Alles zu Primat und Petrusdienst

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Thomas_de_Austria
Beiträge: 1906
Registriert: Donnerstag 20. Mai 2010, 16:47

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Kirchenjahr hat geschrieben:Halten wir zunächst fest, dass Du keine Quellen bieten kannst, dass das Konzil von 879 die Zwei-Seelen-Lehre behandelt hat.
So, jetzt 'mal ernsthaft: Wo gibt es den Text dieses Konzils in deutscher, englischer oder den klass. Sprachen? Den Text "unseres" Konzils, also, des Vorgängers, habe ich ja in Buchform vorliegen, aber wo gibt es den Text dieses Konzils?

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8891
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Sempre »

Kirchenjahr hat geschrieben:Halten wir zunächst fest, dass Du keine Quellen bieten kannst, dass das Konzil von 879 die Zwei-Seelen-Lehre behandelt hat.
Die photianische Pseudosynode von 879 rehabilitierte - wie gesagt - die jecke Zwei-Seelen-Lehre des Photius, indem sie alle Beschlüsse von 869/870 und damit die Verurteilung der Zwei-Seelen-Lehre widerrief. Das findest Du nicht nur in der katholischen Literatur, das wird auch von Orthodoxen Gelehrten bestätigt:
George Dragas hat geschrieben:It is clearly confirmed by modern scholarship, however, that this Ignatian Council was rejected by another Constantinopolitan Council which was held exactly ten years later in 879/880.
Kirchenjahr hat geschrieben:Was Deine sonstigen contrahistorischen Ausführungen betrifft, drehe ich den Spieß mal einfach um: Das "Handbuch der Kirchengeschichte" von Jedin ist sehr, sehr preiswert.
Steht in dem Handbuch etwa nicht drin, dass Papst Johannes VIII. Photius exkommunizierte, als dieser ihn bat, das Pseudokonzil zu bestätigen? Die Legaten hatten sich auf dem Pseudokonzil der Mehrheit gebeugt, Johannes VIII. aber wies das Pseudokonzil umgehend zurück.

Kirchenjahr hat geschrieben:Bitte sei nicht böse, dass ich so mißtrauisch bin.
Keineswegs.


Auf dem vierten Konzil von Konstantinopel 869/870 hatten die östlichen Bischöfe die "Formula Hormisdae" und damit Vorrang und Entscheidungsgewalt des Papstes als Petrusnachfolger unterschrieben, dieselbe Formel, die der römische Bischof 519 Ostrom vorgelegt hatte und die von Ostrom akzeptiert worden war.

Das konnte Photius mit seinen beiden Seelen in der Brust nicht verknusen.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Kirchenjahr
Beiträge: 583
Registriert: Dienstag 10. März 2009, 20:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Kirchenjahr »

@ Sempre

Das Konzil von 879 ist nicht Photius. Das Konzil war die Versammlung der ganzen Kirche. Solange Du hier Geschichtsfälschung betreibst, macht die weitere Diskussion keinen Sinn. Sollte einem zu denken geben, dass zwar Photius in der Folgezeit wieder in Ungunst gefallen ist, das Konzil selbst aber fast 200 Jahre Gültigkeit hatte. Und diese Gültigkeit hatte mit Photius nichts am Hut, da die Ausssagen des Konzils mit der Zwei-Seelen-Lehre nichts zu tun hatten, auch wenn Du da einen Zusammenhang herstellen möchtest.

Das Konzil von 869 wurde vom Osten nur mäßig besucht und eben 10 Jahre später als Räubersynode verworfen, wurde in der Ostkirche niemals rezipiert, während das Konzil von 879 fast 200 Jahre in der ganzen Kirche rezipiert worden ist. Und Ostrom ist nicht entscheidend für die Wahrhaftigkeit der Lehre der Kirche. Überhaupt hatte Photius Verhalten Tradition in der Kirche: Römische, unstandhafte Päpste muss man im Konzil im Zweifel zur Wahrheit zwingen. Aber wahrscheinlich hälst Du das ökumenische Konzil im Dreikapitelstreit ebenfalls für eine unökumenische Räubersynode.

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8891
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Sempre »

Kirchenjahr hat geschrieben:Das Konzil von 879 ist nicht Photius. Das Konzil war die Versammlung der ganzen Kirche. Solange Du hier Geschichtsfälschung betreibst, macht die weitere Diskussion keinen Sinn. Sollte einem zu denken geben, dass zwar Photius in der Folgezeit wieder in Ungunst gefallen ist, das Konzil selbst aber fast 200 Jahre Gültigkeit hatte. Und diese Gültigkeit hatte mit Photius nichts am Hut, da die Ausssagen des Konzils mit der Zwei-Seelen-Lehre nichts zu tun hatten, auch wenn Du da einen Zusammenhang herstellen möchtest.

Das Konzil von 869 wurde vom Osten nur mäßig besucht und eben 10 Jahre später als Räubersynode verworfen, wurde in der Ostkirche niemals rezipiert, während das Konzil von 879 fast 200 Jahre in der ganzen Kirche rezipiert worden ist. Und Ostrom ist nicht entscheidend für die Wahrhaftigkeit der Lehre der Kirche. Überhaupt hatte Photius Verhalten Tradition in der Kirche: Römische, unstandhafte Päpste muss man im Konzil im Zweifel zur Wahrheit zwingen. Aber wahrscheinlich hälst Du das ökumenische Konzil im Dreikapitelstreit ebenfalls für eine unökumenische Räubersynode.
Bevor ich auf diese ganzen emotionsgesteuerten Statements eingehe, bitte ich Dich, erstmal die angeblichen 200 Jahre Akzeptanz des photianischen Pseudokonzils im Westen seriös zu belegen, auf die Du hier ohne jegliche Quellenangabe pochst. Offenbar formulierst Du bloß falsche Folgerungen auf Basis dieses Irrtums und zettelst diese ganze Diskussion nur deswegen an.

Weiters bitte ich um einen Kommentar zu dem von mir gebrachten Zitat von George Dragas, das bestätigt, was ich zu den zwei Seelen in der Brust des Photius geschrieben hatte, was Du wiederum zurückgewiesen hattest.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Kirchenjahr
Beiträge: 583
Registriert: Dienstag 10. März 2009, 20:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Kirchenjahr »

@ Sempre: Wir kommen wie so oft von Hölzchen auf Stöckchen in diesem Strang. Nachdem Du Deine Quellen bezüglich der Abhandlung der angblichen Zwei-Seelen-Lehre des Konzils von 879 hier dargelegt hast, werde ich mich weiter äußern. Im Gegenzug werde ich versuchen, Papst Gregors Beseitigungsschrift des Konzils von 879 zu finden. Ich räume ein, dass mir das bisher noch nicht gelungen ist.

Miserere Nobis Domine
Beiträge: 1846
Registriert: Samstag 4. April 2009, 22:17

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Sempre hat geschrieben:Es trifft erstens nicht zu, dass die Orthodoxen Konstantinopel 879 als ökumenisches Konzil anerkennen, und zweitens erkennt jeder, der Konstantinopel 879 als ökumenisches Konzil anerkennt, auch die jeder Vernunft spottende Zwei-Seelen-Lehre des Photius an.
Sempre hat geschrieben:Die photianische Pseudosynode von 879 rehabilitierte - wie gesagt - die jecke Zwei-Seelen-Lehre des Photius, indem sie alle Beschlüsse von 869/870 und damit die Verurteilung der Zwei-Seelen-Lehre widerrief.
Wenn eine Verurteilung zurückgenommen ist, heisst das noch nicht, dass man diese Lehre glauben muss. Es heisst nur, dass es sich dann um eine zulässige theologische Meinung handelt.

Kirchenjahr
Beiträge: 583
Registriert: Dienstag 10. März 2009, 20:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Kirchenjahr »

@ Thomas de austria

Als Einstiegsquellen, nicht als theologische Bewertung, sondern zur Einordnung in den historischen Kontext eignet sich MANSI XVII undteilweise auch das Buch "A successful Council of Union" von Meijer.

Allein die Fülle der diversen Literatur, die sich in so vielen Dingen uneinig ist (und sei es nur die Frage, ob Briefe falsch übersetzt, gefälscht, falsch zitiert worden sind) zeigt, dass Geschichtsforschung nicht so einfach ist.

