Bischofs- oder Priesterweihe: Worin liegt der Unterschied?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
ieromonach
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Bischofs- oder Priesterweihe: Worin liegt der Unterschied?

Beitrag von ieromonach »

Hall Ihr lieben Theologen
hier mal wieder eine Provokation :ja: Worin besteht eigentlich der Unterschied der Bischofs-, und Priesterweihe? Ist es nur ein Jurisdiktionsakt? Euer liebevoller "gemeiner" :mrgreen: +P.Theodoros

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taddeo
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Re: Bischos-,Priesterweihe

Beitrag von taddeo »

ieromonach hat geschrieben:Hall Ihr lieben Theologen
hier mal wieder eine Provokation :ja: Worin besteht eigentlich der Unterschied der Bischofs-, und Priesterweihe? Ist es nur ein Jurisdiktionsakt? Euer liebevoller "gemeiner" :mrgreen: +P.Theodoros
Warum willst Du mit so einer Trivialfrage provozieren? Die Antworten findest Du in jedem Fachbuch für Kirchenrecht, je nach konfessioneller Denomination wahrscheinlich unterschiedlich.

Also sei die Gegenfrage erlaubt: Hast Du bei Deiner Priesterweihe nicht selber gemerkt, was die Unterschiede zwischen Dir und Deinem Weihebischof sind?

Der darf zB Priester weihen, Du nicht. Er hat die Fülle des Weihesakraments erhalten, Du (vorerst, bis zu Deiner eigenen Bischofsweihe ;) ) bloß den Hilfsarbeiter-Anteil, um's mal etwas drastisch auszudrücken. Du brauchst bestenfalls eine Pfarrei leiten, und auch das nur im Namen des Bischofs; der muß sich mit einem ganzen Bistum rumschlagen.

(Ein weiterer Unterschied soll ja angeblich in den Ostkirchen der sein, daß ein Priester besser singen können muß als ein Bischof. Ich weiß nicht, wie's da bei Dir ausschaut?!)

ieromonach
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Beitrag von ieromonach »

Hallo Tadder,
meine persönliche Meinung und meinen Glauben habe ich in der Frage nicht zur Verfügung gestellt. Meine Absicht war die Meinung unterschiedlicher Menschen zu hören die hier im Forum mitmachen.
ICH EMPFINDE DEINE BEMERKUNGEN ALS BELEIDIGUNG UND WERDE DESHALB IN DIESEM BEITRAG NICHTS MEHR SCHREIBEN;pth

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Die Frage ist berechtigt, weil es eben nur ein Weihesakrament gibt; Bischof ist von der Wortbedeutung und ursprünglichen Funktion eben das: ein Episkopos, ein Aufseher. Ich schätze, diese Frage ist für Archimandrit Theodor aus Berlin selbst nicht ganz unwichtig. Mir hat mal jemand gezeigt, daß es in der Geschichte Fälle gab, bei denen eine Gemeinschaft von Priestern aus ihrer Mitte heraus einen Bischof installierte, ohne daß dieser, wie sonst üblich, von wenigstens dreien (oder überhaupt einem) geweiht wurde. Leider kann ich mich nicht mehr an die genaueren Umstände dieses Falls erinnern.

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Nietenolaf hat geschrieben:Die Frage ist berechtigt, weil es eben nur ein Weihesakrament gibt; Bischof ist von der Wortbedeutung und ursprünglichen Funktion eben das: ein Episkopos, ein Aufseher. Ich schätze, diese Frage ist für Archimandrit Theodor aus Berlin selbst nicht ganz unwichtig. Mir hat mal jemand gezeigt, daß es in der Geschichte Fälle gab, bei denen eine Gemeinschaft von Priestern aus ihrer Mitte heraus einen Bischof installierte, ohne daß dieser, wie sonst üblich, von wenigstens dreien (oder überhaupt einem) geweiht wurde. Leider kann ich mich nicht mehr an die genaueren Umstände dieses Falls erinnern.
Bist Du sicher? Das hört sich fast methodistisch an.

