Alles zu Primat und Petrusdienst

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Salmantizenser
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Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Salmantizenser »

Pilgerer hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Mir wäre allerdings schon wohl, wenn man im Augenblick Kandidaten für das Papstamt alleine nach inhaltlicher Substanz und nicht nach
äußeren, körperlichen Merkmalen auswählen würde. Daher spielt für mich die Herkunft schon keine Rolle mehr.
Verträgt sich Rassismus mit der katholischen Kirche?
Kolosser 3,11
Haben das die katholischen Faschisten der Action francaise etc. auch so gesehen?

In welchem Zeitraum? Bis zum Zweiten Weltkrieg hat Rassismus für die Action Française doch überhaupt keine Rolle gespielt, und dann auch nur in Form von Antisemitismus wegen der Kollaborationsgeschichten. Das einzige, was man da rassistisch auslegen könnte, wäre der Antijudaismus - aber damit waren sie in jener Zeit wohl nicht alleine.
Ferner war und ist die französische Rechte nie so "völkisch" oder rassisch orientiert, wie die deutschen Pendants.

Raphael

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Raphael »

Florianklaus hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Mir wäre allerdings schon wohl, wenn man im Augenblick Kandidaten für das Papstamt alleine nach inhaltlicher Substanz und nicht nach
äußeren, körperlichen Merkmalen auswählen würde. Daher spielt für mich die Herkunft schon keine Rolle mehr.
Verträgt sich Rassismus mit der katholischen Kirche?
Kolosser 3,11
Haben das die katholischen Faschisten der Action francaise etc. auch so gesehen?
Frag` sie doch mal!
Guter Vorschlag, aber der Pilgerer kann sich's auch einfacher machen und versuchen, hier im Forum Katholiken mit Fragen von der Qualität "Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Frau geschlagen?" in die Enge zu treiben! :pirat:

Lilaimmerdieselbe
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Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Wurde die action francaise nicht von zwei Päpsten verurteilt? Für oder gegen was können die als Argument dienen?

Pilgerer
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Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Pilgerer »

Salmantizenser hat geschrieben:In welchem Zeitraum? Bis zum Zweiten Weltkrieg hat Rassismus für die Action Française doch überhaupt keine Rolle gespielt, und dann auch nur in Form von Antisemitismus wegen der Kollaborationsgeschichten. Das einzige, was man da rassistisch auslegen könnte, wäre der Antijudaismus - aber damit waren sie in jener Zeit wohl nicht alleine.
Ferner war und ist die französische Rechte nie so "völkisch" oder rassisch orientiert, wie die deutschen Pendants.
Hauptsächlich in der Zeit der 30er/40er Jahren. Die Action francaise sollte nur ein Beispiel für vergleichbare rechtsradikale Bewegungen der 30er Jahre gelten. Mir ist das in den Sinn gekommen, als ich die Vorbehalte gegenüber einem "Neger" als Papst oben las.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Quasinix
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"Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Quasinix »

Angeregt durch viele Stimmen, die seit dem denkwürdigen Faschingsmontag 2013 eine "Neudefinition" des Papsttums (natürlich jeweils in ihrem Sinne) erhoffen, stelle ich mir nach kritischem Blick auf einige Akte und Handlungen der letzten Päpste immer mehr die Frage, ob nicht auch diese selbst ein anderes Verständnis vom Petrusamt hatten als z.B. noch ein Pius XII.

Es wird ja immer mit persönlicher Bescheidenheit erklärt und gelobt, wenn ein Papst auf etwas verzichtet - aber wo endet persönliche Bescheidenheit bzw. Askese, und wo beginnt die Außenwirkung oder gar die Substanz des Petrusamtes zu leiden, wenn ein Amtsinhaber auf etwas verzichtet? Dazu gehören die Stichworte:

- Krönung und Tiara
- Pluralis Majestatis
- Sedia
- Papstwappen
- "Patriarch des Abendlandes"
- Bischof von Rom vs. Stellvertreter Christi
- "Primus inter pares" und Kollegialität vs. Primat

Will z.B. ein Papst, der auch im Wappen nicht mehr die Tiara führt, auf dieselbe Art Papst sein wie ein Pius XII.? Ließ sich umgekehrt ein früherer Papst krönen, um zu zeigen, er sei nun "Herrscher der Welt"? Unvergeßlich der Gesichtsausdruck Kardinal Ottavianis, als Paul VI. seine Tiara für immer absetzte...

