Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Sempre hat geschrieben:Ich will nur herausfinden, was für ein Vogel Du bist; ob und ggf. worauf Du ansprechbar bist. Die meisten Leute hier erklären durch ein spezifischeres oder weniger spezifisches Bekenntnis ihren Anhang an die Kirche oder sonst eine Glaubensgemeinschaft. Es gibt auch dementsprechend verschiedene Bereiche im Forum. In Deinem Fall bereitet es Schwierigkeiten, eine Basis für ein ernsthaftes Gespräch zu finden, da Du offenbar ausschließlich private Anschauungen pflegst, von denen die Welt - zumindest in Deiner spezifischen Kombination - bisher noch nichts gehört hat.

Bei der Frage, um die es z.B. in diesem Strang geht, handelt es sich um eine Frage, die man im Zweifelsfall der Kongregation für die Glaubenslehre vorlegte, um eine von höchster Stelle autorisierte Antwort zu erhalten. Ein langjähriger Präfekt derselben hatte sich - wie WolfgangF weiter oben erwähnte - in einem Interview derart geäußert, dass man getrost davon ausgehen kann, dass die Antwort `nein' lautete.
Und ich versuche herauszufinden, in welcher Glaubensgemeinschaft ich mit meinen "privaten Anschauungen" am besten aufgehoben wäre. Und wenn die Befolgung eines neuen Gesetzes im Katholizismus über der direkten Gottesbegegnung stehen sollte, dann liegt meine spirituelle Heimat offensichtlich woanders. Als wichtiges Zwischenergebnis stelle ich verwundert fest, dass Begriffe wie Glaube und Liebe mehr für den Kopf als fürs Herz Geltung besitzen.

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Peti
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Peti »

Heinrich hat geschrieben: Und ich versuche herauszufinden, in welcher Glaubensgemeinschaft ich mit meinen "privaten Anschauungen" am besten aufgehoben wäre. Und wenn die Befolgung eines neuen Gesetzes im Katholizismus über der direkten Gottesbegegnung stehen sollte, dann liegt meine spirituelle Heimat offensichtlich woanders. Als wichtiges Zwischenergebnis stelle ich verwundert fest, dass Begriffe wie Glaube und Liebe mehr für den Kopf als fürs Herz Geltung besitzen.
Vielleicht hilft dir bei deiner Suche das folgende Zitat:
"Und was will Gott wirklich von uns?" Das ist die letzte Frage, die Peter Seewald Joseph Ratzinger in seinen Buch "Salz de Erde" stellt. Joseph Ratzinger antwortete:

"Daß wir Liebende werden, dann sind wir nämlich seine Ebenbilder. Denn er ist wie der heilige Johannes sagt die Liebe, und er möchte, daß es Geschöpfe gibt, die ihm ähnlich sind und dadurch aus der Freiheit ihres eigenen Liebens heraus wie er werden und mit ihm zusammengehören und damit sozusagen das Leuchten seiner selbst ausbreiten."
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Marion
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Marion »

Heinrich hat geschrieben:Und ich versuche herauszufinden, in welcher Glaubensgemeinschaft ich mit meinen "privaten Anschauungen" am besten aufgehoben wäre. Und wenn die Befolgung eines neuen Gesetzes im Katholizismus über der direkten Gottesbegegnung stehen sollte, dann liegt meine spirituelle Heimat offensichtlich woanders. Als wichtiges Zwischenergebnis stelle ich verwundert fest, dass Begriffe wie Glaube und Liebe mehr für den Kopf als fürs Herz Geltung besitzen.
Hier gibt es einen Test der allerdings nicht arg ernst genommen werden sollte:
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?f=22&t=9888&start=

Das ist unser Glaubensbekenntnis:
1Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,

2und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn,
unseren Herrn,
3empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
4gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
5hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
6aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters,
7von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

8Ich glaube an den Heiligen Geist,
9die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
1Vergebung der Sünden,
11Auferstehung der Toten
12und das ewige Leben.

Amen.
Jeder einzelne Satz wird von Katholiken als wahr angenommen. Anders kommt man (als Erwachsener) nicht in die Kirche. Von Liebe steht da nichts. Diese wird nicht verlangt. Sie wächst aus dem Glauben (und zwar aus diesem Glauben der hier in Worte formuliert ist) und aus den Sakramenten (Heilmittel).