Im Ernst, das war u.a. der Grund für die Spaltung der Methodisten von uns -- Charles Wesley konnte die Church of England nicht überzeugen, Bischöfe für die methodistische Bewegung in den nagelneuen USA zu weihen. Also hat er eine s.g. 'Presbyterweihe' vollzogen -- und die Anglikaner waren "not amused".

Wenn Du mehr von Deiner Geschichte findest, wäre ich sehr interessiert.

Cheers,

John
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John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Mein Ansatz zum Bischofsamt als Anglikaner wäre etwa so: Es gibt, wie Nietenolaf sagt, nur ein Weihesakrament, es gibt jedoch verschiedene Grade oder Stufen dieses Sakraments. Bei jedem höher gestuften Weihegrad wird man nochmals konsekriert.

Bei der Handauflegung in der US-Episkopalkirche heißt es z.B. so:
Episcopal Services, 1979 Book of Common Prayer hat geschrieben: Therefore, Father, make N. a bishop in your Church. Pour out upon him the power of your princely Spirit, whom you bestowed upon your beloved Son Jesus Christ, with whom he endowed the apostles, and by whom your Church is built up in every place, to the glory and unceasing praise of your Name.
Kontastieren wir das mit der Handauflegung für den Priester:
Therefore, Father, through Jesus Christ your Son, give your Holy Spirit to N.; fill him with grace and power, and make him a priest in your Church.

The Bishop then continues

May he exalt you, O Lord, in the midst of your people; offer spiritual sacrifices acceptable to you; boldly proclaim the gospel of salvation; and rightly administer the sacraments of the New Covenant. Make him a faithful pastor, a patient teacher, and a wise councilor. Grant that in all things he may serve without reproach, so that your people may be strengthened and your Name glorified in all the world. All this we ask through Jesus Christ our Lord, who with you and the Holy Spirit lives and reigns, one God, for ever and ever.
Die Beteiligung von nur einem Bischof und anderen anwesenden Priestern bei der Priesterweihe, und die Beteiligung von mehreren Bischöfen bei der Bischofsweihe, machen einen Unterschied klar genug, aber auch die beiden zitierten Sprüche machen einen Unterschied klar: Beim Bischof werden ausdrücklich die Apostel und die ganze Kirche erwähnt. Das ist beim Priester nicht der Fall, sondern bei ihm werden eher die Verkündigung und das Opfer in den Vordergrund gestellt.

Das nur auf Jurisdiktionsgewalt einzugrenzen halte ich für problematisch. Es ist m.E. klarer, sowohl von der Weihevollmacht als auch von der juridiktionellen Vollmacht zu sprechen (da diese "Teile" des Bischofsamtes auf z.B. Generalvikar und Weihebischof übertragen werden können).

Soweit mein bescheidener Versuch, Pater Theodoros' Frage zu beantworten. ;)

Cheers,

John
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taddeo
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Re: Das Scriptorum

Beitrag von taddeo »

ieromonach hat geschrieben:Hallo Tadder,
meine persönliche Meinung und meinen Glauben habe ich in der Frage nicht zur Verfügung gestellt. Meine Absicht war die Meinung unterschiedlicher Menschen zu hören die hier im Forum mitmachen.
ICH EMPFINDE DEINE BEMERKUNGEN ALS BELEIDIGUNG UND WERDE DESHALB IN DIESEM BEITRAG NICHTS MEHR SCHREIBEN;pth
Lieber Vater Theodoros,

beleidigen wollte und will ich Dich weder mit meinem Posting noch sonst irgendwie, nimm deshalb bitte meine herzliche Entschuldigung dafür an, daß ich Deine Frage offensichtlich nicht in dem Sinne verstanden (und beantwortet) habe, wie Du sie gemeint hast.

Aber wenn ein Priester diese Frage stellt, fragt man sich unweigerlich, warum er das tut. Was die anderen Antworten aussagen, ist kaum etwas anderes als das, was ich mit meinem Satz von den kirchenrechtlichen Lehrbüchern sagen wollte: Jede Konfession hat darüber ihre Aussagen, aber was sollen "Privatmeinungen" in dieser Angelegenheiten an Erkenntnis bringen? Ich bin daher davon ausgegangen, daß Du die Frage selber mit einem gewissen Augenzwinkern stellst, wie es auch Deine Vokabeln "Provokation" und "gemein" nahelegen.

