Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Siard
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Siard »

Protasius hat geschrieben:Dann zeige mir doch bitte, wie du eine ordinatio per saltum zum Bischof entgegen einer bis zum Konzil von Sardica (4. Jhd.) zurückreichenden Tradition begründen willst.
Will ich doch gar nicht.

Salmantizenser
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Salmantizenser »

taddeo hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:aber der Papst kann sich von solchen rein kirchlichen Hindernissen wie dem zeitlichen Abstand zwischen den Weihestufen doch dispensieren, oder nicht?
Aber zu dem Zeitpunkt, um den es hier geht, gibt es ja gerade keinen Papst mit entsprechenden Befugnissen. Erst mit der Bischofsweihe hat ein Electus diesbezügliche Vollmacht.
Wo kann man das nachlesen? Ich kannte das bislang nur genau umgekehrt, wie es z.B. in der Catholic Encyclopedia steht, schließlich fußt darauf auch das ganze Amtsverständnis:
From the moment of election the pope may perform all acts appertaining to his jurisdiction, such as granting indulgences, issuing censures, giving dispensations, canonizing saints, instituting bishops, creating cardinals, and suchlike. The powers inherent in the priesthood and episcopate, such as the remission of sins, the administration of the sacraments of confirmation, holy orders, &c., he cannot exercise unless he be ordained and consecrated. Hence the office of sovereign pontiff is a dignity not of order but of jurisdiction.
Genau so verhält es sich doch mit jedem anderen Diözesanbischof. Siehe z.B. auch c. 2398/CIC 1917, nach der ein promotus erst nach mehreren Monaten seines Amtes verlustig geht, falls er sich nicht weihen lässt. Oder ein nettes Beispiel aus der Geschichte: Papst Pius III. war vor seiner Wahl 43 Jahre Bischof von Siena, empfing aber für diese Position aber nicht einmal die Priesterweihe!

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taddeo
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von taddeo »

Salmantizenser hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:aber der Papst kann sich von solchen rein kirchlichen Hindernissen wie dem zeitlichen Abstand zwischen den Weihestufen doch dispensieren, oder nicht?
Aber zu dem Zeitpunkt, um den es hier geht, gibt es ja gerade keinen Papst mit entsprechenden Befugnissen. Erst mit der Bischofsweihe hat ein Electus diesbezügliche Vollmacht.
Wo kann man das nachlesen? Ich kannte das bislang nur genau umgekehrt, wie es z.B. in der Catholic Encyclopedia steht, schließlich fußt darauf auch das ganze Amtsverständnis:
CIC 1983 hat geschrieben:Can. 332 — § 1. Volle und höchste Gewalt in der Kirche erhält der Papst durch die Annahme der rechtmäßig erfolgten Wahl zusammen mit der Bischofsweihe. Deshalb besitzt ein zum Papst Gewählter, der schon die Bischofsweihe empfangen hat, diese Gewalt vom Augenblick der Wahlannahme an.
Ohne Bischofsweihe hat der gewählte Papst nicht die volle und höchste Gewalt in der Kirche. Diese ist Ausfluß des sakramentalen Amtes, nicht allein der Wahl.

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Protasius
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Protasius »

Die Catholic Encyclopedia ist von 1913, also gibt sie kirchenrechtliche Angaben nach dem Dekretalenrecht. Ebenso wie der CJC/1917 könnte dieses höchstens noch in Punkten gültig sein, die von späterer Gesetzgebung wie dem 1983 promulgierten CIC nicht geregelt werden. Da taddeo bereits entgegensprechende Angaben aus neuerer Gesetzgebung beigebracht hat, sind die weiter oben angeführten Regeln irrelevant geworden.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Salmantizenser
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Salmantizenser »

Protasius hat geschrieben:Die Catholic Encyclopedia ist von 1913, also gibt sie kirchenrechtliche Angaben nach dem Dekretalenrecht. Ebenso wie der CJC/1917 könnte dieses höchstens noch in Punkten gültig sein, die von späterer Gesetzgebung wie dem 1983 promulgierten CIC nicht geregelt werden. Da taddeo bereits entgegensprechende Angaben aus neuerer Gesetzgebung beigebracht hat, sind die weiter oben angeführten Regeln irrelevant geworden.
Allerdings dürfte Gesetzgebung in diesem Fall doch von untergeordneter Bedeutung sein, entscheidend ist in diesem Falle allein göttliches Recht, würde ich doch sagen...? Die CE behauptet ja nicht etwas aufgrund kanonischen Rechtes, sondern unterscheidet grundlegend die Jurisdiktion von der Weihegewalt. Kirchliches Recht kann einem Papst doch weder etwas geben, noch nehmen.

CIC_Fan

Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von CIC_Fan »

Siard hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:, aber der Papst kann sich von solchen rein kirchlichen Hindernissen wie dem zeitlichen Abstand zwischen den Weihestufen doch dispensieren, oder nicht?
Selbstverständlich, es gibt sogar diesbezüglich Dispense, die seit Jahrhunderten bestand haben.
Es ging mir hier darum, daß die Meinung, es reiche direkt zum Bischof zu weihen, wenigstens heute einiges für sich hat. Ob ich es mag, oder nicht, eigentlich paßt dies sehr viel besser zu den Aussagen diverser Theologen und Bischöfe die ich zu hören bekam, als in Stufen zu Weihen.
Im Lehrbuch der Dogmatik von Bartmann steht ausdrücklich, daß man nicht gültig zum Bischof geweiht werden kann, wenn man nicht Priester ist; für die anderen Ordines sei dies nur positiv kirchliche Vorschrift. Für näheres zur ordinatio per saltum verweist er auf das Kirchenrecht (vor 1917, also das Corpus Juris Canonici).
1. Die erwähnten Dispense beziehen sich auf den Zeitabstand zwischen den Weihen.
2. Bartmann und CIC 1917 sind nicht mehr gültig.
das mirt der Gültigkeit ist so ne frage ist der CIC 1983 legitim er ist wie alles nachkonziliare sehr problematisch Mgr Lefebvre hat ihn bei den Bischofsweihem
konsequent ignoriert

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Maurus
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Maurus »

CIC_Fan hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:, aber der Papst kann sich von solchen rein kirchlichen Hindernissen wie dem zeitlichen Abstand zwischen den Weihestufen doch dispensieren, oder nicht?
Selbstverständlich, es gibt sogar diesbezüglich Dispense, die seit Jahrhunderten bestand haben.
Es ging mir hier darum, daß die Meinung, es reiche direkt zum Bischof zu weihen, wenigstens heute einiges für sich hat. Ob ich es mag, oder nicht, eigentlich paßt dies sehr viel besser zu den Aussagen diverser Theologen und Bischöfe die ich zu hören bekam, als in Stufen zu Weihen.
Im Lehrbuch der Dogmatik von Bartmann steht ausdrücklich, daß man nicht gültig zum Bischof geweiht werden kann, wenn man nicht Priester ist; für die anderen Ordines sei dies nur positiv kirchliche Vorschrift. Für näheres zur ordinatio per saltum verweist er auf das Kirchenrecht (vor 1917, also das Corpus Juris Canonici).
1. Die erwähnten Dispense beziehen sich auf den Zeitabstand zwischen den Weihen.
2. Bartmann und CIC 1917 sind nicht mehr gültig.
das mirt der Gültigkeit ist so ne frage ist der CIC 1983 legitim er ist wie alles nachkonziliare sehr problematisch Mgr Lefebvre hat ihn bei den Bischofsweihem
konsequent ignoriert
...genau wie die Wahrheitspflicht!

CIC_Fan

Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von CIC_Fan »

wem gegenüber?

Falk
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Falk »

Auch wenn die Diskussion hier nun schon sehr speziell geworden ist, möchte ich noch mal kurz „dazwischenfunken“.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der eigentliche Grund für den Unterschied zwischen der Fortdauer des Petrusamtes und dem Amt der übrigen Apostel, den ich eingangs als Frage zur Diskussion stellte, letztlich irgendwie der, den das hier schon desöfteren verlinkte Lexikon wie folgt formuliert:

„Petrus hat nach den Berichten der heiligen Schrift den Vorrang unter den Aposteln stets besessen und den Primat ausgeübt.