Thomas_de_Austria
Beiträge: 1906
Registriert: Donnerstag 20. Mai 2010, 16:47

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Kirchenjahr hat geschrieben:Als Einstiegsquellen, nicht als theologische Bewertung, sondern zur Einordnung in den historischen Kontext eignet sich MANSI XVII undteilweise auch das Buch "A successful Council of Union" von Meijer.
Gut, das ist zumindest 'mal was Handfestes zu dieser "Synode".
MND hat geschrieben:Es heisst nur, dass es sich dann um eine zulässige theologische Meinung handelt.
Ich glaube zwar nicht, dass es sich beim besagten Müll um eine "zulässige theolog. Meinung" handelt, auch "im Osten" nicht, aber ich kann mir schon vorstellen, wie das gelaufen ist (so brachte z. B. auch der hl. Kyrill von Alexandria vereinzelt theolog. fragwürdige/zweifelhafte Sätze aufs Papier aus denen man Lehren konstruierte, die inzwischen verurteilt sind, trotzdem ist er ein Heiliger) bzw. möchte ich deswegen auch die Dokumente sehen.

Kirchenjahr
Beiträge: 583
Registriert: Dienstag 10. März 2009, 20:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Kirchenjahr »

Wer was zur Zwei-Seelen-Lehre lesen möchte, sollte sich lieber mit dem Konzil von 869 beschäftigen. Besser wäre es, bei Augustinus nachzulesen. Der ist das bessere Original. In 879 wird man dazu nichts finden. Das ist ein Phantastma von Sempre.

Aber lesen wir mal nach, was Photius selbst dazu sagt:

"Es war keinesweg meine Absicht durch diese Äußerung irgendjemand einen Seelenschaden zuzufügen, vielmehr wollte ich nur die Verstandeskräfte des Ignatius auf die Probe setzen."

Das ist zwar spitzfindig und schon gar nicht ehrlich, und läßt auch eine Portion sündhaften Ehrgeiz auf das Patriarchenamt erkennen. Die Angelegenheit erklärt aber, warum 879 das Thema gar nicht behandeln musste.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von overkott »

Dass Faust als Raffnix rumgeketzert hat, ist eigentlich klar:

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen: die eine hält in derber Liebeslust sich an die Welt mit klammernden Organen; die andre hebt gewaltsam sich vom Dust zu den Gefilden hoher Ahnen.

Man könnte meinen, er hätte eine dem Teufel verkauft und die andere behalten. Aber das Drama geht böse aus. Vor allem hat sich Faust selbst übertölpelt. Tragisch.

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8891
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Sempre »

Kirchenjahr hat geschrieben:Wer was zur Zwei-Seelen-Lehre lesen möchte, sollte sich lieber mit dem Konzil von 869 beschäftigen. [...] In 879 wird man dazu nichts finden. Das ist ein Phantastma von Sempre.
Du hast offenbar nicht richtig gelesen. Ich habe oben zweimal geschrieben, dass die Zwei-Seelen-Lehre 869 verurteilt wurde und dass das Pseudokonzil von 879 das Konzil von 869 komplett widerrufen hat, somit auch die Verurteilung der Zwei-Seelen-Lehre.

Kirchenjahr hat geschrieben:Aber lesen wir mal nach, was Photius selbst dazu sagt:

"Es war keinesweg meine Absicht durch diese Äußerung irgendjemand einen Seelenschaden zuzufügen, vielmehr wollte ich nur die Verstandeskräfte des Ignatius auf die Probe setzen."

Das ist zwar spitzfindig und schon gar nicht ehrlich, und läßt auch eine Portion sündhaften Ehrgeiz auf das Patriarchenamt erkennen.
Mit dem, was Du zitierst, hatte Photius sich Konstantin dem Philosophen gegenüber in aaliger Weise aus der Affäre gezogen, der ihm erklärt hatte, wie meschugge die Zwei-Seelen-Lehre ist, die er verbreitete.

Kirchenjahr hat geschrieben:Die Angelegenheit erklärt aber, warum 879 das Thema gar nicht behandeln musste.
Dass 879 die Zwei-Seelen-Lehre behandelt worden sei, war eine fixe Idee von Dir. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass das Pseudokonzil von 879 das Konzil von 869 einfach insgesamt widerrufen hat.


Nun aber noch zu Deiner irrigen Behauptung, das photianische Pseudokonzil von 879 sei im Westen 200 Jahre lang anerkannt gewesen und Papst Johannes VIII. habe es "feierlich mitgetragen". Papst Johannes VIII. hat es ganz im Gegenteil verurteilt und Photius exkommuniziert. Das wird auch von Orthodoxen Gelehrten anerkannt. Ebenso, dass Photius später auch im Osten des Amtes enthoben und verbannt wurde.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Kirchenjahr
Beiträge: 583
Registriert: Dienstag 10. März 2009, 20:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Kirchenjahr »

@Sempre

Die Räubersynode von Ephesos wurde auch vollständig verworfen, obwohl die Kozilsräuber den Glauben an Gott, den Vater, bekannten. Du willst doch damit wahrlich nicht behaupten, dass durch das Verwerfen der Räubersynode von Ephesos der Glaube an Gott, den Vater, geleugnet worden ist. Du ziehst Dich in aaliger Weise aus der Affäre. :/
Sempre hat geschrieben:]Mit dem, was Du zitierst, hatte Photius sich Konstantin dem Philosophen gegenüber in aaliger Weise aus der Affäre gezogen, der ihm erklärt hatte, wie meschugge die Zwei-Seelen-Lehre ist, die er verbreitete.
Photius teilte die Zwei-Seelen-Lehre nicht, sein öffentlicher Vortrag war opportun. Von daher ging es sowohl 869 als auch 879 politisch um den Bischofssitz in Konstantinopel. Theologisch wurde 869 ein Scheingefecht geführt, da die Zwei-Seelen-Lehre überhaupt nicht akkut war. Man brauchte ja irgendeinen Grund. 879 wurden theologische Dinge erläutert. Ich empfehle das Buch von Meijer, welches ich auch Thomas de Austria empholen habe. Mir ist aber schon bewusst, dass es den zeitlichen Rahmen sprengt, wenn man jedes Buch lesen würde, was nur irgendwann mal verlinkt wurde (auch wenn ich dadurch einige Bücher gelesen habe). In diesem Buch kann man die theologischen Ausführungen 879, die auch aktuell waren, nachlesen.
Sempre hat geschrieben:Nun aber noch zu Deiner irrigen Behauptung, das photianische Pseudokonzil von 879 sei im Westen 200 Jahre lang anerkannt gewesen und Papst Johannes VIII. habe es "feierlich mitgetragen". Papst Johannes VIII. hat es ganz im Gegenteil verurteilt und Photius exkommuniziert. Das wird auch von Orthodoxen Gelehrten anerkannt. Ebenso, dass Photius später auch im Osten des Amtes enthoben und verbannt wurde.
Was bitte hat Photius mit dem Konzil zu tun? Ich bin gerne bereit Fälle zu präsentieren, in denen Teilnehmer eines ökumenischen Konzils exkommuniziert worden sind. Die Exkommunikation von Teilnehmern eines Konzils läßt das Konzil selbst unberührt. Die Exkommunikation betrifft die Person, die Aufhebung eines Konzils die Lehre. Das eine ist vom anderen strikt zu trennen. Von daher soll ja auch erst Gregor VII das Konzil von 879 annuliert haben. Ich habe diesbezüglich leider noch nichts in Erfahrung bringen können, bleibe aber weiter am Ball.

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8891
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Sempre »

@Kirchenjahr

Es geht hier eigentlich um den Primat des Papstes. Dass nun Photius mit seinem Pseudokonzil den Primat des Papstes bestritten hat und den Patriarchen von Konstantinopel an die Stelle des Papstes setzen wollte, ist unstrittig.

Verhielte es sich nun so, wie Du irrigerweise und ohne jeden Beleg behauptest, dass der Westen das photianische Räuberkonzil über 200 Jahre hinweg anerkannt hätte, dann wäre die Sache vielleicht der Rede wert. Tatsächlich hat aber Papst Johannes VIII. das Räuberkonzil als solches verurteilt und Photius gleich mit. Und seine Nachfolger haben das bestätigt.

Der unstrittige Umstand, dass Photius den Primat von Rom nach Konstantinopel transferieren wollte, ist tatsächlich ein Beweis für den Primat Roms, der ja 869 in Konstantinopel auch noch in deutlichster Weise anerkannt wurde.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Kirchenjahr
Beiträge: 583
Registriert: Dienstag 10. März 2009, 20:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Kirchenjahr »

Sempre hat geschrieben:@Kirchenjahr

Es geht hier eigentlich um den Primat des Papstes. Dass nun Photius mit seinem Pseudokonzil den Primat des Papstes bestritten hat und den Patriarchen von Konstantinopel an die Stelle des Papstes setzen wollte, ist unstrittig.
@ Sempre

Den Primat des römischen Papstes bestreitet hier überhaupt keiner. Es geht um den petrinischen, universellen Jurisdiktionsprimat. Und da ist das Konzil von 879 nur ein Puzzlestück, wenngleich ein unschönes. In diesem Konzil trat die Zerrissenheit von Ost und West offen zu Tage. Das Konzil ist die Lösung des Problems, wird 200 Jahre später von Gregor VII negiert und führt zur endgültigen Trennung zwischen Ost und West.

