Der Limbus

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Ralf hat geschrieben:
roncalli hat geschrieben:Kennt jemand einen zeitgenössischen katholischen Bischof, der noch ausdrücklich die Hypothese vom Limbus puerorum vertritt?

(L.p. als eine Art "Hölle, die nicht wehtut"??)
Wieso fragst Du? Was würde ein "Nein" heißen (kennst Du die Meinung aller über 4000 Bishöfe)?
Mich interessiert das wirklich, da ich derzeit an einer Sache (Begräbnis für Totgeborene etc.) arbeiten muss, wo mir Statements von Bischöfen wichtig wären.
Ich kenne tatsächlich kein Bischofswort und kein kirchliches Dokument der letzten 25 Jahre, das expressis verbis oder wenigstens sinngemäß die Limbus-Hypothese vertritt. Wenn jemand hier ein lehramtliches Limbus-Zeugnis aus jüngerer Zeit kennt, bitte ich um Benachrichtigung!

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Ralf hat geschrieben: Die Lehre der Kirche ist doch klar: es gibt die Heilshoffnung, nicht die Heilsgewißheit.
Das ist mir klar. Allerdings scheint die kirchliche Lehre immer stärker in Richtung Heilswahrscheinlichkeit zu gehen.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Nun, diese Frage soll ja von der Theologen-Kommission bearbeitet werden und dann wird sich ja evtl. das Lehramt dazu äußern.

Ordentliche Bischöfliche Lehramtsäußerungen (sowieso leider selten) kenne ich dazu nicht.

Micha

Beitrag von Micha »

Hmmh, ich glaube nicht, dass Roncalli für seine Arbeit 5 Jahre Zeit hat...

Ralf

Beitrag von Ralf »

Tja, es gibt eben Sachen, die gibt die Offenbarung nicht eindeutig her. So isset halt.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Ralf hat geschrieben:Tja, es gibt eben Sachen, die gibt die Offenbarung nicht eindeutig her. So isset halt.
Oder wir haben sie noch nicht tief genug verstanden.

Josef Steininger
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Beitrag von Josef Steininger »

Samuel hat geschrieben:Ein paar Thesen zum Thema:

1. Die Taufgnade ist heilsnotwendig.
Gerade das Schicksal Jesu zeigt ja, dass die Welt nicht geradlinig auf das Himmelreich zuläuft. Deswegen ist es, um gerettet zu werden, notwendig, mit Christus zu sterben und mit ihm aufzuerstehen, so wie dies sakramental in der Taufe vollzogen wird.

2. Die Taufgnade ist nicht auf die Taufe beschränkt.
Einige andere Formen (Bluttaufe, Begierdetaufe) waren ja schon immer bekannt. Man sollte der Gnade Gottes da keine allzu engen Grenzen setzen wollen.

3. Die Taufgnade empfangen wir normalerweise über das Taufsakrament.
Wenn wir die Gnade wollen, dann bedeutet das (entsprechend der leib-seelischen Struktur des Menschen), dass wir auch eine möglichst deutliche Ausdrücklichkeit anstreben. Für einen Katholiken kann dies bedeuten, dass er, wenn er das Sakrament (Taufe) ablehnt, damit auch die Sakramentengnade (ewiges Heil) ablehnt. Insofern kann die Kindertaufe tatsächlich heilsnotwendig sein - nicht für das Kind, sondern für die Eltern.

Diese Thesen haben den Vorteil, dass damit einerseits die Heilsnotwendigkeit der Taufe und insbesondere der Kindertaufe aufrecht erhalten wird, andererseits ungetauft gestorbenen Kindern die Heilsmöglichkeit zugestanden wird. Der Limbus ist damit überflüssig.
Diesen Thesen kann ich im Wesentlichen zustimmen.
Ich denke, sie lassen sich auch mit den einschlägigen Äußerungen des Lehramts in Einklang bringen. Diese sagen lediglich, dass man ohne die heiligmachende Gnade nicht zur Schau Gottes gelangen kann und dass, wenn jemand ohne diese Gnade, aber ohne persönliche Sünde sterben würde, er in einen Zustand käme, in dem er keine Strafen leiden müsste, aber von der Anschauung Gottes ausgeschlossen wäre.
Sie lassen aber durchaus Raum für die Annahme, dass Gott ungetauften Kindern die heiligmachende Gnade ohne Taufe verleiht.
Da wir dafür aber keine Gewähr haben, ist es notwendig, kleine Kinder zu taufen, um alle Eventualitäten auszuschließen und das ist auch die Zielrichtung der vorliegenden Entscheidungen des Lehramts in dieser Frage.