Wenn das so ist, stellen sich mir noch folgende 3 Fragen:

1. Wie kommt es, dass derjenige, der nach den Berichten der heiligen Schrift den Vorrang unter den Aposteln stets besessen und den Primat auch ausgeübt hat, von den anderen Aposteln irgendwo hin geschickt wurde, so als wäre er gar nicht ihr Vorgesetzter?

„Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin.“ (Apg 8, 14)


2. Wenn auch Paulus, wie es im Lexikon-Artikel weiter heißt, den Primat des Petrus anerkannt hat, weshalb nennt er ihn dann nicht an erster, sondern an zweiter Stelle und zwar so, als hätte er keine andere Stellung gehabt als Jakobus und Johannes?

„Deshalb gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als ‚Säulen’ Ansehen genießen, mir und Barnabas die Hand …“ (Gal 2, 9)

Und

3. Wenn Petrus lt. Mt 16, 18 der Felsen ist, auf dem die gesamte Kirche einschließlich der anderen Apostel erbaut wird, wie kommt es dann, dass in der Apokalypse das neue Jerusalem, das ja wohl ein Bild für die Kirche ist, 12 offenbar gleiche Grundsteine hat, auf denen die Namen der 12 Apostel stehen, ohne dass einer davon, nämlich jener, auf dem der Name des Petrus steht, als herausragend beschrieben wird?

„Die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine; auf ihnen stehen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.“ (Offb 21, 14)

Germanus
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Germanus »

Auf Deine drei Fragen wird Dir durch verschiedene Traditionen unterschiedlich geantwortet. Die orthodoxe Tradition macht keinen Hehl aus der Tatsache, dass es einen Primat des Petrus gab, der sich aber z.B. an Deinen Schriftzitaten orientiert: Es geht im Wesentlichen nicht um Jurisdiktion, sondern um die Kirche als Leib Christi bei diesem Primat, der im Wirken des Heiligen Geistes grundgelegt ist. Die römische Tradition hat sich im Laufe der Jahrhunderte anders orientiert: Auch sie benutzt die Schriftstellen und auch Vätertexte, legt sie aber anders aus - und kann sie heute auch nur noch so auslegen, da sie sich darauf festgelegt hat. Soll das Gebäude nicht zerbrechen, kann kein Theologe wirklich diesen lange gewachsenen Traditionsstrang aushebeln. Wäre ich Katholik, würde ich das bzgl. der apostolischen Tradition als Dilemma empfinden.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

Raphael

Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Raphael »

Falk hat geschrieben:Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der eigentliche Grund für den Unterschied zwischen der Fortdauer des Petrusamtes und dem Amt der übrigen Apostel, den ich eingangs als Frage zur Diskussion stellte, letztlich irgendwie der, den das hier schon desöfteren verlinkte Lexikon wie folgt formuliert:

„Petrus hat nach den Berichten der heiligen Schrift den Vorrang unter den Aposteln stets besessen und den Primat ausgeübt.
Nein, das hast Du so nicht richtig verstanden! :hae?:

Der Unterschied zwischen dem Petrusamt und dem Bischofsamt ist nämlich nicht der, daß Petrus den Primat "stets besessen und ausgeübt" hat. Die Inhaber des Bischofsamtes haben nämlich ihr Bischofsamt auch "stets besessen und ausgeübt". (Manchmal allerdings mehr schlecht als recht! :bedrippelt: )

Der entscheidende Unterschied zwischen Petrusamt und Bischofsamt ist die besondere Berufung des Petrus durch Jesus Christus, wie es in Mt 16, 18 geschrieben steht. (Die anderen Schriftstellen, die auf den Vorrang Petri hinweisen, erspare ich mir jetzt 'mal, da ich davon ausgehe, daß Du sie bereits selber kennst.)

