Pierre Teilhard de Chardin (aus Aristotelismus)

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Raphael

Pierre Teilhard de Chardin (aus Aristotelismus)

Beitrag von Raphael »

* Dieser Thread wurde aus "Aristotelismus" abgesplittet (Jürgen) *

Die gesunde Mitte zwischen dem reinen Aristotelismus und dem reinen Platonismus ist die Philosophie, die der christlichen Religion entspringt. Diese ist ein gedankengebender Fluß, der erst am Ende der Zeiten seine Vollendung in der Wiederkehr Christi finden wird.
Bis dahin wird das Universum - nach der Ansicht von Teilhard de Chardin - "christifiziert"!

GsJC
Raphael

Ralf

Beitrag von Ralf »

Kannst Du das konkretisieren?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raphael hat geschrieben:»Bis dahin wird das Universum - nach der Ansicht von Teilhard de Chardin - "christifiziert"!«
Nun ja. Dieses halte ich eher für Hegelsche Gnosis. In Wahrheit ist der große Abfall angesagt, die Herrschaft des Antichrists und große Trübsal: die Auserwählten aber sollen auf die Berge fliehen. Wenn die Zeit nicht abgekürzt würde, fände der Herr keinen Glauben mehr bei Seiner Wiederkunft.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Raphael hat geschrieben:...nach der Ansicht von Teilhard de Chardin...
Ich bin nicht der Ansicht, daß T. d. Chardin irgendetwas christlich-katholisches in seinen Ansichten hat; viel mehr ist es etwas - wie Robert schon andeutete - hegelianisch-pantheistisches.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Könnt Ihr zu T.d.C. nicht einen extra Thread aufmachen?

Raphael

Beitrag von Raphael »

Ralf hat geschrieben:Kannst Du das konkretisieren?
Ich versuch’s mal:
Auf dem berühmte Gemälde von Raffael (fast ein Namensvetter :wink: ) „Die Schule von Athen“, werden Platon und Aristoteles inmitten von vielen anderen Philosophen dargestellt, die dem Betrachter entgegenkommen. Platon weist nach oben in die Welt der Ideen, Aristoteles weist nach unten in die Welt der Natur. Das Leben und die Lehre von Jesus Christus jedoch weist in die Mitte und ist die Mitte. Anders (und sehr verkürzt) ausgedrückt: „Die Natur ist eine göttliche Idee, die wir Christen „Schöpfung“ nennen!“
Im Übrigen halte ich den Begriff der „Christifizierung des Universums“ von Teilhard de Chardin nicht für pantheistisch und gnostisch infiziert. Es geht hier IMHO um die christliche Eschatologie, die in der Wiederkunft Christi ihren Höhepunkt findet.

GsJC
Raphael

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Erklär doch bitte, Raphael:
• was „Christifizierung“ bedeuten soll;
• was mit „Universum“ gemeint ist;
• welchen Platz in einem solchen „Prozeß“ (denn darum geht es ja) Erbsünde und Erlösung haben;
• auf welche Weise und wann Offenbarung geschieht; und endlich,
• wie sich das ganze zur traditionellen kirchlichen Lehre von den letzen Dingen verhält, auf die ich oben anspielte.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Raphael hat geschrieben:Im Übrigen halte ich den Begriff der „Christifizierung des Universums“ von Teilhard de Chardin nicht für pantheistisch und gnostisch infiziert. Es geht hier IMHO um die christliche Eschatologie, die in der Wiederkunft Christi ihren Höhepunkt findet.
Die Christologie Teilhards hat ihren Ausgangspunkt in den Erkenntnissen der Evolutionstheorie und dem Versuch, diese auf die Schöpfung im allgemeinen anzuwenden. Seine christologische Vision drückt er 1934 in vier Stufen aus
Ich glaube, das Universum ist eine Evolution.
Ich glaube, die Evolution geht in Richtung des Geistes.
Ich glaube, der Geist vollendet sich im Personalen.
Ich glabue, das höchste Personale ist der Christus-Universalis.
Ohne jetzt weiter auf die Omega-Punkt-Christologie eingehen zu wollen, lassen sich schon aus dem Ansatz einige (kritische) Anfragen stellen.

