Der Gottesbeweis

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Sempre
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Sempre »

Raphael hat geschrieben:Erklär 'mal sempre:
P1 Empirisch ist Bewegung feststellbar.
P2 Jede Bewegung hat eine Ursache.
S1 Eine womöglich existierende Erstursache ist unbewegt.
S2 Diese unbewegte Erstursache ist Gott.

Da sagt der Logiker: Non sequitur!
Lieber Raphael, Du bist eine Nervensäge erster Güte. Die Hypothese (und nicht Prämisse), dass jede Bewegung eine Ursache habe, wird vom kausalen Gottesbeweis als falsch entlarvt. Wie heißt der Volker Dittmar von dessen Site Du das jetzt kopiert hast?
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
[@Raphael]
Du hast die ganze Sache mit dem „Licht der Vernunft“ wirklich nicht verstanden. :achselzuck:
Gruß
Sempre
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Raphael

Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:Die Hypothese (und nicht Prämisse), dass jede Bewegung eine Ursache habe, wird vom kausalen Gottesbeweis als falsch entlarvt.
Damit hast Du jedoch der Vernunft "ins Knie geschossen", weil die Vernunft empirisch Bewegung wahrnimmt.

Es bleiben also innerhalb der Erkenntnisordnung Vernunft ([Punkt]) zwei Auswege:
1. Die Vernunft hat eine getrübte Wahrnehmung und nimmt daher etwas Unrichtiges wahr.
2. Es gibt keine Erstursache, sondern alles war immer schon in Bewegung, daher auch die "Erstursache", die in Wahrheit dann eben keine Erstursache mehr ist.

P.S. Im Übrigen bin ich alles andere als ein Dittmar-Fan, den ich aus "Disputationen" in einem anderen Forum - dessen Name hier nicht genannt werden soll - kenne.
Zuletzt geändert von Raphael am Donnerstag 17. Juni 2010, 08:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Sempre
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Sempre »

Raphael hat geschrieben:Und eine letzte Anmerkung:
Es ist erstaunlich, wie hier zwei Foren-User aus dem Dunstkreis der FSSPX - um sie namentlich zu nennen: sempre und gamaliel - versuchen, Katholiken zum Gehorsam gegenüber der Lehre der katholischen Kirche zu zwingen, während sie selber dem Papst den Gehorsam verweigern.
Jesus Christus hat in Mt 23, 24 über solche Charaktere gesagt: Ihr siebt Mücken und verschluckt Kamele!
Ach so Raphael, jetzt endlich erklärst Du Dich. Du wehrst Dich gegen die Beweisbarkeit der Existenz und Personalität Gottes, weil die Piusbrüder daran glauben. Ja, wenn die Piusbrüder das für richtig halten, ja dann, dann muss das ja falsch sein. Selbst wenn es Lehre der Kirche ist.

Gruß
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Sempre
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Sempre »

Raphael hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Die Hypothese (und nicht Prämisse), dass jede Bewegung eine Ursache habe, wird vom kausalen Gottesbeweis als falsch entlarvt.
Damit hast Du jedoch der Vernunft "ins Knie geschossen", weil die Vernunft empirisch Bewegung wahrnimmt.
Lieber Raphael, stell mal Deine Lauscherchen auf, damit da etwas in Deinen Kopf eindringt:

Wenn der kausale Gottesbeweis zeigt, dass nicht jede Bewegung eine Ursache habe, dann bedeutet das nicht, dass es keinerlei Bewegung gebe, und schon gar nicht, dass die Bewegung, die wir beobachten, nicht sei.

Gruß
Sempre

P.S.: Mach mal Pause. Du wirkst ja irre.
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Raphael

Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:Ach so Raphael, jetzt endlich erklärst Du Dich.
Und Du verdrehst Diese Erklärung in voluntaristischer Weise, aber das ist man ja von der FSSPX mittlerweile gewohnt!

Raphael

Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:P.S.: Mach mal Pause. Du wirkst ja irre.
... sagte Jack Nicholson als er über das Kuckucksnest flog! :D

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holzi
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von holzi »

Habt ihr jetzt 23 Seiten gebraucht, nur um festzustellen, daß der jeweils andere falsch liegt? Macht mal Pause, geht an die frische Luft, der Hund sollte auch mal Gassi gehen!

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Sempre
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Sempre »

holzi hat geschrieben:Habt ihr jetzt 23 Seiten gebraucht, nur um festzustellen, daß der jeweils andere falsch liegt? Macht mal Pause, geht an die frische Luft, der Hund sollte auch mal Gassi gehen!
Holzi, wenn Du süßholzi raspeln willst, wende Dich an Nassos&taddeo&Co. Hier störst Du nur.

