Zur Einleitung mal ein Zeit-Interview mit einem Vertreter der päpstlichen Akademie:
Interview
Wie bewertet ihr diese Aussagen?
Glaube und Wissenschaft - eine Metadiskussion
Glaube und Wissenschaft - eine Metadiskussion
Falls ich aber länger ausbleibe, sollst du wissen, wie man sich im Hauswesen Gottes verhalten muss, das heißt in der Kirche des lebendigen Gottes, die die Säule und das Fundament der Wahrheit ist.
1.Tim 3:15
1.Tim 3:15
Hier noch mal aus dem Nachbarstrang zu Galilei die Rede von JPII zur Rehabilitierung. Gehört eher in dieser Metadiskussion, wenn es um das Verarbeiten wisenschaftlicher Erkenntnisse im Spannungsfeld zu wörtlicher Bibelexegese geht.
Hier die Rede.
Hier die Rede.
Falls ich aber länger ausbleibe, sollst du wissen, wie man sich im Hauswesen Gottes verhalten muss, das heißt in der Kirche des lebendigen Gottes, die die Säule und das Fundament der Wahrheit ist.
1.Tim 3:15
1.Tim 3:15
Re: Glaube und Wissenschaft - eine Metadiskussion
Skeptisch!prim_ass hat geschrieben:Wie bewertet ihr diese Aussagen?
Man könnte das auch anders formulieren, und zwar etwa so:Singer: Ich lebe mit der Gewissheit, dass das, was sich uns erschließt, nur ein Teil von etwas Größerem, nicht Erfassbarem sein kann. Ich muss mir das aber nicht konkret ausmalen. Ich kann daraus auch keine allgemeinen Maximen für das Verhalten ableiten - außer vielleicht die Bescheidenheit, dass wir alle nur über begrenzte Einsicht verfügen. Die Kirche dagegen füllt dieses Unbekannte mit Geschichten aus - die, wenn sich die Wissenschaft weiter entwickelt, manchmal auch wieder geändert werden müssen. Daher rate ich den Kirchenvertretern immer: Bleibt beim Abstrakten.
Im Moment wissen wir noch nicht alles, aber wir entwickeln uns weiter und wissen immer mehr. Unsere Wissenslücken werden von der Kirche (oder dem Glauben) aufgefüllt.
Das bedeutet:
Die Wissenschaft ringt der Kirche immer weitere Teile ab und die Kirche wird zu einem reinen Lückenbüßer; Gott zu einem "Lückenbüßergott", der immer dann einspringt, wenn die Wissenschaft nicht weiter weiß.
Ich halte die Spannung zwischen Naturwissenschaft und Glaube für richtig und wichtig, ich lehne etwa aber die These Rahners ab, daß sich beide Bereiche in Methode und Gegenstandsbereich unterscheiden und sich - nach Rahner - prinzipiell nicht in die Quere kommen können.
C.F. v. Weizäcker schrieb mal "Und ich habe schon vor langer Zeit gesagt, es führt eine schnurgerade Straße von Galilei zur Atombombe. Der Kardinal Bellarmin, der Galilei daran hindern wollte, die Kopernikanische Lehre zu verbreiten, wußte, wovon er sprach."
Eine Wissenschaft die nur Wissen schafft, hat kein Ziel. Sie forschst, kann aber nicht sagen warum - außer vielleicht, daß sie sagt, das Wissen zu vermehren -, denn sie ist planlos. Was das Mehr an Wissen bringen soll, kann und will, kann sie nicht sagen und auch nicht begründen, geschweige denn, daß irgendeine ethische Komponente eine Rolle spielen könnte. Sie schafft "eine schnurgerade Straße von Galilei zur Atombombe". Und wenn sie die Atombombe hat, kann sie nichtmals warnend auftreten, da ihr die Begründung zur Warnung fehlt.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Re: Glaube und Wissenschaft - eine Metadiskussion
Klar. Die Wissenschaft ist keine moralische Instanz. Darf man aber, auch aus noch so gutgemeinten Gründen, die Naturerforschung verbieten oder begrenzen?Juergen hat geschrieben:Skeptisch!prim_ass hat geschrieben:Wie bewertet ihr diese Aussagen?Man könnte das auch anders formulieren, und zwar etwa so:Singer: Ich lebe mit der Gewissheit, dass das, was sich uns erschließt, nur ein Teil von etwas Größerem, nicht Erfassbarem sein kann. Ich muss mir das aber nicht konkret ausmalen. Ich kann daraus auch keine allgemeinen Maximen für das Verhalten ableiten - außer vielleicht die Bescheidenheit, dass wir alle nur über begrenzte Einsicht verfügen. Die Kirche dagegen füllt dieses Unbekannte mit Geschichten aus - die, wenn sich die Wissenschaft weiter entwickelt, manchmal auch wieder geändert werden müssen. Daher rate ich den Kirchenvertretern immer: Bleibt beim Abstrakten.
Im Moment wissen wir noch nicht alles, aber wir entwickeln uns weiter und wissen immer mehr. Unsere Wissenslücken werden von der Kirche (oder dem Glauben) aufgefüllt.
Das bedeutet:
Die Wissenschaft ringt der Kirche immer weitere Teile ab und die Kirche wird zu einem reinen Lückenbüßer; Gott zu einem "Lückenbüßergott", der immer dann einspringt, wenn die Wissenschaft nicht weiter weiß.
Ich halte die Spannung zwischen Naturwissenschaft und Glaube für richtig und wichtig, ich lehne etwa aber die These Rahners ab, daß sich beide Bereiche in Methode und Gegenstandsbereich unterscheiden und sich - nach Rahner - prinzipiell nicht in die Quere kommen können.
C.F. v. Weizäcker schrieb mal "Und ich habe schon vor langer Zeit gesagt, es führt eine schnurgerade Straße von Galilei zur Atombombe. Der Kardinal Bellarmin, der Galilei daran hindern wollte, die Kopernikanische Lehre zu verbreiten, wußte, wovon er sprach."
Eine Wissenschaft die nur Wissen schafft, hat kein Ziel. Sie forschst, kann aber nicht sagen warum - außer vielleicht, daß sie sagt, das Wissen zu vermehren -, denn sie ist planlos. Was das Mehr an Wissen bringen soll, kann und will, kann sie nicht sagen und auch nicht begründen, geschweige denn, daß irgendeine ethische Komponente eine Rolle spielen könnte. Sie schafft "eine schnurgerade Straße von Galilei zur Atombombe". Und wenn sie die Atombombe hat, kann sie nichtmals warnend auftreten, da ihr die Begründung zur Warnung fehlt.
Das Zitat von der schnurgeraden Straße von Galilei zur Atombombe mal konsequent zuende gedacht. Ohne kopernikanische Wirklichkeitsbeschreibung, keine Atombombe? Kann man das wirklich so sagen? Und in wie weit beeinflusst das den Glauben?
Wie weit dürfen wir die Natur betrachten, wo es doch heißt, dass wir auch allein in der Schöpfung eine Offenbarung des Schöpfers erhalten können. Wie tief dürfen wir in diese natürliche, schöpfungsgemäße Offenbarung Gottes eindringen?
Muss also der Gottglaube Grundlagenforschung verbieten, weil wir nicht wissen können, was daraus entstehen könnte?
Was dürfen wir an Technologie entwickeln? Gehört das nicht auch zum herrschen über die Erde?
Muss die Kirche da einschreiten?
Mal umgekehrt gefragt:
Ist unser Glaube und die Kraft des Glaubens wirklich so flüchtig, so schwach, dass wir ihn vor wissenschaftlichen Entwicklungen behüten müssen? Was sagt uns das über den Glauben?
Falls ich aber länger ausbleibe, sollst du wissen, wie man sich im Hauswesen Gottes verhalten muss, das heißt in der Kirche des lebendigen Gottes, die die Säule und das Fundament der Wahrheit ist.
1.Tim 3:15
1.Tim 3:15
Wissenschaft und Theologie sind, denke ich, nicht zwei total von einander verschiedene Bereiche. Beide beschäftigen sich mit der Wirklichkeit, allerdings je auf ihre Weise. Theologie ist ja eine Sache vernunftmäßigen Erkennens, wie andere Wissenschaften auch. Es gibt keinen Grund zu sagen, dass die letzte Deutungshoheit alles nachdenkens, bei den (oder einer) Naturwissenschaft liegt. Wer Gott als den erkennt, der notwendig ist, weil er die Bedingung der Welt ist, wird auch die wissenschaftlichr Erforschung seines Seins und Wesens befürworten. Die Theologie zeichnet sich durch ihren Gegenstand aus (Gott), ist ansonsten aber keine wesentlich andere Wissenschaft wie andere auch.
Der Glaube als solcher bezieht sich ja erstmal auf Gott selbst und zwar nicht im Modus des "für-wahr-haltens", sondern als Vertrauen und der Annahme Gottes als Herr mit allem was daran hängt. Als solcher kollidiert er wohl zwangsläufig nicht mit der Wissenschaft, es sei denn, sie leugnet Gott.
Für die einzelnen Bekenntnissätze gilt jedoch, dass Glaube und Vernunft sich nicht widersprechen. Wenn die Vernunft eine sichere Erkenntnis gewinnt, ist immer zu fragen, wo diese im Glauben ihren Platz hat, wenn sie für ihn relevant ist.
Alles Gute,
Nikodemus
Der Glaube als solcher bezieht sich ja erstmal auf Gott selbst und zwar nicht im Modus des "für-wahr-haltens", sondern als Vertrauen und der Annahme Gottes als Herr mit allem was daran hängt. Als solcher kollidiert er wohl zwangsläufig nicht mit der Wissenschaft, es sei denn, sie leugnet Gott.
Für die einzelnen Bekenntnissätze gilt jedoch, dass Glaube und Vernunft sich nicht widersprechen. Wenn die Vernunft eine sichere Erkenntnis gewinnt, ist immer zu fragen, wo diese im Glauben ihren Platz hat, wenn sie für ihn relevant ist.
Alles Gute,
Nikodemus
Veritas liberabit vos - Die Wahrheit wird euch frei machen (Joh 8,32)