Zorn Gottes in Haiti?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Raphael

Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Raphael »

Clemens hat geschrieben:Will Gott also auch die Sünde?
Wie kommst Du denn jetzt darauf? :achselzuck:

Es wurde doch schon gesagt, daß ER seinen Sohn in die Welt gesandt hat, um die Menschen von der Sünde zu erlösen. M.a.W.: ER gibt sogar seinen eingeborenen Sohn hin, um den Menschen ein sünderfreieres Leben in dieser Welt zu ermöglichen.

Die calvinistische Prädestinationslehre hat sich hier bislang niemand zu eigen gemacht. :vogel:

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Clemens
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Clemens »

Sempre hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:[@Gamaliel]
Dann nennen wirs Kind doch beim Namen:
Wenn ein Kind in den Slums Kalkuttas verhungert, weil seine Eltern nur als Taglöhner Arbeit bekommen und es nicht ausreichend ernähren können, ist dann das Kind gestorben, weil es auf Grund der Lebensbedingungen starb oder weil Gott wollte, daß es an Unterernährung starb?
Es ist gestorben, weil Gott das so wollte. Seine Lebensbedingungen waren exakt und ganz genau die Lebensbedingungen, die Gott für das Kind vorgesehen hat. Ebenso sein Tod. Du glaubst doch nicht etwa, dass sich Gott von Menschen derart ins Handwerk pfuschen lässt, dass er nicht mehr die Kontrolle über die Geschöpfe hätte, für die er die Welt geschaffen hat?

Gruß
Sempre
Dergleichen Äußerungen meinte ich. Wenn man diesen Gedankengang konsequent fortsetzt, läuft es darauf hinaus, dass z.B. Gott auch die Sünde der Eltern eines unehelichen Kindes oder den frühen Tod eines abgetriebenen Menschen gewollt hat.
Die daraus entstehenden theologischen Aporien sind m.E. (im wörtlichen Sinne) unerträglich.

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Gamaliel
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Gamaliel »

Clemens hat geschrieben:Wenn man diesen Gedankengang konsequent fortsetzt, läuft es darauf hinaus, dass z.B. Gott auch die Sünde der Eltern eines unehelichen Kindes oder den frühen Tod eines abgetriebenen Menschen gewollt hat.
Du durchmischt kunterbunt die sittliche und die physische Ebene. Sempre hingegen spricht beständig nur von der physischen Ebene.

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Florianklaus
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Florianklaus »

Gamaliel hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Wenn man diesen Gedankengang konsequent fortsetzt, läuft es darauf hinaus, dass z.B. Gott auch die Sünde der Eltern eines unehelichen Kindes oder den frühen Tod eines abgetriebenen Menschen gewollt hat.
Du durchmischt kunterbunt die sittliche und die physische Ebene. Sempre hingegen spricht beständig nur von der physischen Ebene.
Kannst Du das bitte an den Beispielen von Clemens näher erläutern?

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Gamaliel
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Gamaliel »

Florianklaus hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Wenn man diesen Gedankengang konsequent fortsetzt, läuft es darauf hinaus, dass z.B. Gott auch die Sünde der Eltern eines unehelichen Kindes oder den frühen Tod eines abgetriebenen Menschen gewollt hat.
Du durchmischt kunterbunt die sittliche und die physische Ebene. Sempre hingegen spricht beständig nur von der physischen Ebene.
Kannst Du das bitte an den Beispielen von Clemens näher erläutern?
Was ist denn unverständlich?

Die Rede von "Sünde" bzw. "unehelichem Kind", die Betonung, daß es sich um ein "abgetriebenes" Kind handelt, sind Begriffe und Qualifizierungen auf der sittlichen Ebene, während die Tatsachen der Zeugung oder des Todes eines Menschen lediglich die physische Ebene beschreiben.
Beide Ebenen sind sauber zu Unterscheiden, insbesondere wenn sie im Hinblick auf Gott, als Urheber des Übels betrachtet werden.

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Florianklaus
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Florianklaus »

Also wollte Gott zwar nicht den unehelichen Akt, aber die Zeugung des Kindes? Liegt darin nicht ein Widerspruch?

