Die Unfehlbarkeit

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Stefan

Die Unfehlbarkeit

Beitrag von Stefan »

Nun interessiere ich mich einmal für das Thema Unfehlbarkeit des Papstes. Diese ist immer noch ein Diskussionspunkt in der katholischen Kirche seit dem 1. vatikanischen Konzil, welches diese für ex-cathedra-Entscheidungen der Päpste bei Fragen der Glaubens- und Sittenlehre feststellt.

Meine Frage ist aber die der Erkennbarkeit? Woran erkenne ich eine unfehlbare Lehrentscheidung, insbesondere aber für die Zeit vor dem 1. vatikanischen Konzil, aber auch heute noch?

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Niels
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Beitrag von Niels »

Dazu paßt eine kurze Mitteilung, die heute in der Tagespost zu lesen ist (Überschrift: Verbindlicher Text. Kasper verteidigt Ökumene-Dekret des Zweiten Vatikanums.) Es handelt sich um Passagen aus einem "Grundatzartikel" von Kasper im "Osservatore Romano" vom letzten Sonntag.
Dort heißt es u.a.: Kasper "erklärte, daß es sich bei dem Dekret "Unitatis redintegratio" von 1964 um ein theologisch verbindliches Dokument handele". Dem Argument, es handele sich nur ein Dekret mit reinem pastoralen Charakter und nicht um eine dogmatische Konstitution, "hielt Kasper entgegen, daß "Unitatis redintegratio" an zentralen Stellen einen eindeutigen theologisch-dogmatischen Charakter habe und Formulierungen enthalte, die den Willen des Konzils zu derartigen Festlegungen dokumentierten." außerdem habe der Papst den "Text seinerzeit feierlich "approbiert, beschlossen und statuiert". Ferner sei das Dekret vom Lehramt und vom Kirchenvolk angenommen worden."
:o :shock:

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

@Niels
Bei der päpstlichen Unfehlbarkeit geht es ja um unfehbare Entscheidungen allein durch den Papst, nicht um vom Papst approbierte dogmatische Entscheidungen eines Konzils. (Zu diskutieren wäre, ob das auch für Dekrete des 2. Vatikanums der Fall ist).

Stefan

Beitrag von Stefan »

Danke für dieses Beispiel (derer problematischen Beispiele es wohl viele gibt).

Allein: Ich habe den Eindruck, daß nirgendwo genau definiert ist, woran jemand eine unfehlbare Entscheidung des Papstes genau und mit unfehlbarer Sicherheit erkennen kann.
Mehr als Meinungscharakter hat ja Kaspers Aussage nicht - und wo genau ist festgelegt, daß eine dogmatische Konstitution unter das fällt, was vom 1. Vatikanum gemeint wurde?

Fragen über Fragen...

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Niels
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Beitrag von Niels »

Hier der entsprechende Teil aus der Konstitution "Pastor aeternus" in deutscher Übersetzung:

"Indem Wir Uns deshalb der vom Anfang des christlichen Glaubens an empfangenen Überlieferung getreu anschließen, lehren Wir mit Zustimmung des heiligen Konzils zur Ehre Gottes, unseres Erlösers, zur Erhöhung der katholischen Religion und zum Heile der christlichen Völker und entscheiden, daß es ein von Gott geoffenbartes Dogma ist:

Wenn der Römische Bischof «ex cathedra» spricht, das heißt, wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen kraft seiner höchsten Apostolischen Autorität entscheidet, daß eine Glaubens- oder Sittenlehre von der gesamten Kirche festzuhalten ist, dann besitzt er mittels des ihm im seligen Petrus verheißenen göttlichen Beistands jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei der Definition der Glaubens- oder Sittenlehre ausgestattet sehen wollte; und daher sind solche Definitionen des Römischen Bischofs aus sich, nicht aber aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich. Wer sich aber - was Gott verhüte - unterstehen sollte, dieser Unserer Definition zu widersprechen: der sei mit dem Anathema belegt."

Der entsprechende maßgebliche Originaltext lautet: "Itaque Nos traditioni a fidei christiani exordio perceptae fideliter inhaerendo, ad dei Salvatoris nostri gloriam, religionis catholicae exaltationem et christianorum populorum salutem, sacro approbante Concilio, docemus et divinitus revelatum dogma esse definimus:romanum Pontificem, cum ex cathedra loquitur, id est, cum omnium Christanorum pastoris et doctoris munere fungens pro suprema sua Apostolica auctoritate doctrinam de fide vel moribus ab universa Ecclesia tenendam definit, per assistentiam divinam ipsi in beato Petro promissam, ea infallibilitate pollere, qua divinus Redemptor Ecclesiam suam in definienda doctrina de fide vel moribus instructam esse voluit; ideoque eiusmodi Romani Pontificis definitiones ex sese, non autem ex consensu Ecclesiae, irreformabiles esse.
Si quis autem huic Nostrae definitioni contradicere, quod Deus avertat, praesumpserit: anathema sit." (DH 3073/3074)
Zuletzt geändert von Niels am Dienstag 11. November 2003, 14:19, insgesamt 2-mal geändert.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Womit natürlich nicht ausgeschlossen wird, daß andere Entscheidungen auch unfehlbare Entscheidungen sein können.
Gruß Jürgen