Woran erkennt man noch das Herausgehobensein des Papstes, wenn er mit Großmuftis, Synagogenvorstehern und Frau Göring-Eckhart wortwörtlich auf einer Stufe steht bzw. sitzt - zumindest für die Welt als Vertreter einer Spielart neben "Seinesgleichen", nur eben von der "Konkurrenz"? Früher telefonierten die Kurienmitarbeiter im Knien mit dem Papst (und dies galt sicher nicht dem Menschen!). Auch die Sedia symbolisiert doch dieses Herausgehobensein und wäre sicher auch ästhetisch ansprechender als der "Papstrollator".

Für einen bescheidenen Menschen kann doch gerade das "Ertragen" des "päpstlichen Pomps" ein gottgefälliger Akt sein?

Ganz traurig macht mich daher dann sowas, so es denn stimmt (AP-Zitat + Leserkommentar)):
"Later, the new pope shunned a special car and security detail provided to transport him to the Vatican hotel. He decided to stay with the cardinals. `I'll just go with the guys on the bus,' Dolan quoted him as saying." I guess after Benedict's abdication, the Pope's just another one of the guys.
Was für ein Verständnis des Papstamtes herrscht da vor?

Wenn man die Linie "Verzicht aufs Besonderssein aus Bescheidenheit" auf liturgischem Gebiet konsequent weiterdenkt, landet man bei Blech- oder Holzkelchen und schmucklosen Versammlungsräumen.

Wer nur einige meiner früheren Beiträge kennt, weiß, daß ich einen Papst nicht für ein per se gottgleiches, unkritisierbares Wesen "nicht von dieser Welt" halte; des Papalismus bin ich daher wohl unverdächtig.

In welche Richtung geht das alles? Ist der Papst wirklich (bald) nur noch der "CEO", den lauter ansonsten Gleichberechtigte für eine überschaubare Zeitspanne aus ihrer Mitte bestimmen, und der jederzeit aufhören bzw. bei "Nichtgefallen" abberufen werden kann? Interessant wäre noch ein Exkurs auf die Rolle des Bischofs als alleinverantwortlicher Oberhirte seiner Diözese vs. nichtauffallenwollendes Rädchen in der Alibikulisse "Bischofskonferenz".
Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

civilisation
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von civilisation »

Genau diese Problematik beschäftigt mich auch - und nicht erst seit gestern, sondern schon seit einigen "Zeichensetzungen" durch JPII.

Um sich darüber ein eigenes Urteil zu bilden, bleibt es erstmal abzuwarten, welche "Zeichen" der neue Papst Bischof von Rom setzen wird. Vermutlich wird man schon am 19.3. einiges sehen können.

Ich muß gerade an die ersten Worte von Franz I. denken: "Brüder und Schwestern - Guten Abend".

:pfeif:

memento
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von memento »

civilisation hat geschrieben:

... , bleibt es erstmal abzuwarten, welche "Zeichen" der neue Papst Bischof von Rom setzen wird. Vermutlich wird man schon am 19.3. einiges sehen können.

