verneine mich Christus

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Dr. Dirk
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verneine mich Christus

Beitrag von Dr. Dirk »


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Amigo
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Beitrag von Amigo »

Ich verstehe, was du meinst. Dass der Autor tiefe Frömmigkeit und die Anwendung heiliger Zahlensymbole mit Magie in einen Topf wirft, spricht nicht für sein inneres Verständnis dessen, was er da beschreibt...

Aber ein toller Ring! Da kann der Herr der Ringe sich verstecken ;D

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Amigo hat geschrieben:Aber ein toller Ring! Da kann der Herr der Ringe sich verstecken ;D
Ich habe nach eigehendem Studium die Schrift meinerseits übersetzt, komme allerdings zu einem anderer Ergebnis. Nach meiner Expertise ist auf dem Ring folgender Spruch eingraviert:

Ein Ring, Sie zu knechten, Sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden

...

ups ... :mrgreen: ... sollte das gar OT gewesen sein?
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

Lacrima
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Beitrag von Lacrima »

Meinen Gruß!

Ich frage mich bei derartigen Entdeckungen immer, ob da der Entdecker nicht mehr interpretiert als der Schaffer?

Der Palmenwedel hat 9 Blätter - vielleicht aber auch einfach, weil es eine ungerade Zahl sein musste (da er eine Spitze hat) und drei Blätter "doof" aussah und 6 irgendwie auch nicht passte -

9 ist außerdem 8 + 1 und somit 4 + 4 + 1
Wir haben also z.B. die Eins (Sinnbild für den Uranfang - Gott als Schöpfer), dann die 4 (die kosmische Zahl, vier Seiten des Kreuzes, 4 Evangelisten, außerdem die Potzen der 2 und dies als Hinweis auf das "mütterliche Prinzip) - Ist schon enorm, an was der Ring-Schaffer so alles gedacht hat (gedacht haben könnte!)

wow! 9 d.i. 4 + 3 + 2 Wir haben also die vier Himmelsrichtungen und die Allgegenwart des 3(!)-einigen Gottes, die 2 steht dann im Mikrokosmos für die zweigeteiltheit des Körpers und die 3 als Kontrast wieder für die Seele. Außerdem steht die 9 selbst als Potenz der 3 =(Vater+Sohn+Hl.Geist)² - wie mächtig also, denn wir haben ja das Quadrat!

Und der Lehre vom Mikrokosmos (man denke an die Vision II der Hildegard von Bingen) nach steht der 12 strahlige Stern, dessen Form der Ring bildet für die 12 Öffnungen des Körpers (sehr interessant, denn die meisten Menschen bekomme keine 12 zusammengezählt! - Vorschläge? Is ne Aufgabe!) - Im Makrokosmos steht die Neun außerdem für die Zusammensetzung der Welt und die Neun Elemente des Körpers wieder im Mikrokosmos.

Und jetzt beziehen wir die 9 Palmenwedelblätter mal auf die Kath.Kirche - und sogar die muss der Ring-Schaffer gut gekannt haben (von wann war noch mal der Ring?) - von der Zahl 9 stammt die 9fache Wiederholung des Kyrie eleison in der röm. Liturgie und man denke erst an die 9 Chöre der seligen Geister - der Ring-Schaffer kannte auch asiatische religiöse Ansichten, so den Aufbau des Himmel in der 9stökkigen Pagode.

Und dann erst der Palmenwedel selbst... Als Symbol der christl. Märtyrer oder nach C.G. Jung (Wer is das?) als Symbol der Seele.

Und ich bin sicher, da steckt noch so viel mehr Intention in dem Ring - :kratz:

Scherz beiseite. Man kann historisch immer sehr viel interpretieren und wer weiß, vielleicht hatte ich jetzt mit einer Idee mehr Recht, als einer der Herren Wissenschaftler - Das Werk scheint schlauer als der Schaffer? Aufgrund der Inschrift kann man das ganze wohl im christlichen Licht interpretieren, aber wer weiß, vielleicht...

Ist wie mit Büchern, die man interpretiert und sich manchmal fragen muss, ob der Autor einen nicht auslachen würde, wenn man ihm die multiple Vieldeutigkeit einer seiner Aussagen erklärt - und er ihn einfach nur geschrieben hat!

Nicht nur, dass ich diese Frage immer im Hinterkopf habe; ich habe auch mehrfach schon selbst erlebt, dass in einen meiner Texte viel reininterpretiert wurde, was auch teilweise meinen Sinn unterstütze, aber über das dabei Gedachte hinausging.

Man sagt dann: Das Buch sein schlauer als der Schreiber! - Entweder liegt da unterbewußt mehr drin oder man kann einfach willkürlich gesetzte Zeichen im Sinne des gesamten interpretieren.

Meinen Gruß!

