Emmausgang

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Tomek M
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Emmausgang

Beitrag von Tomek M »

Ich wollte fragen was ihr so Gedanken für ein Emmausgang habt?
oder kennt ihr auch gute Predigten zu dem Thema ?
über die Emmausjünger oder so?
Mich würde mal alles interesieren was ihr gutes zum Thema der Geschichte um Emmaus zu sagen habt?

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overkott
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Re: Emmausgang

Beitrag von overkott »

Was kann die Geschichte der Emmausjünger für uns heute bedeuten? Ostern war ein trauriges Ereignis. Die Ereignisse der vergangenen Wochen und Tage haben sich zum Schluss überschlagen.

Der jubelnde Empfang in Jerusalem endete in einer Katastrophe. Dem Rabbi wurden alle Sünden angehängt und er hat sich gegen die Übermacht nicht einmal gewehrt. Abgeschlachtet wurde er wie ein unschuldiges Opferlamm.

Wer denkt da nicht an Jesaja: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer? Unterwegs öffnet ihnen ein Fremder die Augen für den Sinn Schriften und teilt mit ihnen das Brot. Und die Jünger begreifen.

Was in der vorigen Woche geschehen ist, wäre ohne die Emmauserfahrung nicht zu verstehen. Christ ist erstanden. In jedem Gläubigen, in seiner ganzen Gemeinde, in seiner ganzen Kirche. Christ in der Gegenwart bedeutet, sich wie die Emmausjünger im Namen Jesu zu versammeln und das Brot zu teilen. Und was sie nicht brauchen, bewahren sie auf.

Das geschieht so unspektakulär und leise wie der Sonnenaufgang am Ostermorgen.

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Galilei
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Re: Emmausgang

Beitrag von Galilei »

Tomek M hat geschrieben:Ich wollte fragen was ihr so Gedanken für ein Emmausgang habt?
Was ist denn das? :hae?:
TomekM hat geschrieben:oder kennt ihr auch gute Predigten zu dem Thema ?
Ja, heute eine gehört; die liegt mir aber nicht schriftlich vor. Die beiden Grundgedanken daraus:
Lukas hat geschrieben:Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde.
Jeder muss im Leben Erfahrungen machen, die die eigene Hoffnung enttäuschen. Gottes Pläne stimmen nicht immer mit unseren eigenen überein.
Lukas hat geschrieben:Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?
Wir haben in jeder Eucharistiefeier die Gelegenheit, Jesus Christus zu begegnen und in der Kommunion (mehr als ein gemeinsames Mahl!) zu empfangen. Das sollten wir nicht gedankenlos tun, sondern uns bemühen, dass uns dabei genau wie den Jüngern das Herz in der Brust brennt.

GL 18,8 bietet ein schönes Abendgebet aus dem Emmaus-Evangelium.

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Robert Ketelhohn
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Re: Emmausgang

Beitrag von Robert Ketelhohn »

overkott hat geschrieben:Ostern war ein trauriges Ereignis.
Nö. Ostern wird ja die Trauer schon wieder in Freude gewandelt. (Gesegnete Ostern übrigens!)
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Niels
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Re: Emmausgang

Beitrag von Niels »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:(Gesegnete Ostern übrigens!)
:ja:
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Robert Ketelhohn
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Re: Emmausgang

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Zum Hintergrund der „Emmausjünger“:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
… Mt 13,55 macht ja einige „Brüder Jesu“ namhaft. Zwei davon – Jacobus und Joses (oder Joseph) – identifiziert Matthæus selber: als Söhne einer der „anderen Marien“ (Mt 27,55-56); entsprechend auch Mc 15,40-41.47; 16,1; Lc 24,10. Die andern, Judas (Thaddæus) und Simon (vermutlich der „Zelot“) lassen sich durch Hegesipps Berichte identifizieren. Simon (oder Simeon) war jener Emmausjünger, der später als Nachfolger des Jacobus (des Herrenbruders, wahrscheinlich identisch mit dem „Kleinen“) zweiter Bischof von Jerusalem wurde.