Gruß
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Raphael

Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Raphael »

holzi hat geschrieben:Habt ihr jetzt 23 Seiten gebraucht, nur um festzustellen, daß der jeweils andere falsch liegt? Macht mal Pause, geht an die frische Luft, der Hund sollte auch mal Gassi gehen!
Der Thomismus wirkt in seiner Strenge halt manchmal etwas miefig, sodaß der katholische Glauben da häufig mit seiner befreienden Einfachheit etwas durchlüften muß! :blinker:
Zuletzt geändert von Raphael am Donnerstag 17. Juni 2010, 08:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Sempre »

Raphael hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Habt ihr jetzt 23 Seiten gebraucht, nur um festzustellen, daß der jeweils andere falsch liegt? Macht mal Pause, geht an die frische Luft, der Hund sollte auch mal Gassi gehen!
Der Thomismus wirkt in seiner Strenge halt manchmal etwas miefig, sodaß der katholische Glauben da manchmal mit seiner befreienden Einfachheit etwas durchlüften muß! :blinker:
Was willst Du damit sagen? Dass Du einmal Gassi gehen solltest?

Gruß
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Habt ihr jetzt 23 Seiten gebraucht, nur um festzustellen, daß der jeweils andere falsch liegt? Macht mal Pause, geht an die frische Luft, der Hund sollte auch mal Gassi gehen!
Der Thomismus wirkt in seiner Strenge halt manchmal etwas miefig, sodaß der katholische Glauben da manchmal mit seiner befreienden Einfachheit etwas durchlüften muß! :blinker:
Was willst Du damit sagen? Dass Du einmal Gassi gehen solltest?

Gruß
Sempre
Nun, jeder vernünftigen Menschen, der der Textexegese in Grundzügen mächtig ist, wird meinen obigen Text dahingehend deuten, daß der Thomismus und der katholische Glauben zwar miteinander verwandt, aber nicht völlig identisch sind.
Das mag Dich verwundern, weil Du in anderer Weise informiert wurdest, aber das ist ein Problem der FSSPX-Oberen und nicht meines. :pfeif:

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holzi
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von holzi »

Sempre hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Habt ihr jetzt 23 Seiten gebraucht, nur um festzustellen, daß der jeweils andere falsch liegt? Macht mal Pause, geht an die frische Luft, der Hund sollte auch mal Gassi gehen!
Holzi, wenn Du süßholzi raspeln willst, wende Dich an Nassos&taddeo&Co. Hier störst Du nur.
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Juergen
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Juergen »

sempre hat geschrieben:Ich will das nun im einzelnen nicht kommentieren, sondern lieber nachfragen: Was davon genau zeigt Deiner Auffassung nach in welcher Weise, dass die Kirche irre, wenn sie lehrt, dass die Existenz und Personalität Gottes mittels der ratio aus den geschaffenen Dingen bewiesen werden kann?
Um mein Geschreibsel auf ein paar Punkte zu reduzieren, um sich dran abzuarbeiten :roll:

1. Bewiesen wird z.B. der unbewegte Beweger (Thomas) oder auch das denkende Denken (Aristoteles). Aber der unbewegte Beweger ist der unbewegte Beweger und das denkende Denke ist das denkende Denken, aber es ist kein personaler Gott.

2. Die bewiesene Existenz hat kein Gesicht. Er ist ein Gott der Zweckmäßigkeit und immanent erfahrbaren Ordnung. Gott ist gleichsam der Gärtner des Lebens.

3. Jeder Weg, der im endlichen einen Aufstieg in Richtung Unendlichkeit versucht, geht einen Weg - vielleicht einen langen Weg - aber der Weg bleibt in der Endlichkeit. Ein Sprung in die Unendlichkeit und damit zu Gott ist nicht möglich. Will man den unbewegten Beweger verorten, so muß man ihn in der Endlichkeit verorten. - Das entspricht aber nichtmals dem Gott der Philosphen und schon gar nicht dem christl. Gott.
Alle Gottesbeweise (egal von wem), die von den Geschaffenen Dingen ausgehen und zu Gott aufsteigen wollen, erliegen dem Problem, daß es keinen Weg gibt der in die Unendlichkeit führt.

4. Der Hinweis in den fünf Wegen, daß ein unendlicher Regess nicht möglich ist, ist auch kein Sprung in die Unendlichkeit in der Form, daß man nun den Weg in der Endlichkeit verläßt und dann rüberspringt. Mehr noch: gerade dieses Argument fußt auf auf dem aristotelischen Verbot, daß es ein aktual Unendliches nicht gegen kann. Damit beinhaltet der Beweis gleichsam schon das Verbot eines unendlichen Gottes.

5. Hätte man tatsächlich eine Möglichkeit geschaffen, sowohl das Endliche als auch das Unendliche zu überblicken, würde der Beweisgang (und derjenige, der ihn durchführt) gleichsam ein Über-Gott sein. Nur was außerhalb von Gott ist, kann begriffen werden. Würde man den Versuch unternehmen, Gott und Welt zu betrachten würde man gleichsam von außen gucken und sehen: hier die Welt, da ist Gott, ich stehe darübe und betrachte sie beide.

6. Mit den fünf Wegen des Thomas gelangt man zu fünf Ergebnissen, die nicht zwingend notwendig auf ein und dasselbe verweisen. Man könnte sogar sagen, daß Thomas fünf "Götter" beweist.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Sempre
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Sempre »

Juergen hat geschrieben:Um mein Geschreibsel auf ein paar Punkte zu reduzieren, um sich dran abzuarbeiten :roll:

1. Bewiesen wird z.B. der unbewegte Beweger (Thomas) oder auch das denkende Denken (Aristoteles). Aber der unbewegte Beweger ist der unbewegte Beweger und das denkende Denke ist das denkende Denken, aber es ist kein personaler Gott.

2. Die bewiesene Existenz hat kein Gesicht. Er ist ein Gott der Zweckmäßigkeit und immanent erfahrbaren Ordnung. Gott ist gleichsam der Gärtner des Lebens.

3. Jeder Weg, der im endlichen einen Aufstieg in Richtung Unendlichkeit versucht, geht einen Weg - vielleicht einen langen Weg - aber der Weg bleibt in der Endlichkeit. Ein Sprung in die Unendlichkeit und damit zu Gott ist nicht möglich. Will man den unbewegten Beweger verorten, so muß man ihn in der Endlichkeit verorten. - Das entspricht aber nichtmals dem Gott der Philosphen und schon gar nicht dem christl. Gott.
Alle Gottesbeweise (egal von wem), die von den Geschaffenen Dingen ausgehen und zu Gott aufsteigen wollen, erliegen dem Problem, daß es keinen Weg gibt der in die Unendlichkeit führt.

4. Der Hinweis in den fünf Wegen, daß ein unendlicher Regess nicht möglich ist, ist auch kein Sprung in die Unendlichkeit in der Form, daß man nun den Weg in der Endlichkeit verläßt und dann rüberspringt. Mehr noch: gerade dieses Argument fußt auf auf dem aristotelischen Verbot, daß es ein aktual Unendliches nicht gegen kann. Damit beinhaltet der Beweis gleichsam schon das Verbot eines unendlichen Gottes.

5. Hätte man tatsächlich eine Möglichkeit geschaffen, sowohl das Endliche als auch das Unendliche zu überblicken, würde der Beweisgang (und derjenige, der ihn durchführt) gleichsam ein Über-Gott sein. Nur was außerhalb von Gott ist, kann begriffen werden. Würde man den Versuch unternehmen, Gott und Welt zu betrachten würde man gleichsam von außen gucken und sehen: hier die Welt, da ist Gott, ich stehe darübe und betrachte sie beide.

6. Mit den fünf Wegen des Thomas gelangt man zu fünf Ergebnissen, die nicht zwingend notwendig auf ein und dasselbe verweisen. Man könnte sogar sagen, daß Thomas fünf "Götter" beweist.
Mit diesen ganzen Punkten zielst Du darauf ab, zu zeigen, dass der Gott der Philosophen nicht bewiesen sei. Genau damit hat sich auch Immanuel Kant (1724-1804) beschäftigt. Was aber ist nun genau der "Gott der Philosophen"? Auch Kant lässt diese Frage offen und wählt den "Gott des Philosophen Leibniz" als Gegner.

Nun hatte bereits Aristoteles vor Christus die Existenz Gottes bewiesen. Wenn Du so willst, die Existenz des "Gottes des Philosophen Aristoteles". Darauf hat der Apostel hingewiesen.

Kant argumentiert nicht gegen den "Gott des Philosophen Aristoteles" sondern gegen den "Gott des Philosophen Leibniz". Es mag richtig sein -darum geht es hier nicht- dass einiges, was diverse Philosophen im Laufe der Zeit als sichere Erkenntnis angesehen haben, nur vermeintlich sichere Erkenntnis war.

Als nun später die Kirche (Vaticanum I, 1869-1870) die Lehre von der Beweisbarkeit der Existenz und Personalität Gottes fixiert, sind ihr nun auch die Schriften von Immanuel Kant wohlbekannt. Sie deklariert nicht, dass der "Gott des Philosophen Leibniz" (der später auch der "Gott des Mathematikers Gödel" ist), beweisbar sei, sondern eben (bloß) die Existenz und Personalität Gottes. Wohlwissend, dass auch Kant dagegen keinen wirksamen Einwand hat. Es ist ja nicht so, dass die Kirche ihre Gegner nicht gewissenhaft studierte.

Nun aber zu den Punkten im einzelnen:

ad 1.)
Dazu hatte ich geschrieben: Wenn Gott vernunftbegabte Personen schafft, dann muss er selbst vernunftbegabte Person (oder etwas noch höheres) sein, da niedrigere Ordnung bzw. niedrigere Formen gemäß dem Kausalgesetz keine höheren hervorbringen.

ad 2.)
Ich kann hier keinen Einwand gegen die Lehre der Kirche erkennen.

ad 3.) und 4.)
Die Kirche lehrt, dass Existenz und Personalität Gottes beweisbar sind. Dass weitere Prädikate beweisbar seien, wird nicht von den Gläubigen zu glauben verlangt. Speziell auch nicht die Unendlichkeit oder Ewigkeit Gottes. Die ist zwar zu glauben, weil offenbart, deren Beweisbarkeit ist aber nicht zu glauben.