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Niels
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Beitrag von Niels »

Vielleicht hilft uns der Wortlaut des einzigen Dogmas seit der Definition der Infallibilität weiter. In der apostolischen Konstitution "Munificentissimus Deus" von Papst Pius XII., verkündet am 1. November 1950, heißt es:

"Deshalb ... zur Ehre des allmächtigen Gottes, der sein besonderes Wohlwollen der Jungfrau Maria mitgeteilt hat, zur Ehre seines Sohnes, des unsterblichen Königs der Zeiten und des Siegers über Sünde und Tod, zur größeren Ehre seiner erhabenen Mutter und zur Freude und zum Jubel der ganzen Kirche, mit der Vollmacht unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen verkünden wir, erklären und definieren wir, daß es ein von Gott geoffenbartes Dogma ist: Die unbefleckte Gottesgebärerin und immerwährende Jungfrau Maria wurde nach Vollendung ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen.
Deshalb, wenn jemand, was Gott abwende, dies entweder zu leugnen, oder freiwillig in Zweifel zu ziehen wagt, was von Uns definiert wurde, so soll er wissen, daß er vom göttlichen und katholischen Glauben ganz und gar abgefallen ist" (DH 3903).

Selbige Formulierung vermißt man im Ökumene-Dekret des Zweiten Vaticanums...
Zuletzt geändert von Niels am Dienstag 11. November 2003, 12:30, insgesamt 1-mal geändert.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Solche Formulierungen vermißt man nicht nur im "Dekret über den Ökumenismus", sondern in sämtlichen Konzilstexten des 2.Vatikanums.

Ist also die Festellung des Anathemas beim Widerspruch das hinreichende Kriterium für eine unfehlbare Definition? Woraus ergibt sich das?

Hat denn die folgende Formulierung aus "ordinatio sacerdotalis" Unfehlbarkeitsanspruch?

"Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben."

Zumindest wird ja kein Anathema erklärt, falls widersprochen wird.
Zuletzt geändert von Stefan am Dienstag 11. November 2003, 11:59, insgesamt 1-mal geändert.

josef
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Re: Die Erkennbarkeit der Unfehlbarkeit

Beitrag von josef »

Hallo Stefan,

Stefan hat geschrieben:Nun interessiere ich mich einmal für das Thema Unfehlbarkeit des Papstes. Diese ist immer noch ein Diskussionspunkt in der katholischen Kirche seit dem 1. vatikanischen Konzil, welches diese für ex-cathedra-Entscheidungen der Päpste bei Fragen der Glaubens- und Sittenlehre feststellt.

Meine Frage ist aber die der Erkennbarkeit? Woran erkenne ich eine unfehlbare Lehrentscheidung, insbesondere aber für die Zeit vor dem 1. vatikanischen Konzil, aber auch heute noch?
- Vor dem 1. Vatikanischen Konzil hat der HEILIGE GEIST die Frage der Unfehlbarkeit der Veröffentlichungen offen gelassen, die ER den Papst machen ließ.

- Auf die explicite Erkennbarkeit, ob nach dem 1.Vaticanum eine Veröffentlichung des Papstes unfehlbar ist oder nicht, legt der HEILIGE GEIST keinen Wert.
Weil ER jedem Christen SELBST mitteilt, was an päpstlichen Veröffentlichungen fehlbar und was unfehlbar ist.

Die Ansicht ist schwer irrig, der Christ könne Verkündigungen des Papstes getrost mißachten, wenn sie nicht als "unfehlbar" gekennzeichnet sind.

Denn:
Der Christ ist immer zum Gehorsam den päpstlichen Veröffentlichungen gegenüber, verpflichtet.

Folgt aus dem, vom Papst herausgegebenen Katechismus der Katholischen Kirche :

Zitat :

Art.892
Der GÖTTliche Beistand wird den Nachfolgern der Apostel, die in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus lehren, und insbesondere dem Bischof von Rom, dem Hirten der ganzen Kirche, auch dann geschenkt, wenn sie zwar keine unfehlbare Definition vornehmen und sich nicht endgültig äußern, aber bei der Ausübung des ordentlichen Lehramtes eine Lehre vorlegen, die zu einem besseren Verständnis der Offenbarung in Fragen des Glaubens und der Sitten führt. Diesen authentischen Lehren müssen die Gläubigen „religiösen Gehorsam des Willens und des Verstandes ... leisten" (LG 25), der sich zwar von der Glaubenszustimmung unterscheidet, sie aber unterstützt.

Zitat Ende.