Ihr Vater war ausweislich der Schrift jener Cleophas oder Clopas (vgl. Jo 19,25), Mann der „anderen Maria“, den die urkirchliche Tradition als zweiten Emmausjünger und Bruder (oder engen Verwandten) Josephs kennt, des Nährvaters Jesu. …
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incarnata
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Re: Emmausgang

Beitrag von incarnata »

Die Jünger erkennen Jesus nicht,obwohl ihnen bei seinen Worten das"Herz brennt".Auch uns liegt beim Lesen Seiner Worte oft ein Schleier über den Augen-ehe wir sie-vielleicht wie die Jünger beim Brotbrechen-nach einer guten Beichte und Kommunion in ihrer Tiefe erfassen.
Jesus tut so,als wolle er weitergehen: er wartet darauf dass die Jünger-dh. wir -ihn zum Einkehren bei uns einladen.
Das Emmaus Evangelium ergänzt das Osterevangelium von den beiden Jüngern,die zum leeren Grab eilen.Hier heisst es:"Er sah und glaubte.Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift......"
Diese Schriftexegese" von Moses an über die Propheten "erfolgt nun gegenüber den Emmausjüngern durch Jesus selbst.Der Beginn der Interpretation der jüdischen Bibel aus christlichem Blickwinkel.

Die Gedanken stammen teils aus der Predigt,die ich hörte,teils von mir selbst.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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overkott
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Re: Emmausgang

Beitrag von overkott »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Ostern war ein trauriges Ereignis.
Nö. Ostern wird ja die Trauer schon wieder in Freude gewandelt. (Gesegnete Ostern übrigens!)
Pascha (pascua, pasqua, paque) war ein trauriges Ereignis. Die Emmausjünger waren noch ganz traurig. Aber Ostern ist nicht nur die Mitte in der Geschichte Gottes mit den Menschen, sondern auch die Wende, der Kairos, der Umschlagpunkt. (Gesegnete Ostern) Langsam beginnen die Schüler Jesu zu begreifen. Die Freude wächst. Das ist die Osterzeit. Und dann bei der großen internationalen Jerusalem Wallfahrt erreicht die österliche Freude ihren Höhepunkt. Die Begeisterung über die Botschaft von der Befreiung und Erlösung breitet sich aus. Der heilige Geist kommt vom Himmel herab auf die Gläubigen, die mit Feuerzungen in allen Sprachen den Namen Jesu loben, der in den Herzen und auf den Lippen seiner Kirche lebt in Ewigkeit.

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Maurus
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Re: Emmausgang

Beitrag von Maurus »

overkott hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Ostern war ein trauriges Ereignis.
Nö. Ostern wird ja die Trauer schon wieder in Freude gewandelt. (Gesegnete Ostern übrigens!)
Pascha (pascua, pasqua, paque) war ein trauriges Ereignis. Die Emmausjünger waren noch ganz traurig.
Weil sie von dem Ereignis noch gar keine Kenntnis hatten.

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overkott
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Re: Emmausgang

Beitrag von overkott »

Maurus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Ostern war ein trauriges Ereignis.
Nö. Ostern wird ja die Trauer schon wieder in Freude gewandelt. (Gesegnete Ostern übrigens!)
Pascha (pascua, pasqua, paque) war ein trauriges Ereignis. Die Emmausjünger waren noch ganz traurig.
Weil sie von dem Ereignis noch gar keine Kenntnis hatten.
Der hl. Hieronymus hat dies ganz klar überliefert:

26 nonne haec oportuit pati Christum et ita intrare in gloriam suam
27 et incipiens a Mose et omnibus prophetis interpretabatur illis in omnibus scripturis quae de ipso erant
Lc 24

Hat es Christus nicht gebührt, solches zu erleiden, und so zu seiner Ehre zu gelangen?
Und ausgehend von Mose und allen Propheten interpretierte er jenen in allen Schriften, die vom selben waren.

lückenlos wunderbar wahrhaft ökumenisch

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Maurus
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Re: Emmausgang

Beitrag von Maurus »

overkott hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Ostern war ein trauriges Ereignis.
Nö. Ostern wird ja die Trauer schon wieder in Freude gewandelt. (Gesegnete Ostern übrigens!)
Pascha (pascua, pasqua, paque) war ein trauriges Ereignis. Die Emmausjünger waren noch ganz traurig.
Weil sie von dem Ereignis noch gar keine Kenntnis hatten.
Der hl. Hieronymus hat dies ganz klar überliefert:

