Brüder?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Als Kinder des himmlischen Vaters sind alle Menschen in Christus Brüder und Schwestern.
Zu Kindern des himmlischen Vaters werden die Menschen jedoch durch die Taufe ..........
overkott hat geschrieben:Den Geist der Furcht und der Untertänigkeit predigen vor allem die Selbstgerechten und Ungeliebten.
Dieser Versuch einer Zuweisung von Eigenschaften ist unter Deiner Würde, overkott!
Der Vater ist der Schöpfer. Den Vater sieht, wer auch den Sohn im heiligen Geist erkennt. Der heilige Geist aber ist die Liebe, weil die Furcht unter seiner Würde ist.
Die Liebe ist sowohl die innertrinitarische Relation zwischen den drei göttlichen Personen als auch die Relation der Trinität zur Schöpfung.

Den Vater sieht man im Blick auf Jesus Christus:
..... Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.
(Johannes 12, 44 f.)

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Als Kinder des himmlischen Vaters sind alle Menschen in Christus Brüder und Schwestern.
Zu Kindern des himmlischen Vaters werden die Menschen jedoch durch die Taufe ..........
overkott hat geschrieben:Den Geist der Furcht und der Untertänigkeit predigen vor allem die Selbstgerechten und Ungeliebten.
Dieser Versuch einer Zuweisung von Eigenschaften ist unter Deiner Würde, overkott!
Der Vater ist der Schöpfer. Den Vater sieht, wer auch den Sohn im heiligen Geist erkennt. Der heilige Geist aber ist die Liebe, weil die Furcht unter seiner Würde ist.
Die Liebe ist sowohl die innertrinitarische Relation zwischen den drei göttlichen Personen als auch die Relation der Trinität zur Schöpfung.

Den Vater sieht man im Blick auf Jesus Christus:
..... Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.
(Johannes 12, 44 f.)
Du siehst das ganz richtig:

erst nach oben schauen, erst auf Gott und auf seine Relation schauen und die dann zum Vorbild nehmen.

Gott ist eins, weil er die Liebe ist.

Die Einheit Gottes ergibt sich also aus der Relation der Dreifaltigkeit.

Dann nach unten schauen: auf die Relation zwischen unserem Vater im Himmel und seinem geliebten Sohn auf Erden.

Joh 15,9 Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!
Joh 15,10 Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
Joh 15,11 Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.
Joh 15,12 Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Nun stellt sich jedoch weiterhin die entscheidende Frage:
Sehen diejenigen, welche in manchen Texten als "ältere Brüder" bezeichnet werden, dies auch so, wie Du es gerade beschrieben hast?
Kann man sie überhaupt als "ältere Brüder" (im Glauben) bezeichnen, wenn sie es nicht so sehen?

Ich meine, der Blick auf Jesus Christsus als den Heiland aller Menschen ist ihnen bisher aufgrund einer Verdunkelung des Herzens verwehrt. Solange sie jedoch in dieser Verstockung verharren, kann man sie nicht als "ältere Brüder" (im Glauben) bezeichnen. Dies wäre unangemessen!

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overkott
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Beitrag von overkott »

Vielleicht wollen sie diese Fraternisierung gar nicht unbedingt. Die Fundamentalisten wollen das bestimmt nicht. Die vernünftigen Theologen haben bei der Bezeichnung als ältere Brüder keine Bedenken.

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Vielleicht wollen sie diese Fraternisierung gar nicht unbedingt. Die Fundamentalisten wollen das bestimmt nicht. Die vernünftigen Theologen haben bei der Bezeichnung als ältere Brüder keine Bedenken.
Hat denn Bonaventura die Mitmenschen jüdischen Glaubens in irgendeinem seiner Werke als "ältere Brüder" bezeichnet?

Im Übrigen: Wenn die Juden als Religionsgemeinschaft die "älteren Brüder" der Christen sein sollen, dann ist Jesus Christus nicht der neue Adam, sondern der neue Abel!

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Die vernünftigen Theologen haben bei der Bezeichnung als ältere Brüder keine Bedenken.
Ein paar Nachfragen noch zu den "vernünftigen Theologen":
Woher beziehen denn die "vernünftigen Theologen" ihre Vernunft?
Aus sich selbst, aus der Tradition, aus dem Reden anderer Theologen?
Könnte es sein, daß Theologie etwas mit Glauben zu tun hat?
Könnte es sein, daß der Glaube die Vernunft erhellt und nicht - wie häufig angenommen wird - der umgekehrte Fall richtig ist?
Ist eine Theologie, die den Glauben nicht mehr erklärt, überhaupt noch als "vernünftig" zu bezeichnen?
Ist eine Theologie, die Wortspiele spielt, vernünftig?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die vernünftigen Theologen haben bei der Bezeichnung als ältere Brüder keine Bedenken.
Ein paar Nachfragen noch zu den "vernünftigen Theologen":
Woher beziehen denn die "vernünftigen Theologen" ihre Vernunft?
Aus sich selbst, aus der Tradition, aus dem Reden anderer Theologen?
Könnte es sein, daß Theologie etwas mit Glauben zu tun hat?
Könnte es sein, daß der Glaube die Vernunft erhellt und nicht - wie häufig angenommen wird - der umgekehrte Fall richtig ist?
Ist eine Theologie, die den Glauben nicht mehr erklärt, überhaupt noch als "vernünftig" zu bezeichnen?
Ist eine Theologie, die Wortspiele spielt, vernünftig?
Was ist überhaupt Vernunft?

Vernunft ist die Fähigkeit, geistig ordnen zu können.

Die geistige Ordnung erfolgt nach Gründen.

Andere Ausdrücke für Gründe sind Prinzip oder Anfang.

Eigentliche Gründe bedürfen keiner weiteren Begründung.

Theologen stellen fest, dass es nur einen ersten Anfang und damit einen Urgrund gibt, den wir Gott nennen.

Gott ist das geistige Prinzip der Welt.

Wir können auch sagen:

Gott ist als Urgrund für unser Leben und Zusammenleben das Prinzip Liebe.

Dieses Prinzip schließt Fruchtbarkeit ebenso ein wie Nächstenliebe.

Konsequent wird Gott persönlich geglaubt und gedacht: als planender und liebender Vater.

Die Offenbarung Gottes in der Schöpfung, im Geschöpf und seiner Geistesgeschichte sowie die Tradition als Gedächtnis der Geschichte ist ein evolutionärer Prozess, in dem Theologen die Glaubensweisheiten immer klarer zu erkennen und systhematisch darzustellen versuchen.

So entwickelte sich durch systhematisches Ordnen von Offenbarung und Tradition das Bild von der Heiligen Dreifaltigkeit, das Gott nicht nur als Urbild des Lebens, sondern auch des Zusammenlebens reflektiert, spiegelt, erhellt und erklärt.

Theologie wird zum Wortspiel im positiven Sinn, wo sie Anteil hat am Wesen Gottes, dem ewigen Künstler und seiner ewigen Kunst.

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Theologie wird zum Wortspiel im positiven Sinn, wo sie Anteil hat am Wesen Gottes, dem ewigen Künstler und seiner ewigen Kunst.
Um jedoch zu erkennen, ob es sich um ein Wortspiel im positiven Sinne handelt, bedürfen wir der discretio, der Gabe der Unterscheidung der Geister.
Wort ist nicht gleich Wort, da der Sinn des jeweiligen Wortes aus dem Zusammenhang resultiert, in den das Wort gestellt ist.
Ein Wort ohne Sinnzusammenhang ist entwertet und damit hohl.

Der Hl. Paulus spricht vom tönenden Erz und der klingenden Schelle, zu denen die Worte werden, wenn sie die Liebe nicht haben.
Gott sei Dank hat auch Benedikt XVI. in seiner Enzyklika "Deus caritas est" auf diesen Zusammenhang hingewiesen. :)

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Theologie wird zum Wortspiel im positiven Sinn, wo sie Anteil hat am Wesen Gottes, dem ewigen Künstler und seiner ewigen Kunst.
Um jedoch zu erkennen, ob es sich um ein Wortspiel im positiven Sinne handelt, bedürfen wir der discretio, der Gabe der Unterscheidung der Geister.
Wort ist nicht gleich Wort, da der Sinn des jeweiligen Wortes aus dem Zusammenhang resultiert, in den das Wort gestellt ist.
Ein Wort ohne Sinnzusammenhang ist entwertet und damit hohl.

Der Hl. Paulus spricht vom tönenden Erz und der klingenden Schelle, zu denen die Worte werden, wenn sie die Liebe nicht haben.
Gott sei Dank hat auch Benedikt XVI. in seiner Enzyklika "Deus caritas est" auf diesen Zusammenhang hingewiesen. :)
Ich finde, dass gerade Benedikt XVI. in vorbildlicher Weise Glaube und Vernunft in Einklang zu bringen versucht.

Indem er über Gott als die Liebe nachdenkt, macht er nicht nur das Gottes Wesen und Handeln verständlich, sondern er denkt auch in rechter Weise über die Caritas als Nächstenliebe nach.

So sieht er im Zeichen des Kreuzes nicht nur die Vertikale, sondern auch die Horizontale des Glaubens und Lebens.

Bei aller Einfachheit ist der Glaube gleichzeitig faszinierend vielfältig. Von daher kann das Verständnis Gottes als die Liebe der Anfang sein, Gottes Liebe tiefer zu entdecken, zu meditieren und zu durchdenken. Und letztlich bleibt der Glaube ja nicht abstrakt, sondern die Liebe Christi drängt uns.

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:......, sondern die Liebe Christi drängt uns.
Wobei uns die Liebe Christi nicht dahin drängt, die Mitmenschen jüdischen Glaubens als "ältere Brüder" zu bezeichnen, denn dies würde - ganz abgesehen von der ontologisch falschen Bezeichnung - auch falsche Hoffnungen bei diesen Mitmenschen wecken!

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:......, sondern die Liebe Christi drängt uns.
Wobei uns die Liebe Christi nicht dahin drängt, die Mitmenschen jüdischen Glaubens als "ältere Brüder" zu bezeichnen, denn dies würde - ganz abgesehen von der ontologisch falschen Bezeichnung - auch falsche Hoffnungen bei diesen Mitmenschen wecken!
Warum sollten wir die Mitmenschen jüdischen Glaubens nicht als ältere Brüder bezeichnen, wo wir doch zum selben Vater im Himmel beten.

Ich würde sie nicht als größere Brüder bezeichnen. Denn wer bei uns groß sein will, der soll unser Diener sein.

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:......, sondern die Liebe Christi drängt uns.
Wobei uns die Liebe Christi nicht dahin drängt, die Mitmenschen jüdischen Glaubens als "ältere Brüder" zu bezeichnen, denn dies würde - ganz abgesehen von der ontologisch falschen Bezeichnung - auch falsche Hoffnungen bei diesen Mitmenschen wecken!
Warum sollten wir die Mitmenschen jüdischen Glaubens nicht als ältere Brüder bezeichnen, wo wir doch zum selben Vater im Himmel beten.

Ich würde sie nicht als größere Brüder bezeichnen. Denn wer bei uns groß sein will, der soll unser Diener sein.
Das schrieb ich bereits weiter oben:
Wenn die Juden als Religionsgemeinschaft die "älteren Brüder" der Christen sein sollten, dann ist Jesus Christus nicht der neue Adam, sondern der neue Abel!

Außerdem hattest Du so schön und einleuchtend über Blickrichtung des Christen auf die Trinität geschrieben. Diese Blickrichtung ist bei den Mitmenschen jüdischen Glaubens nicht gegeben!

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:......, sondern die Liebe Christi drängt uns.
Wobei uns die Liebe Christi nicht dahin drängt, die Mitmenschen jüdischen Glaubens als "ältere Brüder" zu bezeichnen, denn dies würde - ganz abgesehen von der ontologisch falschen Bezeichnung - auch falsche Hoffnungen bei diesen Mitmenschen wecken!
Warum sollten wir die Mitmenschen jüdischen Glaubens nicht als ältere Brüder bezeichnen, wo wir doch zum selben Vater im Himmel beten.

Ich würde sie nicht als größere Brüder bezeichnen. Denn wer bei uns groß sein will, der soll unser Diener sein.
Das schrieb ich bereits weiter oben:
Wenn die Juden als Religionsgemeinschaft die "älteren Brüder" der Christen sein sollten, dann ist Jesus Christus nicht der neue Adam, sondern der neue Abel!
Als neuer Adam war der alte sein älterer Bruder. Petrus ist der neue Abel.

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Als neuer Adam war der alte sein älterer Bruder.

Hä? :kratz:

Den Satz versteh ich nich' ..........
overkott hat geschrieben:Petrus ist der neue Abel.
Petrus wurde nicht von seinem älteren Bruder bzw. seinen "älteren Brüdern" hingerichtet. Er wurde in Rom von den Römern gekreuzigt.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Als neuer Adam war der alte sein älterer Bruder.

Hä? :kratz:

Den Satz versteh ich nich' ..........
overkott hat geschrieben:Petrus ist der neue Abel.
Petrus wurde nicht von seinem älteren Bruder bzw. seinen "älteren Brüdern" hingerichtet. Er wurde in Rom von den Römern gekreuzigt.
Jesus war doch der Menschensohn, oder nicht?

Und war Petrus nun Herrenbruder oder Kind Gottes? Das Jesus Gläubige als Sohn ansprach, wissen wir aus Mt 9,2.

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Jesus war doch der Menschensohn, oder nicht?
Es geht darum, was Jesus im Verhältnis zu den damaligen Juden war!