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Pit
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Pit »

Sempre hat geschrieben:
Pit hat geschrieben: ...
Wenn ein Kind in den Slums Kalkuttas verhungert, weil seine Eltern nur als Taglöhner Arbeit bekommen und es nicht ausreichend ernähren können, ist dann das Kind gestorben, weil es auf Grund der Lebensbedingungen starb oder weil Gott wollte, daß es an Unterernährung starb?
Es ist gestorben, weil Gott das so wollte. Seine Lebensbedingungen waren exakt und ganz genau die Lebensbedingungen, die Gott für das Kind vorgesehen hat. Ebenso sein Tod. ...

Gruß
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Sempre,würdest Du einem Obdachlose helfen, aus der Obdachlosigkeit herauszukommen oder ihm z.B. die Adresse von Menschen geben, die ihm dabei helfen könnten?
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Pit »

Sempre hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:[@Gamaliel]
Dann nennen wirs Kind doch beim Namen:
Wenn ein Kind in den Slums Kalkuttas verhungert, weil seine Eltern nur als Taglöhner Arbeit bekommen und es nicht ausreichend ernähren können, ist dann das Kind gestorben, weil es auf Grund der Lebensbedingungen starb oder weil Gott wollte, daß es an Unterernährung starb?
Es ist gestorben, weil Gott das so wollte. Seine Lebensbedingungen waren exakt und ganz genau die Lebensbedingungen, die Gott für das Kind vorgesehen hat. Ebenso sein Tod. Du glaubst doch nicht etwa, dass sich Gott von Menschen derart ins Handwerk pfuschen lässt, dass er nicht mehr die Kontrolle über die Geschöpfe hätte, für die er die Welt geschaffen hat?

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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Pit »

Gamaliel hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Wenn man diesen Gedankengang konsequent fortsetzt, läuft es darauf hinaus, dass z.B. Gott auch die Sünde der Eltern eines unehelichen Kindes oder den frühen Tod eines abgetriebenen Menschen gewollt hat.
Du durchmischt kunterbunt die sittliche und die physische Ebene. Sempre hingegen spricht beständig nur von der physischen Ebene.
Gut, nehmen wir die pysische Ebene:
Sempre zufolge wollte Gott, daß das Kind arme Favelabewohner in Rio an Unterernährung starb, also wollte Gott auch, daß die Eltern, die Eltern keine Schulbildung und in Folge dessen keine Arbeit fanden.
Warum bekamen sie keine Schulbildung?
Weil es in Brasilien eine Zweiklassengesellschaft gibt und Schulgeld gezahlt werden muss, was dazu führt, daß die meisten Armen sich den Schulbesuch nicht leisten können.
Fazit:
Gott hat es so gewollt, daß Abertausende Menschen in Rio in bitterer Armut leben müssen.

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Sempre
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Sempre »

Clemens hat geschrieben:Will Gott also auch die Sünde?
Nein, er will die Sünde nicht.

Clemens hat geschrieben:Hat er beispielsweise in seinem Plan vorgesehen, dass ein Mädchen huren muss, damit ein Kind unehelich auf die Welt kommen kann?
Ja, natürlich. Im Plan Gottes ist vorgesehen, dass i.d.R. keine unehelichen Kinder auf die Welt kommen, solange nicht ein Mädchen (oder eine Frau) hurt.

Aber das meintest Du wohl nicht, Du meintest wohl ein bestimmtes Mädchen. Dazu: Nein, er hat bloß dem Mädchen einen freien Willen gegeben sowie Umstände geschaffen, die es ihm ermöglichen, zu huren. Weiterhin weiß er im Voraus, wann wo welches Mädchen huren wird und welche Kinder unehelich auf die Welt kommen werden. Gott lässt dem Mädchen die Entscheidung.

Clemens hat geschrieben:Hätte jemand, der diese Sünde verhindert, Gottes Plan durcheinandergebracht (schon klar, niemand kann sie verhindern, denn es ist ja Gottes Plan)?
Falsch. Gott bestimmt, ob jemand, der die Sünde verhindern will, die Möglichkeit dazu hat. Angenommen er bietet diese Möglichkeit an, dann kann der Jemand sie nutzen. Ob der Jemand sie nutzt, das weiß Gott im Voraus, denn er weiß alles im Voraus inklusive der freien Willensentscheidungen seiner Geschöpfe. Gottes Plan kann nicht deshalb nicht durcheinandergebracht werden, weil es an Geschöpfen mit freiem Willen oder an Gelegenheiten, den freien Willen zu nutzen, mangelte. Gottes Plan kann vielmehr deshalb nicht durcheinandergebracht werden, weil Gott alle Eventualitäten inklusive der freien Willensentscheidungen im Voraus kennt.

