Hallo Biggi,
ich als Lutheraner gehe ebenfalls von der Realpräsenz aus und möchte versuchen, hier meine Sicht der Dinge kurz darzustellen.
Ausgehend vom lutherischen Bekenntnis, "daß der wahre Leib und das wahre Blut Christi wirklich unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig ist und dort ausgeteilt und empfangen wird" (Confessio Augustana, Artikel 10), stelle ich Folgendes fest:
Jesus Christus spricht: "Das
ist mein Leib, der für euch hingegeben wird" (Lk 22,19). Er spricht nicht: "Das bedeutet meinen Leib", was auch Unfug wäre, wie wenn ich sagte, "Biggi ist eine fromme Frau", dann meine ich auch, daß Du eine fromme Frau bist, da brauche ich das Gedenken an Dich als Christin nicht zu reduzieren, indem ich sage: "Biggi bedeutet eine fromme Frau", als ob Du selber gar nicht fromm wärest, sondern Dein Name bloß ein Symbol dafür. Da kann man schrauben und rumdrehen, wie man will, es steht so da: "Das
ist mein Leib".
Ich halte jede Reduktion auf ein bloßes "Gedächtnismahl", wie es die Reformierten halten, für falsch und unzulässig, denn hier geschieht die konkrete Vergebung der Sünden. Was sich im Abendmahl ereignet, sind keine rührigen Erinnerungen, sondern Gottes ganz reale Gegenwart im wahren und wirklichen Leib unseres Herrn Jesus Christus. Was könnte an dieser Aussage Metapher und Gleichnis sein? Nichts! Wenn Jesu Wort vom Brot und Wein von den Reformierten relativiert wird, warum relativieren sie nicht auch die weitere Rede von der Vergebung der Sünden und dem Gedächtnis? Wenn Jesus schon im ersten Satz nicht konkret ist, warum sollte er es im Anschluß sein?
Durch das Leugnen der Realpräsenz verkommt das Abendmahl m.E. zu einer Diashow für fromme Kaffeekränzler. Es ist dann saft- und kraftlos, wie das Wort "Gedächtnismahl" ja schon ausdrückt, dazu hätte Jesus nicht so ein Brimborium darum veranstalten müssen. Er hätte dann auch sagen können: "Immer, wenn Ihr eßt oder trinkt, dann denkt an mich", als seien Brot und Wein bloß Gedächtnisstützen für vergessliche Christen. Alleine schon der Aufwand und die immer wiederkehrende Bedeutung des Abendmahls in Schrift und Kirche verbietet eine solche Entschärfung.
Der Leib Jesu Christi ist im Abendmahl ebenso gegenwärtig wie auf Golgatha, allerdings nicht in Jesu Gestalt und Weise, sondern in demselben Wesen der göttlichen Person, in der Hingabe. Gott spricht und es geschieht, mit Logik und Vernunft kommt man schlecht im Glauben weiter.
Ich als Lutheraner sehe im Abendmahl jedenfalls das tiefste Erlebnis der sichtbar gewordenen Gnade Gottes, die Reformierten lediglich eine symbolische Kraft, die die Erinnerung an Jesus wecken soll. Hier muß ein jeder selber sehen, woran er sich genügen läßt. Das Gedenken allein ist die Boje über einem tiefen Meer der Liebe Gottes. Tauchen wir doch ganz hinein, finden wir nicht allein eine Diashow der Ereignisse von Golgatha, sondern finden wir die Füße, die Knie, die Hände, die Seite, die Brust, das Herz und das Angesicht unseres lieben Herrn Jesus Christus und seine immerwährende Liebe.
Natürlich ist dieses Fleisch und Blut Christi im Abendmahl nicht das Fleisch und Blut, das am Kreuze hing, sondern es hat dasselbe Wesen und dieselbe Natur. Christus hat bereits im Abendmahl seinen Leib gegeben, das können wir nicht nur auf die Kreuzigung reduzieren. Und so gibt er seinen Leib auch heute noch seiner Gemeinde, um mit ihnen "Kommunion" zu haben: Gemeinschaft. Darin wird uns vergeben, darin werden wir neu bestärkt zu einem geheiligten Leben mit Christus in Ewigkeit. Jesus will Gemeinschaft mit uns und keine bloße Rückschau auf die Kreuzigung, er will uns ganz in Fleisch und Blut übergehen und nicht nur in den Kopf.
Zur "Verwandlung" hat ein Martin Luther eingängige Worte gefunden:
Martin Luther hat geschrieben: Feuer und Eisen sind im rotglühenden Eisen verbunden, aber beide noch vorhanden. Das bedeutet also, dass durch die Konsekration der Leib Christi und das Brot sowie das Blut Christi und der Wein eine sakramentale Einheit bilden.
Liebe Grüße, Plueschmors.