedikt

Re: Herrenleib - wie dürfen wir uns das vorstellen?

Beitrag von Benedikt »

Arsenius hat geschrieben:
Montag 4. März 2019, 11:10
Doch, Müller schreibt etwas anderes. Die Rede von "materiellen Eigenschaften" stammt hier von Dir und nicht von Müller.
Nö, das ergibt sich aus dem Kontext. EOD.

King_Louis
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Registriert: Dienstag 5. März 2019, 06:57

Re: Herrenleib - wie dürfen wir uns das vorstellen?

Beitrag von King_Louis »

Zur Erläuterung der Transsubstantiation:
In der Transsubstantiation wird aus dem Brot und dem Wein der Leib und das Blut Jesu Christi. Hierbei wird die Substanz des Brotes in den Leib und die Substanz des Weines in das Blut Christi „transformiert“; präziser wäre noch der Ausdruck: transsubstantiiert.
Zu unterscheiden ist zwischen der sichtbaren Materie der Gaben und der erkennbaren Substanz von selbigen Gaben. Die sichtbare Materie bleibt die gleiche und dieser Umstand ist durchaus physikalisch zu verstehen. Äußerlich bleibt Brot Brot und Wein Wein.
Mißverständnisse treten in der Regel auf, wenn der moderne Mensch die Unterscheidung zwischen Materie und Substanz nicht nachvollziehen kann bzw. will. Gesehen wird die Materie, erkannt jedoch die Substanz der jeweiligen Dinge. Die Materie verhält sich zur Substanz akzidentiell. Erstere ist zeitlich bedingt und unterliegt den natürlichen Veränderungsprozessen der Schöpfung. Die Substanz jedoch ist das Eigentliche der Dinge und – so die landläufige philosophische Ansicht – prinzipiell unveränderbar.

Die Kirche jedoch glaubt und lehrt, daß selbst die Substanz der Dinge durch Gott gewandelt werden kann. Und genau dies geschieht in der Eucharistiefeier, wenn der Priester die Wandlungsworte spricht und die kirchliche Intention sein Eigen nennt. Präzise dann – und nur dann – wird aus dem dargebrachten Brot der Leib Christi und aus dem dargebrachten Wein das Blut Christi.
Ein klassisches Mißverständnis ist jedoch auch hier zu vermeiden: Die Worte des Priesters haben keinerlei magische Wirkung, sie sind nicht der „verbale Zauberstab“ mit dem aus dem Brot der Leib Christi und aus dem Wein das Blut Christi „gemacht“ wird; gemacht im Sinne von hergestellt oder produziert. Die Worte des Priesters sind vielmehr akzidentiell zu verstehen, denn das Mysterium der Wandlung an sich wird durch Gott alleine und höchstselbst herbeigeführt.

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