Was ist Wahrheit?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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ChrisCross
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von ChrisCross »

Aber mal ganz allgemein, Ovi:

Wie kommst du auf den Gedanken, dass Gott die Universalie der Schöpfung wäre?

Er hat sich ja nicht selbst abgebildet und ist auch bei allem, was es gibt, wohl kaum ein passender Begriff für den Haufen Elend, der sich usn manches Mal bietet, mag er auch in seine Schöpfung noch so viel schönes gebracht haben.
Tu excitas, ut laudare te delectet, quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
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Niels
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Niels »

ChrisCross hat geschrieben:
Verwirfst du damit also die Lehre der Kirche, die Thomas zum besten Lehrer erklärte und somit auch ihre Wertschätzung für seine Arbeit mit Aristoteles bekundet?
Ovis "Held" ist nunmal der Heilige Bonaventura. ;D
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overkott
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

ChrisCross hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Bibel und Platon geben davon Zeugnis.
ChrisCross hat geschrieben:Die Bibel schon, bei Platon bin ich mir da nicht sicher. Zumindest kenne ich von ihm keine Gottesbeweise. Vergiss aber nicht den auf Aristoteles aufbauenden Thomas von Aquin.
Dann lies doch mal Bibel. Platon war cleverer als sein Schüler Aristoteles und auch beliebter. Aber im Mittelalter tauchten von Ari wieder Schriften auf. Er war wieder "in". Der Aquinate ist auf die Welle aufgesprungen. Hat der Theologie nicht so gut getan.
Verwirfst du damit also die Lehre der Kirche, die Thomas zum besten Lehrer erklärte und somit auch ihre Wertschätzung für seine Arbeit mit Aristoteles bekundet? Beliebtheit kann nicht als Kriterium gelten, sonst müsstest du in ein paar Jahren zum Islam oder zu sonst etwas übertreten, wenn man sich einmal die gegenwärtigen Entwicklungen ansieht. Und über die Intelligenz beider Philosophen kann ich persönlich nicht urteilen. Wohl kann ich dir aber sagen, dass Platon an sich für das Christentum nicht wirklich brauchbar ist. Arbeiten kann man, und das hat man ja auch so getan, nur mit einer christlichen Form des Neuplatonismus.
Hätte Thomas das mit der Universalie kapiert, wäre er nicht auf seinen deistischen Gottesbeweis mit der Erstursache gekommen. Er hat sich von Ari mit einer Bonbonspur auf den Holzweg locken lassen. Deshalb hat er auch dem bibeltreuen Anselm nicht zugestimmt.

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Niels
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Niels »

Interessanter Gedanke.
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ChrisCross
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von ChrisCross »

Anselms Gottesbeweis können wir vielleicht woanders diskutieren, es sei nur kurz angemerkt, dass Thomas von Aquins Gottesbeweis nicht zwinigend deistisch ist. Nur weil Gott einmal etwas getan hat, heist das nicht, dass er niemehr etwas tut. Im übrigen könnte ich das auch bei Anselms Beweis einwenden.
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Raphael

Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Hätte Thomas das mit der Universalie kapiert, wäre er nicht auf seinen deistischen Gottesbeweis mit der Erstursache gekommen. Er hat sich von Ari mit einer Bonbonspur auf den Holzweg locken lassen. Deshalb hat er auch dem bibeltreuen Anselm nicht zugestimmt.
Ovi, der kausale Gottesbeweis ist nicht deistisch. Ich dachte eigentlich, daß Du das nach unserer damaligen Disputation verstanden gehabt hättest .........

Die Bonbonspur von Aristoteles versteckt sich auch mehr hinter seinem Begriff "Entelechie" und weniger hinter seinem "unbewegten Beweger".

