Habe angefangen den Vortrag von Pater Schmidberger zu lesen und möchte hier ein paar seiner Fragen/Aussagen (in kursiver Schrift) kommentieren und zur Diskussion stellen:Hubertus hat geschrieben: ↑Sonntag 23. Oktober 2022, 12:04Man kann sich dem Thema auch mit P. Schmidbergers Vortrag
"Die Zeitbomben des Zweiten Vatikanischen Konzils"
annähern, in dem einige zentrale Punkte behandelt sind. Das sind immer noch knapp 20 Seiten, aber es ist ein Redemanuskript, bei dem man auch einige Passagen überfliegen kann.
“Stellt die neue Liturgie nicht einen eklatanten Bruch mit der Vergangenheit dar?“
- Nein. Inwiefern sollte sie das? – Vor 2000 Jahren stellten die jüdischen Rabbiner vermutlich ähnliche Fragen in Begegnungen mit Jesus von Nazareth.
“Kann man nach Abweisung des zerstörerischen Konzilsgeistes die Texte selbst annehmen, indem man ihnen eine katholische Interpretation gibt?“
- wie kommt man dazu, im V2 einen zerstörerischen Geist zu erkennen? – Resultiert eine solche Unterstellung aus Ungehorsam (der Leitung der Kirche gegenüber), aus der Angst, die Kontrolle/Macht zu verlieren, oder einfach aus der Abneigung des Bauern, der das nicht frisst, was er nicht kennt?
“Wir leben unter dem Pontifikat Papst Pius XII. … Der Kirchenbesuch stagniert. Die Berufungen nehmen nicht zu, sondern eher ab.“
- ja, im Westen Europas. Die Kirche ist aber weder ausschließlich französisch (wo Erzbischof Lefebvre geboren wurde), noch ausschließlich schweizerisch (wo Erzbischof Lefebvre starb), noch ausschließlich deutsch (wo Pater Schmidberger lebt). Im Osten Europas – was der FSSPX offensichtlich entgangen ist und wo sie bis heute keinen großen Zuwachs verzeichnet - wuchs die Kirche, von dem selbstverliebten Westen unbemerkt. Wie konnte das geschehen? Wieso hat die Kirche hinter dem damaligen eisernen Vorhang (nach V2 - wohlgemerkt) nur den Volksaltar aufgestellt und die Landessprache im NOM hinzugefügt, ohne gleich die ordinäre Handkommunion und die Mädchenministrantur einzuführen, so wie es im Westen Europas geschah? Wieso stehen im osteuropäischen Ausland bis heute die Gläubigen vor dem Beichtstuhl Schlange, während im Westen alle zur Kommunion laufen, ohne das ganze Leben zu beichten? Hat das alles das V2 den Westeuropäer erlaubt und den Osteuropäer verboten (oder umgekehrt)? Oder war/ist allein die Sprachbarriere der Grund? Bilden wir Katholiken nicht alle die eine, heilige und apostolische Kirche? Wo kommen die Unterschiede in der Entwicklung der Kirche nach V2 her?
“Wir leben unter dem Pontifikat Papst Pius XII., … Viele Priester und selbst Bischöfe suchen nach ihrer eigenen Identität. Sie sehen sich inmitten einer Welt, die an die Erlösung durch den materiellen Reichtum und den technischen und naturwissenschaftlichen Fortschritt glaubt, und sie sehen keine andere Lösung, als sich irgendwie mit dieser Welt zu arrangieren und die Postulate dieser modernen Welt zu übernehmen. Dies war ein säkularer historischer Irrtum.“ <– keine Einwände – hier hat Pater Schmidberger die bedauerliche Entwicklung der Kirche gut erkannt. Aber bedeutet das automatisch, dass das V2 die Ursache dafür ist? Meiner Meinung nach, nein.
Fortsetzung folgt...