Bulle "Unam Sanctam"

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Marion
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Bulle "Unam Sanctam"

Beitrag von Marion »

In der Sakristei unter Empfängnisverhütung ist das wohl arg off-topic

Deswegen hier:

Ist die Bulle "Unam Sanctam" incl. dem letzten Satz katholische Lehre oder nicht?
"Es ist für jeden Menschen zum Heil notwendig, dem römischen Papst anzugehören."
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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Clemens
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Re: Bulle "Unam Sanctam"

Beitrag von Clemens »

(OK, dann ziehe ich mit meiner unbescheidenen Meinung auch hierher um:)

Bonifaz VIII. schrieb: "Es ist für jeden Menschen zum Heil notwendig, dem römischen Papst anzugehören."

Ich hoffe natürlich (und glaube auch), dass diese Aussage falsch ist. Und ich nehme auch die aktuelle (nachkonziliare) katholische Lehre so wahr, dass sie diesen schrecklichen Satz des schrecklichen Bonifaz nicht mehr glaubt. Aber darüber, welche offizielle Geltung er heute noch hat, wisst Ihr wahrscheinlich besser Bescheid.

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Marion
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Re: Bulle "Unam Sanctam"

Beitrag von Marion »

Denkst du an jemand bestimmten, für den das nicht heilsnotwendig sein soll?
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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Clemens
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Re: Bulle "Unam Sanctam"

Beitrag von Clemens »

Alle aufrichtig gläubigen Nichtkatholiken, die ihr Vertrauen auf Jesus setzen und ihn von Herzen lieben aber - aus welchen Gründen auch immer - nicht davon überzeugt wurden, der römischen Kirche sich anzuschließen.

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Berolinensis
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Re: Bulle "Unam Sanctam"

Beitrag von Berolinensis »

Selbstverständlich gilt das noch. Es folgt ja auch ganz logisch: Die Zugehörigkeit zur Kirche ist heilsnotwendig. Sichtbares Oberhaupt der Kirche ist der Papst. Davon zu trennen ist die Frage nach dem ewigen Heil derer, die der Kirche schuldlos nicht angehören etc.

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taddeo
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Re: Bulle "Unam Sanctam"

Beitrag von taddeo »

Dann setz ich auch mal meine Antwort vom Verhütungsstrang hierher:
taddeo hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Bonifaz VIII. schrieb: "Es ist für jeden Menschen zum Heil notwendig, dem römischen Papst anzugehören."

Ich hoffe natürlich (und glaube auch), dass er falsch ist. Und ich nehme auch die aktuelle (nachkonziliare) katholische Lehre so wahr, dass sie diesen schrecklichen Satz des schrecklichen Bonifaz nicht mehr glaubt. Aber darüber, welche offizielle Geltung er heute noch hat, wisst Ihr wahrscheinlich besser Bescheid.
Siehe II. Vaticanum, Dogmatische Konstitution über die Kirche "Lumen gentium", Nr. 14:
Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. ... Nicht gerettet wird aber, wer, obwohl der Kirche eingegliedert, in der Liebe nicht verharrt und im Schoße der Kirche zwar "dem Leibe", aber nicht "dem Herzen" nach verbleibt.

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Marion
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Re: Bulle "Unam Sanctam"

Beitrag von Marion »

Kathpedia schreibt dazu:
Die ältere Theologie hielt deren Schluss-Satz von „Unam sanctam“ für unfehlbar erlassen. Nach den Kriterien des I. Vatikanums ist das aber nicht mehr völlig eindeutig.
[...]
In diesem, geläuterten Sinne ist der Schluss-Satz aus Unam sanctam auch heute noch ein "Stein des Anstosses", der Respekt verdient. Die heutige Deutung dieses Satzes lautet nämlich sinngemäß: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
http://www.kathpedia.com/index.php?title=Unam_sanctam



