Plueschmors hat geschrieben:Inwieweit hat die Ablehnung der Todesstrafe Einfluß auf die Theologie des christlichen Glaubens?
Zunächst einmal ist festzuhalten, daß die Problematik der Todesstrafe eine Frage der Moraltheologie ist. Insoweit die Moraltheologie ein Teil der christlichen Theologie ist, hat die Problematik der Todesstrafe natürlich auch Einfluß auf die Theologie des christlichen Glaubens.
Die Ablehnung der Todesstrafe oder die Befürwortung der Todesstrafe gehört jedoch nicht zu dem Kernbestand des christlichen Glaubens, dem
depositum fidei. Dem Gläubigen ist es daher freigestellt, die Todesstrafe zu befürworten oder auch abzulehnen.
Plueschmors hat geschrieben:Sehen wir uns nicht mehr als begnadigte Sünder, wenn wir der Überzeugung sind, daß kein Mensch die Todesstrafe verdient hat?
Man darf sich sicher sein, daß ein Teil der Menschen die Todesstrafe verdient hat. Der Hl. Augustinus nennt diese Anzahl von Menschen
massa damnata.
Im Übrigen kann man sich als begnadigter Sünder sehen, unabhängig von der subjektiven Ablehnung oder Befürwortung der Todesstrafe.
Plueschmors hat geschrieben:Inwieweit ist dies Kritik am Urteil der Gerechtigkeit Gottes?
Wieso sollte die Ablehnung (oder die Befürwortung) der Todesstrafe eine Kritik am Urteil der Gerechtigkeit Gottes sein?
Sollte die Todestrafe zu unrecht verhängt worden sein, hat Gott die Macht den Delinquenten trotz des menschlichen Fehlurteils zum ewigen Leben zu erwecken. Für das Opfer dieses Justizirrtums wäre es also
sub specie aeternitatis irrelevant, ob er die Todestrafe erleidet oder nicht.
Relevant wäre es allerdings für denjenigen oder diejenigen, welche die Todesstrafe verhängt haben. Je nach dem Maße ihrer subjektiven Schuld können sie ihres ewigen Lebens verlustig gehen, denn ein solches Fehlurteil kann eine Todsünde sein.
Plueschmors hat geschrieben:Wäre das Christentum dasselbe, wenn Jesus für den Rest seines Lebens eingesperrt gewesen wäre, anstatt am Kreuz zu sterben?
Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht krumm, wenn ich an dieser Stelle auf Peer Steinbrück verweise: Hätte, hätte, Fahradkette!
Solche Fragen, wie die von Dir gestellte, sind lediglich scheinschlau und verleiten zu sinnlosen Spekulationen.
Plueschmors hat geschrieben:Macht der christliche Glaube ohne die Voraussetzung der Todesstrafe überhaupt einen Sinn?
Was für eine Art Voraussetzung soll denn die Todesstrafe sein?
Meinst Du etwa, daß ohne die Möglichkeit die Todesstrafe zu verhängen, der christliche Glaube inkonsistent würde?