Die Evolution ist ein Faktum; aber ein Faktum der Vergangenheit. Kann sie ein Postulat für die Zukunft sein? D.h. folgt aus dem Faktum der Vergangenheit eine Notwendigkeit für die Zukunft?
Die christliche Antwort kann nur "Nein" lauten. Der Christ wünscht sich keine Entwicklung des Kosmos, sondern das Ende des Kosmos. "Komm, Herr, Jesus Maranatha" (Offg 22,20) ruft der Christ seit den Frühzeiten der Kirche.
Teilhard hingegen wünscht sich das Ende noch nicht! Nach ihm ist selbst Gott an die weitere Entwicklung (in der Zeit) gebunden
Die Dunkelheit des Glaubens ist nach meinem Ermessen nur ein Sonderfall des Problems des Übels. Und um dessen tödliches Ärgernis zu überwinden, sehe ich nur einen möglichen Weg: nämlich anzuerkennen, daß Gott uns deshalb leiden, sündigen, zweifeln läßt, weil er uns nicht jetzt und mit einem Schlag heilen und sich zeigen kann. Und wenn er es nicht kann, so einzig deshalb, weil wir infolge des Stadiums, in dem das Universum sich befindet, einer größeren Organisation und eines helleren Lichtes noch nicht fähig sind.
Dies kann man nicht anders als "schlecht gedacht" bezeichnen.
Die Erlösung ist eben kein bloß zukünftiges Ereignis, sondern die Gegenwart Gottes heute!
Möglicherweise mag die Verpflichtung auf die Zukunft bei Teilhards Christologie darin begründet sein, daß sie völlig unpneumatisch ist. Der Hl. Geist kommt bei ihm so gut wie nicht vor.
Gruß Jürgen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

… denn „Geist“ ist für ihn im grund nichts anderes als der Hegelsche „Weltgeist“.
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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Juergen hat geschrieben:Die Evolution ist ein Faktum; aber ein Faktum der Vergangenheit. Kann sie ein Postulat für die Zukunft sein? D.h. folgt aus dem Faktum der Vergangenheit eine Notwendigkeit für die Zukunft?
Die christliche Antwort kann nur "Nein" lauten. Der Christ wünscht sich keine Entwicklung des Kosmos, sondern das Ende des Kosmos. "Komm, Herr, Jesus Maranatha" (Offg 22,20) ruft der Christ seit den Frühzeiten der Kirche.
Offen gesagt weiss ich zu wenig von T.v.C. um sein Werk angemessen beurteilen zu können. Doch in einem muss ich Dir widersprechen, Juergen. Die Evolution ist kein Fakt der Vergangenheit. Persönlich bin ich der Meinung, dass jedes Neugeborene eine Fortsetzung der Schöpfung ist - ich halte, das als Einschub, Schöpfung für nichts anderes als Evolution. Jedes Tier, das geboren wird, ist Fortsetzung der Schöpfung, auch jeder Berg, der sich langsam hebt oder senkt, ist Fortsetzung der Schöpfung, das Abschmelzen der Gletscher oder ihr Wachsen: Schöpfung. Ein Christ, der die Evolution ablehnt, lehnt die Schöpfung Gottes ab: das ist einem Christen unmöglich. Ich wüsste auch nicht, wie das im Widerspruch zur Erwartung unseres Herrn stehen sollte? Die Schöpfung Gottes wird sich vollziehen bis zu Seiner Widerkunft. Wie anders auch? Hörte Gott auf den Kosmos, uns, die Tiere, die Sterne, all das, was ist, ins Sein zu rufen, hörten wir auf zu existieren.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Erich Dumfarth hat geschrieben:...Doch in einem muss ich Dir widersprechen, Juergen. Die Evolution ist kein Fakt der Vergangenheit. ...
Oh, doch! Es können nur Entwicklungen beobachtet werden, die vergangen sind. Es gibt aber keine Notwendigkeit für die weitere Evolution, noch gibt es überhaupt eine Notwendigkeit für Evolution. (Wie Leibnitz sagte: Zufällige Geschichtswahheiten können keine notwendigen Vernuftwahrheiten sein.)
Schon gar nicht gibt es eine Notwendigkeit, daß die Evolution bis zu einem bestimmten Punkt gekommen sein muß (in der Zukunft), eher der Herr wiederkommen kann. Noch weniger können wir den Punkt bestimmen, der erreicht werden muß, eher der Herr wiederkommen kann.
Gruß Jürgen

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Juergen, als Katholik nenne ich Evolution schlicht Schöpfung. Und solange noch irgend etwas, das zuvor nicht war, ins Dasein gerufen wird, ist die Schöpfung nicht beendet. Du und ich, sind wir nicht Teil der Schöpfung? Nun kann ich natürlich nicht sagen, ob auch von nun an noch etwas entsteht, Kinder geboren werden, Gletscher kalben, Berge sich auftürmen usf., aber da dies bislang geschah, warum sollte ich glauben Gott hörte auf seine Schöpfung ins Sein zu rufen?
Ich weiss nicht, ob die Schöpfung sich zu einem bestimmten Punkt hinbewegen muss vor der Wiederkunft des Herrn. Für mich ist das auch vollkommen belanglos. Aber dass Gott bis zu Seiner Wiederkunft nicht aufhören wird die Welt - die Schöpfung - ins Sein zu rufen und dort zu halten, darn zweifle ich nicht.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Erich Dumfarth hat geschrieben:...Ich weiss nicht, ob die Schöpfung sich zu einem bestimmten Punkt hinbewegen muss vor der Wiederkunft des Herrn. Für mich ist das auch vollkommen belanglos. Aber dass Gott bis zu Seiner Wiederkunft nicht aufhören wird die Welt - die Schöpfung - ins Sein zu rufen und dort zu halten, darn zweifle ich nicht.
Da sind wir uns ja auch einig. Aber wir stehen damit der Meinung Teilhards entgegen.
Gruß Jürgen

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Peter
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Beitrag von Peter »

Das ist interessant, ihr Lieben.