ad 5.)
Käme die Kirche daher und behauptete, das Endliche sowie auch das Unendliche zu überblicken, dann ... tja dann ... tja ... was wäre dann? Naja, egal, ist ja nicht der Fall. Ein Nachweis der Existenz und Personalität Gottes ist wohl ein demgegenüber eher mageres Ergebnis, ein Spatz, auf den Du hier mit Kanonen schießt.

ad 6.) sowie insgesamt
Der Vorwurf von Kant gegen die ontologischen Gottesbeweise war -so grob daher gesagt- der, dass Gott eine Idee des Menschen sei, die dieser mittels "Vernünftelei" in die Realität projiziere. Deine Einwände funktionieren im Prinzip genauso: Du sagst einiges über den Gott, den Du aus dem Glauben und der Philosophie kennst, und verlangst dann von dem Beweis, die entsprechenden, bereits bekannten Eigenschaften Gottes nachzuweisen.

Nachgewiesen ist eine unverursachte Erstursache, ein Unbedingtes, welches im Gegensatz zu all dem Bedingten steht, was wir beobachten. Wenn auch ein Heide sich weigern mag, dies mit Gott zu identifizieren, mit dem Gott Mosis, der im Anfang schuf, dann tut das der Lehre der Kirche keinen Abbruch. Es reicht, dass der Heide nach entsprechender Erkenntnis von einer "personalen Erstursache" oder Vergleichbarem spricht. Dass er damit automatisch vom dreifaltigen Gott spricht, dessen Dreifaltigkeit Moses nicht erwähnte, braucht er nicht zu erkennen.

Gruß
Sempre
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Raphael

Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:ad 1.)
Dazu hatte ich geschrieben: Wenn Gott vernunftbegabte Personen schafft, dann muss er selbst vernunftbegabte Person (oder etwas noch höheres) sein, da niedrigere Ordnung bzw. niedrigere Formen gemäß dem Kausalgesetz keine höheren hervorbringen.
In der Systemtheorie wird hierzu der Begriff "Emergenz" genutzt. Er bezeichnet das spontane Entstehen höherer Ordnung aus niederen Ordnungen. Stichwort: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!"
Sempre hat geschrieben:ad 2.)
Ich kann hier keinen Einwand gegen die Lehre der Kirche erkennen.

Ein Gott der - in Jürgens Terminologie - eine "Gärtner des Lebens" sein soll, ist angesichts der irdischen Situation von einem Demiurg nicht unterscheidbar. Da wir uns aber hier auschließlich innnerhalb der Erkenntnisordnung der Vernunft bewegen wollen, vertiefe ich das nicht weiter.
Sempre hat geschrieben:ad 3.) und 4.)
Die Kirche lehrt, dass Existenz und Personalität Gottes beweisbar sind. Dass weitere Prädikate beweisbar seien, wird nicht von den Gläubigen zu glauben verlangt. Speziell auch nicht die Unendlichkeit oder Ewigkeit Gottes. Die ist zwar zu glauben, weil offenbart, deren Beweisbarkeit ist aber nicht zu glauben.
Zum hundersten Mal: "Die Kirche lehrt" ist eine Terminus, der - höflich formuliert - innerhalb der Erkenntnisordnung der Vernunft nur sehr beschränkte Argumentationskraft hat.

Im Übrigen ist mit dem 2. Gottesbeweis des Aquinaten kein personaler Gott bewiesen, sondern einer von der unpersonalen Sorte.
Sempre hat geschrieben:ad 5.)
Käme die Kirche daher und behauptete, das Endliche sowie auch das Unendliche zu überblicken, dann ... tja dann ... tja ... was wäre dann? Naja, egal, ist ja nicht der Fall. Ein Nachweis der Existenz und Personalität Gottes ist wohl ein demgegenüber eher mageres Ergebnis, ein Spatz, auf den Du hier mit Kanonen schießt.
Ich muß zugeben, daß mir Jürgens Denkfigur neu ist.
Nichtsdestoweniger halte ich sie für einen guten Ansatz, um übermäßige Vernünftelei kleinzukriegen. Mittlerweile ist allgemein anerkannt, daß diejenigen, welche sich für Gott halten, reif für die Klapsmühle sind.
Aber was macht man mit denen, die sich einbilden sogar noch über Gott zu stehen?

Da hilft doch aus christlicher Sicht tatsächlich nur noch der Verweis auf das Beispiel, welches Jesus Christus uns gegeben hat.
Sempre hat geschrieben:ad 6.) sowie insgesamt
Der Vorwurf von Kant gegen die ontologischen Gottesbeweise war -so grob daher gesagt- der, dass Gott eine Idee des Menschen sei, die dieser mittels "Vernünftelei" in die Realität projiziere. Deine Einwände funktionieren im Prinzip genauso: Du sagst einiges über den Gott, den Du aus dem Glauben und der Philosophie kennst, und verlangst dann von dem Beweis, die entsprechenden, bereits bekannten Eigenschaften Gottes nachzuweisen.
Sempre hat geschrieben:Nachgewiesen ist eine unverursachte Erstursache, ein Unbedingtes, welches im Gegensatz zu all dem Bedingten steht, was wir beobachten. Wenn auch ein Heide sich weigern mag, dies mit Gott zu identifizieren, mit dem Gott Mosis, der im Anfang schuf, dann tut das der Lehre der Kirche keinen Abbruch. Es reicht, dass der Heide nach entsprechender Erkenntnis von einer "personalen Erstursache" oder Vergleichbarem spricht. Dass er damit automatisch vom dreifaltigen Gott spricht, dessen Dreifaltigkeit Moses nicht erwähnte, braucht er nicht zu erkennen.

Gruß
Sempre
Ich halte es für angemessen, die Begrifflichkeiten sauber zu sortieren:
Geht's hier um einen unbewegten Beweger, ein unbedingt Bedingtes oder eine unverursachte Ursache?
Zuletzt geändert von Raphael am Freitag 18. Juni 2010, 10:10, insgesamt 2-mal geändert.

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overkott
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:Im Übrigen ist mit dem 2. Gottesbeweis des Aquinaten kein personaler Gott bewiesen, sondern einer von der unpersonalen Sorte.
Dieser Blödsinn ist doch wirklich mal was Neues. Was verstehst du denn als personal?

Raphael

Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Im Übrigen ist mit dem 2. Gottesbeweis des Aquinaten kein personaler Gott bewiesen, sondern einer von der unpersonalen Sorte.
Dieser Blödsinn ist doch wirklich mal was Neues. Was verstehst du denn als personal?
Personal ist jemand, der ansprechbar ist!
Wie soll ich denn einen unbewegten Beweger ansprechen?

Als Katholik weiß ich, daß ich den Schöpfer als Vater ansprechen kann.
Davon wußten aber noch nicht einmal die Juden, bevor sie von Jesus über exakt diesen Umstand aufgeklärt worden sind.

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overkott
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Im Übrigen ist mit dem 2. Gottesbeweis des Aquinaten kein personaler Gott bewiesen, sondern einer von der unpersonalen Sorte.
Dieser Blödsinn ist doch wirklich mal was Neues. Was verstehst du denn als personal?
Personal ist jemand, der ansprechbar ist!
Wie soll ich denn einen unbewegten Beweger ansprechen?

Als Katholik weiß ich, daß ich den Schöpfer als Vater ansprechen kann.
Davon wußten aber noch nicht einmal die Juden, bevor sie von Jesus über exakt diesen Umstand aufgeklärt worden sind.
Wo denkst du hin? Kennst du denn nicht das Weisheitslied Etans, des Esrachiters? David hat Gott schon seinen Vater genannt (Ps 89,27). Also, wir wollen doch alle schön bescheiden sein.

Du kannst ansprechen, wen du willst, zum Beispiel in der Form: "O Gott, du unbewegter Beweger, du Schöpfer und Vater aller Menschen".

Raphael

Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Wo denkst du hin?
Ich hoffe, in die richtige Richtung! :)
overkott hat geschrieben:Kennst du denn nicht das Weisheitslied Etans, des Esrachiters?
Das war mir beim Verfassen des obigen Beitrages nicht präsent, weil ich die Hl. Schrift nicht auswendig kenne, wie man es dem Rasputin nachsagte.

Eine kurze Recherche ergibt jedoch, daß es sich um das Klagelied - nicht Weisheitslied - über die Verwerfung des Hauses Davids handelt. David hat sich - aufgrund seines Verhaltens gegenüber Urias - als nicht würdig erwiesen, obwohl er von Gott quasi "die Welt vor die Füße" gelegt bekommen hatte.
Darin nennt auch nicht David Gott seinen Vater, sondern Etan legt ihm Worte in den Mund, die er eigentlich zu sagen gehabt hätte.
Glücklicherweise erkennt David nach gutem Zureden von Nathan seine Schuld und bereut.

Die Stelle, wo Etan dem David das Wort vom Vater in den Mund legt, wird später von Jesus Christus erfüllt werden. Denn er lehrt: Vater unser, der Du bist im Himmel ..........
overkott hat geschrieben:David hat Gott schon seinen Vater genannt (Ps 89,27). Also, wir wollen doch alle schön bescheiden sein.
Wirke ich anders? :roll:
overkott hat geschrieben:Du kannst ansprechen, wen du willst, zum Beispiel in der Form: "O Gott, du unbewegter Beweger, du Schöpfer und Vater aller Menschen".
Ich hatte eher den Eindruck, daß Sempre das Credo abändern wollte:
"Ich glaube an den bewiesenen Gott, den Schöpfer den Allmächtigen ..........."

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Bernado
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Bernado »

overkott hat geschrieben:Wo denkst du hin? Kennst du denn nicht das Weisheitslied Etans, des Esrachiters? David hat Gott schon seinen Vater genannt (Ps 89,27). Also, wir wollen doch alle schön bescheiden sein.
Die katholische Tradition liest diesen Psalm freilich messianisch - die Verheißung gilt nicht David, sondern dem, der aus seinem Geschlecht hervorgehen soll. Und auch den Juden war dieses Verständnis nicht fremd: Die Gottessohnschaft für einen Menschen zu beanspruchen, galt ihnen als Gotteslästerung.

Diese katholische Tradition wäre freilich leichter kenntlich, wenn man, wie es angebracht wäre, von Psalm 88 sprechen würde. Die Umstellung der Nummern signalisiert eben auch eine Umkehr der Perspektive.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von overkott »

Die katholische Tradition liest den Psalm christlich in geistlicher Lesung.

Ich glaube, dir fehlt der Blick für Einheit in Vielfalt.

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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Albert »

overkott hat geschrieben:Die katholische Tradition liest den Psalm christlich in geistlicher Lesung.

Ich glaube, dir fehlt der Blick für Einheit in Vielfalt.
Du leidest ja wirklich schrecklich – allerdings nicht an der Wirklichkeit sondern an deinen sehr persönlichen Wunschvorstellungen… :motz:

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Bernado
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Bernado »

overkott hat geschrieben:Ich glaube, dir fehlt der Blick für Einheit in Vielfalt.
Wenn Vielfalt als Codewort für "schizophren" gebraucht wird - ja.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Juergen
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Juergen »

Sempre hat geschrieben:ad 1.)
Dazu hatte ich geschrieben: Wenn Gott vernunftbegabte Personen schafft, dann muss er selbst vernunftbegabte Person (oder etwas noch höheres) sein, da niedrigere Ordnung bzw. niedrigere Formen gemäß dem Kausalgesetz keine höheren hervorbringen.
Wie kommst Du darauf, daß es überhaupt Personalität gibt?
Sempre hat geschrieben:ad 2.)
Ich kann hier keinen Einwand gegen die Lehre der Kirche erkennen.
"Gärtner des Lebens" ist eher ein geflügeltes Wort, das auf den Deismus verweist. Der Gärtner pfanzt einmal einen Garten, lehnt sich zurück und läßt den Garten wachsen und hat nichts mehr damit zu tun.
Der unbewegte Beweger spielt "Domino Day", stößt einmal was an und schaut nur noch zu, was passiert und ob alle Steine fallen.
Sempre hat geschrieben:ad 3.) und 4.)
Die Kirche lehrt, dass Existenz und Personalität Gottes beweisbar sind. Dass weitere Prädikate beweisbar seien, wird nicht von den Gläubigen zu glauben verlangt. Speziell auch nicht die Unendlichkeit oder Ewigkeit Gottes. Die ist zwar zu glauben, weil offenbart, deren Beweisbarkeit ist aber nicht zu glauben.
Wenn Gott durch den Beweis in der Endlichkeit verortet wird, dann hat man irgendwas (ich nannte es ein Phantasma) bewiesen, aber nicht Gott.
Wenn der Beweis der Existenz die zu glaubenden Prädikate ausschließt, ist entweder der Beweis untauglich oder die zu glaubenden Prädikate sind falsch.
Sempre hat geschrieben:ad 5.)
Käme die Kirche daher und behauptete, das Endliche sowie auch das Unendliche zu überblicken, dann ... tja dann ... tja ... was wäre dann? Naja, egal, ist ja nicht der Fall. Ein Nachweis der Existenz und Personalität Gottes ist wohl ein demgegenüber eher mageres Ergebnis, ein Spatz, auf den Du hier mit Kanonen schießt.
Wenn man durch irgendeinen Beweisgang vom Endlichen ins Unendliche gelangen wollte, dann müßte man beides überblicken.
Gruß Jürgen

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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von overkott »

Albert hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die katholische Tradition liest den Psalm christlich in geistlicher Lesung.

Ich glaube, dir fehlt der Blick für Einheit in Vielfalt.
Du leidest ja wirklich schrecklich – allerdings nicht an der Wirklichkeit sondern an deinen sehr persönlichen Wunschvorstellungen… :motz:
Erklär dich näher.

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overkott
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von overkott »

Juergen hat geschrieben:Wie kommst Du darauf, daß es überhaupt Personalität gibt?

"Gärtner des Lebens" ist eher ein geflügeltes Wort, das auf den Deismus verweist. Der Gärtner pfanzt einmal einen Garten, lehnt sich zurück und läßt den Garten wachsen und hat nichts mehr damit zu tun.
Der unbewegte Beweger spielt "Domino Day", stößt einmal was an und schaut nur noch zu, was passiert und ob alle Steine fallen.

Wenn Gott durch den Beweis in der Endlichkeit verortet wird, dann hat man irgendwas (ich nannte es ein Phantasma) bewiesen, aber nicht Gott.
Wenn der Beweis der Existenz die zu glaubenden Prädikate ausschließt, ist entweder der Beweis untauglich oder die zu glaubenden Prädikate sind falsch.

Wenn man durch irgendeinen Beweisgang vom Endlichen ins Unendliche gelangen wollte, dann müßte man beides überblicken.
Was ist dein Motiv, Jürgen? Was bewegt dich zu fragen? Selbstzweck?

Bist du bereit, dich auf eine Begrifflichkeit zu verständigen oder nicht?

Auch ich halte den unlogischen "kausalen Beweis" für die Begründung des Deismus.

Biblisches Denken von den Psalmen bis Paulus und Augustinus gehen von Gott als Prinzip der (und in der) Wirklichkeit aus, sehen also die Ewigkeit als Ganzes, die Zeit aber nur als einen Teil davon, während Deisten glauben, die Ewigkeit sei außerhalb der Zeit. Biblisches Denken nimmt meiner Ansicht nach die Relationen logischer wahr.

Gott offenbart sich selbst, er lässt sich nicht beweisen, weil ein Teil nicht das Ganze beweist (wie du in deinem letzten Satz zutreffend bestätigst); auch wieder ein Unterschied zwischen biblischem und deistischem Denken. Die Bibel denkt Gott als Subjekt, Deisten denken Gott als beweisbares Objekt, biblische Theologen haben daher Gemeinsamkeiten mit Deisten als auch mit Adeisten.

Mit den Begriffen Subjekt, Attribut, Prädikat, Objekt sind wir eng am Denken in sprachlichen Regeln. Dabei sollte man bedenken, dass sich jede Form in die jeweils andere umwandeln lässt.

Gerhardus
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Gerhardus »

Wir Menschen können die Wahrheit nicht erkennen. Wenn wir es könnten, gäbe es nicht die verschiedene Religionen, die sich teilweise widersprechen.

Wir haben also nicht DIE Wahrheit. Was wir haben, ist eine zweitausendjährige Tradition. Und mit dieser sollten wir sehr vorsichtig umgehen und sie nicht zerreden!

Der Mensch braucht aber eine Religion, sonst kann er die Kälte der Evolution nicht aushalten.

Was tun?

Es gibt zwei Methoden:

Die erste Methode, die sich seit Jahrtausenden bewährt hat und auch wirkt:

Man HAT zwar nicht die Wahrheit, aber man BEHAUPTET einfach, sie zu haben. Man erklärt einen Menschen für "unfehlbar" oder ein Buch (Bibel, Koran). Dann erzählt man den Menschen von der Wiege bis zu Bahre immer wieder dieselben Geschichten und irgendwann, wenn man sie braucht, sind sie auch so weit verinnerlicht, dass sie durch Grenzsituationen hindurch tragen. (Deswegen sind Traditionen eben so wichtig!).


Die zweite Methode ist nur etwas für intellektuelle Minderheiten:

Man ist intellektuell aufrichtig und gibt zu, dass man die Wahrheit nicht hat. Was dann noch übrigen bleibt (Liebe, Sehnsucht nach so etwas wie einen Gott) ist zwar sehr wenig, aber das kann einem dann keiner mehr nehmen.

Deswegen sind die verschiedenen Internetforen, gleich welcher Richtung, nicht ungefährlich. Hier wird alles zerredet. Wenn es DIE Wahrheit für uns Menschen also nicht gibt, dann sollten wir zwar denken, aber nicht immer und überall bis zu Ende denken. Denn dann bleibt wirklich nicht mehr viel übrig....

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Berolinensis
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Berolinensis »

:schnarch:

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Niels
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Niels »

Berolinensis hat geschrieben::schnarch:
:gaehn: :schnarch: :ja:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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overkott
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von overkott »

Gerhardus hat geschrieben:Wir Menschen können die Wahrheit nicht erkennen.

Was tun?

Es gibt zwei Methoden:

Die erste Methode, die sich seit Jahrtausenden bewährt hat und auch wirkt:

Die zweite Methode ist nur etwas für intellektuelle Minderheiten:
Das war jetzt deine Theorie und Praxis ganz kurz. Wolltest du das nur mal loswerden oder hast du noch Fragen?

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Sempre
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Sempre »

Juergen hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:ad 1.)
Dazu hatte ich geschrieben: Wenn Gott vernunftbegabte Personen schafft, dann muss er selbst vernunftbegabte Person (oder etwas noch höheres) sein, da niedrigere Ordnung bzw. niedrigere Formen gemäß dem Kausalgesetz keine höheren hervorbringen.
Wie kommst Du darauf, daß es überhaupt Personalität gibt?
Das ist evident. Eine Person ist ein vernunftbegabtes Wesen oder Vernunftwesen (Kant). Wir debattieren hier nun, ob man mittels der Vernunft einen bestimmten Beweis führen kann. Gäbe es keine vernunftbegabten Wesen, dann könnte natürlich auch kein solches mittels der Vernunft den Beweis führen und wir könnten nicht vernünftig darüber reden.

Juergen hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:ad 2.)
Ich kann hier keinen Einwand gegen die Lehre der Kirche erkennen.
"Gärtner des Lebens" ist eher ein geflügeltes Wort, das auf den Deismus verweist. Der Gärtner pfanzt einmal einen Garten, lehnt sich zurück und läßt den Garten wachsen und hat nichts mehr damit zu tun.
Der unbewegte Beweger spielt "Domino Day", stößt einmal was an und schaut nur noch zu, was passiert und ob alle Steine fallen.
Gemeint war ein Einwand gegen die Lehre der Kirche, dass Gottes Existenz und Personalität beweisbar sei. Die Kirche lehrt zwar, dass der Deismus falsch ist, nicht aber, dass er mittels der bloßen Vernunft widerlegbar sei.

Juergen hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:ad 3.) und 4.)
Die Kirche lehrt, dass Existenz und Personalität Gottes beweisbar sind. Dass weitere Prädikate beweisbar seien, wird nicht von den Gläubigen zu glauben verlangt. Speziell auch nicht die Unendlichkeit oder Ewigkeit Gottes. Die ist zwar zu glauben, weil offenbart, deren Beweisbarkeit ist aber nicht zu glauben.
Wenn Gott durch den Beweis in der Endlichkeit verortet wird, dann hat man irgendwas (ich nannte es ein Phantasma) bewiesen, aber nicht Gott.
Wenn der Beweis der Existenz die zu glaubenden Prädikate ausschließt, ist entweder der Beweis untauglich oder die zu glaubenden Prädikate sind falsch.
Du bezeichnest einen Beweis als untauglich, nur weil er nicht beweist, was Du verlangst. Ein Beweis ist tauglich, wenn er beweist, was zu beweisen ist.

Unsere Debatte hier dreht sich nicht darum, ob etwas beweisbar sei, was Du für zu beweisen hältst, sondern darum, ob beweisbar ist, wovon die Kirche lehrt, dass es beweisbar ist. Die Kirche lehrt die Beweisbarkeit der Existenz und der Personalität Gottes, nicht aber die Beweisbarkeit der Ewigkeit Gottes.

Es mag zutreffen oder nicht zutreffen, dass einige oder auch viele Philosophen im Laufe der Geschichte auch die Ewigkeit Gottes vermeintlich oder tatsächlich bewiesen haben. Das spielt hier keine Rolle. Es mag zutreffen oder nicht zutreffen, dass einige oder auch viele Katholiken im Laufe der Geschichte Sachverhalte für beweisbar hielten, die vielleicht nicht beweisbar sind. Auch das spielt hier keine Rolle.

Ein Unbedingtes, eine Erstursache, die ein Vernunftwesen ist, ist bewiesen. Die Kirche behauptet nicht mehr und daher ist bewiesen, was zu beweisen war.

Juergen hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:ad 5.)
Käme die Kirche daher und behauptete, das Endliche sowie auch das Unendliche zu überblicken, dann ... tja dann ... tja ... was wäre dann? Naja, egal, ist ja nicht der Fall. Ein Nachweis der Existenz und Personalität Gottes ist wohl ein demgegenüber eher mageres Ergebnis, ein Spatz, auf den Du hier mit Kanonen schießt.
Wenn man durch irgendeinen Beweisgang vom Endlichen ins Unendliche gelangen wollte, dann müßte man beides überblicken.
Das mag zutreffen, je nach dem, was man unter "ins Unendliche gelangen" und unter "überblicken" genau versteht. Es betrifft aber nicht die Lehre der Kirche.

Gruß
Sempre
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Sempre
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Re: Der Gottesbeweis

Beitrag von Sempre »

Gerhardus hat geschrieben:Wir Menschen können die Wahrheit nicht erkennen. Wenn wir es könnten, gäbe es nicht die verschiedene Religionen, die sich teilweise widersprechen.

Wir haben also nicht DIE Wahrheit. Was wir haben, ist eine zweitausendjährige Tradition. Und mit dieser sollten wir sehr vorsichtig umgehen und sie nicht zerreden!

Der Mensch braucht aber eine Religion, sonst kann er die Kälte der Evolution nicht aushalten.

Was tun?

Es gibt zwei Methoden:

Die erste Methode, die sich seit Jahrtausenden bewährt hat und auch wirkt:

Man HAT zwar nicht die Wahrheit, aber man BEHAUPTET einfach, sie zu haben. Man erklärt einen Menschen für "unfehlbar" oder ein Buch (Bibel, Koran). Dann erzählt man den Menschen von der Wiege bis zu Bahre immer wieder dieselben Geschichten und irgendwann, wenn man sie braucht, sind sie auch so weit verinnerlicht, dass sie durch Grenzsituationen hindurch tragen. (Deswegen sind Traditionen eben so wichtig!).


Die zweite Methode ist nur etwas für intellektuelle Minderheiten:

Man ist intellektuell aufrichtig und gibt zu, dass man die Wahrheit nicht hat. Was dann noch übrigen bleibt (Liebe, Sehnsucht nach so etwas wie einen Gott) ist zwar sehr wenig, aber das kann einem dann keiner mehr nehmen.

Deswegen sind die verschiedenen Internetforen, gleich welcher Richtung, nicht ungefährlich. Hier wird alles zerredet. Wenn es DIE Wahrheit für uns Menschen also nicht gibt, dann sollten wir zwar denken, aber nicht immer und überall bis zu Ende denken. Denn dann bleibt wirklich nicht mehr viel übrig....
Du teilst uns hier mit, dass Du nicht erkennen kannst, ob wahr ist, was Du uns hier mitteilst.

Ich empfehle: Mach Dir nichts draus. Die Welt geht deswegen nicht unter. :)

Gruß
Sempre
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