Was ist das für ein Gott?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Benutzeravatar
cathol01
Beiträge: 1562
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2003, 14:38
Wohnort: Archidioecesis Luxemburgensis
Kontaktdaten:

Was ist das für ein Gott?

Beitrag von cathol01 »

Verschoben aus FAN


Was ist das für ein Gott, dass er seinem Sohn am Kreuz nicht hilft? Diese Frage wird durch Passion of Christ erneut aufkommen. Was würdet ihr Menschen, die dies fragen, antworten?
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

Der Sohn ist selbst Gott, d.h. er hätte nur mit den Fingern schnipsen müssen und es wären Tausende von Engeln herangeflogen und hätten ihn gerettet. Jesus hat also das Leiden vollkommen freiwillig auf sich genommen, aus Liebe zu uns.

Benutzeravatar
Erich
Beiträge: 781
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 10:50
Wohnort: Köln

Beitrag von Erich »

Das Christentum ist die einzige Religion der Welt, die gefühlt hat, dass Allmacht Gott unvollständig machte. Das Christentum allein hat gespürt, dass Gott, um ganz Gott zu sein, sowohl ein Rebell wie ein König gewesen sein musste. Allein unter allen Glaubensfassungen hat das Christentum dem Schöpfer auch die Tugend des Mutes zugeschrieben. Denn der einzige Mut, der so genannt zu werden verdient, muss notwendig der sein, der bedeutet, dass die Seele eine Feuerprobe durchmachen muss und sie besteht.

Hiermit habe ich mich an eine Frage gewagt, die ihrer Dunkelheit und Tiefe wegen nur schwer zu formulieren ist; und ich bitte zum voraus um Verzeihung, wenn einer meiner Sätze fehlgehen oder unehrerbietig scheinen sollte in bezug auf eine Sache, der sich die grössten Heiligen und Denker mit Recht nur in Furcht und Zittern genähert haben.

Aber in jener furchtbaren Passionserzählung wird ganz offensichtlich angedeutet, dass der Urheber aller Dinge (auf irgendeine unausdenkliche Weise) nicht nur die Todesangst, sondern auch den Zweifel durchgekostet hat. Es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht versuchen.“ Nein, aber der Herr, dein Gott, kann sich selbst versuchen; und es scheint, als wäre es das, was in Gethsemane geschehen ist.

In einem Garten war es, dass Satan den Menschen versuchte; und in einem Garten versuchte er auch Gott. In irgendeiner übermenschlichen Weise durchlebte er unser menschliches Grauen des Pessimismus. Als die Welt ins Wanken geriet und die Sonne am Himmel erlosch, da war es nicht der Kreuzigung wegen, sondern wegen des Schreies am Kreuz: des Schreies wegen, der bekannte, dass Gott von Gott verlassen worden war.

Und nun lasse man die Revolutionäre unter allen Glaubensformen eine Glaubensform und unter allen Göttern einen Gott aussuchen. Sie werden keinen andern Gott finden, der sich selbst in Revolte befunden hätte. Oder (die Sache wird für menschliche Sprache zu schwierig) man lasse die Atheisten selbst einen Gott aussuchen. Sie werden nur e i n e Gottheit finden, die ihre eigene Isoliertheit zum Ausdruck brachte; nur e i n e Religion, in der Gott einen Augenblick lang Atheist zu sein schien.

Aus Chesterton: Orthodoxie
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Marlene
Beiträge: 661
Registriert: Donnerstag 4. Dezember 2003, 15:03

Re: Was ist das für ein Gott?

Beitrag von Marlene »

cathol01 hat geschrieben:Was ist das für ein Gott, dass er seinem Sohn am Kreuz nicht hilft? Diese Frage wird durch Passion of Christ erneut aufkommen. Was würdet ihr Menschen, die dies fragen, antworten?
Gott hat sich mit seinem Sohn ganz und gar auf die Erfahrung mit uns Menschen, auf die Erfahrung menschlichen Lebens und Leidens eingelassen ... Wenn man mit dem letzten Atemzug Jesu am Keuz Schluss macht, eine Geschichte des totalen Scheiterns.

Aber der Tod Christi ist nicht das Ende, sondern der Anfang! Ohne Tod keine Auferstehung. Und es ist doch die Auferstehung Christi, die uns die Überwindung alles Leids und die volle Dimension unseres Lebens zeigt, die letztlich ein Leben in Christus ist.

Wie hätte Gott seine Botschaft seiner Liebe, seiner Vergebung und des ewigen Lebens in ihm in unsere Herzen bekommen können, wenn er mitten im Leidensweg seines Sohnes Schluss gemacht hätte?

Durch was sonst hätte er uns seine Liebe mehr zeigen können, als darin, sich selbst als Mensch vollständig menschlichem Leiden auszuliefern? Wieviele Millionen Menschen in den vergangenen zweitausend Jahren mögen ihre Schicksale, ihr eigenes Leiden mit dem Blick auf den gemarterten, gekreuzigten und auferstandenen Christus durchgetragen haben?

Benutzeravatar
cathol01
Beiträge: 1562
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2003, 14:38
Wohnort: Archidioecesis Luxemburgensis
Kontaktdaten:

Beitrag von cathol01 »

Ja. Ich sehe jetzt wieder klarer. Jesus wusste genau, was ihn erwartete, d.h. er war sich den Konsequenzen seines Tuns bewusst, und ist den Weg bewusst gegangen.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema