Interior hat geschrieben:Dass die Vorprägungen von Gott kommen habe ich oben schon bezweifelt. Wie meinst Du aber, sie seien auch auf innerweltliche Ursachen und Freiheitsentscheidungen zurückzuführen? - Wann sollten diese Ursachen gewirkt, die Entscheidungen gefällt worden sein? - In einem früheren Erdenleben?
Hallo Interior (vielleicht sollte ich besser gar nicht schreiben, wenn ich so selten dazu komme),
Mit früheren Freiheitsentscheidungen meinte ich natürlich die Entscheidungen anderer Geschöpfe (Menschen oder Engel/Teufel).
Ich will versuchen auf deine Frage einzugehen: Wie hat sich die Sünde vererbt?
Zunächst sollte man unterscheiden zwischen Konkupiszenz und Erbsünde.
Mit Konkupiszenz ist gemeint die Anhänglichkeit an das Böse. Diese entsteht zum einen durch Gewöhnung (wer immer wieder trinkt, wird irgendwann zum Trinker...), aber auch dadurch, dass man in gewisse soziale Kontexte einfach hineingeboren wird: Wir hier in Westeuropa sind z.B. in großer Gefahr, es als normal hinzunehmen, dass man Rohstoffe auf Kosten künftiger Generationen verbraucht, sich kaum um die notleidenden Brüder und Schwestern in den armen Ländern kümmert...
Was die Erbsünde ist (die durch die Taufe vergeben wird), ist nicht ganz so leicht zu erklären. Die beste Definition, die ich kenne, stammt von Peter Knauer SJ: Erbsünde ist der Umstand, dass uns die Erlösung nicht angeboren ist. Das sieht man sehr schön an Jesus: Die natürliche Reaktion von uns Menschen auf das Erscheinen des Messias ist, dass wir ihn kreuzigen.
Erlöst werden wir dadurch, dass wir seinem Wort glauben und das neue Leben annehmen, welches er uns schenkt (in der Taufe).
Die Erbsünde wird also einfach dadurch vererbt, dass ein Mensch in diese (gottlose) Welt hineingeboren wird.
Eine andere grundsätzliche Frage ist, inwiefern Sünde von einem Menschen auf den anderen weitergegeben werden kann.
Grundsätzlich würde ich sagen, jeder ist seines Glückes Schmied: Für seine guten Taten bzw. Sünden ist jeder Mensch selbst verantwortlich.
Dennoch hoffe ich, dass, wenn ich meinen Schülern die goldene Regel beibringe, ich ihnen damit etwas helfe, gute Menschen zu werden - und Analoges gilt dann natürlich auch für böses Handeln.
Das sind so ein paar Gedanken von mir, die ich ins Unreine geschrieben habe. Antworten wirst du hier vermutlich keine finden - willst du vielleicht auch gar nicht.
Gruß und Segen
Samuel
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)