Predigten, die "betreffen"/beeindrucken etc...

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Ecce Homo
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Predigten, die "betreffen"/beeindrucken etc...

Beitrag von Ecce Homo »

Weiß nicht, warum mich die Predigt heute irgendwie "gepackt" hat, aber ich dachte, mach ich mal den Anfang zu einen Thread, wo man einfach Predigten reinstellen kann, die "etwas ausgelöst" haben in einem selbst...

Pfarrer hatte es ausformuliert dabei, sprach aber komplett ohne Manuskript - hier selbiges von mir abgetippt:
"Computer sind blöd!" So lautet ein Werbeslogan.
Computer sind eigentlich ungeheuer nachtragend - alles andere als blöd... Sie registrieren alles. Sie speichern alles: Verkehrssünden, Steuersünden, Internetsünden. Selbst, was gelöscht ist, kann der Fachmann wiederherstellen.
Unter den Menschen ist es ganz ähnlich. Menschen können manchmal ungeheuerlich nachtragend sein. Alles registrieren und speichern , vor allem das Negative.
Die Menschen der Bibel haben deshalb immer wieder überlegt, ob Gott auch so ist. Sie sind jedoch zu einer anderen Erkenntnis gelangt. Im Psalm 130 heißt es: "Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, Herr, wer könnte da vor dir bestehen? Doch
bei dir ist Vergebung... "
Wo Menschen von Konflikten reden, da redet Jesus von Kontakt. Wo Menschen einander richten, da richtet er auf. Wo Menschen einander den Kopf waschen, da wäscht er die Füße. Woe Menschen einander zu Fremden und Feinden erklären, da streckt er über alle Grenzen hinweg die Hand zur Versöhnung entgegen.
Menschen können neu anfangen, ohne dass ihre Taten gespeichert werden. Gott trägt nichts nach. Das ist die Botschaft Jesu. Es kann einen enormen Aufwand an Zeit und Kraft kosten, um eine gestörte Beziehung zu anderen wieder in Ordnung zu bringen. Verzeihung brauche wir, damit wir wieder unbelastet miteinander leben können.
Bei der Vorbereitung auf diese Predigt kam mir eine kleine Geschichte unter, sie soll aus Südamerika stammen...Und sie bringt auf den Punkt, worum es geht:
ein 13jähriger Junge stahl aus einem Lieferwagen einen Karton mit Käse. Als er den Käse essen wollte, holte die Polizei den Dieb aus seinem Versteck heraus. Bei der anschließenden Vernehmung log der Junge den Wachtmeister nach Strich und Faden an. Der Wachtmeister hörte sich diese Lügen an, schrieb sie aber nicht ins Protokoll. Er tat etwas Anderes: Er ging mit dem Jungen in der Bahnhofswirtschaft ans Büffet. "Was möchtest du denn essen?" Die hungrigen Augen des Jungen kamen von einem Sülzkotelett nicht los. "Also Sülzkotelett mit Bratkartoffeln!" Beim Essen liefen dem Jungen die Tränen übers Gesicht. Diese reaktion des Beamten auf seine Lügentour hatte er nicht erwartet.
Einige Monate später besuchte die Mutter mit ihrem Jungen den Wachtmeister. Der Junge hatte eine Lehrstelle gefunden. "Mein Junge ist wie umgewandelt", sagte die Mutter. "Und dafür möchten wir uns bei Ihnen bedanken, Herr Wachtmeister!"
Ich weiß nicht, ob jeder Wachtmeister ein Christ gewesen ist. Aber ich weiß, dass er christlich gehandelt hat, im Geist Jesu.
"Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren war."
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

Gott ist unser Licht

(v. Pfr. Winfried Abel)

"...
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann fällt mir auf, daß meine kindlichen Ängste immer mit Dunkelheit zu tun hatten. Die Welt war vor fünfzig Jahren ohnehin dunkler als heute. Straßenlaternen waren in den Dörfern der Rhön noch nicht verbreitet. Laut singend oder pfeifend versuchte ich mir die Angst zu vertreiben, wenn ich abends zum Milchholen einen entfernt liegenden Bauernhof aufsuchen mußte. Der Weg zur nächsten Bahnstation führte durch einen finsteren Wald. Wie oft haben wir mit unserer Mutter bei Dunkelheit die fünf Kilometer laut singend oder Geschichten erzählend zurückgelegt. Ich hielt mich dabei fest an die Hand meiner Mutter und fühlte mich dabei sicher und geborgen.