Lacrima

ps - Es soll ja auch Leute geben, die gerade ob der hebräischen Zeichen gerne den ganzen Tag die Bibel kreuz und quer durchrechnen und dadurch auf die seltsamsten Thesen kommen - Ich bin überzeugt, dass dort sehr viel Zahlensymbolik drin steckt, aber hat man ein paar Zahlen, kann man durch Rechenoperationen auf jedes beliebe Ergebnis kommen... Wäre es DA nicht vielleicht besser, das Wort der Bibel zu leben, statt die Verschlüsselten Teile als das wesentlichere zu sehen?
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Lacrima, ich kann mich dir nur anschließen. Eine derart unsichere Interpretation vollmundig als des Rätsels Lösung zu verkaufen, das ist überaus unseriös. Ein Reklame-Coup des Halleschen Landesmuseums für Vorgeschichte und des Autors, der einem die Lust vertreibt, sich ernsthafte Gedanken über den ominösen Ring zu machen.
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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Lacrima hat geschrieben:die 12 Öffnungen des Körpers (sehr interessant, denn die meisten Menschen bekomme keine 12 zusammengezählt! - Vorschläge? Is ne Aufgabe!)
beide Ohröffnungen: 2
beide Augen: 2
Nasenöffnungen: 2
Mund: 1
After: 1
Penis bzw. Scheide (Zeugung und Ausscheidung): jeweils 2
Nabel: 1
... hm ... bis jetzt 11 ... hm .... fällt mir nur mehr die Haut mit ihren Poren ein?
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Bei der Frau sind Harnröhre (Urethra) und Scheide (Vagina) zwei separate Ausgänge, beim Mann Urethra für Samen und Urin dagegen nur einer..


WAS HAT DAS MIT THEOLOGIE/ÖKUMENE ZU TUN?
Zuletzt geändert von Ralf am Donnerstag 12. Februar 2004, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Ralf hat geschrieben:Bei der Frau sind Harnröhre (Urethra) und Scheide (Vagina) zwei separate Ausgänge.


WAS HAT DAS MIT THEOLOGIE/ÖKUMENE ZU TUN?
Nix.
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Lacrima
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Beitrag von Lacrima »

Meinen Gruß!

Darauf wollte ich in diesem Thread nicht unbedingt hinaus... obiges Thema steht - jetzt interessiert mich, was andere dazu sagen.

Nun könnte man sich aber auch fragen, was die Zahlenspiele der Wissenschaftler mit diesem Ring sollen - oder diskutieren über die Theologie eines "Vernichte mich Christus" (Ringinschrift), denn die finde ich fraglich...

Meinen Gruß!

Lacrima.

Nachtrag. Vielleicht auch - warum verschlüsselt der Mensch seine Bitte an Christus (war es überhaupt eine bitte?) und was ist von den Zahlensymboliken der Bibel zu halten, wenn man ganz weit greifen will...

2 Augen, 2 Ohren, 2 Nasenlöcher, 2 Brustwarzen, 1 Mund, 1 Nabel (ah ja...? aber du scheinst ja drauf gekommen zu sein), 2 "Exkretionsöffnungen" (netter Begriff)
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Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Lacrima hat geschrieben:Meinen Gruß!

Ich frage mich bei derartigen Entdeckungen immer, ob da der Entdecker nicht mehr interpretiert als der Schaffer?

Der Palmenwedel hat 9 Blätter - vielleicht aber auch einfach, weil es eine ungerade Zahl sein musste (da er eine Spitze hat) und drei Blätter "doof" aussah und 6 irgendwie auch nicht passte -
Ich kann Dir nur zustimmen. Ich habe Ähnliches bei den Zahlenspielereien gedacht. Dort wird behauptet: Die 5 wiederum ist die Zahl der Gottesmutter Maria. Die Verdopplung dieser Zahl soll ihre Wirkungsmacht verstärken.

Dann ist mir die Zahl 333 eingefallen, die Zahl Gottes. Wenn man die verdoppelt, erhöht man dann auch seine Wirkungsmacht.... :kratz:

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Niels
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Beitrag von Niels »

„Verneine mich Christus“
Artikel über den Ring von Paußnitz von Karlheinz Weißmann
(DT vom 17.02.2004)
http://www.die-tagespost.com/Archiv/tit ... sp?ID=7584
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Daß Weißmann darauf anspringt, wundert mich nicht so sehr. – Das ganze ist dennoch so unausgegoren wie marktschreierisch. Zunächst krankt es schon daran, daß – jedenfalls in den mir im Internet zugänglichen Veröffentlichungen auch nicht ansatzweise dargelegt wird, wie man zu der vermeinten Lösung gekommen ist. Ja, nicht einmal wer sie eigentlich gefunden, wird mitgeteilt.

Es werden Andeutungen geraunt. Mischung aus irischer Zier-Capitalis – das ist vorkarolingisch und insular – und „frühgotischer Majuskel“. Was ist das eigentlich? Frühgotisch, das deutet ins elfte, vielleicht zwölfte Jahrhundert; jedenfalls nachkarolingisch, also Jahrhunderte jünger als die Zier-Capitalis (und, nebenbei bemerkt, festländisch). Aber „Majuskel“? Als Auszeichnungsschrift wie auch Inschriftlich verwendete man teils alte Capitalis quadrata oder rustica, teils, namentlich in Buchschrift, Unziale. Mag also eine Art gotisch stilisierter Unziale gemeint sein. So etwas ist seit dem 12. Jht. bekannt. Aber wer soll wann, wo und aufgrund welcher Kenntnisse solch sonderbare Mixtur graviert haben?

Und viel wichtiger: Welche der kryptischen Zeichen sollen denn, bitte schön, welche Buchstaben in „frühgotischer Majuskel“ oder in irischer Zier-Capitalis sein? Kann das vielleicht einer mitteilen? Oder muß ich einen teuren Bildband bestellen, um das zu erfahren? – Ich sehe mich bei Vergleichen mit Textmustern kaum imstande, auch nur einen Buchstaben zuzuordnen.

Aber die anonymen Dechiffrierer wollen noch mehr geleistet haben. Man müsse beim Lesen Buchstaben überspringen, zudem wechsele die Leserichtung mehrfach. Na toll. Näher beschrieben wird das auch nicht. Mit Verlaub: Natürlich gibt es Geheimschriften, die ungefähr so verfahren. Aber um solche Chiffren zu entschlüsseln, braucht man immer längere Texte, mindestens einige Sätze, besser einige Seiten.

Für einen Kurztext von zehn Schriftzeichen (wenn wir deren sichere Erkennung mal voraussetzen) kann man wahrscheinlich Dutzende mehr oder minder sinnvolle Lösungen finden. Verifizieren läßt sich das erst, wenn der Schlüssel auch im nächsten Wort, im Übernächsten, im nächsten Satz und so weiter noch zu sinnvollen Resultaten führt. (Was bedeutet, daß man diesen Ring als Einzelstück kaum je sicher wird entschlüsseln können.)

Die anonymen Dechiffrierer wissen aber noch mehr. Der Urheber oder Träger des Rings sei nicht bloß »schriftkundig und mathematisch geschult« gewesen, er habe sich auch »auf Zahlenmagie« verstanden und »nicht nur die zeitgenössisch gerade neu in Gebrauch kommenden gotischen Majuskeln, sondern auch Schriftarten längst vergangener Zeiten« beherrscht. Genug? O nein. Die Kenntnisse dieses Universalgenies »setzen umfassende Studien an verschiedenen Orten voraus«, »Aufenthalt in vielen Bibliotheken und Kanzleien sowie Kontakt zu den avantgardistischen Kräften seiner Zeit« und noch manches mehr.

Kurz: Die Interpretation der Ring-Umschrift ist derart abenteuerlich, daß man ein Jahrtausendgenie als Urheber postulieren muß. Daß aber dieser Mann eine solche Geistesgröße gewesen sein muß, verkauft man gleich wieder als neueste Erkenntnis aus der angeblichen Auflösung des Ringrätsels. Ein klassischer Zirkelschluß.

Leider ist Herr Marktschreier von der Halleschen Museumsreklame weniger genial. Daß der Ringträger Theologe gewesen sein muß, will er auch noch wissen: wegen des »theologischen Programms« des Rings. Lassen wir mal die »verklausulierten christologischen Bezüge« und »die Ideenwelt der christlichen Kreuzfahrer im vorderen Orient« beiseite, denn die kann der Verfasser ohnehin weder tuten noch blasen.

Bloß dies: Der Ringträger sei »wohl nicht im Umfeld geweihter Kleriker – Priester oder Mönch – zu suchen«, sondern habe »eher zum Personenkreis der Weltgeistlichen gezählt«. Ach was! „Weltgeistliche“ – keine Kleriker? Nicht geweiht? Meine Güte! Wenn man so gar keine Ahnung hat, sollte man vielleicht einfach mal … schweigen. Oder einfach mal an der nächsten Kirchenpforte klopfen und den Pfarrer fragen. Dann braucht man nicht zu fabulieren, ein »Weltgeistlicher« sei ein »Chorherr oder Ordensritter«.

Einen Germanisten hätte er auch befragen sollen – und sich Peinlichkeiten wie diese erspart: »Der Gebrauch der der mittelhochdeutschen Sprache – ein Idiom des höfischen Milieus und der Minnedichtung, das vor allem geschrieben wurde – läßt erkennen, daß er höherer adeliger Herkunft gewesen sein muß.« Aha. Und wie sprachen die Bürger und Bauern? Latein? – Abgesehen davon ist das vermeintlich gebrauchte Verb „nainen“ doch reichlich obskur. Wann, wo, in welchem Zusammenhang kann man es antreffen, noch dazu in dieser Schreibung (mir -ai- statt -ei-)? Wenn überhaupt, dann würde ich das wesentlich später datieren, als die vermeintliche „frühgotische Majuskel“ nahelegte.

Aber lassen wir’s damit bewenden. Das ganze ist völlig unausgegorener Quark. Vielleicht läßt sich damit auf dem Esoterik-Markt Geld verdienen. Mehr nicht.
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