Hier ist der ganze Text der Bulle:
3. Bonifaz VIII., „Unam sanctam“, 13. November 132
Eine heilige katholische apostolische Kirche müssen wir im Gehorsam des Glaubens
annehmen und festhalten. Und wir glauben diese fest und bekennen sie schlicht, und außer ihr
gibt es kein Heil und keine Vergebung der Sünden. In ihr ist ein Herr, ein Glaube, eine Taufe.
Zur Zeit der Sintflut gab es eine Arche Noahs, und diese deutete im voraus hin auf die eine
Kirche. Alles, was nicht in ihr war, wurde vernichtet. Von dieser einen und einzigen Kirche
also gibt es nur einen Leib und ein Haupt, Christus nämlich und Christi Stellvertreter, Petrus
und Petri Nachfolger; sagt doch der Herr zu Petrus selbst: „Weide meine Schafe" (Joh. 21,
17). ,Meine' sagt er, und meint das im allgemeinen, nicht nur im einzelnen diese oder jene.
Und daraus sieht man, daß er ihm alle anvertraut hat. Sagen also die Griechen oder andere, sie
seien Petrus und dessen Nachfolgern nicht übergeben, so müssen sie auch bekennen, daß sie
zu den Schafen Christi nicht gehören; denn der Herr sagt bei Johannes: „Es gibt nur eine
Herde und einen Hirten" (Joh. 1, 16).
Daß dieser über zwei Schwerter zu verfügen hat, ein geistliches und ein weltliches, das lehren
uns die Worte des Evangeliums (Lukas 22, 38). Denn als der Apostel sagte: „Siehe, hier sind
zwei Schwerter", nämlich in der Kirche... da antwortete der Herr nicht: „Es ist zu viel!"
sondern: „Es ist genug!" Wer nun sagt, in des Petrus Hand sei das weltliche Schwert nicht,
der merkt nicht recht auf des Herrn Wort, der da sagt: „Stecke dein Schwert in die Scheide!"
(Matth. 26, 52). Beide Schwerter hat die Kirche in ihrer Gewalt, das geistliche und das
weltliche. Dieses aber ist für die Kirche zu führen, jenes von ihr. Jenes gehört dem Priester,
dieses ist zu führen von der Hand der Könige und Ritter, aber nur wenn und solange der
Priester es will. Ein Schwert aber muß dem anderen untergeordnet sein; die weltliche Macht
muß sich der geistlichen fügen. Denn der Apostel sagt: „Es ist keine Obrigkeit außer von
Gott, wo aber Obrigkeit besteht, ist sie von Gott verordnet" (Römer 13, 1). Sie wäre aber
nicht geordnet, wenn nicht ein Schwert unter dem anderen stände und gleichsam als das
niedere von der Hand eines anderen nach oben gezogen würde. Daß aber die geistliche Macht
an Würde und Adel jede weltliche überragt, müssen wir um so freier bekennen, als überhaupt
das Geistliche mehr wert ist als das Weltliche. Das ersehen wir auch deutlich aus dem
Regiment in der Welt. Denn in Wahrheit: Die geistliche Macht hat die weltliche einzusetzen
und ist Richterin über sie, wenn sie nicht gut ist. So bewahrheitet sich über die Kirche und die
kirchliche Gewalt die Voraussage des Propheten Jeremia: „Siehe, ich habe dich heute über
Völker und Reiche gesetzt" (Jer. 1, 1) ...
Wenn also die weltliche Macht in die Irre geht, so wird sie von der geistlichen gerichtet
werden; irrt die geistliche auf einer niederen Stufe, so wird sie gerichtet werden von der, die
über ihr steht; irrt aber die höchste, so wird sie allein von Gott gerichtet werden können, nicht
aber von einem Menschen, wie der Apostel bezeugt: „Der geistliche Mensch richtet alles, er
selbst aber wird von niemand gerichtet" (1. Kor. 2, 15). Es ist aber diese Macht, auch wenn
sie einem Menschen gegeben ist und von einem Menschen ausgeübt wird, keine menschliche,
vielmehr eine göttliche, nach Gottes Wort dem Petrus gegeben, ihm und seinen Nachfolgern
von Christus selbst, den Petrus, der feste Fels, bekannte, zu dem dann der Herr sagte: „Was
du auf Erden bindest. . ." (Matth. 16, 19).
Wer sich also dieser von Gott so geordneten Gewalt widersetzt, der widerstrebt Gottes
Ordnung... So erklären wir denn, daß alle menschliche Kreatur bei Verlust ihrer Seelen
Seligkeit untertan sein muß dem Papst in Rom, und sagen es ihr und bestimmen es.
(Quelle: Lautemann/Schlenke, Geschichte in Quellen II – Mittealter (197), 786)
Quelle: http://web.archive.org/web/251224144 ... anctam.pdf
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