Gruß
josef
Zuletzt geändert von josef am Dienstag 11. November 2003, 12:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Niels
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Beitrag von Niels »

Juergen hat geschrieben:Womit natürlich nicht ausgeschlossen wird, daß andere Entscheidungen auch unfehlbare Entscheidungen sein können.
Etwa "Ordinatio Sacerdotalis" von 1994.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Josef, der Katechismus ist gewiß ein nützliches Hilfsmittel, aber hat keine besondere lehramtliche Bedeutung - erst recht keine unfehlbare.

Es geht auch nicht so sehr um die Frage des Wunsches nach Widerspruch (falls etwas nicht als unfehlbar deklariert wird), sondern um die Frage nach dem, was in der überlieferten Glaubenslehre diskutabel ist und was nicht.

ivanhoe
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Re: Die Erkennbarkeit der Unfehlbarkeit

Beitrag von ivanhoe »

josef hat geschrieben:- Vor dem 1. Vatikanischen Konzil hat der HEILIGE GEIST die Frage der Unfehlbarkeit der Veröffentlichungen offen gelassen, die ER den Papst machen ließ.
Josef, nichts gegen Deine Frömmigkeit, aber.... woher weißt Du eigentlich, was der Heilige Geist tut, denkt, unterläßt oder inspiriert???
josef hat geschrieben:- Auf die explicite Erkennbarkeit, ob nach dem 1.Vaticanum eine Veröffentlichung des Papstes unfehlbar ist oder nicht, legt der HEILIGE GEIST keinen Wert.
hat Er Dir das gesagt?
josef hat geschrieben:Weil ER jedem Christen SELBST mitteilt, was an päpstlichen Veröffentlichungen fehlbar und was unfehlbar ist.
das glaubten auch die Reformatoren, die Häretiker, WsK, H.Küng, E. Drewermann, U. Ranke-Heinemann und... und... und...
???
josef hat geschrieben:Denn:
Der Christ ist immer zum Gehorsam den päpstlichen Veröffentlichungen gegenüber, verpflichtet.
wenn der Heilige Geist "...jedem Christen SELBST mitteilt..." (josef), ist man auch dann zum Gehorsam verpflichtet, wenn der Papst gegen die Inspirationen des Heiligen Geistes fungiert???

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Niels hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Womit natürlich nicht ausgeschlossen wird, daß andere Entscheidungen auch unfehlbare Entscheidungen sein können.
Etwa "Ordinatio Sacerdotalis" von 1994.
Dieses Schreiben gibt tatsächlich eine Antwort auf die Frage inwiefern auch "nicht excathedra Entscheidungen" dogmatisch sind/sein können.

Zu genau dieser Frage gab es nämlich die Anfrage, ob dieses Schreiben zum Depositum fidei gehöre.
Darauf hat die Glaubenskongregation am 28.10.1995 mit "Ja" geantwortet.
Im Wortlaut:
Haec enim doctrina assensum definitivum exigit, cum, in verbo Dei scripto fundata atque in Ecclesiae Traditione inde ab initio constanter servata et applicata, ab ordinario et universali magisterio infallibiliter proposita sit (cfr. Conc. Vat. II, const. dogm. Lumen Gentium, 25,2). Quapropter, praesentibus adiunctis, Romanus Pontifex, proprium munus fratres confirmandi exercens (cfr. Lc 22,32), eadem doctrinam per formalem declarationem tradidit, explicite enuntians quod semper, quod ubique ob amnibus tenendum est utpote ad fidei depositum pertinens.

(Hervorhebungen in Fettdruck von mir)
Also: Hier wird keine neue Lehre geschaffen, und es ist auch nichts zu dogmatisieren, da diese Sache nach Schrift und Tradition immer und überall von Allen so geglaubt wurde und somit schon Dogma ist.

Man beruft sich hier zusätzlich auf eine Passage in Lumen Gentium (25) in der gleichsam die Unfehlbarkeit "ausgedehnt" wird - und zwar auf das gesamte Bischofskollegium, das immer dann unfehlbar lehrt, wenn sie gemeinsam eine Sache in Einheit mit dem Papst zu glauben vorlegen:
... Die einzelnen Bischöfe besitzen zwar nicht den Vorzug der Unfehlbarkeit; wenn sie aber, in der Welt räumlich getrennt, jedoch in Wahrung des Gemeinschaftsbandes untereinander und mit dem Nachfolger Petri, authentisch in Glaubens- und Sittensachen lehren und eine bestimmte Lehre übereinstimmend als endgültig verpflichtend vortragen, so verkündigen sie auf unfehlbare Weise die Lehre Christi. Dies ist noch offenkundiger der Fall, wenn sie auf einem Ökumenischen Konzil vereint für die ganze Kirche Lehrer und Richter des Glaubens und der Sitten sind. Dann ist ihren Definitionen mit Glaubensgehorsam anzuhangen.
Diese Unfehlbarkeit, mit welcher der göttliche Erlöser seine Kirche bei der Definierung einer Glaubens- und Sittenlehre ausgestattet sehen wollte, reicht so weit wie die Hinterlage der göttlichen Offenbarung, welche rein bewahrt und getreulich ausgelegt werden muß, es erfordert. Dieser Unfehlbarkeit erfreut sich der Bischof von Rom, das Haupt des Bischofskollegiums, kraft seines Amtes, wenn er als oberster Hirt und Lehrer aller Christgläubigen, der seine Brüder im Glauben stärkt (vgl. Lk 22,32), eine Glaubens- oder Sittenlehre in einem endgültigen Akt verkündet...
Damit ist - nebenbei bemerkt - auch klar, daß auch ein Konzil domatische Entscheidungen treffen kann. Dort ist das gesamte Bischofskollegium versammelt und lehr in Einheit mit dem Papst. - Ergo: dogmatisch.
Gruß Jürgen

