Biblische Hermeneutik

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Studiosus
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Biblische Hermeneutik

Beitrag von Studiosus »

  • Die beiden Eingangsbeiträge habe ich von einem anderen Strang abgetrennt.
    Robert Ketelhohn
Hallo zusammen!

Im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um Homosexualität und andere Themen, die damit verbundene Frage nach deren Bewertung durch biblische Texte und die damit wiederum oft verbundene heutige Bewertung ist meines Erachtens nicht nur ein Auge auf die Texte und deren Kontexte, etc.. zu werfen, sondern auch auf unsere Hermeneutik. Wie gehen wir mit der Schrift im einzelnen und im ganzen um? Was lesen wir in die Schrift hinein und was hören wir heraus? In welchem Ausmaße und in welchen Bereichen geht das überhaupt? Inwieweit sind wir seber gefordert, Leben und Werte aufgrund des umfassenden Liebesgebotes zu entwerfen ohne hundertprozentige Absicherung durch bibl. Schriftstellen. Ohne Bibel geht es, gerade weil wir eine geschichtliche Buchreligion sind, nicht, aber Bibel als Abgott und nicht mehr "nur" Hinweis auf den dahinter, ist ebenso gefährlich. Und diese ganze Fragen schwingen bei solchen Auseinandersetzungen doch immer mit und sind m. E. die eigentlich entscheidenden und trennenden.

Friede mit uns allen
Studiosus
Ausculta et pervenies.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Da stimme ich Dir zu, studiosus (soweit ich das verstanden habe...). Eine individuelle Beliebigkeit daraus abzuleiten - ich unterstelle dies Dir nicht! - wäre aber grundfalsch. Es gilt dabei immer an der Offenbarung zu messen, ob unser Gottesbild richtig (bzw. möglichst wenig falsch) ist.
Problem bei diesen und anderen Themen ist aber weniger die Schrift als der Zugang zu ihr. Also wir, nicht sie.

Nachtrag: bekanntlich handelt es sich ja bei dem Liebesgebot nicht um ein all(es)umfassendes, sondern um ein alleumfassendes. Was so ein Buchstabe ausmachen kann...

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Studiosus hat geschrieben:»… gerade weil wir eine geschichtliche Buchreligion sind«
„Geschichtlich“, jawohl; aber sowohl „Buch“ als auch „Religion“ bestreite ich entschieden.
Studiosus hat geschrieben:»Und diese ganze Fragen schwingen bei solchen Auseinandersetzungen doch immer mit und sind m. E. die eigentlich entscheidenden und trennenden«
Leicht schwammig, oder? Könntest du das präzisieren?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Huch, da hatte ich wohl was überlesen. Natürlich ist das Christentum keine Buchreligion!

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Definition:
"Religionen, die im Besitz eines heiligen Buches sind, werden als Buchreligionen von Religionen ohne ein heiliges Buch unterschieden."
(Schüler-Duden, Die Religionen, S. 71)

Insofern ist das Christentum natürlich eine Buchreligion, auch wenn die Christen nicht ihre heilige Schrift, sondern Jesus Christus als Wort Gottes verehren.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Petra
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Beitrag von Petra »

Hallo Studiosus, willkommen im Kreuzgang. :)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

cathol01 hat geschrieben:Definition:
"…"
(Schüler-Duden, Die Religionen, S. 71)
:D
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Studiosus
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Beitrag von Studiosus »

Hallo,

@Robert
wenn Du "Buch" und "Religion" bezogen auf das Christentum bestreitest, dann würde ich gerne wissen, warum bzw. warum das Christentum als eine auf eine hl. Schrift(en) gegründete und von ihr im rel. Leben bestimmte Religion keine Buchreligion ist (was nicht nur im Schülerduden so definiert wird, sondern auch von anderen Theol. Fach- und Fremdwörterbüchern). Und warum keine Religion?
Die Bezeichung "Buchreligion" bezieht sich doch v.a. auf ein Epiphämomen des Christentums im religionswissenschaftlichen Sinne als ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu anderen Religionen, die eben kein schriftliches grundlegendes Werk wie z.B. die Thora oder die Bibel haben. Über das Verhältnis von Schrift und Offenbarung im innerchristlichen Sinne wird dabei keine Aussage getroffen.

Nun ja, ich meine, dass für alle theologisch-biblischen Diskussionen die Art und Weise entscheidend ist, wie wir mit der Schrift umgehen. Da mag in der Schrift klar und deutlich stehen, was erlaubt ist und was verboten, aber wenn ich schon a priori für mich festlege, dass z.B. biblische Aussagen des ATs im Lichte des NTs keine Relevanz mehr haben oder Paulus nur zeitbedingt zu lesen und zu verstehen ist, dann tritt doch das, was im Text steht so oder so in den Hintergrund, oder?

@cathol01
Was das Verehren der hl. Schrift angeht, bin ich mir da manchmal nicht so sicher, wenn ich erlebe, wie sehr wir manchesmal am Buchstaben hängen und eben nicht an dem, was Christum treibet, wie Luther es einmal als Mitte der Schrift fomuliert.

@Petra

Danke für das Willkommens-Hallo :)

@Ralf und alle:
Friede sei mit uns

Studiosus
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mr94
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Beitrag von mr94 »

aus dem KKK:

108 Der christliche Glaube ist jedoch nicht eine ,,Buchreligion". Das Christentum ist die Religion des ,,Wortes" Gottes, ,,nicht eines schriftlichen, stummen Wortes, sondern des menschgewordenen, lebendigen Wortes" (Bernhard, hom. miss. 4,11). Christus, das ewige Wort des lebendigen Gottes, muß durch den heiligen Geist unseren Geist ,,für das Verständnis der Schrift" öffnen (Lk 24,45), damit sie nicht toter Buchstabe bleibe.
Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem mortuorum, et vitam venturi saeculi. Amen.

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