Der Vorrang Roms, der Grund des Vorrangs und die Qualität des Vorrangs sind nicht erst seit Photius strittig, sondern treten bereits in Sardica offen zu Tage. Da wurden eben nicht nur "einfache" Bischöfe kurzerhand exkommuniziert, sondern auch mal Patriarchen und sei es der römische.

Und nocheinmal: Johannes VIII hat das Konzil von 879 nicht verurteilt! Mir ist es leider nicht möglich anhand von Quellen die Nichtsexistenz dieser Verurteilung zu beweisen, da es ja eben keine Quellen darüber gibt. Aber als Anhänger des Thomisten sollten Dir solche Grundregeln der Logig an sich bekannt sein.

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8891
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Sempre »

Kirchenjahr hat geschrieben:Den Primat des römischen Papstes bestreitet hier überhaupt keiner.
Mag sein, der Schurke Photius ist ja nicht hier.

Kirchenjahr hat geschrieben:Das Konzil ist die Lösung des Problems, wird 200 Jahre später von Gregor VII negiert und führt zur endgültigen Trennung zwischen Ost und West.
Quark. Johannes VIII. schickte Marinus nach Konstantinopel, der in seinem Auftrag die Räubersynode für nichtig erklärte, dafür in Konstantinopel für ein Weilchen hinter Gitter wanderte und später Papst wurde. Auch Marinus I. und dessen Nachfolger, der hl. Hadrian III., verdammten die Räubersynode sowie auch Photius.

Kirchenjahr hat geschrieben:Und nocheinmal: Johannes VIII hat das Konzil von 879 nicht verurteilt! Mir ist es leider nicht möglich anhand von Quellen die Nichtsexistenz dieser Verurteilung zu beweisen, da es ja eben keine Quellen darüber gibt. Aber als Anhänger des Thomisten sollten Dir solche Grundregeln der Logig an sich bekannt sein.
Billig: Du versuchst Dich mit einer Nicht-Existenzbehauptung durchzumogeln. Aber selbst der berühmte Ablehner des Vatikanum I., Johann Joseph Ignaz Ritter von Döllinger, schreibt in seinem Lehrbuch der Kirchengeschichte, dass Johannes VIII., Marinus I. und Hadrian III. die Räubersynode und auch Photius verdammten.

Deine 200 Jahre sind ein Hirngespinst.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Ralf

Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Ralf »

Ralf hat geschrieben:
Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Die Orthodoxe Kirche spricht scon einmal gar nicht von Autorität, sondern von Vollmacht (exousia). Sie erkennt die Konzilien an, weil sie den Glauben ausformulieren, der auch schon vorher der gleiche war. Es kommt auf die Rezeption an. Wenn die Kirche als Ganzes, im Konzil ihren eigenen Glauben erkennt, und merkt, dass im Konzil der Heilige Geist gewirkt hat, dann wird es rezipiert und gilt.
Wie viele sind "als Ganzes"? Kannst Du das quantifizieren? Meinst Du wirklich alle Gläubigen?

Und wie verstehst Du den "Glauben, der schon vorher der gleiche war"? Fand der sich explizit oder implizit in früheren Aussagen? Wer entscheidet, was wirklich in den früheren Aussagen gemeint war? Mußte dieser "gleiche Glauben" auch von allen geteilt werden oder gibt es bei Euch das Verständnis einer "development of doctrine"?

Kirchenjahr
Beiträge: 583
Registriert: Dienstag 10. März 2009, 20:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Kirchenjahr »

@ Thomas de austria

Ein weiteres, interessantes Werk bietet Francis Dvornik mit "The Photian Schism: History and Legend". Ich bin zwar noch nicht durch, aber die geschichtlichen Hintergründe werden m. E. gut beleuchtet.

