Angeregt durch viele Stimmen, die seit dem denkwürdigen Faschingsmontag 2013 eine "Neudefinition" des Papsttums (natürlich jeweils in ihrem Sinne) erhoffen, stelle ich mir nach kritischem Blick auf einige Akte und Handlungen der letzten Päpste immer mehr die Frage, ob nicht auch diese selbst ein anderes Verständnis vom Petrusamt hatten als z.B. noch ein Pius XII.
Es wird ja immer mit persönlicher Bescheidenheit erklärt und gelobt, wenn ein Papst auf etwas verzichtet - aber wo endet persönliche Bescheidenheit bzw. Askese, und wo beginnt die Außenwirkung oder gar die Substanz des Petrusamtes zu leiden, wenn ein Amtsinhaber auf etwas verzichtet? Dazu gehören die Stichworte:
- Krönung und Tiara
- Pluralis Majestatis
- Sedia
- Papstwappen
- "Patriarch des Abendlandes"
- Bischof von Rom vs. Stellvertreter Christi
- "Primus inter pares" und Kollegialität vs. Primat
Will z.B. ein Papst, der auch im Wappen nicht mehr die Tiara führt, auf dieselbe Art Papst sein wie ein Pius XII.? Ließ sich umgekehrt ein früherer Papst krönen, um zu zeigen, er sei nun "Herrscher der Welt"? Unvergeßlich der Gesichtsausdruck Kardinal Ottavianis, als Paul VI. seine Tiara für immer absetzte...
Woran erkennt man noch das Herausgehobensein des Papstes, wenn er mit Großmuftis, Synagogenvorstehern und Frau Göring-Eckhart wortwörtlich auf einer Stufe steht bzw. sitzt - zumindest für die Welt als Vertreter einer Spielart neben "Seinesgleichen", nur eben von der "Konkurrenz"? Früher telefonierten die Kurienmitarbeiter im Knien mit dem Papst (und dies galt sicher nicht dem
Menschen!). Auch die Sedia symbolisiert doch dieses Herausgehobensein und wäre sicher auch ästhetisch ansprechender als der "Papstrollator".
Für einen bescheidenen Menschen kann doch gerade das "Ertragen" des "päpstlichen Pomps" ein gottgefälliger Akt sein?
Ganz traurig macht mich daher dann sowas, so es denn stimmt (AP-Zitat + Leserkommentar)):
"Later, the new pope shunned a special car and security detail provided to transport him to the Vatican hotel. He decided to stay with the cardinals. `I'll just go with the guys on the bus,' Dolan quoted him as saying." I guess after Benedict's abdication, the Pope's just another one of the guys.
Was für ein Verständnis des Papstamtes herrscht da vor?
Wenn man die Linie "Verzicht aufs Besonderssein aus Bescheidenheit" auf liturgischem Gebiet konsequent weiterdenkt, landet man bei Blech- oder Holzkelchen und schmucklosen Versammlungsräumen.
Wer nur einige meiner früheren Beiträge kennt, weiß, daß ich einen Papst nicht für ein per se gottgleiches, unkritisierbares Wesen "nicht von dieser Welt" halte; des Papalismus bin ich daher wohl unverdächtig.
In welche Richtung geht das alles? Ist der Papst wirklich (bald) nur noch der "CEO", den lauter ansonsten Gleichberechtigte für eine überschaubare Zeitspanne aus ihrer Mitte bestimmen, und der jederzeit aufhören bzw. bei "Nichtgefallen" abberufen werden kann? Interessant wäre noch ein Exkurs auf die Rolle des Bischofs als alleinverantwortlicher Oberhirte seiner Diözese vs. nichtauffallenwollendes Rädchen in der Alibikulisse "Bischofskonferenz".