Also, nichts für ungut, aber ich habe die Sache scheint's humorvoller aufgefaßt als sie gemeint war.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Mir gings ähnlich, ich hatte schon eine nichttheologische (als professioneller Laie fällt das leicht, so eine zu haben) Meinung im Texteditor, löschte die dann aber wieder, weil ich mir dschte, was, wenn die Provokation einen ernsten (mir unbekannten) Hintergrund hat?
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

John Grantham hat geschrieben: Im Ernst, das war u.a. der Grund für die Spaltung der Methodisten von uns -- Charles Wesley konnte die Church of England nicht überzeugen, Bischöfe für die methodistische Bewegung in den nagelneuen USA zu weihen. Also hat er eine s.g. 'Presbyterweihe' vollzogen -- und die Anglikaner waren "not amused".

John,

es war John Wesley, der das 1784 getan hat, gegen den Willen von Charles, der "not amused" war. Charles war klar, daß sein Bruder John damit unwiderruflich den Bruch mit der C of E vollzogen hatte. John Wesley war sich seiner Sache wohl auch nicht ganz einhundertprozentig sicher, denn er hat sowohl das Wort "Bischof" für die von ihm Geweihten wie auch das Wort "ordination" vermieden. Er sprach von "setting apart of superintendent ministers". In den USA wurden aber die beiden solchermaßen Bezeichneten (Coke und Asbury) schnell als "Bischöfe" tituliert, und so hatte Wesley ihre Funktion auch vorgesehen.
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John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Stephen Dedalus hat geschrieben:es war John Wesley, der das 1784 getan hat, gegen den Willen von Charles, der "not amused" war. Charles war klar, daß sein Bruder John damit unwiderruflich den Bruch mit der C of E vollzogen hatte. John Wesley war sich seiner Sache wohl auch nicht ganz einhundertprozentig sicher, denn er hat sowohl das Wort "Bischof" für die von ihm Geweihten wie auch das Wort "ordination" vermieden. Er sprach von "setting apart of superintendent ministers". In den USA wurden aber die beiden solchermaßen Bezeichneten (Coke und Asbury) schnell als "Bischöfe" tituliert, und so hatte Wesley ihre Funktion auch vorgesehen.
:doh: :doh: :doh:

John, Charles, what's the difference? :D

Cheers,

Charles, äh, John
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ieromonach
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Christlicher Bereich

Beitrag von ieromonach »

Pax Taddeo, wollen wir uns also wieder umarmen. OK? Es war auch meinerseits ein Fehler so voller Gefühle zu reagieren. Da kannst Du sehen wie ein Mann der 25 Jahre Monach ist und Schüler eines heiligen Bischofs -eine Zeit lang - war immer noch n icht die Apathiea erlangt hat.

Nun aber zum Thema: Natürlich akzeptiere ich das was die Kirche lehrtt mit vollem Herzen. Trotzdem darf gefragt werden was eigen tlich Bischofs-, Priesterweihe fundamental unterscheidet. Die Bischöfe sind ja nicht Nachfolger der Apostel, die Prärogative der Apostel war das Amt der Sendung ohne territoriale Begrenzung. Das Bischofsamt ist aber gebunden an ein Territorium, sogar die Weihen außerhalb dieses Territorioms dürfen nur mit Erlaubnis des Territorialbichofs vollzogen werden. Wenn dieses nicht gegeben ist dann ist die Weihe ungültig. Es heißt der Bischof hat die Fülle des Priestertums und der Priester hat Anteil an dieser Fülle. Alles kann der Priester vollziehen, nur die Weihe nicht. Frage ist das Priestertum des Bischofs ein "Füllhorn"? Diese Fragen stell ich weil
wir in dieser Welt "theologische Gespräche" führen mit vielen Konfessionen und das Amt ein primärer Punkt ist.