:pfeif:
Er hat ja schon deutliche Zeichen gesetzt:
Kein "Laudetur...." , sondern "Guten Abend!"
Er ließ sich zuerst vom Volk segnen. Erst dann erteilte er seinen päpstlichen Segen.
Das ist horizontale Theologie.
Das "Du sollst Gott über alles lieben... - Und deinen Nächsten wie dich selbst..." wurde von rückwärts buchstabiert.
Laudetur Jesus Christus
memento (der sonst liest und schweigt)

Stefan

Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Stefan »

memento hat geschrieben: Er ließ sich zuerst vom Volk segnen. Erst dann erteilte er seinen päpstlichen Segen.
Das ist nicht wahr. Er bat das Volk zum Herrn zu beten, damit er ihn segne.
Er bat nicht das Volk, ihn zu segnen.
But first I want to ask you a favour. Before the Bishop blesses the people I ask that you would pray to the Lord to bless me – the prayer of the people for their Bishop. Let us say this prayer – your prayer for me – in silence.
Quelle: http://www.news.va/en/news/pope-francis-his-first-words

Pilgerer
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Pilgerer »

Vielleicht ist das weniger ein Weg der Entmystifizierung, sondern eine "Entidolisierung", die das Papstamt wieder zum normalen Petrusdienst hinführt. Die Papstverehrung war früher einfach zu groß, sie konnte leicht Jesus Christus entthronen und den Papst an Seine Stelle setzen (aus protestantischer Sicht).
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Quasinix
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Quasinix »

Pilgerer hat geschrieben:Vielleicht ist das weniger ein Weg der Entmystifizierung, sondern eine "Entidolisierung", die das Papstamt wieder zum normalen Petrusdienst hinführt. Die Papstverehrung war früher einfach zu groß, sie konnte leicht Jesus Christus entthronen und den Papst an Seine Stelle setzen (aus protestantischer Sicht).
Aus protestantischer Sicht, die aus meiner katholischen Sicht für die Beurteilung eines Papstes völlig irrelevant ist, tun genau das ja auch schon die Heiligen, Maria usw. usf... So blöd waren die unerleuchteten Katholen früher aber dann doch nicht, daß sie vor all dem Glanz und der Pracht des bösen päpstlichen Triumphalismus z.B. eines Pius XII. Christus ganz übersahen... Das war ja mal wieder ein Griff ganz tief in die protestantische Mottenkiste, irgendwo zwischen "Ablaßhandel" und "Winkelmesse"...
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memento
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von memento »

Stefan hat geschrieben: Das ist nicht wahr. Er bat das Volk zum Herrn zu beten, damit er ihn segne.
Er bat nicht das Volk, ihn zu segnen.
Ja, stimmt wohl. Trotzdem nicht so schön.
In der Eucharistiefeier spricht doch zuerst immer der Priester sein "Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, ..." Und dann erst die Gemeinde ihr "Der Herr nehme das Opfer an aus deinen Händen..."
Primat des Herrn? Oder Primat des Volkes?
Gruß
memento

Stefan

Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Stefan »

Das war gestern keine Eucharistiefeier. *anmerk

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Robert Ketelhohn
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stefan hat geschrieben:Das war gestern keine Eucharistiefeier. *anmerk
Das unterstreiche ich dick.

(Ich käme als neugewählter Papst nicht im Traum auf die Idee, das
Volk mit »Laudetur Jesus Christus« anzureden, wenn ich zum ersten
Mal vor dasselbe trete. Eher: »Ciao figliuoli.«)
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Quasinix
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Quasinix »

Darüber denkt man vermutlich anders, wenn man aus einer Gegend kommt, in der sich noch vor nicht allzu langer Zeit die Leute auf der Straße mit "Gelobt sei Jesus Christus" - "In Ewigkeit, Amen" und heute immerhin noch mit "Grüß Gott" grüßen. Natürlich kann man danach kein Pontifikat beurteilen; aber es ist ein Mosaiksteinchen, und auf diese zu achten hat man in den letzten Jahrzehnten mehr oder weniger internalisiert. Das geht dann damit weiter, ob einer "Heilige Messe" oder "Eucharistiefeier" sagt usw. usf.
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Maurus
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Maurus »

Ich kann mich gar nicht dran erinnern, dass Johannes Paul II. oder Benedikt XVI. die Gläubigen mit "Laudetur Jesus Christus" begrüßt hätten. Benedikt XVI. sagte nach meiner Erinnerung einfach "Cari fratelle e sorelle". So begrüßte er auch stets die Gläubigen zum Angelus.