Mich interessiert das Verhältnis zwischen Naturwissenschaft und Glaube an dem Punkt der Hekunft des Menschen sehr. — Und da traf es sich, dass ich neulich einen kleinen Teilhard-de-Chardin-Band in der Buchhandlung erstanden habe: »Von der Herkunft des Menschen«.

Bin aber erst beim Vorwort … 8-)

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Ketelhohn
Ketelhohn hat geschrieben:Erklär doch bitte, Raphael:
• was „Christifizierung“ bedeuten soll;
• was mit „Universum“ gemeint ist;
• welchen Platz in einem solchen „Prozeß“ (denn darum geht es ja) Erbsünde und Erlösung haben;
• auf welche Weise und wann Offenbarung geschieht; und endlich,
• wie sich das ganze zur traditionellen kirchlichen Lehre von den letzen Dingen verhält, auf die ich oben anspielte.
Die Reihenfolge Deiner Nachfrage möchte ich gerne abändern, um eine in sich schlüssige Antwort zu erleichtern:
• was mit „Universum“ gemeint ist;
• auf welche Weise und wann Offenbarung geschieht; und endlich,
• welchen Platz in einem solchen „Prozeß“ (denn darum geht es ja) Erbsünde und Erlösung haben;
• was „Christifizierung“ bedeuten soll;
• wie sich das ganze zur traditionellen kirchlichen Lehre von den letzen Dingen verhält, auf die ich oben anspielte.
Ad 1) Am Anfang schuf GOTT Himmel und Erde. (Genesis 1, 1)
Dies ist aus meiner Sicht nicht nur ein Entstehen aus dem Nichts („creatio ex nihilo“), sondern gleichzeitig auch ein Akt der Trennung, nämlich zwischen diesseitiger Schöpfung (Erde, „Universum“) und jenseitiger Schöpfung (Himmel, „Wohnsitz GOTTES“).
Der Begriff „Universum“ an sich ist streng genommen nur den naturwissenschaftlichen Disziplinen und damit dem naturwissenschaftlichen Sprachgebrauch zuzuordnen, da er – nach dem heutigen Stand des Wissens – für das steht, was nach naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten seit dem Urknall materiell entstanden ist. Der Begriff „Universum“ wird in diesem eng ausgelegten Sinne gerne von A&A’lern verwendet, da er – aus ihrer Sicht – nicht notwendigerweise einen Schöpfergott impliziert. Damit ist der Begriff „Universum“ im engeren Sinne keine „theologische Vokabel“, in einer übergreifenden Zusammenschau der Disziplinen von Naturwissenschaften und Theologie, wie sie von Teilhard de Chardin versucht wurde, aber unverzichtbar.
Ad 2) Offenbarung geschieht in zwei Formen: der Werkoffenbarung und der Wortoffenbarung!
GOTT offenbart sich einerseits in seiner diesseitigen Schöpfung („Universum“) und andererseits in SEINEN Worten („……. Du hast Worte des ewigen Lebens!“, Johannes 6, 68 ). Worte verstehe ich als eine Art „Bindeglied“ zwischen Erde („Universum“) und Himmel („jenseitige Schöpfung“); z.B. beim Beten. Worte können Menschen auch eingegeben werden, wenn sie sich z.B. als ein „auf GOTT hin offenes Gefäß“ (Mutter Theresa) verstehen („direkte Offenbarung“, Kommunikation innerhalb der Seele des Menschen); diese Menschen sind dann vom HEILIGEN GEIST (gr. „Pneuma“, hebr. „Ruach“) inspiriert. Auf diese Weise ist beispielsweise die Bibel entstanden. Derartig inspirierte Menschen können also diese Worte an die übrigen Menschen weitergeben („indirekte Offenbarung“ oder „Offenbarung aus zweiter Hand“). Beispiele hierfür sind die vielen Heiligen der katholischen Kirche (Die selige Mutter Theresa wird nach meiner festen Überzeugung in nicht allzu ferner Zukunft – nach offizieller Feststellung und Verkündigung durch die katholische Kirche – zu diesem Kreis der Heiligen gehören!!).
In JESUS CHRISTUS fällt die Werkoffenbarung und Wortoffenbarung zusammen, da seine materielle Existenz Werkoffenbarung war und ist (siehe Credo: … er sitzet zur Rechten GOTTES, des allmächtigen Vaters ….), seine Worte jedoch der – wie sollte es auch anders sein – der Wortoffenbarung zugerechnet werden müssen. JESUS CHRISTUS ist das „fleischgewordene Wort“, der LOGOS, und das Christentum damit nicht zuletzt eine Wortreligion!
Sowohl Werk- als auch Wortoffenbarung können vom Menschen mit Hilfe der ihnen von GOTT gegebenen Vernunft erkannt werden (siehe Vaticanum I)!
