Pacanv hat geschrieben: ↑Sonntag 19. August 2018, 16:46
Juergen hat geschrieben: ↑Sonntag 19. August 2018, 14:23
Ein bloßes physisches betasten des Auferstandenen trifft dieses Ereignis nicht. Damit wird die Auferstehung versucht in die Kategorien der Naturwisenschaften zu ziehen und sie dort festzuzurren.
Die Erfahrung des Auferstandenen ist mehr. Sie ist das Begreifbare der Gegenwart des Unendlichen, nämlich die Erfahrung, daß Begreifen abgewiesen wird.
Erst wenn der Wunsch nach dem Begreifen zurückgewiesen wird; wenn der endliche Mensch nicht mehr versucht den unendlichen Gott zu erfassen; dann kann der unendliche Gott den endlichen Menschen erfassen. In Christus hat Gott sich selbst mitgeteilt. Diese Mitteilung zu ermöglichen und den Glauben gegen den Drang zu Selbsterlösung zu retten, ist die Aufgabe der Christologie.
Aber genau ein solcher Glaube scheint mir für mich nicht zugänglich, weil er (nach meinem Ermessen) ein Element der Beliebigkeit enthält.
Das Element der Beliebigkeit, hier bleibst du leider vage, kann ich nur erahnen. Ich will jedoch versuchen dem nachzugehen und aufzuzeigen, dass
Sündenvergebung und
Umkehr (der Sinn des Sühneopfers) der Auferstehung und Erlösung (als Sinn des Sühneopfers) erst einmal vorausgehen, weswegen der hinzugezogene frühere Beitrag Jürgens etwas konstitutiv Christliches übersieht, nämlich den Sinn der
Selbstverleugnung (vgl. Lukas 9, 23).
Auf Jürgens Grundlage heißt, an die Auferstehung Jesu zu glauben, an die Unendlichkeit zu glauben, auch wenn der endliche Mensch sie nicht wirklich begreifen kann. Nicht mehr, nicht weniger. Erst wenn der Mensch es aufgibt, die Auferstehung „begreifen“ zu wollen – er kann sie nicht verstehen – kann er von Gott erlöst werden.
Im Tod.
Die Textstelle suggeriert, dass Gott, indem er das Begreifen aktiv abweist, es mit zugespitzten Worten gutheißt, wenn der Mensch passiv bleibt, indem er das Unendliche besser erst gar nicht begreifen will. Aber entbindet diese Passivität im Erlösungsgeschehen den Menschen davon, (aktiv) Verantwortung für seine Entscheidungen, für sein Leben, für sein Gutsein und Gutgehen zu übernehmen? Nein, dem ist nicht so.
Im Leben.
Gott ist sehr wohl daran interessiert, wie wir uns auf Erden mit unserer gottgegebenen Handlungsfreiheit entscheiden. Entsprechend heißt die tägliche Übung eines Christenmenschen, Entscheidungen, Handlungsweisen, Gedanken, Emotionen sorgfältig zu prüfen, zu hinterfragen und ggf. zu verändern (Umkehr).
Jesus Christus ging es im Leben, um die Selbstverleugnung als Weg für die Nachfolge. Aber was heißt das? Es heißt, nicht passiv mit sich selbst zu bleiben, sondern selbststätig gut darin zu werden, immer weniger meinen Willen, sondern seinen Willen zu tun (dein Wille geschehe). Was dabei sein Wille ist, kann der Mensch herausfinden, weil er ein lernfähiges und transzendentes Wesen ist. So sagt Jesus Christus im hohepriesterlichen Gebet (vgl. Johannes 17, 20–21), dass nicht nur er und der Vater eins sind, sondern auch wir in ihnen eins sein können, wenn wir in ihm, in seiner Liebe, bleiben. Doch wie kann man lernen, ein transzendenter bzw. spiritueller Mensch zu sein?
Als Anhänger sowohl der benediktinischen als auch der ignatianischen Spiritualität sowie als jemand, der, wenn er die Befugnis hätte, jedem ernsthaft Gläubigen Exerzitien anempfehlen würde, kann ich aus Erfahrung sagen, dass die Selbstverleugnung die Voraussetzung für die
Empfänglichkeit (vgl. Michel Casey OCSO) für Demut, bedingungslose Liebe (benediktinischer Ansatz) und allgemein für das Gute (ignatianischer Ansatz) schafft.
Doch welchen spirituellen Weg ich auch einschlage (Gebet, Exerzitien, Herzensgebet, Kontemplation Achtsamkeit), mich darin zu üben, mich auf seinen Willen einzulassen, macht mich empfänglich für Gottes Gnade und Gottes Liebe. Das heißt alles nicht, dass ich mich selbsterlöse, sondern nur, dass ich einen Garten für die Samen des Weingärtners bereite, auf dass sie Frucht bringen (vgl. Johannes 15, 1-7).
Das ist vielleicht nicht zu
begreifen, aber im aktiven Tun zu
erfahren, weswegen für mich ausgewählte Exerzitien der Schlüssel für ein tieferes (Glaubens-)leben und für tiefere Erkenntnisse sind. In den Worten Rahners: „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“
Lieber Gruß
Junias