Uns Katholiken verbindet in erster Linie der Glaube (Glaubensinhalt den man in Worte fassen kann und der bereits auch in Worte gefasst ist). Und Gott offenbart sich auch nicht entgegengesetzt unserem Glauben - sodaß sich da etwas widersprechen könnte. Er nennt sich u.a. auch die Wahrheit. Liebe und Wahrheit ist also nichts was sich gegenseitig bedroht oder ausschaltet.

Was Liebe ist sollten wir vielleicht zur Aufklärung in einem anderen Strang mal erötern?
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Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Marion hat geschrieben:Jeder einzelne Satz wird von Katholiken als wahr angenommen. Anders kommt man (als Erwachsener) nicht in die Kirche. Von Liebe steht da nichts. Diese wird nicht verlangt. Sie wächst aus dem Glauben (und zwar aus diesem Glauben der hier in Worte formuliert ist) und aus den Sakramenten (Heilmittel).
Wenngleich die Liebe im Glaubensbekenntnis nicht erwähnt wird, ist sie ganz sicher eine der innersten Angelegenheiten des katholischen Glaubens. Allein die drei göttlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung verdeutlichen das. Und wie Peti zitiert hat, ist die Liebe auch laut unserem Papst ein wichtiger Aspekt des Christseins:
Peti hat geschrieben:"Daß wir Liebende werden, dann sind wir nämlich seine Ebenbilder. Denn er ist wie der heilige Johannes sagt die Liebe, und er möchte, daß es Geschöpfe gibt, die ihm ähnlich sind und dadurch aus der Freiheit ihres eigenen Liebens heraus wie er werden und mit ihm zusammengehören und damit sozusagen das Leuchten seiner selbst ausbreiten."
Ein neuer Strang wäre schon angebracht. Denn die Frage, wie sehr es die Liebe ist, die unsere Gottesebenbildlichkeit wiederherstellt, finde ich sehr wichtig.

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Edi
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Edi »

Heinrich hat geschrieben:Denn die Frage, wie sehr es die Liebe ist, die unsere Gottesebenbildlichkeit wiederherstellt, finde ich sehr wichtig.
Nicht die Liebe stellt sie her, sondern Jesus Christus. ER aber ist die Liebe, denn ohne IHN können wir gar nicht wahrhaft lieben. Der Mensch muss verwandelt werden, das sehen wir doch an uns selber, an der Welt und finden das auch in reichlich in der Schrift. Die Verwandlung kann aber nur geschehen, indem Christus in uns Gestalt annimmt, also in uns lebt und wir dann im Idealfall mit Paulus sagen können. Nicht mehr ich lebe, sondern Christus in mir.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Edi hat geschrieben:Nicht die Liebe stellt sie her, sondern Jesus Christus. ER aber ist die Liebe, denn ohne IHN können wir gar nicht wahrhaft lieben. Der Mensch muss verwandelt werden, das sehen wir doch an uns selber, an der Welt und finden das auch in reichlich in der Schrift. Die Verwandlung kann aber nur geschehen, indem Christus in uns Gestalt annimmt, also in uns lebt und wir dann im Idealfall mit Paulus sagen können. Nicht mehr ich lebe, sondern Christus in mir.
Richtig! Es ist ja der größte Liebesbeweis Gottvaters, dass Er uns Seinen Sohn gesendet hat, damit wir dieser Liebesgabe auch trotz unserer Schwachheit habhaft werden können. Wir glauben ja an seine Werke, die er auf Erden vollbracht hat. Doch bin ich überzeugt, dass wir uns für diese Liebe öffnen müssen und uns in der Liebe üben müssen. Die gute Tat sollte deshalb immer auch mit innerlich ("herzlich") liebender Zustimmung erfolgen. Wenn "im Idealfall" Christus in uns lebt, dann ist es umso wichtiger, dass wir unser Inneres ergründen und "erspüren", ob Gott nicht längst da ist.
Oder wie Ambrosius sagt:
Ambrosius, Lukaskommentar hat geschrieben:Denn der gütige Gott ist da, er wird seinen Tempel nicht verlassen. Er will jede Seele ausbauen, will sie zum Heile unterweisen, will lebendige Steine von der Erde zum Himmel hinaufnehmen. Er liebt seinen Tempel: so laßt auch uns ihn lieben!“

