Die Apokalypse des Johannes

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Robert Ketelhohn
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Die Apokalypse des Johannes

Beitrag von Robert Ketelhohn »

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Leonore Schumacher hat geschrieben:Ein Moskauer Priester liest die Apokalypse

Der folgende Text ist zu uns im Handgepäck eines jungen Mädchens gelangt, das im Jahre 1942 Zárskoje Seló mit den deutschen Truppen verlassen hatte und jetzt als Nonne im Heiligen Land lebt. Die eschatologische Betrachtung, die von einem Moskauer Erzpriester im Jahre 1880 niedergeschrieben wurde, ging in der Stalinzeit in unzähligen Abschriften von Hand zu Hand. Der bemerkenswert knappe, aus dem Russischen übersetzte Text wird hier zum ersten Mal veröffentlicht.
Ein Moskauer Erzpriester (a. D. 1880) hat geschrieben:Die Geheime Offenbarung des Johannes, Apokalypse genannt, richtet sich nicht nur an Auserwählte, sondern an die Gesamtheit der Christenheit. Sie besteht aus Schauungen, die bald die eine, bald die andere Seite des metahistorischen Geschehens umfassen. Vieles ist an keine Chronologie gebunden, da es nicht die Entwicklung, sondern den Zustand der Dinge schildert. Zum chronologischen Teil der Offenbarung gehören:

1. Die Sendschreiben an die 7 Gemeinden und das mit ihnen eng verknüpfte Eröffnen der 7 Siegel durch das Lamm.
2. Der chronologische Bericht über die Endzeit, zu dem auch die Posaunen der Engel gehören.

Das 20. Kapitel ist ein Rückblick auf den bereits geschilderten Kampf Satans gegen Gott. Die letzte, durch das 19. Kapitel eingeleitete Vision betrifft den Neuen Himmel und die Neue Erde.

Man nimmt an, daß die Geheime Offenbarung im Jahre 91 stattfand. Die Sendschreiben waren ursprünglich an die Gemeinden von Ephesus, Smyrna, Pergamos usw. gerichtet, doch symbolisieren sie zugleich die Existenzphasen der Kirche Christi in der Welt.

Das Ephesus-Zeitalter umfaßt die apostolische Verkündung von den Erdentagen des Erlösers bis zur ersten Christenverfolgung. Das Wort Gottes zollt der Urkirche hohes Lob. Als sieghafter gekrönter Reiter auf einem Schimmel sitzend, tritt das erste christliche Zeitalter in die Geschichte. Zu ihm gehört das Erscheinen des mit der Sonne bekleideten Weibes. Doch macht die Offenbarung Ephesus einen Vorwurf: Es habe seine erste Liebe verlassen. Denkbar wäre, daß dieses Wort sich auf den Verlust jenes einmaligen Geistes bezieht, bei dem es in der Kirche weder Reiche noch Arme gab (Apg 2,44). „Bedenke, von welch einer Höhe du gefallen bist, und tue die ersten Werke. Wenn nicht, werde Ich deinen Leuchter von seiner Stelle stoßen“ (2,5). Der „Leuchter“ Jerusalems, dessen Gemeinde als höchster Ausdruck der Kirche galt, stand dann viele Jahrhunderte abseits vom Geschehen. Ein Patriarchat wurde dort erst im Jahr 451 errichtet.
(Fortsetzung folgt.)
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Der Moskauer Erzpriester hat geschrieben:Die zweite, die Smyrnaer Periode, ist die Zeit der blutigen Christenverfolgungen. Die erste von ihren zehn „Wellen“ ist bekanntlich auf eine Verleumdung der Juden zurückzuführen, die die Römer auch in der Folge immer wieder gegen die Christen aufhetzten. Das Wort Gottes ermahnt die Gläubigen, vor den „zehn Tagen“ nicht zurückzuschrecken und verspricht ihnen die Krone des Lebens. „Das Weib, das mit der Sonne bekleidet ist“, bringt ihr Kind unter großen Schmerzen zur Welt; der Drache nähert sich ihr, „um das Kind zu verschlingen“. Nach dem Öffnen des Zweiten Siegels erscheint ein Reiter auf einem blutroten Pferd. Ihm ist „ein großes Schwert gegeben“. Das Zeitalter der christlichen Märtyrer dauert nahezu drei Jahrhunderte und endet erst unter Kaiser Konstantin. Das Wort Gottes macht der Kirche von Smyrna keinen einzigen Vorwurf. Der Herr kennt die Trübsal der „bis zum Tod Getreuen“. Im 7. Kapitel sehen wir vor dem Thron Gottes und vor dem Göttlichen Lamm Menschen in schneeweißen Gewändern, mit Siegespalmen in den Händen. Der Engel aber spricht zu Johannes: „Das sind jene, die von der großen Trübsal gekommen sind.“