Ad 3) GOTT hat in SEINER Schöpfung dem Menschen einen besonderen Platz zugedacht. Der Mensch hat sich jedoch in den beiden Personen Adam und Eva durch Ungehorsam beim Sündenfall im Paradies von IHM abgewandt („Ursünde“; auch bekannt unter dem Namen „Erbsünde“) und ist seitdem Träger einer gefallenen Natur, ein „Riß in der Schöpfung“. Durch die einmalige Erlösungstat von JESUS CHRISTUS am Kreuz von Golgatha ist diese gefallene Natur des Menschen wieder aufgerichtet worden. Die Folgen der Ur(Erb)sünde (der leibliche Tod und die grundsätzliche Möglichkeit des Menschen, sich von GOTT zu entfernen, sprich: zu sündigen) bleiben jedoch weiterhin Bestandteil der diesseitigen Schöpfung (weil GOTT sich nicht widersprechen kann: „…denn sobald du davon isst, wirst du sterben.“ Genesis 2, 17) und werden endgültig erst durch die überreich fließende Gnade des einen und dreifaltigen GOTTES und – dies ist der vor 2.000 Jahren durch JESUS CHRISTUS persönlich ermöglichte Beitrag des Menschen – den Glauben des einzelnen Individuums an den einen und dreifaltigen GOTT in der Auferstehung des Leibes überwunden. (1 Korinther 15, 26)
Dabei sollte der materielle Beitrag des gläubigen Menschen theologisch nicht als „Werkgerechtigkeit“ diffamiert werden (siehe Rechtfertigungslehre der protestantischen Denominationen), sondern mit „materieller Beitrag“ ist die von JESUS CHRISTUS geforderte „Aufnahme des (persönlichen) Kreuzes“, also die Kreuzesnachfolge an sich, gemeint, mit der man „christusförmig“ werden kann. (Siehe auch Thomas von Kempen „De imitatio Christi“ oder Hl. Therese von Lisieux „Die Geschichte einer Seele“.)
Man getraut es sich kaum zu sagen, aber der gläubige Mensch lebt und „arbeitet“ (als „Mitschöpfer“; siehe Thomas von Aquin) mit GOTT zusammen in SEINER Schöpfung: Welch eine Erhebung der Nachkommen eines unwürdigen Sünders durch die Gnade des allmächtigen GOTTES! :)
Ad 4) Bei der „Christifizierung“ wird die gesamte Schöpfung wieder mit GOTT „vereint“. Dies geschieht letzten Endes („eschatologisch“) zum Zeitpunkt der Wiederkehr von JESUS CHRISTUS: „Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der SOHN, sondern nur der VATER.“ (Markus 13, 32) Das, was der einzelne Mensch durch Gnade GOTTES und die Kreuzesnachfolge in der „Christusförmigkeit“ erreichen kann (Einrichtung des „Reiches GOTTES“ in seinem eigenen Leib!), geschieht dann für das gesamte „Universum“. Der „Fürst dieser Welt“ wird endgültig besiegt werden und er wird den Geschöpfen GOTTES kein Leid mehr antun können. Halleluja!!
In den Naturwissenschaften ist der Begriff „Christifizierung“ des Teilhard de Chardin in eine „Omega-Punkt-Theorie“ umgedeutet worden, die rein naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten folgt; quasi als Gegen(End)stück zur Urknalltheorie. Von Teilhard de Chardin ist jedoch eher die auf immer höhere Komplexität hinausstrebende Entwicklung („Evolution“) und Entfaltung in der diesseitigen Schöpfung (bis hinein in die „Noosphäre“) gemeint, die nach dem Eingreifen von JESUS CHRISTUS vor 2.000 Jahren ihren Schlußpunkt in der Wiederkunft von JESUS CHRISTUS in der Zukunft findet.
Ich will dies einmal so ausdrücken: Der HEILIGE GEIST bereitet die diesseitige Schöpfung auf die Wiederkunft von JESUS CHRISTUS vor, bis der VATER höchstselbst die Entscheidung über den Zeitpunkt der Wiederkunft („Parusie“) fällt. Dieser innertrinitarische Vorgang selber ist wiederum ein göttliches Geheimnis und bleibt daher dem menschlichen Geist verborgen. IMHO könnte aus theologischer Sicht für den Begriff „Christifizierung“ in nahezu synonymer Weise der Begriff „Pneumatisierung“ verwendet werden; bei „Pneumatisierung“ wird der gestaltende Prozeß innerhalb des Universums von Anfang her („… und GOTTES GEIST schwebte über den Wassern.“ Genesis 1, 2) bei „Christifizierung“ vom Ende her gedacht.
Aus meiner Sicht will GOTT innerhalb der Schöpfung eine bestimmte Dynamik, wobei ER der Eine und Unwandelbare bleibt; siehe auch Aristoteles: „der unbewegte Beweger“, oder Cusanus: „coincidentia oppositorum“. Die Art und Weise dieser Dynamik (geformt in der Gottes- und Nächstenliebe) hat ER den Gläubigen offenbart, um sie zu den schon erwähnten Mitschöpfern zu machen.
Ad 5) Dies sind nur meine ersten (relativ ungeordneten) Erläuterungen zu Deinen Fragen. Einen theologischen Abgleich mit der Lehre von den letzten Dingen der römisch-katholischen Kirche habe ich (noch) nicht vorgenommen, aber hier im Forum soll ja diskutiert werden! 8)
Oder möchtest Du diesen Abgleich vornehmen? :wink:

GsJC
Raphael

P.S. Die Ungenauigkeiten aufgrund der sehr gerafften Darstellung bitte ich zu entschuldigen, ich wollte hier keine Monographie veröffentlichen. :wink:

Raphael

Beitrag von Raphael »

Teilhard de Chardin hat mit seinem Werk versucht, dem Menschen etwas mehr kosmologische Bescheidenheit – in Anlehnung an die kosmische Religiosität von Albert Einstein – zu vermitteln.
Im christlichen Sprachraum darf man diese "kosmologische Bescheidenheit" gut und gerne mit Demut übersetzen. ;D

IMHO kein Grund ihn zum Häretiker zu stempeln. ;)

GsJC
Raphael

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Albert Einstein kannte allerdings keinen personalen Gott.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Juergen
Juergen hat geschrieben:Albert Einstein kannte allerdings keinen personalen Gott.
TdC aber sehr wohl, denn er war bis zu seinem Lebensende Katholik!
Er ist auch AFAIK nicht exkommuniziert oder mit dem Anathema belegt worden, sondern wurde nur mit dem Lehrverbot "versehen". ;)

GsJC
Raphael

Raphael

Beitrag von Raphael »

Gerade lese ich in Joseph Kardinal Ratzinger's Bestseller "Einführung in das Christentum" folgende lobende Erwähnung von TdC:
Es muß als ein bedeutendes Verdienst von Teilhard de Chardin gewertet werden, daß er diese Zusammenhänge vom heutigen Weltbild her neu gedacht und trotz einer nicht ganz unbedenklichen Tendenz aufs Biologistische hin sie im Ganzen doch wohl richtig begriffen und auf jeden Fall neu zugänglich gemacht hat. Hören wir ihn selbst! Die menschliche Monade »kann nur ganz sie selbst werden, wenn sie aufhört, allein zu sein«. Im Hintergrund ist dabei der Gedanke mitzuhören, daß es im Kosmos neben den beiden Ordnungen des unendlich Kleinen und des unendlich Großen eine dritte Ordnung gibt, die die eigentliche Drift der Evolution bestimmt: die Ordnung des unendlich Komplexen. Sie ist das eigentliche Ziel des aufsteigenden Werdeprozesses; sie erreicht einen ersten Höhepunkt in der Entstehung des Lebendigen, um dann immer weiter voranzuschreiten zu jenen hochkomplexen Gebilden, die dem Kosmos eine neue Mitte geben: »So winzig und zufällig der Platz auch ist, den die Planeten in der Geschichte der Sternkörper einnehmen, so bilden sie letzten Endes doch die Lebenspunkte des Universums. Durch sie läuft jetzt die Achse, auf sie konzentriert sich von nun an das Streben einer hauptsächlich auf die Erzeugung von großen Molekülen gerichteten Evolution«. Die Betrachtung der Welt nach dem dynamischen Maßstab der Komplexität bedeutet so »eine völlige Umkehrung der Werte. Eine Wendung der Perspektive«.
Aber kehren wir zum Menschen zurück. Er ist das bisherige Maximum an Komplexität. Aber auch er kann als bloße Mensch-Monade noch kein Ende darstellen; sein Werden selbst fordert eine weiter gehende Komplexionsbewegung: »Stellt der Mensch nicht gleichzeitig ein in Bezug auf sich zentriertes Individuum (d.h. eine >Person<) dar und in Bezug auf irgendeine neue und höhere Synthese ein Element« ? Das will sagen: Der Mensch ist zwar einerseits schon ein Ende, das nicht mehr rückgängig gemacht, nicht mehr eingeschmolzen werden darf, und doch ist er im Nebeneinander der einzelnen Menschen noch nicht am Ziel, sondern erweist sich gleichsam als ein Element, das nach einer Ganzheit verlangt, die es umgreift, ohne es zu zerstören. Nehmen wir einen weiteren Text dazu, um zu sehen, in welche Richtung solche Gedanken führen: »Im Gegensatz zu den Annahmen, die in der Physik noch immer Geltung haben, findet sich das Beständige nicht zutiefst - im Infraelementaren -, sondern zuhöchst - im Ultrasynthetischen«. So muß entdeckt werden, »daß nichts anderes den Dingen Halt und Zusammenhang gibt als ihre Verflechtung von oben her«. Ich glaube, daß man hier vor einer sehr zentralen Aussage steht; das dynamische Wettbild zerstört an dieser Stelle die uns allen so nahe liegende positivistische Vorstellung, die das Beständige allein in der »Masse«, im harten Stoff sieht. Daß die Welt schließlich doch »von oben« her konstruiert und gehalten ist, wird hier auf eine Weise sichtbar, die deswegen so eindrücklich ist, weil wir sie so wenig gewöhnt sind.
Von da aus eröffnet sich der Zugang zu einem weiteren Text, um hier wenigstens durch das Zusammenlegen von ein paar Fragmenten die Gesamtsicht Teilhards anzudeuten. »Die universale Energie muß eine denkende Energie sein, soll sie nicht in der Entwicklung weniger weit sein als die Ziele, die von ihrer Wirkung beseelt werden. Und folglich ... heben die kosmischen Wertattribute, mit denen sie sich in unseren modernen Augen umgibt, keineswegs die Notwendigkeit auf, daß wir ihr eine transzendente Form von Persönlichkeit zuerkennen«. Von da aus kann nun auch der Zielpunkt der ganzen Bewegung verstanden werden, wie Teilhard ihn sieht: Die kosmische Drift bewegt sich »in Richtung auf einen unglaublichen, quasi >monomolekularen< Zustand ..., wo jedes Ego ... dazu bestimmt ist, seinen Höhepunkt in irgendeinem geheimnisvollen Super-Ego zu erreichen«. Der Mensch ist als ein Ich zwar ein Ende, aber die Richtung der Seinsbewegung und seiner eigenen Existenz erweist ihn zugleich als ein Gebilde, das in ein »Über-Ich« hineingehört, welches ihn nicht auslöscht, aber umgreift; erst in solcher Vereinigung kann die Form des zukünftigen Menschen erscheinen, in der das Menschsein ganz am Ziel seiner selbst sein wird.