Beim Propheten Jesaja (5,30) fand ich das Wort: "Wohin man blickt auf der Erde: nur Finsternis voller Angst; das Licht ist durch Wolken verdunkelt."

Wenn ich heute über all das nachdenke, wird mir klar, warum die Dunkelheit das Gewand der Angst ist. Dunkelheit gibt den klaren Konturen eine gespenstische Gestalt, läßt sie unheimlich und bedrohlich erscheinen. Ein kleiner Baumstumpf wird zu einem furchterregenden Monster, das Rascheln im Unterholz zum Schritt des Bösen. Die Umrisse des Bösen lassen sich weder erkennen noch orten. Der Mensch weiß nicht, woher ihm Gefahr droht, aber er spürt ihre Nähe. Ist er ein Gottesleugner, so weiß er: der Fall in die Tiefe ist ein Fall ins Nichts... Das treibt ihn zum Wahnsinn.

Angst ist somit das genaue Pendant zum Glauben. Auch der Glaube hat es mit dem Unsichtbaren zu tun, das keine Konturen hat. Glaube ist ein Schreiten in das Dunkel hinein. Der Mensch hat dabei weder Kontrolle noch Überblick. Aber es gibt für ihn die feste Hand Gottes, die ihn hält. Der Glaubende weiß nicht, wer Gott ist, aber er spürt seine liebende Nähe. Er weiß: falle ich in die Tiefe, so fangen mich seine ausgebreiteten Arme auf. Das bewirkt Gelassenheit. Für ihn bekommt das Wort Jesu Gewicht: "Wer mir folgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Joh.8,12).

Ich bin sicher, daß die zunehmende Gottlosigkeit heute mit der zunehmenden Angst Hand in Hand geht, ja ihre eigentliche Verursacherin ist. Der Mensch ohne Gott befindet sich wie in einem dunklen Wald und weiß keinen Ausweg. Selbst wenn er seine Wege genau plant und seine Lebensentwürfe exakt ausarbeitet, wird ihm das Gesetz des Handelns in der Regel durch eine ihm unerklärliche Schicksalsmacht aus der Hand gerissen: durch eine schwere Krankheit, einen plötzlicher Todesfall, eine Ehescheidung, eine Geldentwertung... und vieles andere. Daraus entwickelt sich die Angst und ein allgemeines Mißtrauen gegenüber der Zukunft. Und weil der Mensch dem Morgen nicht traut, gibt er dem Augenblick den Vorzug: Jetzt will er leben! Hier und heute will er glücklich sein! Auch Bindungen und Pflichten machen ihm Angst. Das unwiderrufliche Ja-Wort in der Ehe legt ihn fest und engt ihn ein. Wer weiß, was morgen ist?...

Gegen diese Angst steht das dreimalige "Fürchtet euch nicht!" Jesu (Mt.10,26-33), das morgen wieder in vielen Gottesdiensten zu hören sein wird: "Fürchtet euch nicht vor den Menschen!...Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können!...Fürchtet euch also nicht!" (Mt.10,26ff).

Papst Johannes Paul II. hat am 22. Oktober 1978 bei seiner Amtsübernahme der Welt wie ein Prophet das dreimalige "Habt keine Angst" zugerufen: "Habt keine Angst!... Christus weiß, was im Innern des Menschen ist. Er allein weiß es!" Das Innere des Menschen ist der eigentliche Ort der Angst. Dort breitet sich Finsternis aus. Darum wird von vielen die Selbsterkenntnis gefürchtet, weil sie Schlimmstes zutage fördern könnte.