Das hat erst einmal nichts mit meinem Verständnis und Glauben zu tun. Nietenolaf hat auf die Bedeutung des Wortes "Episkopos" hingewiesen. Der Dialog kann spannend werden wenn wir ehrlich in Liebe uns mühen. fehlbarer +pth

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taddeo
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Re: Christlicher Bereich

Beitrag von taddeo »

ieromonach hat geschrieben:Pax Taddeo, wollen wir uns also wieder umarmen. OK? Es war auch meinerseits ein Fehler so voller Gefühle zu reagieren. Da kannst Du sehen wie ein Mann der 25 Jahre Monach ist und Schüler eines heiligen Bischofs -eine Zeit lang - war immer noch n icht die Apathiea erlangt hat.
Pax et tecum.

Nur nebenbei: nicht nur als Schüler eines heiligen Bischofs darf man apatheia einüben - für manchen reicht es schon, gut verheiratet zu sein... ;) so kriegt vom Herrgott jeder den Lehrmeister, den er braucht.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Frage, ob die Bischofsweihe überhaupt ein Sakrament sei (oder ein Sakramentale, wie etwa die Abtsweihe), war ja in der Kirche bis vor nicht langem noch offen und mitunter recht umstritten. Mich beschäftigt das schon länger, und ich bin recht froh, daß die Sache einmal thematisiert wird.

Auch wenn heute die Lehre wohl einhellig dahin geht, die Bischofsweihe als höhste Stufe eines als dreistufig verstandenen Weihesakraments zu definieren, scheint mir vieles theologisch noch nicht bis zum Ende durchdacht zu sein.

Wie ist das Verhältnis zu den niederen Weihen? Wie zur Subdiakonatsweihe, die traditionell als höhere Weihe angesehen wird, gemeinsam mit Diakonats- und Priesterweihe (ohne daß dabei der Bischofsweihe in den einschlägigen Lehramtszeugnissen auch nur gedacht würde)? Was bekommt der Bischof gegenüber dem Priester an Vollmacht hinzu? Was hat das Hinzukommende mit dem Sakrament zu tun?

Erst einmal wäre eine kurze historische Darstellung der Lehrentwicklung hilfreich. Ich sehe mich dazu hinsichtlich der Lehre der westlichen Kirche zeitlich außerstande, hinsichtlich der Ostkirche mangels Kompetenz. Wer will, wer kann?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Frage, ob die Bischofsweihe überhaupt ein Sakrament sei (oder ein Sakramentale, wie etwa die Abtsweihe), war ja in der Kirche bis vor nicht langem noch offen und mitunter recht umstritten. Mich beschäftigt das schon länger, und ich bin recht froh, daß die Sache einmal thematisiert wird.

Auch wenn heute die Lehre wohl einhellig dahin geht, die Bischofsweihe als höhste Stufe eines als dreistufig verstandenen Weihesakraments zu definieren, scheint mir vieles theologisch noch nicht bis zum Ende durchdacht zu sein.

Wie ist das Verhältnis zu den niederen Weihen? Wie zur Subdiakonatsweihe, die traditionell als höhere Weihe angesehen wird, gemeinsam mit Diakonats- und Priesterweihe (ohne daß dabei der Bischofsweihe in den einschlägigen Lehramtszeugnissen auch nur gedacht würde)? Was bekommt der Bischof gegenüber dem Priester an Vollmacht hinzu? Was hat das Hinzukommende mit dem Sakrament zu tun?

Erst einmal wäre eine kurze historische Darstellung der Lehrentwicklung hilfreich. Ich sehe mich dazu hinsichtlich der Lehre der westlichen Kirche zeitlich außerstande, hinsichtlich der Ostkirche mangels Kompetenz. Wer will, wer kann?
Ehrlich gesagt sehe ich kein Problem mit den niederen Weihen. Ich sehe das einfach hierarchisch, mit der Bischofsweihe als höchste Stufe; die Anzahl der Stufen bis dahin spielt keine Rolle, solange die Rollenverteilung oder Beauftragung auf diesen Stufen geregelt ist.

Wir Anglikaner haben die Weihestufe Subdiakon während der Reformationszeit abgeschafft, dafür gibt es in manchen Jurisdiktionen einen Ministranten, der von manchen "Subdeacon" tituliert wird, bekleidet sich auch mit dem Dalmatik, hat aber keine Weihe.

