Lies dir die Geschichte von Zachäus durch, im Lukasevangelium, Jimbo.
Jesus vergibt ihm und lädt sich sogar in sein Haus ein. Berührt und betroffen von dieser Liebe, leistet Zachäus Wiedergutmachung.
Gottes Vergebung ist früher – und Voraussetzung! Aber sie erst gibt ihm die Kraft zur Erstattung der ergaunerten Summen. Das ist Gnade.
Das freikirchliche Klischee von den «Guten Werken» paßt leider nicht. Es gibt ja diese sonderbare Auffassung, die übrigens xtremely unbiblisch ist, daß man einfach so herumlottern könne, weil Gott einem ja ohnehin vergeben habe. Man müsse seinen Lebensstil nicht an das Evangelium anpassen. Wer so denkt, sollte vielleicht einmal den Römerbrief im zusammenhang lesen …
Dietrich Bonhoeffer, im sogenannten «Dritten Reich» Mitglied der evangelischen bekennenden Kirche und ein Märtyrer (Zeuge) für Christus, also unverdächtig des «Katholizismus», hat in seinem Buch «Nachfolge» zum
Thema «billige und teure Gnade» folgendes geschrieben:
«Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders. Weil Gnade doch alles allein tut, darum kann alles beim alten bleiben...Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge, Gnade ohne Kreuz, Gnade ohne den lebendigen, menschgewordenen Jesus Christus.»
Es ist schon so ein Kreuz mit der Unfehlbarkeit. Das große freikirchliche Problem ist, daß sie keinen Papst anerkennen – über sich. Und weil sie das nicht tun, ist jeder von ihnen unfehlbar.
Gäbe es keine Katholiken, sie würden über die Orthodoxen herfallen. Gäbe es die Orthodoxen nicht, dann stolpern Pfingstler über Evangelikale, Pietisten über Charismatiker … und wenn es auch den freien Christen nicht gelingt, die ursprüngliche Gemeinde wieder einzurichten, dann kommen Schaffranek-Jünger daher und stören Glaubensversammlungen. Ein mir bekannter Bruder hat die Versammlung der Brüder verlassen, um ein Enthüllungsbuch über die «exklusive Brüdergemeinde», derer unbiblischen Umtriebe wegen zu schreiben. Das wiederum berührt die Geschwister aus der Jesushausgemeide nicht: Die sind damit beschäftigt, die Anwürfe aus der «Berliner Erklärung» abzuwenden, in der große Teile der Evangelischen Allianz sie heute noch des Dämonismus zichtigen.
Das soll nur ein Beispiel für die tiefen Verwerfungen und Uneinigkeiten derer zu sein, die vorgeben, sich nur auf die Bibel als ihren papiernen Papst zu stützen. Seltsam. Ist nicht jeder von ihnen «bibeltreu»? Wie auch die Zeugen Jehovas? Kommt es wirklich nicht (auch) darauf an, wie die Bibel ausgelegt, ob sie gar verändert wird? Wer entscheidet denn überhaupt darüber, was «Bibel» ist?
Das Poblem der Freikirchler scheint mir zu sein, daß sie nicht an Gottes Weggeleit für sein Volk, an die Unfehlbarkeit Seiner Weisung, hineingestiftet in die Gemeinde und sichtbar in der schwachen Gestalt eines fehlbaren Menschen, glauben, sondern daran, daß wohl jeder für sich selbst unfehlbar ist.
Nun steht aber nirgendwo, daß das Wort Buch geworden sei. Wir müssen uns daran gewöhnen, daß Gott Mensch geworden ist. Und in Petrus hat er den Menschen sein Wort anvertraut. Hier Petrus in seiner Schwäche und seiner Berufung:
«Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!» (Joh 21,17)
Glaubst du im Ernst, Jimbo, Gott habe seiner Herde am Anfang, etwa dreißig Jahre lang, einen sichtbaren, menschlich schwachen Hirten mitgegeben … um sie dann 1600 Jahre lang in die Irre laufen zu lassen? Traust du Gott diese Untreue zu?
«Als die Leute das sahen, erschraken sie und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben hat.» (aus Mt 9)