Clemens hat geschrieben:Hat er vorherbestimmt und will er, dass Menschen morden, damit andere durch sie zum Märtyrer werden können?
Nein, keinesfalls. Er hat lediglich die Möglichkeit geschaffen, dass Menschen morden können, und er weiß im Voraus, dass einige Menschen Morden werden und einige Menschen zu Märtyrern werden.

Clemens hat geschrieben:Wenn "ja": Ihr seid schlimmere Ketzer und Lästerer als die Hardcore-Calvinisten! :traurigtaps:
Da "nein", kein Grund zur Trübsal. :)

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Pit
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Pit »

@ Sempre

Lies Dir mal meinen Beitrag von 16.29 Uhr durch und beantworte meine Frage, wessen Sicht der kirchlichen Lehre widerspricht- meine oder Deine?
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taddeo
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von taddeo »

Pit hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:[@Gamaliel]
Dann nennen wirs Kind doch beim Namen:
Wenn ein Kind in den Slums Kalkuttas verhungert, weil seine Eltern nur als Taglöhner Arbeit bekommen und es nicht ausreichend ernähren können, ist dann das Kind gestorben, weil es auf Grund der Lebensbedingungen starb oder weil Gott wollte, daß es an Unterernährung starb?
Es ist gestorben, weil Gott das so wollte. Seine Lebensbedingungen waren exakt und ganz genau die Lebensbedingungen, die Gott für das Kind vorgesehen hat. Ebenso sein Tod. Du glaubst doch nicht etwa, dass sich Gott von Menschen derart ins Handwerk pfuschen lässt, dass er nicht mehr die Kontrolle über die Geschöpfe hätte, für die er die Welt geschaffen hat?

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Sempre, ich habe eine Info an die Reda geschickt, mit der Bitte, auf diesen Beitrag zu reagieren, denn ich akzeptiere es als Christ nicht, daß hier einfach menschlich verursachtes Leid auf Gott abgeschoben wird.

Pit
Vielleicht zur Klärung folgendes Zitat aus Ott, Grundriß der Dogmatik, § 25 Nr. 3 "Das Verhältnis des göttlichen Wollens zum Übel":
a) Das physische Übel

Das physische Übel, z. B. Leiden, Krankheit, Tod, will Gott nicht per se, d. h. nicht um des Übels willen oder als Zweck. ...
Gott will aber das physische Übel, sowohl das Naturübel als auch das Strafübel, per accidens, d. h. als Mittel zu einem höheren Zweck der physischen Ordnung (z. B. zur Erhaltung eines höheren Lebens) oder der sittlichen Ordnung (z. B. zur Strafe oder zur sittlichen Läuterung).
Im hier genannten Beispiel kann man berechtigt in Frage stellen, ob das physische Übel des Verhungerns dieses Kindes auch nur eines dieser genannten Kriterien erfüllt. Einen höheren Zweck der "physischen Ordnung" zu erkennen, fällt schwer, ebenso einen der "sittlichen Ordnung", denn wofür sollte das Kind gestraft oder wovon sollte es geläutert werden?

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Sempre
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Sempre »

Florianklaus hat geschrieben:Also wollte Gott zwar nicht den unehelichen Akt, aber die Zeugung des Kindes? Liegt darin nicht ein Widerspruch?
Gott will den unehelichen Akt nicht. Gott will aber, dass das Mädchen sündigen kann. Er will nicht, dass das Mädchen sündigt, er will aber, dass es sündigen kann. Er lässt ggf. zu, dass das Mädchen sündigt. Gott will offenbar auch, dass Kinder gezeugt werden, selbst wenn der Akt unehelich ist. Er hätte die Natur auch anders einrichten können, hat er aber nicht. Er hat das offenbar so gewollt. Im speziellen Fall des Mädchens hat er nicht gewollt, dass es sündigt. Er will die Sünde nicht. Er hat die Zeugung des Kindes für den Fall gewollt, dass das Mädchen sündigt.

Gruß
Sempre
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Pit
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Pit »

Sempre hat geschrieben: ...
Weiterhin weiß er im Voraus, wann wo welches Mädchen huren wird ...Gott lässt dem Mädchen die Entscheidung.
...
Gruß
Sempre
Mal von der Thematik (besser von dem Beispiel) abgehend, folgender Gedankengang:
Gott weiss im Voraus, daß ich meinem Kollegen 100 Euro stehlen werde, aber ich habe die freie Entscheidung, ihn zu bestehlen oder nicht!
Richtig?
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Sempre
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Sempre »

Pit hat geschrieben:Sempre, würdest Du einem Obdachlose helfen, aus der Obdachlosigkeit herauszukommen oder ihm z.B. die Adresse von Menschen geben, die ihm dabei helfen könnten?
Bist Du der Meinung, daß man behinderten Menschen, die keine Chance auf den ersten Arbeitsmarkt haben, helfen sollte, durch entsprechende Massnahmen (Berufsbildungswerke usw.) zu einem Arbeitsplatz zu verhelfen?
Ich sehe uns verpflichtet, zu tun, was der Herr empfiehlt. Den Bedürftigen, den Kranken, den Gefangenen, den Notleidenden usf. helfen. Drücken wir uns davor, dann wird Gott uns spätestens am Ende die Rechnung präsentieren.

Ich verstehe nicht, warum Du das fragst.

Gruß
Sempre
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Lutheraner
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Lutheraner »

Pit hat geschrieben:Sempre zufolge wollte Gott, daß das Kind arme Favelabewohner in Rio an Unterernährung starb
Das ist schon der erste Fehler. In Rio muß kein Favelabewohner an Unterernährung sterben.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Pit
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Pit »

Sempre hat geschrieben: ...
Gott will den unehelichen Akt nicht.
Gott will aber, dass das Mädchen sündigen kann.
Er will nicht, dass das Mädchen sündigt, er will aber, dass es sündigen kann.
...

Gruß
Sempre
Auf den Punkt gebracht:
Er (also Gott) wollte nicht, daß das Mädchen sündigt, hat es aber - ich nenne es mal so- zugelassen, weil er es liebt und ihm seine Entscheidungs- und Handlungsfreiheit lässt, auch, wenn dies bedeutet, daß es nicht so handelt,wie er es gerne hätte.
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Sempre
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Sempre »

Pit hat geschrieben:Gut, nehmen wir die pysische Ebene:
Sempre zufolge wollte Gott, daß das Kind arme Favelabewohner in Rio an Unterernährung starb
Moses zufolge will Gott, dass wir (fast) alle sterben. Wir sehen auch, dass wir Menschen selbst dann sterben, wenn es uns ansonsten besser geht als dem Kind aus der Favela in Rio (das eher durch eine Kugel stirbt). Manche sterben an Krankheiten, andere bei Unfällen, andere bei Naturkatastrophen, andere durch Mord, andere an Unterernährung usf.. Manche sterben früher, andere später. Dass wir sterben müssen, hat Gott für den Sündenfall eingerichtet. Er wollte die Sünde nicht, wollte aber, dass wir ggf. sterben. Es ist schlimm, dass wir sündigen und dass wir sterben müssen. Da wir aber nun mal Sünder sind, ist es doch gut, dass wir sterben. Das bremst z.B. unseren Hochmut. Wenn jemand stirbt, dann ist er entweder zurecht verdammt oder aber zur ewigen Seligkeit berufen. Wer stirbt, dem geschieht also nichts, was nicht gut wäre. Wer erleben muss, dass andere sterben, dem sei es eine Erinnerung.

Gott wollte, dass wir auf Erden im Paradies leben. Aber er wollte auch, dass wir einen freien Willen haben und ihn nutzen. Um uns für Gott zu entscheiden und um Mittel und Wege zu wählen, ihm zu dienen. Dazu musste er logischerweise auch zulassen, dass wir unseren freien Willen nutzen, um gegen Gottes Willen zu handeln. In der Folge gibt es auch Unterernährung und allerlei anderes Leid, so Gott das nicht verhindert. All dieses Leid, das Gott zulässt, dient genauso wie etwa das Leid durch Naturkatastrophen immer den guten Zwecken Gottes. Wir wissen zwar im speziellen Fall nicht und ahnen oft nicht einmal, welche Zwecke Gott da genau verfolgt. Wir wissen aber, dass er nichts tut und nichts zulässt, was nicht mindestens gerecht, wenn nicht gar barmherzig ist.

Pit hat geschrieben:Warum bekamen sie keine Schulbildung?
Weil es in Brasilien eine Zweiklassengesellschaft gibt und Schulgeld gezahlt werden muss, was dazu führt, daß die meisten Armen sich den Schulbesuch nicht leisten können.
Die Schule ist in Brasilien kostenlos. Es ist in den meisten entsprechenden Fällen die Entscheidung der Eltern, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken, oder die Kinder sind bereits in Lohn und Brot etwa bei der lokalen Drogenquadrilha.

Pit hat geschrieben:Fazit:
Gott hat es so gewollt, daß Abertausende Menschen in Rio in bitterer Armut leben müssen.
Genauer: Er hat gewollt, dass das möglich ist. Er hat gewollt, dass der Mensch sündigen kann und solche Verhältnisse schaffen kann. Er hat aber nicht gewollt, dass der Mensch sündigt und solche Verhältnisse schaffen wird. Er hat wohl im voraus gewusst, was der Mensch tun würde und hat zugelassen, dass es so kommt. Vor allem aber sorgt er dafür, dass diejenigen, die darunter zu unrecht leiden, spätestens dereinst mehr als nur gerecht entschädigt werden. Dass denjenigen, die darunter zu unrecht leiden und das Leid geduldig hinnehmen, das Leid eine Leiter zur ewigen Seligkeit ist.

Gruß
Sempre
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Pit
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Pit »

Sempre hat geschrieben: ...
1) Gott wollte, dass wir auf Erden im Paradies leben.
2) Aber er wollte auch, dass wir einen freien Willen haben und ihn nutzen....
3) Dazu musste er logischerweise auch zulassen, dass wir unseren freien Willen nutzen, um gegen Gottes Willen zu handeln.
4) All dieses Leid, das Gott zulässt, dient genauso wie etwa das Leid durch Naturkatastrophen immer den guten Zwecken Gottes. Wir wissen zwar im speziellen Fall nicht und ahnen oft nicht einmal, welche Zwecke Gott da genau verfolgt. Wir wissen aber, dass er nichts tut und nichts zulässt, was nicht mindestens gerecht, wenn nicht gar barmherzig ist.
...
Gruß
Sempre
Die Punkte 1) bis 3) kann ich unterschreiben, den Punkt 4) nicht, denn wenn z.B. eine Mutter, die weder Drogen nahm noch während der Schwangerschaft etwas tat, was dem Ungeborenen schaden könnte, eine Totgeburt erleidet, dann ist die weder gerecht noch barmherzig noch dient sie einem guten Zweck Gottes.
Oder sollte die Frau Gott danken, daß ihr Kind nicht lebt?
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Kirchenjahr
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Kirchenjahr »

Wenn unser Glaube an die Auferstehung Jesu Christ, die Hoffnung auf die Erlösung und das Vertrauen auf die Liebe Gottes so groß wie ein Senfkorn wären, dann würden wir Elend und Übel in der irdischen Welt nicht für so gewichtig halten, wir wir Kleingeistigen es (leider) häufig tun.

Das Evangelium mahnt zur (notwendigen) Umkehr und verkündet ewiges Leben in Fülle. Von (materialistischer) Befreiungstheologie weiß weder Schrift noch Tradition zu berichten.

Ausgangspunkt der Diskussion von KYRIE war lediglich, dass Gott auch direkt strafend in das Weltgeschehen eingreift, was sicherlich christliches Glaubensgut ist. Das heißt aber nicht, dass jede Katastrophe Strafe Gottes ist. Vielmehr kann Elend auch durch menschliches Handeln hervorgerufen sein. Wenn das Elend und die Katastrophe für den Menschen vordergründig als sinnlos erscheinen, dürfen wir uns an die frohe Botschaft erinnern, dass wir unser Kreuz auf uns nehmen und Christus nachfolgen. Ich glaube nicht, dass ein Martyrer im Himmel damit hadert, dass er für sein Bekenntnis zu Jesus Christus ein Übel erlitten hat.

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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Pit »

Kirchenjahr hat geschrieben: ...
Das Evangelium mahnt zur (notwendigen) Umkehr und verkündet ewiges Leben in Fülle. Von (materialistischer) Befreiungstheologie weiß weder Schrift noch Tradition zu berichten.
...
Das heißt aber nicht, dass jede Katastrophe Strafe Gottes ist. Vielmehr kann Elend auch durch menschliches Handeln hervorgerufen sein. ...
Sag das bitte dem Sempre noch einmal deutlich!

Übrigens was meinst Du mit Befreiungstheologie?
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Gamaliel
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Gamaliel »

Pit hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Wenn man diesen Gedankengang konsequent fortsetzt, läuft es darauf hinaus, dass z.B. Gott auch die Sünde der Eltern eines unehelichen Kindes oder den frühen Tod eines abgetriebenen Menschen gewollt hat.
Du durchmischt kunterbunt die sittliche und die physische Ebene. Sempre hingegen spricht beständig nur von der physischen Ebene.
Gut, nehmen wir die pysische Ebene:
Sempre zufolge wollte Gott, daß das Kind arme Favelabewohner in Rio an Unterernährung starb, also wollte Gott auch, daß die Eltern, die Eltern keine Schulbildung und in Folge dessen keine Arbeit fanden.
Warum bekamen sie keine Schulbildung?
Weil es in Brasilien eine Zweiklassengesellschaft gibt und Schulgeld gezahlt werden muss, was dazu führt, daß die meisten Armen sich den Schulbesuch nicht leisten können.
Fazit:
Gott hat es so gewollt, daß Abertausende Menschen in Rio in bitterer Armut leben müssen.

Glaubst Du es wirklich?
Was ich glaube, Pit, steht im Katechismus, der Hl. Schrift und in verschiedenen anderen Büchern. Über die kirchliche Lehre kann sich jeder, auch Du, in diesen Büchern informieren.

Was ich nicht glaube, sind Deine konstruierten Phantasiegeschichten. Wenn Du hier noch hundert Beiträge mit Beispielen und Entrüstung vollpackst, dann wird das nichts an der kirchlichen Lehre ändern. Vielleicht solltest Du lieber einmal letztere studieren!?

Im übrigen genügt es nicht nur Fragen an Andere zu stellen, sondern Du solltest auch Deine eigene Theorie auf ihre Konsistenz überprüfen. Marion hat Dich schon mehrmals aufgefordert Deine Theorie einmal darzulegen, wenn ich's nicht überlesen habe, dann scheint mir das bisher noch nicht geschehen zu sein.

Wie erklärst Du das Übel in der Welt? Wie fügst Du es in die Lehre von der Vorsehung Gottes und der vollständigen Abhängigkeit aller Geschöpfe von ihm ein? usw.

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Gamaliel
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Gamaliel »

taddeo hat geschrieben:Vielleicht zur Klärung folgendes Zitat aus Ott, Grundriß der Dogmatik, § 25 Nr. 3 "Das Verhältnis des göttlichen Wollens zum Übel":
a) Das physische Übel

Das physische Übel, z. B. Leiden, Krankheit, Tod, will Gott nicht per se, d. h. nicht um des Übels willen oder als Zweck. ...
Gott will aber das physische Übel, sowohl das Naturübel als auch das Strafübel, per accidens, d. h. als Mittel zu einem höheren Zweck der physischen Ordnung (z. B. zur Erhaltung eines höheren Lebens) oder der sittlichen Ordnung (z. B. zur Strafe oder zur sittlichen Läuterung).
Im hier genannten Beispiel kann man berechtigt in Frage stellen, ob das physische Übel des Verhungerns dieses Kindes auch nur eines dieser genannten Kriterien erfüllt. Einen höheren Zweck der "physischen Ordnung" zu erkennen, fällt schwer, ebenso einen der "sittlichen Ordnung", denn wofür sollte das Kind gestraft oder wovon sollte es geläutert werden?
Es hat wenig Sinn hier Antworten zu konstruieren, da wir Gott nicht in die Karten schauen können. An beispielhaften Antworten wären aber denkbar: Der frühe Tod hat das Kind vor der ewigen Verdammnis bewahrt, insofern er ihm die Begehung schwerer Sünden unmöglich machte; der frühe Tod hat andere Menschen zu Werken der Barmherzigkeit, zur demütigen Anerkennung der Herrschaft Gottes über Leben und Tod, zu Werken der Mission,... angeeifert; der frühe Tod kann auch eine Warnung für die Eltern gewesen sein, von einem möglicherweise verderblichen Lebenslauf umzukehren; usw.

Man denke etwa auch an die Tötung der Erstgeburt in Ägypten durch den Todesengel und welchen Sinn Gott damit verbunden hat.

Wie gesagt, herumspekulieren können wir da viel, die Ratschlüsse Gottes werden wir dennoch nicht durchschauen.