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Stefan

Beitrag von Stefan »

Jürgen,

Setzt Du den Begriff "dogmatisch" mit "unfehlbar" gleich?

Und: Sind die Feststellungen der Glaubenskongregation unfehlbar?

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Stefan hat geschrieben:Jürgen,

Setzt Du den Begriff "dogmatisch" mit "unfehlbar" gleich?
Im Prinzip schon: dogmatische Entscheidungen oder Dogmen sind notgedrunden unfehlbare Entscheidungen, sonst wären es keine Dogmen
Und: Sind die Feststellungen der Glaubenskongregation unfehlbar?
In der Regel trifft die Glaubenskongregation keine eigenen Entscheidungen, sondern legt nur schon gegebene Entscheidungen aus.

Wenn also die Frage nach gestellt wurde, ob "Ordinatio Sacerdotalis" zum Depositum fidei gehöre, dann reicht der Verweis auf die dogm. Konst. LG aus, um die Frage zu beantworten.
Gruß Jürgen

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Stefan

Beitrag von Stefan »

Jürgen,

dann muß ich wohl die Frage stellen, woran ich erkenne, daß ein Dogma ein unveränderliches Dogma ist (im Gegensatz zu einer abänderlichen Äußerung des Lehramtes).

josef
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Beitrag von josef »

Hallo Stefan,
Stefan hat geschrieben:Josef, der Katechismus ist gewiß ein nützliches Hilfsmittel, aber hat keine besondere lehramtliche Bedeutung - erst recht keine unfehlbare.
Und was hat - Deiner Meinung nach - besondere lehramtliche Bedeutung?

Ist der vom Papst herausgegebene Katechismus der Katholischen Kirche nicht eine Zusammenfassung der - unfehlbaren - deposita fidei?
Es geht... um die Frage nach dem, was in der überlieferten Glaubenslehre diskutabel ist und was nicht.
Verständnisschwierigkeiten hat jeder Christ.
Man unterrichte sich gegenseitig darüber und helfe sich beim Verstehen.
Mit dem Beistand des HEILIGEN GEISTES.




Gruß
josef

josef
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Re: Die Erkennbarkeit der Unfehlbarkeit

Beitrag von josef »

Hallo Ivanhoe,
ivanhoe hat geschrieben:
josef hat geschrieben:- Vor dem 1. Vatikanischen Konzil hat der HEILIGE GEIST die Frage der Unfehlbarkeit der Veröffentlichungen offen gelassen, die ER den Papst machen ließ.
Josef, nichts gegen Deine Frömmigkeit, aber.... woher weißt Du eigentlich, was der Heilige Geist tut, denkt, unterläßt oder inspiriert???
Sehr einfach:
Ich frage IHN - per Gebet.

ivanhoe hat geschrieben:
josef hat geschrieben:- Auf die explicite Erkennbarkeit, ob nach dem 1.Vaticanum eine Veröffentlichung des Papstes unfehlbar ist oder nicht, legt der HEILIGE GEIST keinen Wert.
hat Er Dir das gesagt?
Ja.

ivanhoe hat geschrieben:
josef hat geschrieben:Weil ER jedem Christen SELBST mitteilt, was an päpstlichen Veröffentlichungen fehlbar und was unfehlbar ist.
das glaubten auch die Reformatoren, die Häretiker, WsK, H.Küng, E. Drewermann, U. Ranke-Heinemann und... und... und...
???
Der Fehler den sie A l l e machen:
Es fehlt ihnen die Erkenntnis, wie wenig sie bereit sind GOTT wirklich zu gehorchen...wie sehr sie immer wieder irren.

Mir aber nicht.

Deshalb sage ich immer wieder:
Verbindlich ist nicht das was ich sage, sondern das was der HEILIGE GEIST den Papst verkünden läßt.

Bin erfreut, mich doch immer wieder in Einmütigkeit mit dem Papst zu finden.

ivanhoe hat geschrieben:
josef hat geschrieben:Denn:
Der Christ ist immer zum Gehorsam den päpstlichen Veröffentlichungen gegenüber, verpflichtet.
wenn der Heilige Geist "...jedem Christen SELBST mitteilt..." (josef), ist man auch dann zum Gehorsam verpflichtet, wenn der Papst gegen die Inspirationen des Heiligen Geistes fungiert???
Und wer entscheidet, daß der Papst gegen den HEILIGEN GEIST verkündet hat?

Jeder für sich selbst?
Die Gemeinschaft in der man sich befindet?

Deshalb steht für mich fest:
Der HEILIGE GEIST g a r a n t i e r t der Christenheit,
daß ab dem Jahre 1870 als der HEILIGE GEIST die Unfehlbarkeit des Papstamtes veröffentlichen ließ,
die Päpste n i e m a l s gegen den Willen des HEILIGEN GEISTES verkünden werden.



Gruß
josef

josef
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Beitrag von josef »

Hallo Stefan,
Stefan hat geschrieben:dann muß ich wohl die Frage stellen, woran ich erkenne, daß ein Dogma ein unveränderliches Dogma ist (im Gegensatz zu einer abänderlichen Äußerung des Lehramtes).
Wenn Du nicht den HEILIGEN GEIST um Auskunft bittest, wirst Du es nie erkennen.



Gruß
josef

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

josef hat geschrieben: Ist der vom Papst herausgegebene Katechismus der Katholischen Kirche nicht eine Zusammenfassung der - unfehlbaren - deposita fidei?
Hallo Josef, der Katechismus ist eine nicht unfehlbare Zusammenfassung der unfehlbaren "deposita fidei". ;-)

Stefan

Beitrag von Stefan »

josef hat geschrieben: Und was hat - Deiner Meinung nach - besondere lehramtliche Bedeutung?

Ist der vom Papst herausgegebene Katechismus der Katholischen Kirche nicht eine Zusammenfassung der - unfehlbaren - deposita fidei?
Sofern er lehramtliche Dokumente zitiert: Ja. Das können Konzilstexte, Texte der Kirchenväter oder auch päpstliche Enzykliken sein. Hier folgt aber die Unfehlbarkeit dem des ziterten Dokumentes. Ansonsten ist der KKK eben nur eine Zusammenfassung, wenn auch eine gute.

In Abschnitt III wird der Katechismus denn auch als Arbeitshilfe bezeichnet:

"12 Der vorliegende Katechismus ist hauptsächlich für die bestimmt, die für die Katechese verantwortlich sind: in erster Linie für die Bischöfe als Lehrer des Glaubens und Hirten der Kirche. Er wird ihnen bei ihrer Aufgabe, das Volk Gottes zu lehren, als Arbeitshilfe angeboten. Über die Bischöfe richtet er sich auch an die Verfasser von Katechismen, an die Priester und Katecheten. Er will aber auch eine nützliche Lektüre für alle anderen gläubigen Christen sein."
Josef hat geschrieben:
Es geht... um die Frage nach dem, was in der überlieferten Glaubenslehre diskutabel ist und was nicht.
Verständnisschwierigkeiten hat jeder Christ.
Man unterrichte sich gegenseitig darüber und helfe sich beim Verstehen.
Mit dem Beistand des HEILIGEN GEISTES.
Ich habe die Frage durchaus absichtlich in den Theologiebereich gestellt. Die Frage der Erkennbarkeit von unfehlbaren Lehrentscheidungen ist durchaus keine Verständnisschwierigkeit eines einzelnen Christen, sondern eine grundsätzliche Frage in der Theologie - und zwar im Nachgang zur Rezeption des 1. Vatikanums.

Ich möchte Dir ein Beispiel geben, warum meine Frage relevant ist:

In der Bulle "Exsurge Domine" von Papst Leo XIII vom 15. Juni 1520 verurteilt dieser die Irrtümer Martin Luthers. Unter der Kennziffer 33 heisst es:

"33. Daß Häretiker verbrannt werden, ist gegen den Willen des Geistes. "

und zusammenfassend:

"Die vorgenannten Artikel bzw. Irrtümer verurteilen, mißbilligen und verwerfen Wir samt und sonders ganz und gar als, wie vorausgeschickt wird, - je nachdem - häretisch oder anstößig oder falsch oder fromme Ohren verletzend oder einfache Gemüter verführend und der katholischen Wahrheit widerstrebend."

Der Text unter Kennziffer 33 ist also ein Irrtum. Unfehlbar? (Der Text gehört übrigens zum Depositum fidei, DH 1483)
Es gibt allerdings auch andere streitbare Diskussionen, deren Ergebnis von einer objektiv feststellbaren Unfehlbarkeit (inkl. Beistand des HEILIGEN GEISTES) abhängen - und damit von einiger Relevanz sind.

josef
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Beitrag von josef »

Hallo Stefan,

Überlege bitte:
- Warum hat der HEILIGE GEIST die Unfehlbarkeit des Papstamtes erst 1870 verkünden lassen?

Ich meine,
weil v o r 1870 päpstliche Veröffentlichungen vorkamen, die sich unfehlbar gaben aber nicht sind.

Heute sind sie unschwer als fehlbar zu erkennen - Dein Beispiel zeigt es.

Seit 1870 garantiert der HEILIGE GEIST daß fehlbare Veröffentlichungen der Päpste die als unfehlbar mißverstanden werden können, niemals vorkommen werden.

Auch wenn es manche Skeptiker gibt.


Gruß
josef

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

josef hat geschrieben:Ich meine,
weil v o r 1870 päpstliche Veröffentlichungen vorkamen, die sich unfehlbar gaben aber nicht sind.

Seit 1870 garantiert der HEILIGE GEIST daß fehlbare Veröffentlichungen der Päpste die als unfehlbar mißverstanden werden können, niemals vorkommen werden.
Ne,
zum Wesen eines Dogmas gehört es, daß es schon immer galt und immer gilt.
Zuletzt geändert von Juergen am Freitag 14. November 2003, 12:11, insgesamt 2-mal geändert.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Juergen hat geschrieben:
josef hat geschrieben:Seit 1870 garantiert der HEILIGE GEIST daß fehlbare Veröffentlichungen der Päpste die als unfehlbar mißverstanden werden können, niemals vorkommen werden.
Ne,
zum Wesen eines Dogmas gehört es, daß es schon immer galt und immer gilt.
Eben, sonst hätte der Papst etwas Neues definiert. Dazu hat er aber kein Recht.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Das läßt sich mit der alten Frage, wieviele Dogmen es gibt, gut zeigen.
Darauf gibt es drei richtige Antworten:

1) Es gibt nur ein Dogma, weil es in Gott nur eine Wahrheit gibt.

2) Es gibt unendlich viele Dogmen, weil sich die eine Wahrheit in der endlichen Welt in unendlich vielen Einzelwahrheiten zeigt.

3) Es gibt eine (kleine) endliche Anzahl an Dogmen, weil nur ein kleiner Teil der Einzelwahrheiten in lehramtliche Sätze gefaßt ist.


So gibt es in der Glaubensverkündigung immer mal wieder "neue Dogmen", die aber nichts neues darstellen sondern immer nur eine weitere Erkenntnis der einen Wahrheit darstellen.
Gruß Jürgen

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Stefan

Beitrag von Stefan »

Und wie verhält es sich mit der Bulle? :?:

josef
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Beitrag von josef »

Hallo Jürgen,

Juergen hat geschrieben:
josef hat geschrieben: ...weil v o r 1870 päpstliche Veröffentlichungen vorkamen, die sich unfehlbar gaben aber nicht sind.

Seit 1870 garantiert der HEILIGE GEIST daß fehlbare Veröffentlichungen der Päpste die als unfehlbar mißverstanden werden können, niemals vorkommen werden.
Ne,
zum Wesen eines Dogmas gehört es, daß es schon immer galt und immer gilt.
Sind Dogmen die einzigen Veröffentlichungen der Päpste die der HEILIGE GEIST unfehlbar hält?

Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es doch :

Zitat:
Art.891
„Dieser Unfehlbarkeit ... erfreut sich der Römische Bischof [der Papst], das Haupt des Kollegiums der Bischöfe, kraft seines Amtes, wenn er als oberster Hirt und Lehrer aller Christgläubigen, der seine Brüder im Glauben stärkt, eine Lehre über den Glauben oder die Sitten in einem endgültigen Akt verkündet ... "

Zitat Ende.

Die"Sitten" gehören wohl nicht zu den Dogmen.



Gruß
josef

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cathol01
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Wann ist eine Lehre unfehlbar?

Beitrag von cathol01 »

Die ursprüngliche Frage war: Wann ist eine Lehre des Papstes unfehlbar. Im kirchlichen Gesetzbuch von 1983 heisst es can. 749:

§ 1 - "Unfehlbarkeit im Lehramt besitzt kraft seines Amtes der Papst, wann immer er als oberster Hirt und Lehrer aller Gläubigen, dessen Aufgabe es ist, seine Brüder im Glauben zu stärken, eine Glaubens- oder Sittenlehre definitiv als verpflichtend verkündet."
§ 3 - "Als unfehlbar definiert ist eine Lehre nur anzusehen, wenn dies offensichtlich feststeht."


In anderen Worten: Nicht jedes Mal, wenn der Papst etwas verkündet, ist diese Verkündigung als unfehlbar anzunehmen. Nur das ist unfehlbar, das vorher ausdrücklich als solches vorgestellt und deklariert wird.

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Niels
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Beitrag von Niels »

Rudolf M. Schmitz hat geschrieben:Warum der Papst unfehlbar ist
Kann er auch das Wetter vorhersagen?


Kann denn ein Mensch unfehlbar sein? Ist es möglich, daß jemand sich einfach nie irrt? Unmöglich, nicht wahr? Der Papst genießt die Unfehlbarkeit, wenn er Glaubens- und Sittenlehren verkündet.

Tatsächlich wäre eine so falsch verstandene Unfehlbarkeit auch dem Papst nicht zuzumuten. Wenn er als Privatperson Ansichten äußert, etwa über das Wetter oder über den Ausgang eines Fußballspiels, dann kann er genauso daneben tippen wie jeder von uns. Selbst noch, wenn er in einer Predigt als "privater Lehrer" spricht - vor kleinerem Kreis etwa oder aus dem Stegreif, wenn es notwendig ist - dann kann ihm durchaus ein Fehler unterlaufen, genauso wie jedem anderen Prediger. Ja, wir wissen, daß es Päpste gegeben hat, die in ihrem persönlichen Leben leider alles andere als unfehlbar gewesen sind.

