Askese

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Askese

Beitrag von Juergen »

Heute kam in einem Philosophieseminar - eher nebenbei - die Sprache auf Askese.

Der Prof. erzählte folgende Geschichte:

Ein Asket wird gefragt, warum er genau fünf Oliven täglich essen würde und nicht drei oder sieben.
Die Antwort: sieben Oliven wäre Völlerei; drei wäre Hochmut!

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Also gilt auch in der Askese: das richtige Maß finden; zuviel ist ebenso falsch wie zu wenig ?
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Pinguin
Beiträge: 29
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 23:04

Beitrag von Pinguin »

Na, ich denke mal, daß man auch eine Verpflichtung gegenüber seiner Gesundheit hat und ein zuviel an Askese sicherlich nicht im Sinne der Askese sein kann. Zuviel im Sinne von zuviel essen, wie im Sinne von zu wenig essen.

Gruß Ursula
Es ist nicht so einfach, uns Frauen hinter die Schliche zu kommen. (Teresa von Avila)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Genau. So verlangt bspw. der Hl. Franziskus von seinen Brüdern, nur ein einfaches Gewand zu tragen, den Habit, sonst nichts.

Das rechte Maß?

Ja, wenn man bedenkt, dass man im Sinne der beginnenden Laien-Begeisterung für das Passionsmiterlebnis schon damals begann, sich Büßergewänder anzulegen.

Biggi
Beiträge: 820
Registriert: Donnerstag 11. Dezember 2003, 16:46

Beitrag von Biggi »

Seh ich ähnlich wie Pinguin und Ralf...

Ein Zuwenig an Askese macht schlaff und willensschwach - jede nur am Horizont auftauchende Versuchung wird zum Problem. Ein Zuviel an Askese macht hochmütig und leistet einem "praktischen Pelagianismus" Vorschub: "ICH schaff das schon! Wozu brauch ich Gottes Gnade und Barmherzigkeit? - Und ICH bin besser als all diese Schlaffis!" Würde natürlich niemand so explizit formulieren, könnte sich aber im hintersten Seelenwinkel einnisten. - Und wenn es stimmt, dass Stolz die Ursünde schlechthin ist, weil sie uns gegen Gott abschottet, dann ist diese Variante besonders gefährlich. (Nebenbei: Aus diesem Grund bin ich fast froh, dass ich von meiner psychischen Struktur her eher zum "Zuwenig" neige... ;D )

Nicht umsonst wird daher empfohlen, sich (auch!) bezüglich des Maßes an Askese einer klugen geistlichen Begleitung anzuvertrauen, um beide Extrema zu vermeiden (oder zumindest nicht unbemerkt lange darin zu verharren).

LG
Biggi

Raphaela
Beiträge: 5452
Registriert: Dienstag 11. September 2007, 17:53
Wohnort: Erzbistum Freiburg;südlichster Südschwarzwald "Dreiland": CH-D-F

Beitrag von Raphaela »

Hat jetzt vielleicht nur im weitesten Sinne was mit Askese zu tun, trotzdem dazu ein Beispiel:
Es hieß ja in den anderen Beiträgen, wenn ich mir zu sicher bin, macht es hochmütig (auch wenn es so nicht wörtlich drin steht)

Bei meiner ehrenamtlichen Gefängnisarbeit erzählte ein trockener Alkoholiker davon, dass er schon 20 Jahre trocken sei und dass man nur zu trinken aufhören könne, wenn man sich seiner Schwachheit bewusst sei.
Sowohl ein Priester als auch ich meinten, dazu müsse man doch stark sein.
Die Antwort: "Nein, denn solange ich denke, ich bin stark, denke ich auch, dass ich jederzeit aufhören kann und will nicht zugeben, dass ich süchtig bin. - Erst wenn ich mir meiner Schwachheit bewusst werde und diese auch zugebe, kann ich aufhören"

In diesem Sinne hat Askese auch etwas damit zu tun, sich seiner eigenen Schwachheit bewusst zu werden

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