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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Pit »

Gamaliel hat geschrieben: ...
der frühe Tod kann auch eine Warnung für die Eltern gewesen sein, von einem möglicherweise verderblichen Lebenslauf umzukehren; usw.
....
oder sie dazu bringen, nicht mehr an Gott zu glauben.
So geschah es bei einem Bekannten von mir.
Ein "einfühlsamer" Priester sagte ihm nach der Beerdigung eines geliebten Menschen, dessen Tod hätte schon einen Sinn gehabt, auch, wenn er nicht wüsste, welchen.
Darauf hin hat sich mein Bekannter über Jahre jedem Glauben an Gott abgewandt.
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Pit »

Marion hat geschrieben: ...
Warum erzählst du nichts von deinem Lieben Gott , weißt du nichts über ihn was Japan angeht?
Ich kann nichts über ihn erzählen, da ich nicht an den "lieben" Gott glaube, wohl aber an den liebenden und barmherzigen Gott, der z.B. Menschen dazu "anstachelt" anderen, die in Not sind zu helfen, einfach, weil sie in diesen Menschen Christus selber sehen!
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Gamaliel »

Pit hat geschrieben:oder sie dazu bringen, nicht mehr an Gott zu glauben.
So geschah es bei einem Bekannten von mir.
Ein "einfühlsamer" Priester sagte ihm nach der Beerdigung eines geliebten Menschen, dessen Tod hätte schon einen Sinn gehabt, auch, wenn er nicht wüsste, welchen.
Darauf hin hat sich mein Bekannter über Jahre jedem Glauben an Gott abgewandt.
"Geschehen" ist Deinem Bekannten gar nichts, er hat sich, gemäß Deiner Beschreibung, vielmehr selbst und willentlich von Gott abgewandt.
(Ach ja, das ist sogar dem Heiland passiert, daß sich Menschen von ihm, dem Heiligen und Einfühlsamen par excellence abgewandt haben. Und es passiert weiterhin.)

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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Pit »

Gamaliel hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:oder sie dazu bringen, nicht mehr an Gott zu glauben.
So geschah es bei einem Bekannten von mir.
Ein "einfühlsamer" Priester sagte ihm nach der Beerdigung eines geliebten Menschen, dessen Tod hätte schon einen Sinn gehabt, auch, wenn er nicht wüsste, welchen.
Darauf hin hat sich mein Bekannter über Jahre jedem Glauben an Gott abgewandt.
"Geschehen" ist Deinem Bekannten gar nichts, er hat sich, gemäß Deiner Beschreibung, vielmehr selbst und willentlich von Gott abgewandt.
(Ach ja, das ist sogar dem Heiland passiert, daß sich Menschen von ihm, dem Heiligen und Einfühlsamen par excellence abgewandt haben. Und es passiert weiterhin.)
Gut, d`accord, Du hast Recht, er wandte sich ab- aber warum tat er es??
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Gamaliel »

Pit hat geschrieben:Gut, d`accord, Du hast Recht, er wandte sich ab- aber warum tat er es??
Das mußt Du ihn fragen, nicht mich.

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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Marion »

Es scheint nach deiner Erzählung so, daß dein Bekannter wohl lieber einen Gott will, der die Menschen sinnlos sterben lässt.
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Marion »

Pit hat geschrieben:
Marion hat geschrieben: ...
Warum erzählst du nichts von deinem Lieben Gott , weißt du nichts über ihn was Japan angeht?
Ich kann nichts über ihn erzählen, da ich nicht an den "lieben" Gott glaube, wohl aber an den liebenden und barmherzigen Gott, der z.B. Menschen dazu "anstachelt" anderen, die in Not sind zu helfen, einfach, weil sie in diesen Menschen Christus selber sehen!
Dann erzähl von dem liebenden und barmherzigen Gott an den du glaubst etwas über diese Katastrophe in Japan.
Welche Rolle spielt er da?
Bisher hast du nur gesagt, welche Rolle er auf keinen Fall spielt.
Hat er überhaupt etwas mit dem Erdbeben zutun?
War das ein Unfall den er nicht wollte?
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Re: Zorn Gottes in Haiti?