Und da war er - der menschlichen Natur nach - deren jüngerer Bruder, der Abel, dessen Werk dem einen Gott gefiel. Deshalb wurde er von den "älteren Brüdern", damals versammelt im Sanhedrin, zu Tode gebracht.
overkott hat geschrieben:Und war Petrus nun Herrenbruder oder Kind Gottes? Das Jesus Gläubige als Sohn ansprach, wissen wir aus Mt 9,2.
Seine Apostel hat er Freunde genannt:
Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.
(Johannes 15,15)

Konkret den Petrus hat er auch 'mal als Satan angesprochen (Markus 8,33). Da kann er wohl kaum im Verhältnis zu Jesus als Abel angesehen werden ...........

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overkott
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Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Jesus war doch der Menschensohn, oder nicht?
Es geht darum, was Jesus im Verhältnis zu den damaligen Juden war!

Und da war er - der menschlichen Natur nach - deren jüngerer Bruder, der Abel, dessen Werk dem einen Gott gefiel. Deshalb wurde er von den "älteren Brüdern", damals versammelt im Sanhedrin, zu Tode gebracht.
overkott hat geschrieben:Und war Petrus nun Herrenbruder oder Kind Gottes? Das Jesus Gläubige als Sohn ansprach, wissen wir aus Mt 9,2.
Seine Apostel hat er Freunde genannt:
Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.
(Johannes 15,15)

Konkret den Petrus hat er auch 'mal als Satan angesprochen (Markus 8,33). Da kann er wohl kaum im Verhältnis zu Jesus als Abel angesehen werden ...........
Also, es waren wohl kaum "die" älteren Brüder, sondern nur einige ältere Brüder, die mit Jesus umgingen wie mit ihrem jüngsten Bruder Josef, und ein Haufen dummer Mitläufer in der Masse.

Das hat der im Rufe der Heiligkeit stehende Johannes Paul II. übrigens ähnlich gesehen:

http://www.christenundjuden.org/de/?item=503

Raphael

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Also, es waren wohl kaum "die" älteren Brüder, sondern nur einige ältere Brüder, die mit Jesus umgingen wie mit ihrem jüngsten Bruder Josef, und ein Haufen dummer Mitläufer in der Masse.
Es waren die maßgeblichen "älteren Brüder" im Judentum.
Kain war für das Lebensende des Abel genauso maßgeblich wie die überwiegende Mehrheit im Sanhedrin.

Im Übrigen kann man Jesus auch mit Josef vergleichen, da dieser - zumindest nach den Absichten seiner Brüder - zu Tode kommen sollte. Bezeichnenderweise hat er jedoch überlebt und ist in Ägypten (= der heidnischen Fremde) zum Retter der hinterhältigen "älteren Brüder" geworden. Genauso werden die Christen einst zum Retter der Juden werden, weil sie als das neue Israel in der Fremde das Wesentliche des Glaubens der Erzväter bewahrt haben.
overkott hat geschrieben:Das hat der im Rufe der Heiligkeit stehende Johannes Paul II. übrigens ähnlich gesehen:

http://www.christenundjuden.org/de/?item=503
1986 hat Papst Johannes Paul II. in der Synagoge von Rom erklärt: „Die Kirche Christi entdeckt ihre Bindung’ zum Judentum, indem sie sich auf ihr eigenes Geheimnis besinnt“ (siehe Nostra Aetate). Die jüdische Religion ist für uns nicht etwas „Äußerliches“, sondern gehört in gewisser Weise zum „Inneren“ unserer Religion. Zu ihr haben wir somit Beziehungen wie zu keiner anderen Religion: „Ihr seid unsere bevorzugten Brüder und, so könnte man gewissermaßen sagen, unsere älteren Brüder.“
Dieses von Papst Johannes Paul II. verwendete Bild erscheint mir ausgesprochen suggestiv zu sein. Ich möchte Sie dazu einladen, darüber nachzusinnen, was diese Brüderlichkeit zwischen dem Erstgeborenen und dem Nachgeborenen bedeutet.
Das sollte man schon genau lesen: Es wird immer von der "gewissen Weise" gesprochen!
Diese "gewisse Weise" wird jedoch in aller Regel nicht rezipiert werden, sondern - wie schon oben geschildert - wird das Judentum als eigenständiger Heilsweg verstanden werden.
Das Reden von den "älteren Brüdern" fördert diese Mißverständnisse und verdunkelt die Einzigartigkeit des christlichen Heilsweges.

Kardinal Lustiger ist übrigens in seiner eigenen Person ein hervorragendes Beispiel für die Notwendigkeit einer Konversion der Juden ........

Idefixx
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Registriert: Donnerstag 7. Februar 2008, 19:29

Beitrag von Idefixx »

Siehe auch:

Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

" 1. Nostra Aetate ist eine amtliche Erklärung der höchsten Autorität in der Kirche, nämlich eines mit dem Papst verbundenen Konzils. Die Verbindlichkeit kann also in diesem Rahmen fast nicht mehr gesteigert werden.

2. Es ist nicht zu übersehen, dass die Erklärung inhaltlich eine fast totale Kehrtwendung im Blick auf die bisherigen Äußerungen darstellt, weswegen die Auseinandersetzungen während des Konzils und die Diskussion nach dem Konzil innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche auch heftig waren.

3. Die Kernaussagen sind unschwer zu erkennen:

* Kirche und jüdisches Volk sind bis heute vielfältig miteinander verbunden. Die Kirche hat jüdische Wurzeln. Darum gibt es eine geistigen Verbundenheit der Kirche mit dem Judentum von der Wurzel her.

* Jede Form von Antisemitismus wird abgelehnt.

* Prediger und Katecheten werden ermahnt, sich vor jeglicher Verfälschung der christlichen Botschaft durch feindselige Ausfälle gegen die Juden der Zeit Jesu und der heutigen Zeit zu hüten. Es widerspreche der biblischen Wahrheit, wenn gesagt wird, die Juden seien „von Gott verworfen oder verflucht“. Im Gegenteil bekräftigt das Konzil unter Hinweis auf Röm 11,28, dass die Juden „weiterhin von Gott geliebt werden“, der sie mit einer „unwiderruflichen Berufung“ erwählt hat.

* Der Antijudaismus kann sich nun nicht mehr auf christliche Motive und kirchliche Argumente berufen.

* Nostra Aetate erweist sich als gute Grundlage für theologische, pastorale und katechetische Weiterführungen. Das Dokument hat vieles über sich selbst hinaus angestoßen und bleibt die entscheidende Richtschnur, so etwas wie eine Magna Charta des Verhältnisses zwischen Kirche und Judentum.

Es ist hier nicht möglich und angesichts vieler Veröffentlichungen auch nicht notwendig, ausführlicher zu zeigen, wie Nostra Aetate für unzählige Äußerungen weltweit eine große Signalwirkung gehabt hat.16 Besonders, aber nicht nur für das deutsche Sprachgebiet sind diese Bemühungen hervorragend gesammelt in zwei umfangreichen Bänden von mehr als 1800 Seiten. 17 Die zahlreichen Dokumente des päpstlichen Lehramtes und der römischen Kongregationen wurden bereits genannt (vgl. Anm. 2).

In diesen nachkonziliaren Dokumenten wird deutlich, wie sehr zwei Anliegen sich wie ein roter Faden von Nostra Aetate an durchhalten: Der Antisemitismus sollte mit einem Schuldbekenntnis der Kirche bezüglich dessen christlicher Wurzeln verurteilt werden; eine positive Lehräußerung sollte die Israelvergessenheit der Kirche aufheben. Stichworte dafür waren und sind die bleibende Auserwählung Israels, die Schuld aller Sünder am Tod Jesu, Zurückweisung des Vorwurfes des Gottesmordes, endzeitliche Vereinigung Israels mit der Kirche gemäß Röm 11,26-29, Wurzeln der Kirche im Volk Israel.

In der Folgezeit kam es so zu vielen Erklärungen: Richtlinien und Hinweise für die Durchführung der Konzilserklärung Nostra Aetate, Artikel 4 vom 1. Dezember 1974 durch die vatikanische Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum; Hinweise für eine richtige Darstellung von Juden und Judentum in der Predigt und in der Katechese der Katholischen Kirche vom 24. Juni 1985 durch dieselbe Kommission. Hingewiesen sei vor allem auch auf drei Dokumente aus dem deutschen Sprachraum: Beschluss der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland Unsere Hoffnung vom 22. November 1975 (Teil IV.2); Arbeitspapier des Gesprächskreises Juden und Christen beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken Theologische Schwerpunkte des jüdisch-christlichen Gesprächs vom 8. Mai 1979; Erklärung der deutschen Bischöfe Über das Verhältnis der Kirche zum Judentum vom 28. April 1980.18 In diesen und vielen folgenden Texten, zu denen vor allem auch eine Erklärung der französischen Bischöfe von 1973 gehört, werden die erwähnten Perspektiven wiederholt, bestätigt und verstärkt.

Die Kirche grenzt ihre eigene Existenz nicht mehr länger polemisch gegen Israel ab oder erhebt sich über sie. Sie erkennt die Anfänge ihres eigenen Glaubens und ihrer eigenen Erwählung bei den Patriarchen an, bei Abraham, Mose und den Propheten. Immer wieder wird das Bild vom Ölbaum (vgl. Röm 11) aufgegriffen. Das Bild vom Frieden Christi aus Eph 2, wonach Jesus Christus Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und in sich vereinigt hat, spielt eine große Rolle. Es kann künftig keine religiöse oder theologische Selbstprofilierung der Kirche auf Kosten des Volkes Israel geben, sondern eigentlich nur noch die Anerkennung einer grundlegenden und bleibenden „spirituellen Verbundenheit“. Trotz der Ablehnung Jesu als des Messias sind die Juden immer noch von Gott geliebt. Aus der Tatsache, dass die Kirche sich als das „neue Volk Gottes“ versteht, darf man nicht ableiten, die Juden seien – wie schon einmal erwähnt – von Gott verworfen oder verflucht. Die vulgärtheologischen Irrtümer werden richtig gestellt. Die Kirche beklagt alle Hassausbrüche und Manifestationen des Antisemitismus. Die gegenseitige Kenntnis und Achtung muss durch theologische Studien und ein brüderliches Gespräch vertieft werden. Juden und Christen ist die Ausrichtung auf die Zukunft gemeinsam. Die Kirche erwartet mit den Propheten den Tag des Herrn, der nur Gott bekannt ist und an dem alle Völker mit einer Stimme Gott anrufen und preisen. Immer stärker wird auch der Schuldanteil der katholischen Kirche selbst zur Sprache gebracht. Dabei geht es nicht nur um ein Bedauern, sondern um eine wirkliche Verurteilung.

Gerade die deutschen Bischöfe haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten diese oft als fehlend beklagten Akzente ergänzt. Ich zitiere vor allem das Wort der Bischöfe zum Verhältnis von Christen und Juden aus Anlass des 50. Jahrestages der Novemberpogrome 1938 vom 20. Oktober 1988 (gemeinsam herausgegeben von der Berliner Bischofskonferenz, der Deutschen Bischofskonferenz und der Österreichischen Bischofskonferenz am 20. Oktober 198819). Die Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 50 bzw. 60 Jahren im Jahre 1995/2005 bot mehrfach Gelegenheit, an die Vorurteile und Feindbilder zu erinnern, die zu der Katastrophe führten. Im Januar 1995 – ähnlich 2005 – wurde eine Erklärung zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau veröffentlicht, der gleichzeitig eine Erklärung der Polnischen Bischofskonferenz vom selben Datum entsprach. Hier wurde an der Mitschuld der Christen und der Kirche kein Zweifel gelassen. In einen breiteren Zusammenhang wurde das Verhältnis der Christen zu den Juden im Wort der deutschen Bischöfe zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 50 Jahren am 24. April 1995 gestellt. Einige Kernpunkte wurden in einer gemeinsamen Ökumenischen Erklärung mit der EKD zum 8. Mai 1995 bekräftigt und zusammengefasst. Ähnliches hat sich anlässlich des Gedenkens des Kriegsendes vor 60 Jahren im Blick auf den 8. Mai 1945 im Jahr 2005 wiederholt.

Gewiss gibt es noch offene Fragen, die noch keinen Fortschritt oder keine weitere Klärung erbrachten. Es ist jedoch nicht zu verkennen, dass in der Zwischenzeit vor allem die Religionspädagogik gewaltige Anstrengungen machte, um die grundlegenden Mängel in der Glaubensunterweisung zu beheben.20

Zusammenfassend sei hier an die vielbändige Reihe „Lernprozess Christen Juden“ erinnert.21 Man darf diesen sehr umfangreichen Beitrag zum Problem und zum Prozess der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse nicht übersehen. Diese katechetischen und pädagogischen Bemühungen können dabei helfen, die gewonnenen Erkenntnisse über den engen Kreis von Spezialisten hinaus einer größeren Öffentlichkeit innerhalb und außerhalb der Kirche zu vermitteln. Ich kann nicht erkennen, dass andere Disziplinen, wie z. B. die Homiletik, in gleicher Weise in ausdrücklicher Form neue Verstehensangebote gemacht haben. Es ist auch zu erkennen, dass viele Einsichten Eingang in die neueren Katechismen und Glaubensbüchern gefunden haben, selbst wenn da und dort einige Ambivalenzen bleiben.22

Im Übrigen lässt sich in vielen Bereichen der Theologie eine relativ umfangreiche Rezeption vieler Grundgedanken feststellen, die selbstverständlich noch nicht an ein Ende gekommen ist.23 Viele theologische Disziplinen sind positiv von dieser Rezeption mitbestimmt.24 Vor allem die exegetischen Überlegungen sind kaum zu erfassen.25

