Aristotelismus

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Ralf

Aristotelismus

Beitrag von Ralf »

Zuletzt geändert von Ralf am Samstag 5. Februar 2005, 09:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Du weißt, daß ich dir darin zustimme, Ralf. Die Vätertheologie und damit eine gewisse platonische Art zu philosophieren ziehe ich ebenso vor und halte sie für angemessener. Ich will aber auf dreierlei hinweisen. Erstens besteht immer die Gefahr, daß, wer zu platonisieren beginnt, vom gesunden Väterhumus in gnostischen Morast abrutscht und versackt. Ein altes Beispiel dafür ist Origenes, und die Nouvelle Théologie eines Henri de Lubac, Jean Daniélou oder Henri Crouzel hat leider, als sie Origenes zu rehabilitieren unternahm, vom selben Sumpf gekostet.

Zweitens ist die franziskanische Tradition keineswegs bloß bonaventurisch oder scotistisch – denk an die schwarmgeistigen Fratizellen im Gefolge Joachims von Fiore –, wie auch umgekehrt die dominikanische Tradition nicht bloß aristotelisch ist, sondern in nicht wenigen großen Heiligen (besonders Catharina von Siena, aber auch Heinrich Seuse) ein westliches Gegenstück zur östlichen Mystik darstellt; freilich auch – namentlich in der Person des Magisters Eckart – in gnostische Spekulation abgerutscht ist.

Drittens habe ich aufmerksam und mit Freuden registiert, daß unter uns ein erklärter Thomist ist: der Kreuzgangster DoctorAngelicus. Der Thomismus gehört dazu. Es war mir in der Vergangenheit manchmal schon peinlich, wenn wir uns antiaristotelisch und beinahe antithomistisch so einig waren. Kurz: Ich hoffe auf eine fruchtbare Debatte.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Andererseits ist Schweigen im Kreuzgang auch ganz schön, wie wir von Edith gelernt haben …
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