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overkott
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

ChrisCross hat geschrieben:Anselms Gottesbeweis können wir vielleicht woanders diskutieren, es sei nur kurz angemerkt, dass Thomas von Aquins Gottesbeweis nicht zwinigend deistisch ist. Nur weil Gott einmal etwas getan hat, heist das nicht, dass er niemehr etwas tut. Im übrigen könnte ich das auch bei Anselms Beweis einwenden.
Wir sind mit dem Gottesbeweis schon bei der Wahrheitsfrage und man sollte ehrlicherweise feststellen, dass es uns Thomas durch seinen offenkundigen Widerspruch zu Anselm mit der Harmonisierung schwer gemacht hat. Aber man könnte natürlich den ursprünglichen Thomas neothomistisch in Richtung Anselm weiterentwickeln. Wichtig dafür ist die Einsicht, dass Gott nicht das erste Kettenglied ist, sondern die Kette. Und wie man die Kette in vielen Gliedern denken kann, kann man auch das Sein in vielen Entitäten denken, die Realität in vielen Realitäten und die Wahrheit in vielen Wahrheiten. Gott stiftet als Schöpfer und Vater die Einheit, sein Wort ist die Universalie des Universums, und zwar auch im Hinblick auf das Unbekannte und das Kommende.

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ChrisCross
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von ChrisCross »

overkott hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:Anselms Gottesbeweis können wir vielleicht woanders diskutieren, es sei nur kurz angemerkt, dass Thomas von Aquins Gottesbeweis nicht zwinigend deistisch ist. Nur weil Gott einmal etwas getan hat, heist das nicht, dass er niemehr etwas tut. Im übrigen könnte ich das auch bei Anselms Beweis einwenden.
Wir sind mit dem Gottesbeweis schon bei der Wahrheitsfrage und man sollte ehrlicherweise feststellen, dass es uns Thomas durch seinen offenkundigen Widerspruch zu Anselm mit der Harmonisierung schwer gemacht hat. Aber man könnte natürlich den ursprünglichen Thomas neothomistisch in Richtung Anselm weiterentwickeln. Wichtig dafür ist die Einsicht, dass Gott nicht das erste Kettenglied ist, sondern die Kette. Und wie man die Kette in vielen Gliedern denken kann, kann man auch das Sein in vielen Entitäten denken, die Realität in vielen Realitäten und die Wahrheit in vielen Wahrheiten. Gott stiftet als Schöpfer und Vater die Einheit, sein Wort ist die Universalie des Universums, und zwar auch im Hinblick auf das Unbekannte und das Kommende.
Und du bist sicher, dass du nicht dem Pantheismus verfallen bist?
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overkott
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

ChrisCross hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:Anselms Gottesbeweis können wir vielleicht woanders diskutieren, es sei nur kurz angemerkt, dass Thomas von Aquins Gottesbeweis nicht zwinigend deistisch ist. Nur weil Gott einmal etwas getan hat, heist das nicht, dass er niemehr etwas tut. Im übrigen könnte ich das auch bei Anselms Beweis einwenden.
Wir sind mit dem Gottesbeweis schon bei der Wahrheitsfrage und man sollte ehrlicherweise feststellen, dass es uns Thomas durch seinen offenkundigen Widerspruch zu Anselm mit der Harmonisierung schwer gemacht hat. Aber man könnte natürlich den ursprünglichen Thomas neothomistisch in Richtung Anselm weiterentwickeln. Wichtig dafür ist die Einsicht, dass Gott nicht das erste Kettenglied ist, sondern die Kette. Und wie man die Kette in vielen Gliedern denken kann, kann man auch das Sein in vielen Entitäten denken, die Realität in vielen Realitäten und die Wahrheit in vielen Wahrheiten. Gott stiftet als Schöpfer und Vater die Einheit, sein Wort ist die Universalie des Universums, und zwar auch im Hinblick auf das Unbekannte und das Kommende.
Und du bist sicher, dass du nicht dem Pantheismus verfallen bist?
Eher dem Katechismus. Nicht dem Buchstaben, aber dem Geist nach.

Gerade in der Pfingstnovene in der Kirche habe ich eine sehr klare Betrachtung von Rabanus Maurus über die Heilige Dreifaltigkeit gehört. Für das Frühmittelalter bemerkenswert. Manchmal meint man ja, dass nach Augustinus erst mal 500 Jahre Pause war bis Anselm und Bonaventura. Aber Rabanus beweist, dass auch das Frühmittelalter erleuchtet war von der Klarheit Christi.