Vielleicht muß man zunächst auch fragen, was ist die Weihe überhaupt? Ist sie eine bloße Beauftragung durch die Kirche? Oder eine Vollmacht? Oder mehr -- sogar deutlich mehr? Das würde auch die Frage der verschiedenen Grade einfacher machen, denn sonst reden wir einander vorbei.

Cheers,

John
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Möchte nur einwerfen, daß seinerzeit auch Äbte da und dort Priester geweiht haben. Nur an der Weihevollmacht kann sich daher die Bischofsweihe mE nicht festmachen.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Petur
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Beitrag von Petur »

Peregrin hat geschrieben:Möchte nur einwerfen, daß seinerzeit auch Äbte da und dort Priester geweiht haben. Nur an der Weihevollmacht kann sich daher die Bischofsweihe mE nicht festmachen.
Die Frage ist, ob diese Weihen gültig waren. Aufgrund der offiziellen kath. Lehre waren sie ungültig.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Petur hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:Möchte nur einwerfen, daß seinerzeit auch Äbte da und dort Priester geweiht haben. Nur an der Weihevollmacht kann sich daher die Bischofsweihe mE nicht festmachen.
Die Frage ist, ob diese Weihen gültig waren. Aufgrund der offiziellen kath. Lehre waren sie ungültig.
So einfach ist das auch nicht, denn von der offiziellen kath. Lehre wußten die im Frühmittelalter noch nichts.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Petur
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Beitrag von Petur »

Peregrin hat geschrieben:
Petur hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:Möchte nur einwerfen, daß seinerzeit auch Äbte da und dort Priester geweiht haben. Nur an der Weihevollmacht kann sich daher die Bischofsweihe mE nicht festmachen.
Die Frage ist, ob diese Weihen gültig waren. Aufgrund der offiziellen kath. Lehre waren sie ungültig.
So einfach ist das auch nicht, denn von der offiziellen kath. Lehre wußten die im Frühmittelalter noch nichts.
Noch etwas:

Diese Aebte hatten kein automatisches Recht, Priester zu weihen. Sie hatten nur eine spezielle Erlaubnis vom Papst.

Allons
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Beitrag von Allons »

John Grantham hat geschrieben:Vielleicht muß man zunächst auch fragen, was ist die Weihe überhaupt? Ist sie eine bloße Beauftragung durch die Kirche? Oder eine Vollmacht? Oder mehr -- sogar deutlich mehr? Das würde auch die Frage der verschiedenen Grade einfacher machen, denn sonst reden wir einander vorbei.
Da lacht das Herz des Juristen :P Und man kann sich danach ja immer noch fragen was Gültigkeit bedeutet.

Gruß, Allons!

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Allons hat geschrieben:
John Grantham hat geschrieben:Vielleicht muß man zunächst auch fragen, was ist die Weihe überhaupt? Ist sie eine bloße Beauftragung durch die Kirche? Oder eine Vollmacht? Oder mehr -- sogar deutlich mehr? Das würde auch die Frage der verschiedenen Grade einfacher machen, denn sonst reden wir einander vorbei.
Da lacht das Herz des Juristen :P Und man kann sich danach ja immer noch fragen was Gültigkeit bedeutet.
Es ist eine wesentliche Frage für die Diskussion und hat nichts mit Jurismus zu tun. Gerade in Diskussionen mit Orthodoxen muß man sehr vorsichtig sein, sonst reden alle aneinander vorbei -- erst recht wenn man anfängt, das Wort "gültig" zu verwenden. :P

Cheers,

John
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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Dieses Thema beschäftigt mich auch derzeit. Leider bin ich noch nicht vollständig damit zu einem Ende gekommen. Die Lehre, wonach es zwischen einem Bischof und einem Presbyter bzw. einem Priester keinen Unterschied in der Weihe, sondern nur in der Funktion gäbe, stammt von St. Hieronymus. Er berichtet z. B. auch, dass in Alexandria Presbyter ihren Bischof bestimmt hätten. Als Stütze könnte hierfür Titus 1, 5-7 herhalten, wo von Einsetzungen von Ältesten berichtet wird, die zwei Verse später als Bischöfe bezeichnet werden.

Viel interessanter finde ich allerdings, was St. Hippolytus von Rom in seinem „Canones Hippolyti“ geschrieben hat:

4. Canon. Über die Ordination eines Presbyters

Wird aber ein Priester ordiniert, so hat dabei alles in gleicher Weise wie bei einem Bischof zu geschehen, nur dass er sich nicht auf den Thron setzt. Auch soll dasselbe Gebet wie bei einem Bischof gesprochen werden mit Ausnahme des Namens Bischof. Der Bischof soll in allen Dingen dem Presbyter gleich sein, mit Ausnahme des Sitzes und der Ordination, weil ihm die Gewalt zu ordinieren nicht verliehen wird
Ein Priester darf also nicht ordinieren, weil ihm hierzu die Gewalt fehlen würde.

Zwei Kanone zuvor schrieb er:
2. Canon. Über die Bischöfe

Der Bischof soll vom ganzen Volke gewählt werden; er soll ohne irgend eine heftige Leidenschaft sein, wie über ihn geschrieben ist. In der Woche aber, wo er geweiht wird, soll das Volk sagen: „Wir wählen ihn." Herrscht alsdann mit dem Eingeständnis in der ganzen Herde Stillschweigen, so sollen alle für ihn beten, indem sie sagen: „O Gott, stärke ihn, den du uns bereitet hast." Alsdann soll einer aus den Bischöfen und Priestern gewählt werden, welcher ihm die Hand auf das Haupt legt und betet...


Soll hier ein Bischof und ein Priester gewählt werden, welche die bischöfliche Ordination vornehmen oder ein Priester oder ein Bischof? Für die Annahme, dass entweder ein Bischof oder ein Priester bestimmt werden soll, der die Ordination alleine vollzieht spräche der letzte Halbsatz: „...welcher ihm die Hand auf das Haupt legt..."

Offenbar kann ein Priester bei entsprechender Bestellung durchaus einen gewählten Bischof in dieses Amt ordinieren. Vielleicht kann man daher auch sagen, dass es einem Priester untersagt ist, andere zu ordinieren, weil dies im Kompetenzbereich des Bischofs als oberster Hirte und Priester der Priester in seinem Bistum liegt. Priester aber durchaus berechtigt sind, einen zum Bischof Gewählten die entsprechende Weihe zu spenden, vor allem dann, wenn kein anderer Bischof gegenwärtig ist oder der Priester z. B. vom Wahlvolk hierzu beauftragt worden ist, diese Weihe vorzunehmen.

Nur ein paar Gedanken eines theologischen Laien...

Germanus
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Beitrag von Germanus »

Liebe Diskutanten,
es gab ja auch die Meinung, dass ein Priester eigentlich ein "Bischof" ist, dem die Hände gebunden sind (und dann noch die Tradition, dass die Hierarchie eingehalten werden muss - dass von einer niedrigeren Stufe des Weihesakraments aus nicht eine höhere gespendet werden darf).
Herzl. Grüße, German

Allons
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Beitrag von Allons »

Gesetzen wir den Fall ALLE Bischöfe kämen um. Die verbleibenden Priester wählen aus ihren Reihen einen neuen. Dieser weiht ebenfalls weitere Bischöfe. Ist das noch Kirche?

Beste Grüße, Allons!
Zuletzt geändert von Allons am Sonntag 2. Dezember 2007, 23:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Allons hat geschrieben:Ich erlaube mir aus unberufener Ecke einen Zwischenruf zu wagen:

Gesetzen wir den Fall, alle Bischöfe kämen bei einem Attentat auf das Konklave zu Tode. Bis auf einen, der nicht erschienen war wg. Krankheit oder Alter (wie auch immer). Ist das dann noch Kirche?

Gesetzen wir den Fall ALLE Bischöfe kämen um. Die verbleibenden Priester wählen aus ihren Reihen einen neuen. Dieser weiht ebenfalls weitere Bischöfe. Ist das noch Kirche?

Beste Grüße, Allons!
Ja. auf dem Konklave treiben sich traditionsgemäß nur Kardinäle rum. Dann gäbs zwar keine Kardinäle mehr. sondern nur mehr Bischöfe, aber die Hierarchie bliebe bestehen. Für eine Zerstörung der Hierarchie brauchts wieder ein allgemeines ökumenisches Konzil (samt Ostkirchen). So gesehen hat die Trennung auch ihr gutes....