maliems
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Re: Der Limbus

Beitrag von maliems »

Hallo,
habe gerade bei Schmaus wegen dem Limbus puerorum nachlesen wollen, aber nichts gefunden.
Kannn mir jemand einen Autor und Titel benennen?

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Gamaliel
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Re: Der Limbus

Beitrag von Gamaliel »

maliems hat geschrieben:
Mittwoch 7. Juni 2017, 20:32
Hallo,
habe gerade bei Schmaus wegen dem Limbus puerorum nachlesen wollen, aber nichts gefunden.
Kannn mir jemand einen Autor und Titel benennen?
Schmaus, Band V, Teil-Band 4, Kapitel 9

Dieser Link führt zu einem Inhaltsverzeichnis. Die Seitenzahlen sind anklickbar (siehe Seite 46f).

maliems
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Re: Der Limbus

Beitrag von maliems »

Danke, Ich guck mal. vllt. ist meine Auflage zu alt. Habe gerade zur Hand die 1. und 2. aus 1941. Band 3,2 ist über Sakramente u Eschatologie. Da hat der Schmaus wohl kräftig überarbeitet und ergänzt.

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Gamaliel
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Re: Der Limbus

Beitrag von Gamaliel »

@maliems

Je älter der Schmaus, desto besser; je neuer, desto modernistischer. (Für die von mir verlinkte Version gibt es daher auch keine Leseempfehlung. :unbeteiligttu: )

Wenn Du etwas zum Thema "Limbus" in katholischen Dogmatiken suchst, dann kannst Du z.B. hier nachlesen:

Bartmann, S. 283

Diekamp, S. 406

(Es lassen sich sicher noch viele weitere online verfügbare Dogmatiken, Artikel,... ausfindig machen. Die beiden verlinkten Bücher kamen mir nur als erstes in den Sinn.)

Robert Weemeyer
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Re: Der Limbus

Beitrag von Robert Weemeyer »

Man sollte vielleicht erwähnen, dass die Lehre vom Limbus nur "eine mögliche theologische Hypothese" ist und dass "es theologische ... Gründe zur Hoffnung gibt, dass ungetauft sterbende Kinder gerettet und zur ewigen Seligkeit geführt werden können, auch wenn sich zu dieser Frage keine ausdrückliche Lehre in der Offenbarung findet". http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/v ... AH_224.pdf

Ich wüsste auch nicht, wie ich die Lehre vom Limbus meinen kleinen Kindern erklären sollte. Etwa so? "Der liebe Gott hat entschieden, dass euer Bruder tot zur Welt kommt, aber dann ist ihm eingefallen, dass er so einen nicht im Himmel brauchen kann, wegen der Erbsünde."

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Lupus
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Re: Der Limbus

Beitrag von Lupus »

Johannes Maria Schwarz, "Zwischen Limbus und Gottesschau" Das Schicksal ungetauft sterbender Kinder in der theologischen Diskussion des zwanzigsten Jahrhunderts. Ein Theologiegeschichtliches Panorama.
fe-medienverlag gmbh, 88353 Kißlegg. ISBN:3-939684-01-5.
Eine Doktorarbeit unter Prof. Dr. Manfred Hauke, Lugano, 2006 erschienen.

L.
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

maliems
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Re: Der Limbus

Beitrag von maliems »

Dank euch. Ich wollte es nicht meinen Kindern erklären, sondern einer evangelischen Religionslehrerin, die in der Tagespresse gelesen hat, die Lehre vom Limbus sei abgeschafft. :)

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Niels
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Re: Der Limbus

Beitrag von Niels »

Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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