Ein weiterer Unterschied ist dann noch das Procedere, wie man in das jeweilige Amt gelangt:
- In das Bischofsamt wird man hineingeweiht, wobei die Weihe an genau festgelegte Voraussetzungen geknüpft ist.
- In das Petrusamt wird man hineingewählt, wobei die Wahl an genau festgelegte Voraussetzungen geknüpft ist.

Falk
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Falk »

Raphael hat geschrieben:
Falk hat geschrieben:Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der eigentliche Grund für den Unterschied zwischen der Fortdauer des Petrusamtes und dem Amt der übrigen Apostel, den ich eingangs als Frage zur Diskussion stellte, letztlich irgendwie der, den das hier schon desöfteren verlinkte Lexikon wie folgt formuliert:

„Petrus hat nach den Berichten der heiligen Schrift den Vorrang unter den Aposteln stets besessen und den Primat ausgeübt.
Nein, das hast Du so nicht richtig verstanden! :hae?:

Der Unterschied zwischen dem Petrusamt und dem Bischofsamt ist nämlich nicht der, daß Petrus den Primat "stets besessen und ausgeübt" hat. Die Inhaber des Bischofsamtes haben nämlich ihr Bischofsamt auch "stets besessen und ausgeübt". (Manchmal allerdings mehr schlecht als recht! :bedrippelt: )

Der entscheidende Unterschied zwischen Petrusamt und Bischofsamt ist die besondere Berufung des Petrus durch Jesus Christus, wie es in Mt 16, 18 geschrieben steht. (Die anderen Schriftstellen, die auf den Vorrang Petri hinweisen, erspare ich mir jetzt 'mal, da ich davon ausgehe, daß Du sie bereits selber kennst.)

Ein weiterer Unterschied ist dann noch das Procedere, wie man in das jeweilige Amt gelangt:
- In das Bischofsamt wird man hineingeweiht, wobei die Weihe an genau festgelegte Voraussetzungen geknüpft ist.
- In das Petrusamt wird man hineingewählt, wobei die Wahl an genau festgelegte Voraussetzungen geknüpft ist.

Meine Frage bezog sich ja gar nicht so sehr auf den Unterschied zwischen dem Amt des Apostels Petrus und dem der übrigen Apostel, sondern darauf, weshalb das letztere auf dem Wege der apostolischen Sukzession bis in unserer Zeit weitergegeben wurde, das erstere aber nicht.

Und da wurde doch immer wieder gesagt, es sei deshalb so, weil sich das Petrusamt nach dem Märtyrertod des Petrus mit dem römischen Bischofssitz untrennbar verbunden habe, so dass es zur Erlangung desselben keiner Weihe bedürfe, sondern nur einer Inbesitznahme.

Und dies wiederum habe letztlich mit dem Primat des Petrus zu tun, weil ja sonst eben auch der Bischof von Antiochien als Nachfolger des Petrus das Petrusamt haben würde.

Wenn’s also am Primat hängt, bleiben meine 3 Fragen nach wie vor bestehen.

Raphael

Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Raphael »

Falk hat geschrieben:Und dies wiederum habe letztlich mit dem Primat des Petrus zu tun, weil ja sonst eben auch der Bischof von Antiochien als Nachfolger des Petrus das Petrusamt haben würde.
Warum das Petrusamt mit dem Bischofssitz von Rom verbunden ist, wurde Dir schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt dargelegt, nämlich hier:
Raphael hat geschrieben:Der Apostel Petrus war selber Bischof von Rom und wurde als eben dieser zum Märtyrer!
Damit ist auch erklärt, warum der Bischof von Antiochien eben nicht das Petrusamt innehat bzw. innehaben kann:
Petrus hat nicht als amtierender Bischof von Antiochien das Martyrium erlitten!
Falk hat geschrieben:Wenn’s also am Primat hängt, bleiben meine 3 Fragen nach wie vor bestehen.
Das Petrusamt beinhaltet den Primat innerhalb der Gemeinschaft der Bischöfe, wobei letztere alle in der apostolischen Sukzession stehen!
Was ist daran so schwer zu verstehen? :hmm:

Was also bereitet Dir bei den drei Passagen der Hl. Schrift solche "Bauchschmerzen"?
Könntest Du das freundlicherweise etwas präzisieren, damit hier keiner herumraten muß!