26 nonne haec oportuit pati Christum et ita intrare in gloriam suam
27 et incipiens a Mose et omnibus prophetis interpretabatur illis in omnibus scripturis quae de ipso erant
Lc 24

Hat es Christus nicht gebührt, solches zu erleiden, und so zu seiner Ehre zu gelangen?
Und ausgehend von Mose und allen Propheten interpretierte er jenen in allen Schriften, die vom selben waren.

lückenlos wunderbar wahrhaft ökumenisch
Jojo. Ich fasse nochmal zusammen: Die Trauer der Jünger kam daher, dass sie vom Ereignis nichts wussten. Demnach ist auch die Rede vom "traurigen Ereignis Ostern" Unsinn.

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Mellon
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Re: Emmausgang

Beitrag von Mellon »

Nach dem, was Lukas in Kap 24 schreibt, hatten die Emmausjünger schon von der Auferstehung gehört:

21 Wir aber hatten gehofft, daß er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
22 Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab,
23 fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe.
24 Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25 Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.
26 Mußte nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
27 Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.


Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, finde ich es erstaunlich, daß Jesus die beiden nicht deswegen tadelte, weil sie den Zeugen nicht geglaubt hatten, sondern weil sie der Schrift nicht (in allem) glaubten.
Er kennet seine Scharen / am Glauben, der nicht schaut / und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut;
der aus dem Wort gezeuget / und durch das Wort sich nährt / und vor dem Wort sich beuget / und mit dem Wort sich wehrt.

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Galilei
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Re: Emmausgang

Beitrag von Galilei »

Mellon hat geschrieben:Nach dem, was Lukas in Kap 24 schreibt, hatten die Emmausjünger schon von der Auferstehung gehört:

21 Wir aber hatten gehofft, daß er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
22 Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab,
23 fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe.
24 Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25 Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.
26 Mußte nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
27 Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.


Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, finde ich es erstaunlich, daß Jesus die beiden nicht deswegen tadelte, weil sie den Zeugen nicht geglaubt hatten, sondern weil sie der Schrift nicht (in allem) glaubten.
Selig, die nicht sehen und doch glauben.

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Mellon
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Re: Emmausgang

Beitrag von Mellon »

Mellon hat geschrieben:Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, finde ich es erstaunlich, daß Jesus die beiden nicht deswegen tadelte, weil sie den Zeugen nicht geglaubt hatten, sondern weil sie der Schrift nicht (in allem) glaubten.
Vielleicht liegt das auf einer Linie mit der Geschichte vom armen Lazarus und dem Reichen, die Jesus in Lk 16 erzählt:

Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn (nämlich Lazarus) in das Haus meines Vaters!
Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.
Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.
Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.


Wer der Schrift nicht glaubt, glaubt auch Wundern und Zeugen nicht.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Merkwürdig erscheint mir in Joh 20,8+9 die Begründung für den Glauben des "Jüngers, den Jesus liebhatte", zu sein:
Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte.
Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, daß er von den Toten auferstehen müßte.


Wieso das begründende "denn"?

Na ja: Ist vielleicht auch alles nicht so wichtig ...
Er kennet seine Scharen / am Glauben, der nicht schaut / und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut;
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overkott
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Re: Emmausgang

Beitrag von overkott »

Mellon hat geschrieben:Merkwürdig erscheint mir in Joh 20,8+9 die Begründung für den Glauben des "Jüngers, den Jesus liebhatte", zu sein:
Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte.
Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, daß er von den Toten auferstehen müßte.


Wieso das begründende "denn"?

Na ja: Ist vielleicht auch alles nicht so wichtig ...
Hier geht es schlicht um den Gedanken: Wer die Schrift versteht, der will nicht nachschauen.

LePenseur
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Re: Emmausgang

Beitrag von LePenseur »

overkott hat geschrieben:Hier geht es schlicht um den Gedanken: Wer die Schrift versteht, der will nicht nachschauen.
Sorry, aber das halte ich für völlig unannehmbar — das wäre ja fast "credo quia absurdum" zum Quadrat!

"Ich glaube, weil ich glaube die Schrift zu verstehen, und weil ich das glaube, bemühe ich mich nicht einmal darum, diesen meinen Glauben durch meine — mir mögliche! — Erfahrung zu bestätigen"? Entweder habe ich Sie mißverstanden, oder Sie verlangen damit ein totales sacrificium intellectus, gegen das die berüchtigten Worte*) des Jesuitengründers noch wie unverfälschter Empirismus klingen ...


*) "Was meinen Augen weiß erscheint, halte ich für schwarz, wenn die hierarchische Kirche so entscheidet."

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overkott
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Re: Emmausgang

Beitrag von overkott »

LePenseur hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Hier geht es schlicht um den Gedanken: Wer die Schrift versteht, der will nicht nachschauen.
Sorry, aber das halte ich für völlig unannehmbar — das wäre ja fast "credo quia absurdum" zum Quadrat!

"Ich glaube, weil ich glaube die Schrift zu verstehen, und weil ich das glaube, bemühe ich mich nicht einmal darum, diesen meinen Glauben durch meine — mir mögliche! — Erfahrung zu bestätigen"? Entweder habe ich Sie mißverstanden, oder Sie verlangen damit ein totales sacrificium intellectus, gegen das die berüchtigten Worte*) des Jesuitengründers noch wie unverfälschter Empirismus klingen ...


*) "Was meinen Augen weiß erscheint, halte ich für schwarz, wenn die hierarchische Kirche so entscheidet."
Das wäre credo quia intellego. Jesus hat die Bibel verstanden. Bei den Jüngern bin ich mir nicht ganz so sicher - allein schon mit Blick auf Judas.

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Niels
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Re: Emmausgang

Beitrag von Niels »

overkott hat geschrieben:Bei den Jüngern bin ich mir nicht ganz so sicher
Mit Sicherheit sind die Unterweisungen in den Tagen zwischen Auferstehung und Himmelfahrt nicht fruchtlos geblieben; aber das betraf Judas nicht mehr.
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Lioba
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Re: Emmausgang

Beitrag von Lioba »

Es geht in Schriftstellen, die sich mit Ostern beschäftigen eigentlich nicht um Glauben gegen Vernunft sondern um Verstehen gegen Sehen. Verstehen, dass alttestamentliche Prophezeiungen und die Worte Jesu z.B. Joh 2, 13-23 Tod und Auferstehung Jesu bereits ankündigten.Die Jünger aber hatten es nicht verstanden und die Ereignisse überrollten sie völlig. Erst als der Auferstandene ihnen erschien und Thomas sogar die Hand in seine Wunden legen konnte- sie also dem Anblick des Gestorbenen den Anblick des Auferstandenen gegenüberstellen konnten waren sie in der Lage, sich die Schrift erklären zu lassen. Hätten sie die Schrift verstanden und sich nicht vom äusseren Eindruck - der natürlich sehr intensiv war- so völlig überwältigen lassen, hätten sie von Anfang die Auferstehung erwarten können.
Ein vielleicht etwas simples Beispiel:
Eine Sonnnefinsternis steht an, du erklärst so gut es geht deinem Kind, wie das funktioniert, aber in dem Moment in dem es geschieht ist einfach nur "die Sonne weg" und es kann erst dann wieder aufatmen, wenn sie zurückkehrt- und dann ist es innerlich auch wieder offen für die wissenschaftliche Erklärung. In dem Augenblick selbst aber war die sinnliche Erfahrung viel staärker als das Wissen.
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overkott
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Re: Emmausgang

Beitrag von overkott »

Der Gang nach Emmaus ist wie Fronleichnam. Die Jünger sind unterwegs. Christus ist mitten unter ihnen. Im anderen Leib, aber im selben Geist. Die Jünger sind wie mit Blindheit geschlagen. Christus erklärt ihnen die Schrift. Den Jüngern brennt das Herz. Erst beim Brotbrechen verstehen sie. Das Brot ist das Zeichen der Gegenwart. Den Jüngern gehen die Augen auf. Christus lebt. Die Jünger kehren heim nach Jerusalem. Sie erklären die Schrift und brechen das Brot. Die Gemeinde ist mit ihm wieder vereint. Das Leben geht weiter.

Und was ist mit denen, die es noch nicht verstanden haben? Denen erzählen sie das Märchen von Lazarus: Es war einmal ein reicher Mann... Haben wir das nicht Weihnachten in 3D im Kino gesehen? Das ist ein Märchen von der Barmherzigkeit und von der Nächstenliebe. Gott ist Liebe und will Liebe. Der Reiche soll sich um den Armen kümmern.

Aber kommt die Botschaft bei den Leuten an? Die kennen sich häufig nicht einmal in der Schrift aus. Was war doch nochmal die Botschaft von Abraham? Kannte der denn schon Mose und die Propheten? War er vielleicht selber einer? Wie war das doch gleich mit der Flut? Historisch und so? Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

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Lioba
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Re: Emmausgang

Beitrag von Lioba »

Sorry, aber bei der Story um den armen und den reichen Lazarus handelt es sich nicht um ein Märchen sondern ein Gleichnis- da greifen verschiedene Auslegungskriterien- zumindest bei uns Evangelens, lasse mich gerne belehren, falls es bei euch anders ist.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Re: Emmausgang

Beitrag von overkott »

Lioba hat geschrieben:Sorry, aber bei der Story um den armen und den reichen Lazarus handelt es sich nicht um ein Märchen sondern ein Gleichnis- da greifen verschiedene Auslegungskriterien- zumindest bei uns Evangelens, lasse mich gerne belehren, falls es bei euch anders ist.
:hae?:

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Lioba
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Re: Emmausgang

Beitrag von Lioba »

Mein Fehler- kein Gleichnis, aber nicht Gattung Märchen.
Da es grundlegende Unterschiede gibt in den Auffassungen zur Exegese, will ich mich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, ich nehme aber doch an, dass auch bei den Katholiken die verschiedenen literarischen Gattungen berücksichtigt werden und man daher Texte nicht willkürlich zuordnen darf - am Besten erklärt das hier mal ein Katholik aus eurer Sicht.
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phylax
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Re: Emmausgang

Beitrag von phylax »

Mellon hat geschrieben:
Mellon hat geschrieben:Wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, finde ich es erstaunlich, daß Jesus die beiden nicht deswegen tadelte, weil sie den Zeugen nicht geglaubt hatten, sondern weil sie der Schrift nicht (in allem) glaubten.
Vielleicht liegt das auf einer Linie mit der Geschichte vom armen Lazarus und dem Reichen, die Jesus in Lk 16 erzählt:

Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn (nämlich Lazarus) in das Haus meines Vaters!
Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.
Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.
Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.


Wer der Schrift nicht glaubt, glaubt auch Wundern und Zeugen nicht.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Merkwürdig erscheint mir in Joh 20,8+9 die Begründung für den Glauben des "Jüngers, den Jesus liebhatte", zu sein:
Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte.
Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, daß er von den Toten auferstehen müßte.


Wieso das begründende "denn"?

Na ja: Ist vielleicht auch alles nicht so wichtig ...
Es könnte sich um den Unterschied von "glauben" und "verstehen" handeln. Er glaubte, aber der ursächliche Zusammenhang mit den Schriften war noch nicht präsent
Von Gott kommt mir ein Freudenschein,/ wenn Du mich mit den Augen Dein/ gar freundlich tust anblicken

Tomek M
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Emmausgang

Beitrag von Tomek M »

Eine Fürbitte an dem Tag könnte ja sein:

Wir bitten dass sich der Zweifel der Menschen wie bei den Emmausjüngern in Glauben umwandelt.

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overkott
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Re: Emmausgang

Beitrag von overkott »

Haben die denn gezweifelt? Ich denke, die Emmausjünger waren traurige Anhänger. Die fanden Jesus ganz toll. Endlich mal einer, der Gott beim Wort nimmt, der ein Herz hat nicht für die Finanzbeamten, sondern auch für die einfachen Menschen. Der war wirklich populär. Das hat sein begeisterter Empfang in Jerusalem gezeigt. Und dann haben sie ihn fertig gemacht. Ich glaube, das hat die Emmausjünger fertig gemacht. Der Unbekannte hat denen dann die Schrift mal ein bisschen erklärt. Und beim Abendbrot in Emmaus haben sie verstanden: Christus lebt. Es geht weiter.

Tomek M
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Re: Emmausgang

Beitrag von Tomek M »

@Galilei
Unsere Gemeinde macht 1 x im Jahr den Emmausgang. Da gehe wir durch Felder und Wälder, richtig schöner "Spaziergang" . Dazu vorbereiten halt verschiedene Gruppen Impulse und so.
Am Ende wird in einem Kloster die Hl. Messe gefeiert und gemeinsam gespeist

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