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Reinhard
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Reinhard »

Hi overkott,

Du schreibst weiter oben (Sa 4. Jun 2011, 18:20):
Universalien sind Allgemeinbegriffe für Realitäten. ...

... Daraus folgt für Gott als die Universalie überhaupt: Der Name kann sich ändern, die Realität bleibt. Gott ist real, immobil, konstant, ewig.
Mir scheint, damit beschreibst Du genau das Problem, in dem Du feststeckst.

Ja, "die Götter" (z.B. der Griechen ...) sind eine Universalie, die dann jeweils passend gefüllt wird.

Aber GOtt, der die Welt geschaffen hat, der zu den Alten gesprochen hat, der zu uns spricht, der Seinen Sohn zu uns geschickt hat, ... der ist nun ganz und gar nicht ein Schema oder ein Oberbegriff. Er ist ein personales Gegenüber, jemand der uns liebt und eine Beziehung mit uns haben möchte. Das geht bei einer Universalie ja überhaupt nicht.

Und das Erkennen in so einer Beziehung, in Liebe und Wiederliebe, geschieht nicht auf theoretischer Ebene, sondern im intimen Umgang miteinander. Das ist bei GOtt, dem Einen, Ewigen, nicht anders.
Die Begegnung mit diesem Gott lässt Spuren in uns zurück. Denk an Mose (Ex. 34: 29-35), Jesaja (1. Kön. 19: 9-13), Paulus (Apg. 9: 3-9) und viele Heilige nach ihnen. Sicher, meistens verläuft die Begegnung mit Ihm nicht so dramatisch, aber das Wesen wahrer Gotteserkenntnis ist und bleibt die Begegnung mit Ihm. Wie bei jeder Beziehung reift das Erkennen in den gemeinsamen Jahren des Alltags und nicht im philosophischen Diskurs.

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overkott
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

Reinhard hat geschrieben:Hi overkott,

Du schreibst weiter oben (Sa 4. Jun 2011, 18:20):
Universalien sind Allgemeinbegriffe für Realitäten. ...

... Daraus folgt für Gott als die Universalie überhaupt: Der Name kann sich ändern, die Realität bleibt. Gott ist real, immobil, konstant, ewig.
Mir scheint, damit beschreibst Du genau das Problem, in dem Du feststeckst.

Ja, "die Götter" (z.B. der Griechen ...) sind eine Universalie, die dann jeweils passend gefüllt wird.

Aber GOtt, der die Welt geschaffen hat, der zu den Alten gesprochen hat, der zu uns spricht, der Seinen Sohn zu uns geschickt hat, ... der ist nun ganz und gar nicht ein Schema oder ein Oberbegriff. Er ist ein personales Gegenüber, jemand der uns liebt und eine Beziehung mit uns haben möchte. Das geht bei einer Universalie ja überhaupt nicht.

Und das Erkennen in so einer Beziehung, in Liebe und Wiederliebe, geschieht nicht auf theoretischer Ebene, sondern im intimen Umgang miteinander. Das ist bei GOtt, dem Einen, Ewigen, nicht anders.
Die Begegnung mit diesem Gott lässt Spuren in uns zurück. Denk an Mose (Ex. 34: 29-35), Jesaja (1. Kön. 19: 9-13), Paulus (Apg. 9: 3-9) und viele Heilige nach ihnen. Sicher, meistens verläuft die Begegnung mit Ihm nicht so dramatisch, aber das Wesen wahrer Gotteserkenntnis ist und bleibt die Begegnung mit Ihm. Wie bei jeder Beziehung reift das Erkennen in den gemeinsamen Jahren des Alltags und nicht im philosophischen Diskurs.
Wenn du verstehst, dass aus dem Wort Gottes alles hervorgeht, dann wird dir sein Wort auch als allgemeiner Begriff vertraut. Im theologischen Diskurs erscheint damit als Universalie, was in dir in intimer Zwiesprache mit Ihm im Herzen seit Jahren herangereift sein mag als Erkenntnis der Liebe des Vaters, der mit dem Sohn im gleichen Geist alles in seine Arme schließt und versöhnt.

