Die Lehre vom Ausgang des Hl. Geistes auch vom Sohne bedeutet, daß Vater und Sohn in der Hauchung des Hl. Geistes ein einziges Prinzip sind. Sie sind zwei hauchende Personen, jedoch ein einziger Spirator. Die innergöttliche Relation der aktiven Hauchung (spiratio activa) liegt in Vater und Sohn nicht in zahlenmäßiger Zweiheit, sondern in numerischer Einzigkeit vor. (Denz. 460; Diekamp, Katholische Dogmatik I, S. 333, Münster 1938). Wäre es anders, so gäbe es zwei Hervorgänge des Hl. Geistes.
Da die göttlichen Personen selbst Beziehungen sind (relationes subsistentes), haben sie ihre Personenhaftigkeit nur durch das, worin sie sich unterscheiden. Im Hinblick auf Vater und Sohn wären das aktive und passive Zeugung, oder Vaterschaft und Sohnschaft. Die getrennten Ostkirchen werfen dieser Lehre der katholischen Kirche Sabellianismus vor. Aber die Lehre der Griechen hätte zur Konsequenz, daß die göttlichen Personen ein je eigenes Wirken hätten und daß es zwischen ihnen akzidentelle Beziehungen geben könnte, wie zwischen Hänschen und Fränzchen. Dem widerstrebt die Ewigkeit Gottes, der reiner Akt ist und schlechthin einfach ohne jede metaphysische Zusammensetzung.
Zeit also nach dem II. vatikanischen Konzil diese Lehre neu zu erfinden, damit sie kein Ärgernis mehr darstellt. Im Kompendium zum KKK lesen wir in der N°47 folgende Neuerfindung des Filioque:
47. Wer ist der Heilige Geist, der uns von Jesus Christus geoffenbart worden ist?
243-248
Er ist die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit. Er ist ein und derselbe Gott mit dem Vater und dem Sohn. Er „geht vom Vater aus“ (Joh 15, 26), der als Anfang ohne Anfang der Ursprung des gesamten Lebens der Dreifaltigkeit ist. Er geht auch aus dem Sohn hervor (Filioque),
weil der Vater ihn dem Sohn als ewiges Geschenk mitteilt. Vom Vater und vom Mensch gewordenen Sohn gesandt, führt der Heilige Geist die Kirche „in die ganze Wahrheit“ (Joh 16, 13).
http://www.vatican.va/archive/compendiu ... cc_ge.html
Wie bitte? Weil ihn der Vater dem Sohn als ewiges Geschenk mitteilt? Wenn da wenigstens von der Hauchkraft (spiratio activa) die Rede wäre, aber der Hl. Geist ist die passive Hauchung (spiratio passiva). Wie kommt diese Leugnung des Filioque in das Kompendium? Ja es ist eine Leugnung, denn der Sohn wird wie zu einem durchleitenden Kanal des Hl. Geistes. Das hatte schon der zum Alt-Katholizismus abgefallene Priester und Bonner Professor Joseph Langen mit dem russ.-othodox. Bischof Makarij Bulgakov behauptet, gegen welche Kardinal Franzelin eine Studie im Auftrage der Propaganda angefertigt hatte.
Franzelin SJ, Joh. Bapt.: Examen Doctrinae Macarii Bulgakov Episcopi Russi schismatici et Josephi Langen Neoprotestantis bonnensis de Processione Spiritus Sancti. Paralipomenon Tractatus SS. Trinitatis. S. C. de Propaganda Fide, Romae MDCCCLXXVI. Rom 1876. «archive.org»
Langen setzt nach Aussagen Franzelins die westliche Redeweise « ex Patre et Filio », der östlichen entgegen, « ex Patre per Filium », und versucht sie so gegeneinander auszuspielen, als hätte damals ein Gegensatz zwischen beiden Formeln bestanden. Daß der Geist auch aus dem Sohn hervorgeht, interpretiert er im Rahmen seiner neophotianischen Irrlehre so, als spiele der Sohn eine gewisse Rolle, als rein ‘durchleitender Kanal’.
Siehe die Seiten 257-258:
https://archive.org/stream/ioannisbaptf ... 0/mode/2up
Die N°47 des Kompeniums rehabilitiert also die Lehre Joseph Langens.
Wie aber kam sie über den KKK ins Kompendium? Die Spur führt dabei nicht über die deutsche Ausgabe des KKK, sondern über die französische und niederländische.
Näheres dazu hier:
https://www.dropbox.com/s/rhiexx0fc1lmo ... u.pdf?dl=0
Die französische Ausgabe des KKK verkehrt dabei ein Augustinus-Zitat ins Gegenteil. Das ist von der Fälschungsabsicht deswegen bedeutsam, weil diese Lehre des hl. Augustinus vom Glaubensbekenntnis des XI. Konzils v. Toledo übernommen wurde: "Der Hl. Geist geht nicht vom Vater zum Sohn aus!"
Nec enim procedit de Patre in Fimium, vel de Fimium procedit ad sanctificandum creaturam, sed simul ab utrisque processisse monsratur; ,,," (Denz. 277; DH527):
http://catho.org/9.php?d=bxr#bh5
Eine weitere grundlegende Studie zu diesem Thema ist die Arbeit von Dr. Jakob Bilz gegen Joseph Langen. Bilz weist dabei nach, daß die Trinitätslehre des Johannes von Damaskus sich nicht gegen das Filioque richtete.
Bilz, Dr. Jakob, Direktor des erzb.-theol. Konviktes zu Freib. im Breisg.: Die Trinitätslehre des hl. Johannes von Damaskus. Mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses der griech. und lat. Ausdrucksweise des Geheimnisses. Paderborn 1909. Quelle: «archive.org»
https://archive.org/details/dietrinittsleh00john