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Marion
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Marion »

Heinrich hat geschrieben:Wir glauben ja an seine Werke, die er auf Erden vollbracht hat.
Ist mit dir heute Nacht irgendwas passiert? Oder wer ist wir?
Heinrich hat geschrieben:Wenn "im Idealfall" Christus in uns lebt, dann ist es umso wichtiger, dass wir unser Inneres ergründen und "erspüren", ob Gott nicht längst da ist.
Wozu?
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Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Marion hat geschrieben:
Heinrich hat geschrieben:Wir glauben ja an seine Werke, die er auf Erden vollbracht hat.
Ist mit dir heute Nacht irgendwas passiert? Oder wer ist wir?
Heinrich hat geschrieben:Wenn "im Idealfall" Christus in uns lebt, dann ist es umso wichtiger, dass wir unser Inneres ergründen und "erspüren", ob Gott nicht längst da ist.
Wozu?
"Wir" sind wir hier im Forum. Oder glaubt hier jemand nicht daran, dass Jesus als Mensch gelebt hat? Irgendwelche Monophysiten hier?
Zum zweiten Punkt: Warum unser Inneres ergründen? Damit wir unsere Gottähnlichkeit nicht nur aus Büchern oder von der Kanzel kennen, sondern auch in uns finden. Immerhin sind wir ein Tempel Gottes und als solcher fähig, den Heiligen Geist zu empfangen.

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Marion
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Marion »

Heinrich hat geschrieben:
Marion hat geschrieben:
Heinrich hat geschrieben:Wir glauben ja an seine Werke, die er auf Erden vollbracht hat.
Ist mit dir heute Nacht irgendwas passiert? Oder wer ist wir?
Heinrich hat geschrieben:Wenn "im Idealfall" Christus in uns lebt, dann ist es umso wichtiger, dass wir unser Inneres ergründen und "erspüren", ob Gott nicht längst da ist.
Wozu?
"Wir" sind wir hier im Forum. Oder glaubt hier jemand nicht daran, dass Jesus als Mensch gelebt hat? Irgendwelche Monophysiten hier?
Du glaubst, daß Jesus Christus z.B. von den Toten auferstanden ist, so richtig in echt mit anfassen? Daß ER er aus einer Jungfrau (so in richtig echt) geboren wurde? ...
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Thomas_de_Austria
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Manche hier meinen scheinbar, sie hätten noch eine "revelatio ex parte objecti" ...

Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Glauben schon, wissen nicht. Also nicht so wie ich mir des Daseins Gottes gewiss bin. Aber dass die Lehre Christi von Gott zeugt, das glaube ich tief und fest.

Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:Manche hier meinen scheinbar, sie hätten noch eine "revelatio ex parte objecti" ...
Kannst du das bitte erläutern?

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Marion
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Marion »

Heinrich hat geschrieben:Glauben schon, wissen nicht.
Das ist normal. Wir waren ja alle vor 2000 Jahren nicht so anwesend, daß hier einer von wissen reden könnte, weil er es gesehen hätte. Wir vertrauen der Kirche, daß das stimmt was sie uns überliefert.
Du jetzt plötzlich auf einmal auch?
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Marion
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Marion »

Heinrich hat geschrieben:Zum zweiten Punkt: Warum unser Inneres ergründen? Damit wir unsere Gottähnlichkeit nicht nur aus Büchern oder von der Kanzel kennen, sondern auch in uns finden.
Ich kenne dieses mit dem Inneren ergründen (Gewissensforschung mit Beichtspiegel) nicht dafür, damit wir feststellen wie göttlich, toll und groß wir sind, sondern damit wir feststellen wie erbärmlich klein und unvollkommen wir sind.

Also genau das Gegenteil!
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Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Auf einmal? Habe ich jemals das Gegenteil behauptet? Nur weil ich meine persönliche Gotteserfahrung gegen Kritik verteidigt habe? Worum es mir doch nur geht, ist, dass ich die Gegenwart Gottes seit einem wundersamen Ereignis nicht nur aus Büchern kenne, sondern als gnadenhaftes Wirken der Liebe in mir spüre. Und dass ich die Worte des Paulus sehr gut nachvollziehen kann, dass wir alle Gottes Tempel sind, was die Kirchenväter auf sehr eindrückliche Weise ebenfalls wieder und wieder betont haben.

Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Marion hat geschrieben:Ich kenne dieses mit dem Inneren ergründen (Gewissensforschung mit Beichtspiegel) nicht dafür, damit wir feststellen wie göttlich, toll und groß wir sind, sondern damit wir feststellen wie erbärmlich klein und unvollkommen wir sind.

Also genau das Gegenteil!
Ist ja jedem überlassen, ob er die Furcht und den Ekel vor sich und seiner Sündhaftigkeit gerne kultivieren mag oder nicht. Die großen Meister der Introspektion haben uns gelehrt, dass die Liebe das Herz weitet und die Furcht das Herz verengt. Und im engen Herz kann der Geist nicht wohnen. Sollte die Gewissensforschung immer darauf abzielen, dass wir unsere Erbärmlichkeit erkennen, wie sollen wir jemals offen sein für Gottes Herrlichkeit und Liebesfülle? Damit entfernen wir uns eher von Gott. Und während wir sündigen, denken wir vor Scham womöglich nicht an Gott, als könnten wir uns vor Gott verstecken.

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Marion
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Marion »

Du drehst es halt um!
Selbstverständlich steht es jedem frei zu machen und glauben was er will. Man kann sich auch einbilden selbst Gott zu sein und der Erlösung nicht zu bedürfen. Der Herr hat uns ja den freien Willen gegeben. Da können wir es uns so hübsch und gemütlich einrichten wie er es zulässt oder auch versuchen ihm zu folgen indem wir das Kreuz auf uns nehmen und merken, daß wir schwach sind und eben nicht stark, daß wir uns immer wieder versündigen und eben nicht heilig sind. Wir können ihn Ehrfürchtig loben und wir können auch Küsschen in der Gegenrum schmeißen. Wir können so einiges hier machen!

Hier ist auf jeden Fall mal ein netter Vortrag von Bischof Williamson mit Modernisten - Gott Spürer :
http://www.youtube.com/watch?v=3L2bf18Hatg#t=4m49s
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Edi
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Edi »

Heinrich hat geschrieben: Ist ja jedem überlassen, ob er die Furcht und den Ekel vor sich und seiner Sündhaftigkeit gerne kultivieren mag oder nicht. Die großen Meister der Introspektion haben uns gelehrt, dass die Liebe das Herz weitet und die Furcht das Herz verengt. Und im engen Herz kann der Geist nicht wohnen. Sollte die Gewissensforschung immer darauf abzielen, dass wir unsere Erbärmlichkeit erkennen, wie sollen wir jemals offen sein für Gottes Herrlichkeit und Liebesfülle? Damit entfernen wir uns eher von Gott. Und während wir sündigen, denken wir vor Scham womöglich nicht an Gott, als könnten wir uns vor Gott verstecken.
Da liegst du aber ganz falsch mit deiner Aussage Beichte sei ein Kultivieren der Sündhaftigkeit. So eien Aussage kommt mir vor wie bei den Esoterikern, die ja auch Christus für sich in Anspruch nehmen, jedenfalls manche von ihnen. Die grossen Heiligen haben sich aber auch als die grössten Sünder gesehen, auch wenn sie es objektiv gesehen sicher nicht waren, sondern sie waren viel eher die grössten Liebenden und trotzdem aber auch noch Sünder. So etwas steht auch in der Schrift übrigens. Gottes Liebe führt im übrigen auch dahin, das wir uns als Sünder erkennen. Dabei bleibt man aber nicht stehen, sondern erfährt auch gerade durch eine Beichte die Liebe Gottes.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Marion hat geschrieben:Du drehst es halt um!
Selbstverständlich steht es jedem frei zu machen und glauben was er will. Man kann sich auch einbilden selbst Gott zu sein und der Erlösung nicht zu bedürfen. Der Herr hat uns ja den freien Willen gegeben. Da können wir es uns so hübsch und gemütlich einrichten wie er es zulässt oder auch versuchen ihm zu folgen indem wir das Kreuz auf uns nehmen und merken, daß wir schwach sind und eben nicht stark, daß wir uns immer wieder versündigen und eben nicht heilig sind. Wir können ihn Ehrfürchtig loben und wir können auch Küsschen in der Gegenrum schmeißen. Wir können so einiges hier machen!
Ist es nicht sonderbar, dass Liebe zu Menschen so ganz von Herzen kommt und die Liebe zu Gott ganz Kopfsache sein soll? Oder ist es nicht doch ein und dieselbe Liebesregung, die wir im Herzen verspüren, wenn wir an einen geliebten Menschen denken oder an Gott? Könnten wir einen Menschen von ganzem Herzen lieben, wenn wir zugleich ihm gegenüber Schuld und Reue verspüren würden?
Cyprian von Kathago hat geschrieben:Deine ständige Beschäftigung sei das Gebet oder das Lesen! Rede du bald selbst mit Gott, bald laß Gott zu dir reden! E r unterweise dich in seinen Geboten, e r leite dich! Wen e r reich macht, den wird niemand arm machen. Nie mehr kann sich ein Mangel einstellen, wenn einmal die himmlische Speise das Herz gesättigt hat.

Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Edi hat geschrieben:Da liegst du aber ganz falsch mit deiner Aussage Beichte sei ein Kultivieren der Sündhaftigkeit. So eien Aussage kommt mir vor wie bei den Esoterikern, die ja auch Christus für sich in Anspruch nehmen, jedenfalls manche von ihnen. Die grossen Heiligen haben sich aber auch als die grössten Sünder gesehen, auch wenn sie es objektiv gesehen sicher nicht waren, sondern sie waren viel eher die grössten Liebenden und trotzdem aber auch noch Sünder. So etwas steht auch in der Schrift übrigens. Gottes Liebe führt im übrigen auch dahin, das wir uns als Sünder erkennen. Dabei bleibt man aber nicht stehen, sondern erfährt auch gerade durch eine Beichte die Liebe Gottes.
Habe ich jemals gesagt, kein Sünder zu sein? Ich bin ich ein Sünder, vielleicht nicht von der schlimmsten Sorte, aber alles andere als sündenfrei. Aber ein großer Liebender bin ich dennoch. Ich weiß nicht, wie sehr Gott mich liebt, aber ich weiß, dass ich Gott über alle Maßen liebe. Und ja, Gottes Liebe macht mich klein und bescheiden, und sie hindert mich daran, mich den "Heilsversprechen" unserer gottlosen materialistischen Zeit zu ergeben.

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Edi
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Edi »

Heinrich hat geschrieben:... aber ich weiß, dass ich Gott über alle Maßen liebe. Und ja, Gottes Liebe macht mich klein und bescheiden, und sie hindert mich daran, mich den "Heilsversprechen" unserer gottlosen materialistischen Zeit zu ergeben.
Beide Sätze passen nicht zusammen. Wer liebt denn schon Gott über alle Maßen?
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen, ob "Gott spüren" zum katholischen Glauben gehört: Die Antwort lautet offenbar "nein".

ad_hoc
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von ad_hoc »

Ich staune Heinrich, wie lange Du die Art und Weise der Kritik (die an sich aber nicht unberechtigt ist), geduldig erträgst und beantwortest. Aber das nur nebenbei.
"Gott spüren müssen" ist mit Sicherheit kein Bestandteil, der dem Katholischen Glauben immanent wäre.
Wer will überhaupt beurteilen, wann und ob jemand Gottes Präsenz tatsächlich gespürt hat oder ob man nur ein scheinbar tieferes Glaubensbewußtsein in einem kurzfristigen Zustand einens religiös anmotivierten Gefühlsüberschwanges durchlebte.

Allerdings, Heinrich, schreibt Gott auch auf krummen Zeilen gerade, wie man so schön behauptet. So habe ich keine Zweifel daran, dass Dein derzeitiges religiöses Erfahrungsempfinden Dir dazu helfen kann, Gott wirklich zu erfahren, und zwar in allem was Du tust, was Du redest, was Du denkst. Allein wichtig ist, dass Du die katholische Lehre kennst und praktizierst in dem festen Willen, jede Minute, jeden Tag, jedes Jahr Gott näher kommen zu wollen und indem Du Dich vollkommen seinem Willen anvertraust (nicht mein, sondern Dein Wille geschehe). Dazu braucht es keine fundierten theologischen Kennntnisse, wohl aber die Katholische Glaubenslehre, beispielsweise den Katechismus.

"Selig, die nicht sehen (fühlen, spüren) und doch glauben."

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

@ad_hoc etc.:
Und ich danke allen geduldigen Diskutanten, die mich über die Position des katholischen Glaubens zu dieser wichtigen Frage aufgeklärt haben. Zwar wusste ich, dass das eigene Sündenbewußtsein wichtig ist, aber nicht, dass es sogar der Liebe zu Gott im Wege steht, sofern man Liebe nicht als theologisches Konstrukt, sondern als unmittelbaren Affekt auffasst.
Durch Eintritt in die katholische Kirche fürchte ich meiner Gabe der Liebe verlustig zu gehen, indem sei überlagert werden könnte von tiefem Schuldbewußtsein.
Ich möchte noch ein Gleichnis aufführen. Wenn wir einen Menschen innigst von Herzen lieben, dann würden wir infolge dieser Liebe Schuld empfinden, wenn wir diesen Menschen auf irgendeine Weise verletzen würden. Die katholische Kirche verspricht uns dagegen, erst unsere Schuld tief zu ergründen, um dann die Liebe zum Herrn als eine Gehorsamspflicht zu praktizieren. Meine Erfahrung lehrt mich, dass Gott erst von Herzen geliebt werden will, damit wir uns dann zum Guten wandeln. Liebe öffnet das Herz und macht es für den Nächsten empfänglich.

WolfgangF
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von WolfgangF »

ad_hoc hat geschrieben:Ich staune Heinrich, wie lange Du die Art und Weise der Kritik (die an sich aber nicht unberechtigt ist), geduldig erträgst und beantwortest. Aber das nur nebenbei.
"Gott spüren müssen" ist mit Sicherheit kein Bestandteil, der dem Katholischen Glauben immanent wäre.
Wer will überhaupt beurteilen, wann und ob jemand Gottes Präsenz tatsächlich gespürt hat oder ob man nur ein scheinbar tieferes Glaubensbewußtsein in einem kurzfristigen Zustand einens religiös anmotivierten Gefühlsüberschwanges durchlebte.

Allerdings, Heinrich, schreibt Gott auch auf krummen Zeilen gerade, wie man so schön behauptet. So habe ich keine Zweifel daran, dass Dein derzeitiges religiöses Erfahrungsempfinden Dir dazu helfen kann, Gott wirklich zu erfahren, und zwar in allem was Du tust, was Du redest, was Du denkst. Allein wichtig ist, dass Du die katholische Lehre kennst und praktizierst in dem festen Willen, jede Minute, jeden Tag, jedes Jahr Gott näher kommen zu wollen und indem Du Dich vollkommen seinem Willen anvertraust (nicht mein, sondern Dein Wille geschehe). Dazu braucht es keine fundierten theologischen Kennntnisse, wohl aber die Katholische Glaubenslehre, beispielsweise den Katechismus.

"Selig, die nicht sehen (fühlen, spüren) und doch glauben."

Gruß, ad_hoc
:daumen-rauf:

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Edi
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Edi »

Heinrich hat geschrieben: Die katholische Kirche verspricht uns dagegen, erst unsere Schuld tief zu ergründen, um dann die Liebe zum Herrn als eine Gehorsamspflicht zu praktizieren. Meine Erfahrung lehrt mich, dass Gott erst von Herzen geliebt werden will, damit wir uns dann zum Guten wandeln. Liebe öffnet das Herz und macht es für den Nächsten empfänglich.
Das ist doch falsch. Denn ohne eine gewisse Liebe zu Christus wird man seine Sündhaftigkeit und auch seine Sünden aus der Vergangenheit, die die Seele blockieren können, gar nicht durchgreifend erkennen und wenn man sie erkennt, dann geht es einem wie dir, dass man sie nicht wahrhaben will, weil sie ängstigt. Also blendet man das lieber aus. Wer aber Jesus wirklich liebt, der wird durch den hlg. Geist zur Sündenerkenntnis geführt, die aber hernach eine grosse Freude und Erleichterung bringt, denn man ist seine Schuld los. Wenn Jesus unser Herz nicht reinigen kann, kann er da auch nicht einkehren. Im Grunde ist das ganz einfach, aber viele wollen das nicht hören, weil es zunächst auch schmerzhaft ist, ich betone zunächst, hernach ist kommt die Freude am Herrn.
Eine Religion, die aber rein aus Gefühlenserlebnissen, die auch täuschen können, aufgebaut ist, die gibt es nicht.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Edi hat geschrieben:Denn ohne eine gewisse Liebe zu Christus wird man seine Sündhaftigkeit und auch seine Sünden aus der Vergangenheit, die die Seele blockieren können, gar nicht durchgreifend erkennen und wenn man sie erkennt, dann geht es einem wie dir, dass man sie nicht wahrhaben will, weil sie ängstigt. Also blendet man das lieber aus. Wer aber Jesus wirklich liebt, der wird durch den hlg. Geist zur Sündenerkenntnis geführt, die aber hernach eine grosse Freude und Erleichterung bringt, denn man ist seine Schuld los. Wenn Jesus unser Herz nicht reinigen kann, kann er da auch nicht einkehren. Im Grunde ist das ganz einfach, aber viele wollen das nicht hören, weil es zunächst auch schmerzhaft ist, ich betone zunächst, hernach ist kommt die Freude am Herrn.
Die Freude am Herrn hat mich bereits erreicht, wie ich seit Tagen hier darzulegen versuche. Keineswegs verschließe oder ängstige ich mich vor meinen Sünden der Vergangenheit. Denn diese Liebe hat mir meine Augen erst geöffnet. Große Freude und Erleichterung hat mich blitzartig erfasst und den Grund in meinem Herzen gelegt, dieses ganz und gar zur Stätte des Herrn zu pflegen und auszuschmücken. Man kläre mich darüber auf, warum Herzensgewissheit im katholischen Glauben keinen Platz hat.

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Marion
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Marion »

Das Trienter Konzil hat sich mit Heilsgewissheit beschäftigt
Neuner/Roos in "Der Glaube der Kirche":

»Wer behauptet, der wiedergeborene und gerechtfertigte Mensch sei aufgrund des Glaubens gehalten, zu glauben, er sei sicher in der Zahl der Vorherbestimmten, der sei ausgeschlossen«2:
»Niemand darf, solange er in diesem sterblichen Leben wandelt, soweit in das verborgene Geheimnis der göttlichen Vorherbestimmung (zum Heil) eindringen wollen, dass er mit Sicherheit behaupten könnte, er sei in der Zahl der Vorherbestimmten, als ob der Gerechtfertigte nicht mehr sündigen oder, wenn er auch gesündigt, sich eine abermalige Bekehrung mit Sicherheit versprechen könnte. Denn ohne ganz besondere Offenbarung Gottes kann man nicht wissen, wen Gott sich erwählt hat.«
»Wer behauptet, der wiedergeborene und gerechtfertigte Mensch sei aufgrund des Glaubens gehalten, zu glauben, er sei sicher in der Zahl der Vorherbestimmten, der sei ausgeschlossen«
Aber wie einige hier schon schrieben. Ein gutes Gefühl ist an sich nichts schlechtes oder unbedingt böses. Es kann auf dem rechten Weg helfen. Man muss aber schon aufpassen, es kann nämlich genauso gut im Weg stehen.
Heinrich hat geschrieben:Man kläre mich darüber auf, warum Herzensgewissheit im katholischen Glauben keinen Platz hat.
Die Sicherheit, daß es den Herrn gibt und daß er uns liebt hat im katholischen Glauben Platz. Die Hoffnung auf das ewigen Leben hat auch Platz. Das gehört sogar alles dazu. Die Sicherheit, daß wir (damit meine ich mich oder dich) es durchstehen (also auch in der letzten Minute unseres irdischen Lebens uns nicht von ihm losreißen) und gerettet sind hat keinen Platz.
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

Marion hat geschrieben:Aber wie einige hier schon schrieben. Ein gutes Gefühl ist an sich nichts schlechtes oder unbedingt böses. Es kann auf dem rechten Weg helfen. Man muss aber schon aufpassen, es kann nämlich genauso gut im Weg stehen. ...
Die Sicherheit, daß es den Herrn gibt und daß er uns liebt hat im katholischen Glauben Platz. Die Hoffnung auf das ewigen Leben hat auch Platz. Das gehört sogar alles dazu. Die Sicherheit, daß wir (damit meine ich mich oder dich) es durchstehen (also auch in der letzten Minute unseres irdischen Lebens uns nicht von ihm losreißen) und gerettet sind hat keinen Platz.
So weit sind wir uns einig. Nur verwahre ich mich gegen verharmlosende Begriffe wir "ein gutes Gefühl", denn ein solches kann ich auch durch eine Massage, Drogenkonsum oder Sexualität haben. Die innige Liebe zu Gott kann ich nicht ohne vorherige Erweckung haben. Dieser "Sinn für Gott" liegt in unserem Herzen. So lese ich es außerdem in unzähligen Bibelstellen, bei den Kirchenvätern und - was mir am wichtigsten ist - dies entspricht meiner ureigensten Empfindung.

ad_hoc
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von ad_hoc »

Heinrich hat geschrieben:
Zwar wusste ich, dass das eigene Sündenbewußtsein wichtig ist, aber nicht, dass es sogar der Liebe zu Gott im Wege steht...
und:
Durch Eintritt in die katholische Kirche fürchte ich meiner Gabe der Liebe verlustig zu gehen, indem sei überlagert werden könnte von tiefem Schuldbewußtsein.
Das solltest Du doch mal näher erklären. Der Kirche ist eine solche Einstellung fremd.

Im Übrigen:
Deine Liebe zu Gott kann dadurch beeinträchtigt werden, in dem Du Dich einem übersteigerten Schuldgefühl aufgrund Deiner Sünden übergibst.
Sind diese Sünden nämlich gebeichtet, existieren diese vor Gott nicht mehr und es wäre eine große Vefehlung gegenüber der göttlichen Barmherzigkeit, sich mit diesen weiterhin zu beschäftigen oder gar anzunehmen, diese müßten nochmals oder gar wiederholt gebeichtet werden.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Heinrich
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Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Heinrich »

ad_hoc hat geschrieben:Das solltest Du doch mal näher erklären. Der Kirche ist eine solche Einstellung fremd.

Im Übrigen:
Deine Liebe zu Gott kann dadurch beeinträchtigt werden, in dem Du Dich einem übersteigerten Schuldgefühl aufgrund Deiner Sünden übergibst.
Sind diese Sünden nämlich gebeichtet, existieren diese vor Gott nicht mehr und es wäre eine große Vefehlung gegenüber der göttlichen Barmherzigkeit, sich mit diesen weiterhin zu beschäftigen oder gar anzunehmen, diese müßten nochmals oder gar wiederholt gebeichtet werden.
Ausgangspunkt dieser Aussagen war Marions Feststellung:
Ich kenne dieses mit dem Inneren ergründen (Gewissensforschung mit Beichtspiegel) nicht dafür, damit wir feststellen wie göttlich, toll und groß wir sind, sondern damit wir feststellen wie erbärmlich klein und unvollkommen wir sind.
viewtopic.php?p=45394#p45394
Dagegen habe ich mich dafür ausgesprochen, die Selbstwahrnehmung nicht auf die Sündhaftigkeit einzuengen, weil wir in guter Tradition des Paulus ein "Tempel Gottes" sind, "und der ist heilig". Denn Gott hat uns mit der christlichen Lehre wertvolle Ratschläge gegeben, in uns nach Gott zu spüren.

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Sempre
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Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Gehört "Gott spüren" zum katholischen Glauben

Beitrag von Sempre »

Heinrich hat geschrieben:Dagegen habe ich mich dafür ausgesprochen, die Selbstwahrnehmung nicht auf die Sündhaftigkeit einzuengen, weil wir in guter Tradition des Paulus ein "Tempel Gottes" sind, "und der ist heilig". Denn Gott hat uns mit der christlichen Lehre wertvolle Ratschläge gegeben, in uns nach Gott zu spüren.
Gemäß Paulus ist die Gemeinde, die Kirche, der Tempel Gottes, nicht etwa der Einzelne. Weder das einzelne Gemeindemitglied noch der einzelne Mensch. Die Kirche ist der Leib Christi und der ersetzt das, was bei den Juden der Tempel war.

Gruß
Sempre
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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