Er bezieht zwar ebenfalls in der Deutung der historischen Ereignisse römisch- katholische Standpunkte. Allerdings gibt es aufgrund seiner historischen Forschung auch Kritiken von orthodoxen Vertretern, die sich mit seinem Werk auseinandersetzen. Die Ausgestaltung des Primats wird somit in erster Linie zur Frage der Geschichtsforschung, ein Unikat in der Dogmengeschichte der Kirche.

Thomas_de_Austria
Beiträge: 1906
Registriert: Donnerstag 20. Mai 2010, 16:47

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Sempre hat geschrieben:Aber selbst der berühmte Ablehner des Vatikanum I., Johann Joseph Ignaz Ritter von Döllinger, schreibt in seinem Lehrbuch der Kirchengeschichte, dass Johannes VIII., Marinus I. und Hadrian III. die Räubersynode und auch Photius verdammten.
Döllinger wird ja irgendeine Quelle nennen, nehme ich an. Bei den Briefen Papst Johannes VIII. habe ich (noch) nichts gefunden. Wo findet man das?

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8891
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Sempre »

Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Thomas_de_Austria
Beiträge: 1906
Registriert: Donnerstag 20. Mai 2010, 16:47

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Das habe ich befürchtet: Die hatten es damals noch nicht so mit den Quellenangaben und dort gibt Döllinger auch keine an, sofern ich da nicht etwas übersehen habe.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von overkott »

Wenn der Liturge am lautesten im Gottesdienst oder im Hochamt singt, läuft irgendetwas falsch.

civilisation
Beiträge: 10481
Registriert: Montag 17. November 2008, 20:15

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von civilisation »

overkott hat geschrieben:Wenn der Liturge am lautesten im Gottesdienst oder im Hochamt singt, läuft irgendetwas falsch.
Wenn man den Liturgen nicht in 3D sieht, läuft irgendwas falsch.

:/

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von taddeo »

civilisation hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wenn der Liturge am lautesten im Gottesdienst oder im Hochamt singt, läuft irgendetwas falsch.
Wenn man den Liturgen nicht in 3D sieht, läuft irgendwas falsch.

:/
Naja. Viele Liturgen wirken tatsächlich etwas zweidimensional. :irritiert:

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7132
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Protasius »

overkott hat geschrieben:Wenn der Liturge am lautesten im Gottesdienst oder im Hochamt singt, läuft irgendetwas falsch.
Was willst du uns damit mitteilen (oder produzierst du nur wieder Gelegenheiten, den Initiationsritus "mind. einmal overkott nicht verstehen" zu durchlaufen)?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8891
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Sempre »

Kirchenjahr hat geschrieben:Derjenige, der Glaubenssätze verkündet, muss den Nachweis erbringen, dass dies der Glaube der Kirche schon immer war. Nichtexistenz kann man nicht beweisen. (deshalb auch der sanfte Hinweis auf das Spaghettimonster).
In Konzilstexten finden sich seit ältester Zeit Canones ohne jeden Nachweis. Die Autorität der Konzilsväter reicht.

Du legst Maßstäbe an das Lehramt an, die in der Wissenschaft gelten und in der Kirche nichts zu suchen haben.

Kirchenjahr hat geschrieben:Wenn die Kirche etwas falsches lehrt, dann ist das der sichere Beweis dafür, dass es nicht die Kirche ist, die lehrt, sondern dass mängelhafte vielleicht sogar listige Menschen Unwahrheiten verbreiten.
Wenn Du behauptest, die Kirche lehre Falsches, dann lege doch bitte Nachweise vor. Ich bin sicher, sie werden einer Überprüfung nicht standhalten.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Kirchenjahr
Beiträge: 583
Registriert: Dienstag 10. März 2009, 20:07

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Kirchenjahr »

Bei meinen bisherigen Recherchen konnte ich von Papst Gregor VII nichts zum Konzil von 879 in Konstantinopel finden. Dabei soll Papst Gregor VII dieses Konzil abgelehnt haben (so diverse Seiten im Netz).

Kennt jemand eine Quelle diesbezüglich von Papst Gregor VII?

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Man muß ferner auch bedenken, daß man nicht einfach so am grünen Tisch
neue Kirchenstrukturen erfinden kann. Das ist das eine Problem. Das andere
ist eben die beklagte Schwäche der Bischöfe. Würde „Rom“ jetzt schlagartig
auf eigene Macht verzichten und sie den Bischöfen hinwerfen, könnte das
Ergebnis katastrophal sein.