Der Glaubende macht dagegen die überraschende Entdeckung, daß die Finsternis der Seele in Wirklichkeit die Lichtseite Gottes ist, für die es im Menschen kein Wahrnehmungsorgan gibt. Dionysios Areopagita (5. Jh.) spricht von dem "Strahl der Finsternis", der aus Gottes Herz in das Herz des Menschen fällt und alle Selbstherrlichkeit des Menschen zunichte macht. Jetzt begreifen wir auch, daß der 139. Psalm von der Seele des Menschen spricht, wenn es da heißt: "Denn auch Finsternis ist nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtet wie der Tag, Finsternis ist wie das Licht." Angst ist die Vorhalle des Nichts, Liebe die Halle des Lichts. Also: habt keine Angst! Fürchtet euch nicht! Der Herr ist euer Licht!"

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors)
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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Wer mehr von Winfried Abel hören möchte: Soviel ich weiß, ist er ab und zu auf Radio Horeb zu hören.
Außerdem lohnt es sich für jeden, der mal in Fulda ist, in die Messen nach St. Andreas zu gehen und seinen Predingten zu lauschen.
- Und auch beim Beichten merkt man, das Winfied Abel durch und durch Priester ist. Er baut hier jeden auf, die Erfahrung habe ich auch schon gemacht.

Nueva
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Beitrag von Nueva »

Warum ist Fulda nur so weit weg? 8)

Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

Raphaela hat geschrieben:Wer mehr von Winfried Abel hören möchte: Soviel ich weiß, ist er ab und zu auf Radio Horeb zu hören.
Außerdem lohnt es sich für jeden, der mal in Fulda ist, in die Messen nach St. Andreas zu gehen und seinen Predingten zu lauschen.
- Und auch beim Beichten merkt man, das Winfied Abel durch und durch Priester ist. Er baut hier jeden auf, die Erfahrung habe ich auch schon gemacht.
Nueva hat geschrieben:Warum ist Fulda nur so weit weg? 8)
...hm... Ich könnte was organisieren...
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Nueva
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Beitrag von Nueva »

Was könntest du organisieren??

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Aus dem Zusammenhang heraus würde ich mal sagen - eine Fahrt dorthin? :roll:
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Nueva
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Beitrag von Nueva »

Das wäre schön! ;)
Aber zurückkommen muss auch - irgendwie!

Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

Nueva hat geschrieben:Was könntest du organisieren??
Herausfinden, wann das nächste Glaubensseminar 2008 stattfindet
|| wie hier 2007 |

Ja, vielleicht macht er sogar extra was für uns? Vielleicht bekommen wir ja ein paar Leute zusammen? Ich hjabe ihn schätzen gelernt in seiner Zeit auf Schloß Craheim im Franziskushof.

Ihn fragen, ob und wann er zu welchem Thema wo eine Predigt hält.

Ich könnte verschiedene Abholpunkte anfahren (z.B. Bamberg, Haßfurt, Schweinfurt, Würzburg) und wir könnten zusammen hinfahren.

Oder mit dem Bayernticket per Zug bis Fulda (kann Dich/Euch auch da abholen)

Übernachtungsmöglichkeit organisieren - bei uns in Parterre und nebenan ist auch noch Platz.

Ca. 2x/Monat fahre ich nach München und könnte auf der Rückfahrt bis 4 Personen mitnehmen bis zum "Event" dann Rückwärts Zwischenstop Ü/F bei uns, dann rein in Zug und ab nach Hause...

Soll ich?
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Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

:)
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Nueva
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Beitrag von Nueva »

Wow, das wäre ja was.
Aber es sollte schon den ganzen Tag dauern, und nicht erst um 19.30 h anfangen.
Wir schreiben uns noch :freude:

Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

O.K. - Ich kümmer' mich und stell den/die Termine hier rein. :)
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Nueva
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Beitrag von Nueva »

Gut so.

Da bin ich mal gespannt, was dabei rauskommt.
:) :)

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Hallo Ecce Homo

Die Predigt Deines Pfarrers habe ich schon wieder vergessen. Ging es da nicht um einen blöden Computer?

Aber die Geschichte des kleinen Jungen und des Wachtmeisters war ergreifend.

Woran das wohl liegt?

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Also bei mir ist beides hängengeblieben... bis heute... (OK, ich hab das abgetippt - das geht bei mir direkt ins Langzeitgedächtnis)...
:)
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