Raphael

Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Raphael »

ChrisCross hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:Anselms Gottesbeweis können wir vielleicht woanders diskutieren, es sei nur kurz angemerkt, dass Thomas von Aquins Gottesbeweis nicht zwinigend deistisch ist. Nur weil Gott einmal etwas getan hat, heist das nicht, dass er niemehr etwas tut. Im übrigen könnte ich das auch bei Anselms Beweis einwenden.
Wir sind mit dem Gottesbeweis schon bei der Wahrheitsfrage und man sollte ehrlicherweise feststellen, dass es uns Thomas durch seinen offenkundigen Widerspruch zu Anselm mit der Harmonisierung schwer gemacht hat. Aber man könnte natürlich den ursprünglichen Thomas neothomistisch in Richtung Anselm weiterentwickeln. Wichtig dafür ist die Einsicht, dass Gott nicht das erste Kettenglied ist, sondern die Kette. Und wie man die Kette in vielen Gliedern denken kann, kann man auch das Sein in vielen Entitäten denken, die Realität in vielen Realitäten und die Wahrheit in vielen Wahrheiten. Gott stiftet als Schöpfer und Vater die Einheit, sein Wort ist die Universalie des Universums, und zwar auch im Hinblick auf das Unbekannte und das Kommende.
Und du bist sicher, dass du nicht dem Pantheismus verfallen bist?
Es ist wohl mehr der Panentheismus, dem er zugeneigt ist ..........

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Reinhard
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Reinhard »

overkott hat geschrieben:... aus dem Wort Gottes alles hervorgeht, dann wird dir sein Wort auch als allgemeiner Begriff vertraut. Im theologischen Diskurs erscheint damit als Universalie, ...
Hier erscheint doch wieder die gleiche Verwirrung. Worte als Sprachelemente sind wohl eine Universalie, allerdings DAS WORT - das Jesus ist - wird durch die grundlegende Einordnung am Anfang des Johannes-Evangeliums gerade aus dieser Beliebigkeit herausgeholt.
Diese Unterscheidung zu verwischen bedeutet, sich der theologischen Beliebigkeit hinzugeben. Wohin das führt, sehen wir ja wir bei den Theologen der diversen "modernistischen" Schulen.
Wenn ich "DAS WORT" zu einer Universalie mache, dann erhebe ich mich im Grunde über Gott, und das ist die Ur-Sünde.
... der Liebe des Vaters, der mit dem Sohn im gleichen Geist alles in seine Arme schließt und versöhnt.
Ja, schön wär's ...
Das wäre die Allversöhnung. Aber so ist die Welt nun mal nicht gestrickt. Es gibt Sünde, es gibt Trennung von Gott, es gibt Unversöhntheit. Damit müssen wir wohl leben.
Nicht zuletzt haben wir Menschen die Freiheit, uns von GOtt (dem Ewigen) umarmen zu lassen oder auch nicht. Vergewaltigt werden wir dazu nicht. Aber sich auf diesen Gott einzulassen lohnt sich.