Merke jeder Kardinal ist ein Bischof (und selbst das nur in der Regel), aber nicht jeder Bischof ist ein Kardinal.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Allons
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Beitrag von Allons »

Linus hat geschrieben:Merke jeder Kardinal ist ein Bischof (und selbst das nur in der Regel), aber nicht jeder Bischof ist ein Kardinal.
Wonderbra Linus, können wir zum Thema kommen? Kann eine Kirche Kirche sein wenn kein Bischof mehr da ist ?

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Linus
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Beitrag von Linus »

Allons hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:Merke jeder Kardinal ist ein Bischof (und selbst das nur in der Regel), aber nicht jeder Bischof ist ein Kardinal.
Wonderbra Linus, können wir zum Thema kommen? Kann eine Kirche Kirche sein wenn kein Bischof mehr da ist ?
Du hast doch das Thema angerissen, ich hab drauf geantwortet....

Du hast geschrieben
Gesetzen wir den Fall, alle Bischöfe kämen bei einem Attentat auf das Konklave zu Tode. Bis auf einen, der nicht erschienen war wg. Krankheit oder Alter (wie auch immer). Ist das dann noch Kirche?

Gesetzen wir den Fall ALLE Bischöfe kämen um. Die verbleibenden Priester wählen aus ihren Reihen einen neuen. Dieser weiht ebenfalls weitere Bischöfe. Ist das noch Kirche?
Also ging ich davon aus, daß du meinst, auf einem Konklave rennen gewöhnliche Bischöfe rum....
Tun sie aber nicht.
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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Allons wollte wohl wissen, wie es dann weiterginge, wenn alle Bischöfe verschieden würden, ob in diesem Fall die Priester aus ihrer Mitte einen neuen Bischof wählen könnten, nicht wahr?

Ich würde diese Frage bejahen.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Marcus hat geschrieben:Allons wollte wohl wissen, wie es dann weiterginge, wenn alle Bischöfe verschieden würden, ob in diesem Fall die Priester aus ihrer Mitte einen neuen Bischof wählen könnten, nicht wahr?

Ich würde diese Frage bejahen.
Wer könnte es ihnen verwehren?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Peregrin hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:Allons wollte wohl wissen, wie es dann weiterginge, wenn alle Bischöfe verschieden würden, ob in diesem Fall die Priester aus ihrer Mitte einen neuen Bischof wählen könnten, nicht wahr?

Ich würde diese Frage bejahen.
Wer könnte es ihnen verwehren?
Niemand! Was bliebe ihnen auch sonst übrig?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Marcus hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:Wer könnte es ihnen verwehren?
Niemand!
[/color]

Vielleicht der Herr, der spätestens dann wiederkommen wird? – Man
soll die hypothetischen Fragen nicht auf die Spitze treiben, weil dann
meist keine sinnvollen Antworten herauskommen.
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Allons hat geschrieben:Gesetzen wir den Fall ALLE Bischöfe kämen um. Die verbleibenden Priester wählen aus ihren Reihen einen neuen. Dieser weiht ebenfalls weitere Bischöfe. Ist das noch Kirche?

Beste Grüße, Allons!
Diese Frage ist perfide und natürlich kontrafaktisch. Mit dieser Argumentation haben allerlei Sekten und sogar Protestanten ihre neuen Formen der Kirchenhierarchie begründet. Man muß nur für "kommen um" lesen: "Fallen vom wahren Glauben ab". So haben nicht nur Protestanten, sondern auch Sekten wie die NAK oder Gemeinschaften wie die Katholisch-Apostolisch Kirche ihre neuen Hierarchien begründet.
If only closed minds came with closed mouths.

Allons
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Beitrag von Allons »

Ich sehe schon, ich sollte mich einfach aus dem Scriptorium raushalten, mich in Demut üben und mir nicht anmaßen das Schicksal spannender Threads zu beeinflußen.

@ Stephen: Ja, die Frage ist "kontrafaktisch". Sie leben noch.

Best, Allons!

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