Ist die dritte Ordnung [=die Ordnung des unendlich Komplexen] nicht notwendigerweise auch ein Bestandteil der guten Schöpfung GOTTES?

Unterstützt Ratzinger durch seine positive Erwähnung der Arbeiten von TdC die »Ich-Erweiterung« in die Noosphäre hinein, d.h. Übersteigerung des eigenen »Ich« ohne Verlust des bestehenden »Ich«?

Inwieweit ist dieser Zustand innerhalb der katholischen Kirche (schon) erreicht?
Oder: Gilt es ihn anzustreben?

GsJC
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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Kardinal Ratzinger hat auch im Vorjahr bei einer Ansprache über die Theologie der Enzykliken Johannes Pauls II. den Theologen Teilhard de Chardin durchaus würdigend zitiert. Wer die Sprache des Vatikans kennt, weiß, was das bedeutet...
Kardinal Ratzinger hat geschrieben:"Anthropozentrik ist beim Papst zugleich Christozentrik und umgekehrt. Gegenüber der Meinung, was der Mensch sei, könne nur aus den primitiven Formen des Menschseins sozusagen von unten her erklärt werden, ist der Papst der Überzeugung, dass das, was der Mensch ist, nur vom vollkommenen Menschen her erfaßt werden kann und daß von dort her der Weg des Menschseins zu erkennen ist. Er hätte sich dafür auf Teilhard de Chardin berufen können, der einmal so formuliert hat: »Die wissenschaftliche Lösung des menschlichen Problems bietet keineswegs ausschließlich das ausschließliche Studium der Fossilien, sondern eine aufmerksame Betrachtung der Eigenschaften und Möglichkeiten des Menschen von heute, die den Menschen von morgen bestimmen werden.« Johannes Paul II. geht freilich über diese Diagnose hinaus: Wer der Mensch ist, können wir letztlich nur an dem ablesen, der [...] Gottes eigener Sohn ist ..."
Quelle: http://www.vatican.va/roman_curia/congr ... no_ge.html

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Zum Thema Evolution:
Joahannes Paul II. hat geschrieben:"Um den Bereich ihrer Zuständigkeit klar abzugrenzen, müssen Exegeten und Theologen sich über die Ergebnisse, zu denen die Naturwissenschaften gelangen, auf dem laufenden halten. [...] Heute [...] geben neue Erkenntnisse dazu Anlaß, in der Evolutionstheorie mehr als eine Hypothese zu sehen. Es ist in der Tat bemerkenswert, daß diese Theorie nach einer Reihe von Entdeckungen in unterschiedlichen Wissensgebieten immer mehr von der Forschung akzeptiert wurde. Ein solches unbeabsichtigtes und nicht gesteuertes Übereinstimmen von Forschungsergebnissen stellt schon an sich ein bedeutsames Argument zugunsten dieser Theorien dar..."
Aus: Johannes Paul II., Christliches Menschenbild und moderne Evolutionstheorien (Ansprache), Rom 1996
Der Papst spricht hier auch die Schwierigkieten zwischen Evolutionstheorie und Bibel/ traditioneller Dogmatik an.
Quelle: http://www.stjosef.at/dokumente/evolutio.htm

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

»O felix culpa, quae talem ac tantum meruit habere Redemptorem.«
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Raphael

Beitrag von Raphael »

O vere beata nox,
quae sola meruit scire tempus et horam,
in qua Christus ab inferis resurrexit!