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overkott
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:Anselms Gottesbeweis können wir vielleicht woanders diskutieren, es sei nur kurz angemerkt, dass Thomas von Aquins Gottesbeweis nicht zwinigend deistisch ist. Nur weil Gott einmal etwas getan hat, heist das nicht, dass er niemehr etwas tut. Im übrigen könnte ich das auch bei Anselms Beweis einwenden.
Wir sind mit dem Gottesbeweis schon bei der Wahrheitsfrage und man sollte ehrlicherweise feststellen, dass es uns Thomas durch seinen offenkundigen Widerspruch zu Anselm mit der Harmonisierung schwer gemacht hat. Aber man könnte natürlich den ursprünglichen Thomas neothomistisch in Richtung Anselm weiterentwickeln. Wichtig dafür ist die Einsicht, dass Gott nicht das erste Kettenglied ist, sondern die Kette. Und wie man die Kette in vielen Gliedern denken kann, kann man auch das Sein in vielen Entitäten denken, die Realität in vielen Realitäten und die Wahrheit in vielen Wahrheiten. Gott stiftet als Schöpfer und Vater die Einheit, sein Wort ist die Universalie des Universums, und zwar auch im Hinblick auf das Unbekannte und das Kommende.
Und du bist sicher, dass du nicht dem Pantheismus verfallen bist?
Es ist wohl mehr der Panentheismus, dem er zugeneigt ist ..........
Man muss mit diesem philosophiehistorischen Begriff vorsichtig sein. Er wird zurecht kaum noch verwendet. Schließlich birgt er die Verwechselungsgefahr von Philosophem und Philosophie. Der Begriff beschreibt als Philosophem nur die Lehre von der Omnipräsenz, also der Allgegenwart Gottes, und damit einen wichtigen Gedanken des alten und neuen Testaments. Er beschreibt jedoch nicht den Glauben der Kirche insgesamt.

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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

Reinhard hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:... aus dem Wort Gottes alles hervorgeht, dann wird dir sein Wort auch als allgemeiner Begriff vertraut. Im theologischen Diskurs erscheint damit als Universalie, ...
Hier erscheint doch wieder die gleiche Verwirrung. Worte als Sprachelemente sind wohl eine Universalie, allerdings DAS WORT - das Jesus ist - wird durch die grundlegende Einordnung am Anfang des Johannes-Evangeliums gerade aus dieser Beliebigkeit herausgeholt.
Glaubst du Dei verbum ist etwas anderes als Dei universalia?

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Reinhard
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Reinhard »

overkott hat geschrieben:Glaubst du Dei verbum ist etwas anderes als Dei universalia?
Was Verbum Dei ist, können wir aus Gen. 1, Joh. 1 usw. erahnen. Es tritt uns allerdings immer als persönliche Anrede entgegen und nicht abstrakt. Und so erleben wir es ja auch selber in der Beziehung zu GOtt.

Aber, was soll "universalia Dei" sein ?

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overkott
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

Reinhard hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Glaubst du Dei verbum ist etwas anderes als Dei universalia?
Was Verbum Dei ist, können wir aus Gen. 1, Joh. 1 usw. erahnen. Es tritt uns allerdings immer als persönliche Anrede entgegen und nicht abstrakt. Und so erleben wir es ja auch selber in der Beziehung zu GOtt.

Aber, was soll "universalia Dei" sein ?
Das ist für Mystiker wie dich nicht verständlich. Liebe Ihn glühend.

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Reinhard
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Reinhard »

Sorry, eigentlich bin ich mit dem Stempel "Mystiker" nicht zufrieden.

Meine Frage war schon ernst gemeint. Denn außer in einem Fragment, das sich wohl auf Thomas von Aquin bezieht, habe ich dazu nichts gefunden (und mein Latein reicht nicht so weit um den Text zu verstehen).

Ich möchte gerne verstehen, wie Du das meinst.

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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

Bist du nicht mit Ihm seit Jahren in einer engen Beziehung?

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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Reinhard »

Ja sicher, aber das schließt doch das Denken nicht aus.
Außerdem ist doch jeder Mensch aufgerufen, seine Beziehung zu Gottes zu leben. Was ist Glaube denn sonst ?

Aber ich möchte schon verstehen.

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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

Reinhard hat geschrieben:Ja sicher, aber das schließt doch das Denken nicht aus.
Außerdem ist doch jeder Mensch aufgerufen, seine Beziehung zu Gottes zu leben. Was ist Glaube denn sonst ?

Ja, ich möchte schon verstehen.
Bist du bereit, mir geistig zu folgen?

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Reinhard
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Reinhard »

Bist du bereit, mir geistig zu folgen?
Ich werde es versuchen. Schließlich bin ich kein Philosoph. :)

p.s.: (bis heute Abend muss ich jetzt aussteigen, ich habe den Nachmittag Dienst)
Zuletzt geändert von Reinhard am Montag 6. Juni 2011, 12:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

Reinhard hat geschrieben:
Bist du bereit, mir geistig zu folgen?
Ich werde es versuchen. Schließlich bin ich kein Philosoph. :breitgrins:
Ok. Bist du evangelisch oder katholisch?