Falk
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Falk »

@Raphael

Wenn das Petrusamt deshalb mit dem römischen Bischofssitz verbunden ist, weil dort Petrus zuletzt Bischof war und dort auch das Martyrium erlitt, habe ich es doch richtig wiedergegeben, als ich schrieb:

„Und da wurde doch immer wieder gesagt, es sei deshalb so, weil sich das Petrusamt nach dem Märtyrertod des Petrus mit dem römischen Bischofssitz untrennbar verbunden habe, so dass es zur Erlangung desselben keiner Weihe bedürfe, sondern nur einer Inbesitznahme.“

Da es aber offenbar nur beim Amt des Apostels Petrus (und beispielsweise nicht auch beim Amt des Apostels Paulus) so ist, dass das Amt eines Apostels auf seinen letzten Bischofssitz, an dem er auch gestorben ist, übergeht, so dass dieses Amt an den jeweiligen Nachfolger nicht mehr – wie bei allen anderen Aposteln bzw. Bischöfen – durch die apostolische Sukzession weitergegeben, sondern von ihm nur noch in Besitz genommen werden muss, kann es doch offensichtlich nicht anders sein, als dass diese Besonderheit eben mit dem Primat des Petrus zu tun hat – oder womit sonst?

Und was meine 3 Fragen zu diesem Primat bzw. zur tatsächlichen Ausübung und Anerkennung desselben in der apostolischen Zeit betrifft, so habe ich diese m.E. doch bereits so deutlich formuliert, dass niemand darüber herumrätseln muss, sondern dass man einfach nur darauf zu antworten bräuchte.

Raphael

Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Raphael »

Falk hat geschrieben:Da es aber offenbar nur beim Amt des Apostels Petrus (und beispielsweise nicht auch beim Amt des Apostels Paulus) so ist,
Auch das ist Dir bereits mehrfach erläutert worden: Es gibt weder ein Paulusamt noch ein Markus- oder Andreasamt in der KK!

Falk hat geschrieben: dass das Amt eines Apostels auf seinen letzten Bischofssitz, an dem er auch gestorben ist, übergeht, so dass dieses Amt an den jeweiligen Nachfolger nicht mehr – wie bei allen anderen Aposteln bzw. Bischöfen – durch die apostolische Sukzession weitergegeben, sondern von ihm nur noch in Besitz genommen werden muss, kann es doch offensichtlich nicht anders sein, als dass diese Besonderheit eben mit dem Primat des Petrus zu tun hat – oder womit sonst?
Diese Besonderheit hängt mit der besonderen Berufung des Petrus durch den Herrn (Mt 16, 18) zusammen. Diese besondere Berufung umfaßte auch - aber nicht nur - den Primat des Petrus.
Deswegen wäre es falsch, die besondere Art der Weitergabe des Petrusamtes lediglich - um nicht zu sagen: ausschließlich - mit dem Primat in Zusammenhang zu bringen.

Falk
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Falk »

@Raphael

Nun ja, warum sich das Petrusamt allein durch die Tatsache, dass Petrus in Rom das Martyrium erlitt, mit dem römischen Bischofssitz verbunden hat, ist mir zwar noch nicht dargelegt worden; nur dass es eben so ist, wurde gesagt.

Und genauso ist es mit der „Erläuterung“ zum nicht vorhandenen „Paulus-Amt“.
Warum es ein solches nicht gibt, wurde genauso wenig erklärt, nur dass es eben keins gibt.

Dabei wird ja Paulus eigentlich immer zusammen mit Petrus genannt, wenn es um die Gründung der Kirche in Rom und sogar speziell um den römischen Bischofssitz geht.