Wenn ich aber – ungeachtet des Weges dahin – mal von der Zielvorstellung
ausgehe und mich zugleich auf die lateinische Kirche beschränke, dann meine
ich, es müßten erstens die Bischofskonferenzen zurückgestutzt werden, zwei-
tens die Metropolien gestärkt (und mit ihnen auch die Metropolitanverbände –
die Suffragane haben ja auch ihre Funktion) und drittens neue Patriarchate er-
richtet.

Dabei ist an Venedig und Lissabon eher nicht zu denken, dafür aber an Ost-
und Westindien. Aber wie auch immer, ein wichtiger Effekt sollte sein, daß der
Bischof von Rom auch wieder klar erkennbar Patriarch wäre, und zwar nur für
seinen eigenen Patriarchat, während seine die ganze Ökumene umspannende
primatiale Funktion sich auf den „Dienst an der Einheit“ beschränkte.
http://www.newoxfordreview.org/reviews. ... 1211-tighe
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
ad-fontes
Beiträge: 9523
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 12:34

Re: Gedanken zur Primatsausübung

Beitrag von ad-fontes »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:
Kirchenjahr hat geschrieben:Halten wir zunächst fest, dass Du keine Quellen bieten kannst, dass das Konzil von 879 die Zwei-Seelen-Lehre behandelt hat.
So, jetzt 'mal ernsthaft: Wo gibt es den Text dieses Konzils in deutscher, englischer oder den klass. Sprachen? Den Text "unseres" Konzils, also, des Vorgängers, habe ich ja in Buchform vorliegen, aber wo gibt es den Text dieses Konzils?
Traditio?
Kirchenjahr hat geschrieben:@ Sempre: Wir kommen wie so oft von Hölzchen auf Stöckchen in diesem Strang. Nachdem Du Deine Quellen bezüglich der Abhandlung der angblichen Zwei-Seelen-Lehre des Konzils von 879 hier dargelegt hast, werde ich mich weiter äußern. Im Gegenzug werde ich versuchen, Papst Gregors Beseitigungsschrift des Konzils von 879 zu finden. Ich räume ein, dass mir das bisher noch nicht gelungen ist.
Progressio?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Didymus
Beiträge: 508
Registriert: Donnerstag 7. März 2013, 09:20

Re: Nachfolger auf dem Stuhle Petri

Beitrag von Didymus »

Hinweis der Moderation:

Die folgende Diskussion wurde vom Strang "Nachfolger auf dem Stuhle
Petri" (Pforte) abgespalten. Dieser Beitrag ist eine Reaktion auf dieses Posting.

Hubertus als Mod.
-----------------------------------------------------------------------------




Robert Ketelhohn hat geschrieben: Ein Neger oder Asiat wäre da reichlich fehl am Platz.
Weshalb?

Benutzeravatar
umusungu
cum angelis psallat Domino
Beiträge: 5048
Registriert: Donnerstag 1. Januar 2004, 13:30

Re: Nachfolger auf dem Stuhle Petri

Beitrag von umusungu »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Nein. Der Bischof von Rom soll Römer sein, Italiener wenigstens. Ein Neger oder Asiat wäre da reichlich fehl am Platz. Es geht hier doch nicht um den Vorstandschef eines Ölmultis oder einer Großbank.
ein sehr merkwürdiges Argument.
Ein "Neger" würde ein sehr katholisches Zeichen und Bekenntnis sein - und den Blick auf eine sehr lebendige afrikanische Kirche werfen

Benutzeravatar
lifestylekatholik
Beiträge: 8702
Registriert: Montag 6. Oktober 2008, 23:29

Re: Nachfolger auf dem Stuhle Petri

Beitrag von lifestylekatholik »

Stefan hat geschrieben:Petrus hätte bei Dir keine Chance gehabt, Robert.
:patsch: :roll:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Fragesteller
Beiträge: 1691
Registriert: Freitag 18. Mai 2012, 10:41

Re: Nachfolger auf dem Stuhle Petri

Beitrag von Fragesteller »

Was sollte denn die Beschränkung auf einen Kandidaten aus Italien nützen? Der Moskauer Patriarch kann ja auch aus ganz Russland kommen, nicht nur aus dem Moskauer Umland, oder? Und der direkte Einfluss des Papstes greift halt noch etwas weiter aus.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema