Was ist vor Gott wichtig? Einen guten Menschen wird er nicht verurteilen, aber da muss ja noch ein Unterschied sein?
Also denn, das Christentum wird Ihnen etwas nützen, sehr viel mehr sogar, als Sie es sich je gewünscht oder erwartet haben. Und die erste Portion Nutzen, die es Ihnen bringt, wird Ihnen alles andere als angenehm sein:
Es wird Ihnen die Tatsache in den Kopf hämmern, daß alles, was Sie bis jetzt »gut« genannt haben - all das Gerede von »ein guter Mensch sein« und »ein anständiges Leben führen« -, nicht ganz so eine großartige und hochwichtige Angelegenheit ist, wie Sie meinten. Es wird Ihnen beibringen, daß Sie in Wirklichkeit aus eigener Kraft gar nicht »gut« sein können, keine vierundzwanzig Stunden lang! Und dann wird es Ihnen aufdämmern lassen, daß Sie, selbst wenn Sie es könnten, noch immer das Ziel verfehlt hätten, auf das hin Sie geschaffen sind.
Nur nach sittlicher Vollkommenheit zu streben, ist kein Lebensziel. Sie sind für etwas völlig anderes gemacht worden. Die Leute, die bei der Frage stehenbleiben, ob sie nicht auch ohne Christus »gute Menschen« sein könnten, wissen nicht, was Leben ist. Wenn sie es wüßten, so sähen sie auch ein, daß ein «anständiges Leben« eine armselige Maschinerie ist im Vergleich mit dem, wozu wir Menschen wirklich geschaffen sind. Es ist unerläßlich, daß wir uns darum bemühen, gute Menschen zu sein. Aber das Göttliche Leben, das sich uns selbst schenkt und das uns dazu beruft, Götter zu sein, will etwas aus uns machen, von dem unsere eigene Rechtschaffenheit nicht einmal ein Schatten ist.
Wir sollen neu-geschaffen werden. Alles Kaninchenhafte in uns soll verschwinden - das skrupulöse, gewissenhafte, sittlich hochstehende Kaninchen ebenso wie das feige, triebhafte. Wir werden bluten und winseln, wenn wir in ganzen Büscheln unsere Haare lassen müssen.
Unter dem Pelz aber wird etwas zum Vorschein kommen, das wir uns nicht im Traum hätten ausdenken können:
ein wirklicher Mensch, ein unsterblicher Gott, ein Gottessohn, stark, strahlend, weise, schön und überfließend vor Freude.
»Wenn das Vollkommene kommt, dann wird das Stückwerk abgetan.« . Die Vorstellung, es ohne Christus zu einem Leben als »gute Menschen« zu bringen, gründet sich auf einem doppelten Irrtum. Erstens ist es unmöglich; und zweitens haben wir den eigentlichen Sinn unseres Lebens verfehlt, wenn wir diese Art von Vollkommenheit zu unserem Endziel erheben.
(C.S. Lewis)