@ Robert Ketelhohn
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich habe unglücklicherweise keine Zeit, die Sache jetzt intensiver auseinanderzusetzen, obgleich es dringend nötig wäre. Wenigstens einige kurze Anmerkungen. Zunächst ist zu sagen, daß Ratzinger in seiner damaligen Schrift bereits darin falsch liegt, daß er Teilhard als naturwissenschaftliche Autorität akzeptiert, ohne dessen Weltbild schon in seinen naturwissenschaftlichen Voraussetzungen zu hinterfragen.
Zweitens übersieht er in den oben angesprochenen Passagen sträflich die Konsequenten jenes naturwissenschaftlichen Weltbilds für den Glauben. Jenes dort eingeführte Paradigma von einer Ordnung des Komplexen, vom naturgesetzlichen Werden auf Formen immer höherer Komplexität hin, und besonders der Einschluß des Menschen in diesen Werdeprozeß – nicht als dessen Ziel also, sondern als Teil desselben zu einem höheren Ziel –, kann bei konsequenter Durchführung nur bedeuten, daß Gott den Menschen am Anfang eben noch nicht nach seinem Bilde vollendet erschaffen hat.
Ein Fall aller in einem durch ein konkretes historisches Ereignis kann in diesem Weltbild keinen Platz mehr haben. Ebensowenig die Heilung aller wiederum durch Einen durch ein weiteres historisches Ereignis. Denn in diesem Werdeprozeß ging es ja bereits vor jenem Einem stetig aufwärts, und nach Ihm ebenso. Die zentralen Ereignisse der Heilsgeschichte, auf denen unser Glaube ruht, können bloß noch symbolhaft die Richtung des Prozesses andeuten, und je weiter der Prozeß fortschreitet, desto weniger bedarf es dann solcher Symbole.
Allein dies ist nicht wahr. Der Mensch steckt heute ebenso im Dreck wie vor tausend oder zweitausend Jahren. Die Welt ist unheiler denn je, und obgleich die Christenheit schon oft in dieser nun fast zweitausend Jahre währenden Endzeit den Eindruck hatte, dem absoluten Tiefpunkt und darauf dann dem Ende der Welt zuzugehen – und dann immer noch einmal ein Aufschub kam, eine echte oder scheinbare Besserung –, stelle ich sehr entschieden fest, daß das Böse seit siebzehnhundert Jahren nicht mehr derart die Oberhand hatte wie heute.
Doch selbst wenn man das bestreitet, ist für den Gläubigen klar und wohlbekannt, daß es mit dieser Welt am Ende nur bergab gehen kann und muß. Die Gestalt dieser Welt vergeht, und sie wird in Grauen Finsternis vergehen. Dann wird der Richter erscheinen, der Retter und Heiland der Erwählten. Dann wird die Neue Stadt von oben herabsteigen. Niemals wird sie von unten her erbaut.
Und ganz genauso ist es, um den Kreis zu schließen, auch in der Ordnung der Natur, welche die Naturwissenschaftler zu verstehen suchen. Die Hypothese von der angeblich der Materie innewohnenden Potenz zur Herausbildung von Formen immer höherer Komplexität ist nicht nur nicht erwiesen, nicht nur unbeweisbar, sondern klar widerlegt. Die „Selbstorganisation“ findet in Wahrheit nicht statt. Es bedarf des schaffenden Geistes, der Leben gibt, der von außen, aus einer andern, höheren Ordnung der Materie Sinn und Ordnung gibt.
Darum kann man auf die Theologien eines Teilhard und kongenialer Geister gewiß die Staatskirche des kommenden Weltstaats bauen. Ja, man wird sie bauen. Man wird sie auch Kirche nennen, und sie wird ihre Wohltätigkeit zelebrieren. Die Wahrheit aber wird nicht in ihr wohnen. »Dann fliehe, wer in Judæa ist, in die Berge.«
Das kann ich nicht vollständig nachvollziehen.
Wenn man das Werden im Kosmos heilsgeschichtlich und sehr komprimiert betrachtet, gibt es mehrere Punkte, die herausragen:
1. Die Schöpfung des Universums (Genesis 1, 1 ff.)
2. Der Sündenfall Adams und Evas im Paradies (Genesis 3, 1 ff.)
3. Die Erlösung von der Erbsünde durch JESUS CHRISTUS (Matthäus 27, 45 ff.)
4. Die Wiederkunft von JESUS CHRISTUS in Herrlichkeit (Offenbarung des Johannes 20, 11 ff.)
Die Punkte 1., 3. und 4. gehen direkt auf das Eingreifen guter himmlischer Mächte zurück. Lediglich in Punkt 2. agiert der Mensch aufgrund der Verführung durch böse himmlische Mächte, den Erzfeind Lucifer.
Eine aufsteigende Entwicklung ist jedoch sehr wohl wahrzunehmen, da die Schöpfung ihrer Vollendung entgegenstrebt. Tatsächlich vollendet wird sie allerdings erst mit Punkt 4. Bis dahin liegt die Schöpfung „in den Geburtswehen“ (Römer 8, 20 ff.).
Ich verstehe die Theologie des TdC jetzt so, daß die sichtbare Schöpfung, also jene welche wir mit unseren Augen sehen können, einen „Beitrag“ zur Vollendung leistet. Es ist eine Art „Reißverschlußverfahren“, in dem Erde und Himmel aufeinanderzustreben, um dann letztendlich (eschatologisch) in und mit der Wiederkunft CHRISTI vollendet zu werden.
Wir hatten ja bereits im Origines-Thread festgestellt, daß die «materielle Schöpfung des Universums als solche» im christlichen Denken nicht als eine Emanation GOTTES verstanden wird, sondern als ein bewußt gesetzter Schöpfungsakt, welcher intrinsisch gut ist und war.
Der Beitrag zur Vollendung, welcher von der sichtbaren Schöpfung erbracht wird, ist wiederum nur möglich, weil JESUS in seinem ersten Kommen den Menschen in SICH selber den Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14, 6) gezeigt hat.
GsJC
Raphael