Bei Bergoglio muss man sich, wenn man ihn als Jesuiten sieht, auf eine etwas nüchternere Prosa gefasst machen. Abzuwarten bleibt auch, wie der römische Betrieb den neuen Papst beinflussen wird.

civilisation
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von civilisation »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Das war gestern keine Eucharistiefeier. *anmerk
Das unterstreiche ich dick.

(Ich käme als neugewählter Papst nicht im Traum auf die Idee, das
Volk mit »Laudetur Jesus Christus« anzureden, wenn ich zum ersten
Mal vor dasselbe trete. Eher: »Ciao figliuoli.«)
Eben drum. - Deshalb schrieb ich ja, daß wir am 19.3. schon mehr wissen werden.

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Quasinix
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Quasinix »

Um zum eigentlichen Thema zurückzukehren: Auch die gestrige Ansprache spricht m.E. mehr für ein Selbstverständnis primär als Bischof von Rom und "primus inter pares" als für das als Oberhaupt einer Weltkirche (zitiert nach kath.net):
Ihr wißt, es war die Aufgabe des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben. (...)

Die Diözese Rom hat nun seinen [sic] Bischof. (...)

Zunächst möchte ich ein Gebet sprechen für unseren emeritierten Bischof Benedikt XVI. (...)

Und jetzt beginnen wir diesen Weg - Bischof und Volk -, den Weg der Kirche von Rom, die den Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen; einen Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des gegenseitigen Vertrauens. (...)

Ich wünsche euch, daß dieser Weg als Kirche, den wir heute beginnen und bei dem mir mein Kardinalvikar, der hier anwesend ist, helfen wird, fruchtbar sei für die Evangelisierung dieser schönen Stadt. (...)

Ehe der Bischof das Volk segnet, bitte ich euch, den Herrn anzurufen, daß er mich segne: das Gebet des Volkes, das um den Segen für seinen Bischof bittet. (...)

Morgen möchte ich die Mutter Gottes aufsuchen und sie bitten, ganz Rom zu beschützen. (...)
Das Wort "Papst" fällt - manche werden sagen aus Bescheidenheit - kein einziges Mal; der einzige Bezug über Rom hinaus ist der Satz über den "Weg der Kirche von Rom, die den Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen"; dabei bleibt unklar, ob er mit den "anderen Kirchen" die unierten Kirchen meint oder die sog. Ortskirchen von Deutschland, Frankreich usw. Eine direkte Autorität über diese weicht auch hier dem "Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des gegenseitigen Vertrauens". Der Aufruf "Beten wir für die ganze Welt, damit ein großes Miteinander herrsche" bezieht sich dann wohl andererseits auf die ganze Welt und nicht nur auf den Orbis Catholicus.

Der neue Heilige Vater ist deswegen nun sicher kein schlechter Papst oder gar überhaupt nicht Papst; es geht wie in der Einleitung skizziert vielmehr um eine m.E. seit Benedikt zu beobachtende Akzentverschiebung in Selbstverständnis und Außenwirkung.
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Robert Ketelhohn
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Maurus hat geschrieben:"Cari fratelle e sorelle"
Durchgegendert muß das heißen: »fratelle e fratelli, sorelli e sorelle«. :freude: :freude: :freude:
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Robert Ketelhohn
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Quasinix hat geschrieben:Selbstverständnis primär als Bischof von Rom
Das walte der Herr.
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Robert Ketelhohn
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Quasinix hat geschrieben:oder die sog. Ortskirchen von Deutschland, Frankreich usw.
Die Ortskirchen von Berlin, Eichstätt, Piana deglia Albanesi, Melbourne etc. pp.
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Wenzel
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Wenzel »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:"Cari fratelle e sorelle"
Durchgegendert muß das heißen: »fratelle e fratelli, sorelli e sorelle«. :freude: :freude: :freude:
:dudu:

Solange ein Papst sich nicht soweit der Welt anpasst, daß er (!) solche Verdrehereien mitmacht ist es noch :freude: :freude: :freude:
aber wehe dem wir hören ihrgendwann mal tatsächlich "fratelle e fratelli, sorelli e sorelle" :erschrocken:
Pange, lingua, gloriosi corporis mysterium (Thomas von Aquin)
Westliche Wertegemeinschaft: Kinder- und Alten-Euthanasie, Genderwahn, Homoterror, Abtreibung, Ökowahn, Überwachungsmonströsität, political correctness ....

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Quasinix
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Quasinix »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Quasinix hat geschrieben:oder die sog. Ortskirchen von Deutschland, Frankreich usw.
Die Ortskirchen von Berlin, Eichstätt, Piana deglia Albanesi, Melbourne etc. pp.
Daß Du Dir das so wünschst, ist mir nach der nächtlichen Lektüre einiger Threads zum Thema "Universalprimat" klar... Und daß es einer "Ortskirche von Linz" oder der "Ortskirche von Schweinfurt" gefallen würde, die Betonköpfe in Rom würden ihnen nicht ständig "reinpfuschen", ebenfalls. Nur hätte das nichts mehr mit der von Christus gegründeten universalen Kirche und dem von ihm gestifteten Petrusamt zu tun.
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Athanasius0570
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Athanasius0570 »

Soweit ich mich erinnere, hat Christus gesagt "Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" und nicht "Dieser Felsen ist meine Kirche"...
Für mich klingt aus deinen Aussagen genau die gleiche Haltung heraus, wie bei "Wir sind Kirche", nur halt auf den Papst statt auf die Laien bezogen.
Keiner von all denen ist alleine Kirche. Sondern die Kirche ist der Leib Christi mit ALL seinen Gliedern und Christus als Haupt.
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Reinhard
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Reinhard »

memento hat geschrieben:Er ließ sich zuerst vom Volk segnen. Erst dann erteilte er seinen päpstlichen Segen.
Das ist horizontale Theologie.
Nicht ganz.

Das ist viel mehr ein wirkliches "primus inter pares", bezogen auf alle Gläubigen.

So wie der Priester seine Vollmacht auch nicht aus sich selbst hat, sondern nur kraft des Glaubens der ganzen Kirche, so hat auch der Papst seine Vollmacht nicht aus sich selbst, sondern gibt nur den Segen von Gott weiter.

Deshalb war es sehr sinnfällig, dass PP Franziskus sich gestern zuerst selber unter den Segen Gottes gestellt hat (vor IHm hat er sich demütig gebeugt, nicht vor dem Volk !), bevor er ihn "Urbi &Orbi" gespendet hat.

Das ist ein vertikales Segensverständnis, wie es sauberer nicht sein kann.

Dass die profanen Reporter davon nicht viel begriffen haben ist eine andere Sache, aber das ist im Grunde auch egal.

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Robert Ketelhohn
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Wenzel hat geschrieben: :dudu:
Der Maurus hat angefangen!
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Quasinix
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Quasinix »

Athanasius0570 hat geschrieben:Soweit ich mich erinnere, hat Christus gesagt "Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" und nicht "Dieser Felsen ist meine Kirche"...
Für mich klingt aus deinen Aussagen genau die gleiche Haltung heraus, wie bei "Wir sind Kirche", nur halt auf den Papst statt auf die Laien bezogen.
Keiner von all denen ist alleine Kirche. Sondern die Kirche ist der Leib Christi mit ALL seinen Gliedern und Christus als Haupt.
"Der Papst ist das Oberhaupt der ganzen Kirche" <> "Der Papst ist die ganze Kirche", oder?