Schließlich sind hier aber auch die zahlreichen institutionellen Kontakte zu erwähnen, die nicht nur in den verschiedenen Ländern, sondern auch schon einige Zeit auf der internationalen Ebene ziemlich regelmäßig stattfinden, wie z.B. das Vatikanische Büro für katholisch-jüdische Beziehungen, die Kommission des Hl. Stuhls für die religiösen Beziehungen zum Judentum, das internationale Verbindungskomitee zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum, um nur diese Ebene zu nennen.26

Die Bundesfrage spielt dabei eine große Rolle. Der Erste Bund ist durch den Neuen Bund nicht hinfällig geworden. Der Erste Bund ist die Wurzel und die Quelle des Neuen Bundes. Es gibt einen breiten ökumenischen Konsens über die Ungekündetheit des „Alten“ Bundes. „Exponent, ja Vorläufer und Vorantreiber dieses Konsenses ist Papst Johannes Paul II.“27 Das Interesse ist dabei von theologischer Qualität. Es geht um Judentum und Christentum als heutige Glaubensgemeinschaften in ihrer je eigenen religiösen Identität. Es geht nicht um ein Treffen zweier antiker Religionen oder um die Ungleichzeitigkeit der Kirche von heute und dem Israel der Bibel oder der Zeit Jesu. Papst Johannes Paul II. hat trotz einiger römischer Irritationen sich von dieser theologischen Linie nicht abbringen lassen. Später hat Johannes Paul II. mit ähnlicher Konsequenz auch den Begriff „Volk des Bundes“ geprägt und daran fest gehalten.28 Die jüdische Religion ist für die Kirche nicht etwas „Äußerliches“, sondern gehört zum Inneren der christlichen Religionen selbst. Zu ihr haben die Kirche und die Christen Beziehungen wie zu keiner anderen Religion. Die Juden sind „unsere bevorzugen Brüder und, so könnte man gewissermaßen sagen, unsere älteren Brüder“. Der Antisemitismus ist eine Sünde gegen Gott und gegen die Menschheit.29 Es ist konsequent, dass Johannes Paul II. dies auch im Schuldbekenntnis von 2000 zum Ausdruck bringt.

Papst Johannes Paul II. hat seine Aussagen immer wieder durch Hinweise auf Röm 9-11 untermauert und gestützt. So war es durchaus zu erwarten, dass diese Akzentuierung eine ausführlichere exegetische Diskussion zur Folge hat, weil die Berufung auf Röm 9-11 natürlich in Spannung steht zu anderen Aussagen des Neuen Testamentes (vgl. nur 1 Thess 2). Ich will in diesem Zusammenhang auf diese Diskussion nur aufmerksam machen, die wohl noch nicht an ein Ende gelangt ist.30 Aber es bleibt dabei, dass der Bund Gottes mit Israel nicht gekündigt ist.31 Dies ist bei allen Anfragen ein unverlierbarer Ansatz.

So ist deutlich geworden, dass die Erklärung Nostra Aetate eine ungeheure Flut von Neubesinnungen, historischen Untersuchungen und systematischen Reflexionen ausgelöst hat. J. Kard. Ratzinger hat einmal formuliert: „Ein eher zufällig gewachsenes Dekret hat sich nachträglich als in besonderem Maß zukunftsweisend herausgestellt.“32
III.

Die Verbesserung der Beziehungen der Kirche zum Judentum ist einer der großen Errungenschaften im Pontifikat von Johannes Paul II. Wir haben dies vielleicht noch zu wenig mit allen Konsequenzen wahrgenommen und realisiert. Dabei war dies auch sein persönliches, geradezu leidenschaftliches Anliegen, so sehr er schon auf gleichlaufenden Tendenzen seiner Vorgänger Johannes XXIII. und Paul VI. aufbauen konnte. Auch hier zeigt sich wiederum, dass die Doppelung „Johannes Paul“ seines eigenen Namens nicht zufällig ist oder sich einer Laune verdankt. Er hat wirklich auch in dieser Hinsicht das Erbe dieser beiden großen Vorgänger übernommen.

Aber auch seine persönlichen Erfahrungen in seiner polnischen Heimat haben ihn dabei tief geprägt. Vielleicht ist dafür auch eine kleine Anekdote bezeichnend, die ich vermutlich selbst einmal von ihm gehört habe: In seiner Heimat in Wadowice spielten die Jungen Fußball. Es war nicht immer leicht, die beiden Mannschaften aufzufüllen, da man sie z. B. auch nach Katholiken und Juden aufstellte. Immer wieder kam es vor, dass die jüdische Seite nicht genügend Spieler hatte. Da meldete sich Karol Wojtyla und spielte als Torhüter auf der jüdischen Seite. Da er auch sonst immer wieder mit jüdischen Mitschülern und Freunden zusammen war, hatte er eine für ihn fast selbstverständliche Toleranz und Solidarität. Hier ist wohl – mit vielen anderen Beispielen noch zu ergänzen – der „Sitz im Leben“ für das spätere lehramtliche und pastorale Engagement dieses Papstes.

Aber gerade vor diesem Hintergrund wird man sich fragen, ob ein Nachfolger diese Linie aufnehmen und fortsetzen wird. Die wählenden Kardinäle haben sich diese Frage ja in vielen Bereichen gestellt. Aber auch hier war Joseph Kardinal Ratzinger, Papst Benedikt XVI., ein würdiger Nachfolger. Er hat als Präfekt der Glaubenskongregation den hohen Einsatz von Johannes Paul II. für den interreligiösen Dialog gestützt, vielleicht ein wenig zögernder im Blick auf gemeinsame Gottesdienste und behutsamer in der theologischen Abwägung. Aber dies war eher eine Ergänzung, kein anderer Kurs. Dies zeigt schon ein früher Aufsatz Joseph Ratzingers „Der christliche Glaube und die Weltreligionen“, der schon vor der Verabschiedung von Nostra Aetate im Jahr 1964 in der Festschrift für Karl Rahner erschien.33 Joseph Ratzinger hatte sich bereits in seinen Vorlesungen in Freising und Bonn von 1955 bis 1963 der Religionsphilosophie und Religionsgeschichte zugewandt und dabei die Wichtigkeit des Themas der Beziehung des christlichen Glaubens zu den Weltreligionen entdeckt. Dies war damals nicht selbstverständlich: „Als der Beitrag 1964 erschien, stand das Konzil auf seinem Höhepunkt; die großen Debatten über die Kirche, über die Offenbarung, über Kirche und Welt beherrschten die theologische Literatur. Das Thema der Weltreligionen stand noch einigermaßen am Rand; in der Arbeit des Konzils hat es eher zufällig und vom äußeren Umfang her gesehen marginal Platz gefunden in dem am 28. Oktober 1965 verabschiedeten Dekret Nostra Aetate.“34 So ist es auch nicht zufällig, dass dieses Thema den Theologen Joseph Ratzinger immer wieder angezogen hat.

Wenn Joseph Ratzinger als dem Präfekten der Glaubenskongregation in den Jahren, als die Zuwendung zu den Weltreligionen geradezu modisch wurde, eher die Aufgabe der Differenzierung und manchmal auch Mahnung zukommen musste, so hat ihn das Verhältnis der Kirche zum jüdischen Volk und zu Israel immer bestimmt. Ein gutes Beispiel dafür ist das umfangreichere Vorwort zu dem Dokument der Päpstlichen Bibelkommission „Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel“.35 Dort stellt der Präfekt der Glaubenskongregation vor allem zwei Fragen, nämlich: „Können die Christen nach allem Geschehenen noch ruhig Anspruch darauf erheben, rechtmäßige Erben der Bibel Israels zu sein ... Hat nicht die Darstellung der Juden und des jüdischen Volkes im Neuen Testament selbst dazu beigetragen, eine Feindseligkeit dem jüdischen Volk gegenüber zu schaffen, die der Ideologie derer Vorschub leistete, die Israel auslöschen wollten?“36 Kardinal Ratzinger dankt der Bibelkommission dafür, dass sie beide Fragen gründlich behandelt hat. Im Blick auf die Antwort der zweiten Frage, nämlich eine gründliche Ausleuchtung der „antijüdischen“ Texte, hebt er hervor: „Das Dokument zeigt, dass die im Neuen Testament an die Juden gerichteten Vorwürfe nicht häufiger und nicht schärfer sind, als die Anklagen gegen Israel im Gesetz und bei den Propheten, also innerhalb des Alten Testaments selbst (Nr. 87). Sie gehören der prophetischen Sprache des Alten Testaments zu und sind daher wie die Prophetenworte zu interpretieren: Sie warnen vor gegenwärtigen Fehlwegen, aber sie sind ihrem Wesen nach immer temporär und setzen so auch immer neue Möglichkeiten des Heils voraus.“37 Auf die verschiedenen anderen Arbeiten Kardinal Ratzingers zum Thema ist schon aufmerksam gemacht worden. Nicht zuletzt gesammelt in „Die Vielfalt der Religionen und der Eine Bund“. In kurzer Zeit erschien 2005 im Verlag Urfeld die 4. Auflage.

Es ist aufschlussreich, dass der Kardinal im Vorwort aus dem Jahr 1997 dazu schreibt: „Mich selber hatte das Thema des Verhältnisses der beiden Testamente, ihrer inneren Einheit und Verschiedenheit, erstmals in der Vorlesung getroffen, die Gottlieb Söhngen an der Münchener Theologischen Fakultät im Wintersemester 1947/48 über Offenbarung gehalten hat. Seitdem hat mich diese Frage immer begleitet. Aber erst die neueren Herausforderungen der letzten Jahre wurden mir Anlass konkreter in den Dialog einzutreten, den die Theologie nun immer nachdrücklicher führt.“38 Damit ist deutlich geworden, dass Papst Benedikt XVI. zu diesen Themen schon sehr früh aus eigener Einsicht vorbereitet war und darum auch in seinen eigenen Äußerungen leicht daran anknüpfen konnte. Deshalb taucht auch der Gedanke einer Bekräftigung der vom Zweiten Vatikanischen Konzil übernommenen Verpflichtungen in der Ökumene und auch im Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen immer wieder in den ersten Ansprachen auf.39

So ist es auch ganz konsequent, dass bereits in den ersten Monaten des Wirkens von Benedikt XVI. gewichtige Aussagen zu finden sind. 40 Dabei verweist er vor allem auf die Verabschiedung von Nostra Aetate vor 40 Jahren. Am 9. Juni 2005 empfing er die Vertreter der wichtigsten jüdischen Organisationen auf Weltebene (International Jewish Committee on Interreligious Consultations). Dabei sagte der Papst: „In den Jahren nach dem Konzil haben meine Vorgänger, Papst Paul VI. und insbesondere Papst Johannes Paul II., bedeutende Schritte unternommen, um das Verhältnis zum jüdischen Volk zu verbessern. Meine Absicht ist es, auf diesem Weg weiterzugehen. Die Geschichte der Beziehungen zwischen unseren beiden Gemeinschaften war komplex und nicht selten schmerzvoll, dennoch bin ich der Überzeugung, dass das von Christen und Juden bewahrte ‚geistliche Erbe’ Quelle jener Weisheit und Inspiration ist, die uns in eine dem Plan Gottes entsprechende ‚Zukunft der Hoffnung’ (Jer 29,11) führen kann. Gleichzeitig bleibt die Erinnerung an die Vergangenheit für beide Gemeinschaften eine moralische Notwendigkeit und eine Quelle der Läuterung in unserem Bemühen, für Versöhnung und Gerechtigkeit, für die Achtung der menschlichen Würde und jenen Frieden zu beten und zu arbeiten, der letzten Endes ein Geschenk Gottes ist. Ihrer besonderen Natur zur Folge muss diese Notwendigkeit eine ständige Reflexion über die tiefen historischen, moralischen und theologischen Fragen beinhalten, die die Erfahrung der Shoah aufwirft.“41

Ich brauche hier nur kurz an die Ansprache von Papst Benedikt XVI. anlässlich seines Besuches in der Kölner Synagoge am Freitag, 19. August 2005, erinnern, gewiss einer der Höhepunkte im Rahmen des XX. Weltjugendtages in Köln.42 Hier heißt es bereits zu Beginn mit Verweis auf die eben genannte Ansprache: „Auch bei dieser Gelegenheit möchte ich versichern, dass ich beabsichtige, den Weg der Verbesserung der Beziehungen und der Freundschaft mit dem jüdischen Volk, auf dem Papst Johannes Paul II. entscheidende Schritte getan hat, mit voller Kraft weiterzuführen.“43 Er erinnert an Nostra Aetate, das „neue Perspektiven in den jüdisch-christlichen Beziehungen eröffnet hat, die durch Dialog und Partnerschaft gekennzeichnet sind“. Er weist auf die gemeinsamen Wurzeln und an das äußerst reiche geistliche Erbe hin, das Juden und Christen miteinander teilen. Abraham ist der gemeinsame Vater im Glauben. Unter Hinweis auf die allen Menschen gemeinsame Würde beklagt der Papst mit dem Konzil „alle Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von wem auch immer gegen das Judentum gerichtet haben“ (NA 4). Wegen dieser allen gemeinsamen Menschenwürde „verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn, um seine Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen“ (NA 5). Immer ist dies ein „Akt, der im Widerspruch zum Willen Christi steht“. Der Papst stellt immer wieder – in der Konsequenz der Äußerungen seiner Vorgänger, aber auch seiner eigenen Verlautbarungen – die Verpflichtung zur evangeliumsgemäßen Lehre, vor allem in der Katechese heraus. „Die katholische Kirche – das möchte ich auch bei dieser Gelegenheit wieder betonen – tritt ein für Toleranz, Respekt, Freundschaft und Frieden unter allen Völkern, Kulturen und Religionen.“44 Der Papst ruft zu einem aufrichtigen Dialog auf: „Ehrlicherweise kann es in diesem Dialog nicht darum gehen, die bestehenden Unterschiede zu übergehen oder zu verharmlosen. Auch und gerade in dem, was uns aufgrund unserer tiefsten Glaubensüberzeugung voneinander unterscheidet, müssen wir uns gegenseitig respektieren und lieben.“45

Schließlich hat der Papst in einer Ansprache anlässlich einer Privataudienz für die Oberrabbiner Israels am 15. September nochmals in aller Deutlichkeit die tiefere Beschäftigung mit Nostra Aetate betont und verlangt. „Ihren Besuch sehe ich als einen weiteren Schritt nach vorne in dem Prozess zum Aufbau tieferer religiöser Beziehungen zwischen Katholiken und Juden. Es ist ein Weg, der durch Nostra Aetate und jene zahlreichen Formen der Begegnung des Dialogs und der Zusammenarbeit neue Impulse und Kraft erhalten hat, die in den Prinzipien und im Geist dieses Dokumentes gründen ... Nostra Aetate hat sich als Meilenstein auf den Weg der Versöhnung zwischen den Christen und dem jüdischen Volk erwiesen. Sie (die Erklärung) betont, das die Juden ... von Gott geliebt sind, um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich (vgl. NA 4).“46 Solche und ähnliche Gedanken tauchen immer wieder auf in den Grußworten von Papst Benedikt XVI. an die verschiedenen Pilgergruppen und besonders auch in den Generalaudienzen (so z.B. am 21. September 2005).

Es fügt sich gut in die Serie dieser Äußerungen, dass an der Pontificia Universitas Gregoriana vom 25. bis 28. September 2005 ein großer internationaler Kongress stattgefunden hat zum Abschluss der Erklärung Nostra Aetate. „Nostra Aetate Today / Nostra Aetate Oggi”. Die zahlreichen Interventionen bezogen sich sehr oft auf den Dialog mit dem Judentum. Man darf auf die Veröffentlichung der umfangreichen Akten gespannt sein. Bemerkenswert war hier auch eine Reihe von Äußerungen von Erzbischof Michael Fitzgerald, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Kardinal Kasper, der Präsident des Rates für die Förderung der Einheit der Christen und Präsident der Kommission für die religiösen Beziehungen mit den Juden, hat den Kongress geschlossen.

Der Reigen schließt sich mit einer Äußerung des Papstes unmittelbar am 40. Jahrestag der Verabschiedung von Nostra Aetate, nämlich am 28. Oktober 2005. Benedikt XVI. hat in einer Botschaft an den Präsidenten der Kommission des Hl. Stuhles für die religiösen Beziehungen zu den Juden, Walter Kardinal Kasper, die bisher skizzierte Stellungnahme zusammengefasst und erhärtet. Der Wortlaut der Botschaft nimmt viele Elemente auf.47

Damit ist wohl für alle ausreichend erhärtet, dass Papst Benedikt XVI. den vor 40 Jahren eingeschlagenen und bisher so erfolgreich weiterbeschrittenen Weg einer grundlegenden Verbesserung der Beziehungen zwischen Katholiken und Juden, Kirche und Israel mit Entschiedenheit fortsetzen will. Dies entspricht auch seinen eigenen Überlegungen, die er im Jahr 1994 in Jerusalem zum Ausdruck brachte. Mit diesen seinen Worten möchte ich auch schließen: „Juden und Christen sollten sich in einer tiefen inneren Versöhnung gegenseitig annehmen, nicht unter Absehung von ihrem Glauben oder gar unter dessen Verleugnung, sondern aus der Tiefe des Glaubens selbst heraus. In ihrer gegenseitigen Versöhnung sollten sie für die Welt zu einer Kraft des Friedens werden. Durch ihr Zeugnis von dem einen Gott, der nicht anders als durch die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe angebetet werden will, sollten sie diesem Gott die Tür in die Welt hinein auftun, damit sein Wille geschehe und es so auf Erden‚ wie im Himmel’ werden könne: ‚Damit Sein Reich komme.’“48

Jetzt muss die Kirche in allen Gliedern dem Konzil und den Päpsten der letzten 50 Jahre nur folgen. "

Raphael

Beitrag von Raphael »

Echt super Beitrag, Idefixx! :floet:
Wo hast Du den abgekupfert?

Idefixx
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Beitrag von Idefixx »

Raphael hat geschrieben:Echt super Beitrag, Idefixx! :floet:
Wo hast Du den abgekupfert?
floet

Unter uns "Abkupferern" kann ich dir das gern verraten
:freude:

Das findet sich wenn man unter "Nostra Aetate" googelt

Hat 454 Treffer

Raphael

Beitrag von Raphael »

Idefixx hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Echt super Beitrag, Idefixx! :floet:
Wo hast Du den abgekupfert?
floet

Unter uns "Abkupferern" kann ich dir das gern verraten
:freude:
Wenn ich "abkupfere", nenne ich die entsprechende Quelle .......
Idefixx hat geschrieben:Das findet sich wenn man unter "Nostra Aetate" googelt

Hat 454 Treffer
Ist "Nostra Aetate" eigentlich dogmatisch verbindlich?

Idefixx
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Beitrag von Idefixx »

Raphael hat geschrieben:
Idefixx hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Echt super Beitrag, Idefixx! :floet:
Wo hast Du den abgekupfert?
floet

Unter uns "Abkupferern" kann ich dir das gern verraten
:freude:
Wenn ich "abkupfere", nenne ich die entsprechende Quelle .......
Idefixx hat geschrieben:Das findet sich wenn man unter "Nostra Aetate" googelt

Hat 454 Treffer
Ist "Nostra Aetate" eigentlich dogmatisch verbindlich?
1.Zitiert wurde Herr Lehmann
Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
http://www.jcrelations.net/de/?item=2581

2. ich lese siehe oben:

"1. Nostra Aetate ist eine amtliche Erklärung der höchsten Autorität in der Kirche, nämlich eines mit dem Papst verbundenen Konzils. Die Verbindlichkeit kann also in diesem Rahmen fast nicht mehr gesteigert werden. "

Mir sagt das was!

Entsprechende Erklärungen diverser Evangel.Landeskirchen gibt es auch noch.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Idefixx hat geschrieben: 2. ich lese siehe oben:

"1. Nostra Aetate ist eine amtliche Erklärung der höchsten Autorität in der Kirche, nämlich eines mit dem Papst verbundenen Konzils. Die Verbindlichkeit kann also in diesem Rahmen fast nicht mehr gesteigert werden. "
Bloß: da ist nix dogmatisches dran: also es hätte noch gesteigert werden können. (Und Verurteilt wurde auch nicht, also darf man ruhig anderer Meinung sein.)
Zuletzt geändert von Linus am Donnerstag 21. Februar 2008, 10:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Idefixx
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Beitrag von Idefixx »

Linus hat geschrieben:
Idefixx hat geschrieben: 2. ich lese siehe oben:

"1. Nostra Aetate ist eine amtliche Erklärung der höchsten Autorität in der Kirche, nämlich eines mit dem Papst verbundenen Konzils. Die Verbindlichkeit kann also in diesem Rahmen fast nicht mehr gesteigert werden. "/quote]

Bloß: da ist nix dogmatisches dran: also es hätte noch gesteigert werden können. (Und Verurteilt wurde auch nicht, also darf man ruhig anderer Meinung sein.)

Bingo!

Das darfst du sogar bei einem Dogma :jump:

Raphael

Beitrag von Raphael »

Idefixx hat geschrieben:Mir sagt das was!
Mir sagt das auch was! :roll:

Nämlich, daß - wie Linus schon richtig feststellte - "Nostra Aetate" dogmatisch völlig unverbindlich ist ...............

Problematisch bleibt bei dem ganzen Wortgewusele von "Nostra Aetate", daß in der Rezeption der "Welt" Mißverständnisse quasi vorprogrammiert sind. Ein Umstand, den sich die katholische Kirche nicht leisten sollte.

Idefixx
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Beitrag von Idefixx »

Raphael hat geschrieben:
Idefixx hat geschrieben:Mir sagt das was!
Mir sagt das auch was! :roll:

Nämlich, daß - wie Linus schon richtig feststellte - "Nostra Aetate" dogmatisch völlig unverbindlich ist ...............
Wenn ich erst ein Dogma brauche um das Richtige zu tun......

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overkott
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Beitrag von overkott »

Idefixx hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Idefixx hat geschrieben:Mir sagt das was!
Mir sagt das auch was! :roll:

Nämlich, daß - wie Linus schon richtig feststellte - "Nostra Aetate" dogmatisch völlig unverbindlich ist ...............
Wenn ich erst ein Dogma brauche um das Richtige zu tun......
Wonach würdest du dich sonst richten?

Wenn der Geist der Tat nicht vorausgeht, ist die Tat geistlos.

Idefixx
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Beitrag von Idefixx »

overkott hat geschrieben:
Idefixx hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Idefixx hat geschrieben:Mir sagt das was!
Mir sagt das auch was! :roll:

Nämlich, daß - wie Linus schon richtig feststellte - "Nostra Aetate" dogmatisch völlig unverbindlich ist ...............
Wenn ich erst ein Dogma brauche um das Richtige zu tun......
Wonach würdest du dich sonst richten?

Wenn der Geist der Tat nicht vorausgeht, ist die Tat geistlos.
So viele Dogmen gibts zum Glück nicht.

Das Leben zwingt ständig dazu etwas zu entscheiden.
Das tu ich aufgrund meines Verständnis der Situation.
Ich kann falsch entscheiden.
Aber ich tu halt was im Rahmen meiner "beschränkten Möglichkeiten" geht.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Idefixx hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Idefixx hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Idefixx hat geschrieben:Mir sagt das was!
Mir sagt das auch was! :roll:

Nämlich, daß - wie Linus schon richtig feststellte - "Nostra Aetate" dogmatisch völlig unverbindlich ist ...............
Wenn ich erst ein Dogma brauche um das Richtige zu tun......
Wonach würdest du dich sonst richten?

Wenn der Geist der Tat nicht vorausgeht, ist die Tat geistlos.
So viele Dogmen gibts zum Glück nicht.

Das Leben zwingt ständig dazu etwas zu entscheiden.
Das tu ich aufgrund meines Verständnis der Situation.
Ich kann falsch entscheiden.
Aber ich tu halt was im Rahmen meiner "beschränkten Möglichkeiten" geht.
Gen 1,3 Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.

Dogma bedeutet eigentlich Erleuchtung, Erkenntnis, Erklärung.

Im Prinzip ist das Urdogma Gott, von dem sich alle Dogmen herleiten.

Dogmatik ist also das Wesen der Theologie wie jeder Wissenschaft (wenn auch mit anderen Themen und Methoden).

Tatsächlich kann man das Leben auch als permanenten Entscheidungsprozess betrachten.

Eine Entscheidung setzt immer einen geistigen Prozess voraus, sonst wäre es keine Entscheidung.

Von daher sind Entscheidungen im Prinzip immer dogmatisch.

Die Grundentscheidung ist die Entscheidung zwischen gut und böse, wie sich schon im Paradies gezeigt hat.

Der christliche Glaube ist optimistisch, nicht nur prinzipiell, sondern auch final, nicht nur im Hinblick auf den Zweck, sondern auch im Hinblick auf das Ergebnis:

Denn im Feuersee vernichtet werden letztlich auch Tod und Hölle (Off 20,14).

Alles wird gut.

Pax et bonum.

Idefixx
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Beitrag von Idefixx »

overkott hat geschrieben:
Tatsächlich kann man das Leben auch als permanenten Entscheidungsprozess betrachten.

Eine Entscheidung setzt immer einen geistigen Prozess voraus, sonst wäre es keine Entscheidung.

Von daher sind Entscheidungen im Prinzip immer dogmatisch.

"Eine Entscheidung setzt immer einen geistigen Prozess voraus."

Mag sein, aber nicht zwingender Weise den geistigen Prozess des Papstes oder einer anderen Gruppe wohlmeinender Menschen.

Gibt es deiner Meinung nach keine Entscheidung, die aus aufsteigender Emotion getroffen wird?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Idefixx hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Tatsächlich kann man das Leben auch als permanenten Entscheidungsprozess betrachten.

Eine Entscheidung setzt immer einen geistigen Prozess voraus, sonst wäre es keine Entscheidung.

Von daher sind Entscheidungen im Prinzip immer dogmatisch.

"Eine Entscheidung setzt immer einen geistigen Prozess voraus."

Mag sein, aber nicht zwingender Weise den geistigen Prozess des Papstes oder einer anderen Gruppe wohlmeinender Menschen.

Gibt es deiner Meinung nach keine Entscheidung, die aus aufsteigender Emotion getroffen wird?
Das ist das besondere am Christentum, dass wir weder ganz allein für uns entscheiden, noch völlig aufgehen in der Gemeinschaft der Kirche. Der Papst entscheidet nur über Glaubens- und Sittenfragen; wie wir die Entscheidungen mit Leben füllen, ist eine Frage unserer Gottes- und Nächstenliebe.

Die Frage nach dem Wesen der Entscheidung ist eine Frage nach dem Wesen Gottes und dem Wesen des Menschen, nach Logos und Liebe.

Wir sagen heute tendentiell: Klarer Fall, alles Vernunft! und folgen anschließend unseren Wünschen, Träumen, Erwartungen und den entsprechenden Werbebotschaften, Glücksversprechen und Prognosen anderer. Der Mensch hat also nicht nur einen Kopf, sondern auch ein Herz.

Rein triebhaftes Verhalten erscheint uns aber auch nicht als menschlich: weder von unseren Fähigkeiten her, noch vom Ergebnis. Die Vernunft gibt also den Emotionen das Maß. Der Kopf sollte also den Körper lenken wie der Hirte die Herde. Deshalb geben wir der Vernunft den Vorzug.

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