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Ich kann's auch singen!
Aber vielleicht will auch noch jemand direkt ewtad zum Thema sagen?

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ roncalli
roncalli hat geschrieben:Ich kann's auch singen!
Aber vielleicht will auch noch jemand direkt ewtad zum Thema sagen?
Ich befürchte, daß Robert der Ansicht ist, jeder, der sich mit der Theologie des TdC beschäftigt, notwendigerweise vom Glauben an die Auferstehung Christi abrückt. :(

Dies wäre auch insofern nachvollziehbar, wenn man die Inkarnation des LOGOS hin zu einem «kosmischen CHRISTUS» umdeuten würde, auf den hin sich das gesamte Universum entwickeln sollte. :nein:

Diese Umdeutung kann ich jedoch bei Ratzinger nicht finden und von mir weiß ich, daß ich sie nicht vertrete.

GsJC
Raphael

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Raphael hat geschrieben: Ich befürchte, daß Robert der Ansicht ist, jeder, der sich mit der Theologie des TdC beschäftigt, notwendigerweise vom Glauben an die Auferstehung Christi abrückt. :(
Hast du vielleicht Angst vor Robert?

Kardinal Ratzinger würde nie einen Thelogen zustimmend zitieren, von dem er annimmt, er hätte die Auferstehung geleugnet.
Es ist schon lange her, dass ich Teilhard de Chardin gelesen habe, aber an eine Leugnung der Auferstehung kann ich mich nicht erinnern. Hier müsste ein eventueller "Ankläger" den Beweis erbringen.

Teilhards Gedanken zu "Evolution", "Jüngster Tag", "Materialität der Auferstehung" werden von Joseph Ratzinger (mit Johann Auer in: Kleine Katholische Dogmatik IX, 1977, S. 158f) ausdrücklich aufgeriffen und zustimmend wiedergegeben:
Joseph Ratzinger hat geschrieben:"Jüngster Tag", "Ende der Welt", "Auferstehung des Fleisches" wären dann Chiffren für das Zu-Ende-Kommen diese Prozesses, das wieder nur von außen her, durch das qualitativ Neue und andere geschehen kann und doch darin der innersten "Drift" des kosmishen Seins entspricht. Es würde bedeuten, daß die Suche des werdenden Seins nach Einheit zu dem von ihm selbst nicht zu schaffenden und doch von ihm immer angestrebten Ziel kommt, zur Einbegreifung von allem in alles, in der jedes ganz es selber wird gerade dadurch, daß es ganz im anderen ist. Solche Einbegreifung würde dann heißen, daß Materie ganz und gar neu und definitiv dem Geist zu eigen ist und dieser ganz eins mit der Materie sein wird; jenes Allkosmisch-Sein, welches der Tod eröffnet, würde dann zu universalem Austausch, universaler Offenheit und so zur Überwindung aller Entfremdung führen: Erst wo solche Einheit der Schöpfung ist, kann gelten, daß "Gott alles in allem" ist (1 Kor 15,28 ) [...] Halten wir als Ergebnis fest: es gibt keine Vorstellbarkeit der neuen Welt. Es gibt auch keinerlei irgendwie konkretisierbaren und in die Vorstellung reichenden Aussagen über die Art des Materiebezuges der Menschen in der neuen Welt und über den "Auferstehungsleib". Aber es gibt die Gewißheit, daß die Dynamik des Kosmos auf ein Ziel zuführt, auf eine Situation, in der Materie und Geist einander neu und endgültig zugeeignet sein werden.

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ roncalli
roncalli hat geschrieben:Hast du vielleicht Angst vor Robert?
Du machst Witze ...... :D :D :D
roncalli hat geschrieben:Kardinal Ratzinger würde nie einen Thelogen zustimmend zitieren, von dem er annimmt, er hätte die Auferstehung geleugnet.
Es ist schon lange her, dass ich Teilhard de Chardin gelesen habe, aber an eine Leugnung der Auferstehung kann ich mich nicht erinnern. Hier müsste ein eventueller "Ankläger" den Beweis erbringen.
TdC ist sicherlich ein umstrittener Theologe, mehr noch zu seiner Zeit als zur jetzigen Zeit. Beispielsweise hat sein Zeitgenosse Dietrich von Hildebrandt, den ich aus mehreren Gründen sehr schätze, TdC vorgeworfen, daß dieser in seinen Arbeiten den Boden des katholischen Glaubens verlassen habe.
Man befindet sich also in einem gewissen Zwiespalt: Einerseits wurde zu seiner Zeit gegen TdC ein befristetes Lehrverbot verhängt, was schon eine erhebliche kirchliche Sanktion darstellt, andererseits erklärt der heutige Präfekt der Glaubenskongregation TdC zu einem rechtgläubigen Theologen. Was ist nun richtig? :kratz:

Hüten muß man sich aus meiner Sicht vor einer zu optimistischen Einschätzung der Theologie von TdC, sozusagen als die moderne Ausgabe des «Steins der Weisen». Was ich an der Theologie von TdC allerdings sehr schätze, ist der offene Zugang auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse, eben dieser Versuch der Verbindung von Natur und Übernatur.

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Raphael

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Raphael hat geschrieben: Was ich an der Theologie von TdC allerdings sehr schätze, ist der offene Zugang auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse, eben dieser Versuch der Verbindung von Natur und Übernatur.
Ja, das hat mich in meiner Jugend - ich war begeistert von den Naturwissenschaften - auch so angesprochen. Damals war Teilhard schon rehabilitiert, und ein junger Priester gab mir eines seiner Bücher. Unser Biologie-Lehrer schätze Teilhard auch. Alle Hypothesen T's haben mich allerdings auch damals nicht überzeugt (habe vermutlich auch viele nicht richtig verstanden). Für mich war nie ein einzelner Theologe der "Meister". Theologen können Verständnishilfen bieten, aber nicht den Glauben.
Dietrich von Hildebrandt , von meinem stockkonservativen Griechischlehrer im Gymnasium ständig zitiert, hat mir nie zugesagt. Er galt für mich - vieleicht zu Unrecht - als Reaktionär. Hieß nicht eines seiner Bücher "Das trojanische Pferd in der Kirche" oder so ähnlich?

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ roncalli
roncalli hat geschrieben:Dietrich von Hildebrandt , von meinem stockkonservativen Griechischlehrer im Gymnasium ständig zitiert, hat mir nie zugesagt. Er galt für mich - vieleicht zu Unrecht - als Reaktionär. Hieß nicht eines seiner Bücher "Das trojanische Pferd in der Kirche" oder so ähnlich?
Den Vorwurf möchte ich auf DvH nicht so sitzen lassen! :nein:
Er hatte schon sehr frühzeitig (Anfang der 20-er Jahre des 20. Jahrhunderts) die zerstörerische Wirkung der Nazi-Ideologie erkannt. Ich vermute, dies liegt wesentlich an der gründlichen phänomenologischen Schulung bei Husserl und an seiner Konversion zur katholischen Kirche am 11.4.1914. In den 30-er Jahren hat er dann versucht, von Wien aus mit der Zeitschrift «Der christliche Ständestaat» ein gesellschaftspolitisches Gegenmodell zur Nazi-Ideologie zu verbreiten.
Nicht zuletzt hat er als einer der wenigen deutschen Intellektuellen katholischen Glaubens die Enzyklika "Humanae Vitae" in vollem Umfang verteidigt.
Im BBKL steht folgendes: Quelle!
Dies sollte als Off-Topic-Anmerkung aber auch reichen. ;)

GsJC
Raphael

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Raphael hat geschrieben: Den Vorwurf möchte ich auf DvH nicht so sitzen lassen! ...
In den 30-er Jahren hat er dann versucht, von Wien aus mit der Zeitschrift «Der christliche Ständestaat» ein gesellschaftspolitisches Gegenmodell zur Nazi-Ideologie zu verbreiten.
Das mit dem "christlichen Ständestaat" wurde in Österreich ja dann tatsächlich probiert und ging bekanntlich schrecklich schief. Es hat das Verhältnis Kirche - Arbeiterschaft durch Jahrzehnte vergiftet, bis Kardinal König kam. Vielleicht ist DvH auch deshalb bei Österreichs Katholiken nicht so besonders beliebt...
Dass er gegen die Nazis auftrat, ehrt ihn, aber das taten manche derer, die er bekämpfte, auch.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raphael hat geschrieben:»Ich befürchte, daß Robert der Ansicht ist, jeder, der sich mit der Theologie des TdC beschäftigt, notwendigerweise vom Glauben an die Auferstehung Christi abrückt«
Es ging mir eher um den Hinweis, daß in der teilhardschen Evolution die felix culpa keinen Platz hat.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:»Ich befürchte, daß Robert der Ansicht ist, jeder, der sich mit der Theologie des TdC beschäftigt, notwendigerweise vom Glauben an die Auferstehung Christi abrückt«
Es ging mir eher um den Hinweis, daß in der teilhardschen Evolution die felix culpa keinen Platz hat.
Sicher keinen Platz? Teilhard hat eine Studie über die Erbsünde geschrieben (um 1925?) Ich habe sie allerdings nie gelesen. (Ratzinger vermutlich schon.)

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