Raphael

Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Es ist wohl mehr der Panentheismus, dem er zugeneigt ist ..........
Man muss mit diesem philosophiehistorischen Begriff vorsichtig sein.
Warum tobst Du dann wie ein "Elephant im Porzellanladen" durch diesen Thread, der sich mit Wahrheit beschäftigen sollte? :hmm:
overkott hat geschrieben:Er wird zurecht kaum noch verwendet.
Er war noch steigerungsfähig, denn in seiner Folge wurde er zum Pannentheismus ausgebaut.
overkott hat geschrieben:Schließlich birgt er die Verwechselungsgefahr von Philosophem und Philosophie.
Was Du nicht sagst! 8)

Aber es handelt sich schonmal um ein -ismus, das ist doch schon was ..........
overkott hat geschrieben:Der Begriff beschreibt als Philosophem nur die Lehre von der Omnipräsenz, also der Allgegenwart Gottes, und damit einen wichtigen Gedanken des alten und neuen Testaments.
Damit greifst Du leider zu kurz, denn zuvörderst wirft er die Begriffe Immanenz und Transzendenz durcheinander; so wie Du das bereits hier im Thread auch schon vorgeführt hast. :pfeif:
overkott hat geschrieben:Er beschreibt jedoch nicht den Glauben der Kirche insgesamt.
Er ist ja auch nicht in der katholischen Tradition entwickelt worden, sondern beschreibt ökumenistisches Geschwurbel sehr treffend! :motz:
Zuletzt geändert von Raphael am Montag 6. Juni 2011, 13:20, insgesamt 2-mal geändert.

Raphael

Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Reinhard hat geschrieben:
Bist du bereit, mir geistig zu folgen?
Ich werde es versuchen. Schließlich bin ich kein Philosoph. :breitgrins:
Ok. Bist du evangelisch oder katholisch?
Ist Dir die Leichtigkeit des Seins zu unerträglich geworden, ovi? :roll:

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overkott
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Es ist wohl mehr der Panentheismus, dem er zugeneigt ist ..........
Man muss mit diesem philosophiehistorischen Begriff vorsichtig sein.
Warum tobst Du dann wie ein "Elephant im Porzellanladen" durch diesen Thread, der sich mit Wahrheit beschäftigen sollte? :hmm:
Normalerweise bekommst du nicht mehr als zwei polemische Wörter heraus. Möchtest du mit deinem Aphorismus sagen, dass deine philosophiehistorische Einordnung am Thema vorbei ist?
overkott hat geschrieben:Er wird zurecht kaum noch verwendet.
Er war noch steigerungsfähig, denn in seiner Folge wurde er zum Pannentheismus ausgebaut.
Wenn einer sagt: O was für eine schöne Blume! kannst du ihn nicht einfach dem Florismus zuordnen. Deshalb Vorsicht mit Schlagwörtern.
overkott hat geschrieben:Schließlich birgt er die Verwechselungsgefahr von Philosophem und Philosophie.
Was Du nicht sagst! 8)

Aber es handelt sich schonmal um ein -ismus, das ist doch schon was ..........
Die Endung -ismus war eine bestimmte Modeerscheinung, zu der auch der Begriff Katechismus passte. -ismus wird heute vielfach als Kennzeichen einer ideologischen Geisteshaltung mit objektivem Geltungsanspruch verstanden. Akademische Fächer haben häufig die Endung -logie: Theologie, Psychologie, Soziologie, Biologie, Geologie... Ausnahmen sind Philosophie, Ökonomie, Chemie...
overkott hat geschrieben:Der Begriff beschreibt als Philosophem nur die Lehre von der Omnipräsenz, also der Allgegenwart Gottes, und damit einen wichtigen Gedanken des alten und neuen Testaments.
Damit greifst Du leider zu kurz, denn zuvörderst wirfst er die Begriffe Immanenz und Transzendent durcheinander; so wie Du das bereits hier im Thread auch schon vorgeführt hast. :pfeif:
Das liegt eher an deiner Brille.
overkott hat geschrieben:Er beschreibt jedoch nicht den Glauben der Kirche insgesamt.
Er ist ja auch nicht in der katholischen Tradition entwickelt worden, sondern beschreibt ökumenistisches Geschwurbel sehr treffend! :motz:
Du ökumenistischer Schwurbler, du.

