Viele scheinen etwas gegen sie zu haben. Das Stundenbuch ist von Psalmflüchen "gereinigt" worden, und Bibelkommentatoren scheinen auch ihre Probleme damit zu haben. So steht in der HSK-Bibel als Anmerkung zu Psalm 137: "Schade, daß durch Vers 7-9 dieses Lied mit einem so ganz unchristlichen Rachewunsch endet" Ich zitiere mal den "unchristlichen Rachewunsch".
Öfters kann man in Kommentaren auch lesen, daß es sich bei solchen Formulierungen wie:Gedenke Herr, den Edomitern des Unglückstages Jerusalem! Wie sie riefen: "Reißt nieder, reißt nieder bis auf seinen Grund!" Tochter Babel, der Verwüstung verfallen, Heil dem, der dir vergilft, was du an uns verübt. Heil dem, der deine Kinder packt und am Felsen zerschmettert!
(Psalm 58 6-9) in ihrer "hyperbolischen Ausdrucksweise" dem Temperament orientalischer Menschen entspringen. Klingt für mich wie ein Vorurteil. Ich glaube, die Emotionen von nordischen Menschen (wie ich einer bin) gehen genauso tief wie von allen anderen auch. Das Bild des heißblütigen Dunkelhäutigen wurde künstlich aufgebaut.Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Rachen, zerschlage, o Herr, das Gebiß der Löwen! Sie sollen vergehen wie verringendnes Wasser, wie Gras auf dem Wege verwelken! SIe mögen der Schnecke gleichen, die kriechend zerfließt, der Fehlgeburt eines Weibes, die niemals die Sonne schaut!
Was ich aber in vielen Fluchpsalmen lese, ist die große Not und Bedrängnis des Beters. Nehmen wir zum Beispiel den Fluchpsalm 69, der mit diesen Worten beginnt:
(10a)HIlf mir, Gott, denn das Wasser geht mir schon bis zur Kehle! Ich versinke in tiefem Schlamm und finde keinen Halt. In Wassertiefen bin ich geraten, und die Flut reißt mich hinweg. Erschöpft bin ich vom Rufen, heiser ist meine Kehle; meine Augen versagen vor lauter Warten auf meinen Gott. Zahlreicher als meines Hauptes Haare sind die, welche ohne Grund mich hassen. Stark sind meine Verderber, meine lügnerischen Feinde. Was ich nicht geraubt, das soll ich erstatten.(2-5) Auch der darauffolgende Vers ist bemerkenswert:Der Beter ist sich trotz allem bewußt, daß er ein Sünder ist.Gott, du allein kennst meine Torheit, meine Sünden sind dir nicht verborgen
Bemerkenswert ist aber auch, daß dieser Fluchpsalm auch einen prophetischen Charakter hat, denn im Vers 22 heißt esAußerdem wird er von Jesus selbst im Zusammenhang mit der Tempelreinigung zitiert:Sie gaben mir als Nahrung Gift, und Essig für den Durst als Trank.Denn der Eifer für dein Haus verzehrte mich
Wie denkt ihr über die Fluchpsalmen?