Pergamos, das dritte christliche Zeitalter, ist dadurch gekennzeichnet, daß die Kirche - nunmehr Reichskirche - ihre Wohnstätte dort hat, „wo Satans Thron steht“, d. h. daß sie im Schnittpunkt weltlicher Beziehungen leben muß. Die ungewohnte und schwierige Situation hat jedoch ihre Treue nicht erschüttert, und das ist ein besonders hohes Verdienst. Beim Öffnen des Dritten Siegels kommt uns ein Rappe entgegen, und dessen Reiter hält eine Waage in der Hand. Man hört Gespräche über Weizen, Gerste und Öl. Das mit der Sonne bekleidete Weib hat sich in der Wüste niedergelassen. Das kann sowohl die stark veränderte Atmosphäre symbolisieren als auch auf die Massenabwanderung der „radikalen“ Christen nach Ägypten, Palästina und Syrien hinweisen, wo das Mönchtum entsteht: Es will Hüter jenes Urverständnisses des Christentums sein und bleiben, das in der Frühzeit die Norm war. Die Welt birgt jetzt viele Gefahren für das Seelenheil. Die Offenbarung wirft der Kirche das Vorhandensein von falschen Lehren vor, doch verspricht Christus, die Ketzer mit dem „Schwert Seines Mundes“ zu bezwingen.

Zweifellos ist Pergamos die Epoche der Konzile und der großen, von Gott erleuchteten Kirchenväter, die sich mit den Irrlehren auseinandersetzen und im Jahre 325 das Credo von Nicäa proklamieren. Man kommt nicht am wundervollen Wort vorbei, der Herr werde den Seinen „vom geheimen Manna“ zu essen und einen „weißen Stein mit ihrem neuen Namen“ geben. Bedeutet das nicht den Übergang der Kirche zu einer gewissen Unsichtbarkeit? Es ist nicht leicht zu erkennen, wer wirklich und wer nur nominell zu ihr gehört. Diejenigen, die den „neuen Namen“ empfangen haben, wissen aus ihrer Glaubenserfahrung heraus, daß sie Christus gehören. Was aber alle anderen betrifft, die die Gotteshäuser in hellen Scharen füllen, so ist es ungewiß, ob sie dort ihr Heil suchen. Hierzu gehört das Bild der Schlange, die nach dem Weibe „ein Wasser schoß wie einen Strom“, in der Absicht, es zu vernichten. Pergamos dürfte im Osten die frühe Epoche des Byzantinischen Reichs, im Westen das Zeitalter Karls des Großen umschließen. Jetzt, da sich die Kirche über viele Länder verbreitet hat, wird es schwieriger, die einzelnen Phasen zu unterscheiden. Das Ende des Mittelalters dürfen wir auf jeden Fall erst im nächsten Zeitabschnitt suchen.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Der Moskauer Erzpriester hat geschrieben:Thyatira ist das Zeitalter, das sich bis tief in die Neuzeit erstreckt. Die Offenbarung bestätigt, daß das Leben der Kirche Glaube und Liebe ausstrahlt. So dient Thyatira im ganzen der Sache Gottes. Auch wird ihm die Macht zugebilligt, die Heiden „mit dem eisernen Stab“, d. h. mit großer Autorität zu weiden, was durchaus das Merkmal des christlichen Staates vom 13. Jahrhundert an - und noch früher - ist. Europa bringt unzählige heidnische Völker und Stämme unter seine Herrschaft und bekehrt sie mit Eisen und Blut zum Christentum. Die Heiden ihrerseits, die „wie des Töpfers Gefäße“ zerschmettert werden, reagieren mit grausamen Verwüstungen der christlichen Länder. Im „Weibe Isebel“ wirft die Offenbarung Thyatira Ehebruch vor; auch ist von „satanischen Tiefen“ die Rede. Darunter darf man nicht nur die zahlreichen Sekten der Templer und Freimaurer verstehen, die ihr verhängnisvolles Treiben beginnen: In Thyatira wird auch der Große Abfall eingeleitet, der Übertritt des Menschen von der Kindschaft Gottes zur Autonomie: Er proklamiert sich zum Maß aller Dinge. Die Hybris zieht Revolutionen und Kriege nach sich, und unter dem Vierten Siegel tritt uns ein fahler Reiter, dessen Name Tod ist, entgegen. In dieser Phase des großen Umbruchs warnt Christus seine Kirche vor Neuerungen: Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme.

Wo kann man den Schlußstrich unter Thyatira ziehen? Sollten wir uns jetzt nicht in Rußland umsehen? Unser Vaterland wurde in der Epoche von Pergamos geboren und nahm regen Anteil an Thyatira. In ihm entwickelte sich der starke, konservative, christliche Staat. Auch fiel dem russischen Reich eine bedeutende Rolle im „Weiden der Heiden mit dem eisernen Stab“ zu. Wenn man eine Reihe weiterer Faktoren der russischen Geschichte in Betracht zieht, könnte es scheinen, daß das Ende von Thyatira auf die Mitte unseres 19. Jahrhunderts fällt.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Der Moskauer Erzpriester hat geschrieben:Mit dem Einbruch des fünften, des sardischen Zeitalters hat eine schlimme Zeit begonnen. Der Name Sardes symbolisiert Geld, Gold, Gier, Begierden. Das apokalyptische Sardes war die uralte Hauptstadt des sagenhaft reichen Königs Krösus. Die göttliche Charakteristik setzt uns bereits das Spiegelbild unserer lauen, pseudo-christlichen Zeit vor: „Ich kenne deine Werke … Du hast den Namen, als wenn du lebtest, doch bist du tot.“ Die Welt trägt die Bezeichnung einer „christlichen“ nur noch als leere Hülle. Der Widerspruch zwischen hoher Berufung und leerem Scheinglauben ist aber nirgendwo erschreckender, als in Rußland. „Denke daran, was du empfangen hast …“, mahnt der Herr. ER findet für Sardes kein Wort des Trostes. Zwar mahnt Er zur Buße - das wird Er sogar noch bei Laodicäa tun -, doch spricht Er zugleich die Drohung aus, über die hurerische Welt „wie ein Dieb in der Nacht“ zu kommen. Denn nur wenige Namen gibt es in Sardes, „die ihre Kleider nicht besudelt haben“; ihnen verspricht der Herr, sie mit weißen Gewändern zu bekleiden, also, wie man annehmen muß, mit dem Martyrium. Es ist die Zeit eines so unerhörten sittlichen Verfalls, einer so schamlosen und offenen Hurerei, einer so bedingungslosen Veruntreuung aller hohen Werte, daß die Seelen der Verstorbenen das letzte Gericht über die Welt fordern. Es ist nicht auszuschließen, daß es in der Sardischen Epoche wieder Blutzeugen für Christus geben wird. Sind sie es nicht, die ihre Stimmen vor dem Herrn erheben?

„Und als Er das fünfte Siegel auftat, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die erwürgt wurden um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie abgelegt hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Herr, Heiliger und Wahrhaftiger! Wie lange richtest Du nicht und rächst unser Blut nicht an denen, die auf Erden wohnen?“ Die Langmut Gottes ist aber noch nicht erschöpft; die Seelen werden ermahnt, sich noch „eine Weile zu gedulden, bis daß ihre Zahl vollendet werde durch ihre Mitknechte und Brüder, die auch getötet werden sollen.“ Es könnte sein, daß das Gericht Gottes bei uns in Rußland beginnt: Wir fordern die Langmut des Herrn in einer besonderen Weise heraus . . .

Mit Sardes geht aber die Geschichte der Menschheit noch nicht zu Ende. Diese so abgrundtief gefallene Epoche birgt in sich Energien zur Wiedergeburt. Sie kommen der nächsten, der vorletzten zugute. Hier stellt sich die Frage: In welch eine Zeit fällt das Erscheinen des apokalyptischen Tieres? Dazu müßte man die Visionen der Offenbarung durch die eschatologischen Stellen der Johannes- und Paulus-Briefe ergänzen. Paulus berichtet, daß der vom Auferstandenen besiegte Satan ein „Geheimnis der Bosheit“ ersonnen habe. Dieses Geheimnis regte sich schon zur Zeit der Apostel, doch machte ein Faktor das Erscheinen des Antichrist noch unmöglich: Der Apostel nennt ihn „den Aufhaltenden“. „Es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit, doch der es jetzt aufhält, muß (zuerst) hinweggetan werden“ (2. Thess 2,7). Obwohl es zu jeder Zeit - auch zur Zeit der Apostel - „lokale“ Antichristen gab und gibt, ist das Erscheinen des großen, mit gewaltiger Macht ausgestatteten Widersachers bis heute nicht möglich gewesen. Er existiert in der Potenz und ist jeden Augenblick bereit, die Welt zu betreten, während das Erscheinen der großen Hure bereits in unsere sardische Zeit zu fallen scheint.

In der Offenbarung wird sie als eine „große Stadt“ beschrieben, „die Macht hat über die Könige der Erde“, das in der (geistlichen) Wüste angesiedelte Babylon, Wohnstätte der Dämonen. Die Hure ist in ein scharlachrotes Gewand gehüllt, wohnt bei allen Völkern, Stämmen und Sprachen, ist „trunken vom Blut“ (der Märtyrer) und „betört die Völker mit ihrem Wein“. Dieser „Wein“ dürften gegen den Schöpfer gerichtete, seinen Namen lästernde Lehren sein. Wenn man unsere Gegenwart mit wachen Sinnen beobachtet, wird man sich auch hier die Frage stellen müssen: Könnte die Hure Rußland sein? Kein Volk auf Erden liebte den Herrn glühender als das russische, kein Herz schlug für Sein Reich inbrünstiger als das russische Herz: Rußland wurde in der Stunde seines Bundes mit dem Herrn geboren; und es verband - ungeachtet aller seiner Sünden und Vergehen - sein geschichtliches und nationales Dasein stets mit Ihm. Das ist vorbei. Ein großer Fall reißt einen leeren Raum auf; in diesem Raum siedeln sich Dämonen an. Wenn unser bescheidener Versuch einer Deutung zutreffen sollte, so müßte das Gericht über unser Vaterland schon bald hereinbrechen.
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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Die Apokalypsen-Exegese des Moskauer Erzpriesters klingt sehr interessant, Respekt!
(Ich halte - zusammen mit Pater BUOB - bis zum Beweis des Gegenteils Johannes Paul II. für den großen Katechon/Aufhalter des Antichristen; dem wird der Moskauer Erzpriester aber kaum zustimmen wollen).

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Erich
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Beitrag von Erich »

bis zum Beweis des Gegenteils Johannes Paul II. für den großen Katechon/Aufhalter des Antichristen;
ich würde eher sagen: In Assisi hat er ihm den Weg bereitet!
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Erich hat geschrieben:
bis zum Beweis des Gegenteils Johannes Paul II. für den großen Katechon/Aufhalter des Antichristen;
ich würde eher sagen: In Assisi hat er ihm den Weg bereitet!
Die Meinung kann man sicherlich mit guten Gründen vertreten. Es ist halt nur einfach so, dass der Papst eine Koalition der Gläubigen gegen die "schöne neue Welt" schmieden möchte, in der die Prinzipien der Nützlichkeit und des Genusses zum obersten "Gott" erhoben werden. Mehr steckt glaube ich nicht dahinter.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Der Moskauer Erzpriester hat geschrieben:Das nächste Zeitalter ist das philadelphische. Die Weltmission des Christentums ist noch nicht zu Ende. Philadelphia bringt einen mächtigen Aufschwung des Glaubens. Der sechsten Gemeinde macht der Herr keinen einzigen Vorwurf - dessen konnte sich nicht einmal die Urkirche rühmen. Nur Smyrna, die Blutzeugin für Christus, und Philadelphia erreichen das hohe Ziel. Die Gemeinde ist zahlenmäßig begrenzt - „du hast eine kleine Kraft“ -, doch hat sie eine mächtige Ausstrahlung: Sie strahlt Christi Liebe aus. Während ihrer Bruderliebe (denn das bedeutet ihr Name) findet die Bekehrung des Volkes Israel zu Christus statt, von der Paulus mit solch einer Entschiedenheit spricht. Im siebten Kapitel der Offenbarung ist diese wundervolle Vision vorweggenommen: Vor dem Eröffnen des Siebenten Siegels, folglich in der Periode von Philadelphia, wird den Knechten aus allen Stämmen Israels ein Zeichen auf die Stirn gedrückt. Besiegt durch die Liebeskraft der Kirche, bekehrt sich das jüdische Volk zu seinem Messias.

Wir wissen nicht, ob das alle Juden im ethnographischen Sinne sein werden; Paulus spricht zwar vom Volk Israel, fügt aber hinzu, daß nicht alle, die von Israel stammen, Israeliten seien. Wie auch immer - Israel wird aus der „Synagoge des Satans“ austreten. Der Herr verspricht der Kirche, „daß sie kommen werden und anbeten zu deinen Füßen und erkennen, daß Ich dich geliebt habe“. Auch verspricht Er dieser Kirche, sie „vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis“ kommen wird, zu bewahren. Denn beim Öffnen des Sechsten Siegels sehen wir schon die furchtbaren Anzeichen des nahenden Endes. Es ist der späte Abend der Weltgeschichte; so ermahnt der Herr „Seine geschmückte Braut“, die bis ans Ende der Tage bestehen wird: „Siehe, Ich komme bald. Halte, was du hast.“ Die übrige Menschheit fällt immer tiefer, die Welt mündet in ihre letzte, die siebente Phase ein, in die von Laodicäa, die Christus aus Seinem Munde ausspeit. Mit dem Charakter dieser Epoche werden wir uns nicht befassen. Sie strotzt vor Schrecken und findet in jenem, die ganze Welt betreffenden Kataklysmus ihr Ende, der in der Offenbarung ausführlich beschrieben ist.
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Raphael

Beitrag von Raphael »

Interessanterweise weist auch Daniel als der oberste Traumdeuter am Hofe dem König Nebukadnezar auf sieben Zeitalter hin, bis erkannt wird, wer der Höchste Herr auf Erden ist. (siehe Buch Daniel, 4. Kapitel)

GsJC
Raphael

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Leonore Schumacher hat geschrieben:
Der Moskauer Erzpriester hat geschrieben:Kann die Zeit des Weltendes berechnet werden? Die einzelnen Phasen waren, wie wir sahen, von sehr unterschiedlicher Dauer. Wieviel Zeit wird die Philadelphische Ära brauchen, damit alle gerettet werden können, die zu retten sind? Das Ende könnte eintreten, wenn sich keine einzige Seele mehr zu Christus bekehrt, wenn die Zahl der Aufgenommenen abgeschlossen ist. „Schadet der Erde nicht“, rief der Engel, der das Siegel hielt, „bis wir versiegelt haben die Knechte Gottes an ihren Stirnen.“ Vom Tag und der Stunde weiß niemand etwas, die Termine gibt Gott nicht bekannt. Er befiehlt uns nur, in ständiger Bereitschaft zu leben: Wachet und betet. Paulus schreibt: Wenn sie sagen werden „Friede, Friede! Die Gefahr ist gebannt“, dann wird das Verderben über sie kommen.

Die Prophezeiungen dürfen uns aber nicht zum Rätselraten verleiten; wir dürfen nicht vergessen, daß das Ende schon zur Zeit der Apostel erwartet wurde, und zwar so intensiv, daß diese sich gezwungen sahen, die Gemeinden zu beschwichtigen. Das Warten auf die Wiederkunft Christi wiederholte sich in der Geschichte immer wieder. Die Antwort ist aber einfacher, als man glaubt: Die Termine sind uns nicht als etwas Unvermeidliches aufgezwungen, sondern im Sinne einer göttlichen Vorausschau angedeutet. „Vorausbestimmt“ ist alles, doch nur, weil der Herr allwissend ist: Vorausbestimmt ist, was Er voraussieht. Das Zukünftige sieht Er, wie wir das Vergangene. Die Vernunft, die dem Menschen und in einem noch höheren Maße den Engeln (auch den gefallenen) gegeben ist, kann nur das voraussehen, was eine Schlußfolgerung aus einem Sachverhalt zuläßt. Hier liegt die Erklärung dafür, daß Satan nie wissen kann, ob es ihm gelingen wird, den Menschen zu Fall zu bringen. Er weiß nur, daß der Mensch, seiner augenblicklichen (körperlichen und seelischen) Verfassung nach, fallen kann und vielleicht sogar fallen wird.

So tritt er an ihn mit der Versuchung heran. Aber der Angefochtene behält seinen freien Willen, und das Wirken dieses Faktors ist für Satan undurchschaubar. Darum spielt im Kampf von Gut und Böse der Wille des Menschen die entscheidende Rolle. Von ihm hängt letztlich auch die Dauer der apokalyptischen Phasen ab. Hier zwingt sich der Gedanke auf: Ist vielleicht gerade der sich in Liebe frei zu Gott bekennende Mensch jenes „Aufhaltende“, das dem Antichrist den Eintritt in die Welt verwehrt? Er, das apokalyptische Tier, der mit großer Machtfülle ausgestattete Widersacher Christi, ist bereit zu erscheinen, sobald ihm Einlaß gewährt wird! Er wartet nur darauf, die Weltherrschaft anzutreten. Gottes Langmut ist aber bereit, uns davor zu bewahren. Die Entscheidung fällt der Mensch. Er ist es, der die Termine bestimmt. In der Abhängigkeit von unserem Verhalten dem Herrn gegenüber liegt die Erklärung, warum sie uns „vorenthalten“ werden. Abgesehen davon, daß ein solches Wissen für uns unerträglich wäre, würde es auf eine verhängnisvolle Weise unseren Willen lähmen. Uns Christen tut lediglich die Fähigkeit not, das Ausreifen der Welt für den letzten Tag zu beobachten und da, wo wir stehen, der Sache Gottes zu dienen. Auch dort - und gerade dort -, wo „Satans Thron steht“. Zu diesem Zweck und in diesem Sinn ist uns die Geheime Offenbarung gegeben.
Bischof Ignatij Brjantschaninow († 1867) in seinem Werk »Asketische Briefe« hat geschrieben:»Das sicherste Zeichen des nahen Endes und des hereinbrechenden jüngsten Gerichts wird die allgemein als Norm akzeptierte Hurerei sein, wenn das außereheliche Zusammenleben der Geschlechter zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Die Sünde wird von einem noch nie dagewesenen materiellen Wohlstand begleitet sein, der die Menschheit für das Reich Gottes und das eigene Schicksal in der Ewigkeit vollkommen blind macht.«
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Athanasius13
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Wladimir Solowjew: Kurze Erzählung vom Antichrist

Beitrag von Athanasius13 »

Zu Roberts Texte passend ein Aufsatz aus dem Jahre 2004 von Univ.-Dozent Dr. Friedrich Romig (er lehrte Politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen. Er war Mitglied der Europakommission der Österreichen Bischofskonferenz und Europaberater von Bischof Krenn, St. Pölten).
Zu den heute vergessenen, doch einst weitverbreiteten Schriften des berühmten russischen Religionsphilosophen Wladimir Solowjew zählt die "Kurze Erzählung vom Antichrist". Seit er sie seinen Studenten in den späten Februartagen des Jahres 1900 vorlas, hat sie Tag für Tag an beklemmender Aktualität gewonnen. Er sah die blutigen Weltkriege der Völker voraus, den Einfall "der asiatischen Barbaren" infolge Uneinigkeit der europäischen Staaten, "die alle nur an ihre Sonderinteressen dachten", bis endlich im "einundzwanzigsten Jahrhundert ein Bund von Völkern, die alle mehr oder weniger demokratisch regiert werden, entsteht - die Vereinigten Staaten von Europa".

Äußere Wohlfahrt und Wirtschaft machten daraufhin erhebliche Fortschritte, doch die Religion verblaßte. Die Mehrheit der denkenden Menschen wurde ungläubig. Begriffe wie der "von einem Gott, der die Welt aus dem Nichts geschaffen hat, wurden nicht einmal mehr in den Grundschulen gelehrt". Kein Dogma hielt der Prüfung durch die Vernunft noch stand. Doch fehlt die Religion als Bindekraft der Gesellschaft, dann muß eine Zwangsgewalt her, die die Einheit wahrt. So hielten "die Lenker der Politik der europäischen Gemeinschaft, die dem mächtigen Bund der Freimaurer angehören", Ausschau nach einem "Menschen der Zukunft", dem, zum "Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt", die zentrale Exekutivgewalt anvertraut werden konnte. Ihre Wahl fällt auf einen jungen, dreiunddreißig Jahre alten, jedoch wegen seiner vielgelesenen, geradezu genialen Schriften weithin anerkannten Menschen - "viele nannten ihn einen Übermensch".

Er selbst sieht sich als "zweiter Christus", der aber in Wahrheit der rangmäßig erste, weil vollkommene und endgültige Erlöser ist, er, der wahre Wohltäter, der den Menschen alles gibt, was sie brauchen. Sein Vorläufer, geschichtlich der erste, jedoch noch unvollkommene Christus, trennte die Menschen durch die Unterscheidung von Gut und Böse, er aber, der neue Christus, läßt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse und läßt es regnen über Gerechte und Ungerechte. Er droht nicht mit dem Jüngsten Gericht, sondern läßt Gnade walten, sein Gott fordert nicht Gehorsam bis zum Tod am Kreuz, sondern hat Verständnis für die unbegrenzte Freiheit und wird jedem angenehm sein.

Schon nach einem Jahr sind die Keime des Krieges ausgerissen, ein letztes Mal tritt die Friedensliga zusammen, doch nur um dem großen Friedensbringer zu huldigen und ihn zum Weltmonarchen zu küren. Er schlägt seinen Sitz in Rom auf, denn wo wäre es angemessener, der neuen "Zivilreligion" eine Heimstätte zu bieten?

Systematisch wurde das Christentum "marginalisiert", die Kirche in ein "archäologisches Museum" verwandelt, der Papst aus Rom vertrieben und das Kreuz durch den Wohlstand um seine Kraft gebracht. In wenigen Jahren verminderte sich Zahl der Christen, einst weit mehr als eine Milliarde, auf fünfundvierzig Millionen. Ein beträchtlicher Teil der anglikanischen Kirche vereinigte sich mit der katholischen. Unter den Protestanten gewann religiöser Indifferentismus und Unglauben die Oberhand, die meisten fielen ab, nur wenige fanden in einem neubelebten Urchristentum Befriedigung ihrer Glaubensbedürfnisse.

Auch die russische Orthodoxie verlor viele Millionen Mitglieder, doch trotz dieser Verluste fanden sich, wenn auch nur vereinzelt, bei ihr wie auch bei den anderen Bekenntnissen und Kirchen Zeugnisse tiefer Religiosität, hoher Gelehrsamkeit und neuer Kräfte des Geistes.

Bereits vier Jahre nach Antritt seiner Herrschaft scheint die Zeit reif zur Vereinigung der Religionen. Der Weltkaiser beruft ein ökumenisches Konzil nach Jerusalem, der heiligen Stadt der abrahamitischen Hochreligionen, um sich dort auch zum geistlichen Führer küren zu lassen und so die als verhängnisvoll angesehene Trennung von Politik und Religion, Kirche und Staat aufzuheben. Über dreitausend Vertreter der Weltreligionen folgen seinem Ruf.

Auf dem Konzil hält der Kaiser eine flammende Rede, in der er von den Vertretern der Weltreligionen seine Anerkennung als ihr geistliches Oberhaupt einfordert. Fast alle katholischen Bischöfe und auch die Repräsentanten der anderen Religionen anerkennen ihn, nur ganz wenige zeigen sich störrisch. Letztere verlangen vom Kaiser ein klares Bekenntnis zu Christus, doch der offenbart sich jetzt als der Antichrist, seit jeher mit dem Teufel im Bunde. Der Großmagier des Kaisers sorgt mit Donnerschlag und Kugelblitzen für die Auslöschung der meisten Widerstrebenden. Jene, die überleben, gehen in die Wüste.

Der Kaiser läßt auf einem ad hoc einberufenen Konklave seinen Großmagier Apollonius, der in Indien geboren wurde, zum neuen Papst wählen, und noch am selben Tage unterzeichnen die Vertreter der Orthodoxie und der Protestanten eine Urkunde über die Vereinigung ihrer Kirchen mit der katholischen. Ein Sturm der Begeisterung über die endlich gelungene Vereinigung der Religionen erhebt sich, der durch die Freude über einen "Ablaß für alle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden" noch verstärkt wird.

Die Erzählung endet mit einer Erhebung der Juden, die am Welterfolg des Jubelkaisers ja nicht unbeteiligt waren und seinen Versprechungen geglaubt hatten, er betrachte die Aufrichtung der Weltherrschaft Israels als seine Hauptaufgabe. Ihre Empörung bricht aus, als sie entdecken, daß der Kaiser nicht beschnitten ist. Ihre grenzenlose und glühende Verehrung, die sie dem Retter Israels und vermeintlichen Messias bisher entgegenbrachten, schlägt in ebenso grenzenlosen Haß um. Der überraschte Kaiser läßt Zehntausende von Juden und Christen hinmorden. Doch die Juden siegen dank eines Erdbebens, der Kaiser und seine Truppen gehen in einem Flammenmeer unter. Als die Juden, um zu danken, nach Jerusalem ziehen, zeigt sich ihnen Christus, der nun "für tausend Jahre" - ein Ausdruck für die Ewigkeit - sein Regnum antritt.

Auch ohne an Irak-Krieg, Völkerrechtsbruch und die religiös verbrämten, martialischen Bush-Reden zu denken, wird derjenige, der diese vor mehr als hundert Jahren geschriebene Erzählung liest, nicht umhinkönnen, aus den Auseinandersetzungen um die Europäische Union, ihre Gründungsgeschichte und Absichten, ihre Versprechen, für Frieden, Sicherheit und Wohlstand zu sorgen - übrigens für Paulus immer ein sicheres Erkennungszeichen des Antichrist -, um ihre "Zivilreligion" und Laizität, ihre Verfassung und Präsidentenschaft, um das Verschwinden der Nationen und um den Kampf der Kulturen seine Schlüsse zu ziehen.

Seit ihrer Konzeption durch Graf Coudenhove-Kalergi, den noch vor Kriegsende konzipierten Entwürfen für die Nachkriegsordnung Europas, ihrer schrittweisen Verwirklichung über die Rom-Verträge bis hin zu Maastricht und dem Verfassungskonvent, erscheint dem Tieferblickenden die EU als eine Werkstatt des Antichrist, der Europa immer weiter von seinen christlichen Wurzeln "befreit".

Dieses EU-Europa empfiehlt der Kirche die Abkehr von ihren "dogmatischen" und "fundamentalistischen" Positionen, mehr Toleranz in Fragen der Bevölkerungskontrolle, Kontrazeption, Abtreibung, Euthanasie, Genmanipulation, Ehescheidung, Anerkennung und Gleichstellung "eheähnlicher" Partnerschaften, Verständnis und Wohlwollen für Homosexualität. Die Kirche wird zur Mitarbeit an einer "humanistischen Weltethik" aufgefordert, zum Verzicht auf Zölibat oder Geschlechterdiskriminierung bei der Priesterweihe.

Vor allem aber wird ihr der Ersatz ihrer hierarchischen durch "demokratische" Strukturen nahegelegt. Sie soll sich endlich mit einer ähnlichen Stellung begnügen, wie sie anderen "humanistische Organisationen" und "Tendenzbetrieben", etwa von der Art der Liga für Menschenrechte, Amnesty International oder Greenpeace, innerhalb der EU eingeräumt wird. Ihren Anspruch, herrschendes "Lebensprinzip" oder gar "Seele" der gesamten menschlichen Gesellschaft zu sein und diese nach göttlichem Recht gestalten zu wollen, müsse sie aufgeben. Um künftig akzeptiert zu werden, habe sie sich mit dem Liberalismus zu versöhnen und auf ethische Vorschriften zu verzichten, die den Menschen zum ständigen Sünder stempeln und ihm die Freude am Leben nehmen. Schließlich lebten wir alle ja nur einmal. Mit dem Glauben an die Auferstehung zum ewigen Leben trösteten sich ja heute nur noch die wenigen, die mit dem irdischen Leben nicht fertigwerden oder zu wenig Spaß haben.

Gibt es noch Rettung? Peter Handke, von dem eine solche Aussage kaum zu erwarten war, bringt die Antwort mit zwei Worten auf den Punkt: "Erneuern? Umkehren!" Das liest sich leicht, ist aber das Schwerste. Umkehren? Den Weg zurückgehen, auf dem wir so hurtig "fortschritten"? War er ein Irrweg? Brachte er uns nicht Wohlstand, Bequemlichkeit, Demokratie, das Licht der Aufklärung, Freiheit und Mündigkeit? Gilt es sich also zu "erheben wider die moderne Welt", wie das ja nicht nur der Kulturphilosoph Julius Evola, sondern auch die Pius-Päpste verlangten? Zurückgehen in die Wüste des Durstes, der Armut, der Plackerei und der Einfalt? Zurück also zu dem, den wir verlassen und aus den Augen verloren haben, dem redemptor hominis?

Der versöhnliche Schluß der "Kurzen Erzählung" deutet an, was uns nach dem Karfreitag der Geschichtsepoche, in der wir uns befinden, erwarten wird: der Ostermorgen des wahrhaft Auferstanden. Um ihn zu sehen, rät uns der Platon des Höhlengleichnisses, das Auge beizeiten an das Licht der Wahrheit zu gewöhnen.
Zuletzt geändert von Athanasius13 am Montag 25. April 2005, 07:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
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Re: Wladimir Solowjew: Kurze Erzählung vom Antichrist

Beitrag von Juergen »

Athanasius13 hat geschrieben:Vergessen wir auch nicht, dies mit Fatima abzustimmen, und was die Muttergottes dort über Rußland sagte (und nein, die in Fatima geforderte explizite Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens durch den Papst und alle seine Bischöfe ist noch nicht erfolgt; erst durch sie kann die Muttergottes wirken und die Bekehrung Rußlands erwirken, d.h. die Rückkehr zur katholischen Kirche).....
Bekehrung ist eine Wirkung der ungeschaffenen Gnade ad extra und wird nicht durch die Muttergottes bewirkt.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Athanasius13
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Re: Wladimir Solowjew: Kurze Erzählung vom Antichrist

Beitrag von Athanasius13 »

Das ist alles, was Dir dazu einfällt?
Die Frage eines großen Geistes, ob er beim Erbsenzählen bei 3912 oder 3913 angekommen ist... :-( Theologische Spitzfindigkeiten unter Laien bei Worten, die gar nicht im Mittelpunkt standen.

Zweiter Teil des Geheimnisses von Fatima, Maria spricht zu den Seherkindern:
Ihr habt die Hölle gesehen, wohin die Seelen der armen Sünder kommen werden. Um sie zu retten, will Gott die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen in der Welt einführen.
Wenn man tun wird, was ich euch sage, werden viele Seelen gerettet werden, und es wird Frieden geben.
Der Krieg {Weltkrieg von 1914-1918} wird bald zu Ende gehen, aber wenn man nicht aufhört, Gott zu beleidigen, wird noch unter dem Pontifikat Pius' XI. ein neuer, noch schrecklicherer beginnen. Wenn ihr eine Nacht durch ein unbekanntes Licht erleuchtet sehen werdet, wißt ihr: es ist das große Zeichen, das Gott euch gibt, daß er die Welt für ihre Verbrechen strafen will durch Krieg, Hunger und Verfolgungen gegen die Kirche und den Heiligen Vater.
Um das zu verhindern, werde ich kommen und die Weihe Rußlands an mein Unbeflecktes Herz verlangen und die Sühnekommunion an den ersten Samstagen.
Wenn man auf meine Bitte hört, wird Rußland sich bekehren und es wird Frieden geben. Wenn nicht, wird es (Rußland) seine Irrtümer in der Welt verbreiten, indem es Kriege und Kirchenverfolgungen hervorruft: die Guten werden gemartert werden, der Heilige Vater wird viel zu leiden haben, mehrere Nationen werden vernichtet werden... Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren. Der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekehren wird, und es wird der Welt einige Zeit des Friedens gewährt werden.
In Portugal wird der wahre Glaube immer erhalten bleiben.

Wir waren bei Roberts interessanten Texten zur Apokalypse. Zu der ich einen ganz kleinen Teil in Form von Romigs Sichtweise auf Solowjews Erzählung beisteuern wollte.

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Juergen
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Re: Wladimir Solowjew: Kurze Erzählung vom Antichrist

Beitrag von Juergen »

Athanasius13 hat geschrieben:Das ist alles, was Dir dazu einfällt?
Die Frage eines großen Geistes, ob er beim Erbsenzählen bei 3912 oder 3913 angekommen ist... :-( Theologische Spitzfindigkeiten unter Laien bei Worten, die gar nicht im Mittelpunkt standen.
Wenn die Worte nicht von Interesse waren, dann spar sie Dir und erspar sie mir.
Gruß Jürgen

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Athanasius13
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Re: Wladimir Solowjew: Kurze Erzählung vom Antichrist

Beitrag von Athanasius13 »

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Juergen
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Abschied von der Gnadenlehre?

Beitrag von Juergen »

Athanasius13 hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:
Athanasius13 hat geschrieben:(..) Theologische Spitzfindigkeiten unter Laien bei Worten, die gar nicht im Mittelpunkt standen.
Wenn die Worte nicht von Interesse waren, dann spar sie Dir und erspar sie mir.
Ich fürchte, das ist eine Neigung, falsch zu folgern, die mir schon öfter bei Dir aufgefallen ist. Oder liegt es an der Sprache?
Ich meinte das Begriffchen "erwirken", das nicht im Mittelpunkt stand. Vielleicht hätte da auch stehen können: erbitten, erflehen, erwirken bei Gott, ... in diese Richtung. In jedem Fall war die Botschaft Mariens gemeint, um die es ging, die im Mittelpunkt stand. Ich gab sie aus dem Kopf wieder. Als Laie. Trotzdem gilt: Selbst jene Worte, die nicht im Mittelpunkt stehen, sind nicht dadurch genuin nicht von Interesse. Mit ein bißchen Liebe, auch zur Sprache, sieht man das gleich viel klarer.
Diese Deine sprachlichen Ungenauigkeiten sind es letztendlich, die zu Miterlöserhäresien und ähnlichem führen.

Nebenbei:
Solche "Botschaften" - wie die von Fatima - sind Privatoffenbarungen und erstmal für niemanden bindend.
Gerade bei solchen Aussagen, die der Kirche "die Pistole auf die Brust setzen" und geeignet sind den strengen Tun-Ergehen-Zusammenhang zu sehen: wenn ihr dies tut, wird jenes notwendigerweise geschehen, halte ich für mehr als bedenklich; insbesondere dann, wenn eben daraus ein solcher notwendiger Automatismus gefolgert wird.
Dies widerspricht jeglichen kirchlichen Ansichten vom freien Willen des Menschen und macht den Menschen zu einem Sklaven Gottes -- Jedenfalls erwecken die Aussagen leicht den Eindruck, daß dann, wenn diese Weihe vorgenommen wird, Gott die Russen "zwingen wird" katholisch zu werden.
Damit würde die gesamte Gnadenlehre der kath. Kirche über Bord geworfen; insbesondere das Tridentinum, mit seinen Vorstellungen vom "Wachstum in der Gnade".
Gruß Jürgen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich halte das offen gesagt für einen Nebenkriegsschauplatz. Ich habe oben bei Athanasius auch nichts wirklich Anstößiges gelesen (und bin doch wahrlich als Miterlöserinnenfresser bekannt). Den Hinweis auf Solowjow finde ich dagegen sehr interessant.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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