Raphael

Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Es ist wohl mehr der Panentheismus, dem er zugeneigt ist ..........
Man muss mit diesem philosophiehistorischen Begriff vorsichtig sein.
Warum tobst Du dann wie ein "Elephant im Porzellanladen" durch diesen Thread, der sich mit Wahrheit beschäftigen sollte? :hmm:
Normalerweise bekommst du nicht mehr als zwei polemische Wörter heraus. Möchtest du mit deinem Aphorismus sagen, dass deine philosophiehistorische Einordnung am Thema vorbei ist?
Fragen mit Gegenfragen zu beantworten, ist gaaaaaanz schlechter theologischer Stil, ovi! :regel:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Er wird zurecht kaum noch verwendet.
Er war noch steigerungsfähig, denn in seiner Folge wurde er zum Pannentheismus ausgebaut.
Wenn einer sagt: O was für eine schöne Blume! kannst du ihn nicht einfach dem Florismus zuordnen. Deshalb Vorsicht mit Schlagwörtern.
Also ziehst Du das Schlagwort "universalia Dei" wieder aus der Diskussion zurück? :roll:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Schließlich birgt er die Verwechselungsgefahr von Philosophem und Philosophie.
Was Du nicht sagst! 8)

Aber es handelt sich schonmal um ein -ismus, das ist doch schon was ..........
Die Endung -ismus war eine bestimmte Modeerscheinung, zu der auch der Begriff Katechismus passte. -ismus wird heute vielfach als Kennzeichen einer ideologischen Geisteshaltung mit objektivem Geltungsanspruch verstanden. Akademische Fächer haben häufig die Endung -logie: Theologie, Psychologie, Soziologie, Biologie, Geologie... Ausnahmen sind Philosophie, Ökonomie, Chemie...
Die Wahrheit ist nun gerade keine Modeerscheinung, sondern sie ist zeitlos und trotzdem in der Endlichkeit verständlich! ;)
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Der Begriff beschreibt als Philosophem nur die Lehre von der Omnipräsenz, also der Allgegenwart Gottes, und damit einen wichtigen Gedanken des alten und neuen Testaments.
Damit greifst Du leider zu kurz, denn zuvörderst wirfst er die Begriffe Immanenz und Transzendent durcheinander; so wie Du das bereits hier im Thread auch schon vorgeführt hast. :pfeif:
Das liegt eher an deiner Brille.
Ist Dir der Ort entfallen, an dem Du die Verwirrung gestiftet hast? :pfeif:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Er beschreibt jedoch nicht den Glauben der Kirche insgesamt.
Er ist ja auch nicht in der katholischen Tradition entwickelt worden, sondern beschreibt ökumenistisches Geschwurbel sehr treffend! :motz:
Du ökumenistischer Schwurbler, du.
Es besteht überhaupt keine Veranlassung böse zu werden, wenn jemand ähnlich feuilletonistisch antwortet wie Du es hier vormachst, ovi! :D

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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Juergen »

overkott hat geschrieben:Die Endung -ismus war eine bestimmte Modeerscheinung,...
Das betrifft auch den Ovi-ismus. :pfeif:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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overkott
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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »


Raphael

Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:O wie wohl...

http://youtu.be/BAqMMEVVPlo
Es geht auch ein bißchen ambrosianischer: :breitgrins:
Großer Gott, wir loben Dich

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Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von overkott »

Ich glaube, jetzt hat er's verstanden.

Raphael

Re: Was ist Wahrheit?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Ich glaube, jetzt hat er's verstanden.
Der Herr erhalte Dir Deinen Glauben und verbessere Deine Theologie!

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