Aber darum geht es überhaupt nicht, wenn wir von der "Unfehlbarkeit des Papstes" sprechen. Seine privaten Ansichten über die Politik, seine Fehler beim freien Sprechen oder seine persönliche Meinung über diese oder jene Einzelentscheidung stehen nicht zur Diskussion. Als das I. Vatikanische Konzil im Jahr 1870 als Zusammenfassung einer jahrtausendealten kirchlichen Glaubensüberzeugung die Unfehlbarkeit des Papstes feierlich erklärte, hat es nämlich folgendes gesagt:

"Wenn der römische Bischof ex cathedra spricht, das heißt wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen kraft seiner höchsten apostolischen Amstgewalt endgültig entscheidet, daß eine Glaubens- oder Sittenlehre in der gesamten Kirche festzuhalten ist, so besitzt er auf Grund des göttlichen Beistandes, der ihm im hl. Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit welcher der göttliche Erlöser seine Kirche in der endgültigen Entscheidung über eine Glaubens- oder Sitten-lehre ausgestattet wissen wollte. Daher sind solche endgültigen Entscheidungen des römischen Bischofs aus sich selbst, nicht auf Grund der Zustimmung der Kirche, unabänderlich."

Der Papst ist also nur unfehlbar, wenn eine Reihe von Bedingungen gegeben sind: 1. Wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen spricht 2. und er als solcher kraft seiner höchsten apostolischen Amts-gewalt endgültig entscheidet 3. über eine Frage, die die Glaubens- und Sittenlehre betrifft.

Die Unfehlbarkeit kommt also ausschließlich dann zustande, wenn der Papst verbindlich für die ganze Kirche etwas für immer klären will, das entweder mit einer Glaubenswahrheit oder mit einem Gebot der christlichen Moral in Zusammenhang steht. Dann aber ist der Papst auch unfehlbar, wenn die Kirche, das heißt die Bischöfe, die Priester und die Gläubigen, nicht befragt worden sind und sogar, wenn sie nicht zustimmen. Diese ganze Wahrheit hat das II. Vaticanum in seinem Dokument über die Kirche feierlich bestätigt.

Solche unfehlbaren Entscheidungen sind naturgemäß sehr selten. Die letzte, die in aller Form getroffen wurde, betrifft die leibliche Aufnahme der Jung-frau Maria in den Himmel. Papst Pius XII. hat am 1. November 1950 mit der Apostolischen Konstitution "Munificentissimus Deus" unfehlbar als von Gott geoffenbarte Glaubenswahrheit (Dogma) erklärt, daß die Gottesmutter "nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden" ist. Auch damit hat er eine viele Jahrhunderte in der Kirche lebendige Überzeugung nur endgültig als zum Glauben gehörig festgestellt.

Es ist überhaupt eine Gewohnheit der Päpste, obwohl sie auch ohne Zustimmung der Kirche die Unfehlbarkeit genießen, diese nicht willkürlich zu handhaben. So gehen allen unfehlbaren Lehrentscheidungen außer theologischen Untersuchungen auch noch entweder große Kirchenversammlungen (Konzilien) oder doch wenigstens Befragungen der Hierarchie (Bischöfe, Priester, Diakone) und der Gläubigen voraus, durch die herausgefunden werden soll, in welcher Form die betreffende Glaubenswahrheit in der Kirche lebt und wie sie dogmatisiert (unfehlbar verkündet) werden soll.

Daran können wir erkennen, daß die Unfehlbarkeit des Papstes ebenso wie der Universalprimat des Papstes (das ist seine Stellung als oberster Hirt der ganzen Kirche und als Quelle aller kirchlichen Regierungsvollmacht wie auch sein Recht, in jeder Diözese eine "wirkliche bischöfliche Vollmacht" auszuüben), der eng mit der Unfehlbarkeit zusammenhängt, in erster Linie ein Dienst an der ganzen Kirche ist. Im Lukasevangelium spricht der Herr zu Petrus, dem ersten der Apostel und dem ersten Papst: "Simon, Simon, der Satan hat verlangt, daß er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt. und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder" (Lk 21, 31-32). Zusammen mit der berühmten Stelle Mt 16, 18-19: "Du bist Petrus (der Fels), und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein", wie auch dem dreimaligen Auftrag Jesu an Petrus: "Weide meine Lämmer! Weide meine Lämmer! Weide meine Schafe!" (Joh 21, 15-17), erkennen wir daran den Willen des Herrn, den Petrus und seine Nachfolger zu Hirten und Lehrern der ganzen Kirche zu machen. Wenn der Nachfolger Petri nicht unfehlbar wäre, dann hätte der wahre Glaube längst aufgehört, er könnte seine Brüder, das heißt die ganze Kirche, nicht richtig führen, und die Kirche wäre schon von den "Pforten der Unterwelt", also den Mächten des Bösen, verschlungen worden.