Zusammen mit dem Verweis auf WSK kann man so einen "Interpretationsirrtum" nur noch schwer als gutwillig interpretieren.
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Didymus
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Didymus »

Die Ortskirchen von Berlin, Eichstätt, Piana deglia Albanesi, Melbourne etc. pp.
Theologisch-theoretisch völlig korrekt. De facto hat aber in den Ortskirchen von Berlin und Eichstätt die Deutsche Bischofskonferenz viel, um nicht zu sagen, zu viel mitzureden.

Und da stellt sich schon die Frage, was die auffallend starke Konzentration Franziskus' auf das Bischofsamt von Rom praktisch zu bedeuten hat. Wie wird er seine Primatialgewalt ausüben? Wird sich das Verhältnis Roms zu den nationalen Bischofskonferenzen ändern? Oder das Verhältnis Bischofskonferenz-Bistum? Was bedeutet das für die Bischofskongregation? Die Nuntiaturen? Die Ernennung von Diözesanbischöfen? Die Stellung exemter Orden in den Diözesen? usw.

Da müssen wir abwarten, was das Verständnis des neuen Papstes als Bischof von Rom für Auswirkungen haben wird.

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Quasinix
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Quasinix »

Reinhard hat geschrieben:
memento hat geschrieben:Er ließ sich zuerst vom Volk segnen. Erst dann erteilte er seinen päpstlichen Segen.
Das ist horizontale Theologie.
Nicht ganz.
Das ist viel mehr ein wirkliches "primus inter pares", bezogen auf alle Gläubigen.
So wie der Priester seine Vollmacht auch nicht aus sich selbst hat, sondern nur kraft des Glaubens der ganzen Kirche, so hat auch der Papst seine Vollmacht nicht aus sich selbst, sondern gibt nur den Segen von Gott weiter.
Deshalb war es sehr sinnfällig, dass PP Franziskus sich gestern zuerst selber unter den Segen Gottes gestellt hat (vor IHm hat er sich demütig gebeugt, nicht vor dem Volk !), bevor er ihn "Urbi &Orbi" gespendet hat.
Das ist ein vertikales Segensverständnis, wie es sauberer nicht sein kann.
Dass die profanen Reporter davon nicht viel begriffen haben ist eine andere Sache, aber das ist im Grunde auch egal.
Daß er sich nicht vom Volk segnen ließ, wurde weiter oben ja schon mehrfach klargestellt. Es ging auch nicht ums Segensverständnis, sondern ums Amtsverständnis.

Hier wurde auch nicht postuliert, der Papst werde durch die Wahl zu einem gottähnlichen Wesen, das irgendeine Macht aus sich heraus hat - so ein Papstbild gab es bei Katholiken auch niemals, denn das wäre häretisch.

Verehrung und "Prunk" galten auch früher nicht dem Menschen Guiseppe Sarto oder Achille Ratti usw. Sehr sinnfällig in diesem Zusammenhang die Passage der Krönungszeremonie, in der zu den Worten "Sancte Pater, sic transit gloria mundi" vor dessen Augen ein Bündel Flachs verbrannt wurde.
Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

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Maurus
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Maurus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:"Cari fratelle e sorelle"
Durchgegendert muß das heißen: »fratelle e fratelli, sorelli e sorelle«. :freude: :freude: :freude:
:pfeif: :tuete:

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Athanasius0570
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Athanasius0570 »

Quasinix hat geschrieben:"Der Papst ist das Oberhaupt der ganzen Kirche" <> "Der Papst ist die ganze Kirche", oder?
Zusammen mit dem Verweis auf WSK kann man so einen "Interpretationsirrtum" nur noch schwer als gutwillig interpretieren.
Im Zusammenhang deiner Aussagen ist der Unterschied aber nicht so deutlich auszumachen.
Und für mich bleibt eben Christus das Haupt der Kirche, der Papst als Bischof von Rom Nachfolger des Petrus - dem Vorsteher der Apostel - der mit dem höchsten Vorrang vor allen Bischöfen der Weltkirche.

Das Petrusamt ist weiters auch nicht Vermittler des Apostelamtes.

Es ist keinesfalls so, dass die "Weltkirche des Papstes" in Diözesen unterteilt wäre, sondern die Weltkirche baut sich aus Ortskirchen unter ihren Bischöfen auf. Die Katholische Kirche aus jenen Ortskirchen, die mit dem Bischof von Rom in Communio stehen.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

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Robert Ketelhohn
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Athanasius0570 hat geschrieben:Es ist keinesfalls so, dass die "Weltkirche des Papstes" in Diözesen unterteilt wäre, sondern die Weltkirche baut sich aus Ortskirchen unter ihren Bischöfen auf. Die Katholische Kirche aus jenen Ortskirchen, die mit dem Bischof von Rom in Communio stehen.
:klatsch: :klatsch: :klatsch:
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Quasinix
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Re: "Neudefinition" und "Entmystifizierung" des Petrusamtes

Beitrag von Quasinix »

Athanasius0570 hat geschrieben:
Quasinix hat geschrieben:"Der Papst ist das Oberhaupt der ganzen Kirche" <> "Der Papst ist die ganze Kirche", oder?
Zusammen mit dem Verweis auf WSK kann man so einen "Interpretationsirrtum" nur noch schwer als gutwillig interpretieren.
Im Zusammenhang deiner Aussagen ist der Unterschied aber nicht so deutlich auszumachen.
Und für mich bleibt eben Christus das Haupt der Kirche, der Papst als Bischof von Rom Nachfolger des Petrus - dem Vorsteher der Apostel - der mit dem höchsten Vorrang vor allen Bischöfen der Weltkirche.

Das Petrusamt ist weiters auch nicht Vermittler des Apostelamtes.

Es ist keinesfalls so, dass die "Weltkirche des Papstes" in Diözesen unterteilt wäre, sondern die Weltkirche baut sich aus Ortskirchen unter ihren Bischöfen auf. Die Katholische Kirche aus jenen Ortskirchen, die mit dem Bischof von Rom in Communio stehen.
Das kannst Du alles persönlich gerne sehen wie Du willst. Die Beiträge orthodoxer Diskutanden fallen mir eh immer wieder negativ auf durch bewußte oder unbewußte Verdrehung, bewußtes oder unbewußtes Mißverstehen(wollen) - denn mir zu unterstellen, aus dem Oberhaupt der Kirche die Kirche schlechthin zu machen (der Papst wäre dann Oberhaupt seiner selbst und sonst niemandes, wenn er "die ganze Kirche" ist - wirklich sehr sinnvoll), ist auch nur auf sehr ungeraden Wegen möglich. Die Unsinnigkeit desselben dann immer noch als "nicht so deutlich auszumachen" zu bezeichnen, rundet das ganze dann vollends ab.

Hier wird dann schon wieder der nächste Kniff benutzt, um Christus als Oberhaupt der Kirche gegen Petrus und seinen jeweiligen Nachfolger als Stellvertreter Christi und Leiter der Kirche auf Erden in einen scheinbaren Widerspruch zu setzen. Sowas ist in einer Diskussion einfach zutiefst unredlich.

Und wo hat hier jemand behauptet, das Petrusamt sei "Vermittler des Apostelamtes", bzw. was soll damit überhaupt ausgesagt werden? Auch nur so eine Sprechblase...

Zuguterletzt: Hier geht es eigentlich um die katholische Sicht auf die im Betreff genannte mögliche Neudeutung des Petrusamtes - was das für andere Glaubensgemeinschaften bedeutet, sollte sinnvollerweise anderswo diskutiert werden, alleine schon weil das jede derselben wohl etwas anders deutet (das kannst Du jetzt auch gerne als Kapitulation vor Deinen "Argumenten" sehen).
Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

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