In seiner Enzyklika „Ut unum sint“ (Nr. 90 / 103) schrieb der hl. Johannes Paul II. beispielsweise:

„Der Bischof von Rom ist der Bischof der Kirche , die die prägende Spur des Martyriums des Petrus und Paulus bewahrt [… ] Auf diese Weise wurde die Kirche von Rom die Kirche des Petrus und des Paulus […] dessen Martyrium zusammen mit dem des Apostels Petrus, diesem Stuhl von Rom den Glanz seines Zeugnisses verliehen hat.“

Es ist da zwar nicht ausdrücklich von einem „Paulus-Amt“ die Rede, aber wenn man noch Gal 2, 8 dazu nimmt („denn Gott, der Petrus die Kraft zum Aposteldienst unter den Beschnittenen gegeben hat, gab sie mir zum Dienst unter den Heiden“), könnte man durchaus den Eindruck gewinnen, als habe auch Paulus ein mit dem Petrusamt vergleichbares besonderes Apostelamt besessen.

Aber dass dies trotzdem – aus welchem Grund auch immer – nicht so ist, habe ich ja nun zur Kenntnis genommen, so dass doch eigentlich nichts mehr gegen eine Beantwortung meiner 3 letzten Fragen spricht.
Oder sind sie etwa zu schwierig?

Raphael

Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Raphael »

Falk hat geschrieben:@Raphael

Nun ja, warum sich das Petrusamt allein durch die Tatsache, dass Petrus in Rom das Martyrium erlitt, mit dem römischen Bischofssitz verbunden hat, ist mir zwar noch nicht dargelegt worden; nur dass es eben so ist, wurde gesagt.

Und genauso ist es mit der „Erläuterung“ zum nicht vorhandenen „Paulus-Amt“.
Warum es ein solches nicht gibt, wurde genauso wenig erklärt, nur dass es eben keins gibt.

Dabei wird ja Paulus eigentlich immer zusammen mit Petrus genannt, wenn es um die Gründung der Kirche in Rom und sogar speziell um den römischen Bischofssitz geht.

In seiner Enzyklika „Ut unum sint“ (Nr. 90 / 103) schrieb der hl. Johannes Paul II. beispielsweise:

„Der Bischof von Rom ist der Bischof der Kirche , die die prägende Spur des Martyriums des Petrus und Paulus bewahrt [… ] Auf diese Weise wurde die Kirche von Rom die Kirche des Petrus und des Paulus […] dessen Martyrium zusammen mit dem des Apostels Petrus, diesem Stuhl von Rom den Glanz seines Zeugnisses verliehen hat.“

Es ist da zwar nicht ausdrücklich von einem „Paulus-Amt“ die Rede, aber wenn man noch Gal 2, 8 dazu nimmt („denn Gott, der Petrus die Kraft zum Aposteldienst unter den Beschnittenen gegeben hat, gab sie mir zum Dienst unter den Heiden“), könnte man durchaus den Eindruck gewinnen, als habe auch Paulus ein mit dem Petrusamt vergleichbares besonderes Apostelamt besessen.
Du entwickelst mir viel zu abstruse Vorstellungen hinsichtlich des nicht existenten "Paulus-Amtes". :glubsch:
Dies läßt eine kirchenfremde Denke Deinerseits zu Tage treten. :daumen-runter:
Falk hat geschrieben:Aber dass dies trotzdem – aus welchem Grund auch immer – nicht so ist, habe ich ja nun zur Kenntnis genommen, so dass doch eigentlich nichts mehr gegen eine Beantwortung meiner 3 letzten Fragen spricht.
Oder sind sie etwa zu schwierig?
Manchmal ist es richtig, nicht auf jede Provokation einzugehen! :/

Vielleicht solltest Du nach dem Studium von kirchenamtlichen Texten nicht versuchen, sie gegen ihren Sinn zu interpretieren, um sie anschließend gegen die Kirche wenden zu können.

Falk
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Falk »

Es überrascht mich schon etwas, dass hier, wo es ausdrücklich um „die etwas spezielleren Fragen“ gehen soll, 3 sachliche Fragen, die – wie es bei Fragen nun mal so ist – auch etwas In Frage stellen, als Provokation angesehen werden.

Da es also offenbar keine plausible Antwort auf diese Fragen gibt, muss ich annehmen, dass der Standpunkt jener Kirchen und Gemeinschaften, die Vorbehalte gegen den Primat des römischen Bischofs haben, nicht so ganz abwegig sein kann.