Immer notwendiger wurde in den Wirren der Geschichte diese Ausübung des göttlichen Geschenkes der Unfehlbarkeit durch die Nachfolger des Apostelfürsten. Entsprechend wuchs auch die deutliche Erkenntnis dieser Wahrheit an, die schon den Kirchenvätern (den ersten großen und auch heiligen Theologen) bekannt war (zum Beispiel Ignatius von Antiochien, Hieronymus, Augustinus usw.). Der größte Theologe der Kirche, der hl. Thomas von Aquin, hat die Unfehlbarkeit dem Inhalt nach gelehrt, und über verschiedene Streitigkeiten hinweg entwickelte sich die klare Lehre davon bis zum bereits erwähnten Dogma des I. Vatikanischen Konzils.

Es ist dieser Unfehlbarkeit, die der Herr der Kirche und besonders ihrem irdischen Haupt garantiert hat, zu danken, daß die Einheit der katholischen Kirche im Glauben über nun fast 2000 Jahre auf der ganzen Erde bestehen geblieben ist. Ohne die Unfehlbarkeit wäre in den vergangenen Jahrtausenden die in vielen Irrlehren geschüttelte Kirche längst in viele hundert Sekten zerbrochen. Da jeder Mensch recht behalten will, hätten wir so viele Päpste wie Gläubige, weil alle ihre unmaßgebliche "Meinung" für die alleinseligmachende hielten. Die Unfehlbarkeit des Papstes rettet uns vor solcher Selbstherrlichkeit. Wenn wir den Papst hören, dann hören wir Christus, der mit der Stimme seiner Kirche spricht und so ihre Glaubenseinheit aus allen Kämpfen rettet.

Deshalb ist es gut, auch dann der Stimme des Papstes zu folgen, wenn er nicht ausdrücklich unfehlbar lehren will. Denn abgesehen davon, daß er sowieso den besseren und weiteren Überblick über alle kirchlichen Fragen besitzt, hat ihm Jesus durch sein Amt auch eine Gnade geschenkt, die seine Worte immer zum Wegweiser für die Gläubigen werden lassen.

Die Unfehlbarkeit des Papstes und auch seine normale Lehrtätigkeit als oberster Hirt der Kirche sind also keine Zumutung an uns und noch viel weniger ein Instrument der Unterdrückung. Sie sind vielmehr logische Notwendigkeiten, die sich aus dem allgemeinen Heilswillen Gottes für uns Menschen herleiten. Gott will, daß alle Menschen durch die der Kirche anvertrauten Wahrheit gerettet werden. Deshalb muß diese Wahrheit unversehrt bewahrt werden. Das aber garantiert die Unfehlbarkeit des Papstes und der Kirche. Danken wir Gott dafür! .
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Beitrag von cathol01 »

josef hat geschrieben:Die"Sitten" gehören wohl nicht zu den Dogmen.
Die bisherigen Dogmen betreffen nur Glaubensinhalte. In Bezug auf eine Sitte ist noch kein Dogma verkündet worden. Dies wäre aber durchaus möglich. So wäre es zum Beispiel denkbar, dass der Papst die Abtreibung als häretisch deklarieren würde. Was ich ihm nicht raten würde...
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Dogmatisiert wurden bisher nur Streitfragen, ist doch logisch. Was seit jeher klar war, was die Kirche seit jeher lehrt, wie das "abscheuliche Verbrechen" (Vat.II.) der Abtreibung, bedürfen keiner Dogmatisierung. Schon Tertullian hat dies - vor seinem Abfall vom kirchl. Glauben - als unterscheidend christlich mitdazugezählt.

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Samuel
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Beitrag von Samuel »

Die Kirche hat schon immer behauptet, dass sie unfehlbare Lehrentscheidungen treffen könne. Neu an der Definition von 1870 ist lediglich, dass diese Fähigkeit, unfehlbar definieren zu können, nicht nur vom Ökumenischen Konzil, sondern auch vom Papst ausgesagt wird.
Unfehlbar sind dabei nur jene Aussagen, die auch als solche deklariert werden: Die Dogmen der Ökumenischen Konzilien und die beiden Ex-Kathedra-Entscheidungen (1854 und 1950) des Papstes.
Die übrigen Aussagen des ordentlichen Lehramtes beanspruchen natürlich, die Wahrheit zu sagen (so wie es jeder mit seinen Aussagen tut), aber nicht Unfehlbarkeit.

Eine Frage, die mich in diesem Zusammenhang interessiert:
Wie kommen unfehlbare Lehraussagen zustande?
Die Aussage "Der Heilige Geist garantiert die Unfehlbarkeit" ist natürlich richtig, aber keine Begründung - genauso, wie die Aussage "Der Koran ist vom Himmel gefallen" bzw. "Das Buch Mormon ist vom Himmel gefallen" nicht deren Unfehlbarkeit begründet.

Samuel

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