Beitrag von Sempre »

Pit hat geschrieben:
Kirchenjahr hat geschrieben: ...
Das Evangelium mahnt zur (notwendigen) Umkehr und verkündet ewiges Leben in Fülle. Von (materialistischer) Befreiungstheologie weiß weder Schrift noch Tradition zu berichten.
...
Das heißt aber nicht, dass jede Katastrophe Strafe Gottes ist. Vielmehr kann Elend auch durch menschliches Handeln hervorgerufen sein. ...
Sag das bitte dem Sempre noch einmal deutlich!
Erstens habe ich nirgendwo behauptet, dass jede Katastrophe eine Strafe Gottes sei. Ich habe vielmehr mehrfach geschrieben, dass wir nicht sicher wissen können, wozu Gott tut oder zulässt, was er tut und zulässte. Zweitens `nutzt' Gott nicht nur die Naturgewalten sondern auch die Folgen menschlichen Handelns zu denselben Zwecken. Will er etwa - wozu auch immer - dass ich mir ein Bein breche, dann kann er die Naturgewalten, das freiwillige Tun anderer Menschen oder mein eigenes freiwilliges Tun dazu nutzen, das geschehen zu lassen.

Sir 11,14 hat geschrieben:Vom Herrn kommt alles: Glück und Unglück, Leben und Tod, Armut und Reichtum.
Es ist für mich völlig gleichgültig, ob ich durch eigenes Verschulden einen Unfall auslöse, der mir Verletzung und Leid bringt, ob der Kunstfehler des Arztes mir Verletzung und Leid bringt, ob ein unaufmerksamer Mitmensch fahrlässig handelt und mir Verletzung und Leid bringt, ob ein böswilliger Mitmensch mir Verletzung und Leid bringt, ob eine Naturkatastrophe mir Verletzung und Leid bringt oder was auch immer sonst mir Verletzung und Leid bringt. Steckt ein Geschöpf mit freiem Willen dahinter, dann hat es seine Taten zu verantworten. Ich hingegen habe mit meiner Verletzung und meinem Leid zu leben, das mir letztlich Gott schickt. Ich kann ggf. den Arzt anklagen. Es ist aber wesentlich nützlicher, mich an Gott zu wenden und ihn zu fragen, wozu er mir das zumutet. Ihn zu bitten, zu verstehen.

Gruß
Sempre
Multi venient in nomine meo, id est in nomine corporis mei. (Tichonius Africanus)
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Sempre
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Re: Katastrophe in Japan

Beitrag von Sempre »

Pit hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:1) Gott wollte, dass wir auf Erden im Paradies leben.
2) Aber er wollte auch, dass wir einen freien Willen haben und ihn nutzen....
3) Dazu musste er logischerweise auch zulassen, dass wir unseren freien Willen nutzen, um gegen Gottes Willen zu handeln.
4) All dieses Leid, das Gott zulässt, dient genauso wie etwa das Leid durch Naturkatastrophen immer den guten Zwecken Gottes. Wir wissen zwar im speziellen Fall nicht und ahnen oft nicht einmal, welche Zwecke Gott da genau verfolgt. Wir wissen aber, dass er nichts tut und nichts zulässt, was nicht mindestens gerecht, wenn nicht gar barmherzig ist.
Die Punkte 1) bis 3) kann ich unterschreiben, den Punkt 4) nicht
Es ist Dein Problem, wenn Du Deinen eigenen Maßstab verwendest anstatt den Maßstab der Kirche anzulegen. Schau Dir an, was taddeo weiter oben aus dem Dogmatikhandbuch zitierte.

Pit hat geschrieben:denn wenn z.B. eine Mutter, die weder Drogen nahm noch während der Schwangerschaft etwas tat, was dem Ungeborenen schaden könnte, eine Totgeburt erleidet, dann ist die weder gerecht noch barmherzig noch dient sie einem guten Zweck Gottes.
Aha, Pit. Jetzt outest Du Dich. Du selbst also bist derjenige, der die unergründlichen Wege des Herrn kennt. Das also kann keinem guten Zweck dienen, wie Du so sicher weißt.

Weißt Du denn auch, warum Gott Totgeburten zulässt, obwohl die Mutter den Ratschlägen der Ärzte folgt? Oder liegt das nicht im Machtbereich Gottes? Wie lautet Deine Erklärung dafür, dass es Totgeburten gibt, obwohl die Mutter den Ratschlägen der Ärzte folgt?

Pit hat geschrieben:Oder sollte die Frau Gott danken, daß ihr Kind nicht lebt?
Sie sollte sich an Gott wenden. Er allein weiß, wozu passierte, was passierte. Er allein kann ihr das offenbaren. Sie kann auch die Heiligen bitten.

Gruß
Sempre
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