Dennoch danke ich allen, die sich an dieser Diskussion beteiligt und mir so die Möglichkeit gegeben haben, die bei mir vorhandenen Unklarheiten etwas aufzuhellen.

Raphael

Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Raphael »

Falk hat geschrieben:Da es also offenbar keine plausible Antwort auf diese Fragen gibt, muss ich annehmen, dass der Standpunkt jener Kirchen und Gemeinschaften, die Vorbehalte gegen den Primat des römischen Bischofs haben, nicht so ganz abwegig sein kann.
Und wieder wird ein bißchen provoziert! :schnarch:

CIC_Fan

Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von CIC_Fan »

Was mich persönlich sehr interessieren würde sind die Argumente am I Vatikanum dagegen kennt da vielleicht jemand ein gutes Buch

Fragesteller
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von Fragesteller »

Falk hat geschrieben:Auch wenn die Diskussion hier nun schon sehr speziell geworden ist, möchte ich noch mal kurz „dazwischenfunken“.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der eigentliche Grund für den Unterschied zwischen der Fortdauer des Petrusamtes und dem Amt der übrigen Apostel, den ich eingangs als Frage zur Diskussion stellte, letztlich irgendwie der, den das hier schon desöfteren verlinkte Lexikon wie folgt formuliert:

„Petrus hat nach den Berichten der heiligen Schrift den Vorrang unter den Aposteln stets besessen und den Primat ausgeübt.

Wenn das so ist, stellen sich mir noch folgende 3 Fragen:

1. Wie kommt es, dass derjenige, der nach den Berichten der heiligen Schrift den Vorrang unter den Aposteln stets besessen und den Primat auch ausgeübt hat, von den anderen Aposteln irgendwo hin geschickt wurde, so als wäre er gar nicht ihr Vorgesetzter?

„Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin.“ (Apg 8, 14)


2. Wenn auch Paulus, wie es im Lexikon-Artikel weiter heißt, den Primat des Petrus anerkannt hat, weshalb nennt er ihn dann nicht an erster, sondern an zweiter Stelle und zwar so, als hätte er keine andere Stellung gehabt als Jakobus und Johannes?

„Deshalb gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als ‚Säulen’ Ansehen genießen, mir und Barnabas die Hand …“ (Gal 2, 9)

Und

3. Wenn Petrus lt. Mt 16, 18 der Felsen ist, auf dem die gesamte Kirche einschließlich der anderen Apostel erbaut wird, wie kommt es dann, dass in der Apokalypse das neue Jerusalem, das ja wohl ein Bild für die Kirche ist, 12 offenbar gleiche Grundsteine hat, auf denen die Namen der 12 Apostel stehen, ohne dass einer davon, nämlich jener, auf dem der Name des Petrus steht, als herausragend beschrieben wird?

„Die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine; auf ihnen stehen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.“ (Offb 21, 14)
Bedeutet der Primat des römischen Papstes aus katholischer Sicht
a) dass es universeller "Dienstvorgesetzter" jedes Klerikers und Gläubigen ist, also jedem jederzeit Anweisungen erteilen darf, sofern diese göttlichem Recht nicht wiedersprechen (Ich hatte in Erinnerung, dass das nur für die Lateinische Kirche der Fall sei; die Ausführungen zum Jurisdiktionsprimat bei Wetzer und Welte klingen aber ein bisschen anders)?
b) dass ein Handeln des Papstes im Auftrag (nicht: nach Beratung) eines Konzils o. ä. ausgeschlossen ist?

Diese beiden Punkte scheinen mit Falks Apg-Beleg zu seiner ersten Frage tatsächlich schlecht zusammenzupassen.

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overkott
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Re: Gibt es (k)eine apostolische Sukzession beim Papstamt?

Beitrag von overkott »

Fragesteller hat geschrieben:Bedeutet der Primat des römischen Papstes aus katholischer Sicht
Das ist zwar ein Top-Thema, aber hier etwas off topic.

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